Das Leben ist kein Fließbandjob

Bei vielen Menschen ist es schlicht nicht vorgesehen, sich zu entscheiden, welche Art von Leben man leben möchte. Stattdessen wird blind übernommen, was man so macht und was landläufig als „normales Verhalten“ gilt. „Normal“ deshalb, weil sich die Mehrheit so verhält. In diesen Kreisen gilt Mark Twain mit seiner Aussage „Wenn du feststellst, dass du zur Mehrheit gehörst, ist es an der Zeit, deinen Standpunkt zu überdenken“ als schwer gestört. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer sich für diesen Weg entscheidet, dem winken Bestätigung und Zuspruch der breiten Menge. Anja Förster und Peter Kreuz warnen: „Dieses Streben nach Sicherheit hat einen Preis: Initiative, Mut, Risikobereitschaft und Selbstbestimmung bleiben auf der Strecke.“ Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Selbstvermesser wollen ihren Körper total kontrollieren

Der anspruchsvolle Vermesser des eigenen Selbst wird in aller Regel von seinem hohen Kontrollbedürfnis angetrieben. Den allgegenwärtigen Ungewissheiten setzt der Selbstvermesser sein Verlangen nach Körperkontrolle entgegen. Ernst-Dieter Lantermann fügt hinzu: „Was er kontrollieren kann, wird für ihn zu einem Ort verlässlicher Gewissheit, was sich seiner Kontrolle entzieht, zu einem Ort gefährlicher Ungewissheiten.“ Der Selbstvermesser schwört auf eine Strategie der Reduktion seiner Unsicherheit, die in der Forschung als „Kontrollmaximierung“ bekannt ist. Hintergrund dieser Strategie ist die Überzeugung, dass die irritierenden Unsicherheiten, die ein Leben in diesen Zeiten prägen, nur durch eine maximale Kontrolle ihrer Ursachen, Verläufe und Konsequenzen beherrscht und schließlich in Orte neuer Gewissheiten verwandelt werden können. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Sicherheit ist ein fundamentales menschliches Bedürfnis

Wenn man in den allgemeinen Unsicherheiten eine vielversprechende Möglichkeit erkennt, seinen Bedürfnissen und Überzeugungen nachzugehen, dann sieht man sich im besten Sinne herausgefordert, fühlt sich wohl, ganz mit sich einverstanden und manchmal auch euphorisch. Erst-Dieter Lantermann ergänzt: „Unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl wachsen an diesen Herausforderungen, da wir uns selbst und anderen beweisen, dass wir aus eigener Kraft auch in dieser unsicheren Welt unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.“ Erlebt man die Unsicherheiten der eigenen Lebensverhältnisse hingegen als eine Gefährdung der eigenen Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen, nimmt man diese Unsicherheit als einen bedrohlichen Angriff auf seine Selbstwertschätzung und Selbstwertgefühl wahr und wird alles unternehmen, um sich gegen diesen Angriff zu wehren. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Freiheit allein macht die Menschen nicht glücklich

Die äußere Freiheit eines Menschen sind seine Wahlmöglichkeiten in Aspekten wie Bildung, Wohlstand und Lebensgestaltung. Die aber haben einen erstaunlich geringen Einfluss auf die generelle Lebenszufriedenheit. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Glück und Zufriedenheit steigen gerade dann, wenn Menschen ganz unabhängig von den äußeren Bedingungen das Gefühl haben, eigenverantwortlich zu handeln und frei zu entscheiden. Das stellt sich allerdings nur ein, wenn wir Überblick und Orientierung haben.“ Nun ist allerdings die Zahl der real existierenden Möglichkeiten in den letzten Jahren geradezu explodiert. Gleichzeitig hat sich auch die Menge der zur Verfügung stehenden Informationen gewaltig vergrößert. Vor einigen Jahrzehnten glaubten die Kommunikationswissenschaftler noch daran, dass Informationen Ungewissheit reduzieren. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Viele Menschen ziehen sich in kleine soziale Welten zurück

Wissenschaftler und öffentliche Medien berichten in jüngerer Zeit über eine offensichtlich zunehmende Tendenz in der Bevölkerung, sich von der heutigen Gesellschaft ganz bewusst abzuwenden und stattdessen in Heil in „kleinen sozialen Welten“ zu suchen. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Die freiwillige Selbstabschließung, der entschlossene Rückzug in eine übersichtliche Lebenswelt gehört zu den typischen Antworten auf die allerorts spürbaren Verunsicherungen, mit denen Menschen ihre Selbstsicherheiten zurückgewinnen möchten.“ Die Orte und Strategien, die Menschen wählen, und die persönlichen und materiellen Hintergründe, die sie zum Rückzug in eine vom Rest der Gesellschaft abgeschirmte Welt veranlassen, können sehr unterschiedlich sein. Ein Beispiel ist die vom Schweizer Bestsellerautor Rolf Dobelli empfohlene „Nachrichtendiät“, also die Weigerung, sich überhaupt noch mit politischen und sozialen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch Individualisierung aus

Der Prozess der Modernisierung hat zu einer grundlegenden Öffnung der Gesellschaft für neue, Lebens- und Ordnungsentwürfe geführt. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Überkommene Traditionen und Gewissheiten werden infrage gestellt und büßen ihre Verbindlichkeit ein, die Offenheit für alternative, selbstbestimmte Lebensentwürfe jenseits traditioneller Bahnen durchzieht sämtliche Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens.“ Jeder Einzelne kann und muss sich für seinen Lebensweg selbst entscheiden. Der berühmte deutsche Soziologe Ulrich Beck hat für diese Entwicklung den Begriff „Individualisierung“ geprägt. Nach welchen Vorstellungen ein Mensch sein Leben gestalten, welche Lebensweise er für angemessen oder falsch hält, welche Ziele er verfolgt, welchen Vorlieben er nachgeht oder welche Abneigungen er pflegt, liegt immer mehr auch in seinen eigenen Händen, in seiner eigenen Verantwortung. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Immer mehr Bürger radikalisieren sich in ihrer Lebensführung

Der Sozialpsychologe Ernst-Dieter Lantermann benennt in seinem neuen Buch „Die radikalisierte Gesellschaft“ Ursachen und Handlungsmotive der Selbstverschließung vieler Menschen gegenüber allem Neuen und weist auf jene inneren Ressourcen hin, die einem Menschen hilft, nicht den Versuchungen radikaler und fanatischer Haltungen zu erliegen. Das Verschwinden von Gewissheiten ist ein Kennzeichen der Gegenwart. Viele Menschen fühlen sich von dem rasanten Tempo der gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen überfordert. Ihr Selbstwertgefühl leidet unter der Prekarisierung ihrer Lebensverhältnisse, für die sie ja selbst, so suggeriert der Zeitgeist, verantwortlich sind. Die Antwort vieler Bürger auf die wachsende Unsicherheit ist eine Radikalisierung ihrer Lebensführung. Ernst-Dieter Lantermann nennt Beispiele: Den Fremdenfeind, der alle Probleme dieser Welt aus der massenhaften Ankunft von Flüchtlingen herleitet. Den Fitnesstreibenden, der sich distanzlos allen digitalen Neuerungen der Selbstkontrolle unterwirft. Den Sicherheitsfanatiker oder den fanatischen Nostalgiker. Sie eint aus psychologischer Sicht mehr, als ihnen bewusst ist.

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Bertrand Russell stellt die moderne Ungewissheit an den Pranger

Bertrand Russell vertritt die These, dass es in der Weltgeschichte vier Arten von Zeitaltern gegeben hat. Epochen, in denen alle dachten, sie wüssten alles, Zeitalter, in denen niemand dachte, er wüsste etwas, Zeiten in denen kluge Leute dachten, sie wüssten viel, und dumme Leute, sie wüssten wenig, und Zeitalter, in denen dumme Leute dachten, sie wüssten viel, und kluge, sie wüssten wenig. Bertrand Russel fügt hinzu: „Die erste Art von Zeitalter zeichnet sich durch Stabilität aus, die zweite durch langsamen Verfall, die dritte durch Fortschritt, die vierte durch Katastrophen.“ Alle primitiven Epochen sind von der ersten Sorte, da niemand an der Stammesreligion, an der Weisheit alter Bräuche oder am Nutzen des Erntezaubers zweifelt. Deshalb sind alle glücklich, solange es keinen fassbaren Grund, als Beispiel nennt Bertrand Russell eine Hungersnot, zum Unglücklichsein gibt.

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Der Wille zur Wahrhaftigkeit prägt die intellektuelle Redlichkeit

In dem Maße, in dem die menschliche Würde durch den Willen zur Wahrhaftigkeit bestimmt wird, hat sie mit einer Einstellung zu tun, die Peter Bieri intellektuelle Redlichkeit nennt. Als Maxime formuliert lautet sie: „Man soll nicht vorgeben, Dinge zu wissen, die man nicht weiß und nicht wissen kann.“ Allerdings kann jeder viele Annahmen und Überlegungen aussprechen und zur Diskussion stellen. Selbst Vermutungen und Denkübungen, die auf wackligen Füßen stehen. Das ist für Peter Bieri nichts, was die intellektuelle Redlichkeit verbietet. Was sie nicht erlaubt, ist, dass man sie als Wissen ausgibt – als etwas, worauf man bauen kann. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Bertrand Russell überprüft den Wert der Philosophie

Wenn die Beschäftigung mit der Philosophie überhaupt einen Wert hat, dann kann er für Bertrand Russell nur indirekt zustande kommen, durch ihren Einfluss auf das Leben derer, die sich mit ihr beschäftigen. Dennoch sind die Güter des Geistes mindestens ebenso wichtig wie die materiellen Güter. Bertrand Russell stellt fest: „Der Wert der Philosophie ist ausschließlich unter den Gütern des Geistes zu finden; und nur Menschen, denen diese Güter nicht gleichgültig sind, können davon überzeugt werden, dass die Beschäftigung mit der Philosophie keine Zeitverschwendung ist.“ Das Ziel aller Philosophie ist Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die Einheit und System in die Gesamtwissenschaften bring und die sich aus einer kritischen Überprüfung der Gründe für die Überzeugungen, Vorurteile und Meinungen der Menschen ergibt.

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Georg Pfau verrät die Erfolgsgeheimnisse des guten Flirtens

Das Hormon Testosteron ist für die Extrovertiertheit zuständig, es spielt bei der Sexualität eine große Rolle und macht sich ganz besonders bei der Anbahnung sexueller Kontakte bemerkbar. Flirten ist für Georg Pfau eine hocherotische Angelegenheit, wenn nicht die erotischste überhaupt, denn meistens sind die Beteiligten sich vorher noch nie begegnet. Georg Pfau erklärt: „Das ist das Terrain des Mannes, der Reiz des Neuen, Jagd pur, der Mann wirft seine Blicke in die Runde, trifft seine Wahl und entscheidet sich dann für die Eine, noch lange bevor sie das überhaupt erahnt.“ Es ist eine Frage von Zehntelsekunden und der Mann weiß, wo seine Chancen liegen, ohne natürlich auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, wie ein solcher Flirt dann enden wird. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

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Das Geschehen an den Finanmärkten bestimmt den Alltag

Wolfgang Hetzer vertritt die These, dass der Lauf der Dinge heutzutage maßgeblich durch das Geschehen an den Finanzmärkten bestimmt wird. Umso denkwürdiger ist seiner Meinung nach, dass die Logik der Ereignisse in diesem Bereich zum Teil höchst umstritten ist. Dies gipfelt in der Frage, ob sich auf den Schauplätzen der internationalen Finanzwirtschaft ein effizientes Zusammenspiel vernünftiger Akteure oder ein Spektakel reiner Unvernunft vollzieht. Wolfgang Hetzer fügt hinzu: „Es gilt jedenfalls nicht als ausgemacht, ob der beschworene kapitalistische Geist verlässlich und rational oder schlicht verrückt operiert.“ Selbst die Wirtschaftswissenschaft hilft auch nicht immer weiter, da sie völlig verschiedene und widersprüchliche Interpretationen bereithält, um die Stürme der Ereignisse im gegenwärtigen Finanzgeschäft zu erklären. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Tony Judt beschreibt die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg

Die beiden Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg waren ökonomisch, nicht politisch oder ideologisch für Tony Judt eine unglaublich optimistische Epoche. Dieses Selbstbewusstsein war in zweierlei Form zu beobachten. Erstens vertraten Neoklassische Ökonomen und ihre Anhänger die Ansicht, dass der Kapitalismus blühe und auch weiterhin wächst und sich unablässig erneuern werde. Zweitens gab es die nicht minder an der Zukunft orientierte Meinung, dass der Kapitalismus, ob prosperierend oder nicht, unter der Last der eigenen Probleme zusammenbrechen werde. Tony Judt erklärt: „Von ganz unterschiedlichen Punkten ausgehend, waren beide sozusagen vorwärtsgerichtete, überaus selbstgewisse Analysen.“ Der britische Historiker Tony Judt, geboren 1948, studierte in Cambridge und Paris und lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Seit 1995 war er Erich-Maria-Remarque-Professor für Europäische Studien in New York. Er starb 2010 in New York.

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Erich Fromm macht sich Gedanken über den Glauben

Wenn keine Hoffnung mehr besteht, ist für Erich Fromm das Leben tatsächlich oder potentiell zu Ende. Denn die Hoffnung ist ein dem Leben selbst innewohnendes Element. Sie ist Ausdruck der Dynamik des menschlichen Geistes. Laut Erich Fromm steht sie in engem Zusammenhang mit einem anderen Element des Lebens, nämlich mit dem Glauben. Erich Fromm definiert den Glauben wie folgt: „Glauben heißt, von etwas noch nicht Bewiesenem überzeugt zu sein, ist ein Wissen um die realen Möglichkeiten, bedeutet sozusagen einer „Schwangerschaft“ gewahr zu werden. Glaube ist dann rational, wenn es sich dabei um das Wissen um das Wirkliche, aber noch Ungeborene handelt. Er gründet sich auf ein Wissen und Verstehen, das unter die Oberfläche dringt und den Kern wahrnimmt.“

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Die Welt ist eine Unendlichkeit von Möglichkeiten

Die meisten Menschen glauben, die Angst sei bloß ein unangenehmes Gefühl, das man verhindern und ausschalten kann. Etwa durch den Kauf von Goldbarren, durch die Einnahme von Ernährungsergänzungsmittel oder durch eine Psychotherapie. Für die Philosophin Rebekka Reinhard ist die Angst aber viel mehr. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz. Durch sie erfährt das Individuum die Unbestimmtheit seines Schicksals. Sie folgt damit den Spuren des großen deutschen Philosophen Martin Heideggers, der die Angst eine Grundbefindlichkeit des Menschen genannt hat. In der Angst ist den Menschen unheimlich, da sie sich in einem Zustand des Nichts und des Nirgends befinden. Die alltägliche Vertrautheit ist verloren gegangen.

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Hans Blumenberg denkt über drei Wassermetaphern nach

Um mit den Ungewissheiten der Realität leben zu können, erschaffen sich die Menschen Bilder und Mythen, die ihnen Orientierung bieten, auch wenn sich ihr Wahrheitsgehalt kaum beweisen lässt. Der Philosoph Hans Blumenberg beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit bestimmten Metaphern, die als wegweisende Ideen dem Denken einen Halt geben, ohne es völlig einzuschränken. Metaphern bilden laut Hans Blumenberg den Unterbau der Ideengeschichte. Seit 1978 wollte er ein Buch über die drei Wassermetaphern Quellen, Ströme und Eisberge veröffentlichen. Der nahezu druckfertig ausgearbeitete Text, der sich in seinem Nachlass fand, ist jetzt zum ersten Mal im Suhrkamp Verlag unter dem Titel „Quellen, Ströme, Eisberge“ herausgegeben worden. Beim Lesen des Buches wird man feststellen, dass Wasser, auch als Metapher buchstäblich lebensnotwendig ist.

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Francis Bacon vergleicht die Wahrheit mit der Lüge

Die Lüge wird laut Francis Bacon nicht nur durch die Anstrengungen und Schwierigkeiten begünstigt, die Menschen zur Auffindung der Wahrheit auf sich nehmen müssen. Und auch nicht durch die Bürden, die ihnen die Wahrheit auferlegt, wenn sie endlich gefunden ist. Sondern es existiert seiner Meinung nach vielmehr eine natürliche, wenn auch verdorbene Liebe zur Lüge an und für sich. Francis Bacon erklärt: „Auch ich kann als Grund dafür lediglich angeben, dass die Wahrheit dem nackten und kalten Tageslichte gleicht und die Maskeraden und Mummereien und Triumphe der Welt nicht annähernd so prächtig und anmutig zu zeigen vermag wie das Kerzenlicht.“ Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der von 1561 bis 1626 lebte, trug mit seinen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus bei.

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Seneca empfielt den Menschen die Freude zu lernen

„Denn das Höchste hat schon erreicht, wer den Grund seiner Freude kennt und sein Glück nicht vom äußeren Einfluss abhängig gemacht hat“, sagt Seneca. Dagegen ist derjenige verstört und selbstunsicher, den die Hoffnung auf Ungewisses reizt, gleichgültig, ob das Erhoffte ganz nahe ist oder leicht zu erreichen, oder ob er noch überhaupt keine Enttäuschungen kennengelernt hat. Seneca rät den Menschen sich in ihrem Tun vor allem von einem bestimmen zu lassen: zu lernen sich zu freuen! Dabei kommt es darauf an, dass die Freude im eigenen Inneren lebendig ist. Alle anderen freudigen äußeren freudigen Anlässe können das Herz nicht füllen, da sie flüchtiger Natur sind.

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Paul ValéryPaul Valéry lobt die überragende Würde der Kunst

Paul Valéry vertritt die These, dass jedes Werk in sich ein Verlangen, ein Tun, ein Denkbild, einen Stoff  vereint. Diese Grundelemente pflegen eine Beziehung untereinander, oftmals so feingesponnen, dass ihre Darstellung nicht möglich ist. Er schreibt: „Ist dies der Fall, sind wir somit unvermögend, ein Gebilde durch etwas wie eine Formel zu vergegenwärtigen oder zu umreißen, die uns erlauben könnte, es als ein Ding zu begreifen, das man nach Willen erschaffen oder nacherschaffen könnte, dann nennen wir es ein Kunstwerk.“ Den Adel der Kunst sieht Paul Valéry in der Reinheit des Verlangens, aus dem sie hervorgeht, und die Ungewissheit des Künstlers über das Glücken seines Tuns.

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Für Robert Spaemann muss alles denkbar sein

Der katholische Philosoph Robert Spaemann ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass die Medien über ihn immer wieder berichteten, er sei päpstlicher als der Papst. Zuletzt hat er vehement für den Vatikan Partei ergriffen, als die katholische Kirche für ihren Umgang mit der Pius-Brüderschaft im Kreuzfeuer der Kritik stand. Parteinahmen wie diese haben Robert Spaemann immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, dass seine philosophischen Thesen nur ein Ausfluss seiner katholischen Glaubensüberzeugungen seien. Robert Spaemann bestreitet allerdings, dass der Katholizismus der Grund seines Denkens ist, sondern dass er ebenso wie sein Denken das Ergebnis einer bestimmten Art ist, die Welt anzuschauen.

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Griechenland braucht einen Schuldenerlass von 50%

Für den Ökonomen Thomas Straubhaar, Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) führt an einem Schuldenerlass für Griechenland kein Weg vorbei. Die einzigen Fragen, die noch offen bleiben sind, wann und in welcher Form das geschehen wird. Thomas Straubhaar glaubt, dass dieser radikale Schritt unumgänglich ist, da der Schuldenberg in Griechenland eine gigantische Höhe angenommen hat und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu schwach ist. Aber nicht nur Griechenland, auch für Portugal und Irland wird eine Umschuldung unvermeidlich sein. Thomas Straubhaar sagt: „Ohne einen Schuldenschnitt kommen auch sie nicht aus dem Teufelskreis: Wegen ihrer hohen Schulden gelten sie als unsolide, die Anleger fordern hohe Zinsen. Die gewaltige Zinslast aber macht alle Sparanstrengungen zunichte. Die Schulden wachsen weiter.“

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Rebekka Reinhard setzt auf die geistige Freiheit

Viele Menschen zeichnen sich laut Rebekka Reinhard durch ein übermäßiges Sicherheitsdenken, die Verliebtheit in das eigene Ich, einen moralischen Relativismus und Phantasielosigkeit aus. Sie sind darauf geeicht, jeglichen Irrtum als Zeitverschwendung und teuren Fehlschlag einzustufen. Sie haben verlernt, im Ungewissen zu bleiben, das Unvorhergesehene und Uneindeutige nicht nur auszuhalten, sondern auch neugierig zu bejahen. Trotz seiner vielfältigen Möglichkeiten schnell und sicher von einem Ort zu einem anderen zu gelangen und Expertenwissen nutzen zu können, sind die Menschen heutzutage bemerkenswert desorientiert. Rebekka Reinhard schreibt: „Allerdings nutzen wir die Desorientierung nicht wie Odysseus dazu, das Unbekannte zu erforschen und uns und unser Leben neu zu entdecken. Wir wissen ja oft nicht einmal, dass wir desorientiert sind.“

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Die Theorie der Lebenswelt des Hans Blumenberg

Für Hans Blumenberg existiert die Lebenswelt nicht als reale oder Alltagswelt, sondern als ein Universum, wie es wäre, wenn es in einer Welt keine offenen Fragen, keine unerfüllten Wünsche und keine ungewissen Thesen gäbe. Hans Blumenberg beweist in seiner Theorie der Lebenswelt, dass die Wissenschaft nichts anderes ist, als der Versuch, mit den Folgen der Auflösung einer alltäglichen, selbstverständlichen Lebenswelt fertig zu werden. Der Philosoph Hans Blumenberg, der von 1920 bis 1996 lebte, war Professor für Philosophie an der Universität Münster.

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Der moderne Mensch braucht Lebensberatung

In der heutigen Zeit wimmelt es laut Martin Seel vor nichts so sehr als von Therapeuten, die ihren Lesern mit erbaulichen Büchern zu einem besseren Leben verhelfen wollen. Martin Seel, der Professor für Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ist, verwendet als Beispiel das Buch „Glück kommt selten allein …“ von Eckart von Hirschhausen, das sich seit Wochen auf dem ersten Platz der Bestsellerliste des Spiegels befindet. Für Martin Seel ist das Buch ein kabarettistisch angehauchtes, mit der obligatorischen Gehirnforschung und anderen wissenschaftlichen Weisheiten garniertes sowie mit reichlich Bildern und Bildchen ausgestattetes Werk über nahezu alle Höhen und Tiefen des Themas.

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