Das Ausmaß des Unsinns in der Medizin ist niederschmetternd

Die Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser klagt an: „Patienten erleiden Schaden, weil sie nicht die bestmögliche Behandlung erhalten. Sie bekommen zu viel, zu wenig oder die falsche Therapie. Es ist fatal: Forschungsergebnisse führen in die Irre und dann werden Behandlungswege eingeschlagen, die sich als falsch herausstellen. Im schlimmste Fall werden nutzlose Medikamente eingesetzt oder unnötige Operationen durchgeführt.“ Das Ausmaß des Unsinns in der Medizin ist niederschmetternd: Eine Analyse im Fachmagazin „Lancet“ ergab 2014, dass 85 Prozent der finanziellen Mittel für biomedizinische Forschung Verschwendung sind. Ingrid Mühlhauser beklagt: „Diese Forschung ist wertlos, die Ergebnisse sind nicht nutzbar. Es werden die falschen Forschungsfragen gestellt, die Methodik ist nicht angemessen und die Ergebnisse werden entweder gar nicht oder nur unvollständig publiziert.“ Vertreter der evidenzbasierten Medizin stellen sich dieser Müll-Lawine in der Medizin entgegen und versuchen, in dem Wust von Tausenden Studien die besten Beweise für das zu finden, was Patienten am besten hilft.

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Die Novellen von Heinrich von Kleist sind dramatische Meisterwerke

Heinrich von Kleist (1777 – 1811) blieb wie Jean Paul auch ein Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit. Von der Familie für die Offizierslaufbahn auserkoren, entzog sich der sensible, musisch und literarisch interessierte Heinrich von Kleist schon sehr bald dem soldatischen Leben. Unterstützt vor allem von seiner Schwester Ulrike führt er ein ruheloses, von Selbstzweifeln zerrissenes Wanderleben, das er 1811 durch Selbstmord beendete, weil ihm, wie er in seinem Abschiedsbrief an die Schwester schrieb, „auf Erden nicht zu helfen war.“ Mit in den Tod nahm er die sich ihm freiwillig anschließende, schwer kranke Henriette Vogel. Der gemeinsame Tod erregte großes öffentliches Aufsehen und warf ein grelles Licht auf die schwierigen Existenzbedingungen von Schriftstellern jenseits der etablierten Lager. Die Stärke Heinrich von Kleists liegt vor allem auf dramatischem Gebiet.

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Die Freiheit von Naturzwängen ist heute weniger denn je gegeben

Zwei Dinge erwartete einer der Pioniere der neuzeitlichen Philosophie, René Descartes, von der von ihm mitbegründeten Naturforschung, und beide Dinge sind für die Freiheit relevant: ein müheloses Genießen der Früchte der Erde und eine Befreiung von unendlich vielen Krankheiten, sowohl des Körpers als auch der Seele. Otfried Höffe ergänzt: „Auch heute, bald 400 Jahre später, zeichnet sich selbst im wohlhabenden Westen weder ein müheloses Genießen noch eine Befreiung von unendliche vielen Krankheiten ab.“ Trotzdem kann man die glänzenden Erfolge einer noch immer wachsenden Naturforschung schwerlich bestreiten, weder für den Bereich der Arbeitserleichterung durch die Kunst der Ingenieure samt den neuen Informationstechniken noch für den Bereich von Gesundheit und verlängerter Lebenserwartung mit Hilfe von Medizin, Medizintechnik und Pharmazie. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Natur ist weder Feind noch Lehrmeister

Beim Thema „Natur“ prallen zwei Meinungen hart aufeinander. Für die einen gilt uneingeschränkt: „Macht euch die Erde untertan.“ Sie wollen den Pfad der Technik weiterbeschreiten und die Natur so vollständig wie möglich beherrschen. Bernward Gesang fügt hinzu: „Natur erleben sie vorrangig als eine Grenze. Eine Grenze unserer Freiheit und unseres Körpers, die uns Krankheiten und Tod bringt.“ Die Menschheit hat die Natur in der Geschichte der Zivilisation enorm verändert, und in der westlichen Welt, also da, wo der Mensch die Natur konsequent beherrscht, geht es fast jedem besser als je zuvor. Das ist das Fazit: Keiner muss mehr hungern, viele Seuchen sind verschwunden und die Lebenserwartung steigt stetig. Hat der Wohlstand die Menschen nicht glücklicher gemacht? Professor Dr. Bernward Gesang lehrt Philosophie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsethik in Mannheim.

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Scott Atran betreibt Forschung unter radikalen Islamisten

Den amerikanischen Anthropologen Scott Atran treibt schon seit Jahren die Frage um, warum Menschen ihr Leben für eine Sache opfern. Er hat durch seine Feldstudien herausgefunden, dass da weder Irre noch lebensmüde Nihilisten am Werk sind. Scott Atran erklärt: „In der Regel sind das ganz normale Leute. Etliche Studien haben schon nach auffälligen Merkmalen gesucht und nichts gefunden.“ Der erste Schlüssel zum Verständnis des Selbstopfers ist für Sott Atran, dass der Kampftrupp von den Kämpfern als eine fiktive Familie betrachtet wird. Menschen wie du und ich verwandeln sich in Fremdenlegionäre des Dschihad, in furiose Kämpfer, die den Tod nicht mehr scheuen. So verrückt dieser Opfermut sein mag – der Erfolg im Gefecht, so scheint es, gibt ihm recht. Scott Atran reist seit Jahren um die Welt und betreibt Forschung unter radikalen Islamisten und ihren Gegenspielern.

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Stress testet die eigenen psychischen Grenzen

Der Begriff Stress stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt die Belastungsgrenze von Materialien. Auch in der Psychologie ist die Bedeutung der Belastung zentral. Stress testet die eigenen psychischen Grenzen. Guy Bodenmann erklärt: „Während man in Zeiten normaler Belastung in der Regel eine größere Leistungsfähigkeit aufweist, ist diese in Zeiten von chronischem Stress niedriger, weil der Stress selbst Ressourcen beansprucht und entsprechend wenige Energie zur Verfügung steht. Stress führt beim Menschen wie bei Materialen zum Einbruch.“ Stress kann in verschiedenen Bereichen erlebt werden. In je mehr Bereichen man sich belastet fühlt, desto stärker wird im Allgemeinen das Stresserleben. Es kann aber auch sein, das man nur in einem Bereich Stress erfährt, doch diesen sehr intensiv empfindet, weil er eine große Relevanz aufweist. Guy Bodenmann ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich.

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Die Familie ist ein Nest mannigfacher Widersprüche

Im Titelthema des neuen Philosophie Magazins 01/2017 dreht sich alles um die liebe Familie und um die Frage ob sie eher Zuflucht oder doch nur noch eine Zumutung ist. Anhänger der traditionellen Familie sehen in ihr ein Refugium, einen wärmenden Schutzraum, ja ein Bollwerk in Zeiten des zunehmenden Leistungsdrucks. Für sie ist sie zudem ein Ort der Selbstvergewisserung, des Rückzugs und der Geborgenheit. Menschen, die der Familie eher kritisch gegenüberstehen, betrachten sie als Enge, Unfreiheit und als einen Nährboden für Neurosen, Traumata und tiefe Verletzungen. Für Chefredakteur Wolfram Eilenberger ist die Familie für die erdrückende Mehrheit der Menschen ein Nest mannigfacher Widersprüche, Zumutungen und konkreten Enttäuschungen: „Doch zeitlebens eben auch dies: ein Nest. Das heißt, ein Ort der Zuflucht, Geborgenheit, Eigentlichkeit.“

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Bodo Kirchhoff gewinnt den Deutschen Buchpreis 2016

Bodo Kirchhof wurde im Frankfurter Römer für seine Novelle „Widerfahrnis“ (FVA) mit dem Deutschen Buchpreis 2016 ausgezeichnet. Dieses Werk erzählt von zwei älteren Menschen, die sich kaum kennen und gemeinsam ihrem Leben und ihren Krisen davonfahren gen Süden und in Richtung einer späten Liebe. Doch plötzlich treffen die Flüchtlinge des Lebens in Sizilien auf echte Flüchtlinge, eine Begegnung von Ideen und Projektionen mit der Realität der Gegenwart. Für Bodo Kirchhoff ist dieser Preis mehr als nur die Auszeichnung dieses Buches: „Man hat das Buch, aber auch das, was ich vorher geschrieben habe, endlich einmal für sich gesehen und gewürdigt. Häufig hat meine Person dem Werk im Weg gestanden.“ Bodo Kirchhoff hat ein einem verhältnismäßig kurzem Zeitraum von wenigen Jahren drei Bücher geschrieben, die stark beachtet wurden.

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Nur der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstbestimmung

Das Wählen ist für den Menschen eine Pflichtaufgabe. Das hat der Philosoph Jean-Paul Sartre den „Zwang zur Freiheit“ genannt. Ein Mensch wählt immer, ob er sich nun dessen bewusst ist oder nicht. Reinhard K. Sprenger betont: „Aber das bewusste Wählen ist es gerade, dass der Wahl die Würde gibt. Echte Verantwortung erwächst also aus einer bewussten Wahlentscheidung.“ Ein Weiser sagt: „Wähle, was du tust, dann tust du immer, was du gewählt hast.“ Wer sich dagegen als Opfer der Umstände erlebt, macht andere verantwortlich, lebt nicht selbstbestimmt. Dann hat das Jammern kein Ende. Dann zahlt man den höchsten Preis, den man in diesem Leben zahlen kann: den Verlust der Selbstachtung. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Kunst und Leben stimmen nicht immer überein

Julian Schnabel (64) kam Ende der siebziger Jahre als einer der Hauptvertreter des Neoexpressionismus zu Ruhm. Zu seinem Markenzeichen wurden riesige Formate und die zerbrochenen Teller, Lastwagenplanen und Segel, auf die er malte. Ab Mitte der neunziger Jahre machte er als Filmregisseur Furore, mit „Basquiat“ (1996), „Before Night Falls“ (2000) und „Miral“ (2010). Für „Schmetterling und Taucherglocke“ (2007) wurde Julian Schnabel mit dem Golden Globe als bester Regisseur ausgezeichnet. Das Grundinteresse des New Yorker Malers liegt allerdings in der Erfahrung des Malens. Julian Schnabel erklärt: „ Ich mag die Beziehung, die ich mit Objekten und der Leinwand habe, und das Zusammenspiel der verschiedenen Materialien. Es öffnet mir eine Türe, durch die ich verschwinden kann. Ich kann durch meine Malerei auf irgendeine Weise verändert werden, und ich beziehe daraus etwas für mich.“

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Die Einsamkeit durchzieht das Leben wie eine Welle

Es existiert kein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit. Aber wenn es eins gäbe, dann vielleicht Heimat. Immer mehr Menschen verbringen mehr Zeit mit ihrem Handy als mit ihrer Familie. An einem Fleck bleiben, einen Job in derselben Firma, Jubiläen im Kreise der Familie, Freunde, Vereinskumpel zu feiner, das gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht in den großen Städten. Hinzu kommt die Digitalisierung des Lebens, die Hinwendung zum Smartphone, zum Chat, zu Instagram und Facebook. Abends allein auf dem Sofa statt im Gespräch in der Kneipe, mit Menschen aus Fleisch und Blut, die einem gegenübersitzen, die man anfassen, anlächeln oder auch mal anschreien kann. Vor zwei Jahren tauchte im Netz das Video „Look Up“ auf. Es erzählt von einer Gesellschaft, die einander nicht mehr in die Augen schaut, sondern nur noch auf den Bildschirm.

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Nur durch die Kultur lässt sich das Dasein ertragen

Der amerikanische Psychologe Sheldon Solomon hat sich fast sein ganzes Berufsleben lang mit der Angst vor dem Tod beschäftigt. Er hat erforscht, wie die Furcht vor dem Tod das menschliche Leben bestimmt. Das Großhirn erlaubt es den Menschen, abstrakt und symbolisch zu denken, aber zugleich ist es auch fähig zu begreifen, dass das Leben der Menschen endlich ist, wie dasjenige aller Lebewesen. Das erzeugt einen tiefen, lähmenden Schrecken. Jeder muss damit leben. Wie das gelingen kann, hat der Kulturanthropologe Ernest Becker beschrieben: „Um die Last des Daseins ertragen zu können, verankern wir uns in einem Glaubenssystem, das wir Kultur nennen. Kultur gibt unserem Leben einen Sinn, sie gibt uns einen Wert – und zwar, indem sie uns eine Vision von Unsterblichkeit liefert.“

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Massenmörder ist heutzutage eine Karriere geworden

„Sinnlose“ Massenmorde gehören zu den großen Gesten in den Konsumgesellschaften des 21. Jahrhunderts. Wolfgang Schmidbauer stellt fest: „Sie werden zunehmen und uns bedrohen, bis wir ein wirksames Gegenmittel finden.“ Die meisten gewissenhaften Selbstbeobachter werden zugeben, dass ihnen Mordimpulse nicht gänzlich fremd sind. Massenmörder ist heutzutage eine Karriere geworden. Die meisten Täter schaffen sich durch die Tat aus der physischen Welt, hoffen aber auf unsterblichen Ruhm. Diese Formen des Massenmords sind wie eine Seuche. Sie breitet sich aus. Wenn wir eine Kurve der Zahlen von Tätern und Opfern zeichnen könnten, sie würde steil ansteigen. Wo die Suche nach den Wurzeln der Tat etwas tiefer graben kann, entdeckt sie den Zusammenprall von Krisen des Selbstwertgefühls mit dem als erlösend und ruhmreich imaginierten Endpunkt des Massenmordes.

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Vierzig Prozent aller Männer waren ihren Frauen schon untreu

In praktisch allen Beziehungen gibt es Affären. Rund 25 Prozent aller Frauen und 40 Prozent aller Männer sind ihrem Partner schon untreu gewesen. Besonders der Arbeitsplatz und das Internet schaffen Gelegenheit für Freundschaften, die sich langsam und unaufhaltsam zu Liebesaffären entwickeln. Das Buch „Die Psychologie“ von Shirley P. Glass und Koautorin Jean Coppock Staeheli ist ein Ratgeber für alle, die einen Seitensprung oder Ehebruch hinter sich haben, die wissen wollen, wie sie einem Seitensprung keine Chance geben, die ihre Beziehung wieder kitten wollen, die ihren Partner verlassen haben oder verlassen wurden oder die der Grund waren, warum der neue Partner seine alte Beziehung aufgegeben hat. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Die Freiheit erschreckt viele Menschen zu Tode

Die Freiheit ist ein wundersames Ding. Die meisten Menschen sehnen sich danach, schätzen sie als höchstes Gut. Gleichzeitig aber erschreckt sie viele zu Tode. Weil aus ihr auch Schuld resultiert. Reinhard K. Sprenger schaut sich beispielsweise an, wie in modernen Gesellschaften Verbrechen reflektiert werden: „Der Bildungsbürger führt sie auf die Gräuel desolater Familienverhältnisse, auf seelische Defekte und soziale Missstände zurück. Da müsse man ja geradezu zwangsläufig kriminell werden!“ So werden die Dinge allerdings ins Gegenteil verkehrt – aus Tätern werden Opfer. Sie sind von vornherein unmündige Personen; ihr Rechtsbruch insofern verstehbar, ein Unfall. Der Unhold gehört dann in die Gesellschaft der Kranken, Armen und Ausgestoßenen, denen fürsorglich und therapeutisch zu begegnen ist. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Die Welt existiert als Wille und Vorstellung

Das Leben ist voller Leiden, und es wäre besser, nicht geboren worden zu sein. Nur wenige Menschen haben eine so pessimistische Weltsicht wie Arthur Schopenhauer (1788 – 1860). Seiner Meinung nach sind die Menschen alle in einem Teufelskreis gefangen, in dem sie Dinge wollen, sie bekommen, nur umso gleich wieder neue Dinge zu wollen. Dies setzt sich bis zum Tod fort. Nigel Warburton ergänzt: „Wir sind nie zufrieden, hören nie auf, nach mehr zu verlangen, als wir besitzen. Das ist in der Tat alles sehr deprimierend.“ Aber Arthur Schopenhauers Philosophie ist nicht ganz so düster wie sie klingt. Er dachte, wenn man lediglich das wahre Wesen der Wirklichkeit erkennen würde, käme es zu ganz anderen Verhaltensweisen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Ein gelingendes Leben ist ein urpersönliches Projekt

Ein gelingendes Leben führt ein Mensch, der nicht trickst und manipuliert, sondern der redlich versucht, seinen eigenen Fähigkeiten gemäß zu leben. Jeder Mensch hat ganz bestimmte Eigenschaften, über die kein anderer von sieben Milliarden Menschen genau so verfügt, und wenn er glücklich werden will, muss er versuchen, sich selbst zu erkennen, seine Bestimmung und damit seine ganz spezielle Chance im Leben wahrzunehmen. Manfred Lütz betont: „Nicht die Ziele, die andere einem Menschen von außen einreden, werden ihn glücklich machen, Glück kommt von innen, aus Selbsterkenntnis und Gelassenheit.“ Eine Psychologie des Gelingens nutzt die Erkenntnisse modernen Psychotherapie, die nicht mehr bloß die Defizite eines Patienten in den Blick nimmt und auch nicht unermüdlich die Frage nach dem Warum umkreist. Der Psychiater Manfred Lütz leitet in Köln eine Klinik für psychisch Kranke.

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John Locke prangert die Missstände seiner Zeit an

Der englische Philosoph John Locke, der von 1632 bis 1704 lebte, hatte wie zahlreiche andere Philosophen auch, viele Interessensgebiete. Nigel Warburton erklärt: „Er war begeistert von den revolutionären Entdeckungen seiner Freunde Robert Boyle und Isaac Newton auf dem Gebiet der Chemie, Physik und Mathematik, er engagierte sich politisch und verfasste auch Schriften über Erziehung.“ Außerdem wandte er sich in seinen Werken gegen die Missstände seiner Zeit. Er verteidigte die religiöse Toleranz oder argumentierte, dass der Versuch, Menschen durch Folter dazu zu zwingen, ihren Glauben zu wechseln, absurd sei. Darüber hinaus vertrat er die Ansicht, dass Menschen ein gottgegebenes Recht auf Leben, Freiheit, Glück und Besitz haben. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Renaissance hat ihren Ursprung in Italien

Die Renaissance war eine neuartige kulturelle Erscheinung, die zahlreiche bis in die Gegenwart nachwirkende künstlerische und wissenschaftliche Impulse hervorbrachte. Die Zeitgenossen bezeichneten sie als „rinascita“, mit einem italienischen Begriff, den die französische und deutsche Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert den inzwischen geläufigeren der „Renaissance“ ersetzten. Beide Begriffe bedeuten „Wiedergeburt“. Die Antike sollte der Renaissance als Vorbild dienen. Die Renaissance hat ihre Ursprünge in Italien, also in einem Land, indem zahlreiche Überreste der römischen Antike vorhanden waren und die Erinnerung an diese gespeist hatten. Die Anfänge der Renaissance werden von der neueren Forschung überwiegend in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutet. Nach 1250, dem Todesjahr Kaiser Friedrich II. beziehungsweise nach dem Ende der Stauferzeit mit dem Jahr 1254 entstand in Italien ein politisches Machtvakuum.

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David Hume stellt die Existenz Gottes infrage

Der schottische Philosoph David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, stellte in seinem Werk „Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ aus dem Jahr 1748 die Existenz Gottes infrage. Er schrieb, es sei ziemlich unvernünftig, jahrhundertealten Zeugenberichten über Wunder Glauben zu schenken. Auf die Frage, ob das Gestaltungsargument die Existenz Gottes beweist, antwortet David Hume mit nein. Nigel Warburton erklärt: „Das Gestaltungsargument begründet auf der Tatsache, dass die Welt den Anschein erweckt, nach einem Plan entstanden zu sein.“ Aber David Hume wendet ein, dass aus der Vermutung, sie sei gemäß einem Plan geschaffen worden, nicht folgert, dass es tatsächlich so ist. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Der Weise fürchtet weder die Menschen noch die Götter

Laut Seneca unterscheidet die törichte Habsucht der Menschen zwischen Besitz und Eigentum und zählt den öffentlichen Besitz nicht zum persönlichen Eigentum. Der Weise dagegen betrachtet gerade dies als den ureigensten Besitz, was er mit der gesamten Menschheit gemeinsam hat. Seneca erklärt: „Denn Gemeingut, das in seinen Teilen nicht auch jedem einzelnen gehörte, wäre auch kein richtiges Gemeingut. Gemeinsamkeit stiftet auch das, was nur zum kleinsten Teil Gemeingut ist.“ Da die wahren und wesentlichen Güter seiner Meinung nach nicht so verteilt sind, dass für die einzelnen auch nur ein winziger Bruchteil abfällt, gehört jedem einzelnen das Ganze. Zum Beispiel gehöre Frieden und Freiheit voll und ganz sowohl allen wie jedem einzelnen.

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Das Nibelungenlied setzt sich aus zwei Liedfabeln zusammen

Das Nibelungenlied ist im Zeitraum der staufischen Literaturepoche das einzige Heldenepos geblieben, das erhalten wurde. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert sind drei Dutzend Handschriften bekannt. Wahrscheinlich ist das Nibelungenlied zwischen 1200 und 1210 entstanden. Der unbekannte Dichter war vielleicht zwischen Passau und Wien beheimatet. Er hat dem Nibelungenlied sein ritterlich-höfisches Gepräge gegeben und gleichzeitig zu einer Sprache gefunden, die sein höfisches Publikum mitreißen musste. Nicht nur der ungewöhnliche Stoff, deren heidnisch-germanischen Grundzüge immer wieder unter der ritterlichen Patina durchbrechen, sondern vor allem dessen Bändigung in einer schmucklos-klaren, selbstbewussten Strophik muss einen exotischen Reiz ausgeübt haben. Das Nebeneinander älterer und jüngerer Schichten ist für das Nibelungenlied charakteristisch. Es ist allerdings nicht aus einem Guss einer einmaligen und energischen Bearbeitung.

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Das Sterben ist das Geschehenlassen schlechthin

Das Sterben und der Tod sind eine einzige Provokation! Allein der Umstand, dass jedem nichts so sicher ist wie der Tod, aber niemand eine Ahnung davon hat, was da auf einen zukommt, weil bisher ja immer nur die anderen gestorben sind, bringt nicht nur Kontrollfreaks in Rage. Vollends empört es manche Menschen, dass sie sich schon im Prozess des Sterbens aus der Hand geben und der Begleitung anderer anvertrauen müssen. Rupert M. Scheule fügt hinzu: „Grammatikalisch gesehen ist Sterben ein Tunwort. Was für ein Hohn! Sterben ist Geschehenlassen schlechthin.“ Allerdings bieten immer mehr Menschen der Zumutung der Passivität zunehmend Paroli. Überall in der westlichen Welt gibt es inzwischen Gesellschaften, die den Tod als Freiheitstat des Menschen propagieren. Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Freiheit und Liebe sind in der Kultur aufs Engste verwoben

„Romeo und Julia“ von William Shakespeare gilt als literarisches Fanal einer Liebe, die nichts zerbrechen kann: nicht der Straßenkrieg zweier Clans aus Verona, keine Verbannung, keine versuchte Zwangshochzeit und nicht einmal der Tod. Nach den Gesetzen der Literatur gibt der Tod ihrer Liebe nur etwas Endgültiges, er zerstört sie nicht. Romeo und Julia bleiben mit ihrer unsterblichen Liebe nicht allein, ihnen folgten Liebespaare im Theater, in Romanen und Filmen. Die Liebe der beiden setzt Maßstäbe dafür, was die meisten Menschen für eine gute Liebesgeschichte halten. Rupert M. Scheule erklärt: „Wir suchen die Liebe, die alle Ausdrucksweisen der Lebendigkeit noch einmal steigert, eine Liebe als Hingabe, die ohne Gegenrechnung erwidert wird; als Anziehung, die alles andere als zweitrangig erscheinen lässt.“ Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Deutschland muss sich wegen der Flüchtlinge neu erfinden

Die Herausforderungen sind gewaltig. Das Gleiche gilt allerdings auch für die Chancen. Über eine Million aufgenommene Flüchtlinge stellen Deutschland vor großen Fragen: der globalen Verantwortung, der nationalen Identität, der Zukunft einer offenen Gesellschaft. Im Titelthema „Was tun?“ beantworten im neunen Philosophie Magazin 02/2016 Februar/Marz 27 Philosophen die drängendsten Fragen. Für Chefredakteur Wolfgang Eilenberger markiert das Jahr 2015 das Ende der zentralen Lebenslüge einer ganzen europäischen Generation: „Ich sprechen von der Illusion eines Kerneuropas als eines mauerlosen Paradiesgartens in einer Welt des Elends.“ Die moralische Verpflichtung, Geflüchtete aufzunehmen kennt für Marc Crépon keine Grenzen. Denn man muss sich dabei zuallererst bewusst machen, dass die Zustimmung oder Ablehnung, sie aufzunehmen, in vielerlei Hinsicht der Macht über Leben und Tod gleichkommt. Seiner Meinung nach kommt der politische Wille, Geflüchtete zurückzuweisen und sie so der sicheren Gewalt auszuliefern, einer Billigung von Mord gleich.

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