Viele Menschen können zu einem richtig guten Leben kommen

In seinem neuen Buch „Warum nicht. Über die Möglichkeit des Unmöglichen“ stellt Uwe Böschemeyer folgende These auf: „In jedem von uns steckt so viel wartendes Leben, das darauf drängt, endlich leben zu dürfen!“ Für eine wahrhafte, sinnerfüllte und selbstbestimmte Existenz gibt es seiner Meinung nach zwei Voraussetzungen. Erstens müssen die Menschen begreifen, dass sie nicht auf Hilfe von außen warten dürfen, wenn sie ihr Leben verändern wollen. Und zweitens müssen sie erkennen, dass ihr Dasein nur von begrenzter Dauer ist. Uwe Böschemeyer gründete 1982 das Hamburger Institut für Existenzanalyse und Logotherapie. Er ist außerdem Direktor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeitsentwicklung und Autor zahlreicher Bücher wie zum Beispiel „Du bist viel mehr“ und „Machen Sie sich bitte frei“, die im Ecowin Verlag erschienen sind.

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Ulrich Greiner: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes“

Wann und warum sich Menschen schämen, ist davon abhängig, in welcher Kultur und in welcher Epoche sie leben. Wie sich mit den Normvorstellungen für das Gebotene und Erlaubte auch das Schamempfinden verändert hat, zeigt Ulrich Greiner in seinem Buch „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ anhand zahlreicher literarischer Werke von Heinrich von Kleist bis Botho Strauß. Denn die Scham ist eine der stärksten Antriebskräfte von Literatur. Wenn sich jemand schämt, begegnet er sich selbst. Und eine Selbstbegegnung ist eine der Voraussetzungen für Literatur. Ulrich Greiner behauptet: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes und der Peinlichkeitsfurcht.“ Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

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Aristoteles hat verschiedene Typen des Dialogs entwickelt

Es gibt siebzehn oder achtzehn Dialoge, die auf Aristoteles zurückgehen. Hellmut Flashar, der bis zu seiner Emeritierung Klassische Philologie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München lehrte, errechnet für die Dialoge des Aristoteles einen Umfang von etwa 1.000 Seiten im Format einer modernen Ausgabe. Das entspricht mehr als einem Drittel des Gesamtwerks von Platon, aber nur etwa zehn Prozent der aristotelischen Schriften. Aristoteles wollte nicht die Dialoge seines Lehrers Platon epigonal fortsetzen, sondern hat von Anfang an eine Aufsehen erregenden Neuerung eingeführt. Hellmut Flashar erklärt: „Er hat sich selber zum Dialogpartner gemacht – ein Zeichen hohen Selbstbewusstseins, mit dem er in der Akademie allein stand. Niemand ist dieser Neuerung gefolgt; erst 400 Jahre später hat Cicero sie aufgegriffen, der sich dafür ausdrücklich auf Aristoteles beruft.“

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Das Anderssein ist in der sozialen Wirklichkeit nicht erwünscht

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, wo die jungen, innovativen, aufbegehrenden, revolutionierenden Stimmen hingekommen sind, die heldenhaft ihr Ich gegen jede Vereinnahmung durch die Gesellschaft, die Medien und die Wirtschaft verteidigen. Der Soziologe Bernhard Heinzlmaier urteilt wie folgt über eine völlig angepasste Jugend: „Keine Mission, keine Vision, keine Revolution.“ Alles bewegt sich in der Mitte der Gesellschaft mit dem Mainstream. Wer woanders steht, weil er nicht mitkam oder nicht mitmachen will, gilt als verloren. Diese Verlorenen wieder mitzunehmen, in die Mitte zu führen und diese zu integrieren, ist dann auch das Einzige, was engagierte Pädagogen und Sozialarbeiter noch denken und wünschen können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Auch frühe Gesellschaften waren weder neutral noch gerecht

Yuval Noah Harari ist davon überzeugt, dass sich die Geschichte der Menschheit nach der landwirtschaftlichen Revolution nur noch um eine einzige Frage drehte: „Wie organisierten die Menschen ihr Zusammenleben in großen Gruppen, obwohl ihnen jeglicher biologischer Instinkt dazu abging.“ Die Antworten der Menschen waren die Schrift und die erfundenen Ordnungen. Diese beiden Errungenschaften schlossen die Lücke im menschlichen, biologischen Erbe. Doch die Einführung der Kooperation der Massen war nicht für allen Menschen ein Segen. Die Gesellschaften, die sich daraus entwickelten, waren nämlich weder neutral noch gerecht. Sie stellten Hierarchien auf und teilten die Menschen in Gruppen und Schichten ein. Einige wenige genossen Privilegien und Macht, während die große Masse diskriminiert und unterdrückt  wurde. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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In Deutschland herrscht eigentlich keine echte Demokratie mehr

Thomas Rietzschel vertritt in seinem neuen Buch „Die Geschäfte des politischen Kartells“ die provokative These, dass die Demokratie zum Kuhhandel verkomme. Die Parteien haben seiner Meinung nach das demokratische System ausgehöhlt und die Bürger ihre politischen Rechte gegen haltlose Wahlversprechungen eingetauscht. Thomas Rietzschel schreibt: „Abgehoben agiert eine politische Kaste, der es nur mehr um den Selbsterhalt geht. Keiner braucht dafür mehr Verantwortung zu übernehmen. Das Volk darf nur noch zuschauen und für den eventuellen Schaden aufkommen, den ahnungslose Politiker verursacht haben. Munter wird mit der Demokratie im freien Europa Schindluder getrieben. Viele Bürger beschleicht inzwischen die ungute Ahnung, sie könnten womöglich als Untertanen missbraucht werden. Dr. phil. Thomas Rietzschel war eineinhalb Jahrzehnte Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und lebt heute als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

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Eine eindeutige Schönheitsformel hat noch niemand gefunden

Die Titelgeschichte des neuen Philosophie Magazins Nr.03/2014 lautet „Was macht uns schön?“. Darin gehen die Autoren unter anderem der Frage nach, wonach wahre Schönheit verlangt. Da die Menschen heute in einer Zeit leben, in der sich alle Normen aufzulösen scheinen, wird gerade in Fragen der Schönheit der Normierungsdruck immer stärker. Während die Griechen die Schönheit noch mit dem Wahren und Guten gleichsetzten, unterliegt sie in der modernen Gesellschaft dem Verdacht der Oberflächlichkeit und Gedankenferne. Obwohl die Schönheit jeder ersehnt, bekommt sie niemand so recht zu fassen. „Nur eines scheint sicher: Ein Leben ohne Schönheit wäre schlicht unerträglich. Sie ist der wahre Preis unserer Existenz.“ Allerdings verfügten weder die Griechen noch die heutigen Attraktivitätsforscher über eine eindeutige Schönheitsformel. Denn allen propagierten Idealmaßen zum Trotz, scheinen subjektive Gefühle wie Liebe und Zuneigung die Optik so zu verwirren, dass selbst von dem unvollkommensten Menschen eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausgeht.

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Das Grundprinzip der menschlichen Evolution ist die Kooperation

Der Mensch ist für Kurt Langbein ein Erfolgsmodell. Er hat sich Lebensumfelder eingerichtet, die ihn in die Lage versetzen, ein weit höheres Alter zu erreichen, als es in der Natur sonst üblich ist. Die jungen Erwachsenen von heute können davon ausgehen, so an die 90 Jahre alt zu werden, wenn ihnen nichts Ungewöhnliches passiert. Schon heute werden viele Europäer bereits über 80 Jahre alt. Dass drei bis vier Generationen eines Lebewesens gleichzeitig am Leben sind, kommt in der Natur sehr selten vor. Der moderne Mensch hat das geschafft. Als Kurt Langbein sich auf einen Fernsehfilm vorbereitete, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Altruismus oder Gier die zentrale Eigenschaft des Menschen ist, hat er den Neurologen, Mediziner und Psychiater Joachim Bauer kennengelernt. Kurt Langbein ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“. 

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Die Politik schränkt immer mehr Lebensbereiche der Bürger ein

 

Daniel Zimmer vertritt in seinem Buch „Weniger Politik“ die These, dass die bürgerliche Freiheit in Gefahr ist, weil die Politik immer mehr Lebensbereiche mit Regeln und Gesetzen einschränkt. In vielen Bereichen scheint zudem der Politik die Orientierung abhandengekommen zu sein. Deshalb stellt Daniel Zimmer die grundsätzliche Frage danach, was die Aufgabe eines Staatswesens und des Rechts sein kann und was nicht. Sei Buch plädiert für weniger Politik. Daniel Zimmer fügt hinzu: „Es geht von der Prämisse aus, dass das Gemeinwesen im Dienst der Menschen steht – nicht umgekehrt.“ Auf der anderen Seite kommt der Rechtsordnung im Konzept von Daniel Zimmer nicht die Aufgabe zu, die Welt nach den Vorlieben von Politikern und Spitzenbeamten zu gestalten. Das Recht sollte vielmehr den Menschen als eine Art Infrastruktur dienen, die sie zur Ausübung von Freiheiten benötigen. Professor Daniel Zimmer ist Vorsitzender der Monopolkommission und Direktor des Center for Advanced Studies in Law and Economics der Universität Bonn.

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Larry Summers warnt vor einer weltweiten säkularen Stagnation

Der amerikanische Starökonom Larry Summers war schon Finanzminister der USA, Chefberater von Präsident Barack Obama, Chefökonom der Weltbank und Präsident der Harvard-Universität. Bei einer Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) im November 2013 verblüffte er die Zuhörer mit der These, Amerika sei in eine Phase der säkularen Stagnation eingetreten. Der Aufschwung, der in den USA nach der Finanzkrise einsetzte, ist seiner Meinung nach ungewöhnlich schwach ausgefallen. Und diese Wachstumsschwäche hatte schon vor der eigentlichen Krise eingesetzt. Deshalb ist sie laut Larry Summers von säkularer Natur und kann nur mit außergewöhnlichen Maßnahmen bekämpft werden. Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch für Japan und Europa. Seitdem wirbt Larry Summers weltweit für seine Theorie. So behauptet er unter anderem, dass die aggressive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) unwirksam ist, wenn nicht gar schädlich.

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Rahel Jaeggi stellt ihre Kritik der Lebensformen vor

In der traditionellen Philosophie sind Fragen nach dem individuellen guten Leben kein Thema. Die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi beschäftigt sich dennoch mit ihnen. Denn für sie ist die Kritik an der eigenen Lebensführung überhaupt es die Voraussetzung aller individuellen Autonomie. Rahel Jaeggi ist Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität in Berlin. Beim Suhrkamp Verlag ist gerade ihre Habilitationsschrift „Kritik von Lebensformen“ erschienen. In ihrem Werk wendet sie sich gegen die dominierende Meinung des aktuellen politischen Liberalismus in der Philosophie. Die bezieht dabei eine konträre Position zu John Rawls und Jürgen Habermas. Diese vertreten die Auffassung, dass sich der Staat ethisch neutral gegenüber der Vielfalt von Lebensformen in der modernen Gesellschaft zu verhalten hat. Laut John Rawls ließen sich nur so Konflikte des staatlich zu regelenden Zusammenlebens lösen und den Ansprüchen moderner Individuen auf Selbstbestimmung gerecht werden.

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Dominik Geppert analysiert die Krise der Europäischen Union

Dominik Geppert vertritt die These, dass die gegenwärtige Krise der Europäischen Union nicht nur durch eine neue Feindseligkeit und wachsendes Misstrauen in den Beziehungen der europäischen Staaten geprägt ist. Auch die gravierenden ökonomischen Verwerfungen, so schlimm sie auch im Einzelnen sein mögen, sind seiner Meinung nach nicht die verheerendsten Konsequenzen. Die fatalsten Folgen hat die Krise für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa. Dominik Geppert fügt hinzu: „Damit erreicht sie die Tiefenschichten des gesellschaftlichen Zusammenlebens und erschüttert das Fundament von Frieden und Freiheit. Rechtstaatlichkeit und Demokratie, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch durch die europäische Einigung gewahrt und gefestigt werden sollten, sind ernsthaft bedroht – nicht trotz, sondern wegen der Art und Weise, wie die europäischen Institutionen mittlerweile funktionieren.“ Dominik Geppert ist sein 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

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In der Europäischen Union fehlt es an Entwicklungsperspektiven

Die europäische Einigung nach 1945 ist laut Dominik Geppert von einem eigenartigen Spannungsverhältnis geprägt. Einerseits boten die Europäische Gemeinschaft und später die Europäische Union (EU) ihren Mitgliedern praktische Vorteile. Sie erleichterten das Handeln über Grenzen hinweg und ermöglichten die Koordination politischer Pläne. Dominik Geppert erläutert: „Auf diese Weise halfen sie den Nationalstaaten, die ihnen angehörten, sich gegenüber den ökonomischen und politischen Herausforderungen des zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besser zu behaupten.“ Andererseits beinhaltete die europäische Einigung für Dominik Geppert von Beginn an auch die Perspektive einer Überwindung der Nationalstaaten durch die Integration. Im Vertrag von Maastricht war ausdrücklich vom Ziel einer immer engeren Einheit die Rede. Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Die Ursprünge der Philosophie liegen im antiken Griechenland

Der griechische Begriff der Philosophie der Antike, definiert als Liebe zur Weisheit oder Freude am Wissen, ist wesentlich umfassender, als der moderne Philosophiebegriff. Er bleibt immer eng verbunden mit den Naturwissenschaften und nimmt mit diesen um 600 vor Christus ihren Anfang in den Küstenstädten Kleinasiens, die für ihre Weltoffenheit bekannt waren. Das Viele aus Einem zu erklären, bleibt ein Grundzug der ionischen Philosophie. Thales nimmt zum Beispiel das Wasser als Ursprungselement an, Anaximenes die verdünnte oder verdichtete Luft, Anaximander das chaotisch Grenzenlose, ápeiron genannt, das sich in Festes und Flüssiges, Heißes und Kaltes ordnet. Alle diese Philosophen waren auch bedeutende Naturwissenschaftler und leisteten wesentliche Forschungsarbeit auf den Gebieten der Astronomie, der Geographie und der Mathematik. Im klaren Gegensatz dazu steht die aus der Mystik hervorgegangene elitäre Geheimwissenschaft, die Pythagoras aus Samos im unteritalienischen Kroton in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus entwickelt.  

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Der große Leistungsdruck in der Schule überfordert viele Kinder

Schulkinder sind in der Regel sehr widerstandsfähig, benötigen aber ihre Auszeiten und Eltern, die Gelassenheit ausstrahlen. Doch gerade Mütter übertreiben bei der Schulerziehung oft maßlos. Sie wissen nicht, dass die für die Burn-out-Kandidaten von morgen verantwortlich sind. Weil es in Deutschland inzwischen sehr viele Schüler gibt, die mit dem Leistungsdruck nicht mehr fertig werden, werden ihnen über den ganzen Tag verteilt, Anti-Stress-Trainings angeboten. Die Techniker Krankenkasse hat durch eine Studie herausgefunden, dass Stresssymptome schon im frühen Jugendalter weit verbreitet sind. Besonders bedenkliche Ergebnisse waren: Rund 20 Prozent der Jugendlichen hat mindestens einmal in der Woche Kopfschmerzen. Sogar über 30 Prozent leiden zudem unter Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit. Gerd Schulte-Körne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, vertritt die These, dass der steigende Leistungsdruck in der Schule viele Kinder in eine chronische Überforderung treibt.

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Die Gegenwart ist einem allgemeinen Schönheitswahn verfallen

Rebekka Reinhard vertritt die These, dass der Druck, gut auszusehen, nie größer war als heute. Vor allem Frauen stellen sich die Frage: „Wie werde ich schön und wie bleibe ich es?“ Viele von ihnen vergleichen sich mit jüngeren und schlankeren Ausführungen des weiblichen Geschlechts und fühlen sich anschließend mies. Rebekka Reinhard erklärt: „Für immer mehr Frauen sind Mimikfalten kein Zeichen von Lebenserfahrung, sondern ein echtes Problem. Ein Problem wie Schlafstörungen oder chronischer Geldmangel, das es nachhaltig zu beheben gilt. Mittels Creme, Serum oder Skalpell.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Die europäische Integration vollzog sich in Schüben und Sprüngen

Für die Bundesrepublik brachte das Projekt Europa nicht nur die schrittweise Rückgewinnung der staatlichen Souveränität und den Schutz vor der Sowjetunion im Kalten Krieg, sondern auch die Versöhnung mit Frankreich. Die Deutschen konnten sich endlich aus jener halbhegemonialen Position und einer gefährlichen außenpolitischen Isolierung befreien. Die europäische Einigung erscheint vielen Historikern als logische Fortsetzung der deutschen Nationalgeschichte. Doch Dominik Geppert hat ein Problem mit dieser gängigen Interpretation, da sie mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre immer weniger in Einklang zu bringen ist. Er vertritt die These, dass sich die gängigen historischen Begründungen der europäischen Einigung gerade in ihr Gegenteil verkehren. Dominik Geppert erklärt: „Das gilt für den Abbau zwischenstaatlicher Konflikte ebenso wie für die Bewahrung von Recht und Demokratie und die Mehrung von Sicherheit und Wohlstand.“ Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Die Währungsunion ist für Dominik Geppert eine Fehlkonstruktion

Dominik Geppert vertritt in seinem Buch „Ein Europa, das es nicht gibt“ die These, dass der Euro nationale Ressentiments geweckt hat, die man längst überwunden glaubte, statt die Mitgliedsstaaten zu einen. Dominik Geppert beschreibt nicht nur die politischen Irrtümer und historischen Trugschlüsse, die mit der gemeinsamen Währung einhergingen, sondern skizziert auch Wege zu einer tragfähigen Ordnung der Europäischen Union. Der Autor weist darauf hin, dass momentan  noch der Konsens der traditionellen europäischen Eliten dafür sorgt, die überkommenen Formen der Integration um beinahe jeden Preis zu bewahren und auch an der Gemeinschaftswährung und ihrer jetzigen Zusammensetzung nicht zur rütteln. Aber zugleich erodieren die Fundamente, auf denen die Konstruktion ruht. Deshalb fordert Dominik Geppert: „Das Europa der Zukunft muss zur Einhaltung der Verträge zurückfinden. Die Einzelstaaten müssen in ihm als Träger von Demokratie, Recht und Sozialstaat weiter eine zentrale Rolle spielen.“ Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Frank Schirrmacher analysiert den Informationskapitalismus

Frank Schirrmacher stellt in seinem Buch „Ego“ die These auf, dass die Ökonomen den Seelenhaushalt des modernen Menschen ohne dessen Wissen okkupiert haben. Sie haben dazu ein Modell entwickelt, das von der Überlegung ausgeht, jeder Mensch würde ausschließlich an sich und seinen eigenen Vorteil denken. Laut Frank Schirrmacher hat eine Ära des Informationskapitalismus begonnen. Dieser will Gedanken lesen, die Menschen kontrollieren und ihnen möglichst viele Waren und Dienstleistungen verkaufen. Der Informationskapitalismus ist unablässig damit beschäftigt, herauszufinden, was Individuen tun, sagen, kaufen und welche Unternehmungen sie als nächste planen. Er ist ein System, das alles immer besser weiß. Frank Schirrmacher fügt hinzu: „Er spricht den Menschen das Recht ab, sich der Umwelt anders darzustellen, als sie sind. Was immer sie tun, es behauptet, dass sie es um des eigenen Vorteils willen tun.“ Frank Schirrmacher ist seit 1994 einer der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für sein Buch „Das Methusalem-Komplott“ erhielt er die Auszeichnung Journalist des Jahres 2004. Zuletzt erschien im Blessing Verlag im Jahr 2009 sein Buch „Payback“.

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Die amerikanische Notenbank Fed neigt zur Mutlosigkeit

Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve, kurz Fed genannt, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Anlässlich des Jubeljahres haben die amerikanischen Ökonomen Christina und David Romer von der Universität Berkeley aufsehenerregende Analyse der Geschichte der Fed vorgestellt. In ihrer Studie vertreten sie die These, dass eine Zentralbank immer dann versagt, wenn die Notenbanker sich selbst nicht wichtig genug nehmen und die Macht ihrer Geldpolitik unterschätzen. Das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Frontalangriff auf die von Zentralbankern gerne gepflegte Ansicht, dass ihre vornehmste Pflicht die Demut sei. David Romer sagt: „Bescheidenheit, wenn sie nicht angebracht ist, kann desaströse Folgen haben.“ Als Beleg für ihre These führen Christina und David Romer die beiden Episoden an, in denen die Federal Reserve nach genereller Einschätzung der allermeisten Ökonomen versagt hat: die dreißiger und siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

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Der Geist des Menschen ist ein vollkommen offenes System

Wolfgang Prinz vertritt in seinem neuen Buch „Die Welt im Spiegel“ die These, dass der Mensch eine Maschine ist, die ihre kollektive Welt erfindet. Er beantwortet in seinem Werk Fragen, die sich auf den Aufbau des menschlichen Geistes beziehen, das menschliche Denken betreffen und sich mit dem umstrittenen freien Willen des Menschen beschäftigen. Wolfgang Prinz stellt in diesem Zusammenhang eine Theorie des Geistes vor, die den traditionellen Rahmen der Kognitionspsychologie entscheidend erweitert. Sein Ansatz bietet Anknüpfungspunkte zur Philosophie, zur Neurowissenschaft und zur Sozialwissenschaft. Wolfgang Prinz ist emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig sowie Honorarprofessor an den Universitäten München und Leipzig.

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Markus Gabriel entwickelt den Grundsatz einer neuen Philosophie

Der Philosoph Markus Gabriel behauptet in seinem Buch „Warum es die Welt nicht gibt“, dass es zwar nichts gibt, was es nicht gibt, die Welt aber unvollständig ist. Denn das Allumfassende gibt es nicht auf Erden und kann es auch nicht geben. Selbst die Welt, über die ein Mensch nachdenkt, ist nicht identisch mit derjenigen, in der er nachdenkt. Der Denkprozess selbst ist nur ein winziges Ereignis. Parallel zu diesem geschehen weltweit unzählige weitere Ereignisse, Gegenstände entstehen und vergehen. Die Welt kann laut Markus Gabriel gar nicht existieren, weil sie nicht in der Welt vorkommt. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Herbert Schnädelbach begibt sich auf die Spur der Naturgesetze

Herbert Schnädelbach definiert Gesetze wie folgt: „Es handelt sich dabei um allgemein verbindliche Rechtsnormen, die von einer zur Rechtssetzung ermächtigten staatlichen Instanz als dem Gesetzgeber in einem selbst gesetzlich fixierten Verfahren erlassen wurden.“ Herbert Schnädelbach unterscheidet zwischen materialen und formalen Gesetzen. Die materialen Gesetze sind für die Regeln des sozialen Zusammenlebens der Menschen zuständig, sowohl in zivilrechtlicher als auch in strafrechtlicher Hinsicht. Die formalen Gesetze dagegen umfassen alle Beschlüsse, die ein Gesetzgeber verabschiedet, zum Beispiel ein Haushaltsgesetz für ein bestimmtes Jahr. Aber nicht allen Normen, die das Leben der Menschen bestimmen, sind Rechtsnormen, sondern nur diejenigen, deren Geltung mit den Mitteln legitimer Staatsgewalt auch gegen Widerstand durchgesetzt werden kann. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Ernst Fraenkel prüft das Verhältnis von Parlament und Bürokratie

Ernst Fraenkel kritisiert, dass in Deutschland die Tradition der großartigen Parlamentsdebatten fehlt, in denen in offener Feldschlacht um Sieg oder Niederlage einer Regierung gefochten wurde. Ebenso wenig gibt es seiner Meinung nach hierzulande die Flexibilität der parlamentarischen Taktik auf sich selbst gestellter Abgeordneter. Auch nicht vorhanden ist ein parlamentarischer Stil, der aus dem esprit de corp von Angehörigen der verschiedenen Parlamentsgruppierungen erwächst, die sich mit Augenzwinkern und Augurenlächeln zusichern, dass sie Bescheid wissen und den Comment parlamentarischer Solidarität nicht verletzen werden. Ernst Fraenkel schreibt: „Der deutsche Parlamentsstil ist von Ehrenmännern entwickelt worden, deren auf Prinzipientreue basierendem Ernst der Gedanke eines politisches Spiels als frivol erschienen wäre.“ Dazu kommt, dass seit den Tagen des Frühparlamentarismus in Deutschland, eine beispiellos hoch entwickelte Bürokratie dem Parlament, seinen Mitgliedern und Parteien, den Weg zur Exekutive versperrt hatte.

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Peter Bieri dringt in den Bereich der inneren Selbstständigkeit vor

Eine besondere Form der inneren Selbstständigkeit ist für Peter Bieri die Fähigkeit, über den eigenen Willen zu bestimmen. Menschen haben zu jedem Zeitpunkt mehrere Wünsche, die sich teilweise widersprechen und nicht alle in Handlungen umgesetzt werden können. Derjenige Wunsch, der schließlich zu einer Handlung führt, ist der Wille. Peter Bieri erklärt: „Nachdenkend und abwägend nehmen wir Einfluss auf unsere Wünsche, lassen einige handlungswirksam werden und andere nicht. Das ist die Freiheit der Entscheidung.“ Die Menschen sind selbstständig in ihrem Wollen, weil sie auf ihren Willen Einfluss nehmen können durch ein Denken und Urteilen, das ebenfalls selbstständig ist. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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