Rudolf Eucken setzt sich mit dem Glücksproblem auseinander

Rudolf Eucken stellt sich die Frage, ob ein Mensch das Glück zum Ziel seines Strebens machen darf, da es möglicherweise eine Enge und Kleinheit der Gesinnung bekundet, alles Streben vornehmlich darauf zu richten, was das Leben an Glück gewährt. Rudolf Eucken fügt hinzu: „Auch die Erfahrung scheint deutlich zu zeigen, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Völker und Religionen auf Glück zu verzichten vermochten; auch Denker allerersten Ranges haben eine Erhebung über das Glücksstreben gefordert.“ Wenn man die Geschichte allerdings genauer betrachtet, sieht man den Kampf weniger gegen das Glück überhaupt, sondern lediglich geringere Formen des Glücks gerichtet. Auch in dem, wodurch man es zu ersetzen glaubte, ist laut Rudolf Eucken immer wieder ein Verlangen nach Glück zu erkennen.

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Lesen und Schreiben sind grundlegende Kulturtechniken

Bücher können zu Begleitern, zu Freuden, aber auch zu Feinden werden. Bücher, die man über die Jahre hin ansammelt, sind Ausdruck einer intellektuellen Biographie und der dazugehörigen Zeitgeister. An diesen Büchern lässt sich mehr ablesen als in so manch geschönter Kulturgeschichte. Konrad Paul Liessmann schreibt: „Solches Wissen, solche Erfahrungen, solche Erinnerungen wird keine digitale Bibliothek der Welt bieten können.“ Digitale Bibliotheken, auf welchem Speichermedium sie auch immer archiviert, bieten etwas anderes: den nahezu unbeschränkten raschen Zugriff auf die Welt der Texte. Konrad Paul Liessmann rät, diese Tatsache nicht gering zu schätzen, denn das sei durchaus verlockend, ja faszinierend! Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Philosophische Texte wollen interpretiert werden

Die praktische Erfahrung beim Lesen philosophischer Bücher ist gleichermaßen faszinierend wie potentiell frustrierend. Wilhelm Berger erklärt: „Wer zu lesen beginnt, tritt in einen ungeheuren historischen und aktuellen Fundus ein, der sich noch dazu in alle möglichen Richtungen öffnet, zur Literatur hin genauso wie zum Beispiel zur Geschichtswissenschaft. Jedes einzelne philosophische Buch ist lesenswert, wenn es diese Öffnung ermöglicht.“ Das Wort Text kommt vom lateinischen textus, das bedeutet Geflecht oder Gewebe. Ein Text gehört also der Ordnung einer Kultur an, die er als dieses Gewebe zugleich reproduziert und erweitert. Auf dieser Ebene geht es um Verweise, um die offensichtlichen oder hintergründigen Beziehungen zwischen einzelnen Texten. Wenn er gelungen ist, wirkt ein Text oft wie ein Stein, der in einen Teich von Begriffen und Problemen fällt. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Nur Sklaven suchen ihren Lebenssinn in der Arbeit

Das neue Philosophie Magazin 06/2015 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Macht meine Arbeit noch Sinn?“ Diese Frage scheint heut für viele drängender denn je zu sein, obwohl sie historisch gesehen relativ neu ist. Fragen nach dem Sinn der Arbeit tauchen allerdings erst dann auf, wenn die Fragen der Würde geklärt sind. Für Sigmund Freud ist nicht nur der soziale Wert ausschlaggebend für ein befriedigendes Arbeiten, sondern auch die Übersetzbarkeit bestehender und mitunter höchst selbstbezogener Triebregungen in die jeweilige Tätigkeit. Das heißt, nicht jeder Mensch findet sein Glück als humanitäre Kraft, auf welchem Gebiet auch immer. Vielmehr gibt es auch solche Menschen, die Konkurrenzdruck und einen ständigen Kampf um Macht brauchen, um in der Arbeit aufzugehen. Der Philosoph und Kulturkritiker Byung-Chul Han behauptet dagegen: „Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen.“

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Rudolf Eucken vergleicht die Aufstiege und Abstiege des Lebens

Jede Lebensgestaltung muss sich am Dasein des Menschen erproben. Sie tut dies, indem sie dem Einzelleben eine spannende Aufgabe stellt, ihm einen inneren Zusammenhang gibt, es den Widersprüchen entreißt, die es zu zerstören drohen. Diese Widersprüche wurzeln laut Rudolf Eucken vornehmlich darin, dass der Mensch als denkendes Wesen über die bloße Natur hinauswächst und bei ihr kein Genüge mehr findet. Der Durchschnitt seines Daseins zeigt die geistige Tätigkeit allerdings nicht stark genug, um ein neues Leben hervorzubringen. Rudolf Eucken, der im Jahr 1908 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, schreibt: „So schwebt der Mensch in unsicherer Mitte, und da die Versuche einer Hilfe sich bald als unzulänglich erweisen, so endet das ganze schließlich in trüber Resignation; das Leben erscheint, um mit Schopenhauer zu reden, als ein Geschäft, das seine Kosten nicht deckt.“

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Die Philosophie muss gesellschaftliche Probleme aufgreifen

Wie der französische Philosoph Michel Foucault, der von 1926 bis 1984 lebte, in seinem Text „Die Ordnung des Diskurses“ erklärt, folgt jeder wissenschaftliche und damit auch philosophische Diskurs bestimmten Ordnungen, die festlegen was jeweils gesagt werden kann. Das betrifft sowohl das Innere der Diskurse als auch ihr Verhältnis nach außen, also die Art und Weise, in der sie auf ihren historischen, politischen und gesellschaftlichen Kontext Bezug nehmen und in ihm wirken. Ebenso ist die Position für das Philosophieren nicht gleichgültig, wie sie beispielsweise von der feministischen Standortphilosophie vertreten wird. Wilhelm Berger nennt als Beispiel die Philosophin Sandra Harding, die aus einer Theorie der sozialen Saturiertheit eine Kritik des Objektivitätsanspruchs patriarchaler Wissenschaft entwickelt. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Online wird die Verdrahtung des sozialen Gehirns nicht trainiert

Das menschliche Gehirn ist plastisch. Während die Menschen durch ihren Alltag gehen, gestaltet es seine Schaltkreise ständig um. Was jemand auch tut, es trägt dazu bei, dass das Gehirn manche Schaltkreise stärkt, andere aber nicht. Im persönlichen Gegenüber nehmen die sozialen Schaltkreise vielfältige Anhaltspunkte und Signale auf, die bei der Herstellung zwischenmenschlicher Verbindungen helfen, und entsprechend werden die beteiligten Neuronen gemeinsam verdrahtet. Wenn ein Mensch aber tausende von Stunden online verbringt, wird die Verdrahtung des sozialen Gehirns praktisch nie trainiert. Marc Smith, Mitbegründer der Social Media Research Foundation, behauptet: „Unsere Sozialisation läuft zum größten Teil über Maschinen, und damit eröffnen sich sowohl großartige Möglichkeiten als auch viele Bedenken.“ Daniel Goleman erwidert: „>Zum größten Teil< dürfte zwar eine Übertreibung sein, aber sowohl um die Möglichkeiten als auch um die Bedenken toben heftige Debatten, und im Mittelpunkt stehen dabei die Videospiele.“

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Sprechen und Handeln sind sehr nahe miteinander verwandt

Handelnd und sprechend offenbaren die Menschen laut Hannah Arendt, wer sie sind und zeigen dabei aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens. Ihrer Meinung nach kann sich die jeweils eigenen Identität allerdings nur gegenüber anderen zeigen und bewähren. Handeln besteht deshalb für Hannah Arendt überwiegend aus Interaktion. Sprechen bedeutet für sie Kommunikation, die nicht nur dazu dient, reine Informationen auszutauschen, sondern Beziehungen zwischen Menschen stiftet. Gerade in diesem Zwischenmenschlichen entsteht für Hannah Arendt der ursprüngliche politische Raum. Die Totalitarismen haben diesen Ort der Politik zerstört, indem sie die Beziehungen zwischen den Menschen vernichteten. In ihrem Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ geht es Hannah Arendt deshalb vor allem darum, der Politik die Würde zurückzugeben.

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Sonia Laszlo betrachtet das Glück als einen dynamischen Prozess

Glück ist ein Prozess. Wer glücklich sein will, muss diesen Prozess zufällig oder absichtlich immer wieder in Gang bringen. Laut Glücksforscherin Sonia Laszlo unterliegt er gewissen Gesetzen sowie unterschiedlichen Reizen, die auf ihn Einfluss nehmen. Sie schreibt: „Wie die Natur selbst verändert er sich stetig, und wir mit ihm.“ Schon der griechische Philosoph Heraklit erkannte: „Alles fließt“. Glück ist auch dynamisch. Was in einem Moment bei einem Menschen Glück entstehen lässt, kann zum gleichen Zeitpunkt bei einem anderen Menschen etwas ganz anderes hervorrufen. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Die Zuversicht und die Fröhlichkeit sind die wahren Reichtümer

Der ganze Unterschied im Leben zweier Menschen betrifft entweder ihre Leidenschaften oder deren Erfüllung. David Hume erklärt: „Unterschiede in diesen beiden Hinsichten genügen, um die weit auseinanderliegenden Extreme von Glück und Elend hervorzubringen. Um glücklich zu sein, darf die Leidenschaft weder zu hefige noch zu schwach sein.“ Im ersten Fall befindet sich die Seele ständig ein einer aufgeregten Umtriebigkeit; im zweiten Fall versinkt sie in eine lähmende Lethargie, die ein Unlustzustand ist.“ Um glücklich zu sein, muss die Leidenschaft zugleich mild und sozial, auf keinen Fall aber roh und ungebändigt sein. Außerdem sollte die Gemütsstimmung fröhlich und heiter und nicht düster und melancholisch sein. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Die meisten Europäer lehnen genmanipulierte Lebensmittel ab

Das geplante Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) ist äußerst umstritten. Der deutsche Verbraucherschützer Thilo Bode bezeichnet sich prinzipiell als Befürworter des freien Handels, ist aber strikter Gegner von TTIP. Thilo Bode schreibt in seinem Buch „TTIP. Die Freihandelslüge“, dass die Befürworter von TTIP unter der Bevölkerung diffuse Ängste schüren. Er meint damit, dass in Deutschland beispielsweise das Argument gebracht wird, wenn sich die EU nicht mit den Amerikanern zusammentut, künftig asiatische Länder die Standards setzen. Thilo Bode ergänzt: „Das wird nicht näher begründet, aber es insinuiert, dass Europa wirtschaftlich abgehängt wird. Dafür gibt es aber überhaupt keine Evidenz.“ Außerdem kritisiert Thilo Bode, dass die Versprechungen der Industrie und der Politiker in Bezug auf Wachstum und Beschäftigung maßlos übertrieben sind.

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Technische Revolutionen können die Menschheit retten

Die meisten Menschen haben vage Ahnungen von der Zukunft und doch besteht immer die Möglichkeit, dass ein schreckliches Ereignis alles hinwegfegt. Schon in den 1980er Jahren erkannte Shoshana Zuboff, dass die Einführung der Computer in Unternehmen dazu führen würde, dass die Hierarchien flacher werden. Daniel Goleman ergänzt: „Während Wissen früher Macht war und die Mächtigsten ihre Informationen horteten, eröffneten die neuen technischen Systeme für jedermann den Zugang zu den Daten. In der Gegenwart und sicherlich auch in der Zukunft fließen die Informationen immer freizügiger, und das nicht nur innerhalb einer Organisation, sondern auf der ganzen Welt. Das Zeitalter des Anthropozän, das mit der industriellen Revolution begann, ist die erste geologische Epoche, in der die Tätigkeit einer Spezies – der Menschen – unausweichlich die wenigen globalen Systeme zerrüttet, die das Leben auf der Erde ermöglichen.

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Bei der Arbeit kommt es immer mehr auf den Sinn an

Glücklich sein, Erfüllung finden, einen Sinn erkennen – was im privaten Alltag längst der Anspruch ist, hält mehr und mehr auch im Berufsleben Einzug. Theo Wehner, Arbeits- und Organisationspsychologe an der ETH Zürich, sagt: „Heute geht es nicht mehr nur um Zufriedenheit, sondern um Sinnhaftigkeit bei der Arbeit.“ Die Ergebnisse von Umfragen in der Arbeitswelt sind allerdings ernüchternd: Nur gerade etwas mehr als zehn Prozent der Angestellten weltweit sind ihn ihrem Job glücklich, Tendenz stagnierend. Dass der Sinn in der Arbeit für die Leistung einer Firma entscheidend ist, haben Wissenschaftler und Experten längst herausgefunden. McKinsey schreibt im Quarterly vom Januar 2013: „Die Opportunitätskosten von fehlendem Sinn bei der Arbeit sind enorm.“ Denn fehlen Drive und Motivation – die Produktivität kann dann sogar bis auf ein Fünftel fallen.

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In der Aufklärung soll der Verstand den Aberglauben besiegen

Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vertreten die Auffassung, dass seit jeher die Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt hat, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Das Programm der Aufklärung war in den Augen der beiden Sozialforscher allerdings auch die Entzauberung der Welt. Die Aufklärung wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen ersetzen. Schon Francis Bacon, der Vater der experimentellen Philosophie, verachtet die Adepten der Tradition, die zuerst glauben, dass andere wissen, was sie nicht wissen. Und anschließend, dass sie selbst wissen, was sie nicht wissen. Leichtgläubigkeit, Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung und die Scheu zu widersprechen haben die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert.

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Die Philosophie wird mit der Wissenschaft verknüpft

Philosophie bedeutet nach Hans-Georg Gadamer theoretische Interessen verfolgen und eine Lebensführung, die die Fragen nach der Wahrheit und nach dem Guten so stellt, dass dabei weder auf den eigenen Gewinn, noch auf den öffentlichen Nutzen reflektiert wird. Die Philosophie ist mit der europäischen Zivilisation aufs engste verknüpft und hat in der allgemeinen Bedeutung von Theoria lange den Sammelbegriff für Wissenschaft überhaupt gebildet. Hans-Georg Gadamer schreibt: „Noch Isaac Newtons berühmte „Grundlagen der Naturwissenschaft“, durch die er der Begründer der modernen Physik geworden ist, hießen Philosophiae naturalis pricipia mathematika, die Elemente und Grundlagen der Naturerkenntnis.

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Andreas Salcher gibt Denkanstöße zur Selbstverwirklichung

Vergnügen und Lust sind wichtige Bestandteile des menschlichen Lebens. Ein Sprichwort lautet: „Lachen ist die beste Medizin.“ Wie trostlos wäre die Welt, wenn sich die Menschen nur mit schwergeistigen Dingen auseinandersetzen würden. Andreas Salcher stellt sich die Frage, warum nicht jeder auch eine kindliche, lustbetonte und triviale Seite haben sollte. Vergnügen und Lust dürfen aber die übergeordnete Rolle im Leben spielen. Denn die Freude daran nimmt ab einer bestimmten Grenze ab und nicht mehr zu. Lebenskunst heißt auch immer, die richtige Balance zwischen Vergnügen und ernster Tätigkeit zu finden. Andreas Salcher veröffentlichte sein erstes Buch „Der talentierte Schüler und seine Feinde“ im Jahr 2008. Davon verkaufte er 30.000 Bücher. Seither schreibt er jedes Jahr einen Bestseller. Sein erfolgreichstes Buch ist „Meine letzte Stunde“ mit mehr als 50.000 verkauften Exemplaren. Sein aktuelles Buch heißt „Erkenne dich selbst und erschrick nicht“.

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Die Erkenntnis des Ichs bei René Descartes und Immanuel Kant

Der Weg zur Wahrheit führt für den Philosophen Herbert Schnädelbach in der Regel über den Ausschluss des Irrtums. Indem ausgeschlossen wird, was aller Wahrscheinlichkeit nicht wahr sein kann, wird die Anzahl der möglichen Wahrheitskandidaten eingegrenzt. Herbert Schnädelbach fragt zum Beispiel, ob es wahr ist, was mache Philosophen über „das Ich“ behaupten. Zunächst stellt er fest, dass dieser Begriff im alltäglichen Gespräch kaum vorkommt, und wenn, dann nur in Wendungen wie: „Er oder sie hat ein starkes Ich.“ Herbert Schnädelbach ergänzt: „Damit ist entweder ein stabiles Selbstbewusstsein oder ein ausgeprägter Egoismus gemeint. Im ersten Fall handelt es sich meist um herabgesunkenes Bildungsgut, beispielsweise aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds, wo vom Es, Ich und Überich die Rede ist, oder aus der Tradition der Ich-Psychologie Alfred Adlers und Anna Freuds.“ Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Wilhelm Berger erklärt lustvoll die Grundlagen der Philosophie

Sein Buch „Was ist Philosophieren?“ versteht Wilhelm Berger als lustvolle Einführung in die mannigfaltigen Grundfertigkeiten des Philosophierens. Kurt Wuchterl leitet die Definition der Philosophie von großen Namen her: „Philosophie ist jeweils, was zum Beispiel Platon als „Erkenntnis des Seienden“ oder Hegel als „Wissenschaft der sich selbst begreifenden Vernunft“ konzipiert hat.“ Der polnische Logiker Joseph M. Bochenski stellt fast schon resignierend fest: „Ich kenne nur wenige Worte, die so viele Bedeutungen haben wie das Wort Philosophie.“ Für Arend Kulenkampff ist in der Philosophie nahezu alles strittig. Dieser Zustand ist allerdings kein Mangel, sondern Prinzip. Die Philosophie zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie keinen Gegenstand besitzt. Wilhelm Berger, ao. Univ.-Prof. Dr., arbeitet am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung und ist Prodekan der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Die gewollte Selbstentleibung ist beim Exzess ganz wesentlich

Beim Exzess geht es für Mirjam Schaub darum, das Maßlose zu wollen, mit der Übertreibung und dem Überschuss, aber auch mit dem Lächerlichen und Erbärmlichen darin einverstanden zu sein: „Für mich hat Exzess mit dem Furor der Wiederholung zu tun. Vielleicht ist es eine Art Vereinigungsfuror: Man versucht, sich mit etwas zu verbinden, das größer ist als man selbst.“ Deshalb kann sich Mirjam Schaub übrigens auch nicht vorstellen, dass jemand alleine exzessiv Spaß hat. Solch eine Ausgelassenheit ist nur in der Gruppe möglich, wo viele sich gegenseitig über die Schwelle helfen. Beim Exzess ist deutlich mehr Risiko und Wagnis dahinter als beispielsweise beim über die Stränge schlagen. Mirjam Schaub ist ausgebildete Journalistin, habilitierte Philosophin und seit 2012 Professorin für Ästhetik und Kulturphilosophie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg.

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Rebekka Reinhard beklagt den Verlust der Phantasie

Der Mensch will die Realität, die ihm unübersichtlich erscheint, nicht noch komplizierter machen. Für Rebekka Reinhard scheint das Leben als eine Abfolge von Modulen, die sich der Mensch je nach Bedarf bestellt und wieder abbestellt, von der heutigen Wirklichkeit gar nicht mehr weit entfernt zu sein. Das Leben der Menschen ist voll von Gegenständen, die sie eigentlich nicht brauchen, aber zu denen sie sich doch irgendwie verhalten müssen. Der Mensch ist immer viel zu beschäftigt, um einmal nichts zu tun. Die wenigsten Menschen fragen sich warum sie das tun, was sie tun. In einer Welt, in der der Mensch für jede Frage einen Experten hat, der ihn zur besten Lösung führt, braucht niemand mehr an überflüssigem Leid zugrunde zu gehen.

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Die Industrielle Revolution hat fast jede Tätigkeit verändert

Die moderne Wirtschaft wächst, weil die meisten Menschen an eine Zukunft glauben und weil Kapitalisten bereit sind, ihre Profite zurück in die Produktion zu investieren. Das allein reicht für das Wirtschaftswachstum allerdings noch nicht aus. Yuval Harari erklärt: „Damit die Wirtschaft wachsen kann, sind außerdem Energie und Rohstoffe nötig. Aber diese sind begrenzt.“ Es ist seiner Meinung nach also nicht abwegig anzunehmen, dass sie früher oder später zur Neige gehen und das ganze kapitalistische System zusammenbrechen könnte. Doch die Erfahrung aus der Geschichte zeigt, dass Energie und Rohstoffe nur theoretische begrenzt sind. Denn obwohl die Menschen seit Jahrhunderten immer mehr davon verbrauchen, ist die verfügbare Menge nicht kleiner geworden. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Mihály Csíkszentmihályi ist ein weltberühmter Glücksforscher

 

Mihály Csíkszentmihályi hat über viele Jahrzehnte in Studien mit vielen Menschen erforscht, wann sie glücklich sind. Dabei hat er herausgefunden, dass die meisten Menschen mehr Erlebnisse des Glücks haben, wenn sie arbeiten, als wenn sie Freizeit haben. Das ist überraschend, da die wenigsten Menschen ihre Arbeit als Glücksbringer ansehen. Irgendetwas scheint sie an ihrer Tätigkeit zu stören. Wenn sie im Beruf dennoch häufig Glücksgefühle haben, ihren Job aber trotzdem nicht mögen, dann liegt das nicht an der Tätigkeit, sondern am Drumherum. Mihály Csíkszentmihályi glaubt auch nicht, dass die Leute ihre Arbeit heute mehr hassen als vor hundert Jahren. Aber es gibt natürlich immer noch viele Arbeitsplätze, die Menschen unglücklich machen. Mihály Csíkszentmihályi ist einer der bekanntesten Glücksforscher der Welt.

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Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Das Grundprinzip der menschlichen Evolution ist die Kooperation

Der Mensch ist für Kurt Langbein ein Erfolgsmodell. Er hat sich Lebensumfelder eingerichtet, die ihn in die Lage versetzen, ein weit höheres Alter zu erreichen, als es in der Natur sonst üblich ist. Die jungen Erwachsenen von heute können davon ausgehen, so an die 90 Jahre alt zu werden, wenn ihnen nichts Ungewöhnliches passiert. Schon heute werden viele Europäer bereits über 80 Jahre alt. Dass drei bis vier Generationen eines Lebewesens gleichzeitig am Leben sind, kommt in der Natur sehr selten vor. Der moderne Mensch hat das geschafft. Als Kurt Langbein sich auf einen Fernsehfilm vorbereitete, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Altruismus oder Gier die zentrale Eigenschaft des Menschen ist, hat er den Neurologen, Mediziner und Psychiater Joachim Bauer kennengelernt. Kurt Langbein ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“. 

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