Die Gefühlsarbeit ist das Schmiermittel der Gesellschaft

Wer denkt, nur die Liebe stellt den Gefühlshaushalt eines Menschen auf die Probe, irrt. Auch im Arbeits- und Geschäftsleben warten heutzutage zahlreiche emotionale Herausforderungen. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „Schon das Betreten eines modernen Kaufhauses ähnelt dem Eintauchen in ein sorgfältig temperiertes Bad der Emotionen, das einen wärmend umhüllt und zielgerichtet umschmeichelt.“ Angenehm plätschernde Hintergrundmusik, appetitlich aufgebaute Waren, einladend lächelnde Mitarbeiter – die Kunden sollen sich wohl und geborgen fühlen und den Wunsch entwickeln, möglichst viel von dieser Stimmung in bezahlter Form mit nach Hause zu nehmen. Kein Geschäft kommt heute ohne Emotionen aus. Wer erfolgreich sein will, muss vielmehr das Spiel auf der Klaviatur der Gefühle beherrschen, und zwar sowohl auf der eigenen wie auf der des Gegenübers. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Emotionen wandern von einem Menschen zum anderen

Die menschlichen Gehirne sind so aufgebaut, dass sie einander Emotionen rasch übermitteln können, denn Gefühle transportieren sehr häufig wichtige Funktionen über die Umgebung. Registriert zum Beispiel ein Mensch die Angst eines anderen, verspürt er wahrscheinlich auch Angst und überprüft folglich seine Umgebung auf Gefahren. Das kann die Rettung sein. Und wenn jemand bei einem anderen Begeisterung wahrnimmt, ist das ansteckend, und des könnte sich lohnen, die Umgebung nach etwas Reizvollen abzusuchen. Tali Sharot erklärt: „Das alles geschieht sehr rasch, bevor wir auch nur den Hauch einer Chance haben, darüber nachzudenken.“ Offenbar ist die Fähigkeit angeboren, Freude, Schmerz und Stress anderer mitzufühlen. Tali Sharot wurde an der New York University in Psychologie und Neurowissenschaften promoviert und ist Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London.

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Ein Lächeln bringt das innere Gleichgewicht zurück

Die Körpersprache verrät viel über die Stimmungen, die Gedanken und Einstellungen eines Menschen. Tanja Baum erläutert: „Jeder Mensch drückt seine Persönlichkeit im Auftreten, in der Mimik, in der Stimme und in den Bewegungen aus – mit seiner Körpersprache. Nicht allein die Argumentation, die Rhetorik zeigt, wer man ist und wie man denkt und fühlt. Gerade die Körpersprache ist es, die sich jenseits aller Worte dem anderen offenbart.“ Dabei sind es oft die kleinen Gesten, die unscheinbare Veränderung in der Mimik, die kaum merklich veränderte Haltung des Körpers, die bedeutungsvoll für das Erkennen des anderen sind. Die größeren Bewegungen sind leichter zu steuern. Tanja Baum, systemische Organisationsberaterin und Coach, gründete 1999 in Köln die Agentur für Freundlichkeit mit den Arbeitsschwerpunkten Beratung, Coaching, Training und Meditation.

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Ohne Aufklärung gibt es keinen freien Willen

Nur ein kleiner Teil dessen, was die Wahrnehmung des Menschen erreicht, findet auch Eingang in das Bewusstsein. Allerdings hindert dies die zahlreichen nicht bewusst registrierten Wahrnehmungen nicht daran, in uns eine Wirkung zu entfalten. Vom Bewusstsein nicht aufgenommene Signale können das Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Joachim Bauer betont: „Die Annahme, die Existenz des Unbewussten bedeute per se die Außerkraftsetzung unseres freien Willens, halte ich jedoch für unbegründet, eine Sichtweise, die auch von anderen Neurowissenschaftlern geteilt wird.“ Das Unbewusste ist ein Teil der Person, deren übergeordneten Interessen es zuarbeitet. Es erspart den Menschen, alle kognitiven Verarbeitungsprozesse über die manchmal anstrengende und zeitaufwendige Schiene des bewussten Denkens laufen lassen zu müssen. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

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Ein sanftmütiger Mensch lässt sich nicht vom Affekt fortreißen

Wenn sich ein Mensch aus seiner narzisstischen Selbstverstrickung löst, wird ihm auf zweierlei Weise geholfen. Erstens ist er nicht mehr der Verzerrung eines Denkens unterworfen, das alles auf die eigene Person bezieht, und zweitens ist er gezwungen, das Wohl eines jeden zu berücksichtigen, nicht nur das der Partei, der Unrecht geschehen ist. Martha Nussbaum fügt hinzu: „Aristoteles macht einen ergänzenden Vorschlag: Ihm zufolge vermeidet wir unangebrachten Zorn aufgrund des Statusdenken, indem wir den Standpunkt der Person einnehmen, die uns verletzt hat. Aristoteles gibt der tugendhaften Veranlagung eine Bezeichnung, die auf denkbar wenig Zorn hindeutet: „Sanftmut“. Das Kennzeichen der Sanftmut sind triftige Gründe. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Jens Weidner kennt den Weg zum Optimismus

Optimismus entsteht nicht von allein. Optimismus ist ein Ergebnis von persönlicher Einstellung, von Erziehung, von Einflüssen in der Gesellschaft und natürlich auch von Erfahrungen am Arbeitsplatz. Fachlich spricht Jens Weidner hier von den Einflüssen der primären, sekundären und tertiären Sozialisation, die den persönlichen Optimismus im Guten wie im Schlechten – dann in Richtung Pessimismus – prägen können. Ein Mensch ist diesen Prägungen aber nicht hilflos ausgesetzt, sondern kann sie beeinflussen und steuern. Je mehr Optimismus man in der Lebens- und Berufswelt hat, desto besser. Von dieser These ist Jens Weidner fest überzeugt. In der Kindheit wird die Grundlage für das optimistische Potential gelegt, das später im Beruf Berge versetzen soll. Aber es gilt: Optimisten werden nicht als solche geboren, sondern sie bilden sich. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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Stimmungen bilden die unterste Schicht des seelischen Lebens

Selbstaufmerksamkeit definiert Georg Milzner als das Interesse an der eigenen Subjektivität. Sehr bedeutsam ist für einen fühlenden Menschen die Stimmung, die sein aktuelles Lebensgefühl prägt. Stimmungen bilden, so der Pädagoge und Philosoph Otto Friedrich Bollnow, als „Lebensgefühle“ die „unterste Schicht des seelischen Lebens“. Georg Milzner ergänzt: „Wo wir Stimmungen aufmerksam nachspüren, sind wir daher in verlässlicher Weise mit uns selbst in Kontakt. Wo die Fähigkeit, sich zu spüren, dagegen nachlässt, da wird in der Folge auch die Kompetenz eingeschränkt, das eigene Lebensgefühl zu ermessen.“ Ein Mensch kann durchaus meinen, er sei eigentlich glücklich. Bis er merkt, dass das eben nicht ganz stimmt. Ereignisse, die die eigene Selbsteinschätzung korrigieren, kann es viele geben. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Entspannungsübungen helfen gegen Ärger

Der gute Umgang mit einer ärgerlichen Situation beginnt am besten mit einer Selbstdiagnose, indem man sich folgende Fragen stellt: „Wie sehen meine eigenen Gewohnheiten aus? Neige ich zu problematischen Emotionsregulierungen? Praktiziere ich bereits hilfreiche Wege? Wenn nicht: Habe ich überhaupt eine Idee, wie die aussehen könnten?“ Entscheidend ist es laut Hans-Peter Nolting zunächst, seinen Ärger wahrzunehmen. Denn nur wer merkt, dass er verärgert ist, kann bewusst gegensteuern. Das Wahrnehmen des Ärgers ist nicht so selbstverständlich, wie es klingen mag. Vielleicht spürt man nur eine vage Unruhe oder Anspannung und nicht wirklich Ärger, Groll oder den Wunsch, es jemanden heimzuzahlen. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Optimismus ist immer auch eine Frage des Zukunftsglaubens

Unter „Optimismus“ wird im Alltag wie in der Forschung eine positive Erwartung im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen verstanden. Jens Weidner erklärt: „Optimismus ist damit auch immer eine Frage der Fantasie und des Zukunftsglaubens.“ Die Optimismusforschung beschäftigt sich primär mit zwei Ansätzen: Die erste Forschungsrichtung beschreibt typische Fehler in der menschlichen Urteilsbildung, etwa wenn Menschen sich durch eine positiv verzerrte Zukunftssicht auszeichnen und dann die Hände in den Schoss legen, weil sie glauben, das Glück käme von alleine. Die zweite Forschungsrichtung versteht Optimismus als Persönlichkeitsmerkmal. Sie untersucht die Folgen unterschiedlicher Ausprägungen des Optimismus. Dabei beleuchtet die Sozialisation die Entwicklung eines Menschen und erklärt wie der Weg zum Optimisten gelingen kann. Jens Weidner ist seit 1995 Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg.

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Die Identität eines Menschen besteht in seiner Erzählung

So gut wie alle Wissenschaften vom Menschen – vornehmlich die Cultural Studies, Anthropologie und Geschichtswissenschaft – sind sich darin einig, dass die Identität eines Menschen in der Erzählung besteht, die ihm aus sich zu manchen gelingt. Christian Schüle ergänzt: „Eine Person ist ihre Geschichte, und Heimat ist das Narrativ dieser Geschichte. Nur in der Schilderung meiner Realität erlangt die Geschichte meiner Person Glaubwürdigkeit.“ Nur über das Narrativ wird Herkunft zur Identität. Christian Schüle formuliert es noch genauer: „Die Identität ist selbst das Narrativ: Ich bin, was ich von mir erzähle.“ Dabei ist zu beachten, dass die Erinnerung nicht mit dem Gedächtnis gleichzusetzen ist, obwohl sie sich natürlich nicht vom Gedächtnis trennen lässt. Christian Schüle ist freier Autor und Publizist. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt er Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Emotionen sind von der jeweiligen Kultur abhängig

Bereits auf der Ebene der Sprache wird deutlich, wie abhängig die Gefühlswelt von der entsprechenden Kultur ist. Denn das Verständnis eines Menschen von Emotionen und Gefühlen hängt immer auch davon ab, wie er darüber redet. Auch im modernen Geschäftsleben zeigt sich die Kulturabhängigkeit von Emotionen. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „So kommt es in global operierenden Firmen immer wieder zu Problemen, weil Emotionen in verschiedenen Kulturkreisen so unterschiedlich interpretiert werden.“ In der Wissenschaft hat es sich eingebürgert, strikt zwischen biologisch geprägten Effekten und kulturell beeinflussten Emotionen oder Gefühlen zu unterscheiden. Ulrich Schnabel kennt die gängigsten Definitionen: „Ein Affekt ist eine (unbewusste) Reaktion des Körpers auf ein äußeres Ereignis, die weitgehend automatisiert und unreflektiert abläuft und nur kurze Zeit dauert; der Affekt wird nicht versprachlicht und unterliegt keiner Bewertung.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Männerfreundschaften sorgen für die richtige Balance im Leben

Ein Mann sollte heutzutage stark sein, denn überall beherrscht unerbittliche Konkurrenz das Leben. Viele Männer stellen irgendwann einmal fest, dass sie sich ganz schön allein fühlen und mit niemanden über die Dinge sprechen, die wie wirklich im Innersten bewegen. Deshalb sind echte Männerfreundschaften so wichtig für die Balance im Leben. In seinem Buch „Männerabend“ zeigt Richard Schneebauer Frauen und Männern, warum wertschätzende Gespräche mit anderen Männern, ohne ständiges Vergleichen und sich beweisen müssen, zu echter Stärke und Erfolg führen. Richard Schneebauer schreibt: „Ein offenes und wertschätzendes Gespräch unter Männern ist wie Rock `n` Roll. Kraftvoll und emotional berührt es dich tief in deiner Seele.“ Sein Buch ist auch ein Plädoyer für Zeiten, in denen Männer unter sich sind. Dr. Richard Schneebauer ist Soziologe und seit 17 Jahren in der Männerberatung tätig.

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Aggression ist nicht die häufigste Art des Konfliktverhaltens

Der Ausdruck „Konflikt“ erzeugt bei vielen Menschen die Vorstellung, dass „die Fetzen fliegen“. Aber Konflikte sind nicht notwendig mit aggressivem Verhalten verbunden. Hans-Peter Nolting nennt ein Beispiel: „Wenn unvereinbare Wünsche und Absichten aufeinandertreffen, wenn beispielsweise Ehepartner das begrenzte Geld für unterschiedliche Dinge ausgeben möchten, liegt ein Konflikt vor.“ Konflikte in diesem Sinne sind unvermeidlich, denn es ist nicht möglich, dass zwei Menschen immer dasselbe wollen und das auch noch im selben Augenblick. Ein ganz anderer Sachverhalt ist indes der Umgang mit dem Konflikt, das Konfliktverhalten. Hier unterscheidet Hans-Peter Nolting drei Grundtypen: „Aggressiv, meidend und konstruktiv.“ Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Selbsterkenntnis öffnet den Weg zu einem selbstbestimmten Leben

In der Regel honorieren die modernen westlichen Gesellschaften die Anpassungsfähigen. Das beginnt schon im Kindergarten, setzt sich an der Schule und den Universitäten fort und dominiert schlussendlich in Unternehmen, in der Politik und in der Öffentlichkeit. Daher ist es nicht einfach, sich davon nicht entmutigen und desillusionieren zu lassen. Und deshalb ist es laut Anja Förster und Peter Kreuz so wichtig, sein großes Ja und die damit verbundenen Neins im Leben zu kennen: „Ja, das ist mein Weg.“ „Nein, dabei mache ich nicht mit“, und „Nein, hier ist meine persönliche Grenze“. Entschiedenheit ist eine innere Haltung, die nach außen wirkt. Wer hingegen dem Außen die dominante Rolle zugesteht, läuft Gefahr früher oder später vom System zermürbt zu werden. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Die Demokratie garantiert die freie Meinungsäußerung

Klug denken heißt, sich nicht nur auf persönliche Erfahrungen zu verlassen oder die Auffassungen höherer Institutionen blind zu übernehmen. Allan Guggenbühl erklärt: „Kluge Menschen verstehen das Wissen ihrer Kultur als Ressource für eigenständige und kritische Gedanken zu nutzen. Wie wir denken, hängt darum auch von den Einbindungen in unsere Gemeinschaft und Zivilisation ab.“ Demokratische Gesellschaften zeichnen sich durch einen öffentlichen Diskurs aus. Man hört sich die Geschichten verschiedener Gemeinschaften an und beteiligt sich an ihren Aufregungen. Am öffentlichen Diskurs darf jeder teilhaben. Bestimmte Themen werden über die Medien angestoßen, die die Menschen aufnehmen und weiterspinnen können. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Die Deutschen leben in einer zunehmend populistischen Gesellschaft

In seinem neuen Buch „Die Stunde der Populisten“ will der Politologe Florian Hartleb Aufklärungsarbeit leisten und aufzeigen, wie man die Demagogen aufhalten kann. Er definiert Populismus wie folgt: „Populismus heißt erst mal vom Wortlaut her die ständige Beschäftigung mit dem Volk. Populismus heißt im Guten, dass man das Ohr an der Stimme des Stammtisches hat, die Belange des kleinen Mannes berücksichtigt und Politik so runterbricht, dass sie jedermann versteht.“ Im Negativen ist seiner Meinung nach der Begriff stark verbunden mit „nach dem Mund reden“ und mit Blick auf Agitation gegen „die da draußen“ sowie gegen die Eliten, indem der Populist behauptet, die politische Klasse sei korrupt. Der Passauer Politologe und Buchautor Florian Hartleb forscht seit dem Jahr 2000 zu Populismus und Radikalismus.

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Die Familie ist ein Nest mannigfacher Widersprüche

Im Titelthema des neuen Philosophie Magazins 01/2017 dreht sich alles um die liebe Familie und um die Frage ob sie eher Zuflucht oder doch nur noch eine Zumutung ist. Anhänger der traditionellen Familie sehen in ihr ein Refugium, einen wärmenden Schutzraum, ja ein Bollwerk in Zeiten des zunehmenden Leistungsdrucks. Für sie ist sie zudem ein Ort der Selbstvergewisserung, des Rückzugs und der Geborgenheit. Menschen, die der Familie eher kritisch gegenüberstehen, betrachten sie als Enge, Unfreiheit und als einen Nährboden für Neurosen, Traumata und tiefe Verletzungen. Für Chefredakteur Wolfram Eilenberger ist die Familie für die erdrückende Mehrheit der Menschen ein Nest mannigfacher Widersprüche, Zumutungen und konkreten Enttäuschungen: „Doch zeitlebens eben auch dies: ein Nest. Das heißt, ein Ort der Zuflucht, Geborgenheit, Eigentlichkeit.“

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Es gibt sechs Grundregeln für das Zusammenwohnen

Wenn ein Paar in einen gemeinsame Wohnung zieht, ist das eine der härtesten Prüfungen für die Liebe, die es gibt. Die Partner müssen damit rechnen, dass es sich in naher Zukunft in einige unangenehme Diskussionen verwickeln wird. Bei Umfragen über Paarkonflikte liegt der gemeinsame Haushalt als Anlass für Auseinandersetzungen weit vorn. Christian Thiel nennt zwei Themen, die besonders häufig genannt werden: „Paare streiten gerne und viel über die Ordnung in der gemeinsamen Wohnung. Und Paare streiten über die gerechte Verteilung der Hausarbeit.“ Sicher ist es möglich, auch ohne das Abenteuer Zusammenwohnen ein Paar zu sein. Dauerhaft aber versuchen das die wenigsten Paare. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Nest ist zu groß. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Roboter und Algorithmen geben das Tempo der Arbeitswelt 4.0 vor

Josef Käser, Vorstandschef von Siemens, warnt Aktionäre und Mitarbeiter vor neuen Erschütterungen: „Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind mehr denn je gefordert. Unordnung ist die neue Weltordnung.“ Siemens ist überall. „Change“ heißt im Manager-Denglisch die alles beherrschende Überlebensweisheit der Wirtschaftswelt. Wolfgang Kaden blickt zurück: „Während in früheren Zeiten, bis in die Siebziger des vorigen Jahrhunderts hinein, die Unternehmen vielleicht alle zehn Jahre ein Reformprogramm durchliefen, löst heutzutage eine Umorganisation die nächste ab.“ Man nennt das: „Never stop reorganizing.“ Und kaum einer fragt, ob die unmittelbar Betroffenen, die Mitarbeiter, dieses Tempo mitgehen können oder wollen. Die Geschwindigkeit und Häufigkeit von Veränderungen wird wie ein Naturgesetz vorgegeben – vom Wettbewerb, von der Technik, von der Beraterzunft. Wolfgang Kaden gehört zu den renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Daniel Klein stellt den britischen Philosophen David Pearce vor

Der britische Philosoph David Pearce hat ein populäres E-Book mit dem Titel „The Hedonistic Imperative“ geschrieben, das echten geistigen Sprengstoff enthält. Daniel Klein erklärt: „Er zwingt sich mir die Frage zu stellen, als ob es im Leben etwas Wertvolleres gibt, als sich die ganze Zeit über enorm gut zu fühlen.“ Zunächst einmal übernimmt David Pearce seine grundlegenden Prämissen von zwei altehrwürdigen Philosophen, und zwar von Epikur und Jeremy Bentham, dem britischen Sozialphilosophen des 18. Jahrhunderts. Von Epikur kommt der Lehrsatz, dass das glücklichste Leben durch ataraxia (Angstfreiheit) und aponia (Schmerzfreiheit) gekennzeichnet ist. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Ziele machen glücklich und zufrieden

Ziele sind eine bedeutende Antriebskraft im Leben eines Menschen. Der Wert eines Ziels liegt dabei gar nicht unbedingt darin, dass man es auch erreicht. Ein stures „Das muss ich unbedingt schaffen!“ ist niemals hilfreich. Christian Thiel erläutert: „Wenn es um Ziele geht, gilt vielmehr die asiatische Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Wer weiß, wohin er will, der strengt sich an, um sein Ziel zu erreichen.“ Die Richtung dorthin darf sich aber ruhig noch ändern. Zwischen Menschen, die ihre Ziele erreichen, und denen, die das nicht tun, findet sich in Bezug auf die Zufriedenheit kein großer Unterschied. Beide Gruppen sind in etwa gleich glücklich. Diejenigen aber, die sich ein Vorhaben erst gar nicht zutrauen, sind deutlich unzufriedener mit ihrem Leben. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Probleme des Partners sind immer auch die eigenen

Viele Paare trennen sich, weil ihre Beziehung im Laufe der Zeit kontinuierlich schlechter geworden ist. Sie reden seltener miteinander, interessieren sich immer weniger für das, was der andere tut und was der andere denkt. Oft aber zerfallen Partnerschaften nach ganz konkreten Ereignissen. Es sind Ereignisse, die einen der Partner nachhaltig unter Stress setzen und dadurch die Qualität der Paarbeziehung beeinträchtigen. Christian Thiel nennt Beispiele: „Ein Kind wird geboren und erfordert viel Zeit und Aufmerksamkeit. Schon fühlt sich der Partner vernachlässigt. Ein Elternteil stirbt, und die Partnerin versinkt in depressiven Gefühlen. Der Partner verliert den Arbeitsplatz und damit auch seinen Mut und seine Hoffnung.“ Die Psychologie spricht in solchen Fällen von kritischen Lebensereignissen. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Das Gehirn von Teenagern ist besonders anfällig für Belohnungen

Die Universität Stanford hat im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, die klar belegt: „Aus negativen Konsequenzen, also Strafen, lernt man in der Regel nicht nur besonders gut, sondern auch besonders schnell – schneller als mittels Belohnungen.“ Bei Teenagern ist es allerdings genau andersherum, wie französische Neurowissenschaftler herausgefunden haben. Im Gegensatz zu Kindern und Erwachsenen ändern sie ihr Verhalten nur dann, wenn sie dafür belohnt werden. Bestrafungen hingegen sind bei ihnen so gut wie wirkungslos. Grund dafür ist der rasante Umbau des Gehirns während der Pubertät. Wie es dazu kommt, dass Menschen aus Strafen schneller lernen, ist noch nicht abschließend geklärt. Einen Ansatz bietet das Konzept der Verlustaversion, welches von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entdeckt wurde. Sie konnten zeigen, dass Menschen Verluste deutlich stärker gewichten als Gewinne.

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Empathie und Mitgefühl unterscheiden sich

Es sind in der Regel die besonders Guten, die Idealisten, die irgendwann nicht mehr können. Die alles gegeben haben und immer noch ein bisschen mehr. Die immer Feuer und Flamme waren, entzündet für andere oder ihre Arbeit – bis sie dann irgendwann ausbrannten. In der Alltagssprache werden Mitgefühl und Empathie weitgehend gleichbedeutend verstanden. Werner Bartens stellt fest: „Womöglich ist es aber notwendig, Empathie und Mitgefühl zu unterscheiden – weil die Menschen unterschiedliche Folgen spüren, je nachdem, mit welcher inneren Haltung sie sich in andere einfühlen.“ Viele Neurowissenschaftler, Psychologen und Kognitionsforscher verstehen Empathie als eine Art Resonanz mit dem Gefühlszustand anderer Menschen, die so plastisch und überwältigend sein kann, dass sie überfordert und belastet und dann weder guttut noch gesund ist. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Der Ausdruck ist an das Gefühl gekoppelt

Die Beziehung zwischen einem Gefühl und dem Minenspiel einen Menschen ist alles andere als eine Einbahnstraße. Vielmehr wirkt der Ausdruck einer Emotion immer auch auf den Organismus zurück und verstärkt die zum Ausdruck gebrachte Empfindung. Schon Charles Darwin hat dieses Phänomen beobachtet und in seinem Werk „Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren“ beschrieben: „Wer seiner Wuth durch heftige Gebärden nachgibt, wird sie nur vergrößern.“ Tatsächlich kann das laut Ulrich Schnabel jeder an sich selbst studieren: „Wer eine ängstliche Mine aufsetzt, verstärkt seine Angst, wer hingegen durch breites Lächeln eine frohe Stimmung zum Ausdruck bringt, fühlt sich prompt noch fröhlicher.“ Diese rückwirkende Koppelung von Ausdruck und dazugehörigem Gefühl funktioniert sogar dann, wenn man die entsprechenden Verhaltensweisen nur vorspielt. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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