Die Geschichte der Philosophie bewegt sich zwischen Extremen

Die Geschichte der Philosophie bewegt sich zwischen Extremen: Am einen Ende der Skala gibt es Meister der Festlegung, die immerzu ihren einen und einzigen Gedanken denken, ihn bestenfalls noch variieren. Andreas Urs Sommer kennt einige von ihnen: „Zu den Meistern der Festlegung gehört Arthur Schopenhauer, auch Baruch de Spinoza.“ Am anderen Ende gibt es die Meister der Verflüssigung, die stets wieder Neues, Ungedachtes aushecken und dem vermutlich fest Gegründeten den Boden entziehen. Zu diesen Meistern der Verflüssigung zählt Andreas Urs Sommer nicht nur Skeptiker wie Sextus Empiricus, Michel de Montaigne oder David Hume, sondern auch den deutschen Philosophen Wilhelm Joseph Schelling. Andreas Urs Sommer lehrt Philosophie an der Universität Freiburg i. B. und leitet die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

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Überall fallen die Grenzen und entwickeln sich neue Welten

Die Grenzen von Raum und Zeit sind in modernen Gesellschaften in Bewegung geraten. Ihr einstmals starres Regime steht laut Karlheinz A. Geißler zur Disposition. Beratung kann zum Beispiel heutzutage überall stattfinden, nicht nur allein in den dafür vorgesehenen Konferenzräumen. In der Europäischen Union lassen sich die Grenzen ohne Zwischenstopp überwinden. Karlheinz A. Geißler schreibt: „Weitestgehend entortet und entzeitlicht ist das, was man kauft, was man isst und trinkt, und vieles von dem, was es zu erfahren und zu erleben gibt.“ Dinge, die an Ort und Zeit gebunden sind, entwickeln sich als Reaktion auf diesen Trend immer öfter zur Folklore. Professor Dr. Karlheinz A. Geißler lehrt, lebt und schreibt in München. Eine der amüsantesten Erfindungen der Menschheit, die Zeit, hat er zu seinem Lebensthema gemacht.

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Das Demokratieverständnis in der Epoche der Aufklärung

Um das Jahr 1800 herum begann eine neue Epoche der Weltgeschichte, moderne Zeiten brachen an, gegenüber denen das Mittelalter und die Frühe Neuzeit altmodisch und rückständig wirkten. Dabei wirkte die Französische Revolution von 1789 beschleunigend auf diesen Umbruch. Auch im Bereich der Wirtschaft gab es Innovationen. Paul Nolte schreibt: „Neben die herkömmlichen Bereiche der ländlichen Agrarwirtschaft und des städtischen Gewerbes und Handels traten neue Formen der gewerblichen Produktion, in der Manufaktur oder der ländlichen Heimindustrie. Märkte und kommerzielle Beziehungen begannen den Alltag zu durchdringen.“ Die Kaufleute und Unternehmer wurden zur Vorhut des neuen Bürgertums. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts kamen bahnbrechende Erfindungen dazu wie die Dampfmaschine, die den modernen Bergbau erst ermöglichte. Die Industrielle Revolution begann in England, andere Länder in Nordwesteuropa und Nordamerika folgten rasch dem englischen Beispiel.

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Hermann Hesses Ansichten über Krieg und Frieden

Hermann Hesse stimmt jenen zu, die den Krieg den natürlichen Urzustand nennen. Da der Mensch ein Tier ist, lebt er durch den Kampf, auf Kosten anderer und fürchtet und hasst seine Mitmenschen. Leben ist also Krieg. Der Friede ist laut Hermann Hesse viel schwerer zu definieren. Der Friede ist seiner Meinung nach weder ein paradiesischer Urzustand, noch eine Form des geregelten Zusammenlebens, über das sich die Menschen verständigt haben. Hermann Hesse schreibt: „Friede ist etwas, was wir nicht kennen, was wir nur suchen und ahnen. Friede ist ein Ideal. Er ist etwas unsäglich Kompliziertes, Labiles, Bedrohtes – ein Hauch genügt, um ihn zu zerstören.

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Joyce Appleby kritisiert den zügellosen Kapitalismus

Für die amerikanische Historikerin Joyce Appleby ist die Gier nicht der einzige Kritikpunkt, den sich der zeitgenössische Kapitalismus vorhalten lassen muss. Sie hat eine kurze Liste weiterer Anklagen zusammengestellt: „Kurzsichtiges Handeln und Vernachlässigung langfristiger Folgen, Zuteilung von Kompetenzen ohne gleichzeitige Zuweisung von Verantwortung, Bevorzugung materieller gegenüber geistigen Werten, Kommerzialisierung zwischenmenschlicher Beziehungen, Monetarisierung sozialer Werte, Schädigung der Demokratie, Verunsicherung von Gemeinschaften und Institutionen, Gefährdung bestehender Abmachungen, Förderung von Aggressivität und – ja, dieses Thema hatten wir schon – Belohnung von Gier.“ Darüber hinaus werfen ihrer Meinung nach zwei weitere kapitalistische Erblasten ihre Schatten voraus, nämlich das schier unlösbare Problem der Armut und die fortschreitende Zerstörung der Umwelt.

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Die Voraussagen der sozioökonomischen Physik

Als sozioökonomische Physik bezeichnen Physiker den Versuch, Formeln für das Handeln von Gruppen zu finden. Sie glauben, in Gesellschaften Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, wie sie in der Atomphysik oder Thermodynamik gültig sind. Jürgen Mimkes, emeritierter Professor aus Paderborn, vertritt die sozioökonomische Physik als Fachverband in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Jürgen Mimkes erklärt: „In unseren Modellen sind Menschen nicht Teilchen, sondern Agenten. Diese haben wie Atome drei mögliche Eigenschaften: Sie ziehen sich an, stoßen sich ab oder sind sich egal.“ Die Wechselwirkungen sind damit ähnlich wie in der Atomphysik. Nach Jürgen Mimkes gibt es in der sozioökonomischen Physik wie in der Thermodynamik Variablen wie Temperatur und Druck. Und es gibt feste und flüssige Zustände, mit Phasenübergängen.

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