Die Wurzeln des Kapitalismus gehen auf drei Ereignisse zurück

Der nationalkonservative Ökonom Werner Sombart, der den Begriff des Kapitalismus in Deutschland populär gemacht hat, lässt ihn mit dem Auftreten der ersten Unternehmer im 13. und 14. Jahrhundert beginnen. Karl Marx vermeidet das Wort, unterscheidet aber zwischen einfacher und kapitalistischer Warenproduktion. In der ersten verkauft ein Produzent, etwa ein Bäcker, seine Waren, um von einem anderen Hersteller, zum Beispiel einem Metzger, dessen Produkte zu erwerben. In der kapitalistischen Version dagegen handelt ein Geldbesitzer mit Waren, um noch mehr Geld anzuhäufen. Karl Marx schreibt im „Kapital“: „Die Bewegung des Kapitals ist also maßlos.“ Karl Marx verknüpft also den Kapitalismus mit dem Wirtschaftswachstum. Die Wurzeln dessen, was man heute als Kapitalismus bezeichnet, lassen sich auf drei Ereignisse zurückführen, die Europas Wirtschaft auf ihren spektakulären Sonderweg geführt haben.

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Gehen ist ein Transportmittel zur Reise in das Land des Geistes

Schon in der Philosophie der Antike gilt das Gehen als Methode des Philosophierens. Platon hat beispielsweise im Dialog „Phaidros“ das Gehen mit der lebendigen Rede verglichen. Die Schüler des Aristoteles werden Spaziergänger genannt, weil sie mit ihrem Meister philosophierend umherwandelten. Und noch Karl Marx ging in seinem Arbeitszimmer so exakt auf und ab, dass der Teppich in einer Linie abgenützt war. Wilhelm Berger schreibt: „Gehen und Denken zusammenzudenken, ist ein kulturhistorisches Grundmotiv, das Paul Nizon in seinem Text „Am Schreiben gehen (1985) ausführlich skizziert hat.“ Das Gehen ist in den genannten Beispielen ein Mittel zum Zweck, und der Zweck ist so auf den Gehenden selbst bezogen, dass kaum ein Blick auf die Umgebung möglich wird. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Die Renaissance sorgt für Neuerungen in allen Arten der Kunst

In der Renaissance wurden die „Schönen Künste“ dem platonischen Begriff der „Freien Künste“ angegliedert. Damit erhob sich der Künstler nun über das Handwerk und nahm einen, bis dahin unbekannten Rang ein. Über die reine Gestaltung hinaus wurde er nun auch zum Forscher und Kunsttheoretiker. Das Verhältnis zum menschlichen Körper richtete sich am klassischen Altertum aus, die Harmonie der Skulpturen der Antike erst nachahmend, dann aber mit der Kraft neuer Empfindung weiterentwickelt. Donatello zum Beispiel wandte als erster im Relief die Linearperspektive an und erfand so die geometrische Darstellung des Raumes auf einer Bildebene. Seit Masaccio schnitten sich die Fluchtlinien in einem Punkt, die Zentralperspektive war erfunden. Im Bau von San Lorenzo in Florenz suchte Brunelleschi die vollkommene Ausgewogenheit eines Kirchenraumes und gewann aus der Theorie die richtigen, auch in Zahlen darstellbaren Maßverhältnisse.  

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Im 19. Jahrhundert wurde London zur reichsten Stadt der Welt

Kein Jahrhundert hat das Leben in den Städten Westeuropas so sehr verändert wie das neunzehnte. London, die Hauptstadt der Engländer und ihr großer Fluss- und Seehafen an der Themse, wandelte sich zuerst, schneller als die Konkurrenz und wuchs an Umfang und Einfluss rascher als die anderen Städte. Manche Historiker nennen das 19. Jahrhundert deshalb auch das Jahrhundert Londons. England stieg damals zu einer Stellung in der Welt auf, die in keinem Verhältnis zur Größe seines geographischen Territoriums stand. England wurde durch die industrielle Revolution, die bereits im 18. Jahrhundert begonnen hatte und Vorherrschaft in Produktion, Handel und Finanzwirtschaft sicherte, zur Werkstatt der Welt. In Übersee ließen freizügige Auswanderung und reger Handel das britische Kolonialreich ständig wachsen. London galt damals als Mittelpunkt eines Reiches, in dem die Sonne nicht unterging.

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Aristoteles war ein hervorragender Organisator und Sammler

Es ist nicht bekannt, wie viele Forschungsreisen Aristoteles unternommen hat. Aber eine Reise ist laut Hellmut Flashar gut dokumentiert, die ihn in Begleitung seines Neffen Kallisthenes nach Delphi geführt hat. Diese Reise fand wahrscheinlich zu einer Zeit statt, nachdem Aristoteles keine Pflichten mehr am makedonischen Hof zu erfüllen hatte. Aristoteles reiste mit dem Ziel nach Delphi, um aus den dortigen Archiven die Liste der Sieger in den pythischen Spielen, die in Delphi ausgetragen wurden, zusammenzustellen. Der große griechische Denker ist dafür mit einem Ehrendekret ausgezeichnet worden, das auf einer Inschrift erhalten ist. Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.

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Zigtausende Ratten leben inzwischen in deutschen Städten

Rein rechnerisch könnte eine weibliche Wanderratte pro Jahr 1952 Nachkommen in die Welt setzen. In Wirklichkeit sind es immerhin noch rund 500 Kinder und Kindeskinder. In Niedersachsen und Hamburg gibt es eine Rattenverordnung, anders als im Rest Deutschlands. Wer an der Alster eine Ratte entdeckt, hat die Pflicht, die Behörden zu informieren. Anita Plenge-Bönig, Epidemiologin am Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt, sagt: „Pro Jahr gibt es etwa 780 bis 1.200 Meldungen.“ Dem Ratten-Monitoring in Norddeutschland verdankt die Forschung eine Vorstellung davon, welche Gefahren für die Gesundheit von den Ratten ausgehen. Bei Untersuchungen an 500 Tieren aus Hamburg und Niedersachsen wurden in jeder vierten Probe krankmachende Erreger entdeckt. Am häufigsten fanden die Wissenschaftler Leptospiren, Bakterien die ein Versagen der Leber oder der Nieren verursachen können.

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Bepflanzte Fassaden verbessern das Klima und die Energiebilanz

Häuserwände, auf denen Pflanzen wachsen, schenken den Städten ein wenig Grün. Noch erregen die sogenannten Vertikalen Gärten als Kunstprojekte großes Aufsehen, doch in nach Zukunft könnten sie dazu dienen, große Städte ökologischer und energieeffizienter zu gestalten. Der Erfinder der Vertikalen Gärten ist der französische Botaniker Patrick Blanc. Sein eigenes Haus ist selbstverständlich ein Biotop. Die Wände sind begrünt, Hunderte Insekten schwirren durch die Gegend, Frösche und Vögel verbreiten eine Dschungelatmosphäre. „Natürlich, es ist ein bisschen verrückt“, gibt Patrick Blanc zu. Doch das Anliegen des Exzentrikers ist eigentlich ganz pragmatisch: „Ich möchte das Grün zurück in die Stadt bringen. Und weil in der City der horizontale Platz für andere Dinge benötigt wird, nutze ich eben die vertikalen Flächen.“ Der Gedanke, bei den immer weiter wachsenden Städten, bei der Begrünung in die Vertikale zu gehen ist eigentlich naheliegend.

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Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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Die Menschheit hat sich in nur 500 Jahren unglaublich entwickelt

In den vergangenen 500 Jahren hat die Menschheit phänomenal viel Macht dazugewonnen. Die Entwicklung verlief so rasant und war so umfassend wie keine andere vor ihr. Im Jahr 1500 lebten rund 500 Millionen Menschen auf der Erde, heute sind es über sieben Milliarden. Vor etwa 500 Jahren wurden auf der ganzen Welt Waren und Dienstleistungen im Wert von ungefähr 250 Milliarden Dollar produziert. Heute sind es knapp 60 Billionen Dollar. Im Jahr 1500 verbrauchten die Menschen pro Tag 13 Billionen Kalorien Energie, heute verbrauchen sie 1500 Billionen Kalorien. Die Zahlen verdeutlichen, dass heute 14 mal so viele Menschen 240 mal so viel produzieren wie vor 500 Jahren und dabei 115 mal so viel Energie verbrauchen. Ein weiteres Beispiel zeigt den gewaltigen Entwicklungssprung, den die Menschheit im vergangenen halben Jahrtausend genommen hat: „Auf einem modernen Computer finden sämtliche Bücher und Schriftrollen aller mittelalterlichen Bibliotheken mit Leichtigkeit Platz.“

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Die bayerische Landesausstellung würdigt Ludwig den Bayern

Im Jahr 2014 ist es 700 Jahre her, dass Ludwig der Bayer zum König gewählt wurde. Außerdem war er der erste Wittelsbacher, der sogar den Kaisertitel errang und als letzter deutscher Regent des Mittelalters einen jahrzehntelangen Kampf mit dem Papsttum in Avignon führte. Wegen dieses Jubiläums widmet das Haus der Bayerischen Geschichte, das in Augsburg angesiedelt ist, Ludwig dem Bayern die diesjährige Landesausstellung. Sie findet vom 16. Mai bis 2. November in Regensburg statt. Ausstellungsorte sind St. Ulrich am Dom, die Minoritenkirche und der Domkreuzgang. Über 500 Ausstellungsstücke erwarten die Besucher. Der Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte Richard Loibl erklärt das Ziel der Schau: „Es ist an der Zeit, die Geschichte Ludwig des Bayern zu erzählen. Es ist eine total überraschende und faszinierende Lebensgeschichte, die wir anhand von originalen Exponaten aus der Zeit und an den originalen Schauplätzen im Weltkulturerbe zeigen.“

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Yuval Noah Harari beschreibt den Weg zur Erfindung des Geldes

Die Jäger und Sammler in der Steinzeit kannten kein Geld. Jede Sippe jagte, sammelte und produzierte fast alles, was zum Leben notwendig war, selbst. Verschiedene Mitglieder der Gruppe könnten Spezialisten auf unterschiedlichsten Gebieten gewesen sein, doch sie teilten ihre Güter und Dienstleistungen in einer Wirtschaft, die auf gegenseitigen Gefälligkeiten und Verpflichtungen aufgebaut war. Die Gruppe … Weiterlesen

In der Renaissance wurde das Bankgeschäft begründet

Bereits im 12. Jahrhundert war Oberitalien ein Zentrum des Handels mit dem Orient und wurde im 14. Jahrhundert gemeinsam mit den Konkurrenten als Umschlaghäfen Genua und Venedig sowie im Zusammenspiel mit Florenz zum Ausgangpunkt der überragenden Bedeutung des Handelskapitals. Vor allem der Handel mit Gewürzen, Tuch und Metall legten den Grundstein zu einer aus Handelsgewinnen entstandenen Geldmenge, die dann gleichsam selbstständig weiterarbeitete. Dabei gelangten Geldrechnung und Kalkulation einen erheblichen Einfluss und begründeten das Bankgeschäft, wie nun überhaupt das ständige Geschäft üblich wurde. Die oft recht spekulative Gestaltung des Preises entfernte sich weit von dem bisher geforderten „gerechten“ Preis. Mehr noch als die Kunst des Schreibens und des Lesens, ist das Manipulieren mit den arabischen Ziffern in den Stadtschulen und Handelsmetropolen vermittelt und in der Praxis umgesetzt worden.

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Das beliebteste Urlaubsland der Deutschen ist Deutschland

Allein schon der Umfang von 1144 Seiten der 11. Auflage des neuen Baedeker-Reiseführers über Deutschland ist beeindruckend. Noch besser ist der Inhalt: es ist kaum zu glauben, was die Baedeker Redaktion an Wissenswertes über die Städte, Regionen und Sehenswürdigkeiten  Deutschlands zusammengetragen hat. Um die Orientierung des Lesers zu erleichtern, stellen die Autoren gleich zu Beginn ihres Reiseführers die Top 30-Reiseziele vor. Dazu gehören unter anderem die Insel Rügen mit ihren kilometerlangen weißen Sandstränden und leuchtenden Kreidefelsen, die Stadt Dresden mit seinen weltberühmten Baudenkmälern, die der Hauptstadt Sachsens den Beinamen „Elb-Florenz“ eingebracht haben. Zu den Top Reisezielen in Deutschland zählt natürlich auch München, die heimliche Hauptstadt des Landes, die seinen Gästen hochkarätige Kunst, monarchische Repräsentationsarchitektur und das größte Volksfest der Welt präsentiert.

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Etwa 50 Millionen US-Amerikaner haben deutsche Vorfahren

Nachdem im 17. und 18. Jahrhundert Pennsylvania das Hauptziel der deutschen Einwanderer in die USA war, kamen im 19. Jahrhundert immer mehr Deutsche nach New York, um von dort in den mittleren Westen, vor allem nach Wisconsin und Ohio weiterzuziehen. Seltener siedelten sie sich in den Sklavenhalterstaaten des Südens an, eine Ausnahme davon bildete lediglich Texas. Alexander Emmerich stellt fest: „Bis zum Ersten Weltkrieg siedelten sich etwa 5,5 Millionen German-Americans in den USA an. Insgesamt betrachten sich heute etwa 50 Millionen US-Amerikaner als Nachfahren deutscher Immigranten.“ Die großen Auswanderungswellen der Deutschen nach Amerika begannen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und stiegen ab den 1830er Jahren rapide an. Der Historiker Alexander Emmerich lehrt an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für atlantische Kulturgeschichte.

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Eine funktionierende Stadt wird zum Liebesobjekt ihrer Bürger

Soziales Denken muss sich laut Alexander Mitscherlich nicht mehr in erster Linie auf die materielle Armut beziehen, sondern es muss in erste Linie die Zahl der Bewohner eines Gebäudes ins Auge fassen. Denn in einem Wohnquartier mit den fünfstöckigen Giebelblocks, die zeilenweise angeordnet sind, kann sich städtische Humanität nur schwer entfalten. Alexander Mitscherlich schreibt: „Es ist ein Kapitalfall der Tötung des humanen Antriebes in und durch die verwaltete Welt.“ Er fordert Investitionen von erfinderischer Gestaltung, die solche Gebäudemassen fermentierend durchdringt. Alexander Mitscherlich stellt sich auch die berechtigte Frage, wer eigentlich die Bewohner von Massensiedlungen vertritt. Denn an den restaurierten und gedunsenen Städten sieht man, wohin Stadtplanung führt, wenn sie ohne den stattfindet, für dessen Bedürfnisse sie unternommen wird.

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Die Entschlüsselung des faszinierenden Rätsels Türkei

Die beiden Autoren Michael Bussmann und Gabriele Tröger heißen in ihrem Reiseführer „Türkei“ ihre Leser in einem Land zwischen Orient und Okzident willkommen, das vielschichtiger, aufregender und widersprüchlicher kaum sein kann. Sie schreiben: „Je nach Jahreszeit können Sie mit dem Kajak über tosende Flüsse rasen, idyllische Bergalmen erwandern, von Drei- und Viertausendern im Tiefschnee zu Tale carven, durch versunkene Städte tauchen oder mit dem Gleitschirm von Vulkanen starten und die Wolken küssen.“ Nach den üblichen Hintergrundinformationen über Land und Leute, beginnen die Autoren die Vorstellung der Reiseziele mit Thrakien, das weite Felder mit Sonnenblumen und Getreide prägen. Die Perle dieses Landstrichs ist Endirne mit seiner Selimiye-Moschee, einer der prächtigsten Gebetsstätten der Türkei, die im Jahr 2011 zum Welterbe der UNESCO ernannt wurde.  

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In Europa wollen sich die Menschen voneinander unterscheiden

Die Entwicklung von Migration und kultureller Verschiedenheit weist laut Andreas Wirsching darauf hin, dass Europa trotz seines langfristigen Trends zum Nationalstaat zugleich auch immer ein transnationaler Raum gewesen ist. Er denkt dabei zum Beispiel an die Vielvölkerreiche  in Ost- und Südosteuropa. Zudem resultierte jede nationale Kultur aus konkreten Mischformen vielfältiger Einflüsse. Aber in dem Maße, indem Europa seit den 1970er Jahren raumzeitlich stärker zusammenwuchs, Grenzen abgebaut, Reisen erleichtert und Kommunikationsmittel immer leistungsstärker wurden, stieg auch das Bedürfnis der Menschen sich zu unterscheiden. Andreas Wirsching schreibt: „Wo sich Europa kulturelle beschleunigte und Lebensstile sich anglichen, wo Mobilität und Migration zur Alltagserfahrung wurden, ging es immer auch darum, sich einen eigenen, unverwechselbaren Platz zu sichern.“ Andreas Wirsching ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

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Eine paradiesische Reise durch Oberbayern und das Voralpenland

Zu den Topreisezielen in Oberbayern und im Bayerischen Alpenvorland zählt der Baedeker Reiseführer unter anderem die Orte und Sehenswürdigkeiten Lindau am Bodensee, Schloss Neuschwanstein, die Wieskirche, den alten kulturellen Mittelpunkt im Pfaffenwinkel Wessobrunn, den „Heiligen Berg“ Andechs am Ostufer des Ammersees und natürlich München, die heimliche Hauptstadt Deutschlands und Weltstadt mit Herz. Die wunderbare und abwechslungsreiche Landschaft zwischen idyllisch gelegenen Seen und schroffen Gebirgen, die für ihre Lebensart berühmte Landesmetropole München sowie fantastische Kunstwerke machen Oberbayern und das Bayerische Alpenvorland zum beliebtesten Urlaubsziel in ganz Deutschland. Damit ist der südliche Teil von Bayern gemeint, der sich zwischen dem Bodensee, München, dem Chiemsee und dem Watzmann erstreckt. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte einst: „Wenn es auf der Welt ein Fleckchen Erde gibt, das als Abglanz des Paradieses gelten könnte, dann müsste auch immer Bayern genannt werden.“

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Nadine Gordimer schreibt Gesellschaftsromane

Nadine Gordimer ist die renommierteste Schriftstellerin Südafrikas. 1991 erhielt sie den Literaturnobelpreis. Die Ehrung galt einem Werk, das damals schon aus einem Dutzend Romanen, über zweihundert Kurzgeschichten, vielen Essays und Vorträgen bestand. 1979 erschien der Roman „Burgers Tochter“, den das Nobelpreiskomitee als eines ihrer Meisterwerke würdigt. Er handelt vom Schüleraufstand in Soweto 1976, bei dem fünfhundert Kinder und Jugendliche durch Polizeigewalt ums Leben kamen. Die Hauptfigur dieses äußerst komplexen Werks ist Rosa Burger, eine junge Weiße burischer Abstammung, deren Eltern im Gefängnis starben, weil sie als Kommunisten für die Freiheit kämpften. Im Laufe der Geschichte verliert sich die Heldin im Chaos ihrer Suche nach der eigenen Identität, zwischen ihren weißen und schwarzen Freuden, zwischen den Flügelkämpfen des African National Kongress (ANC) und der ständigen Bedrohung durch die Sicherheitsbehörden.

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Montesquieu unterscheidet drei Regierungsformen

Montesquieu definiert das Wesen des Staates über seine verschiedenen Abhängigkeiten wie vom Klima, von der Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Religion. Seiner Meinung nach gibt es ein politisches Recht, dass für jede einzelne Gesellschaft verschieden ist. Die Zusammenfassung aller Rechte einer Gesellschaft nennt er Staat, der für ihn eine Verkörperung von Macht und Gesetz darstellt. Montesquieu unterscheidet drei Formen der Regierung: Republik, Monarchie und Despotie. In einer Republik ist das gesamte Volk oder ein Teil des Volkes im Besitz der souveränen Macht. Die Souveränität des Volkes in der Republik wird vor allem dadurch deutlich, dass die Gesetze, auf dem Wege der Abstimmung, allein vom Volk beschlossen werden.

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Jim Morrisson war das rebellische Idol der 60iger Jahre

Vor 40 Jahren starb Jim Morrisson, der legendäre Sänger der Supergroup „The Doors“. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht aufgeklärt. Der Musiker lebte einen exzessiven Lebensstil, den andere nur propagierten. 1967 veröffentlichten „The Doors“ ihren Song „Light my Fire“, der ein Welthit wurde und die Band schlagartig berühmt machte. 1968 schrieb ein Musikkritiker über Jim Morrisson: „Seit Marlon Brando fett geworden ist, hat es in Amerika kein männliches Sexsymbol mehr gegeben. Jetzt haben wir Jim Morrisson von den Doors. Er spricht die Frauen an und befriedigt, mit seiner politischen und surrealistischen Poesie die Intellektuellen.“ Jim Morrisson dichtete Passagen wie die folgende: „Aus der Luft fingen wir Götter, mit der Götter allwissenden starren Blick, aber ohne ihre Macht im Geist und in den Städten zu sein, sobald sie darüber fliegen.“

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Der Staat verliert die Macht über den öffentlichen Raum

Der Zerfall des öffentlichen Sektors hat laut Tony Judt dazu geführt, dass die Menschen immer weniger wissen, was sie mit ihren Mitmenschen verbindet. Politik ist für ihn eine Funktion von Raum, da die Menschen dort wählen, wo sie wohnen und sich die Autorität und die Legitimation von Politikern sich auf das Land beschränken, in dem sie gewählt wurden. Kommunikation in Echtzeit mit Gleichgesinnten auf der anderen Seite des Globus über das Internet ist dafür kein Ersatz. Noch im ausgehenden 19. Jahrhundert war der Staat gemäß Tony Judt einfach ein Apparat, mit dem eine alteingesessene herrschende Klasse die Macht ausübte. Doch Schritt für Schritt übernahm er Aufgaben und Zuständigkeiten, die zuvor in den Händen von Einzelpersonen oder privaten Einrichtungen gelegen hatten.

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Tariq Ramadan: "Der Islam ist eine deutsche Religion"

Für Tariq Ramadan, Professor für zeitgenössischen Islam am St. Antony`s College in Oxford, sind die westlichen Gesellschaften durch die Globalisierung verunsichert. Ein Grund dafür sind die Einwanderungsströme, durch die das Fremde in Europa sichtbar wird. Wenn in Deutschland gegen die angebliche Islamisierung der Städte protestiert wird, geht es für den Wissenschaftler um die Sichtbarkeit einer fremden Religion, die dazugehören will. Das ist eine neue Erscheinung. Denn solange das Fremde nicht zu einer Gesellschaft gehört, können die Menschen leichter damit leben. Tariq Ramadan ist fest davon überzeugt, dass Gewalt im Namen der Religion die Islamdebatte vergiftet.

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Das Denken von Michel Serres kennt keine Grenzen

Der Franzose Michel Serres wird in der Fachwelt als der Philosoph des Fließenden und des Flüchtigen bezeichnet. Wer seine Bücher liest, entdeckt ein Denken, das sich nicht festlegen lässt, weil die Skepsis des Suchenden das einzig Feststehende in seinem Werk ist. Für Michel Serres lebt die heutige Menschheit in revolutionären Zeiten, die er mit der Epoche der Renaissance oder der Zeit des fünften Jahrhunderts vor Christus, in der Platon lebte, vergleicht. Er begründet dies mit einer Veränderung, die so massiv ist, dass sie eigentlich jeden Menschen erstaunen müsste, aber völlig unerwartet mit stoischem Gleichmut hingenommen wird.

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Der Industrielle und Erfinder Werner von Siemens

Ernst Werner Siemens wurde am 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums wollte Werner Siemens eigentlich Ingenieur werden, doch seine Eltern konnten ein Studium an der Berliner Bauakademie nicht bezahlen. Deshalb meldete sich Werner Siemens freiwillig zum preußischen Militärdienst und nahm eine technisch-naturwissenschaftliche Laufbahn über die Ausbildung beim Militär in Angriff. Schon im Herbst 1835 wurde er zur Vereinigten Ingenieur- und Artillerieschule abkommandiert.

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