Die Konservativen sind in einer Sinnkrise

Die Kirche nennt ihre im Erwachsenenalter getauften Schäfchen Neophyten. Oft sind diese neuen Gläubigen Eiferer. Sie sind intolerant wie die Neokonservativen, die jetzt weltweit auftrumpfen. Und sie sind streng dogmatisch wie die Neoliberalen, die nach wie vor den Ton angeben. Roger de Weck stellt fest: „Das Präfix „neo“ ist hier zum Fingerzeig geworden, dass eine demokratische in eine sehr direktive bis autoritäre Grundhaltung umschlagen kann. Archaisches lässt sich sehr wohl in moderne Formen gießen.“ Die politische Familie der Liberalen ist ein buntes Allerlei. Sozialliberale wollen die soziale Not lindern, weil sie Unfreiheit bedeutet. Wirtschaftsliberale fordern jederzeit noch mehr Freiheit vom Staat. Liberalkonservative hängen an der bürgerlichen Freiheit. Die stets uneinigen Liberalen debattieren und streiten. Roger de Weck ist ein Schweizer Publizist und Ökonom.

Weiterlesen

Die Selbstverwirklichung wird durch äußere Hindernisse eingeschränkt

Das romantische Konzept der Selbstverwirklichung geht generell davon aus, dass die Fähigkeiten des Selbst von Natur aus positiv sind. Das einzige Problem besteht darin, dass sie durch irgendwelche äußeren Hindernisse eingeschränkt werden: Staat, Gesetz, Despotismus, Patriarchat, Über-Ich, imperiale Autorität, herrschende Klasse, bürgerliche Moral und so fort. Terry Eagleton ergänzt: „Nach Sigmund Freuds Auffassung verinnerlichen wir das Gesetz in Gestalt des Über-Ichs, das heißt, wenn wir uns über seine Anweisung hinwegsetzen, laufen wir Gefahr, uns selbst zu schaden.“ Auch Edmund Burke ist sich bewusst, dass die einzige echte Souveränität diejenige ist, die man sich selbst zu eigenen macht. Es ist jene Macht, die Antonio Gramsci später als Hegemonie bezeichnet und gegen den Zwang abgrenzt. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

Weiterlesen

Es steht schlecht um den Homo oeconomicus

Zwei unvereinbare Menschenbilder geistern durch die westliche Vorstellung dessen, was eine Gesellschaft ist. Diese Menschenbilder können zu unterschiedlichen politischen Richtungen und Bewegungen führen. Philipp Blom erläutert: „Von diesen beiden – dem Homo oeconomicus und dem irrationalen Herdentier – ist Letzteres historisch wesentlich robuster.“ Die dünne Silhouette des rationalen Menschen zerbrach an der heimtückischen Weigerung der Gesellschaften dieser Welt, nach dem Mauerfall sich der liberalen Demokratie zuzuwenden und sich einem freien Weltmarkt anzuschließen. Historische Feindschaften, hartnäckige Traditionen, brutale Diktatoren, blutrünstige Ideologien, fundamentalistische Religionen und irrationale Impulse, Dummheit, alternative Sichtweisen und kluge Einsicht in lokale Besonderheiten haben in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Modellen und sozialen Visionen geschaffen. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

Weiterlesen

Ulrich Herbert analysiert die Jugend in der Weimarer Republik

Drei Momente waren es vor allem, welche die Entwicklung der Jugend in der Weimarer Republik kennzeichneten; zum einen die Ausläufer der Jugendbewegung, die sich nun zwar in unzählige „Stämme“, „Bünde“ und „Meuten“ differenzierte, aber doch in gewissen Kernelementen weiterhin Gemeinsamkeiten aufwies. Ulrich Herbert nennt Beispiele: „Wandern, Natur, Großstadtkritik, Autonomie, Kameradschaftsprinzip.“ Dabei war die national orientierte Jugendbewegung die bei Weitem mitgliederstärkste Richtung, organisiert in zahlreichen großen und kleinen Gruppen, unterschieden oft nur durch die Ausrichtung auf verschiedene Anführer oder Idole, aber doch geeint in der Orientierung an Volk, Nation und Deutschtum, wobei der Bogen von den Pfadfindern und politisch neutralen Bünden bis hin zu aggressiven völkischen Jugendbünden reichte. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

Weiterlesen

Georg Baselitz zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der Welt

Deutschland beschäftigt sich mit wenigen Künstlern so eingehend wie mit Georg Baselitz. Museen widmen ihm wie jetzt 2016 in Frankfurt am Main, große Ausstellungen. Und doch hat Georg Baselitz gegenüber Deutschland ein tief sitzendes Unsicherheitsgefühl. Sogar Angst, eine geradezu physische Angst. Er traut diesem Land nicht, er traut dem Frieden nicht. Georg Baselitz sagt: „Ich habe Angst vor der Politik, die mir nicht behagt. Ich habe zwei Gesellschaftsordnungen hinter mir gelassen, den Nationalsozialismus, dann den Sozialismus beziehungsweise Kommunismus. Und die deutsche Neigung sich einzumischen in das Leben der Menschen, ist im Moment wieder sehr groß.“ Georg Baselitz hat einfach Angst vor einem Polizeistaat. Manchmal macht der Staat auf ihn einen sehr schwachen Eindruck, aber wenn es darauf ankommt, dann ist er das nicht.

Weiterlesen

Die Produktion von immer billigeren Gütern ist nicht möglich

Viele Menschen haben sich sicher schon einmal gefragt, wie es möglich ist, dass alles immer billiger wird. Michael Carolan gibt in seinem neuen Buch „Cheaponomics. Warum billig zu teuer ist“ eine einfache Antwort: „Es ist nicht möglich!“ Die Produkte und ihre Herstellung werden nämlich nicht billiger, ihre wirklichen Kosten werden nur immer besser versteckt. Der Autor beschreibt die ökonomische und soziale Sackgasse, in der sich die Gesellschaften des Westens mit dem Billigwahn verfangen haben. „Billig ist nichts als eine Illusion“, schreibt Michael Carolan. Anhand zahlreicher Beispiele von der Plastiktüte bis zur automobilen Gesellschaft erklärt er, wie der Billigkonsum und sein zerstörerisches System am Leben erhalten werden, und macht deutlich, dass höhere und gerechte Preise notwendig und möglich sind, ohne dass die Menschen auf Wesentliches verzichten müssen.

Weiterlesen

Die deutsche Einheit war eine Erweiterung um fünf Bundesländer

Die deutsche Einheit hatte einen hohen Preis und veränderte die Bundesrepublik viel tiefer als 1990 geahnt. Zum Beispiel wurde der Sozialstaat, der nicht zuletzt wegen der Konkurrenz der Systeme zwischen Ost und West so stark ausgebaut war, infolge der Kosten der Einheit deutlich zurückgefahren. Philipp Ther nennt Zahlen: „Diese Kosten betrugen in den vergangenen 25 Jahren je nach Berechnung mindestens 1,5 Billionen Euro.“ Für die sozialen Einschnitte stehen vor allem Hartz VI und das Bündel der Sozial- und Arbeitsmarktreformen der Jahre 2001 bis 2005. Der Ausgang des Kalten Krieges wurde nicht nur in Deutschlands Hauptstadt Bonn, sondern im gesamten Westen als Überlegenheit des eigenen kapitalistischen Systems gegenüber dem Sozialismus verstanden. Der Kultur- und Zeithistoriker Philipp Ther ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Wien.

Weiterlesen

Die Gier des Menschen ist älter als der Kapitalismus

Eckart Voland vertritt die These, dass die Gier eine natürliche Anlage des Menschen ist. Sie ist allerdings von Individuum zu Individuum unterschiedlich ausgeprägt und die Folgen sind verschieden. Bei der Gier geht es einem Menschen darum, seinen persönlichen Nutzen zu maximieren. Das ist für Eckart Voland eine Grundeigenschaft des Menschen. Der Biophilosoph würde allerdings nicht so weit gehen und sagen, dass der Kapitalismus durch seinen Konkurrenzgedanken die Gier im Menschen fördert. Denn die menschliche Gier ist älter als der Kapitalismus. Man muss seiner Meinung nach auch vorsichtig sein, dass man Gier nicht mit Ehrgeiz verwechselt. Eckart Voland ist Professor für Biophilosophie an der Universität Gießen und hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter anderem die Evolution des Gewissens analysiert.

Weiterlesen

Bei der Scham treten Gefühle der Machtlosigkeit auf

„Wer Scham empfindet, fühlt sich – zumindest für den Augenblick – machtlos. Und wer Macht hat, neigt nicht dazu, sich zu schämen“, stellt Ulrich Greiner fest. Empfindungen der Scham sind dabei relativ unabhängig von einer historischen und kulturellen Situation, wobei die Betonung auf dem Wörtchen relativ liegt. Außerdem sind diese Schamempfindungen auf besondere Weise von der der sozialen Lage desjenigen bestimmt, der sich schämt oder beschämt wird. Niederdrückende Armut oder demütigende Abhängigkeit können dabei eine entscheidende Rolle spielen. Es geht dabei auch immer um Fragen der Macht. Das können auch mehr oder weniger zufällige sein. Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

Weiterlesen

Im Werk von Erich Loest können sich die Deutschen erkennen

Der Schriftsteller Erich Loest wurde am 24. Februar 1926 in Mittweida im Freistaat Sachsen geboren. Er war immer ein lebendes Beispiel dafür, wie man aus Fehlern lernt und Einsichten in Haltung umsetzt. Er hat das, was er erfuhr und ihm widerfuhr, mehr als 50 Jahre in Literatur verwandelt. Dabei betätigte er sich niemals als Moralprediger. Bei allem Ernst verfügte Erich Loest über viel Humor. Sein erstes Buch „Jungen, die übrig blieben“, wurde im Jahr 1950 veröffentlicht. Es geht in dem Werk um den Versuch der Nationalsozialisten durch den Kriegseinsatz ganz junger Knaben dem Führer Adolf Hitler die Kriegsniederlage zu ersparen. Erich Loest selbst war 18 Jahre alt, als er in den Krieg geschickt wurde. Damals war er bereit als Held für das Vaterland zu sterben, da sein Gehirn von klein auf mit Parolen vollgestopft worden ist. Den Krieg hat er überlebt, doch irgendwann endet jedes Leben. Erich Loest ist am 12. September in Leipzig gestorben.

Weiterlesen

Ernst Bloch entwirft eine Enzyklopädie der Hoffnung

Einer der Grundsätze des Philosophen Ernst Bloch war, es käme darauf an, zugleich siebzig und siebzehn zu sein. Er meinte damit, dass in der größten Erfahrenheit auch die Begierden, die Neugier und die Fragelust der Jugend lebendig sein müssten, von denen alle Erfahrungsfähigkeit ausgeht. Für ihn gab es keine größere Gefahr für die Wahrheit als das Erstickenwollen des Fragenwollens durch die Methoden des Abfragens anstelle einer Problemsichtigkeit für das Erlernte und Vorgesetzte im Verwundern fragwürdig macht. Ernst Bloch war ein Meister des tiefen Sinns, den er in scheinbar ganz kleinen Geschichten entwickelte. Er schreibt: „Es genügt, sie anzudeuten, als ein Spiel, das nicht verstärkt werden kann und letzthin puren Wunsch bedeutet, das aber darin immer merkwürdig ist, dass es als neue Fahne im Werk, nicht nur als Fahnenflucht aus der Welt möglich ist.“

Der Staat des Neoliberalismus muss ein starker Staat sein

Für den deutschen Liberalismus ist es charakteristisch, den Markt immer aus kulturgeschichtlicher und gesamtgesellschaftlicher Perspektive zu betrachten. Wolfgang Kersting erklärt: „Daher ist seine Analyse der Entwicklung des Kapitalismus und seiner Krisen immer eingebettet in großformatige geistesgeschichtliche Deutungen und umfassende zeitgeschichtliche Analysen.“ Die Gegenwart färbt dabei in den meisten Fällen den Blick auf die Vergangenheit: gegenwartsdiagnostische Interessen und zeitgeschichtliche Wertungen prägen die Darstellungen. Laut Wolfgang Kersting sind die Modernisierungstheorien durchwegs monokausale Krisentheorien der Moderne. Modernisierung ist für den deutschen Neoliberalismus stets Zerfall, Entartung, Zersetzung, Niedergang und Verlust. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

Weiterlesen

Wladimir Putin ist in Russland immer noch relativ populär

Die Regierung Russlands geht immer rigoroser gegen die Opposition und Zivilgesellschaft vor. Dies geschieht laut Lew Gudkow vor allem deshalb, weil das Regime von Wladimir Putin schwächer geworden ist. Lew Gudkow erklärt warum die Unzufriedenheit in Russland aus den verschiedensten Gründen wächst: „In den Millionenstädten fordert die neue Mittelklasse Dinge wie unabhängige Gerichte, Pressefreiheit und freie Wahlen.“ Auf der anderen Seite existieren allerdings Überreste des Sozialismus, wo die alte Industrie zuhause ist. Dort sind die Menschen Anhänger der Staatsmacht, weil sie ohne Unterstützung des Staates nicht überleben können. Dort fordern die Leute sogar mehr Sozialismus. Russland driftet laut Lew Gudkow auseinander: „Die Provinz will zurück in die Sowjetzeit, die Bevölkerung in den Großstädten will Reformen.“ Lew Gudkow ist Direktor des Moskauer Meinungsforschungsinstituts „Lewada-Zentrum“.

Weiterlesen

Die Nationalsozialisten verabscheuten die Demokratie

Die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland seit dem Jahr 1933, die sich im Zweiten Weltkrieg auch über weite Teile Europas ausdehnte, der Massenmord an sechs Millionen Juden, steht für einen Tiefpunkt in der Geschichte der Menschheit und bildet zugleich den extremsten Gegensatz zur Staatsform der Demokratie. Die Diktatur des Nationalsozialismus ist aber laut Paul Nolte weder als Schicksal noch als historischer Unfall über Deutschland gekommen. Adolf Hitlers Machtübernahme wurde in Deutschland von einer breiten Zustimmung der Bevölkerung getragen und von vielen Menschen als eine angemessene Antwort auf die langgehegten Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Demokratie gesehen. Paul Nolte schreibt: „Ohne die Loyalität und Mitarbeit von Teilen der Bevölkerung ist eine Diktatur nicht vorstellbar, schon gar nicht eine moderne des 20. Jahrhunderts.“ Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.

Weiterlesen

Paul Nolte beschreibt die scheinbaren Vorzüge der Diktatur

Selbst in Großbritannien und Amerika kamen in der Zwischenkriegszeit neue Zweifel an der Demokratie auf, doch diese Zweifel griffen im kontinentalen Europa viel weiter und grundsätzlicher um sich und mündeten häufiger, über Skepsis hinaus, in Gegnerschaft gegen die Demokratie oder jedenfalls Gleichgültigkeit gegenüber ihrer möglichen Zerstörung. Die Aussicht auf eine Diktatur erschien in den 1920er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht so schrecklich wie in der Gegenwart. Erst aus der konkreten Erfahrung des Nationalsozialismus, der für Verfolgung und Massenmord verantwortlich war, teils auch aus den parallelen Gegebenheiten im Stalinismus der Sowjetunion, entstand laut Paul Nolte jenes Bild der Diktatur als alles umgreifender und kontrollierender, totaler Herrschaft, die sich auf Willkür und die Entfesslung von Gewalt stützt. Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.

Weiterlesen

Andreas Wirsching erklärt das westeuropäische Parteiensystem

In der Geschichte der europäischen Demokratie gehört es laut Andreas Wirsching zu den wichtigsten Funktionen von Parteien, das Massenpublikum in den demokratischen Prozess der Willensbildung zu integrieren. Andreas Wirsching schreibt: „Parteien bilden die entscheidenden Schnittstellen zwischen Politik und Gesellschaft und erfüllen eine zentrale Aufgabe, indem sie gesellschaftliche Anliegen aufnehmen, transportieren und auf die politische Tagesordnung setzen.“ In Westeuropa pendelten sich seiner Meinung nach überraschend schnell nach 1945 entsprechende politische Parteienverhältnisse ein, zum Teil sicherlich auch in Anknüpfung an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Tatsächlich restaurierte sich ein Parteiensystem der Eliten des alten Europas, die noch im 19. Jahrhundert sozialisiert worden waren. Andreas Wirsching ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Weiterlesen

Die Macht wandert von den Finanzzentren in die Politik

Der amerikanische Wissenschaftler und Publizist Ian Bremmer hat herausgefunden, dass der Einfluss staatlich gelenkter Konzerne weltweit wächst. Seiner Meinung nach provoziert der neue Staatskapitalismus politische Krisen und könnte sich sogar zu einem globalen Wachstumsrisiko entwickeln. Vor allem im Verlauf der vergangen zehn Jahre hat eine neue Art von Unternehmen die internationale Bühne betreten. Sie gehören entweder der heimischen Regierung oder sind zumindest eng mit ihr verflochten. Ian Bremmer nennt als Beispiele den mexikanischen Zementhersteller Cemex und die brasilianischen Minengesellschaft Vale. Die beiden Konzerne pflegen enge Kontakte zu ihren Regierungen, wodurch sie ihre marktbeherrschende Stellung durch die feindliche Übernahme kleinerer inländischer Konkurrenten festigen können. Ian Bremmer schreibt, dass beide Unternehmen im Grunde genommen nationale Champions in Privatbesitz sind.

Weiterlesen

Die Abschottung der Wirtschaft führt in den Untergang

Karl-Heinz Paqué kritisiert die große Anzahl von Ökonomen, die der Überzeugung waren, es könne einer Volkswirtschaft durchaus gut tun, auf Dauer abgeschirmt, abgeschottet und unter der Kontrolle des Staats zu stehen. Das war der Kerngedanke der Planwirtschaft im Sozialismus und Kommunismus. Die Planwirtschaft war keine Theorie abgehobener Intellektueller. Sie war die völlig ernst gemeinte Idee, man könne mit einem Höchstmaß von zentraler Rationalität die Wirtschaft vor Störungen schützen und von oben nach unten mit einem vernünftigen System auf einen erfolgreichen Weg bringen. Karl-Heinz Paqué ist völlig anderer Ansicht und schreibt: „Diese Vorstellung wurde zu einem der folgenschwersten Irrtümer in der Menschheitsgeschichte.“

Weiterlesen

Maurice Merleau-Ponty: "Humanismus und Terror"

In den beiden Bänden von „Humanismus und Terror“ formulierte Maurice Merleau-Ponty unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg seine Stellungnahme zum Marxismus, Sozialismus und Kapitalismus. Er forschte nach einem humanistischen Sozialismus, der sich von der Anbetung der Sowjetmacht befreien müsse. Es war für ihn nicht nachvollziehbar, dass man auf dem Wege über eine absolute Diktatur zum Reich der Freiheit gelangen könne. Maurice Merleau-Ponty machte darauf aufmerksam, dass der Marxismus von seiner Ideologiegeschichte her auf den Liberalismus folgte. Die Lehre von der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen, die von der Französischen Revolution vereinnahmt wurde, war eine Errungenschaft des revolutionären Bürgertums.

Weiterlesen

Karl Marx: "Die Gesellschaft soll den Staat ersetzen"

Bei Karl Marx steht die Gesellschaft an erster Stelle vor dem Individuum und dem Staat. Der Mensch ist ein Gesellschaftswesen, dessen Individualität ganz in der Gesellschaft aufgehen sollte. Der wesentliche Faktor, der den Menschen trägt und hält, ist die Gesellschaft. Die Gesellschaft ist dem Staat vorangestellt, denn Karl Marx versteht den Menschen nicht als Staatsbürger, er lehnt den Staat als politische Totalität sogar ganz und gar ab. Die Gesellschaft soll nach der „Großen Proletarischen Revolution“ an die Stelle des Staates treten. Das Ziel der Geschichte ist die Rückführung des Menschen in die Gesellschaft, die die alleinige Basis für das Zusammenleben der Individuen darstellt.

Weiterlesen

Das Universum des genialen Physikers Albert Einstein

Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm geboren. Neben seiner Genialität als Wissenschaftler zieht sich ein weiterer Charakterzug durch das Leben des weltberühmten Physikers: seine starke Abneigung gegen jegliche Form von Autorität. Seine Schulausbildung in München am Luitpoldgymnasium brach er im Alter von 15 Jahren ab, da er den militärartigen Unterricht nicht ertragen konnte. Für Albert Einstein war es das Schlimmste, wenn eine Schule mit den Methoden der Gewalt, der Angst und der künstlichen Autorität arbeitet. Er war der Meinung, dass diese Unterrichtsmethoden einen unterwürfigen Untertan produzieren würden.

Weiterlesen

Ludwig von Mises sah den Untergang der Sowjetunion voraus

Den Untergang der Sowjetunion hatte ein österreichischer Ökonom schon im Jahr 1920, also drei Jahre nach der russischen Oktoberrevolution, prognostiziert. Ludwig von Mises erklärte, dass es in einer sozialistischen Gesellschaft keine Wirtschaftsrechnung geben kann. Diese ist aber zur effizienten Nutzung knapper Güter und Ressourcen unerlässlich. Im Sozialismus kann zur Verwirklichung des „gemeinsamen Willens“ nur ein einziges oberstes Kontrollorgan existieren. Dieses vereint in sich alle wirtschaftlichen und anderen staatlichen Funktionen. Thomas Mayer erläutert: „Durch die Arbeitsteilung sind Produktion und Nachfrage aber tief gegliedert. Produzenten tauschen ihre Güter untereinander und schließlich mit den Konsumenten, die ihre Arbeitskraft gegen Güter eintauschen.“ Sparer stellen durch Konsumverzicht frei gewordene Mittel gegen Entgelt Unternehmern zur Verfügung. Diese stellen damit Kapitalgüter zur Ausweitung der Produktionsmöglichkeiten her. Der promovierte Ökonom Thomas Mayer leitet das Research Institute der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch.

Weiterlesen