Das Gehirn besitzt 86 Milliarden Nervenzellen

Es mag naheliegen, die Vergrößerung seines Gehirns mit er Lebensweise des Menschen und seinen besonderen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu verknüpfen. Und so ist auch vielfach ein Zusammenhang insbesondere mit der Ernährung, mit der Handfertigkeit, mit Werkzeuggebrauch, Sprache, Kultur und Kunst vermutet worden. Matthias Glaubrecht betont: „Und doch ist bislang nicht überzeugend geklärt, was wirklich das Gehirn zu einem solch besonderen Organ beim Menschen gemacht hat.“ Zugleich gehört es zweifelsohne zu den erstaunlichsten Paradoxien in der Natur, dass ausgerechnet Menschen als an sich anderweitig unspezialisierte Generalisten ein sehr spezielles Organ spazieren tragen. Da es in energetischer Hinsicht alles andere als verbrauchsneutral kam, muss das menschliche Gehirn einen hohen Auslesewert gehabt haben. Immerhin dienen in ihm heute 86 Milliarden Nervenzellen der Weiterleitung und Verarbeitung von Reizen. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Frédéric Lenoir kennt den Weg zur Weisheit

Wie Sokrates bemerkt, beginnt der Weg zur Weisheit mit der Selbsterkenntnis. Er fordert: „Stell Dir die Frage: Wer bin ich?“ Damit ist nicht nur die biologische Art und Familienangehörigkeit gemeint. Gemeint sind auch nicht nur die kulturelle Zugehörigkeit und auch nicht die soziale. Nein, jeder soll sich nach seiner tiefen inneren Identität fragen. Nur dann wird man laut Frédéric Lenoir herausfinden, dass das Bild, das andere von einem haben und das man anderen vermitteln möchte, seinem echten Wesen vielleicht nicht entspricht. Dass man nicht voll und ganz dem eigenen Selbst entspricht. Diese Selbstbefragung ist sehr wichtig, denn keine Suche nach der Weisheit kann auf der Grundlage eines „falschen Selbst“ gelingen. Die Unkenntnis seiner selbst, seiner inneren Natur sowie seiner wahren Sehnsüchte verhindert den Weg zur Weisheit. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Die Stille ist schöpferisch

Der chinesische Philosoph Liezi sagt: „Der Sinn des auf sich selbst Beruhenden ist Stille: So entstehen Himmel, Erde und die ganze Natur.“ Albert Kitzler interpretiert den Satz so, dass Stille entsteht, wenn der Mensch völlig in sich selbst ruht. Diese Stille ist schöpferisch. Die Stille, die hier gemeint ist, bedeutet: alles Unwesentliche abstreifen, sich leeren von allem Äußeren, in seine Mitte kommen. Sie bezieht sich sowohl auf die äußere Natur wie auf die Natur des einzelnen Menschen. Aus ihr entsteht alles. In diese Ruhe und Leere hinein kann der „Anruf des Seins“ erfolgen und vernommen werden. Er fordert den Menschen auf, sein Eigenstes zu ergreifen und zu gestalten. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Der Mensch erkennt sich selbst in seinem Handeln

Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel beschäftigte sich eingehend mit den Wechselwirkungen zwischen der Welt im Inneren und der Außenwelt. Zudem untersuchte er ihre Funktion für die Selbsttäuschung. Nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel erkennen wir uns selbst in unserem Handeln. Und das Handeln ist an sich sozial. Seine Bedeutung hängt weitgehend davon ab, wie es von anderen wahrgenommen wird. Matthew B. Crawford erläutert: „Die wesentliche Frage der Selbsterkenntnis lautet, wie wir uns anderen durch unser Handeln verständlich machen können. Nur dann können sie uns ein Spiegelbild von uns vorhalten.“ Für Georg Wilhelm Friedrich Hegel gibt es kein Selbst zu entdecken, das vor dem in der Welt seienden Selbst oder auf einer „tieferen Ebene“ als dieses existieren würde. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Der Naturmensch war schon immer eine Fiktion

Konrad Paul Liessmann stimmt der Aussage zu: „Der Naturmensch war immer schon eine Fiktion. Für den Menschen war seine eigene Natur nur das Ausgangsmaterial, das es erst zu gestalten galt.“ Eine prekäre Radikalisierung erfuhr dieser Sachverhalt durch die Überlegung, dass es nicht darum gehen sollte, den Menschen nach ethischen und ästhetischen Überlegungen zu formen, sondern zu verbessern. Dieser Gedanke hat die Einsicht in das Ungenügen des Vorhandenen ebenso zur Voraussetzung wie die normative Vorstellung, an der sich die nun einsetzenden Programme der Optimierung orientieren können. Das Konzept des „neuen Menschen“, der einen alten hinter sich lassen sollte, ist christlichen Ursprungs. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Den Menschen zeichnet ein Selbstinteresse aus

Der Mensch hat gleich mehrere Formeln zu seiner Selbstbeschreibung in Umlauf gebracht. Das kann man als Folge der Vielfalt seiner Fähigkeiten und Merkmale ansehen. Volker Gerhardt stellt fest: „Es ist gewiss aber auch Ausdruck seines vermutlich schon vor der klassischen Antike auf sich selbst gerichteten Interesses.“ Die Begriffe sind wie Spiegel, in denen der Mensch sich seiner Wirkung auf sich selbst zu versichern sucht. In den aus älteren Zeiten überlieferten Texten macht das Selbstinteresse den Umweg über die Widergabe von Geschichten. In denen haben sich Menschen zu bewähren. Es geht um Kämpfe mit Ungeheuern und todbringenden Feinden sowie um Berichte über Triumphe und Niederlagen. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Die Philosophie befreit aus der Enge der Gedankenwelt

Menschen denken unterschiedlich. Das scheint unmittelbar einleuchtend und klingt nach einer Selbstverständlichkeit, dennoch vergessen dies viele immer wieder. Man glaubt, dass alle irgendwie ähnlich ticken als man selbst. Ludger Pfeil erklärt: „Enttäuschungen sind da nicht nur zwischen Fremden vorprogrammiert; auch im Gespräch mit Freunden und Partnern fühlen wir uns manchmal unverstanden.“ Die Philosophie bietet wie sonst höchstens die Literatur die Chance, andere Sichten auf die Welt kennenzulernen und einen Menschen aus der Beschränkung der mehr oder weniger engen eigenen Gedankenwelt und der eingefahrenen Argumentationsgleise mindestens zeitweise zu befreien. Einführende Schriften zur Philosophie orientieren sich im Allgmeinen historisch am Lauf der Geschichte oder an den Teildisziplinen der Philosophie. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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So funktioniert die Psychologie im Alltag

Das Autorenteam des Buchs „Psychologie im Alltag“ erläutern leicht verständlich, wie die menschliche Psyche funktioniert, welche seelischen Krankheiten entstehen können und wie man diese behandelt. Sie zeigen außerdem, wie man psychologische Kenntnisse auf den Alltag anwendet – vom Arbeitsplatz bis zum Sportwettkamp. Mithilfe anschaulicher Grafiken und faszinierender Fakten erklären die Autoren, wie der Mensch denkt, fühlt und wie er in der Realität handelt. Es ist das zentrale Anliegen der Psychologie, das Verhalten auf Basis seiner Gedanken und Gefühle zu erklären. Ebenso analysiert sie grundsätzlich, wie die menschliche Psyche arbeitet, und ermöglicht so dem Menschen eine bessere Selbstwahrnehmung, was seine Gedanken und Handlungen angeht. Das vorliegende Buch betrachtet sämtliche Aspekte der Psychologie – von den Theorien bis zu den Therapien, von persönlichen Aspekten bis zu praktischen Anwendungen –, sie alle sind auf detaillierte Weise dargestellt.

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Nur der Mensch kann sein Unterbewusstsein überlisten

John Bargh entschlüsselt in seinem neuen Buch „Vor dem Denken“ das Unbewusste. Er zeigt, dass die Gefühle, das Denken und das Handeln eines Menschen durch verborgene mentale Prozesse gesteuert werden. Und dies geschieht in einem weit größeren Maß, als die Forschung bislang vermutet hat. So steuern beispielsweise Prägungen aus der Vergangenheit, das gegenwärtige Bauchgefühl und Ziele für die Zukunft das tägliche menschliche Verhalten, bevor das Denken überhaupt einsetzt. Das Überleben zu sichern, ist dabei das vorrangige Ziel. Dem freien Willen des Menschen sind damit enge Grenzen gesetzt. Doch John Bargh verrät, wie man ungewollte Handlungsmuster vermeidet und das Unbewusste überlisten kann. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Die Philosophie kennt die Wege zum einfachen Leben

Im Titelthema beschäftigt sich das neue Philosophie Magazin 03/2018 mit der Frage warum das scheinbar einfache Leben so kompliziert ist, obwohl es sich so einfach anhört. Die meisten Menschen denken dabei an Gelassenheit, geistige Weite und an eine Existenz, die ihre Freiheit in der Beschränkung findet. Das einfache Leben verspricht Balance, Übersicht und einen Halt in einer Welt die immer unübersichtlicher zu werden scheint. Doch viele, die schon einmal versucht haben, ihr Dasein auf die einfachen Dinge des Lebens zu reduzieren, sind an den Realitäten des Alltags oder an sich selbst gescheitert. Die Philosophie kennt drei Wege zum einfachen Leben: Erstens führt nur die Übung einen Menschen zur Leichtigkeit. Das zweite Geheimnis einer erfüllten Existenz ist die Leere. Die dritte Voraussetzung ist die der Selbsterkenntnis.

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Der gute Umgang mit Gefühlen ist ein Weg zur Weisheit

Eine wichtige Ressource der Weisheit umfasst die emotionale Sensitivität, also das aufmerksame und genaue Spüren der eigenen Gefühle. Dazu kommt die Regulation der eigenen Emotionen, den der Situation angemessenen Umgang mit diesen Gefühlen. Judith Glück schreibt: „Menschen, die aufmerksam dafür sind, wie es ihnen in bestimmten Situationen geht, können einerseits viel über sich selbst lernen und andererseits ihr Leben so einrichten, dass es möglichst im Einklang mit ihren Bedürfnissen ist.“ Natürlich gelingt das nicht in jedem Fall, denn es gibt immer noch immer genug unangenehme Dinge, die man nicht vorhersehen oder vermeiden kann. Das Ziel sollte ja auch nicht sein, sich vor allem zu schützen, was einem passieren könnte, aber man könnte zumindest sicherstellen, dass es auch Menschen und Dinge im eigenen Leben gibt, die einem guttun. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Das Leben wird stark vom Denken geprägt

Die meisten Menschen leben, was sie denken. Hinter den Phänomenen der Oberflächen ihres Einschätzens, Verhaltens und Entscheidens im Alltag erheben sich philosophische Denkgebäude, in denen sich dieses Geschehen abspielt. Ludger Pfeil erklärt: „Sie sind errichtet als Annahmen über die erfahrbare Welt und was über sie hinausgehen könnte, über richtiges Denken und Kommunizieren, über unser Zusammenleben in Beziehungen und in der Gesellschaft und bilden damit unausgesprochene philosophische Theorien, die maßgeblich prägen, was wir wahrnehmen und wie wir unsere Beobachtungen und Erfahrungen einordnen und miteinander verknüpfen.“ Was und wie ein Mensch denkt, beeinflusst, wie er die Welt betrachtet, wie er mit sich selbst, anderen Menschen und Dingen umgeht, was er für wichtig und unwichtig hält und wie er Entscheidungen trifft. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Nur Selbsterkenntnis kann zur Weisheit führen

„Mensch“ beziehungsweise in diesem Zusammenhang besser „homo sapiens“ ist unter anderem ein Name für eine bestimmte Tierart. Carl von Linné (1707 – 1778), der den bis heue verbreiteten Artnamen „homo sapiens“ in seinem System der Natur eingeführt hat, führt als Merkmal des Menschen das antike Gebot an: „Erkenne Dich selbst.“ Markus Gabriel erklärt: „Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis, die durch dieses Gebot angesprochen wird, ist Carl von Linné zufolge genau dasjenige, was uns zu einem „sapiens“, einem Lebewesen macht, das der Weisheit fähig ist.“ Dafür gibt es eine wichtige Vorgeschichte. In der berühmten, von Platon verfassten Verteidigungsrede des Sokrates vor dem athenischen Volksgericht, berichtet der Angeklagte, das delphische Orakel habe ihn als den weisesten aller Menschen bezeichnet. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Der Geist ist kein rein biologisches Phänomen

Markus Gabriel möchte in seinem Buch „Ich ist nicht Gehirn“ durch die Darstellung einiger zentraler Grundbegriffe der Philosophie des Geistes die geistige Landschaft der menschlichen Selbsterkenntnis kartographieren. Er stellt sich dabei die Frage, wie die Begriffe Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Ich, Wahrnehmung und Denken zusammenhängen und wie sie überhaupt in das Vokabular des Menschen gekommen sind. Außerdem geht es ihm um die positive Selbsterkenntnis, also um die Frage, wer der Mensch eigentlich ist. Seine positive Hauptthese lautet, dass der menschliche Geist eine offene Vielzahl von Vermögen hervorbringt, die allesamt geistig sind, weil der Geist sich über diese Selbstdeutungen ein Bild von sich selbst verschafft. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Noch ist die Verbesserung des Menschengeschlechts Utopie

Das Bild, das der Mensch von sich entwirft, entspricht in der Regel dem, was der Mensch entwerfen kann. Modelle für die Selbstansichten des Menschen sind seit Anbeginn der Artefakte und Maschinen, die der Mensch selbst imstande war zu konstruieren und zu bauen. Konrad Paul Liessmann stellt fest: „In der Genetik schließlich skizzieren evolutionstheoretische und technizistische Pinselstriche ein Bild des Menschen, das diesen nun als Maschine zur Produktion und Streuung von Genen zeigt.“ Die Entzifferung des genetischen Codes des Menschen erschien vielen deshalb nicht nur als ein entscheidender Schritt zur Selbsterkenntnis, sondern auch als erster Schritt, um nun wirklich an der Verbesserung des Menschen arbeiten zu können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Ludger Pfeil stellt neun philosophische Denkweisen vor

In seinem Buch „Du lebst, was du denkst“ will Ludger Pfeil seinen Lesern mit der Aufdeckung philosophischer Hintergründe begreiflich machen, warum ein Mensch denkt, was er denkt. Menschen denken unterschiedlich. Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit, deshalb vergessen es viele Menschen gerne und sind enttäuscht, wenn sie sich nicht verstanden fühlen. Doch gerade bei wichtigen Fragen und Entscheidungen ist die eigene Perspektive alles andere als allgemeingültig, denn man argumentiert vor dem Hintergrund unausgesprochener Grundannahmen, die man sich selten bewusst macht. Hinter diesen Phänomenen verbergen sich die philosophischen Denkgebäude, in denen sich dieses Geschehen abspielt. Sie bestimmen, wie und was ein Mensch denkt, wie er die Welt betrachtet und wie er mit sich selbst und anderen Menschen umgeht, was er für wichtig oder unwichtig hält und wie er Entscheidungen trifft.

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Die Weisheit ist erst am Ende des Tages möglich

Die Schriften von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) sind extrem schwierig, teilweise deshalb, weil er sich, genau wie Immanuel Kant, meist in einer sehr abstrakten Sprache ausdrückt und häufig Begriffe benutzt, die er selbst erfunden hat. Niemand hat alles davon verstanden. Der Satz „Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung“ gehört dabei zu den eher leichteren Rätseln. Nigel Warburton erklärt: „Dies ist seine Art, uns zu sagen, dass die Weisheit oder die philosophische Erkenntnis erst am Ende des Tages möglich ist, wenn die eigentlichen Ereignisse bereits Geschichte sind. Minerva war die römische Göttin der Weisheit und wurde gewöhnlich mit einer Eule in Verbindung gebracht. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Ein gelingendes Leben ist ein urpersönliches Projekt

Ein gelingendes Leben führt ein Mensch, der nicht trickst und manipuliert, sondern der redlich versucht, seinen eigenen Fähigkeiten gemäß zu leben. Jeder Mensch hat ganz bestimmte Eigenschaften, über die kein anderer von sieben Milliarden Menschen genau so verfügt, und wenn er glücklich werden will, muss er versuchen, sich selbst zu erkennen, seine Bestimmung und damit seine ganz spezielle Chance im Leben wahrzunehmen. Manfred Lütz betont: „Nicht die Ziele, die andere einem Menschen von außen einreden, werden ihn glücklich machen, Glück kommt von innen, aus Selbsterkenntnis und Gelassenheit.“ Eine Psychologie des Gelingens nutzt die Erkenntnisse modernen Psychotherapie, die nicht mehr bloß die Defizite eines Patienten in den Blick nimmt und auch nicht unermüdlich die Frage nach dem Warum umkreist. Der Psychiater Manfred Lütz leitet in Köln eine Klinik für psychisch Kranke.

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Ein Mensch ist nicht mit seinem Gehirn identisch

Eine der Hauptthesen des Buchs „Ich ist nicht Gehirn“ von Markus Gabriel lautet, dass die bisher nur angerissenen Vorgänge, die Selbsterkenntnis an neugeschaffene naturwissenschaftliche Disziplinen zu delegieren, ideologisch und damit irregeleitete Phantasien sind. Was Markus Gabriel hier als Ideologie kritisiert, ist in diesem Fall ein System von Vorstellungen und Wissensansprüchen im Bereich der Selbsterkenntnis, das Produkte geistiger Freiheit als natürliche, biologische Vorgänge missversteht. Markus Gabriel schreibt: „Es ist so gesehen kein Wunder, dass diese gegenwärtige Ideologie insbesondere auch darum bemüht ist, den Begriff der menschlichen Freiheit zu verabschieden. Es soll am besten gar keine Produkte geistiger Freiheit geben.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Markus Gabriel verteidigt die geistige Freiheit

Markus Gabriel zählt zu den Verteidigern des Begriffs „geistiger Freiheit“. Zu diesem gehört, dass Menschen sich täuschen und irrational sein können. Zu dem gehört aber auch, dass Menschen imstande sind, herauszufinden, was der Fall ist. In der Philosophie ist es wie in jeder anderen Wissenschaft auch: Wissenschaftler formulieren Theorien, geben Gründe für diese, berufen sich auf Tatsachen, die man erkennen und in einem bestimmten Licht verstehen sollte und so weiter. Markus Gabriel erklärt: „Eine Theorie besteht aus Überlegungen, die wahr oder falsch sein können. Infallibel ist niemand, auch und vor allem nicht auf dem Gebiet der Selbsterkenntnis. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Demut führt zur Weisheit

Der sich selbst zurücknehmende Mensch ist wohltuend und gütig, während der sich selbst anpreisende Mensch fragil und misstönend ist. David Brooks erläutert: „Demut ist Freiheit von dem Bedürfnis, sich ständig als überlegen beweisen zu müssen, während Egoismus ein unbändiger Hunger auf kleinstem Raum ist – um sich selbst besorgt, konkurrenzbetont und statusgetrieben. Demut ist durchdrungen von angenehmen Gefühlen wie Bewunderung, Kameradschaft und Dankbarkeit.“ Michael Ramsey, der Erzbischof von Canterbury ergänzt: „Dankbarkeit ist ein Boden, auf dem Stolz nicht leicht gedeiht.“ Diese Art von Bescheidenheit hat auch intellektuell etwas Beeindruckendes. Wie der Psychologe Daniel Kahneman schreibt, haben Menschen eine beinahe unbegrenzte Fähigkeit, die eigene Unwissenheit zu ignorieren. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Menschen mit Charakter haben Selbstachtung

Menschen führen sehr unterschiedliche Leben. Doch bei der Formung eines guten Charakters gibt es ein gemeinsames, immer wiederkehrendes Muster. Man muss erst eine Niederlage erleiden und in die Täler der Demut hinabsteigen, ehe man emporstreben und die Höhen des Charakters erklimmen kann. David Brooks fügt hinzu: „Der Weg zum Charakter geht oft mit Momente einer moralischen Krise, Auseinandersetzung und Besserung einher.“ Manchen Menschen sind vor einer entscheidenden Bewährungsprobe plötzlich in der Lage, ihre eigene Natur deutlicher zu erkennen. Die alltäglichen Selbsttäuschungen und Illusionen der Selbstbeherrschung sind dann von ihnen zerstört worden. Sie mussten sich in Selbsterkenntnis demütigen, wenn sie die geringste Hoffnung haben wollten, sich verwandelt daraus zu erheben. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Disziplin bringt Qualität und Freude in das menschliche Leben

Die Kunst des Lebens besteht für Andreas Salcher in der Verbindung von zwei Welten: der Welt in der man lebt, mit jener, nach der man sehnt. Die regelmäßige Arbeit an sich selbst funktioniert seiner Meinung nach vor allem dann, wenn ein Mensch sie mit etwas verbinden kann, dass er gerne tut. Die drei Dimensionen der persönlichen Weiterentwicklung lauten: Verstand, Spiritualität und sozialer Mechanismus. Andreas Salcher fügt hinzu: „Die erste und zweite Kategorie bieten einen reich gedeckten Gabentisch, von dem wir nur auswählen müssen, was wir zum besten Zeitpunkt in unseren Tagesablauf integrieren.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

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Kränkungen sind die Wurzel der meisten Übel in der Welt

Gerichtspsychiater Reinhard Haller glaubt, dass fast jedem menschlichem Problem eine Kränkung zugrunde liegt. Reinhard Haller, der zugleich Chefarzt einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik ist, wird seit Jahren mit der Begutachtung großer Kriminalfälle beauftragt. Bei den Tätern sieht er die auffällige Gemeinsamkeit der Gekränktheit. Kränkungen bedeuten Angriffe auf Selbstachtung, Ehrgefühl und Werte. Sie treffen einen Menschen im Innersten. Und doch haben sie auch eine positiven Einfluss auf die Menschheit – auf ihre Kulturgeschichte und ihr Zusammenleben. Reinhard Haller sieht in der Kränkung die Wurzel der meisten Übel in der Welt. Gleichzeitig redet komischerweise fast niemand über diese Empfindung. Reinhard Haller nennt einen Grund dafür: „Kränkungen sind was für Warmduscher und Weicheier, sagt man sich. Kränkungen sind peinlich. Darum bleiben sie meistens im Verborgenen.“

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Viele Menschen wissen nicht um den Schmutz in ihrer Seele

Rotraud A. Perner kritisiert, dass leider die meisten Menschen auf die reinigende Kraft der Schuldverschiebung vertrauen. Der Psychologe Thomas Kornbichler mahnt: „Viele wissen nicht um den Schmutz in der eigenen Seele und projizieren ihn deshalb fanatisch auf ihre Feindobjekte.“ Denn das ist die Funktion von Feindbildern: Man kann ihnen leichter Schuld andichten als Nahestehenden, die einen zur Rechenschaft ziehen könnten. Da wird meist weitergelogen, obwohl das eine Chance wäre, sich echt zu entschuldigen. Unecht sind auch stellvertretende Entschuldigungen. Egal ob sich Politiker mit der Gnade der späten Geburt für den Holocaust entschuldigen oder irgendwelche Funktionsträger für katastrophale Fehlhandlungen ihrer Soldaten – es wird die direkte Konfrontation mit den Geschädigten oder ihren Nachfahren vermieden. Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer zahlreichen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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