Die Spezies Mensch droht die Vernichtung

Die Abgrenzung zwischen „Tier“ und „Mensch“ war eine der wichtigsten Aufgaben der Philosophie. Sie nahm eine exklusive Vernunftbegabung an, um die außerordentliche Stellung des Menschen nicht nur auf der Erde, sondern sogar im Kosmos zu legitimieren. Als unspezifischer Gegenbegriff zum Menschen geistert „das Tier“ in einem verallgemeinerten Singular durch die Philosophiegeschichte. Lisz Hirn fordert: „Gerade wir, die wir durch die uns drohende Vernichtung Fragile geworden sind, erleben diese Kluft zwischen Fleisch und Geist, bedürfen einer neuen Anthropologie, die sich nicht jenseits, sondern in unserer Verletzlichkeit verortet.“ Laut Giorgio Agamben ist der Mensch in der westlichen Kultur immer als Trennung und Vereinigung eines Körpers und einer Seele gedacht worden. Lisz Hirn arbeitet als Publizistin und Philosophin in der Jugend- und Erwachsenenbildung, unter anderem am Universitätslehrgang „Philosophische Praxis“.

Weiterlesen

Der Leib ist das Gefängnis der Seele

Platon hielt den Leib für ein Gefängnis beziehungsweise ein Grabmal der menschlichen Seele. Markus Gabriel fügt hinzu: „Insbesondere in seinem Dialog „Phaidon“ hat er für die Unsterblichkeit der Seele argumentiert.“ Das haben dann die Kirchenväter des Christentums später aufgegriffen, womit der Platonismus und das Christentum verschmolzen sind. Die Bibel lehrt im kanonischen Text, der heute vorliegt, übrigens nirgends eindeutig die Unsterblichkeit der Seele, sondern die Auferstehung der Leiber. Einen Himmel und eine Hölle, in der völlig leiblose Seelen aufbewahrt sind, wird man im Text der Bibel vergeblich suchen. So haben die Menschen der Bibel zufolge in der Hölle auch einen Leib. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Weiterlesen

Die Einigkeit von Herz und Seele führt zum Glück

„Wenn mein Herz mit mir einig ist und die Seele auf mich hört, so werde ich glücklich sein.“ Das ist der Sinn eines alten ägyptischen Papyros, das vielleicht 2000 v. Chr. entstanden ist. Das „Herz“ war im alten Ägypten sowohl Sitz der Gefühle als auch des Verstandes. Albert Kitzler erklärt: „Man hatte offenbar schon eine Vorstellung davon, dass es neben der rationalen auch eine emotionale Intelligenz gibt.“ Was sich genau hinter dem Ausspruch verbirgt, dürfte jedoch nicht mehr aufzuklären sein. Anscheinend will der Autor sagen, dass das Glück von der Authentizität und Wahrhaftigkeit der Person abhängt. Das heißt, von der Übereinstimmung seines Denkens, Wollens, Handelns und Fühlens, von der Kohärenz und Stimmigkeit der gesamten Lebensführung. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Weiterlesen

Friedrich Nietzsche predigt eine andere Vernunft

Friedrich Nietzsches Zarathustra sagt zu den Ursprüngen der christlichen Metaphysik folgendes: „Kranke und Absterbende waren es, die verachteten Leib und Erde und erfanden das Himmlische und die erlösenden Blutstropfen.“ Diese Stelle nimmt Bezug auf das Neue Testament. Zarathustra fährt fort: „Allzu gut kenne ich diese Gottähnlichen: sie wollen, dass an sie geglaubt werde, und Zweifel Sünde sei.“ Christian Niemeyer stellt die provokanteste These Friedrich Nietzsches vor: „Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt bleibt übrig? Die scheinbare vielleicht? … Aber nein! Mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!“ Zu dieser Aussage aber will ja nicht recht passen, dass Friedrich Nietzsche noch 1882, in gleichsam „optimistischer“ Manier, zur Entdeckung „anderer“ Welten aufgerufen hatte. Der Erziehungswissenschaftler und Psychologe Prof. Dr. phil. habil. Christian Niemeyer lehrte bis 2017 Sozialpädagogik an der TU Dresden.

Weiterlesen

Peter Trawny kennt die unglückliche Liebe

Der Selbstmord in der Liebe ist ein bekanntes Ende. Vertraut ist auch, dass in einer spezifischen philosophischen Sicht der Selbstmord Ausdruck urmenschlicher Freiheit und damit von Souveränität ist. Peter Trawny weiß: „Doch die Autoren, die einen solchen Freitod proklamieren – zum Beispiel Seneca – denken in einem anderen Kontext. Man bringt sich um, weil man in einer politisch ausweglosen Lage steckt, weil man unheilbar krank ist, weil man restlos verarmt ist, aber nicht weil man unglücklich liebt. Die Unendlichkeit ist das Ein und Alles der Liebe. Im Augenblick der Vereinigung schwindet Zeit und Ewigkeit entfaltet sich. Eine andere Erfahrung der Zeit stellt sich ein. Doch das Leben sieht anders aus. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.

Weiterlesen

Jeder Mensch muss sich selbst erziehen

Seneca schreibt: „Von nirgendwo nämlich kommt der Seele mehr Kraft zu als von der Wissenschaft und der Betrachtung der Natur.“ So wichtig es auch ist, sich selbst und die Welt besser zu verstehen und rational zu erschließen, so reicht es nach Seneca nicht aus, wenn nicht gleichzeitig das Gemüt gestärkt wird. Albert Kitzler erläutert: „Erkenntnis und innere Überzeugung mögen das wichtigste Moment in der Motivationskette sein, die uns dazu bewegt, unser Verhalten und unsere Lebensweise, wo es nötig ist, zu verändern.“ Aber der Mensch ist nicht bloß Kopf und Verstand. All die leiblichen, triebhaften, unbewussten Kräfte in einem Menschen, der Bauch also, müssen auch „überzeugt“ werden. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Weiterlesen

Viele hoffen auf Erlösung durch den Untergang

Auch das 19. Jahrhundert kennt Menschen ohne Hoffnung. Dieses Leitmotiv war zeitweilig von den dramatischen Gedanken einer Erlösung durch Untergang bestimmt. Der Enttäuschung über das Scheitern der freiheitlichen und demokratischen Verfassungsinitiativen folgte keineswegs stets ein beharrlicher Aufbruch zu neuen Reformen. Sondern es setzte vielfach ein Prozess einer bitteren, teilweise verzweifelten Abkehr. Paul Kirchhof nennt Zahlen: „In den Jahren 1850 – 1855 verließen über 700.000 Emigranten das Land.“ In Kunst und Wissenschaft wurde die Hoffnung auf das Bessere, das Streben auch nach dem Unerreichbaren schwächer. Der Fall in eine Leere wird dramatisch inszeniert. Dr. jur. Paul Kirchhof ist Seniorprofessor distinctus für Staats- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg. Als Richter des Bundesverfassungsgerichts hat er an zahlreichen, für die Entwicklung der Rechtskultur der Bundesrepublik Deutschland wesentlichen Entscheidungen mitgewirkt.

Weiterlesen

Nur die Philosophie macht den Menschen frei

Seneca sagt: „Im Übrigen gibt es nur eine einzige Wissenschaft, die wirklich frei macht: das ist die Philosophie, erhaben, stark, hochherzig.“ Die übrigen sind dagegen klein und knabenhaft. Albert Kitzler erklärt: „Seneca war kein Verächter der übrigen Wissenschaften, das belegen viele Stellen. Er spitzt hier lediglich zu und deutet die Rangordnung an.“ Denn er war der festen Überzeugung, dass die ethische Ausbildung des Charakters, die Selbstkultivierung und Lebensschulung die mit Abstand wichtigste Wissenschaft sei. Hier steht Seneca ganz in der Tradition von Sokrates. Dieser betonte stets, dass man sich vorrangig um den Zustand seiner Seele kümmern sollte, bevor man anderen Wissenschaften nachgeht. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Weiterlesen

Emanuele Coccia kennt den Ort der Bilder

Im Spiegel werden Menschen unvermittelt zum reinen Bild. Sie entdecken sich verwandelt in das reine, immaterielle, unausgeweitete Sein des Sinnlichen. Emanuele Coccia stellt fest: „Unsere Form existiert außerhalb von uns selbst, außerhalb unseres Körpers, außerhalb unseres Bewusstseins. Wir sind zum reinen Sein der Erscheinung geworden, aber nur uns selbst gegenüber.“ Diesseits, in der Welt, in der die Menschen Seele und Materie sind, bietet sich die Erscheinung wie mit etwas anderem vermengt dar. Das ist vielleicht das kleine, große Geheimnis, das Spiegel seit Jahrhunderten in sich tragen. Sie lehren, dass jedes Bild – das Sinnliche als solches – die Existenz einer Form jenseits ihres Ortes ist. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Das Klima formt Köper und Geist

Abgeleitet von κλίνω – das griechische Wort für neigen – meint Klima zunächst einmal nicht mehr und nicht weniger als den Einfallswinkel der Sonne an einem gegebenen Ort. Klima ist also ursprünglich, bei Eratosthenes, Hipparchos und Aristoteles, eine geographische Kategorie, ein Breitengrad. Eva Horn fügt hinzu: „Es bezeichnet Zonen oder, mit einem Ausdruck des 18. … Weiterlesen

Der Eros sorgte früh für Chaos

Am Anfang gehört die Liebe den Dichtern. Bevor die Philosophen sie entdecken, feiert man sie in Gedichten und Dramen. Vermutlich steckt hinter dieser historischen Tatsache mehr als nur ein chronologischer Zufall. Als würde erst das Leben sich selbst erzählen müssen, bis der Denker es begreift. Der Eros hatte bei den Denkerinnen schon früh für Chaos gesorgt. Peter Trawny nennt ein Beispiel: „Sappho, die sich selbst Psappho nannte, dichtet lesbische Liebe, hat sich aber der Legende nach wegen eines jungen Mannes namens Phaon von einem Felsen auf der Insel Lesbos ins Meer gestürzt.“ Die Dichterin stirbt im rhythmischen Element der Welle. Ebenso geht es in den Tragödien zu: Selbstmord und Todschlag, wohin das Auge blickt. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.

Weiterlesen

Emanuele Coccia erforscht das Sein des Sinnlichen

Spiegel erinnern daran, dass es Bilder, dass es Sinnliches im Universum gibt. Und sie erinnern auch daran, dass das Sinnliche, die Bilder, weder eine Eigenschaft der Dinge noch das Akzidenz des Bewusstseins von Mensch und Tier ist. Bilder haben vielmehr ein spezielles Sein, sind eine Sphäre des Realen. Sie sind aber getrennt von den anderen Sphären. Sie sind etwas, das in sich selbst existiert, mit einem besonderen Seinsmodus, dessen Formen beschrieben werden müssen. Deshalb ist die Wissenschaft vom Sinnlichen für Emanuele Coccia eine regionale Ontologie. Diese kann eine andere Seinsgattung jenseits vom Sein der Dinge und vom Sein des Geistes oder des Bewusstseins statuieren: das Sein des Sinnlichen. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Epikur stellt die Lust ins Zentrum seiner Werte

Nicht alle, die sich an ihren Bedürfnissen orientieren, sind unbarmherzige Asketen. Der genügsame Genießer schränkt sich nur ein, um seine Bedürfnisse leicht und häufig erfüllen zu können und damit zwar unabhängig zu bleiben, aber gleichzeitig ein Maximum an Angenehmen zu erfahren. Mit dieser Strategie erhofft er sich Autarkie und Genuss in Einklang zu bringen. Als Aushängeschild dieser Art des Hedonismus nett Ludger Pfeil den Griechen Epikur (341 – 271 v. Chr.), der im Jahr 306 v. Chr. in Athen seine „Schule des Gartens“ als philosophische Lehranstalt und Lebensgemeinschaft gründetet. Ludger Pfeil erklärt: „In dem von ihm erhaltenen Schriften stellt er die Lust uneingeschränkt ins Zentrum seiner Werte und beruft sich dabei auf unsere Natur.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

Weiterlesen

Das Leiden gehört zum Leben dazu

Wenn das Leben einen Sinn hat, dann muss auch das Leiden einen Sinn haben. Zum Leiden gehört nun die Krankheit dazu. Denn Leiden und Krankheit sind für Viktor Frankl nicht dasselbe. Der Mensch kann leiden, ohne krank zu sein. Und er kann krank sein, ohne zu leiden. Das Leiden ist eine schlechthin menschliche Angelegenheit. Es gehört zum menschlichen Leben irgendwie schon dazu, dass unter Umständen gerade das Nichtleiden eine Krankheit sein kann. Viktor Frankl erklärt: „Das sehen wir namentlich im Falle jener Krankheiten, die man gemeiniglich als Geisteskrankheiten bezeichnet und die trotzdem nichts weniger sind als Krankheiten des Geistes.“ Viktor E. Frankl war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und 25 Jahre lang Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik. Er begründete die Logotherapie, die auch Existenzanalyse genannt wird.

Weiterlesen

Tätige Freiheit ist keine Faulheit

Wer auf die antike Tradition zurückblickt, kann unter anderem folgendes erkennen: Die klassische „Oase“, das, was als das höchst Anstrebenswerte galt, war, von jeglicher Arbeit frei zu sein, um „Muße“ zu haben. Diese benötigte man für die wirklich wichtigen Dinge wie Philosophie, Politik und Kunst. Dazu braucht man zuerst einmal Freiheit vom Werk, von der Arbeit und vom Dauerstress. Sophie Loidolt ergänzt: „Erst dadurch öffnen sich die anderen Tätigkeitsräume des Betrachtens und des Erscheinens vor und mit anderen.“ Diese hervorgebrachte tätige Freiheit „zu“ ist daher keine Faulheit. Sie ist nur eine andere Form des Tätigseins als Arbeiten. Wer heutzutage Muße hat, wird leicht als dumpfer, aber keineswegs aufsässiger Typ angesehen. Prof. Dr. Sophie Loidolt ist Gastprofessorin am Philosophieinstitut der Universität Kassel und Mitglied der „Jungen Akademie“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Weiterlesen

Weise Menschen sind durch nichts zu erschüttern

Der römische Philosoph und Staatsmann Seneca umschreibt den Zusammenhang von Philosophie und Schicksal, Lebensbewältigung und Unerschütterlichkeit so: „Die Philosophie muss unsere Schutzwehr bilden, diese uneinnehmbare Mauer, die durch das Schicksal nicht überwältigt wird trotz aller kunstvollen Angriffsmittel.“ Albert Kitzler fügt hinzu: „All das, was an äußeren Ereignissen, die wir Schicksal oder Welt nennen, auf uns zukommt, soll die Seele nicht verletzen, soll ihr keine Wunden zufügen können, soll unser inneres Gleichgewicht nicht ins Wanken bringen.“ Das Schicksal überwältigt nur denjenigen, der sich daran klammert. Seneca meint, man könne durch Verzicht zum Schicksal auf Distanz gehen. Dazu sei einerseits Wissen erforderlich. Andererseits habe es viel mit den eigenen Werten zu tun, denen man nacheifert, und umgekehrt mit den „Unwerten“, die man meiden sollte. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Weiterlesen

Autorität funktioniert durch freiwillige Unterwerfung

Die Suche nach dem Ursprung von Autorität führt laut Paul Verhaeghe zu keiner überzeugenden Antwort. Sämtliche Versuche laufen ins Leere und haben sogar den entgegengesetzten Effekt. Am erhellendsten beschreibt dies Hannah Arendt. Autorität beruht ihrer Meinung nach auf einer externen und höheren Instanz, von der man die Befehlsgewalt beziehen kann, die sie einem jedoch auch wieder entziehen kann. Das „Höhere“ bewirkt, dass Autorität nach einer Pyramidenstruktur funktioniert. Wer am oberen Ende der Pyramide steht, ist dem Allerhöchsten am Nächsten und besitzt daher die meiste Befehlsgewalt. Die Autorität nimmt ab, je weiter man in der Pyramide nach unten geht. Zudem sind die verschiedenen Ebenen eng integriert und miteinander verbunden. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

Weiterlesen

Kultur ist die Summe intellektueller Errungenschaften

Dass das Wort „Kultur“ auf das Universum der Ideen angewandt wird, hat die Menschheit Cicero und dem alten Rom zu verdanken. Cicero beschrieb mit dem Wort das Heranziehen der Seele – „cultura animi“; dabei dachte er offensichtlich an den Ackerbau und sein Ergebnis, die Vervollkommnung und Verbesserung des Pflanzenwachstums. Was für das Land gilt, kann demnach genauso auch für den Geist gelten. Antonio Damasio schreibt: „An der heutigen Hauptbedeutung des Wortes „Kultur“ gibt es kaum Zweifel. Aus Wörterbüchern erfahren wir, dass Kultur eine Sammelbezeichnung für Ausdrucksformen intellektueller Errungenschaften ist, und wenn nichts anderes gesagt wird, meinen wir damit die die Kultur der Menschen.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

Weiterlesen

Zärtlichkeit ist der Schlüssel zu einem sinnerfüllten Leben

In ihrem neuen Buch „Zärtlichkeit“ zeigt Isabella Guanzini, dass es möglich ist, über Zärtlichkeit zu sprechen, ohne sentimental oder kitschig zu klingen. Für die italienische Philosophin ist sie der Schlüssel zu einem sinnerfüllten Leben und einem guten Miteinander. Denn das ist heute notwendiger denn je. Denn viele Menschen leben in einer Welt, die immer mehr von ihnen fordert, um im Konkurrenzkampf mithalten zu können. Härte, Überreiztheit und Erschöpfung sind die Folge. Die meisten Menschen haben verlernt, auf die sanfte Macht der Zärtlichkeit zu vertrauen. Zärtlichkeit ist für die Autorin mehr als nur ein Wohlgefühl. Sie ist eine geistige Haltung zur Welt, mit der sich Menschen aus der zermürbenden Erschöpfung der Gegenwart befreien können. Isabella Guanzini ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz.

Weiterlesen

Die Urteilskraft minimiert die Gefahr der Täuschung

Der Besitz von Urteilskraft ist eine der wesentlichen Eigenschaften eines Philosophen. Diese Fähigkeit besteht darin, vor der Äußerung eines Urteils, der Zustimmung zu einer Aussage beziehungsweise ihrer Ablehnung oder der Entscheidung für eine Handlungsweise die dazu leitenden Vorstellungen beziehungsweise Beweggründe präzise zu analysieren und so alles auf sein wahren Prinzipien zurückzuführen. Da dieses Vorgehen eine klare Erkenntnis der Wahrheit, der Wahrscheinlichkeit, der Zweifelhaftigkeit oder der Falschheit der untersuchten Aussagen mit sich bringt, minimiert der Besitz von Urteilskraft die Gefahr diesbezüglicher Täuschung. Urteilskraft fungiert also als Instanz zur Bewertung des Verhältnisses von Aussagen zu den unabhängig von Aussagen bestehenden Sachverhalten und bewirkt die treffende, obgleich nicht schnelle Bewertung der Weise, in der Aussagen Aufschluss über die Wirklichkeit geben. Allgemein gefasst heißt das, dass die Urteilskraft Aussagen überhaupt erst in eine bewertbare Beziehung zur Wirklichkeit setzt.

Weiterlesen

Die Idee der Liebe ist im Niedergang begriffen

Das Titelthema des Philosophie Magazins 03/2019 lautet: „Was weiß mein Körper?“ Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt in ihrem Editorial, dass der Mensch nicht nur einen Körper hat, der sich beobachten, vermessen, perfektionieren, instrumentalisieren lässt, sondern auch Leib ist. Durch ihn nimmt er die Welt wahr – ihre Farben, ihren Geruch, die Atmosphäre im Raum, ja sogar den Raum selbst und nicht zuletzt sich selbst. Der Leib? Nur ein Anhängsel der Seele, das dem Geist gehorcht. So lehrten es über Jahrhunderte Philosophen und Theologen. Doch birgt der Körper bei näherem Hinsehen selbst ein Wissen – ja sogar eine Weisheit. Denn ganz gleich, ob einem Menschen Gefahr droht, er sich verliebt oder Erinnerungen aufruft: Bisweilen scheinen Darm, Bauch, oder Nase etwas zu erkennen, von dem der Verstand noch nichts ahnt.

Weiterlesen

Die Identität braucht das Wechselspiel zwischen Anerkennung und Ablehnung

Ein Mensch hat nur dann eine Chance, eine eigene Identität zu entwickeln, wenn er nicht permanent Ablehnung erfährt. Thea Dorn ergänzt: „Wem von seiner Umwelt ununterbrochen signalisiert wird, er sei minderwertig oder gar abartig, kämpft in der Tat auf verlorenem Posten.“ Allerdings kann man auch zu Tode anerkannt werden. Was meint Thea Dorn damit? Sie will damit sagen, dass sich eine Identität nur schärfen kann, wenn derjenige, der herausfinden möchte, wer er ist und wer er sein will, auch Widerstand und Ablehnung erfährt. Individuelle Konturen entstehen nur im Wechselspiel von Anerkennung und Ablehnung, von Unterstützung und Widerstand, von Gelingen und Scheitern. Allerdings mag bis zum heutigen Tage niemand abschließend zu erklären, warum es manchen Menschen besser gelingt als anderen, Beleidigungen und seelische Verletzungen wegzustecken. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

Weiterlesen

Uwe Böschemeyer erzählt von den hellen Farben der Seele

Unter den hellen Farben der Seele versteht Uwe Böschemeyer spezifisch menschliche Werte wie Freiheit, Verantwortlichkeit, Liebe, Mut, Hoffnung, Kreativität und Spiritualität. Sie gründen laut Viktor Frankl im „geistig Unbewussten“, kommen allerdings in den Wissenschaften, im gesellschaftlichen Leben, im konkreten Dasein der Menschen überhaupt viel zu kurz. Von den hellen Farben der Seele handelt das neue Buch von Uwe Böschemeyer. Er nennt sein Konzept Wertorientierte Persönlichkeitsbildung, die er als einen eigenständigen Entwurf, zugleich als ein logotherapeutisches Präventionskonzept versteht. Uwe Böschemeyer vertritt die These, dass die Menschheit in einer Zeit lebt, in der die Angst zu einem lebensbestimmenden Gefühl geworden ist: „Die Angst unter uns ist so groß, weil der Mangel an Sinn so groß ist.“ Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

Weiterlesen

Georg Milzner kennt die Kraft der inneren Bilder

Innere Bilder spielen heutzutage eine bedeutende Rolle. Auch in Beratungen und Coachings, und natürlich in Therapien kommen Bilder zum Einsatz: „Visualisieren Sie Ihren Erfolg.“ Solche Formeln kennen viele Menschen gut, sie kennen sich aus Büchern und Videos. Sie alle sollen zeigen, wie man mithilfe der seelischen Kraft Erfolg erringt. So etwas ist gar nicht so schwer. Georg Milzner erläutert: „Die Bilder stellen sich sofort ein; ja es ist so, als hätten sie schon auf uns gewartet. Und ein bisschen stimmt das auch.“ Nur, dass sich das dann erst einmal relativiert. Der Hirnforscher Gerald Hüther spricht zu Recht von der „Macht der inneren Bilder“. Denn die Bilder, die man in sich trägt, haben großen Einfluss. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Weiterlesen

Fast alle Menschen streben nach dem Glück

Aristoteles erklärt das Glück – die „eudaimonia“, die genauer mit Glückseligkeit zu übersetzen ist – zu einem Gut, das man um seiner selbst willen anstrebt, das aber nicht in der Abstraktion oder dem Reich der Ideen zu finden ist, sondern nur in der konkreten Verwirklichung, also dem, was ein Mensch aus gutem Grund tut. Ina Schmidt fügt hinzu: „Dieses Glück ist ein „sich selbst genügendes“ Gut, das wir laut Aristoteles aber nicht im Rückzug auf uns selbst, also in einem auf das „Ich beschränkte Leben“ finden können.“ Nur in einem Leben voller Beziehungen, „in der Verflochtenheit mit Eltern, Kindern, der Frau, überhaupt den Freunden und Mitbürgern“ sei die Glückseligkeit zu erwarten, „denn der Mensch ist von Natur bestimmt für die Gemeinschaft“ so der griechische Philosoph in seiner „Nikomachischen Ethik“. Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

Weiterlesen