Einst war Gott für das Schicksal verantwortlich

Wer hätte nicht schon mal versucht, dem Masterplan des Lebens auf die Spur zu kommen, dem Schicksal, dem Nicht-Wählbaren, dem Kontingenten? Fragen zu klären wie: Warum geschieht gerade dies mir, uns, ihnen? Der Mensch ist ein Warum-Wesen. Reinhard K. Sprenger erläutert: „Er sucht für jedes Phänomen eine Erklärung, eine Ordnung. Eine Ur-Sache. Und wenn er sie nicht findet, er-findet er eine.“ Früher war diese Ursache einsilbig: Gott. Wenn die Ernte ausblieb – Gott will uns strafen. Starb jemand zu früh – Gottes Wille. Hatte man Glück – Gott hat Gnade walten lassen. Den Extremfall etikettierte man als „Jüngsten Tag“. Man verbeuge sich vor dem Göttlichen, dem Unabänderlichen, was ein Mensch ist und wie ihm geschieht. Reinhard K. Sprenger, promovierter Philosoph, ist einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands.

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Ein Sammler ist der ideale Besitzer

Der Besitzt ist, so Walter Benjamin, „das allertiefste Verhältnis, das man zu Dingen überhaupt haben kann“. Byung-Chul Han ergänzt: „Der Sammler ist der ideale Besitzer der Dinge.“ Walter Benjamin erhebt den Sammler zu einer utopischen Figur, zu einem künftigen Retter der Dinge. Er macht sie die „Verklärung der Dinge“ zur Aufgabe. Er „träumt sich nicht nur in eine ferne oder vergangene Welt, sondern zugleich in eine bessere“. In dieser Welt sind die Menschen zwar ebenso wenig mit dem versehen, was sie brauchen. Aber die Dinge sind von der Fron befreit, nützlich zu sein. In jener utopischen Zukunft macht der Mensch einen ganz anderen Gebrauch von den Dingen, der kein Verbraucher mehr ist. Die Bücher des Philosophen Byung-Chul Han wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

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Identität kann erworben und verdient werden

Es gibt angeblich eine zentrale Bedeutung der Entdeckung „zu wissen, wer man ist“. Der Politiktheoretiker Michael Sandel hat diese Behauptung auf erhellende Weise erklärt: „Gemeinschaft beschreibt nicht nur, was sie als Mitbürger haben, sondern auch, was sie sind. Es handelt sich dabei nicht um eine Beziehung, die sie wählen, sondern um eine Bindung, die sie entdecken. Das ist nicht nur ein Attribut, sondern ein konstituierender Bestandteil ihrer Identität.“ Amartya Sen weiß: „Die Entdeckung, wo wir stehen, ist jedoch nicht der einzige Weg zu einer bereichernden Identität. Diese kann auch erworben und verdient werden.“ Menschen sind nicht in ihre vorgefundenen Standorte und Zugehörigkeiten eingesperrt. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.

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Das Schicksal spiegelt die Verdienste wider

Michael J. Sandel betont: „Der Gedanke, dass unser Schicksal unsere Verdienste widerspiegelt, ist in der moralischen Intuition der westlichen Kultur tief verwurzelt.“ Die biblische Theologie lehrt, dass Naturereignisse aus einem Grund heraus geschehen. Günstiges Wetter und eine reiche Ernte sind göttliche Belohnungen für Wohlverhalten. Dürre und Pestilenz sind Strafen für Sünden. Aus der Entfernung des heutigen wissenschaftlichen Zeitalters mag diese Denkungsart naiv oder gar kindlich erscheinen. Doch sie liegt nicht so fern, wie es zunächst erscheint. In Wahrheit ist diese Auffassung der Ursprung des meritokratischen Denkens. Sie spiegelt die Überzeugung wider, dass das moralische Universum auf eine Weise geordnet ist, die Wohlstand mit Verdienst und Leiden mit Übeltaten verknüpft. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Die Lebensschule lehrt den Umgang mit dem Schicksal

Das erste Hauptfach der Lebensschule lehrt den Umgang mit der Welt, dem Schicksal, dem Geschick. Albert Kitzler erläutert: „Damit ist alles gemeint, was mehr oder weniger über uns hereinbricht. Und was wir entweder überhaupt nicht oder nur zum Teil beeinflussen können. Dazu zählen auch Bedingungen, in die wir hineingeworfen sind, ohne etwas dafür zu können.“ Albert Kitzler nennt als Beispiele die Gene, Eltern, Geschwister, Verwandte, Lehrer, sowie die Stadt und das Land, wo ein Mensch geboren wurde und wo er aufwächst. Ferner Schicksalsschläge wie der Tod nahe stehender Personen, schwere Erkrankungen oder Verletzungen, Trennung vom langjährigen Partner oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Gott durchdringt die gesamte Materie

Zenon der Gründer der Stoa, war im Jahr 312 von Zypern nach Athen gekommen. Er und seine Anhänger wurden als Stoiker bekannt. Dies geschah aufgrund der Angewohnheit Zenons, seinen Unterricht in einer bemalten Stoa, einem Säulengang, abzuhalten. Tom Holland erklärt: „Wie bereits Aristoteles beschäftigten sie sich mit der Spannung zwischen einer himmlischen, von mathematischen Gesetzen bestimmten Ordnung und einem sublunaren Reich, das von Zufall beherrscht war.“ Ihre Lösung war ebenso radikal wie elegant. Die leugneten, dass eine solche Spannung überhaupt existierte. Die Stoiker argumentierten, dass die Natur selbst göttlich war. Gott belebte das gesamte Universum, und er war aktive Vernunft: der „Logos“. Er ist vermischt mit der Materie. Der Autor und Journalist Tom Holland studierte in Cambridge und Oxford Geschichte und Literaturwissenschaft.

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Der Tod ist nicht tragisch

Gibt es tragische Phänomene? Das hängt davon ab, was man als tragisch bezeichnet. Ágnes Heller stellt fest: „Der Tod ist nicht tragisch, denn wenn er es wäre, wären wir alle tragische Helden.“ Sokrates ist kein tragischer Held, Christus wurde nie als tragisch angesehen. Leiden ist nicht tragisch. Man spricht heute von einem tragischen Tod, wenn ein junger Mann bei einem Autounfall getötet wird oder Selbstmord begeht. Man empfindet Mitgefühl für einen gefallenen Soldaten oder einen verratenen Liebhaber, ohne ihr Schicksal als tragisch zu bezeichnen. Ágnes Heller, Jahrgang 1929, war Schülerin von Georg Lukács. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Ágnes Heller starb am 19. Juli 2019 in Ungarn.

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Michael J. Sandel kennt die meritokratische Ethik

In diesen Tagen sehen viele Menschen Erfolg in einer Weise, wie die Puritaner Erlösung betrachteten. Nämlich nicht als etwas, das von Glück oder Gnade abhängig ist, sondern als etwas, das man sich durch eigene Anstrengung und Mühe verdient. Michael J. Sandel weiß: „Das ist der Kern der meritokratischen Ethik. Sie rühmt die Freiheit – die Fähigkeit, mein Schicksal vermöge harter Arbeit zu steuern – und die Verdienste.“ Wenn man selbst dafür verantwortlich ist, dass man sich einen hübschen Anteil weltlicher Güter angehäuft hat, dann muss man sich das verdient haben. Erfolg ist ein Zeichen der Tugend. Der Wohlstand steht einem zu. Diese Denkungsart gibt denjenigen Kraft, die an Meritokratie glauben. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Manchmal findet man eine verwandte Seele

Manchmal verstärkt ein seltsames Gefühl von Evidenz noch die Verwirrung. Charles Pépin schreibt: „Ich kenne diese Person nicht, ich habe sie gerade kennengelernt, und doch bin ich mir sicher: Sie ist es.“ Dieses Gefühl gibt einem Menschen Vertrauen angesichts des Unbekannten, das es schon nicht mehr wirklich ist. Man läuft jemandem zufällig über den Weg, doch es kommt einem vor, als hätte man dieser Person begegnen müssen. Als wäre man mit ihr verabredet. Dieser Eindruck der Vertrautheit, den man beim ersten Mal im Beisein eines Menschen hat, der einem lieb und teuer geworden ist, beruht auf Gegenseitigkeit. Man fühlt sich sofort wohl in der Gegenwart des anderen, das Verständnis ist beiderseitig. Charles Pépin ist Schriftsteller und unterrichtet Philosophie. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

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Charles Pépin entwirft eine Philosophie der Begegnung

Charles Pépin hat sein neues Buch „Kleine Philosophie der Begegnung“ vor allem deshalb geschrieben, um zu zeigen, dass man den Zufall zu seinem Verbündeten machen kann. Er schreibt: „Er entscheidet nicht über unser Schicksal, sondern wir führen ihn vielmehr herbei.“ Man muss nur den Mut haben, sich auf Unvorhergesehenes einzulassen. Das setzt allerdings voraus, dass man sich über den Mechanismus und die Kraft der Begegnung im Klaren sein muss. Dazu befragt Charles Pépin die großen Denker des 20. Jahrhunderts. Und zwar diejenigen, die in der Nachfolge Hegels die Beziehung zum Anderen und die fundamentalen Bindungen, die sich zwischen zwei Wesen knüpfen können, untersucht haben. Sigmund Freud, Martin Buber, Emmanuel Lévinas, Jean-Paul Sartre, Simone Weil und Alain Badiou stehen bei der Skizzierung einer Philosophie der Begegnung Pate. Charles Pépin ist Schriftsteller und unterrichtet Philosophie. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

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Niccolò Machiavelli analysiert die Politik

Niccolò Machiavelli kam im Jahr 1469 als Sohn eines Advokaten zur Welt. Eine kleine Bibliothek im Vaterhaus vermittelte ihm eine ordentliche humanistische Bildung. Seine politische Karriere begann er als Leiter der „Zweiten Kanzlei“ von Florenz. Bernd Roeck erklärt: „Es war ein Amt, dass mit der Verwaltung der inneren Verhältnisse befasst war. Zugleich erforderte es eine enge Abstimmung mit der ersten, für Außenpolitik zuständigen Kanzlei.“ Einfluss hat der Sekretär dieser Behörde kaum. Dafür gewann Niccolò Machiavelli Wissen um die Geheimnisse der Politik und die Möglichkeit, die Alchemie zu studieren. „Die Kanzlei“, so schrieb Machiavelli einmal, „war nicht nur ein Ort, wo die Fakten gesammelt und weitergegeben wurden. Sie bildete vielmehr ein Zentrum leidenschaftlicher Diskussionen über florentinische und internationale Politik.“ Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Die Freiheit befreit von der Herrschaft des Zufalls

Die Freiheit ist es, um die man kämpfen sollte. Um diesen Preis wird gerungen. Für Seneca besteht die Freiheit darin, dass man keinem Zwang, keinem Zufall die Herrschaft über sich einräumt und das Schicksal sich nicht über den Kopf wachsen lässt. Die Freiheit ist mit anderen Motiven eines guten Lebens eng verflochten. Warum ist das so? Albert Kitzler antwortet: „Weil die Freiheit für Seneca die Fähigkeit ist, sich von all dem, was uns widerfährt, innerlich unabhängig zu machen. Mit ihr befreien wir uns aus der Herrschaft des Zufalls.“ Niemand kann ändern, was geschieht. Aber was das Geschehen mit einem Menschen macht, so Seneca, kann man durchaus bestimmen. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Das Schicksal ist allmächtig

Zuweilen ruft das Gewissen laut, und das gute ist der bessere Ratgeber als das schlechte. Dieses schleppt sich dahin, und oft verrät sich das Gewissen aus eigenem Antrieb. In der Antike steht die moralische Schuld im Schatten des allmächtigen Schicksals. Dieses sucht den einzelnen Menschen ohne Rücksicht auf dessen Motive heim. In der Neuzeit dagegen tritt epochales Unrecht in der Regel bereits in Begleitung des Unrechtsbewusstseins auf. In Michel de Montaignes Essai sind es Überlegungen zur Folter, die das Gewissen auf den Plan rufen. Offenbar bedarf diese auch damals schon der Rechtfertigung. Erst die Folter, so lautet sie, könne die unterdrückte Stimme des Gewissens zum Klingen bringen. Michel de Montaigne (1533 – 1592) hatte mit seinen Essais schon zu Lebzeiten durchschlagenden Erfolg.

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Viele Menschen meiden Anstrengungen

Das menschliche Leben ist nicht auf Abkürzungen programmiert. Wer Umwege geht, so heißt es, sieht mehr von der Landschaft. Und „das Schicksal erkennt man“, wie der österreichische Dichter Radek Knapp so schön sagt, „an seiner Undurchschaubarkeit“. Richard David Precht stellt fest: „Mag sein, dass viele Menschen oft den bequemsten Weg suchen. Doch andere besteigen in ihrer Freizeit Berge, kämpfen sich durch den Regenwald oder bestreiten Marathonläufe.“ Und sicher, häufig sucht man das, was einem ein schnelles Vergnügen bereitet, und meidet das, was Anstrengungen und Mühe kostet. Doch Wert und Sinn misst ein Mensch oft genau den Tätigkeiten und Erfahrungen bei, die gerade nicht mühelos waren. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Am Anfang war die Schönheit

Nichts ist für den Philosophen Konrad Paul Liessmann so verführerisch wie die Verführung: „Das Lockende und Verlockende, die Andeutungen und Versprechungen, die Eröffnung von bisher ungeahnten Möglichkeiten, das Verlassen eines sicheren Bodens, das Umgehen des Gewohnten, das Faszinosum des Neuen: Wer wollte dem widerstehen?“ Im Paradies muss es schön gewesen sein, so war es wohl. Am Anfang war die Schönheit, aber diese führte zu Wut, Trauer und Neid. Und der Schöpfer des Menschen ähnelte weniger einem Gott in seiner Machtvollkommenheit als einem Bastler. Dieser probiert einiges aus, um bei einem Produkt zu landen, das er nach kurzer Zeit wieder entsorgen muss. Die Erzählung vom Paradies ist von Anbeginn an eine Geschichte des Aufbegehrens und der Vertreibungen. Die Schöpfung in ihrer Schönheit provoziert den Widerstand desjenigen, dessen Licht diese Schönheit sichtbar macht, ohne selbst daran Anteil nehmen zu können.

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Nur der Mensch hat die Freiheit zu wählen

Abgesehen vom Leben selbst, ist die Fähigkeit zu wählen das größte Geschenk, das einem Menschen gemacht wurde. Nur der Mensch hat die Freiheit zu wählen. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Wir sind nicht lediglich eine Produkt unserer Vergangenheit, unserer Gene oder unseres Umfelds. Natürlich werden wir durch unser Umfeld beeinflusst, aber es bestimmt uns nicht. Wir bestimmen uns vielmehr selbst durch unsere Entscheidungen.“ Menschen können Entscheidungen treffen, die auf ihren Werten beruhen. Sie können die Richtung ihres Lebens selbst wählen. Das ermöglicht ihnen, die Weichen für ihr Leben zu stellen und ihre Zukunft zu gestalten. Sich die Freiheit zu nehmen und sein Leben in Entschiedenheit zu führen, ist allerdings nicht ein durch Geburt und Schicksal gewährtes Privileg. Anja Förster und Peter Kreuz gehören zu einer neuen Generation von Vordenkern für Wirtschaft und Management.

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Konsequent gedacht gibt es gar keine Pflicht

Leiden wird oft mit der „Pflicht“ erklärt. Wer seine Pflicht tut, scheint vor jedermann gerechtfertigt – vor anderen und sich selbst. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Pflichtbewusst erfreut man sich allseitiger Wertschätzung: als Mutter, als Vater, als Briefträger, als Beamter, als Soldat. Wer seine Pflicht tut, tut das, was sich gehört.“ Die Pflicht kommt dabei meist im grauen Leinensack der Entbehrung daher und wird begleitet von einer Aura der Selbstaufopferung. Viele Menschen kennen das Gefühl der Pflichterfüllung, einige seufzen unter dieser Last. „Dazu fühle ich mich verpflichtet“ oder „Dafür habe ich mich in die Pflicht nehmen lassen“, sagen jene, die irrigerweise glauben, eigentlich etwas anderes zu wollen. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Weise Menschen sind durch nichts zu erschüttern

Der römische Philosoph und Staatsmann Seneca umschreibt den Zusammenhang von Philosophie und Schicksal, Lebensbewältigung und Unerschütterlichkeit so: „Die Philosophie muss unsere Schutzwehr bilden, diese uneinnehmbare Mauer, die durch das Schicksal nicht überwältigt wird trotz aller kunstvollen Angriffsmittel.“ Albert Kitzler fügt hinzu: „All das, was an äußeren Ereignissen, die wir Schicksal oder Welt nennen, auf uns zukommt, soll die Seele nicht verletzen, soll ihr keine Wunden zufügen können, soll unser inneres Gleichgewicht nicht ins Wanken bringen.“ Das Schicksal überwältigt nur denjenigen, der sich daran klammert. Seneca meint, man könne durch Verzicht zum Schicksal auf Distanz gehen. Dazu sei einerseits Wissen erforderlich. Andererseits habe es viel mit den eigenen Werten zu tun, denen man nacheifert, und umgekehrt mit den „Unwerten“, die man meiden sollte. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Alles Menschenwerk ist zur Vergänglichkeit verurteilt

Bei Seneca findet man sehr häufig den Gedanken, sich immer wieder die Natürlichkeit und Unausweichlichkeit des Todes und des Vergehens bewusst zu machen. In zahlreichen Varianten betont er: „Alles Menschenwerk ist zur Vergänglichkeit verurteilt, wir leben inmitten einer Umgebung, der keine Dauer beschieden ist.“ Alles, was ein Mensch hat, ist nur geliehen. Irgendwann muss er es zurückgeben, spätestens dann, wenn er sich selbst der Schöpfung zurückgeben muss. Albert Kitzler ergänzt: „Deshalb sollten wir uns an dem Geliehenen erfreuen, solange wir es besitzen, und dafür dankbar sein, anstatt uns zu grämen, wenn es nicht mehr da ist.“ Das gilt auch im Hinblick auf den eigenen Tod und die Gedanken an ihn. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Im Leben ist der Wandel allgegenwärtig

Laut Seneca kann es hilfreich sein, ein Missgeschick als eine Übung in Duldsamkeit, Selbstbeherrschung und Tapferkeit zu verstehen und anzunehmen: „Die Philosophie hat eine unglaubliche Kraft, alle Gewalttätigkeit des Zufalls zuschanden zu machen … Manchen Geschossen nimmt sie alle Wucht und fängt sie spielend in ihrem bauschigen Gewande auf, andere zerstreut sie und lenkt sie auf die Entsendenden zurück.“ Albert Kitzler weiß: „Hilfreich kann es auch sein, daran zu denken, dass auch Missgeschicke und Unglück genauso wie Glücksfälle und gute Lebensphasen vergänglich sind und dem Wandel unterliegen.“ Und keiner bleibt von ihm verschont. Zudem sollte man gerade dann sich im Ertragen von Missgeschicken üben, wenn man sich in einer guten Lebensphase befindet. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Der Weise legt viel Wert auf Dankbarkeit

Seneca weist auf einen Gesichtspunkt hin, der den Umgang mit einem schweren Schicksal erleichtern kann. Es ist die Dankbarkeit für das, was einem das Leben bisher gegeben hat. Albert Kitzler erläutert: „Anstatt auf Zukünftiges zu hoffen, sollten wir unsere Aufmerksamkeit mehr auf die vorhandenen Güter richten und dankbar sein für das, was wir haben.“ Seneca meint, dass die Menschen häufig dem Schicksal gegenüber ungerecht sind, wenn sie ein unterschiedliches Maß anlegen an das, was ihnen gewährt und was ihnen vorenthalten wird. Sie haben die Tendenz, das Gewährte gering zu achten und zu viel zu verlangen: „Niemand weiß Dank zu erstatten außer dem Weisen.“ Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Es gibt keine Freiheit inklusive Sicherheit

Das Blöde an der Freiheit ist, dass sie anstrengend ist. Viele Menschen haben gelernt, das Anstrengende zu vermeiden. Und noch blöder ist, dass an der Freiheit nichts sicher ist. Anja Förster und Peter Kreuz fügen hinzu: „Das sind verdammt schlechte Nachrichten für diejenigen, die glauben, sie könnten Freiheit inklusive Sicherheit im Paket bestellen.“ In Deutschland hat es Tradition und erscheint vielen Menschen völlig normal, ihre Freiheit zurückzuweisen. Für sie ist es völlig in Ordnung, das eigene Schicksal daran zu knüpfen, dass ein anderer etwas tut oder lässt. Viele sind das einfach so gewöhnt, im Kindergarten und in der Schule aufgerufen zu werden – oder ansonsten ihre Klappe zu halten und stillzusitzen. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Der Zufall garantiert kein nachhaltiges Glück

Eines der wirksamsten Mittel gegen Unglück von außen, gegen Verlust, gegen große und kleine Missgeschicke ist die Unterscheidung on inneren und äußeren Werten und die Konzentration der Gedanken auf die inneren Werte. Seneca schreibt: „Den Weisen macht weder das Glück übermütig, noch beugt ihn das Unglück nieder; denn all sein Bestreben war darauf gerichtet, den eigenen Wert nach Kräften zu erhöhen und sich selbst zum Quell aller Freude zu machen.“ Albert Kitzler weiß: „Das Bestreben Senecas und der ganzen Stoa war es, das gelingende Leben, das nachhaltige Glück und Wohlbefinden eines Menschen nicht dem Zufall glücklicher Umstände zu überlassen, sondern auf tragfähige Grundlagen zu stellen, die prinzipiell jeder Mensch aus eigener Kraft herstellen kann.“ Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Das Schicksal lässt sich nicht berechnen

Vor allem ist es der persönlichen Entscheidung überlassen, wie man sein Geschick aufnimmt, bewertet und in sich verarbeitet. Albert Kitzler fügt hinzu: „Schicksal ist ein Verhältnis, nämlich das zwischen einem äußeren Ereignis und der seelischen Verarbeitung.“ Beide Seiten dieses Verhältnisses, das äußere Ereignis und der Mensch selbst, haben einen Einfluss darauf, ob ein Missgeschick oder Unglück bei ihm Ärger, Zorn, Angst und Sorgen auslöst. Seneca lässt einmal die Natur, bzw. das Schicksal, folgendermaßen sprechen: „Das, worüber du klagst, ist für alle das Gleiche. Ich kann niemandem zu Leichterem verhelfen; wohl aber kann jeder, wenn er nur will, es sich selber leichter machen.“ Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Eine Kultur lässt sich nie vollständig beschreiben

Die Aufgabe der Intellektuellen besteht darin, dem kollektiven Denken der Menschen einen besonders klaren Ausdruck zu verleihen – und das nicht nur zu ihrem privaten Vergnügen. Beispielsweise sah W. B. Yeats die Aufgabe seiner Dichtkunst darin, den Mythen und Archetypen der irischen Landarbeiter eine Stimme zu geben. Genauso wie in „Das wüste Land“ nicht T. S. Eliot spricht, sondern das, was er selbst ziemlich vollmundig den europäischen Geist nannte, so sieht sich W. B. Yeats einfach als Medium – fast im spiritistischen Sinne – für die zeitlose Weisheit des Volkes. Terry Eagleton nennt ein weiteres Beispiel: „Nach Martin Heideggers etwas düsterer Sichtweise besteht die Aufgabe des Dichters darin, dem Schicksal der Nation seine Sprache zu schenken. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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