Gabriel García Márquez erhält 1982 den Literaturnobelpreis

Der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez war ein Erfinder von Mythen und Revolutionär der Weltliteratur. Als er 1967 sein Buch „Hundert Jahre Einsamkeit“ veröffentlichte, sorgte er für eine Sensation. Denn er schrieb damit den großen neuen Roman des Verfalls einer Familie. Der Diktatorenroman „Der Herbst des Patriarchen“ erschien 1975. Mit der „Chronik eines angekündigten Todes“ lieferte Gabriel García Márquez 1981 eine klassisch strenge Novelle. Die amouröse Geschichte seiner Eltern erzählte er in dem Buch „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, das 1985 erschien. Ganz nebenbei blieb der Jahrhundertschriftsteller ein ausgezeichneter Journalist, der sich in seiner Schreibschule im kolumbianischen Cartagena de Indias für den Nachwuchs einsetzte. Am vergangenen Donnerstag ist der Literaturnobelpreisträger in Mexiko-Stadt im Alter von siebenundachtzig Jahren gestorben.

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Thomas Bernhard ist zum Nationaldichter aufgestiegen

Der weltberühmte österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard musste in seinem Leben viele Beschimpfungen über sich ergehen lassen: Vaterlandsverräter, Nestbeschmutzer, Skandalautor. Ein war ein Literat, der wie kein anderer gehasst und angefeindet wurde. Heute dagegen, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, ist Thomas Bernhard der wortgewaltige Nationaldichter, ein Stück Theater- und Literaturgeschichte, ein Genie. Regisseur Hans Neuenfels sagt über ihn: „Wahrscheinlich ist es bei Nestroy nicht anders gewesen.“ Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte Thomas Bernhard im Alter von 26 Jahren und seinen ersten Roman mit 34. Für Skandal sorgte der Schriftsteller schon, als er noch relativ unbekannt wer. Als ihm Unterrichtsminister Piffl-Percevic 1968 den Kleinen Österreichischen Staatspreis überreichte, erklärte Thomas Bernhard in seiner Dankesrede die Österreicher zu Geschöpften der Agonie und das österreichische Volk zur Infamie und Geistesschwäche verurteilt.

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Günter Grass hat seinen Roman „Hundejahre“ neu illustriert

Vor fünfzig Jahren ist der Roman „Hundejahre“ des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass erschienen. Jetzt hat der weltberühmte Autor davon eine Jubiläumsausgabe mit neuen bildnerischen Arbeiten dazu herausgebracht. Von seinen drei ersten Prosabüchern „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ sind die „Hundejahre“ für Günter Grass das Buch, das ihm in seinem fragmentarischen Charakter am längsten beschäftigt und zeichnerisch immer wieder interessiert hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass es ein sehr bildhafter Roman ist. Günter Grass fügt hinzu: „Als ich „Grimms Wörter“ fertig hatte – ich wechsle ja immer wieder das Handwerkszeug, wenn ich nach ein paar Jahren ein Prosabuch beendet habe –, war für mich der Zeitpunkt gekommen: Jetzt will ich die „Hundejahre“ illustrieren.“ Danach stellte sich für ihn nur noch die Frage der Technik.

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Oskar Maria Graf ist der Chronist des bayerischen Dorflebens

Der bayerische Schriftsteller Oskar Maria Graf verstand es wie kein Zweiter, fern von aller Idylle und Bauerntümelei über die Menschen seiner Heimat zu schreiben. Er pflegt dabei einen Realismus, der sich durch Illusionslosigkeit und manchmal peinigende Härte auszeichnet. Zu den Figuren, die Oskar Maria Graf in seinen Romanen aufleben lässt, zählen Großbauern, Kleinhäusler, Tagelöhner, aber auch Bohemiens. Diese Protagonisten können berechnend und hundsgemein, eitel oder dumm sein. In manchen Fällen sind sie aber auch mutig, hilfsbereit, mitfühlend oder kämpferisch. Oskar Maria Graf, der sich manchmal selbst, nicht ohne damit zu kokettieren, als „Provinzschriftsteller“ bezeichnete, war auch ein politischer Schriftsteller. Nicht dass er Agitprop betrieben hätte, sondern im Stil eines genauen, gnadenlosen und selbstkritischen Beobachters, der erkannte, wie die politischen und sozialen Gegebenheiten unerbittlich das Leben der kleinen Leute prägten.

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Daniel Kehlmann ist mit „F“ ein virtuoser Roman gelungen

Seit ich den neuen Roman „F“ von Daniel Kehlmann gelesen habe, bin ich davon überzeugt, dass der Autor ein Seelenverwandter des algerischen Literaturnobelpreisträgers Camus ist. Wie dieser beschäftigt sich Daniel Kehlmann, der zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart zählt, mit den großen Fragen der Menschheit. Gibt es einen Gott?, „Wer bin ich?, Woher komme ich? und „Wohin gehe ich?“ Bei Daniel Kehlmann kommt noch eine weitere Frage hinzu: „Wer könnte ich sein?“ Der Roman „F“ erzählt die Geschichte der drei Brüder Martin, Eric und Iwan, die jeder auf seine eigene Weise Heuchler, Betrüger und Fälscher sind. Jedem dieser armen Kreaturen hat Daniel Kehlmann ein eigenes Kapitel gewidmet. Zusammengehalten werden die einzelnen Abschnitte von ihrem Vater, Arthur Friedland, einem Schriftsteller, der durch das ganze Buch irrlichtert. Das Werk Daniel Kehlmanns, der 1975 in München geboren wurde, wurde schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein bekanntester Roman „Die Vermessung der Zeit“ ist inzwischen in 46 Sprachen übersetzt worden.

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Paul Auster sagt beim Schreiben ausschließlich die Wahrheit

In dem Roman „Sunset Park“ den der amerikanische Schriftsteller Paul Auster im Jahr 2010 veröffentlichte, spricht der Erzähler von seinem Plan, sich vom angesammelten Ballast seines Lebens zu entledigen und bewusster im Hier und Jetzt zu leben. Paul Auster sagt: „Was „Sunset Park“ betrifft, so war es das erste Mal in meinem Leben als Schriftsteller, dass ich bewusst versucht habe, einen Roman über das Jetzt zu schreiben.“ Fast alle seine vorherigen Romane hatten eine distanzierte Beziehung zur Gegenwart, aber „Sunset Park“ war für Paul Auster der bewusste Versucht, über die aktuelle Krise in Amerika zu schreiben, die alle Amerikaner gerade durchleben. Seine Romanfigur macht sich sehr dunkle Gedanken und ist vom Gefühl geprägt, jede Zukunft verloren zu haben. Die Dinge, für die er gelebt hat, existieren nicht mehr.

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Claude Simon revolutioniert die europäische Romankunst

Der Schriftsteller Claude Simon entwickelt in seinen Geschichten Erzählformen und Satzkonstruktionen, die nach Marcel Proust und James Joyce, dem europäischen Roman eine neue Form geben. Dafür hat Claude Simon im Jahr 1985 den Nobelpreis für Literatur erhalten. In den Romanen „Der Wind“ (1957) und „Das Gras“ (1960) wendet der Autor schon die für ihn typischen langen Sätze an, die alle Konventionen des Satzbaus zertrümmern. In seinem siebten Werk „Die Straße in Flandern“ (1960) löst Claude Simon auch die überkommene Form des Romans ab. Er nimmt Abschied von psychologisch kausaler Schlüssigkeit, Chronologie und Handlung. Stattdessen konfrontiert er seine Leser mit in einen suggestiven Mahlstrom rotierender und immer wieder variierten Bilder, der in die Tiefen des Lebens vordringt, wie es zuvor in der europäischen Literatur nicht dagewesen ist.

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Im Werk von Erich Loest können sich die Deutschen erkennen

Der Schriftsteller Erich Loest wurde am 24. Februar 1926 in Mittweida im Freistaat Sachsen geboren. Er war immer ein lebendes Beispiel dafür, wie man aus Fehlern lernt und Einsichten in Haltung umsetzt. Er hat das, was er erfuhr und ihm widerfuhr, mehr als 50 Jahre in Literatur verwandelt. Dabei betätigte er sich niemals als Moralprediger. Bei allem Ernst verfügte Erich Loest über viel Humor. Sein erstes Buch „Jungen, die übrig blieben“, wurde im Jahr 1950 veröffentlicht. Es geht in dem Werk um den Versuch der Nationalsozialisten durch den Kriegseinsatz ganz junger Knaben dem Führer Adolf Hitler die Kriegsniederlage zu ersparen. Erich Loest selbst war 18 Jahre alt, als er in den Krieg geschickt wurde. Damals war er bereit als Held für das Vaterland zu sterben, da sein Gehirn von klein auf mit Parolen vollgestopft worden ist. Den Krieg hat er überlebt, doch irgendwann endet jedes Leben. Erich Loest ist am 12. September in Leipzig gestorben.

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Markus Gabriel seziert die Schwächen des Konstruktivismus

Die Menschheit befindet sich über ziemlich viele Dinge im Irrtum. Die Wissenschaft kann nicht einmal ermessen, wie weit das menschliche Nichtwissen reicht, da der Mensch in vielen Fällen überhaupt keine Ahnung davon hat, was er alles nicht weiß. Doch daraus folgt für Markus Gabriel nicht, dass alle Gegenstandsbereiche nur menschliche Projektionen, nützliche Einteilungen einer im Übrigen von der Erkenntnis weitgehend unabhängigen, homogenen Wirklichkeit sind. Friedrich Nietzsche hat zu diesem Thema eine berühmte Aussage gemacht: „Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Wir können kein Faktum an sich feststellen: vielleicht ist es ein Unsinn, so etwas zu wollen.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Cormac McCarthy ist der apokalyptische Reiter der Literatur

Unter Literaturkennern galt Cormac McCarthy lange Zeit als der beste unbekannte amerikanische Schriftsteller. Wenn er über seine Heimat schreibt, gebiert er im Kopf seiner Leser die phantastischen Landschaften des Westens der USA. Doch seine grandiosen Geschichten spielen stets in der Abendröte des Untergangs. Einem größeren Publikum wurde der Autor, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, erst durch seine fünften Roman „All the Pretty Horses“ bekannt. Inzwischen ist Cormac McCarthy vor allem berühmt für seinen nahezu unerschöpflichen Wortschatz. Allein in seinem Roman „Suttree“ gibt es 4.567 Worte, die in keinem seiner anderen Werke vorkommen. Corman McCarthy hat den National Book Award und den Pulitzerpreis gewonnen. Dennoch verweigert sich der inzwischen berühmte Autor der Öffentlichkeit. In seinem ganzen Leben hat er nur drei Interviews gegeben, eines davon als TV-Auftritt in der Show von Oprah Winfrey.

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Die Romane von Ernst Augustin schäumen vor Phantasie über

In einem der Romane von Ernst Augustin heißt es, der Sinn des Lebens bestehe darin, sich in der Welt wohnlich einzurichten. Auf dem Cover seines jüngsten Romans „Robinsons blaues Haus“ hat ihn seine Frau Inge, die als Malerin die Umschläge seiner Bücher gestaltet, mit geschlossenen Augen gemalt. Denn der Schriftsteller Ernst Augustin is fast völlig blind. Obwohl er keine Bücher mehr lesen kann, schreibt er weiter. Er gilt, wie er selbst gerne kokettiert, als ewiger Geheimtipp unter den deutschen Literaten. Davon kann jedoch längst keine Rede mehr sein. Ernst Augustin, der im Jahr 1927 geboren wurde, hat für seine Romane, die vor Phantasie strotzen, zahlreiche Literaturpreise erhalten und wurde im Jahr 2012 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen „Raumlicht: Der Fall Evelyne B.“ und „Die Schule der Nackten“.

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Der Chinese Mo Yan erhält den Literaturnobelpreis 2012

Heute erhält der chinesische Schriftsteller Mo Yan in Stockholm den Literaturnobelpreis. Wer wäre besser dafür prädestiniert als seine Übersetzerin Karin Betz, zu erklären, was das Werk Mo Yans auszeichnet. Zuerst einmal sind Mo Yans Geschichten laut Karin Betz eine Zumutung. In „Das rote Kornfeld“ wird dem Onkel des Erzählers bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, und in „Die Knoblauchrevolte“ erhängt sich eine hochschwangere junge Frau, als schon die Wehen eingesetzt haben. In seinem Roman „Die Sandelholzstrafe“ wird ein Mann von einem Foltermeister nach allen Regeln der Kunst lebendig in fünfhundert Teile zerlegt. Doch seine Leser können und wollen diese Geschichten lesen, denn wenn sie erst einmal in Mo Yans Welt eingetaucht sind, befinden sie sich an einem Ort namens Gaomi, in dem das Zuschauen beim Schlachten eines Schweins noch zum Leben gehört, in dem es die Menschen noch gewohnt sind, dem Leid ins Gesicht zu blicken und über die ständige Nähe von Not und Schmerz gelernt haben, was das Leben in seiner ganzen Fülle bedeutet.

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Herwarth Walden erklärt die Begrifflichkeit in der Dichtung

Das Material der Dichtung ist das Wort, die Form ist der Rhythmus. In keiner Kunst sind laut Herwarth Walden die Elemente so wenig erkannt worden. Der Schriftsteller stellt die Schrift, statt das Wort zu setzen. Für den Sprachlehrer Herwarth Walden ist Schrift die Zusammenstellung der Wörter zu Begriffen. Er schreibt: „Mit diesen Begriffen arbeiten Schriftsteller und Dichter. Der Begriff ist aber etwas Gewonnenes. Die Kunst jedoch muss sich jedes Wort neu gewinnen.“ Wort zu Wort muss seiner Meinung nach gefügt werden, wenn ein Wortgebäude entstehen soll, dass man Dichtung nennt. Der Musikwissenschaftler und Sprachlehrer Herwarth Walden wurde 1878 in Berlin geboren. Er schrieb Romane, Dramen, Gedichte und Essays. Bleibendes Verdienst hat er als Theoretiker der expressionistischen Wortkunst, deren unermüdlicher Propagator, Mittler und Förderer er war. Herwarth Walden starb 1941 in Saratow/Wolga.

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Der Roman ist das Medium gegen die Zerstreuung des Sinns

Auf die Frage, was das Besondere an der europäischen Gegenwartsliteratur sei, antwortet die mit vielen Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, dass sie nicht besonders erpicht auf europäische Literatur sein, da sie neue Bücher aus allen Weltgegenden lese. Doch wenn, dann liest sie talentierte Autoren aus Osteuropa. Zu ihren Lieblingen zählen dort der Rumäne Mircea Cărtărescu, der Ungar Lászlá Davarsi sowie der Ukrainer Juri Andruchowytsch. Es sind Schriftsteller, die aus dem Leidensdruck ihrer Lage wirklich etwas machen. Sibylle Lewitscharoff sagt: „Literarisch bedeutet das einen Donnerschlag wie seinerzeit in den siebziger Jahren, als plötzlich die Lateinamerikaner zu lesen waren.“ Ihrer Meinung nach entsteht in jüngster Zeit in Osteuropa eine literarische Bösartigkeit, die sich von dem L`art pour l`art und von den pornographischen Versuchen im Westen Europas deutliche unterscheiden.

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John Cowper Powys denkt über das Gewissen nach

John Cowper Powys ist der Meinung, dass sich das Gewissen energisch zu Wort meldet, sobald ein Mensch in Beziehung zu anderen Menschen tritt. Wenn der Mensch allein ist, droht er der Selbstzerstörung zu erliegen. Obwohl die Autorität des Gewissens tief im Herzen des Menschen verwurzelt, ziehen sie es nicht zu Rate, wenn sie unglücklich sind, während sie es auf anderen Gebieten des Lebens ständig befragen. Meyers Online-Lexikon definiert das Gewissen „als Urteilsbasis zur (zweifelsfreien) Begründung der allgemeinen persönlichen moralischen Überzeugungen und Normen. Die Inhalte des Gewissens werden vom Normenkanon der jeweiligen Kultur und Gesellschaft sowie von den individuellen moralischen Überzeugungen geprägt.“

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Paul Nizon wird immer noch als Geheimtipp gehandelt

Zu den Bewunderern des Schweizer Schriftstellers Paul Nizon zählten unter anderem Max Frisch, Elias Canetti und Frédéric Beigbeder, der ihn als einen der wichtigsten Autoren der Gegenwart bezeichnete. Paul Nizon war der erste deutsch schreibende Schriftsteller, der seine Figuren neben einem Herz und einem Hirn auch mit einer Sexualität ausstattete. Paul Nizon sagt: „Ich habe den Sexus in die deutsche Literatur eingeführt.“ Seine eigenen Beziehungen mit dem weiblichen Geschlecht sind seiner Meinung nach vor allem deswegen alle gescheitert, weil er zu sehr mit dem verdammten Schreiben liiert ist. Erst kürzlich hat er seine Tagebücher aus den Jahren 2000 bis 2010 veröffentlicht, die den Titel „Urkundenfälschung“ tragen.

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Martin Walser ringt in seinen Romanen um die Wahrheit

Vor zehn Jahren hat der berühmte Schriftsteller Martin Walser in sein Tagebuch folgende Worte geschrieben: „Die Kriege sind vorbei, die Kämpfe haben erst begonnen.“ In jenem Frühjahr erschien sein Buch „Tod eines Kritikers“. Martin Walser ist am 24. März dieses Jahres 85. Jahre alt geworden und sprüht immer noch voller Tatendrang. Seit seinem 75. Geburtstag sind nicht weniger als vier Romane von ihm veröffentlicht worden. Sie heißen „Der Augenblick der Liebe“, Angstblüte“, „Ein liebender Mann“ und „Muttersohn“. Nebenbei hat er die Novelle „Mein Jenseits“, drei umfangreiche Tagebuchbände sowie 39 Balladen und mehrere Essays geschrieben. Die schriftstellerische Produktivität Martin Walsers ist beeindruckend. Seine Themen dringen immer mehr in das Existenzielle eines Menschenlebens vor – immer tiefer, immer kräftiger dringt er in die unergründlichen Tiefen des Daseins ein.

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Der Schriftsteller T.C. Boyle ist auch ein Umweltschützer

Der amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle lebt in den kalifornischen Bergen in einem Haus von Frank Lloyd Wright, einem Architektentraum aus Holz und Glas. Er ist nicht nur ein obsessiver Autor sondern setzt sich genau so leidenschaftlich für den Erhalt der Umwelt ein. T.C. Boyle liebt die Natur und sagt: „Ich habe hier eine sehr grüne Umgebung, habe einen Haufen einheimischer Pflanzen angebaut, kümmere mich um die Tiere und bin ein fanatischer Recycler. Jeder Bissen Essen, der übrig bleibt, landet auf dem Kompost.“ Selbst Müll am Straßenrand hebt der Bestsellerautor auf, damit er nicht in der Kanalisation landet und von dort ins Meer gespült wird.

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Julian Barnes hinterfragt die Relevanz von Erinnerungen

Julian Barnes beschreibt in seinem Roman „Vom Ende einer Geschichte“ die Erinnerungen Tony Websters, die in den 60er-Jahren in einer Schule im Zentrum von London ihren Ausgangspunkt beginnen. Der pensionierte Tony Webster erinnert sich an seine Schulfreunde Adrian, Tony, Colin und Alex, mit denen er eine Viererbande bildete. Die Jungs waren hungrig nach Büchern, nach Sex, orientiert an den Maximen der Leistung, aber auch kleine Anarchisten. Während Tony in Bristol Geschichte studiert, wird Veronica Mary Elizabeth Ford für zwei Studienjahre seine Freundin. Auf die beiden trifft wahrscheinlich die Vermutung zu, dass es Menschen gibt, die füreinander geschaffen sind, aber dies nicht wissen. Darum müssen sie in der Folge ihres Lebens viel Leid ertragen.

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Joyce Carol Oates fühlt sich der Wahrheit verpflichtet

Die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates hat mehr als sechzig Romane geschrieben, ein wildes Sammelsurium aus Liebesgeschichten, Familiendramen, Romanzen, Psychothrillern, Schauerromanen und Geistergeschichten. Die Initialzündung für ihre beeindruckende Schriftstellerinnenkarriere war eine illustrierte Ausgabe des Buchs „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, das ihr ihre Großmutter zum achten Geburtstag schenkte. Joyce Carol Oates verliebte sich in Alice auf den ersten Blick. Von diesem Zeitpunkt an wollte sie genauso neugierig und unfassbar mutig werden wie Alice. Im Erwachsenenalter analysiert die Schriftstellerin in ihren Geschichten familiäre Neurosen und gesellschaftliche Strukturen, die sie in zwei ihr sehr gut bekannten Milieus findet – in der Welt der Armen und im Elfenbeinturm der Universitätsdozenten.

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Erich Fromm spekuliert über das richtige Lesen

Was für das Gespräch gilt, trifft gleichermaßen für das Lesen zu, das laut Erich Fromm eine Zwiesprache zwischen Autor und Leser ist oder sein sollte. Selbstverständlich ist es beim Lesen, ebenso wie beim Gespräch wichtig, was jemand liest oder mit wem er redet. Einen kunstlosen, billig gemachten Roman zu lesen ist eine Art des Tagträumens und eine Flucht aus der Gegenwart, die mitunter schmerzt, vor allem in den Zeiten der Wirtschaftskrise. Dieser Lesestoff gestattet keine produktive Reaktion des Lesers, der Text wird geschluckt und verdaut wie eine bedeutungslose Fernsehsendung oder die Kartoffelchips, die der Mensch beim Zuschauen isst.

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Das wirkliche Leben ist voller Geheimnisse und Poesie

Der deutsche Schriftsteller Wilhelm Genazino schreibt jeden Tag einige Stunden an seinen Romanen, selbst am Wochenende. In den Schreibpausen schlendert er am Main entlang oder durch Frankfurt und beobachtet Menschen und Tiere. Im Jahr 2004 wurde Wilhelm Genazino mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet. Sein aktueller Roman trägt den Titel „Wenn wir Tiere wären“. Er handelt wieder einmal von einem Außenseiter, einem grüblerischen Verlierer, die fast alle Werke des Autors bevölkern. Noch heute ist der achtundsechzigjährige Schriftsteller immer wieder überrascht, dass es Menschen gibt, die seine Romane lesen. Das ist keine Koketterie. Wilhelm Genazino sagt: „Es ist doch ein kleines Wunder, dass sich so viele Menschen für diese lebensbehinderten, oder sagen wir besser lebensgehemmten Männer interessieren.“

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Max Frisch erörtert die hohe Kunst der Rezension

Max Frisch zitiert Johann Wolfgang von Goethe, der den Rat gab, ein Schriftsteller solle einem Rezensenten niemals antworten, es sein denn, er behaupte in seiner Rezension, man habe zwölf silberne Löffel gestohlen. Es bleibt also nach Max Frisch nur eins übrig: zu schweigen und weiterzumachen, solange man Lust dazu hat. Der Schriftsteller kann nur dankbar sein, wenn eine Rezension, ob lobend oder tadelnd, ernsthaft und anständig ist, indem sie annimmt, dass der Verfasser selber keine Bedenken und Einwände gegen sein eigenes Werk hegt. Max Frisch gibt allerdings zu, dass das Unbehagen, das einen Rezensenten befällt, irgendwo berechtigt ist.

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„Der Pate“ mach Francis Ford Coppola weltberühmt

Obwohl der Filmregisseur Francis Ford Coppola inzwischen 72 Jahre alt ist, dreht er immer noch Filme. Er begründet dies damit, dass er durch das Filmemachen auch im Alter ständig etwas dazu lernt – über sich selbst, über die Menschen, über die Welt. Er findet es wunderbar, wenn er am Abend vom Dreh nach Hause kommt und zu seiner Frau sagen kann: „Liebling, heute habe ich wieder so viel gelernt.“ Auch in jungen Jahren war Francis Ford Coppola schon ein kleiner Abenteurer. Er hatte nie davor Angst, ein Wagnis einzugehen. Damit steht er im krassen Gegensatz zu den meisten Bossen in Hollywood, die nichts mehr hassen, als ein Risiko einzugehen. Francis Ford Coppola sagt: „Filmemachen ohne Risiko funktioniert ebenso wenig wie Kinderkriegen ohne Sex. Es gibt nur eine Sache, die man nicht riskieren sollte: sein Leben zu verschwenden.“

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Nadine Gordimer schreibt Gesellschaftsromane

Nadine Gordimer ist die renommierteste Schriftstellerin Südafrikas. 1991 erhielt sie den Literaturnobelpreis. Die Ehrung galt einem Werk, das damals schon aus einem Dutzend Romanen, über zweihundert Kurzgeschichten, vielen Essays und Vorträgen bestand. 1979 erschien der Roman „Burgers Tochter“, den das Nobelpreiskomitee als eines ihrer Meisterwerke würdigt. Er handelt vom Schüleraufstand in Soweto 1976, bei dem fünfhundert Kinder und Jugendliche durch Polizeigewalt ums Leben kamen. Die Hauptfigur dieses äußerst komplexen Werks ist Rosa Burger, eine junge Weiße burischer Abstammung, deren Eltern im Gefängnis starben, weil sie als Kommunisten für die Freiheit kämpften. Im Laufe der Geschichte verliert sich die Heldin im Chaos ihrer Suche nach der eigenen Identität, zwischen ihren weißen und schwarzen Freuden, zwischen den Flügelkämpfen des African National Kongress (ANC) und der ständigen Bedrohung durch die Sicherheitsbehörden.

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