Der klassische Terrorismus hatte zwei Ausprägungen

Den „klassischen“ Terrorismus hat es in Europa seit dem 19. Jahrhundert gegeben. Er hatte vor allem zwei Ausprägungen. Nämlich eine sozialrevolutionäre Variante, wie sie im zaristischen Russland entstanden ist, und eine nationalseparatistische, etwa im Baskenland in Form der Untergrundorganisation ETA. Diese kämpfte mit Gewalt für eine Abspaltung der nordspanischen Region vom Mutterland. Edgar Wolfrum ergänzt: „Was des einen Terrorist war, war oftmals des anderen Freiheitskämpfer.“ Seit den 1970er Jahren kam eine äußerst gewalttätige Variante hinzu. Zum Beispiel in Gestalt der deutschen „Roten Armee Fraktion“ (RAF) oder den italienischen „Brigate Rosse“. Oft verbanden sich diese Gruppierungen mit dem internationalen Terrorismus der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Gewaltakte und Morde zielten auf herausgehobenen Personen der politischen Klasse oder der gesellschaftlichen Elite. Edgar Wolfrum ist Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte an der Universität Heidelberg.

Weiterlesen

Deutschland steigt vom Paria zur moralischen Supermacht auf

Deutschland hat nach den Verbrechen und dem totalen Bankrott des Dritten Reiches eine erstaunliche Karriere gemacht. Josef Joffe beschreibt in seinem neuen Buch „Der gute Deutsche“ wie es Deutschland gelang, vom schuldbeladenen Paria zur moralischen Supermacht aufzusteigen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Land der Aussätzige der Welt. Heute ist die Zweite Republik das beste Deutschland, das es je gab: liberal, stabil, sozial. Josef Joffe zeichnet die Entwicklung der Bundesrepublik als Bildungsroman, der dem klassischen Dreisprung gehorcht: die Not der Jugendjahre, die Prüfungen der Wanderjahre, Läuterung und Reifung im Erwachsenenalter. Unterwerfung, Besatzung und Zerstückelung prägten die Jahre der Not. Zu den Prüfungen zählen unter anderem die hart umkämpfte Wiederbewaffnung un die Westbindung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer. Josef Joffe ist seit dem Jahr 2000 Herausgeber der ZEIT.

Weiterlesen

Peter R. Neumann erklärt die Rekrutierungsstrategie des „Islamischen Staates“

Peter R. Neumann ist davon überzeugt, dass der Terror des Islamischen Staates (IS) Europa noch sehr lange beschäftigen wird. Denn man muss seiner Meinung nach den Terrorismus immer historisch sehen, als ein Phänomen, das eine ganze Generation andauern kann: „Wir haben es mit Wellen zu tun, die sich über 20 bis 30 Jahre strecken. Das war bei der RAF so und auch bei den Anarchisten Ende des 19. Jahrhunderts.“ Die Hauptgefahr in den aufgeklärten Staaten des Westens besteht nicht darin, dass der Terrorismus viele Menschenleben fordert, sondern dass sich durch ihn die Gesellschaften radikalisieren. Die Dschihadisten befördern eine gesellschaftliche Polarisierung und den Rechtspopulismus. Peter R. Neumann ist seit 2008 Direktor des „International Centre of Radicalisation“ am Londoner King`s College.

Weiterlesen

Zum Tod des Filmproduzenten Bernd Eichinger

Bernd Eichinger wurde am 11. April 1949 in Neuburg an der Donau geboren. Nachdem er in einem katholischen Internat in die Schule gegangen war, folgten Auftritte in einer Rock`n`Roll-Band. Sein Abitur machte Bernd Eichinger in München. Er war einer der ersten Studenten an der neu gegründeten Münchner Hochschule für Fernsehen und Film und studierte dort Filmregie. Schon während seines Studiums arbeitete er als Praktikant bei der Bavaria Film. Später wurde er dort Aufnahmeleiter, Drehbuchautor und zeitweise sogar Schauspieler. Während dieser Zeit reifte in ihm die Erkenntnis, dass er selbst Filme produzieren wollte.

Weiterlesen

Die dramatischen Ereignisse des Jahres 1968

Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Andreas Veiel hat für dieses Buch aus 20.000 Fotos etwa 200 der aussagekräftigsten über das Jahr 1968 ausgewählt und zu Bildstrecken angeordnet. Der Historiker und Publizist Gerd Koenen kommentiert die Aufnahmen mit Zwischentexten und ergänzt, was die Bilder nicht zeigen. Der Bildband zeigt eine atemlose Folge dramatischer Ereignisse des Jahres 1968 wie die Tet-Offensive des Vietcong, die Attentate auf Martin Luther King und Rudi Dutschke, die Osterunruhen und Barrikaden des Pariser Mai, den Einmarsch der russischen Truppen in die Tschechoslowakei sowie Straßenschlachten in Chicago und Westberlin. Gerd Koenen beschreibt in einem einleitenden Text, die Entwicklungen, die etwa ein Jahrzehnt zuvor Fahrt aufgenommen hatten und um 1968 kulminierten.

Weiterlesen