Längst ist der Mensch des Menschen Wolf

Nahrungsketten bilden die zentralen Abläufe in der Natur. Sie entsprechend den Produktionsketten in der Wirtschaft der Menschen. Das Prinzip ist ebenso einfach wie seit Urzeiten bekannt: Alle Lebewesen werden von anderen genutzt. „Gefressen“, wie man abwertend zu sagen pflegt. Josef H. Reichholf erläutert: „Das „Fressen und Gefressenwerden“ in der Natur missfällt uns, insbesondere, wenn es uns direkt oder indirekt betrifft.“ Direktes Betroffensein ist extrem selten geworden. Denn alle Raubtiere, die dem Menschen gefährlich werden können, sind entweder weithin ausgerottet oder in spezielle Gebiete, meistens Reservate, zurückgedrängt. Längst ist der Mensch des Menschen Wolf, wie schon die Alten wussten. Die Zahl der Menschen, die Raubtieren zum Opfer fallen, liegt weit niedriger als die vom Blitz Erschlagenen. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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Reinhard Haller kennt die Macht der Kränkung

Besonders intensiv hat sich Reinhard Haller die Macht der Kränkung in seiner Tätigkeit als Kriminalpsychiater und Gerichtsgutachter gezeigt. Bei zahlreichen Mördern, Räubern oder Attentätern war seiner Meinung nach kein anderes Motiv als tiefe Gekränktheit zu finden: „Viele große Verbrecher erwiesen sich im Grunde als gekränkte Genies.“ In seinem Buch „Die Macht der Kränkung“ erklärt der Autor, dass Kränkungen oft die Wurzel kriminellen Verhaltens sind, von impulsiven Stehlhandlung und Brandstiftungen bis zu Beziehungsdelikten und Familientragödien reichend. In neuerer Zeit bilden Kränkungen und Demütigungen sogar die Basis des modernen Terrors. Der Anfang eines Streits, eines Konflikts oder einer Krise ist in der Regel auf einen Kränkung zurückzuführen. Kränkungen trüben das Lebensglück, lösen mannigfaches Leid aus, stoßen den Menschen in Bitternis und bestimmen viele Schicksale. Reinhard Haller ist Chefarzt einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik mit dem Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen.

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Der „Werther“ war der erste moderne Roman in Deutschland

Mit Johann Wolfgang von Goethes Werk „Werther“ trat der bürgerliche Roman in Deutschland in Erscheinung. In den „Leiden des jungen Werther“ gestaltete Johann Wolfgang von Goethe den Typus des unzufriedenen bürgerlichen Intellektuellen, dessen Versuche der Integration in die ständisch gegliederte Gesellschaft an der starken Hierarchie wie auch an der eigenen hohen Selbsteinschätzung scheitern. Johann Wolfgang von Goethes Roman zeigt, dass es für das bürgerliche Individuum unmöglich ist, sich innerhalb des Feudalsystems zu definieren und seine Identität zu finden. Werthers Leiden an der Gesellschaft und sein Scheitern – Werther endet durch Selbstmord – lassen ihn als Verwandten jener bürgerlichen Dramenhelden erscheinen, die wie Karl Moor in den „Räubern“ oder Läuffer im „Hofmeister“ ebenfalls an der Gesellschaftsordnung zerbrechen. Die Wirkung von Johann Wolfang von Goethes „Werther“ war ungeheuer.

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George Packer schildert hautnah den Niegergang Amerikas

Seit dem Irakkrieg hat George Packer den Eindruck, dass Amerika die großen Dinge nicht mehr gelingen. Schon im Jahr 2008 als er über die Wahl und die Finanzkrise schrieb, war das Bild in den Vereinigten Staaten von Amerika apokalyptisch. George Packer erklärt: „So viele große Institutionen versagten: die Banken, die Kreditfirmen, die Autoindustrie.“ Die amerikanischen Eliten haben seiner Meinung nach damals total versagt. Heute ist Amerika völlig zersplittert, sein Kapitalismus herzlos. Die Gegenwart ähnelt dem Amerika vor rund 120 Jahren. George Packer wurde durch seine Essays und Reportagen im Wochenmagazin „The New Yorker“ zu einem der bekanntesten politischen Journalisten in den USA. In seinem neunen Buch „Die Abwicklung“ schildert er Amerikas wirtschaftliche und soziale Erosion.

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