Die Psyche und das Gehirn sind eng verbunden

Wenn man über die Psyche spricht, spricht man auch über das Gehirn. Genauer: über das gesamte Nervensystem. Franca Cerutti weiß: „Die Trennung zwischen Psyche und Körper und die Vorstellung, als sei die Psyche etwas, was den Körper „bewohnt“, ist schlicht und einfach falsch. Wir haben keinen Körper, wir sind ein Körper.“ Menschen sind Chemie und Strom, sie sind Botenstoffe und Hormone. Gleichzeitig sind sie, wie Aristoteles schon sagte, als Ganzes mehr als die Summe ihrer Teile. Menschen sind die Magie, die sich aus dem gesamten komplexen, verzahnten Geschehen ergibt. Und wie könnte dieses ganze System stets und ständig bei jedem „normal“ laufen? Das menschliche Gehirn ist wohl das komplizierteste Organ, das sich im Laufe der Evolution entwickelt hat. Franca Cerutti ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin.

Weiterlesen

Politiker inszenieren vor allem sich selbst

Hans-Otto Thomashoff vertritt in seinem neuen Buch „Mehr Hirn in die Politik“ die These, dass sich Politiker immer häufiger in den Verlockungen ihres Amtes verfangen und vor allem sich selbst inszenieren. Das legt seiner Meinung nach die Schwächen der Demokratie offen. Dadurch wächst die Unzufriedenheit vieler Bürger und macht die Wähler empfänglich für ein vereinfachtes Schwarz-Weiß-Denken. Dies bieten vor allem Parteien jenseits des demokratischen Randes an. Hans-Otto Thomashoff stellt fest: „Mündige Bürger fordern aktive Mitsprache, denn direkte demokratische Strukturen geben Bürgern Handlungshoheit.“ Die damit einhergehenden Risiken lassen sich eindämmen, wenn man die Fallstricke der menschlichen Psyche kennt. Es ist nicht länger legitim, Bürger wie Kinder zu bevormunden, was in der Corona-Krise leider allzu oft geschehen ist. Hans-Otto Thomashoff ist Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse in eigener Praxis in Wien.

Weiterlesen

Die Natur ist gut für die Psyche

Eine Studie, die den seelischen Zustand von einer Million Dänen auswertete, zeigte: Wer als junger Mensch umgeben von Parks, Wiesen oder Wälder aufwuchs, hatte als Erwachsener eine bis zu 55 Prozent geringere Gefahr, psychisch zu erkranken. Dirk Steffens und Fritz Habekuss ergänzen: „Eine amerikanische Studie wies nach, dass Probanden eine deutlich niedrigere Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut hatten, wenn sie täglich zwanzig bis dreißig Minuten im Grünen waren. Japanische Wissenschaftler wollen sogar eine erhöhte Konzentration von Immunzellen im Blut gemessen haben, wenn Versuchspersonen eine Nacht lang Luft einatmeten, in der von Pflanzen produzierte Terpene zerstäubt wurden. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

Weiterlesen

Schuldgefühle wollen etwas Gutes

Überraschenderweise liebt das menschliche Gehirn Schuldgefühle, denn sie wollen im Grunde etwas Gutes. Für die Psychologin und Psychotherapeutin Helga Kernstock-Redl sind sie faszinierend und hilfreich, sobald einem Menschen klar wird, wozu sie überhaupt da sind und welchen speziellen Naturgesetzen sie folgen. Deshalb bringt es ihrer Meinung nach viel, diesen Gefühlen angstfrei zu begegnen und aktiv mit ihnen umzugehen. Alle Menschen haben Schuldgefühle und sie dirigieren viele ihrer Entscheidungen, ihr Verhalten und bestimmen über ihren Selbstwert. Dabei ist es völlig egal, ob sie lautstark das Leben dominieren oder leise im Hintergrund als vorwurfsvolle Selbstkritik agieren. Das Buch „Schuldgefühle“ zeigt die Tricks des menschlichen Gehirns und lädt zu einem Realitätscheck des eigenen Gefühlshaushalts ein. Konkrete Ideen und Beispiele aus dem Alltag zeigen, wie man Schuldgefühle ablegt, sie nutzt oder dauerhaft loswird, um ein wahrhaft selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Weiterlesen

Körper und Geist bilden eine Einheit

Den meisten Menschen ist klar, dass Körper, Geist und Psyche zusammengehören und eine Person nur als Einheit verstanden werden kann; und dass das Gesamtsystem Mensch erst durch das Zusammenspiel von Körper und Bewusstsein funktionsfähig wird. Ulrich Schnabel fordert: „Für die Medizin müsste das bedeuten, Krankheiten nicht allein auf rein körperlicher Ebene zu behandeln, sondern stets auch die seelische Verfassung, die Erwartung und innere Einstellung der Patienten zu berücksichtigen.“ Doch diese Einsicht geht im täglichen Betrieb vieler Krankenhäuser oft unter, sei es aus Zeitmangel, ökonomischem Druck oder schlicht aus Ignoranz. Dabei gibt es mittlerweile genügend Belege für den großen Einfluss, den die menschliche Psyche auf das körperliche Befinden hat. Die Einstellung und das Verhalten eines Patienten können massiv das das biologische Geschehen ihres Körpers beeinflussen. Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.

Weiterlesen

Anja Förster und Peter Kreuz halten nichts von Lebensrezepten

Gerade die Selbstverantwortung und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten sind die Voraussetzungen für ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung. Anja Förster und Peter Kreuz raten, bei allen Lebensentscheidungen, ob groß oder klein, generell auf das Rückgaberecht zu verzichten. Denn wer die Tatsache seiner natürlichen Wankelmütigkeit schon von vorneherein in seine Entscheidungen einpreist, indem er sich schon während der Entscheidung zugesteht, diese irgendwann in Zukunft wieder zurückzunehmen, stellt sich selbst ein Bein. Ein solches Entscheiden ohne wirklich zu entscheiden trägt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung in sich. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, dass man tatsächlich unglücklich mit seiner Entscheidung wird, seine Meinung ändert und alles rückgängig machen will. Denn man lässt sich nie vollständig auf seine Wahl ein. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

Weiterlesen

Jeremy Rifkin fordert eine „empathische Zivilisation“

Der Begriff „Empathie“ hat in den vergangenen Jahren eine steile Karriere gemacht, selbst Politiker wie der amerikanische Präsident Barack Obama klagen über fehlende Empathie, und Vordenker wie Jeremy Rifkin fordern gar eine „empathische Zivilisation“. Auch Straftaten werden heute gerne damit erklärt, dass der Täter einen Mangel an Empathie habe und daher im Gefängnis oder in der Therapie dazu gebracht werden müsse, mehr Empathie zu empfinden. In Ulrich Schnabel regt sich Widerspruch: „Solange Empathie jedoch lediglich als Einfühlung verstanden wird, garantiert ein Mehr davon noch längst kein friedlicheres oder freundlicheres Verhalten.“ Zum einen ist die Empathie nämlich meist nur auf die Angehörigen der eigenen Gruppe beschränkt und dient damit als Abgrenzung gegen andere. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

Weiterlesen

So funktioniert die Psychologie im Alltag

Das Autorenteam des Buchs „Psychologie im Alltag“ erläutern leicht verständlich, wie die menschliche Psyche funktioniert, welche seelischen Krankheiten entstehen können und wie man diese behandelt. Sie zeigen außerdem, wie man psychologische Kenntnisse auf den Alltag anwendet – vom Arbeitsplatz bis zum Sportwettkamp. Mithilfe anschaulicher Grafiken und faszinierender Fakten erklären die Autoren, wie der Mensch denkt, fühlt und wie er in der Realität handelt. Es ist das zentrale Anliegen der Psychologie, das Verhalten auf Basis seiner Gedanken und Gefühle zu erklären. Ebenso analysiert sie grundsätzlich, wie die menschliche Psyche arbeitet, und ermöglicht so dem Menschen eine bessere Selbstwahrnehmung, was seine Gedanken und Handlungen angeht. Das vorliegende Buch betrachtet sämtliche Aspekte der Psychologie – von den Theorien bis zu den Therapien, von persönlichen Aspekten bis zu praktischen Anwendungen –, sie alle sind auf detaillierte Weise dargestellt.

Weiterlesen

Platon war ein politischer Denker

Die zentrale Frage der Philosophie Platons lautet: „Wie soll man leben?“ Die Antwort, die er darauf gibt, heißt „areté“ – Tugend oder Bestheit: Die Menschen sollten so leben, dass sie wirklich lebendig sind; dass sie die Lebendigkeit – „psyché“ –, die sie sind, zur vollen Entfaltung bringen. Christoph Quarch ergänzt: „Das gelingt uns dann, wenn wir mit uns und mit der Welt im Einklang sind, in Harmonie. Denn wenn wir harmonisch ins große Spiel des Lebens einstimmen, stimmen wir überein mit unserem Sein und Wesen – mit der phýsis – die wir sind.“ Wenn ein Individuum wesentlich und wahrhaft ein lebendiger Mensch sein will, ist es deshalb gut beraten, dem „lógos“ der „phýsis“ zu folgen und das Leben nicht nach Maßgabe der starren Logik des Entweder-Oder einzurichten. Der Philosoph, Theologe und Religionswissenschaftler Christoph Quarch arbeitet freiberuflich als Autor, Vortragender und Berater.

Weiterlesen

Das künstliche Selbst verbirgt die Persönlichkeit

Wo das eigene Selbstbild – die Vorstellung, die ein Mensch von sich selbst macht – von Selbsterleben ergänzt wird – ist die Herrschaft der inneren Bilder auf gesunde Weise gebrochen. Georg Milzner erläutert: „Wir entwerfen Bilder von dem, was wir sein möchten oder zu erreichen anstreben, fühlen uns aber auch in dem, was wird jetzt sind.“ Nicht immer werden die eigenen Bilder von anderen geteilt. Dann kommt es zu einem Konflikt, und man erlebt Spannungen, in deren Bewältigung sich die wachsende Psyche stärkt und bewährt. Im besten Fall wird dabei die Selbstwahrnehmung schärfer, und die Fähigkeit sich selbst auszubalancieren, nimmt zu. Denn normalerweise bildet sich ein Mensch ja nicht nur innerlich ab, er handelt und fühlt und bekommt Rückmeldungen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Weiterlesen

Die Sexualität ist mit existentiellen Fragen des Lebens verbunden

Das Buch „Eros, Wollust, Sünde“ von Franz X. Eder gibt erstmals einen Überblick über die Geschichte der europäischen Sexualität von der Antike bis in die Frühe Neuzeit. Der Autor spannt anhand zahlreicher Beispiele und Quellen einen Bogen von der Politisierung und Sozialisierung des Eros in der griechischen und römischen Antike über den skeptischen Umgang mit dem Sexuellen im frühen Christentum und die ambivalente Sexualwelt des Mittelalters bis zu deren Regulierung und Disziplinierung während und nach der Reformation. Das Thema Sexualität ist unter anderem so spannend, weil es ein irritierender Teil des menschlichen Lebens ist. Viele Menschen sind davon überzeugt, eine individuelle sexuelle Begierde zu besitzen, die in den Tiefen ihres Körpers als Gene und Hormone und in den Grundstrukturen der Psyche verankert sind. Franz X. Eder ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.

Weiterlesen

Platon hat die Kultur Europas geprägt wie kein zweiter

Platon ist wahrscheinlich der folgenreichste Denker der Geschichte der Menschheit. Er hat die abendländische Zivilisation und die Kultur Europas geprägt wie kein zweiter. In seinem neuen Buch „Platon und die Folgen“ beschreibt Christoph Quarch Platon als einen kostbaren Gesprächspartner für alle, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach einem neuen geistigen Paradigma Ausschau halten. Seine Tugendethik weist einen Ausweg aus dem postmodernen Relativismus der Werte. Seine politische Philosophie öffnet den Blick für ein postökonomisches globales Ethos. Seine Deutung der Natur begründet eine avancierte Ökologie und seine Ontologie feiert die Lebendigkeit als Maß alles Wahren, Guten und Schönen. Daraus erklärt sich für Christoph Quarch das erstaunliche Potential für eine Aktualisierung der platonischen Philosophie – gerade in einer Zeit gravierender geistiger Umbrüche. Der Philosoph, Theologe und Religionswissenschaftler Christoph Quarch arbeitet freiberuflich als Autor, Vortragender und Berater.

Weiterlesen

Georg Milzner kennt die Kraft der inneren Bilder

Innere Bilder spielen heutzutage eine bedeutende Rolle. Auch in Beratungen und Coachings, und natürlich in Therapien kommen Bilder zum Einsatz: „Visualisieren Sie Ihren Erfolg.“ Solche Formeln kennen viele Menschen gut, sie kennen sich aus Büchern und Videos. Sie alle sollen zeigen, wie man mithilfe der seelischen Kraft Erfolg erringt. So etwas ist gar nicht so schwer. Georg Milzner erläutert: „Die Bilder stellen sich sofort ein; ja es ist so, als hätten sie schon auf uns gewartet. Und ein bisschen stimmt das auch.“ Nur, dass sich das dann erst einmal relativiert. Der Hirnforscher Gerald Hüther spricht zu Recht von der „Macht der inneren Bilder“. Denn die Bilder, die man in sich trägt, haben großen Einfluss. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Weiterlesen

Langeweile ist ein mächtiger Stimulator für die Fantasie

Eine der interessantesten Phasen der Kreativität ist für Holger Volland das Nichtstun, die sogenannte Reifungsphase. Denn die scheinbare Untätigkeit wird mit überraschenden Ergebnissen belohnt: „Wir kreieren neue Ideen, indem wir damit aufhören, unserem Gehirn weiteren Input zu geben. Es hilft in dieser Phase enorm, das Gehirn auf „Wanderschaft“ zu schicken, was uns aber immer schwerer fällt.“ Die Erziehungswissenschaftler Howard Gardner und Katie Davis erklären das so: „Menschen erzeugen neue Ideen, indem sie die Welt reflektieren, die sie umgibt. Reflexionen erfordern Aufmerksamkeit und Zeit, zwei Dinge, die in der heutigen mediengesättigten Welt schwer zu erreichen sind.“ Überraschenderweise gilt deshalb Langeweile seit Langem schon als mächtiger Stimulator für die Fantasie. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

Weiterlesen

Hilfe für andere stabilisiert die eigene Psyche

Wer sich weniger hilflos fühlen will, hilft sich selbst, indem er anderen hilft. Georg Pieper erläutert: „Das Bewusstsein, ich bin solidarisch, ich setze mich dafür ein, dass wir diese Situation gemeinsam meistern, lässt die eigene Angst und das eigene Ohnmachtsgefühl in den Hintergrund treten.“ Wer anderen hilft und sie unterstützt, stabilisiert damit gleichzeitig seine eigene Psyche. Besonders beeindruckend findet Georg Pieper in diesem Zusammenhang die Geschichte des berühmten österreichischen Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl, der 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und Gefangener in mehreren Konzentrationslagern war. In seinem Buch über diese furchtbare Zeit erzählt er immer wieder von seinem starken inneren Bedürfnis, Mitgefangene zu unterstützen und sich um sie zu kümmern, denen es noch schlechter ging als ihm selbst. Der Psychologe, Therapeut und Traumaexperte Georg Pieper betreut seit Jahrzehnten Menschen nach extremen Katastrophen.

Weiterlesen

Furchtbare Bilder können einen Menschen schwer belasten

Viele Menschen unterschätzen die belastende und Angst auslösende Wirkung von Bildern. Davor kann Georg Pieper nur ausdrücklich warnen: „Wenn wir Bilder von einem schrecklichen Ereignis sehen, tragen wir sie noch lange als Ballast im Kopf mit uns herum.“ Sie wirken wie eine Bremse, weil sie immer wieder vor dem inneren Auge auftauchen und Alarm auslösen: „Vorsicht, Lebensgefahr!“ Bei schwer zu ertragenden Bildern empfiehlt Georg Pieper deshalb: „Wegschauen beziehungsweise ausschalten oder wegklicken.“ Wie stark furchtbare Bilder einen Menschen belasten können, kennt Georg Pieper von Lokführern. Ihnen passiert es immer wieder, dass sich jemand in Selbstmordabsicht auf die Gleise begibt. In der Regel kommt der Zug nicht mehr rechtzeitig zum Stehen, wie er bei hohem Tempo einen sehr langen Bremsweg hat. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

Weiterlesen

Das Gefühl der Unsicherheit ist in Deutschland massiv gestiegen

Einen erheblichen Anteil am massiv gestiegenen Gefühl der Unsicherheit in Deutschland hat der Umgang vieler Menschen mit den Medien, insbesondere mit digitalen Informationskanälen. Die Flut an negativen Nachrichten und belastenden Bilder, der man beinahe täglich ausgesetzt ist, hat eine verheerende Wirkung auf die menschliche Psyche. Georg Pieper weiß: „Diesen angstschürenden Effekt machen sich sowohl islamistische Terroristen als auch Rechtspopulisten gezielt zunutze. Bei ihren Aktionen – bei den einen sind es Anschläge, bei den anderen Provokationen – planen sie stets die anschließende Medienberichterstattung mit ein.“ Indem viele Menschen die Schlagzeilen, Berichte und Bilder wie gebannt aufsaugen, spielen sie ihr perfides Spiel mit und verleihen ihnen eine weitaus größere Wichtigkeit und zugleich Macht über das eigene Denken und Handeln, als sie normalerweise hätten. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

Weiterlesen

Die Angst zerstört jede Zwischenmenschlichkeit

Jeder Mensch sollte sich mit der Wirkweise der Angst auseinandersetzen. Als Faustregel gilt: Je verängstigter man ist, desto weniger differenziert kann man denken. Wird die Angst größer, nehmen Tendenzen der Pauschalisierung ebenfalls zu. Georg Pieper erläutert: „So kann ein radikales Schwarz-Weiß-Denken entstehen, bei dem man alles in Gut und Böse unterteilt. Und gegen das Böse ist, glaubt so mancher, alles erlaubt. Diese Haltung wird dann zum gesellschaftlichen Problem, denn sie gefährdet unseren Wertekanon.“ Wenn die Angst überhandnimmt, entsteht also eine große Gefahr für die Gesellschaft. Die Angst zerstört jede Zwischenmenschlichkeit. Verschiedene sozialpsychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mehrheit der Deutschen vor allem auf Fremde immer zuerst mit Vorurteilen und Ängsten reagieren. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

Weiterlesen

In einer überforderten Gesellschaft leidet die Psyche der Menschen

Die deutsche Gesellschaft ist heute „gefühlt“ und tatsächlich mit enormen Belastungen konfrontiert. Die als bedrohlich empfundenen politischen Entwicklungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Psyche der Deutschen, sondern auch auf ihr Leistungsvermögen. Eine Beobachtung erstaunt Georg Pieper bei seinen Einsätzen als Notfallpsychologen immer wieder: „In realen oder vermeintlichen Gefahrensituationen haben wir nicht unbedingt Angst um uns selbst, sondern oft viel mehr um unsere Liebesten und unsere Mitmenschen.“ Selbst Menschen, die sich in höchst gefährlichen Situationen befanden, fürchteten viel weniger um ihr eigenes Leben oder ihre körperliche Unversehrtheit als um das Wohlergehen ihrer Angehörigen. Das ist, glaubt Georg Pieper, ein angeborener Mechanismus des Menschen. Das man Angst um seine Lieben hat, ist natürlich an sich nichts Schlechtes. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

Weiterlesen

Blaise Pascal hat die Philosophiegeschichte nachhaltig beeinflusst

Blaise Pascals „Gedanken“ liegen nun im Marix Verlag vollständig in einer neuen präzisen Übersetzung von Bruno Kern vor. Die Fragmente aus dem Nachlass von Blaise Pascal wurden zu Themen gegliedert, die der heutigen Zeit entsprechen. Zudem erleichtern eine ausführliche Einleitung und zahlreiche Fußnoten die Orientierung und das Verständnis des Textes. Blaise Pascals Gedanken, die die Geistesgeschichte erschüttert haben, sind auch in der heutigen Zeit noch aktuell. Der französische Philosoph, Mathematiker, Physiker und Literat hat äußerst scharf über die menschliche Existenz nachgedacht und mit seinen „Pensées“ die Philosophiegeschichte und darin vor allem die Existenzphilosophie nachhaltig beeinflusst. Dem Rationalismus seiner Zeit antwortet er mit seinem „esprit de finesse“ und seiner „Logik des Herzens“. Der Übersetzer und Herausgeber Bruno Kern lebt in Mainz und arbeitet als selbstständiger Lektor, Übersetzer und Autor.

Weiterlesen

Das eigene Selbst hat mehr Aufmerksamkeit verdient

In seinem Buch „Wir sind überall, nur nicht bei uns selbst“ fordert Georg Milzner seine Leser dazu auf, sich gegen den Verlust des eigenen Selbst zu wehren. Für den Autor ist dies eine der großen Herausforderungen der Gegenwart. Denn viele Menschen erleben ein Gefühl der inneren Unruhe und Getriebenheit, die ihnen das Gefühl vermitteln, niemals irgendwo anzukommen. Manchmal erscheint dann einem Menschen, alles was er sich erarbeitet hat, als wertlos. Erschreckend ist auch, dass immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene keine Ahnung haben, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen sollen. Deshalb beschreibt Georg Milzner, wie man Gefahren für die menschliche Psyche in Chancen umwandelt, um Authentizität und emotionale Gesundheit wiederzuerlangen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

Weiterlesen

Der gute Umgang mit Gefühlen ist ein Weg zur Weisheit

Eine wichtige Ressource der Weisheit umfasst die emotionale Sensitivität, also das aufmerksame und genaue Spüren der eigenen Gefühle. Dazu kommt die Regulation der eigenen Emotionen, den der Situation angemessenen Umgang mit diesen Gefühlen. Judith Glück schreibt: „Menschen, die aufmerksam dafür sind, wie es ihnen in bestimmten Situationen geht, können einerseits viel über sich selbst lernen und andererseits ihr Leben so einrichten, dass es möglichst im Einklang mit ihren Bedürfnissen ist.“ Natürlich gelingt das nicht in jedem Fall, denn es gibt immer noch immer genug unangenehme Dinge, die man nicht vorhersehen oder vermeiden kann. Das Ziel sollte ja auch nicht sein, sich vor allem zu schützen, was einem passieren könnte, aber man könnte zumindest sicherstellen, dass es auch Menschen und Dinge im eigenen Leben gibt, die einem guttun. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Gedanken sind in Wahrnehmungen oder Ideen verankert

„Denken“ wird nur selten als Fachterminus oder philosophischer Begriff benutzt. Intuitiv hat er laut David Gelernter aber eine klare Bedeutung: „Wir meinen damit die bewusste, absichtliche Handhabung mentaler Zustände, mit der wir, von den gegebenen Rohmaterialien ausgehend, ein Ziel erreichen wollen. Das Musterbeispiel ist die Vernunft.“ Man geht von bestimmten Voraussetzungen aus und hat ein Ziel. Darauf begibt man sich auf einen logischen Weg, der einen von den Voraussetzungen zum Ziel führt; es ist ein mentaler Weg, ein Gedankenweg. Damit dieser Gedankengang in eine Handlung umgesetzt wird, ist unter Umständen eine weitere Runde des vernünftigen Denkens notwendig. Das it mentale Manipulation, mentales Tun, die Anwendung des Geistes auf die Realität. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

Weiterlesen

Die individuelle Aggressivität ist eine klar umrissene Eigenschaft

Manche Menschen sind gefürchtet wegen ihrer Neigung zu Wutausbrüchen, zu hämischen Bemerkungen oder körperlicher Gewalt, während andere keiner Fliege etwas zuleide tun. Diese Unterschiede lassen sich nur sehr begrenzt aus dem jeweiligen Alter oder Geschlecht erklären. Laut Hans-Peter Nolting muss man die individuelle Aggressivität verstehen: „Welche Motive, Einstellungen und Temperamentsmerkmale, welche Fähigkeiten oder Defizite können ihr zugrunde liegen? Welche Rolle spielt dabei die Lebensgeschichte, welche Rolle spielen angeborene Faktoren?“ Nur so kann man herausfinden, wie dieser Mensch ist und wie er so geworden ist. Die individuelle Aggressivität ist für Hans-Peter Nolting eine klar umrissene Eigenschaft, in der sich die Menschen nur quantitativ – wenig bis sehr aggressiv – unterscheiden. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

Weiterlesen

Das Über-Ich unterdrückt die aggressiven Triebe

Je höher der Kulturgrad des Menschen ist, desto mächtiger wird sein Über-Ich, das die Unterdrückung der Triebaggression sichert, zugleich aber selbst herrische Züge trägt. Das Ich-Ideal des kultivierten Individuums lädt sich mit jener Gewaltsamkeit auf, die es gerade bannen sollte. Peter-Andre Alt ergänzt: „Dort, wo Mangel existiert, verliert das Über-Ich dagegen seinen Einfluss.“ Sigmund Freund schreibt dazu: „Man denke an die Proletarier, deren Leben eine Häufung von Versagungen ist. Folge davon ist nicht ein besonders großartiges Schuldgefühl, sondern, was viel näher liegt, ein ungestillter Hunger nach Befriedigung mit Neigung zur rücksichtslosen Verleugnung der moralischen Schuld.“ Das Über-Ich leistet Widerstand gegen eine allzu direkte Triebabfuhr, was aber voraussetzt, dass das System der Überhöhung, Sublimierung und Idealisierung ausgebildet ist. Peter-André Alt ist Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Freien Universität Berlin.

Weiterlesen