Kurt Langbein stellt die Traditionelle Chinesische Medizin vor

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) vertritt den Ansatz, dass die Organe nicht von den Gefühlen getrennt sind, genauso wenig wie der Geist nicht abgekoppelt ist von den körperlichen Vorgängen und der Mensch nicht isoliert von seiner Umwelt betrachtet werden kann. Kurt Langbein erläutert: „Alles steht mit allem in Verbindung und befindet sich in einem ständigen Prozess der Veränderung.“ Paradoxerweise existieren aber seelische Krankheiten im Sinne der westlichen Psychotherapie nach traditioneller, chinesischer Auffassung nicht. Das hat sicherlich mit der Gesellschaftsform des Landes zu tun. Denn es gilt: „Die Einordnung in die gegebene gesellschaftliche Ordnung gilt als erster notwendiger Schritt, um wieder gesund zu werden. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Cusanus war einer der begabtesten Deutschen des Mittelalters

Nikolaus von Kues, der von 1401 bis 1464 lebte, hat vor allem Traktate und Dialoge geschrieben und dazu knapp 300 Predigten verfasst. Für Vittorio Hösle war Nikolaus von Kues der wohl am vielseitigsten begabte Deutsche des Mittelalters. Er war ein philosophischer Theologe, der auf hohem Niveau juristisch, mathematisch und naturwissenschaftlich denken konnte. Cusanus, wie er auch genannt wurde, machte eine glänzende Karriere als Kardinal, Fürstbischof von Brixen und als Berater des Papstes. Nach ihm wird man keinen vergleichbar bedeutenden Intellektuellen in hohen kirchlichen Ämtern mehr finden. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA). Sein neuestes Buch trägt den Titel “Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie und ist im C. H. Beck Verlag erschienen.

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Die europäische Revolution ist einzigartig in der Geschichte

Es ist eine unbestrittene Tatsache, dass sich Europa in einem epochalen Umwälzungsprozess befindet. Es ist einzigartig in der Geschichte, dass sich souveräne Länder zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, obwohl die meisten von ihnen über eine traditionsreiche eigene Staatlichkeit verfügen. Damit heben sie das Prinzip des Nationalstaats auf, das die Moderne beherrscht. Alle anderen politischen Revolutionen, die in der Nachkriegszeit stattgefunden haben wie beispielsweise der arabische Frühling, die orangene, die antisowjetische und antikoloniale Revolution sind dagegen Akte der Befreiung von Fremd- oder Gewaltherrschaft. Auf die europäische Revolution trifft dies nicht zu. Ihre Mitgliedsstaaten befreien sich von keiner fremden Herrschaft, sondern errichten gemeinsam eine neue. Allerdings geht es auch in diesem Fall um das Prinzip Freiheit. Doch jetzt erweitert sich ihr traditioneller nationaler Sinn um eine gemeinsam definierte transnationale Dimension.

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Querdenkerei und Mut kommen im „Hotel Mama“ viel zu kurz

Auf den ersten Blick hat das „Hotel Mama“ alle Vorzüge: Vollpension, Bügel- und Putzservice sowie Unterstützung in allen Lebensbereichen. Auch deshalb ist es bei den Jugendlichen begehrt wie nie zuvor. Vor rund 40 Jahren dagegen galt es als oberstes Ziel, möglichst rasch dem Elternhaus zu entfliehen. Zu unterschiedlich waren damals die Meinungen einer Generation, die den Krieg mitgemacht hatte und dem Nachwuchs, der auf der Straße dagegen demonstrierte. Die Kommunikationswissenschaftlerin Beate Großegger, die am Institut für Jugendkulturforschung in Wien arbeitet, glaubt, dass die heutige Elterngeneration verständnisvoller uns smarter als damals sei: „Eltern bemühen sich, Verständnis zu zeigen, ihre Kinder zu verstehen und decken sich dafür mit Ratgeberliteratur ein.“ Es scheint für die Jugendlichen daher attraktiv zu sein, mit ihnen unter einem Dach zu leben.

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Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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Die Welt der Wirtschaft ist den meisten Menschen schleierhaft

Das Denken und Verhalten eines Kaufmanns richtet sich auf die Optimierung von Umsatz und Gewinn. Der Philosoph und Ökonom Thureau-Dangin vertritt sogar folgende These: „Jedes Vorhaben verwandelt sich in ein Marktangebot.“ Rotraud A. Perner bedauert, dass dies sogar auf den Auftritt politischer Parteien zutrifft. Politiker werden vermarktet, angepriesen wie auf einem Basar für Sklaven, während die Parteiprogramme nur so von Phrasen strotzen und die wahren Entscheidungen verschleiert werden. Philippe Thureau-Dangin betont: „Selbst die mächtigsten Politiker und die größten Finanzkapitäne der Welt wissen keineswegs alles, tun aber doch so, als bestimmten sie das Schicksal einer Welt, von der sie zu großen Teilen gar keine Kenntnis haben.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Ihr aktuelles Buch heißt  „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Ihr enormer Reichtum läutete den Untergang der Tempelritter ein

Im Frühjahr des Jahres 1314 wurde der letzte Großmeister des Templerordens auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Den Tod vor Augen verfluchte Jacques de Molay den französischen König Philipp IV., der in einem fragwürdigen Ketzerprozess alle Tempelritten gefangen nehmen, foltern und töten ließ. Außerdem stieß er einen Fluch gegen Papst Clemens V. aus, der die Auflösung des Templerordens angeordnet hatte. Kurze Zeit später starben die Verfluchten. Die Geschichte des Templerordens zählt zu den aufsehenerregendsten des ganzen Mittelalters. Die Gründung des Ordens fiel in die Zeit der Kreuzzüge. Seine genaue Bezeichnung lautet „Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“. Im Jahr 1095 hatte Papst Urban II. zum Ersten Kreuzzug aufgerufen. Die Christen sollten das Heilige Land erobern, zur Not auch mit Gewalt.

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Anerkennung und Respekt machen die Menschen glücklich

Der Organismus und das Bewusstsein des Menschen befinden sich in einem ständigen Prozess der Anpassung an Neues, das ihn erwartet. Es gibt keinen Stillstand, und daher auch keine ausbalancierte Statik. Diese muss sich vielmehr immer von neuem bilden. Gelingt das über einen längeren Zeitraum nicht, erkrankt der Mensch. Michael Marmot, Hauptautor der sogenannten Whitehall-Studien nennt den zentralen Wert „Effort-Reward Balance“, der über die Chancen entscheidet, ob ein Mensch gesund bleibt oder nicht. Wer gesund bleiben möchte, muss aktiv sein, und wenn ein Mensch dafür noch Anerkennung, Respekt oder eine Belohnung bekommt, dann macht ihn das glücklich. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein aktuelles Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Das Geschehen an den Finanmärkten bestimmt den Alltag

Wolfgang Hetzer vertritt die These, dass der Lauf der Dinge heutzutage maßgeblich durch das Geschehen an den Finanzmärkten bestimmt wird. Umso denkwürdiger ist seiner Meinung nach, dass die Logik der Ereignisse in diesem Bereich zum Teil höchst umstritten ist. Dies gipfelt in der Frage, ob sich auf den Schauplätzen der internationalen Finanzwirtschaft ein effizientes Zusammenspiel vernünftiger Akteure oder ein Spektakel reiner Unvernunft vollzieht. Wolfgang Hetzer fügt hinzu: „Es gilt jedenfalls nicht als ausgemacht, ob der beschworene kapitalistische Geist verlässlich und rational oder schlicht verrückt operiert.“ Selbst die Wirtschaftswissenschaft hilft auch nicht immer weiter, da sie völlig verschiedene und widersprüchliche Interpretationen bereithält, um die Stürme der Ereignisse im gegenwärtigen Finanzgeschäft zu erklären. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Das Weltbild des Humanismus prägt die Zeit der Renaissance

Die geschichtliche Epoche der Renaissance wird in der Regel im 15. und 16. Jahrhundert angesiedelt. Aber diese Abgrenzung ist nicht ganz genau. Denn schon nach der Jahrtausendwende künden sich überall im Abendland Tendenzen der Erneuerung an, die im 13. Jahrhundert dann bestimmter werden. Historiker denken hier in erster Linie an die Blüte der provenzalischen und italienischen Dichtung, an die Entstehung der Formensprache der Gotik in Frankreich, an die Bewegung, die vom heiligen Franz von Assisi geprägt wurde und an dem nach der Art der Antike gestaltenden Charakter des Kaisertums Friedrichs II. Vorläufer des neuen Geistes der Renaissance finden sich in der italienischen Literatur des 14. Jahrhunderts, in den Werken eines Dantes, Petrarca oder Boccaccio, in den Bildwerken der Pisani und in der Malerei Giottos.

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Zum persönlichen Liebesglück führt nur mühevolle Kleinstarbeit

Damit sich die Menschen weiterentwickeln, hat die Evolution dafür gesorgt, dass sie neue Dinge glücklich machen. Jeder kann das an sich selbst beobachten. Leider ist etwas Neues nicht immer gut für einen Menschen. Denn nur, weil etwas glücklich macht, ist es nicht zwingendermaßen etwas Gutes. Sonia Laszlo erklärt: „Vor allem unbeabsichtigte und vielleicht unabsehbare Spätfolgen beeinträchtigen unser Glück.“ Geht es beispielsweise um Beziehungen, steht das eigene Glück, besonders jedes, dass durch einen neuen Partner, manchmal im krassen Gegensatz zum Glück der anderen, nämlich des Langzeitpartners und der gemeinsamen Kinder. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Die europäische Integration vollzog sich in Schüben und Sprüngen

Für die Bundesrepublik brachte das Projekt Europa nicht nur die schrittweise Rückgewinnung der staatlichen Souveränität und den Schutz vor der Sowjetunion im Kalten Krieg, sondern auch die Versöhnung mit Frankreich. Die Deutschen konnten sich endlich aus jener halbhegemonialen Position und einer gefährlichen außenpolitischen Isolierung befreien. Die europäische Einigung erscheint vielen Historikern als logische Fortsetzung der deutschen Nationalgeschichte. Doch Dominik Geppert hat ein Problem mit dieser gängigen Interpretation, da sie mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre immer weniger in Einklang zu bringen ist. Er vertritt die These, dass sich die gängigen historischen Begründungen der europäischen Einigung gerade in ihr Gegenteil verkehren. Dominik Geppert erklärt: „Das gilt für den Abbau zwischenstaatlicher Konflikte ebenso wie für die Bewahrung von Recht und Demokratie und die Mehrung von Sicherheit und Wohlstand.“ Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Lady Gaga ist der erfolgreichste Popstar der Gegenwart

Keine jüngere Popkünstlerin unserer Zeit hat in einem Jahr mehr verdient als Lady Gaga. Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes hat sie zwischen Juni 2012 und 2013 rund 80 Millionen Dollar eingenommen. Seit sie zwei Kunststars als Helfer bei ihren Inszenierungen hat, redet sie in Interviews immer häufiger über den Begriff der Kunstreligion. Lady Gaga sagt: „Was ich von Jeff Koons und Marina Abramović gelernt habe, ist, dass Kunst für manche für uns Gott ist. Man erschafft sich seinen eigenen Glauben. Man bringt etwas zur Welt, das mehr bedeutet als alles andere um einen herum. Wie ist es nur möglich, dass man etwas mit seinen eigenen Händen und Ideen erschafft, das so groß ist und das man anfassen kann? Aber niemand traut sich das. Es wäre ja auch ein Sakrileg. Es wäre grundfalsch, eine Skulptur von Jeff Koons anzufassen.“  

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Die Reichsgründung 1871 ist die Geburt einer verspäteten Nation

Mit der Reichsgründung von 1871 holten die Deutschen nach, was in Westeuropa sich schon einige Zeit früher und unter anderen Bedingungen vollzogen hatte: die Verwirklichung eines Nationalstaates. Das Deutsche Reich von 1871 war, im Sinne der demokratischen Idee der nationalen Selbstbestimmung der europäischen Völker, kein reiner Nationalstaat. Er war auch kein ausgeprägter Verfassungsstaat im Sinne der konstitutionellen Selbstbestimmung. Aber zur Zeit seiner Entstehung war das Deutsche Reich außenpolitisch die naheliegende und realistische Form, die sogenannte deutsche Frage zu lösen. Nur die kleindeutsche Lösung war mit den Interessen der übrigen Staaten in Europa eben noch zu vereinbaren. Die Alternative eines alle Deutschen umfassenden demokratisch-republikanischen Einheitsstaates oder einer großdeutschen Föderation war zur damaligen Zeit nicht zu verwirklichen. Nur das Bündnis der geschwächten Nationalbewegung mit der nationalen Führungsmacht Preußen, versprach noch die Realisierung der nationalen Einheit.

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Robert J. Shiller nennt einige Gründe für den Vertrauensimpuls

Dem Risikoimpuls steht ein nahezu entgegengesetzter Impuls der Konventionalität und der Vertrautheit gegenüber. Dieser kann viele Formen annehmen. Für Robert J. Shiller ist dabei vor allem jener Aspekt wichtig, dass er die Menschen dazu bringen kann, sich auf altmodische Finanzinstitute und überholte Wirtschaftsstrukturen zu stützen. Robert J. Shiller schreibt: „So abstrakt Finanzkonzepte sind, so schwer sind sie für die meisten Menschen zu verstehen. Sie befürchten, von anderen manipuliert oder betrogen zu werden, die mit diesen Konzepten besser vertraut sind.“ Dennoch erkennen die meisten Menschen sofort, dass finanzielle Vorkehrungen für ihr langfristiges Wohlergehen enorm wichtig sind, sei es privat oder für den nachhaltigen Erfolg im Beruf. Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und zählt zu den einflussreichsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Seit Jahren wird er als einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt.

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Markus Hengstschläger teilt sein Wissen über die Gene

Für Markus Hengstschläger steht ohne Zweifel fest, dass der Mensch mit all seinen Eigenschaften niemals nur auf seine Gene reduzierbar, sondern ein Produkt der Wechselwirkung zwischen Genetik und Umwelt ist. Der Mensch besitzt etwa 22.500 Gene. Jeder dieser Gene hat man zweimal, einmal von der Mutter und einmal vom Vater. Markus Hengstschläger erklärt: „Im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entsteht Individualität der Nachkommen dadurch, dass ja Ihre Mutter und Ihr Vater die beiden Sets an Genen auch von deren Vater und Mutter (je zur Hälfte geerbt haben). Für jedes Gen ist die Frage, welches der beiden (das großväterliche oder großmütterliche) Sie an ihre Nachkommen weitergeben, schon einmal Zufall.“ Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Wilhelm Schmid erörtert die Bedeutung der Freundschaft

Viele Menschen, die in einer engen Verbindung zueinander stehen, ohne dabei allerdings ständig zusammen zu sein, bezeichnen sich als Freunde. Sie behaupten laut Wilhelm Schmid mit großer Selbstverständlichkeit, einander zu mögen, ja, sogar zu lieben, ohne dabei ein Missverständnis zu befürchten. Dennoch scheint diese Beziehung anders zu sein als diejenige zwischen Liebenden oder Mitgliedern einer Familie, wenngleich es Überschneidungen gibt. Auf die Frage, ob es sich bei einer Freundschaft wirklich um Liebe handeln kann, antwortet Wilhelm Schmid: „Jedenfalls handelt es sich um eine Art der Zuwendung und Zuneigung auf allen Ebenen des Menschseins, die dafür zur Verfügung stehen, also muss es Liebe sein. Körperlich wird dies deutlich, wenn zwei die Nähe zueinander suchen, die Köpfe zusammenstecken und sich gelegentlich umarmen.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Der perfekte Urlaub muss kein unerfüllbarer Traum bleiben

Auch im Urlaub jagen die Menschen dem Glück nach und sehnen sich nach entspannten Ferien. Urlaubsreisen sind ein ganz wichtiger Baustein des persönlichen Glücksempfindens. Dies haben Tourismusforscher unter der Leitung von Sara Dolcinar in Studien herausgefunden, die sie im Fachmagazin „Annals of Tourism Research“ veröffentlicht haben. Touristen erwarten laut ihren Befragungen im Urlaub vor allem Entspannung und großartige Erlebnisse. Am besten wäre es, wenn zusätzlich dabei noch ihre Persönlichkeit wachsen würde. Die Forscher schreiben: „Darin steckt eine große Erwartungshaltung, die Enttäuschungen vorprogrammiert.“ Viele Menschen betrachten ihren Urlaub heute als ein Feuerwerk von Erlebnissen, wobei sie den Leistungsdruck, dem sie in der Arbeit ausgesetzt sind, in vielen Fällen nicht abschütteln können. Die Erwartungen an einen perfekten Urlaub sind gewaltig, allein diese Tatsache reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass der Urlaub ein Erfolgserlebnis wird.

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Ernst Bloch entwirft eine Enzyklopädie der Hoffnung

Einer der Grundsätze des Philosophen Ernst Bloch war, es käme darauf an, zugleich siebzig und siebzehn zu sein. Er meinte damit, dass in der größten Erfahrenheit auch die Begierden, die Neugier und die Fragelust der Jugend lebendig sein müssten, von denen alle Erfahrungsfähigkeit ausgeht. Für ihn gab es keine größere Gefahr für die Wahrheit als das Erstickenwollen des Fragenwollens durch die Methoden des Abfragens anstelle einer Problemsichtigkeit für das Erlernte und Vorgesetzte im Verwundern fragwürdig macht. Ernst Bloch war ein Meister des tiefen Sinns, den er in scheinbar ganz kleinen Geschichten entwickelte. Er schreibt: „Es genügt, sie anzudeuten, als ein Spiel, das nicht verstärkt werden kann und letzthin puren Wunsch bedeutet, das aber darin immer merkwürdig ist, dass es als neue Fahne im Werk, nicht nur als Fahnenflucht aus der Welt möglich ist.“

Die Kopffüßler von Horst Antes erfreuen sich großer Popularität

Anfang der sechziger Jahre machten die Kopfmenschen den deutschen Maler Horst Antes berühmt. Die Kopffüßler, wie sie später genannt wurden, wirkten wie Monolithen mit riesigen Füßen und markanten Gesichtern, die wie in Stein gemeißelt erschienen. Die surrealen Schönheiten erinnern auch an die Statuen der Osterinseln, an die magischen Figuren einer längst versunkenen Hochkultur. Seine Kopfwesen haben es inzwischen zu großer Popularität gebracht. Sie hängen als Drucke in Wohnzimmern und den Lobbys von Unternehmen. Im Gegensatz zu den Werken von Georg Baselitz, Anselm Kiefer oder Markus Lüpertz wirken seine Gemälde freundlich und dem Betrachter zugewandt. Exzesse, Gräuel und spektakuläres Berserkertum sucht man auf seinen Bildern vergeblich. Horst Antes wurde 1936 an der Bergstraße geboren. Im Jahr 1963 war er Stipendiat der Villa Massimo und nahm während seiner Künstlerkarriere allein bis 1977 dreimal an der weltberühmten Documenta in Kassel teil und gewann Preise auf der Kunstbiennale.

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Klaus von Beyme prüft die Verflechtung von Politik und Medien

Neben den direkten Einflüssen durch die Politik der Parteien entwickeln sich Verflechtungen zwischen Politik und Medien durch die ständige Ausweitung ihrer Kommunikation. Gefälligkeitsjournalismus ist bei weitem keine Seltenheit. Die Eliten sitzen sozusagen in einem Boot. Klaus von Beyme weist darauf hin, dass in Europa schon darüber diskutiert wird, ob die Medienvertreter nicht schon ein Teil der politischen Klasse sind. Der Politikwissenschaftler schreibt: „Je mehr die entideologisierte Politik über Ereignisse und Personen vermittelt wird, umso mehr wächst die Tendenz in den Medien, Kooperation statt Kontrolle zu suchen.“ Dazu kommt ein weiterer Punkt. Je professioneller die Medienarbeit der Regierung und der Parteien wurde, desto stärker wurde die Tendenz der Journalisten, angesichts der Überflutung mit Informationen schlicht die offizielle Verlautbarung in großen Teilen zu übernehmen. Der deutsche Politikwissenschaftler Klaus von Beyme war von 1974 bis 1999 Professor am Institut für Politische Wissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

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Politische Parteinen dominieren den demokratischen Staat

In einer entwickelten Demokratie müssen bei einer Analyse der politischen Klasse die Parteien ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden. Ein großer Teil der Prozesse, die eine abgehobene politische Klasse erkennbar werden lassen, spielen sich im Bereich des Parteienstaats ab. Frühere Theorien über Eliten untersuchten Parteien meist von der inneren Organisation her, um den alles durchdringenden Prozess der Bürokratisierung in der Gesellschaft zu belegen. Heute funktioniert das nicht mehr. Klaus von Beyme fordert daher: „Eine zeitgemäße Theorie der politischen Klasse muss sich vor allem mit der Außenwirkung der Parteienorganisation befassen. Ins Zentrum rückt die Kolonialisierung von Staat und Gesellschaft durch die Parteien.“ Der deutsche Politikwissenschaftler Klaus von Beyme war von 1974 bis 1999 Professor am Institut für Politische Wissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

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Theodor W. Adorno untersucht den Begriff der Autorität

Theodor W. Adorno weist darauf hin, dass man mit dem Begriff der Autorität einen gewissen Unfug anrichtet. Für ihn selbst ist die Autorität zunächst ein sozialpsychologisches Phänomen, das nicht ohne weiteres die soziale Wirklichkeit selber bedeutet. Sondern der Begriff der Autorität erhält seinen Stellenwert innerhalb des sozialen Kontextes, in dem er aufkommt. Die Art, in der ein Mensch, psychologisch gesprochen, zu einem autonomen, also mündigen Menschen wird, hat für Theodor W. Adorno nicht einfach etwas mit dem Aufmucken gegen jede Art von Autorität zu tun. Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

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Die Überforderung der Europäischen Union ist nicht zu übersehen

Die Finanz- und Staatsschuldenkrise, die der Europäischen Union (EU) noch immer sehr zusetzt, ist für Hans Hugo Klein nur ein Symptom der eigentlichen Krise Europas. Diese ist seiner Meinung nach eine Krise des Vertrauens in die Autorität des Rechts, eine Krise der Demokratie, letztlich eine Sinnkrise. Laut dem Juristen und Politiker Walter Hallstein ist die EU in ihrem Wesen nach eine Rechtsgemeinschaft. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck erklärt: „Sie wird getragen von der Idee, dass Regeln eingehalten und Regelbrüche geahndet werden.“ Die mangelnde Treue bei Verträgen trifft die EU damit fundamental in ihren Grundsätzen. So wurde zum Beispiel bei der Aufnahme einiger Staaten wie Belgien, Italien und Griechenland in die Eurozone die Kriterien dieses Prozedere nicht beachtet, der verantwortungslosen Haushaltspolitik nicht weniger Staaten wurde tatenlos zugeschaut. Professor Dr. Hans Hugo Klein lehrte Öffentliches Recht in Göttingen, war CDU-Bundesabgeordneter und Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Bei der Partnerwahl sollte der Mensch auf seine Nase achten

Sonia Laszlo macht auf eine wenig beachtete Quelle des Glücks aufmerksam: die menschliche Nase. Gerüche als Faktoren des Glücks bringen den Menschen näher an seine Urvorfahren in ihm als viele seiner anderen Sinne. Patrick Süskind schreibt zum Beispiel in seinem Buch „Das Parfüm“: „Und mitten hinein in sie ging der Duft, direkt ans Herz, und unterschied dort kategorisch über Zuneigung, Verachtung, Ekel oder Lust, Liebe oder Hass.“ Die Reaktion auf einen Geruch, die einem Menschen in die Nase steigt, stellt sich sofort ein. Viele Gerüche, vor allem die aus der Kindheit, manchen viele Menschen glücklich. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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