Die Kunst orientierte sich einst an der Nachahmung

Die Kunst zählt zu den großen Werten der europäischen Kultur. Dabei nimmt sie selbst an dem Wertekanon der Gesamtkultur Anteil. Silvio Vietta sagt: „Solange die Wahrnehmung der Welt in der europäischen Denkgeschichte als eine Art Abdruck der Dinge im Bewusstsein des Menschen begriffen wurde, orientierte sich auch die Kunst an dem Begriff der Nachahmung bzw. Mimesis.“ In seiner Poetik definiert Aristoteles das Drama als eine Form der „Mimesis der Handlung“ des Mythos. Die europäische Kunst und auch Literatur begriffen sich selbst dann im Weiteren als „Nachahmung der Natur“. Diese Vorstellung dominierte bis weit ins 18. Jahrhundert hinein. Und dieser Auffassung entsprach auch eine Praxis des Zeichnens und Malens „nach der Natur“. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Marktmacht führt zu mehr Ungleichheit

Es ist leicht zu verstehen, wie Marktstärke zu mehr Ungleichheit führt. Joseph Stiglitz ergänzt: „Aber sie ist auch für das niedrige Wirtschaftswachstum und die schlechte ökonomische Leistungsbilanz mitverantwortlich. Monopolmacht verzerrt die Marktmechanismen – sie verringert die gesamtwirtschaftliche Effizienz.“ Die Preisaufschläge zu beseitigen, die auf den mangelnden Wettbewerb zurückzuführen sind, würde die Produktion der US-Volkswirtschaft um etwa 40 Prozent erhöhen. Die Errichtung von Eintrittsschranken ist ein integraler Bestandteil von Marktmacht. Dagegen ist eine dynamische Wirtschaft mit funktionierendem Wettbewerb durch den fortwährenden Markteintritt von Unternehmen gekennzeichnet. Dabei ist der Anteil neuer Firmen üblicherweise hoch. Doch der Prozentsatz junger Unternehmen in der amerikanischen Wirtschaft ist wesentlich niedriger als in vielen anderen Ländern. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Adam Smith erklärt den Wohlstand der Nationen

Adam Smiths berühmtes Buch von 1776, „Der Wohlstand der Nationen“, ist ein guter Ausgangspunkt, um zu verstehen, wie Nationen gedeihen. Joseph Stiglitz erläutert: „Es gilt weithin als das Werk, dass die moderne Volkswirtschaft begründetet.“ Adam Smith kritisierte darin zu Recht den Merkantilismus. Das war jene wirtschaftliche Denkschule, die in Europa während der Renaissance und im frühen Industriezeitalter vorherrschte. Die Merkantilisten plädierten dafür, möglichst viele Güter zu exportieren, um so an Gold zu kommen. Sie glaubten, dies würde den Reichtum ihrer Volkswirtschaften erhöhen und die politische Macht ihrer Nationen steigern. Heute schmunzelt man eher über diese naiven Vorstellungen. Denn Gold in einer Schatzkammer zu horten, sorgt nicht für einen höheren Lebensstandard. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Technik ist ein großer Wachstumsfaktor

Zwei Lager stehen sich bei der Debatte über die Zukunft der Arbeit gegenüber, deren Prognosen gegensätzlicher nicht sein könnten. Richard David Precht erläutert: „Die einen sehen Zeiten der Vollbeschäftigung voraus. Hat nicht der technische Fortschritt immer die Produktivität erhöht und die Anzahl der Arbeitenden?“ Sie können dabei auf den amerikanischen Nobelpreisträger Robert Solow verweisen. Seiner Meinung nach hat der technische Fortschritt stets eine gewaltige Steigerung der Produktivität ermöglicht. Nicht Arbeit und Kapital, sondern vielmehr die Technik sei der entscheidende Wachstumsfaktor. Auf der anderen Seite sagte der britische Ökonom John Maynard Keynes im Jahr 1933 voraus, der Fortschritt in den Industrieländern würde zu einer Massenarbeitslosigkeit führen. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Ideen verbesserten die Umstände des Menschseins

Die Umstände des Menschseins verbesserten sich nicht dank eines kosmischen Ereignisses oder eines Geschenks der Götter. Es waren Ideen, die alles veränderten. Ideen, die der wissenschaftlichen Revolution und der Aufklärung zugrunde lagen. Die Rettung der Menschheit aus dem erschütternden Elend ihrer Vorväter kam mit der Anerkennung von Gedankenfreiheit. Ebenso wichtig war die Befreiung von Knechtschaft und Aberglaube. Dazu kam noch die Zerschlagung des kirchlichen Monopols durch das Wissen und die Achtung der Autonomie des Individuums. Nadav Eyal ergänzt: „Die Werte der Aufklärung, darunter Freiheit und Gerechtigkeit, bildeten die Grundstein für den Aufbau sozialer Einrichtungen und den Schutz privaten Eigentums.“ Sie brachten einen erheblichen Fortschritt in die Lebensumstände der Menschen. Nadav Eyal ist einer der bekanntesten Journalisten Israels.

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Der spielende Mensch ist der Urtyp der Künstlers

Volker Gerhardt weiß: „Platon erkennt schon in einem seiner frühen Dialoge im spielenden Menschen den Urtypus des Künstlers. Das Spiel und die Kunst stehen in enger Verbindung.“ Das gilt bis hin zu Immanuel Kants Rede vom „freien Spiel“ der Einbildungskraft, die das Erleben des Schönen und Erhabenen ermöglicht. Diese Formulierung beschränkt sich auf das Zusammenwirken von Anschauung und Verstand. Dennoch hat sie Friedrich Schiller zu einer poetischen Definition des Menschen inspiriert, die zum geflügelten Wort geworden ist: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Schon Friedrich Schiller hätte bereits vom homo ludens sprechen können. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Kreative Arbeit besitzt einen Eigenwert

Modernes Arbeiten ist ein zweckrationaler Prozess, der in der Regel im Rahmen von Organisationen stattfindet. Dies gilt auch für die Arbeit an den singulären, kulturellen Gütern in der creative economy. Andreas Reckwitz erklärt: „Auch sie unterliegt einer formalen Rationalisierung, ist die zweckvolle, systematische Form, in der singuläre Güter verfestigt werden, und bleibt vom klassisch-modernen Optimierungsimperativ geprägt.“ Diese weiterhin existierende Logik des Allgemeinen bildet den Hintergrund für die Kreation kultureller Singularitätsgüter. Im Zuge der Transformation der industriellen Produktion zu dem, was Andreas Reckwitz kulturelle Produktion nennt, verändert die Arbeit jedoch ihre Form: Es bildet sich der Typus des kreativen Arbeitens, der Kreativarbeit aus. Von Seiten der spätmodernen Arbeitssubjekte selbst ist der Begriff des kreativen Arbeitens eindeutig positiv und normativ besetzt. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

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Vielen Menschen fehlt es an Muße und an Bildung

Es ist paradox: Obwohl der moderne Mensch aufgrund seiner hohen Produktivität, durch unzählige raffinierte und zunehmend intelligente Technologien unterstützt, mehr Zeit frei von den Zwängen unmittelbarer Erwerbstätigkeit verbringen könnte, macht er den Eindruck eines gehetzten Tieres. Der moderne Mensch muss ständig in Bewegung sein, darf nie innehalten, kann keinen Stillstand dulden, ist hilflos dem Beschleunigungstaumel einer Entwicklung ausgesetzt, die er weder kontrolliert, noch wirklich versteht. Konrad Paul Liessmann ergänzt: „Das ständig präsente Gefühl, von Märkten, Innovationen, vom Wettbewerb und der Konkurrenz getrieben zu sein, die Angst, sofort zurückzubleiben und alles zu verlieren, gönnte man sich nur eine Pause, die fatalistische Vorstellung, dass man nicht der Gestalter der Zukunft sei, sondern nur auf die Herausforderungen reagieren könne […] – all dies sabotiert jeden Gedanken an Phasen der Ruhe und der Besinnung.“ Konrad Paul Liessmann ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien und arbeitet zudem als Essayist und Publizist.

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Die Leistung der Pseudo-Elite ist praktisch nicht vorhanden

Die Leistungselite ist überall vertreten. Leiter trifft das auch auf die sogenannte Pseudo-Elite zu. Dabei handelt es sich um Menschen, die eine hohe Meinung von sich selbst haben, ihre Leistung und Kompetenz deutlich überschätzen, aber tatsächlich höchstens Durchschnittliches leisten. Es geht dabei ausdrücklich nicht um Personen, die bereits an ihrer Leistungsgrenze arbeiten – viele werden durch die Umstände der modernen Arbeit praktisch dazu gezwungen. Evi Hartmann redet auch nicht von Menschen, die nicht no zusätzliche Leistung erbringen können, weil sie keine Kapazität mehr frei haben: „Darum geht es nicht, wenn wir „Pseudo-Elite“ sagen. Es geht um Menschen, die zweifelsfrei mehr leisten könnten, die noch Spielräume haben. Doch anstatt diese produktiv zu nutzen, machen sie sich lieber einen lauen Lenz.“ Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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Kein Mensch kann multitasken

Die Meinungen der Menschen über aktuelle Ereignisse wurden und werden zutiefst vom Internet beeinflusst. Viele Menschen lassen sich auf einen ständigen Nachrichtenstrom ein, der zweifellos beeinflusst, wie sie die Welt sehen, und auch prägt, auf welche Weise sie einander ihre Erfahrungen mit der Welt mitteilen. Julia Shaw weiß: „Soziale Medien steigern unsere Möglichkeiten, unabhängige Bestätigungen dafür zu finden, dass unsere Erinnerungen stichhaltig sind, haben aber auch das Potenzial, sie zu verfälschen und zu verzerren.“ Menschen denken über Dinge nach, die sich gerade ereignet haben, sie dokumentieren Dinge, von denen sie denken, sie würden die meisten Likes bekommen, sie filtern ihr Leben so, dass es erstrebenswert und interessant aussieht. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Das soziale Unbewusste ist ein Teil der Kultur

Viele Überzeugungen eines Menschen liegen in einer weitgehend undefinierten Form vor, die Terry Eagleton als soziales Unbewusstes bezeichnet. Dabei handelt es sich um jenen riesigen Bestand an Instinkten, Vorurteilen, religiösen Einstellungen, Empfindungen, halb ausgeformten Meinungen und spontanen Annahmen, die das Substrat der das Substrat der alltäglichen Verhaltensweisen bilden und die man selten in Frage stellt. Terry Eagleton ergänzt: „Tatsächlich sind einige dieser Annahmen so tief verwurzelt, dass wir sie vermutlich nur in Zweifel ziehen könnten, wenn es zu einer weitreichenden Veränderung unsere Lebensweise käme, die sie uns zum ersten Mal deutlich zu Bewusstsein brächt.“ Dieses soziale Unbewusste ist ein Aspekt dessen, was man unter Kultur versteht. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Die Elite in Deutschland kriegt den Arsch nicht mehr hoch

Evi Hartmann beschreibt in ihrem Buch „Ihr kriegt den Arsch nicht hoch“ eine Elite, die keine Ambitionen mehr hat, Anstrengungen scheut und bloß nicht zu viel Verantwortung übernehmen möchte. Die Autorin beobachtet auch folgendes: Während sich die Epidemie der Leistungsverweigerung – gut getarnt als Work-Life-Balance – weiter ausbreitet, wird die echte Leistungselite immer kleiner. Für die meisten gilt: Posten statt Performen – die vermeintliche Säule der Zukunftsgesellschaft ist selbstzufrieden und anspruchsvoll und überschätzt sich maßlos selbst. Evi Hartmann schreibt: „Es ist eine Katastrophe. Die Haltung, nichts Wesentliches mehr ändern, nichts Großes mehr leisten, nichts Wegweisendes mehr erreichen wollen, breitet sich immer weiter aus.“ Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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Die monogame bürgerliche „Liebesehe“ ist eine heuchlerische Illusion

Die Vorstellung, die romantische Liebe bilde einen Eckpfeiler der Kultur des Kapitalismus, ist nicht neu. In seiner Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ (1884), einer vehementen Kritik der Familie von der griechischen Antike bis zum bürgerlichen Zeitalter, verdammte Friedrich Engels die Familie, weil sie die Frauen den Männern unterwerfe und das Privateigentum schütze – durch das Erbrecht. Eva Illouz schreibt: „Für Engels ist die monogame bürgerliche „Liebesehe“ eine heuchlerische Illusion, die eher klassenmäßig als gefühlsmäßig bedingt ist, und sie bleibt letztlich eher eine Sache der Konvention als der Liebe.“ Nur in der Arbeiterklasse, die materiell nichts zu gewinnen oder verlieren hat, könne sich „wahre“ romantische Liebe entwickeln. Die Soziologin Eva Illouz ist seit dem Jahr 2006 Professorin für Soziologie an der Hebrew University in Jerusalem.

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Der Homo oeconomicus entspricht nicht der Realität

Forscher, die sich der Ökonomie widmeten, gingen 200 Jahre von derselben Fehlannahme aus. Sie beriefen sich auf ein Denken, das den Menschen als Homo oeconomicus ansah. Johannes Steyrer erläutert: „Der Mensch folge, so die Mutmaßung, kompromisslos dem Credo „Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag“ und versuche stets das Bestmögliche für sich herauszuholen.“ Alle Menschen seien geborene Opportunisten, rational agierend, bei der Durchsetzung ihrer Ziele ab und zu skrupellos, jedenfalls aber auf den bestmöglichen Deal für einen selbst aus. Begründet hat dieses Menschenbild Adam Smith (1723 -1790). Er gilt als Urvater der Ökonomie. Der Gedankengang seines Hauptwerks lässt sich wie folgt zusammenfassen: „Für die Produktivität eines Landes ist die Arbeitsteilung ausschlaggebend. Die hat wiederum ihre tiefere Ursache in den menschlichen Neigungen zum Handeln und Tauschen.“ Johannes Steyrer ist seit 1997 Professor für Organizational Behavior an der Wirtschaftsuniversität Wien.

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Roboter erledigen immer mehr Aufgaben selbstständig

Zu jeder technologischen Neuerung gehörten auch immer diejenigen Menschen, die ein Ende der menschlichen Arbeit vorhersagten, aber tatsächlich ist das niemals eingetreten. Deshalb meinen viele Beobachter, dass auch bei der heutigen technologischen Revolution mehr und bessere Jobs geschaffen als vernichtet werden. Philipp Blom ist nicht dieser Ansicht: „Sie sehen ein Zukunft voller kreativer, interaktiver und interessanter Arbeit, während die monotonen und gefährlichen Arbeiten von Robotern ausgeführt werden. Sie irren gewaltig.“ Denn diesmal wird tatsächlich alles anders. Mit dem zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts haben Computer gelernt, zu lernen, zu verstehen, zu sprechen, zu erkennen und ihre jeweiligen Fähigkeiten der jeweiligen Situation anzupassen. Zumindest theoretisch werden damit ihre Anwendungsmöglichkeiten unendlich. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Literatur der Spätromantik war düster und sarkastisch

Die frühromantische Aufbruchsstimmung wich in der Spätphase der Romantik einer eher düsteren, sarkastischen und gebrochenen Sicht auf die Verhältnisse. Beispielhaft für diese neue Phase der romantischen Bewegung ist das Werk von E. T. H. Hoffmann(1776 – 1822), das schon bald über Deutschland hinaus beachtet wurde und auf Autoren wie Nikolai Wassiljewitsch Gogol, Charles Baudelaire und Edgar Allan Poe entscheidende Wirkung hatte. E. T. H. Hoffmann führte ein Doppelleben wie so viele seiner Figuren, die sich in verschiedene Ichs aufspalten. Tagsüber arbeitete er in dem ungeliebten Beruf eines Kammergerichtsrats, nachts führte ein sein „eigentliches“ Leben. Seine Begabungen waren weit gespannt und machten es ihm schwer, sich zu entscheiden. Er zeichnete, musizierte und komponierte und schrieb immer wieder über jenen Zwiespalt zwischen „Künstler“ und „Philister“, dem nicht nur er, sondern dem sich auch andere romantische Autoren ausgesetzt fühlten.

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Viele Menschen sind inzwischen süchtig nach ihrem Smartphone

Erdacht war das Smartphone vor allem einmal als Werkzeug, um den Alltag zu vereinfachen, heute ist es vor allem eine ständige Versuchung, eine effektive Maschine zur Vernichtung von Zeit, willkommener Füller von Pausen, manchmal auch ein Suchtmittel, das den Benutzer degradiert, vom Herrn zum Knecht. Das Smartphone besetzt den menschlichen Alltag und nagt an der Aufmerksamkeit der Menschen. Sein ständiges Klingeln, Piepsen und Vibrieren zertrümmert den Tag in immer neue Fragmente. Das Epizentrum der Erschütterung ist die Familie, das eigene Heim, hier wird am ausdauerndsten und verbissensten gekämpft um den Umgang mit diesem kleinen Wunderwerk der Kommunikationsindustrie. Smartphones wirken teilweise wie Heroin, denn sie machen sofort abhängig. Ein Leben ohne Smartphone ist für viele Menschen nicht mehr vorstellbar, ein Leben mit den Geräten aber in vielen Fällen eine Zumutung.

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Eine niedrige Geburtenrate ist ein großer Gewinn

Folgende Stimmungslage ist in Deutschland weit verbreitet: Dem Land gehen wegen der wenigen Geburten die Arbeitskräfte aus; das Land verliert an Innovationskraft und degeneriert zum Altersheim; die Renten werden bald nicht mehr bezahlbar, der Staatshaushalt leidet Not. Auf die Frage der Demoskopen nach den größten Gefahren für Deutschland antworteten 56 Prozent: Dies sei die Alterung der Gesellschaft. Für wünschenswert halten die Mahner mindestens 2,1 Kinder pro Frau. Mit dieser Durchschnittsgröße sei der Bestand des Volkes gesichert. Von diesem Zielwert sind die Deutschen jedoch weit entfernt. Wolfgang Kaden kennt die Zahlen: „Sie brachten es 1995 gerade mal auf 1,25 Kinder. Zuletzt war der Jubel groß, als die Geburtenrate für 2015 auf 1,5 gestiegen war.“ Wolfgang Kaden gehört zu den renommiertesten Wirtschaftsjournalisten des Landes.

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Der Genuss hat mit vielen Gegenspielern zu kämpfen

Tatsächlich ist es so, dass wohl die meisten Menschen, wenn sie das Wort „Genuss“ hören, ans Essen denken – und nicht immer nur Positives damit verbinden. Schließlich gibt es gesundes und schädliches Essen. Doch nicht nur mit dem Essen verhält es sich so. Viele Menschen sind dem Genießen gegenüber im Allgemeinen skeptisch geworden. Denn in ihrer Wahrnehmung steht Genuss viel zu oft im Gegensatz zu Gesundheit – man denke an Genussmittel wie Alkohol, Tabak oder Zucker – oder er gilt als Gegenspieler zu Produktivität, sprich er wird gleichgesetzt mit Hedonismus, Faulheit und Zeitverlust. Gleichzeitig, und das ist wohl das Interessanteste am Ganzen, sehen sich die meisten Menschen gerne als Genießer, buchen Wellnessferien, essen bewusst genussvoll, lassen sich von Gesichtsmassagen und Peelings verwöhnen, genießen ihren Ruhestand und manchmal sogar ihre Arbeit.

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Die Schichtarbeit ist ein extremer Raubbau an der Gesundheit

Der Wissenschaftsjournalist und Neurobiologe Peter Stork erwähnt es in seinem Buch „Wake up!“ immer wieder: „Chronischer Schlafmangel sowie Nacht- und Schichtarbeit gehören zu den größten Gesundheitsrisiken unserer Zeit. Wer regelmäßig nachts oder in wechselnden Schichten arbeiten muss, verringert seine Lebenserwartung.“ Außerdem riskiert er Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder Fettsucht, Herz-Kreislauf-Leiden, Schlaf- und Verdauungsstörungen, psychische Leiden aller Art und Krebs. Das Wochenmagazin „Der Spiegel“ schrieb schon im Jahr 1978, Schichtarbeit sei „Raubbau an der Gesundheit.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Berliner Chronobiologe Dieter Kunz bestätigt dies: „Schichtarbeiter haben ein erhöhtes Risiko für nahezu jede Erkrankung.“ Die britische Biologin Josephine Arendt urteilt: „Die Wechselschicht ist ein Killer.“ Sie hat schon viele Schichtarbeiter untersucht, unter anderem Menschen, die auf Ölbohrplattformen arbeiten und besonders stark rotierende, lange Schichten erdulden müssen.

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Die Vernunft ist die Basis der Philosophie der Neuzeit

Die Epoche der philosophischen Neuzeit umfasst einen Zeitraum der etwa bei der Geburt René Descartes, der 1596 geboren wurde, beginnt und bis zum Tod von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, im Jahr 1831, dauerte. Die Philosophieepoche der neuen, der bürgerlichen Zeit dauerte also etwas mehr als 200 Jahren. Die Periode gehörte zu den produktivsten und spannendsten Episoden der Philosophiegeschichte. Kennzeichnend ist für diese Epoche, trotz ihrer Vielfalt und Gegensätzlichkeiten, eine gemeinsame Grundüberzeugung, die jeden Philosophen leitet, egal welchem Thema er sich gerade widmet und über welche Fragen er gerade nachdenkt. Die Basis der Überlegungen, die allen Philosophen der Neuzeit gemeinsam ist, ist das Prinzip der Vernunft.

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Die Menschen sind nur Schachfiguren in einem Spiel

Die meisten Menschen lieben ihre Sprache. Moderne Menschen bevorzugen eher eine verkürzte Sprache. Alexander Goebel stellt erläutert: „Sprache ist, wenn richtig eingesetzt, ein unschlagbares Tool für nahezu alle Begehren. Sie kann aber ebenso eine zerstörende Waffe sein.“ In vielen Unternehmen hat sich oftmals eine Sprache aus zwei Welten etabliert, die letztendlich niemandem zugutekommt. Die Sprache von oben und die von unten. Diese Firmen akzeptieren leichtfertig, dass falscher oder unvollständiger Sprachgebrauch, um nicht zu sagen Sprachmissbrauch, einen Firmenkultur negativ beeinflusst. Der Irrtum liegt in der Gewichtung. Für viele Institutionen und Persönlichkeiten liegt die Hauptarbeit in der Analyse von Situationen und der Festsetzung der anschließenden Maßnahmen. Seine Mitarbeiter als eine Art Software zu betrachten, der man nur die richtigen Befehle zu geben hat, wirkt sich in der Konsequenz fatal auf die Produktivität aus. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Europa und die USA dominieren seit 1820 die Welt

Die atlantische Epoche begann am 12. Oktober 1492 mit der Landung von Christoph Kolumbus auf den Bahamas. Thomas Seifert erläutert: „Europas Imperien fanden mit Amerika ein riesiges Hinterland, das sie unterwerfen und ausplündern konnten.“ Am 4. Juli 1776 erklärten die Kolonien des Empire in Neuengland ihre Unabhängigkeit, und damit trat die atlantische Epoche in einen neue Phase ein. Nun begann die industrielle Revolution, und die Vereinigten Staaten von Amerika entstanden als unabhängiger Staat. Diese beiden atlantischen Mächte, die Nationalstaaten Europas und später die USA, würden bald den gesamten Erdball dominieren. Der Erfolg Westeuropas gründete sich auf den „drei R“: Renaissance, Reformation und industrielle Revolution. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Menschheit kann die Zivilisation nicht mehr aufrechterhalten

Das Hyperwachstum auf der Erde stößt an die Grenzen der endlichen Biosphäre. Die Regenerationsfähigkeit des Planeten hält nicht mehr mit dem Bedarf Schritt. Serge Latouche kritisiert: „Der Mensch verwandelt die Ressourcen schneller in Abfall, als die Natur diesen Abfall wieder in neue Ressourcen umwandeln kann.“ Die Fläche des Planeten Erde ist begrenzt. Sie umfasst rund 51 Milliarden Hektar beziehungsweise 510 Millionen Quadratkilometer. Die für die Reproduktion der Menschen nutzbare Fläche macht lediglich einen Bruchteil dessen aus, nämlich etwa 17 Milliarden Hektar. Das ergibt nach dem heutigen Stand der Weltbevölkerung circa 1,6 Hektar pro Kopf. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Serge Latouche rechnet mit dem Wachstumswahn ab

Für den französischen Ökonomen und Philosophen Serge Latouche, emeritierter Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris-Sud (Orsay), gibt es im Wesentlichen drei Aspekte, von denen die Konsumgesellschaft angetrieben wird. In seinem neuen Buch „Es reicht!“ stellt er sie vor: „Werbung, um Bedürfnisse zu wecken, Kredite, um ihre Befriedigung zu finanzieren, geplante Obsoleszenz, um den Bedarf anzukurbeln.“ Daneben rechnet Serge Latouche schonungslos mit der „Religion der Ökonomie“ ab und präsentiert zugleich ein politisches Rahmenprogramm für eine Welt jenseits des Wachstums. Mit dem Schlagwort „Degrowth“ oder Wachstumsrücknahme will Serge Latouche in erster Linie ausdrücken, dass sich die Menschheit vom Ziel des exponentiellen Wachstums verabschieden muss, da dieses Ziel nur für die Profitgier der Kapitaleigner steht – mit verheerenden Folgen für die Umwelt und für jeden einzelnen Menschen.

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