Woody Allens Filme kosten weit unter 20 Millionen Dollar

Der amerikanischen Regisseur Woody Allen erhält auch im Alter von 79 Jahren noch immer aus vielen Ländern Finanzierungsangebote für seine Filmprojekte. In den letzten Jahren erreichten ihn Anfragen aus Brasilien, Argentinien, Schweden, Russland und China. Woody Allen braucht im Vergleich zu den Hollywoodproduktionen nicht viel Geld für seine Filme – weit unter 20 Millionen Dollar. Und es lohnt sich für die Investoren als weltweite Werbung für ihre Stadt, wenn Woody Allen dort einen Film dreht. Der Regisseur erklärt: „Für „Match Point“ bin ich 2005 nach London, weil in New York die Finanzierung geplatzt war. Seitdem drehe ich sehr gerne in anderen Ländern – aber nur wenn ich für den jeweiligen Ort auch eine zündende Idee habe. Der Bürgermeister von Rio ist ein großzügiger Mann, doch wenn mir nichts Passendes einfällt, ist die schönste Stadtkulisse nutzlos.“

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Die Umweltprobleme gefährden das Überleben der Menschheit

Die Industrielle Revolution, die zuerst in Großbritannien einsetzte, eröffnete ungeahnte Möglichkeiten der Umwandlung von Energie und der Produktion von Waren und befreite die Menschheit weitgehend aus der Abhängigkeit von ihrer Umwelt. Yuval Noah Harari erklärt: „Die Menschen rodeten Wälder, legten Sümpfe trocken, zähmten Flüsse, fluteten Täler, verlegten Hunderttausende Kilometer Eisenbahnschienen und ließen Riesenstädte in den Himmel wachsen.“ Doch während der Mensch die Umwelt nach seinen Bedürfnissen gestaltete, zerstörte er gleichzeitig zahlreiche Lebensräume und rottete ungezählte Arten aus. Der einstmals blaue und grüne Planet Erde verwandelte sich in eine Mischung aus Einkaufszentrum und städtischer Müllkippe. Heute leben rund sieben Milliarden Menschen auf der Welt, die zusammengenommen ein Gewicht von rund 300 Millionen Tonnen ergeben. Alle Nutztiere auf der Welt wiegen etwa 700 Millionen Tonnen. Die freilebenden Wirbeltiere bringen nur noch ein Gewicht von gerade einmal 100 Millionen Tonnen auf die Waage.

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Das Bildungswesen braucht keine künstlichen Wettbewerbe

Heute wird Bildung generell als etwas Großartiges angesehen, von dem man gar nicht genug bekommen kann. Und alle politischen Parteien sind sich zumindest in einer Sache einig: Investitionen in Bildung beziehungsweise Humankapital sollten möglichst hoch ausfallen. Es herrscht die Meinung vor, dass es ein großer Vorteil ist, Kinder möglichst früh einzuschulen. Umso besser ist es auch, wenn möglichst viele jungen Menschen studieren oder Weiterbildungskurse belegen. Mathias Binswanger fügt hinzu: „Und weil man das glaubt, braucht es natürlich auch künstliche Wettbewerbe, damit sich Menschen immer mehr um Bildung bemühen und sich die Anbieter wie Schulen und Universitäten beziehungsweise die über ihnen stehenden Behörden stets anstrengen, diese Bildung immer noch besser an den Mann und die Frau zu bringen.“ Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen.

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Yuval Noah Harari stellt das neue Shopping-Zeitalter vor

Die moderne Wirtschaft setzt auf ein konstantes Wachstum der Produktion. Sie muss immer mehr produzieren, weil sie ansonsten in sich selbst zusammenfallen würde. Aber die Produktion alleine reicht natürlich nicht. Yuval Noah Harari erklärt: „Irgendjemand muss diese Erzeugnisse auch kaufen, denn sonst gehen Fabrikanten und Investoren pleite. Um diese Katastrophe abzuwenden und sicherzustellen, dass die Menschen die Masse aus produzierten Waren auch kaufen, entstand eine völlig neue Ethik: der Konsumismus.“ In früheren Jahrhunderten lebten die meisten Menschen in einer Situation des Mangels. Das Zauberwort war damals Sparsamkeit. Yuval Noah Harari nennt als Beispiele die asketische Lebensweise der Puritaner und Spartaner. Ein guter Mensch vermied den Luxus, warf keine Lebensmittel weg und reparierte Gegenstände, bevor er sich neue besorgte. Nur Könige und Adlige konnten es sich leisten, ihren Reichtum zur Schau zu stellen.

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Die Renaissance brachte ab 1300 ein neues Lebensideal hervor

Zu Beginn der Renaissance entstand schon seit der Zeit um 1300 in den Stadtstaaten Italiens ein neues Ideal des Lebens, in dem sich der Einzelmensch von den Bindungen, die Geburt und Herkunft ihm auferlegten, befreite. An die Stelle der Anonymität des Mittelalters trat allmählich die Persönlichkeit, die nach Ruhm und Ansehen strebte. Die soziale Herkunft war für den gesellschaftlichen Aufstieg nicht mehr von ausschlaggebender Bedeutung. So konnte beispielsweise Taddeo Alderotti, der zunächst seinen kümmerlichen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Wachskerzen bestritt, über den Besuch der Lateinschule und Universität zum berühmten Arzt und Gelehrten aufsteigen. Besonderes Ansehen besaßen damals auch Juristen: ein Doktor der Rechte nahm einen, dem Adel entsprechenden Stand ein. Nach seiner Abkunft fragte ihn niemand mehr. Die politisch und wirtschaftlich Mächtigen förderten zudem Talente aus den untersten Volksschichten.

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Die Spinnenseide ist dünner als ein Haar und fester als Stahl

Fritz Vollrath von der britischen University of Oxford interessiert sich für das einzigartige Material, aus dem Spinnen ihre Netze bauen: „Spinnenseide ist ausgesprochen leicht, dünner als ein Haar, fester als Stahl und elastischer als Gummi. Außerdem ist sie biokompatibel und biologisch abbaubar.“ Die Proteinstränge haben sich in mehr als 350 Millionen Jahren entwickelt und zählen zu den wohl ausgereiftesten Zwirnen überhaupt. Das betrifft auch den Aufwand an Energie. Eine Spinne braucht nur ein Tausendstel der Energie, die für die Herstellung eines vergleichbaren Kunststofffadens benötigt wird. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forscher, Ingenieure und Unternehmen mit den außergewöhnlichen Eigenschaften der Spinnenseide. Wissenschaftler von der Medizinischen Hochschule Hannover erforschen gerade die Klebeeigenschaften der Wunderfäden. Sie erproben, wie man entlang der klebrigen Seide neue Nervenbahnen wachsen lassen könnte.

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Die Industrielle Revolution hat fast jede Tätigkeit verändert

Die moderne Wirtschaft wächst, weil die meisten Menschen an eine Zukunft glauben und weil Kapitalisten bereit sind, ihre Profite zurück in die Produktion zu investieren. Das allein reicht für das Wirtschaftswachstum allerdings noch nicht aus. Yuval Harari erklärt: „Damit die Wirtschaft wachsen kann, sind außerdem Energie und Rohstoffe nötig. Aber diese sind begrenzt.“ Es ist seiner Meinung nach also nicht abwegig anzunehmen, dass sie früher oder später zur Neige gehen und das ganze kapitalistische System zusammenbrechen könnte. Doch die Erfahrung aus der Geschichte zeigt, dass Energie und Rohstoffe nur theoretische begrenzt sind. Denn obwohl die Menschen seit Jahrhunderten immer mehr davon verbrauchen, ist die verfügbare Menge nicht kleiner geworden. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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Gary Becker betrachtet die Ehe und die Familie als Unternehmen

Ökonomen bezeichnen mit dem Wort Humankapital das Wissen und die Fähigkeiten sowie die persönlichen Eigenschaften von Menschen. Das Wort ist in der Wirtschaftswissenschaft positiv besetzt und signalisiert den Wert, die eine gute Ausbildung für die Menschen darstellt. Wie kaum ein anderer hat der amerikanische Ökonom Gary Becker das Humankapital erforscht. Im Jahr 1964 schrieb er ein Standardwerk, in dem er die Bedeutung des Humankapitals für das individuelle Wohlergehen einer Person analysierte. Gary Becker glaubte fest an die Fähigkeit eines jeden Menschen, seine Talente zu entfalten, wenn ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Er fasste den Menschen dabei allerdings keineswegs nur als Wirtschaftsgröße oder Maschine auf. Im Jahr 1992 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Gary Becker starb am 3. Mai 2014 in Chicago im Alter von 83 Jahren.

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In Gefahrensituationen ist gesunder Stress überlebensnotwendig

Seine Entwicklungsgeschichte hat dem Menschen die Fähigkeit verliehen, mit Gefahren und Herausforderungen durch neue Situationen ganz gut fertigzuwerden. Dabei spielt die Stressreaktion eine bedeutende Rolle. Kurt Langbein fügt hinzu: „Würde Stress keine körperlichen Auswirkungen haben, hätten es unsere Vorfahren nicht weit geschafft.“ Alle Reaktionen, die unter dem Begriff Stress zusammengefasst werden, bewirken zunächst einmal nichts, was die Gesundheit beeinträchtigen könnte. Eher ist das Gegenteil der Fall: In akut bedrohlichen Situationen wird der Kreislauf und die Atmung aktiviert, das Schmerzempfinden heruntergefahren, jede Zelle im Körper auf den Modus für Höchstleistungen geschaltet und das Immunsystem vorsorglich angekurbelt. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein aktuelles Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Die ökologische Landwirtschaft nützt Mensch und Natur

Britta Klein vom aid Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Bonn erklärt: „Auch Biobetriebe müssen wirtschaftlich arbeiten, damit ihre Produkte sich am Markt behaupten können.“ Für Kleinbetriebe ist das kaum mehr zu schaffen. Deshalb halten manche Biobauern 20.000 oder noch mehr Hühner in ihren Ställen. Trotz dieser Massentierhaltung hat die ökologische Landwirtschaft viele Vorteile für Mensch, Natur und Umwelt. Denn Landwirte, die nach den Bestimmungen der EU-Öko-Verordnung produzieren, müssen eine Reihe von Vorschriften einhalten, deren Befolgung einmal pro Jahr kontrolliert wird. Professor Gerold Rahmann, Agrarökonom und Leiter des Thünen-Instituts für ökologischen Landbau in Westerau, dass dem Bundeslandwirtschaftsministerium untersteht, erläutert die Arbeitsweise der Biobauern: „Sie verzichten auf synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Kunstdünger. In der Tierhaltung ist der Einsatz von Medikamenten stark reglementiert, das heißt, Antibiotika dürfen nur therapeutisch, nicht etwa vorbeugend verabreicht werden.

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Thomas Bernhard ist zum Nationaldichter aufgestiegen

Der weltberühmte österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard musste in seinem Leben viele Beschimpfungen über sich ergehen lassen: Vaterlandsverräter, Nestbeschmutzer, Skandalautor. Ein war ein Literat, der wie kein anderer gehasst und angefeindet wurde. Heute dagegen, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, ist Thomas Bernhard der wortgewaltige Nationaldichter, ein Stück Theater- und Literaturgeschichte, ein Genie. Regisseur Hans Neuenfels sagt über ihn: „Wahrscheinlich ist es bei Nestroy nicht anders gewesen.“ Seinen ersten Gedichtband veröffentlichte Thomas Bernhard im Alter von 26 Jahren und seinen ersten Roman mit 34. Für Skandal sorgte der Schriftsteller schon, als er noch relativ unbekannt wer. Als ihm Unterrichtsminister Piffl-Percevic 1968 den Kleinen Österreichischen Staatspreis überreichte, erklärte Thomas Bernhard in seiner Dankesrede die Österreicher zu Geschöpften der Agonie und das österreichische Volk zur Infamie und Geistesschwäche verurteilt.

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Im zwanzigsten Jahrhundert beschleunigte sich jede Entwicklung

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war von großem Optimismus für die Zukunft bestimmt. Die Euphorie entstand aus dem Gefühl der gewaltigen Beschleunigung jeglicher Entwicklung, die für das neue Jahrhundert so typisch werden sollte. Der Fortschritt löste sich wie eine Kettenreaktion vom geplanten Wollen, entzog sich jeder möglichen Kontrolle und begann blindlings ein nicht erkennbares Ziel anzusteuern, ohne dass die Frage, wie das wohl dem Menschen bekommen würde, hätte beantwortet werden können. Dem Menschen gilt dann auch im zunehmenden Maße die Sorge der Gegenwart, seinem Menschsein und Mensch bleiben können in einer entfremdeten Umwelt, deren Schöpfer er selbst ist. Große Gefahren lauern in der möglichen Selbstzerstörung durch den hemmungslosen Verbrauch und Verschleiß der menschlichen Lebensgrundlagen sowie im übermütig, fahrlässigen Umgang mit den Urkräften der Natur, die der Mensch im 20. Jahrhundert freizusetzen lernte.

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Der neue Wunderwerkstoff Karbon ist federleicht und bärenstark

Karbon, das aus Kohlenstofffasern besteht, vereinigt in sich viele Vorzüge: es ist äußerst leicht und dennoch extrem stabil und belastbar. Vergleicht man Karbon zum Beispiel mit Stahl, ist es nicht einmal halb so schwer. Und auch gegenüber Aluminium ist es noch um ein Drittel leichter. Deshalb gilt Karbon in der Autobranche als der Werkstoff, der dem Elektroauto in Deutschland zum Durchbruch verhelfen soll. Denn je weniger ein Elektrofahrzeug wiegt, desto mehr Kilometer kann es zurücklegen, bevor es wieder an die Steckdose zum Aufladen muss. Zum geringen Gewicht des Produkts Karbon gesellen sich noch weitere entscheidende Vorteile: Verbundstoffe aus Karbonfaser korrodieren nicht. Rost ist deshalb für Autos aus Karbon kein Thema mehr. Professor Klaus Drechsler von der Technischen Universität München erläutert einen weiteren Vorzug: „Dazu zeichnen sie sich durch einige interessante funktionale Eigenschaften aus, etwa durch die Möglichkeit zur einfachen Integration von Sensoren, die den Betriebszustand überwachen.“

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Die Bundesbürger sollten viel weniger Fleisch essen

Deutschland ist ein Land der Fleischesser. Im vergangenen Jahr konsumierten die Bundesbürger laut Verbraucherministerium 87 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr. Andere Quellen gehen zwar von einem etwas niedrigeren Fleischkonsum aus, aber es ist unbestritten, dass der Fleischkonsum in Deutschland seit dem Jahr 1950 enorm gestiegen ist. Willi Kampmann vom Deutschen Bauernverband, der an der Fleischeslust der Deutschen nichts Anrüchiges finden kann, erklärt: „Grundsätzlich ist Fleisch ein hochwertiges Nahrungsmittel und gehört zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung.“ Eine ganz andere Meinung vertritt dagegen der Ernährungsökologe Dr. Karl von Koerber, Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung an der TU München: „Wir essen in den reichen Ländern schlichtweg zuviel Fleisch und benutzen dafür zu viele Flächen für die Futtermittelproduktion.“ Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schätzt, dass bis zu 50 Prozent der weltweiten Getreideernte an Tiere verfüttert werden.

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Wolfgang Hetzer erläutert die Erfindung des Kapitalismus

Der Kapitalismus ist eine Erfindung. Er ist für Wolfgang Hetzer jedenfalls keine Konsequenz naturgesetzlicher Verhältnisse, obwohl manche Ökonomen immer wieder über seine angeblichen Zwangsläufigkeiten schwadronieren. In Wahrheit ist der Kapitalismus laut Wolfgang Hetzer eine Rettungserfindung. Er nennt den Grund: „Selten sind sich in dieser Wirtschafts- und Lebensform Geschichte und Aktualität so nahe gewesen wie in jüngster Zeit. Die Erfindung des Kapitalismus hatte dereinst den Staat gerettet.“ Der Schotte John Law, der von 1671 bis 1729 lebte, hatte vom Herzog Philippe II. von Orléans die Erlaubnis erhalten, die erste Bank Frankreichs zu gründen. John Law hielt eine Währung in Form von Papiergeld für das zweckmäßigste Mittel der Geldvermehrung. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Wolfgang Hetzer untersucht die Überproduktion im Kapitalismus

Die Entwicklung des Kapitalismus ist in den letzten 180 Jahren krisenhaft verlaufen. Nach wie vor ist es allerdings unter Ökonomen umstritten, wodurch diese Krisen verursacht wurden. Bei einer Wirtschaftskrise handelt es sich laut Wolfgang Hetzer um eine schwere Störung der ökonomischen Produktion einer Gesellschaft. Das bedeutet seiner Meinung nach nichts anderes, als dass ein großer Teil der produzierten Warenmenge nicht absetzbar ist, weil kein zahlungsfähiges Bedürfnis vorhanden ist. Wolfgang Hetzer erklärt: „Das Warenkapital lässt sich also nicht mehr vollständig in Geldkapital verwandeln. Das vorgeschossene Kapital wird immer schlechter verwertet. Die Akkumulation nimmt ab.“ Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Die Avantgarde der deutschen Winzer stellt sich vor

In ihrem Buch „Die Avantgarde der deutschen Winzer“ präsentieren die Autoren Ulrich Steger und Kai Wagner 46 herausragende Winzerpersönlichkeiten aus Deutschland und ihre Philosophie vom „Slow Wine“. Diese Weinmacher bauen die Reben naturschonend an und passen sich dabei den natürlichen Gegebenheiten an. Sie legen Wert auf ein Höchstmaß an handwerklicher Produktion und betonen besonders die regionale und kulturelle Identität ihrer Weine. Allen diesen Winzern gemeinsam ist die Leidenschaft für ihren Beruf und ein Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft. Ulrich Steger und Kai Wagner sind fest davon überzeugt, dass jeder große Wein zuerst im Kopf des Winzers entsteht. Sein Können, seine Erfahrungen sowie seine Persönlichkeit prägen den Wein, bei dessen Verkostung man die Rebsorte, den Jahrgang und möglicherweise sogar die Beschaffenheit des Bodens herausschmecken kann.

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Der Staat des Neoliberalismus muss ein starker Staat sein

Für den deutschen Liberalismus ist es charakteristisch, den Markt immer aus kulturgeschichtlicher und gesamtgesellschaftlicher Perspektive zu betrachten. Wolfgang Kersting erklärt: „Daher ist seine Analyse der Entwicklung des Kapitalismus und seiner Krisen immer eingebettet in großformatige geistesgeschichtliche Deutungen und umfassende zeitgeschichtliche Analysen.“ Die Gegenwart färbt dabei in den meisten Fällen den Blick auf die Vergangenheit: gegenwartsdiagnostische Interessen und zeitgeschichtliche Wertungen prägen die Darstellungen. Laut Wolfgang Kersting sind die Modernisierungstheorien durchwegs monokausale Krisentheorien der Moderne. Modernisierung ist für den deutschen Neoliberalismus stets Zerfall, Entartung, Zersetzung, Niedergang und Verlust. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Regisseur Steven Soderbergh will keine Kinofilme mehr drehen

Der fünfzigjährige Filmregisseur Steven Soderbergh, Oscargewinner, Liebling der Filmkritiker und Störenfried in Hollywood, verabschiedet sich vom Kino. Filmkritiker bezeichneten den genialen Filmemacher gerne als Wanderer zwischen den Welten – zwischen dem glamourösen Starkino Hollywoods und Filmexperimenten von kompromissloser Radikalität. Seinen Rücktritt vom Kino gegründet Steven Soderbergh damit, dass er Bücher schreiben, Bilder malen, sich selbst finden und dabei zur Ruhe kommen möchte. Da verabschiedet sich jemand vom Kino, der scheinbar auf dem Höhepunkt seines Schaffens als Regisseur angelangt ist, wie jüngst der Erfolg seiner Männerstrip-Saga „Magic-Mike“ deutlich machte. Und fast jeder der angesagten Filmstars in Hollywood wäre sofort bereit, unter seiner Regie einen Film zu drehen. Da tritt ein Regisseur zurück, von dem man in Zukunft noch einige große Filmklassiker hätte erwarten können.

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Das Gesetz von Angebot und Nachfrage dominiert das Leben

Viele Menschen bringen oft Korruption mit ungesetzlichen Zahlungen an Behördenvertreter in Verbindung. Doch Korruption hat für Michel J. Sandel auch eine breitere Bedeutung. Er erklärt: „Wir korrumpieren ein Gut, eine Handlung oder eine gesellschaftliche Praxis immer dann, wenn wir sie unangemessen behandeln, also gemäß einer niedrigeren Norm, als ihr zusteht.“ Michael J. Sandel nennt ein extremes Beispiel: Kinder zu bekommen, um sie zu verkaufen, ist demnach als Korrumpierung der Elternschaft anzusehen, weil hier Kinder als Gebrauchsgegenstände behandelt werden und nicht als Personen. Die politische Korruption betrachtet er im gleichen Licht: Wenn ein Richter zum Beispiel Schmiergeld annimmt und ein korruptes Urteil fällt, handelt er, als sei seine gesetzliche Autorität ein Werkzeug für persönlichen Profit. Michel J. Sandel ist politischer Philosoph. Er studierte in Oxford und lehrt seit 1980 in Harvard. Seine Vorlesungen über Gerechtigkeit machten ihn weltweit zu einem der bekanntesten Moralphilosophen der Gegenwart.

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Ulrich Beck stellt die neuen Konflikte der Risikogesellschaft vor

Gerade mit der Entfaltung der Risikogesellschaft entwickeln sich für Ulrich Beck die Gegensätze zwischen denjenigen, die von den Risiken betroffen sind, und denjenigen, die von ihnen profitieren. Ähnlich wächst seiner Meinung nach die soziale und politische Bedeutung des Wissens, und damit die Verfügungsgewalt über die Medien, die Informationen zu gestalten und zu verbreiten. In der Risikogesellschaft verbirgt sich in diesem Sinne auch die Wissenschafts-, Informations- und Mediengesellschaft. Es entstehen in ihr auch neue Gegensätze zwischen denjenigen, die Definitionen von Risiken produzieren und denjenigen, die sie konsumieren. Diese Spannungen zwischen Risikobeseitigung und Profit, Produktion und Konsum von Risikodefinitionen ziehen sich durch alle gesellschaftlichen Handlungsbereiche hindurch. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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Ulrich Beck prüft die Wahrnehmung und Produktion von Risiken

Die ungleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums bietet kaum überwindbare Sichtmauern und Rechtfertigungen für die Produktion von Risiken. Ulrich Beck unterscheidet dabei genau zwischen der kulturellen und politischen Aufmerksamkeit und der tatsächlichen Verbreitung von Gefahren. Er definiert Klassengesellschaften als Gesellschaften, in denen es über die Klassengräben hinweg um die sichtbare Befriedigung materieller Bedürfnisse geht. Hier stehen sich Hunger und Überfluss sowie Macht und Ohnmacht gegenüber. Ulrich Beck schreibt: „Das Elend bedarf keiner Selbstvergewisserung. Es existiert. Seine Unmittelbarkeit und Offensichtlichkeit entspricht die materielle Evidenz des Reichtums und der Macht.“ Die Gewissheiten der Klassengesellschaften sind in diesem Sinne die Tatsachen der Sichtbarkeitskultur. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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Paul Kirchhof fordert einen Subventionsabbau in allen Bereichen

Das Stabilitätsgesetz vom 8. Juni 1967 verpflichtet die Bundesregierung jährlich einen Bericht über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen, also einen Subventionsbericht, zu veröffentlichen. Paul Kirchhof erklärt: „Dieser unterrichtet über die Fortschritte bei einem Subventionsabbau sowie über die Aufteilung der Förderung auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche.“ Eine Subventionsabbauliste ist beigefügt. Paul Kirchhof beklagt, dass bis heute kein substantieller Subventionsabbau gelungen ist. Der Umfang verharrte lange Jahre auf hohem Niveau. Mit der Hälfte der Subventionen wurde die gewerbliche Wirtschaft, mit einem Viertel das Wohnungswesen gefördert. Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Alexander Mitscherlich kritisiert den Städtebau in Deutschland

Der Einbruch der industriellen Technik erwies sich als gegen die Stadt gerichtet. In den ersten Phasen lagerte sie sich in den Städten an, breitete sich anschließend ins flache Land aus und zerstörte zugleich die vorindustrielle Substanz der Städte bis auf museale Reste aus. Sie schuf in großer Quantität Siedlungsverdichtungen und Ballungsräume der Produktion. Alexander Mitscherlich schreibt: „Nichts anderes als ein in Städten geschultes Bewusstsein hat die technische Welt hervorgebracht – und diese technische Welt verlangt nun ihrerseits hohe Bewusstheit als Integrationsleistung.“ Die Monotonie der Fensterreihung der meisten Hochhäuser und der starren Addition von Siedlungshäusern ist für Alexander Mitscherlich ein abstoßender Beweis für die schwache Fähigkeit des Menschen, gestalterisch mit den biologischen Prozessen der Vermehrung und der technisch ausgelösten Ballung der Städte Schritt zu halten.

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