Das künstliche Selbst verbirgt die Persönlichkeit

Wo das eigene Selbstbild – die Vorstellung, die ein Mensch von sich selbst macht – von Selbsterleben ergänzt wird – ist die Herrschaft der inneren Bilder auf gesunde Weise gebrochen. Georg Milzner erläutert: „Wir entwerfen Bilder von dem, was wir sein möchten oder zu erreichen anstreben, fühlen uns aber auch in dem, was wird jetzt sind.“ Nicht immer werden die eigenen Bilder von anderen geteilt. Dann kommt es zu einem Konflikt, und man erlebt Spannungen, in deren Bewältigung sich die wachsende Psyche stärkt und bewährt. Im besten Fall wird dabei die Selbstwahrnehmung schärfer, und die Fähigkeit sich selbst auszubalancieren, nimmt zu. Denn normalerweise bildet sich ein Mensch ja nicht nur innerlich ab, er handelt und fühlt und bekommt Rückmeldungen. Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Ein Künstler darf keinem Ideal hinterherhecheln

In der Kunst muss es für den österreichischen Künstler Erwin Wurm den Punkt geben, an dem man sagt: Es reicht, jetzt ist es gut: „Es gibt immer zwei Kunstwerke: Das eine ist in meinem Kopf, das andere steht vor mir. Wenn beide kongruent sind, ist es optimal. Das ist aber nie der Fall.“ Trotzdem darf ein Künstler dem Ideal nicht hinterherhecheln. Das wäre der schlimmste Fehler überhaupt, weil man dann verbissen wird, die Intuition einbüßt und die Alternativen aus dem Blick verliert. Ein Zufall kann schöner und schlüssiger sein als ein Plan. Der deutsche Maler Gerhard Richter hat einmal gesagt, seine Bilder seien schlauer als er. Auch Erwin Wurm lässt sich von seinen Skulpturen führen und kontrollieren. Nur so können sie seiner Meinung nach gut werden.

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Viele Eltern bieten ihren Kindern keine Orientierung

Martina Leibovici-Mühlberger konzentriert sich in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf die Misere vieler Kinder, die von ihren Eltern verkauft, instrumentalisiert, betrogen und in der sensiblen Zeit des Aufwachens und der Orientierungssuche einfach im Stich gelassen wurden. Die meisten Menschen wollen heute frei leben, absolut frei, und ja keine Zwänge oder irgendetwas, das ihre Freiheit beschränken könnte, akzeptieren. Jeder will in sein Mickymaus-Leben hineinpacken, was ihm gerade gefällt, und es natürlich auch jederzeit wieder verändern, wenn eine Durststrecke droht und das Gewählte sich vielleicht als mühevoll herausstellt. Sonst wären sie ja blöderweise nicht mehr frei. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Die Menschheit befindet sich mitten im Klimawandel

Mit der Verlässlichkeit stabiler Wetterlagen scheint es vorbei zu sein. Wir befinden uns laut Daniel Goeudevert mitten im Klimawandel. Obwohl das der eine oder andere Experte anders sieht und weiterhin seine wissenschaftlichen Zweifel pflegt, ob Erderwärmung und Wetterextreme wirklich durch menschlichen Einfluss verursacht sind. Daniel Goeudevert kritisiert, dass diese Wissenschaftler den Irrtum längst zu ihrem Hauptfeind erklärt haben und nur noch das mit Gewissheit Wissbare gelten lassen. Er schreibt: „Sobald Antworten mit dem Makel irgendeines Zweifels behaftet sind, erklären sie sich lieber für nicht zuständig. So erhalten sie ihre Unschuld und können im strengen Sinne niemals irren. Aber diese scheinbar rationale Strenge ist nur um den Preis der eigenen Borniertheit aufrechtzuerhalten, denn es handelt sich hierbei im Grunde um nichts anderes als um eine Kapitulation vor der Komplexität der Wirklichkeit.“

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Tomas Tranströmer verwandelt Alltag in Meditation

Der Schwede Tomas Tranströmer, ein Lyriker, der eine Poesie ohne Pose entwirft, ist in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Literaturkritiker bezeichnen ihn zwar als strengen Modernisten, aber auch als freundlichen Mystiker. Für mache ist er sogar ein Weltdichter. Seit dem Gedichtband „17 Gedichte“ des jungen Tomas Tranströmer aus dem Jahr 1954 ist der Dichter aus der schwedischen Lyrik nicht mehr wegzudenken. Understatement, das mit einer Menge Selbstbewusstsein daherkam, wurde zu seinem lyrischen Programm. Tomas Tranströmer, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, hat seither in seinen Gedichten immer mit dem kleinsten Aufwand die größtmögliche Wirkung erzielt. Diese Fähigkeit hat er nahezu bis zur Vollendung ausgedehnt.  

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