Der Todestrieb kann das Lustprinzip verdrängen

Sigmund Freud erklärte, der mechanische Antrieb, ein frustrierendes und schmerzhaftes Erlebnis erneut zu durchleben, deute auf einen Zwang zur Wiederholung hin, der stärker als das Lustprinzip sei. Matthew B. Crawford erklärt: „Das Lustprinzip – der Trieb, unsere Bedürfnisse zu befriedigen und Schmerz zu vermeiden – sorgt dafür, dass wir ständig in Bewegung bleiben.“ Dies sind die motivierenden „Lebensinstinkte“, die Grundlage unseres Selbstseins. Aber daneben gibt es den primitiveren Trieb, dessen Ziel es ist, „in einen Zustand der Erholung, der Stille und des Friedens zurückzukehren“, wie Natasha Dow Schüll den Todestrieb beschreibt. Es geht darum, „die Aufregungen des Lebens zu beseitigen und wieder Stillstand herzustellen“. Matthew B. Crawford kann auch an sich selbst so etwas wie einen Todestrieb beobachten, wenn er vor dem Fernseher sitzt und sich von beliebigen Inhalten berieseln lässt. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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In der Erotik bestimmen individuelle Vorlieben die Schönheit

Der große Denker Immanuel Kant schrieb über die Schönheit folgenden Satz: „Ein jeder muss eingestehen, dass dasjenige Urteil über Schönheit, worin sich das mindeste Interesse mengt, sehr parteilich und kein reines Geschmacksurteil sei.“ Triebhaftigkeit hat bei ihm keinen Platz. Für Rebekka Reinhard ist das Motiv dafür klar. Ihrer Meinung nach bringt nichts die Herrschaft des kühl urteilenden Verstandes schneller zu Fall als der animalische Drang nach Schönheit. Rebekka Reinhard fügt hinzu: „Liebe ist aufgrund des ihr eigenen erotischen Trachtens die natürliche Feindin zweckfreier Kontemplation.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Carlo Petrini will mit Slow Food die Welt besser machen

Carlo Petrini hat die Feinschmecker-Bewegung Slow Food gegründet. Kochsendungen im Fernsehen findet er unerträglich, da es dort um das Essen, den Genuss und um Lebensmittel gar nicht mehr gehe. Carlo Petrini schimpft: „Das Essen hat in den vergangenen fünfzig Jahren stetig an Wert verloren. Es ist zur Ware verkommen, zum reinen Handelsgut. Heute zählt nur noch der Preis. Als Gründer und Präsident der Organisation Slow Food setzt sich Carlo Petrini für genussvolles, bewusstes und regionales Essen ein sowie für die Erhaltung der Artenvielfalt und für umweltverträgliche Produktionsweisen. Heute zählt Slow Food auf der ganzen Welt mehr als 100.000 Mitglieder. Der Genussmensch Carlo Petrini, aus dem kleinen Ort Bra, im italienischen Piemont gelegen, hat eine ehrgeizige Mission – er will die Welt besser machen. Daran sind allerdings schon viele vor ihm gescheitert.

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Der Roman ist das Medium gegen die Zerstreuung des Sinns

Auf die Frage, was das Besondere an der europäischen Gegenwartsliteratur sei, antwortet die mit vielen Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, dass sie nicht besonders erpicht auf europäische Literatur sein, da sie neue Bücher aus allen Weltgegenden lese. Doch wenn, dann liest sie talentierte Autoren aus Osteuropa. Zu ihren Lieblingen zählen dort der Rumäne Mircea Cărtărescu, der Ungar Lászlá Davarsi sowie der Ukrainer Juri Andruchowytsch. Es sind Schriftsteller, die aus dem Leidensdruck ihrer Lage wirklich etwas machen. Sibylle Lewitscharoff sagt: „Literarisch bedeutet das einen Donnerschlag wie seinerzeit in den siebziger Jahren, als plötzlich die Lateinamerikaner zu lesen waren.“ Ihrer Meinung nach entsteht in jüngster Zeit in Osteuropa eine literarische Bösartigkeit, die sich von dem L`art pour l`art und von den pornographischen Versuchen im Westen Europas deutliche unterscheiden.

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Michel Houellebecq betont gerne das Unangenehme

In der Poesie geht es für Michel Houellebecq um Gefühle. Es gibt für ihn angenehme und unangenehme Stimmungen. Da die gesamte Gesellschaft größten Wert auf eine angenehme Gemütsverfassung legt, ist es ihm wichtig, das Unangenehme zu betonen. Eines der Kennzeichen der Literatur ist laut Michel Houellebecq das Recht auf Unklarheit, und die Möglichkeit, eben keinen Spaß zu machen. Er bezeichnet die Literatur gerne als Gegenkraft zur Wirklichkeit. Das Leben definiert Michel Houellebecq als einen Prozess des Scheiterns, des langsamen Untergangs, das mit dem Tod zu Ende geht.

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