Der Schriftsteller Siegfried Lenz prägt die Nachkriegszeit

Der große deutsche Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren gestorben ist, hatte sich die Haltung des französischen Existentialisten, Philosophen und Literaturnobelpreisträgers Albert Camus (1913 – 1960) zu eigen gemacht: „Du musst dein Leben rechtfertigen.“ Verpflichtung und Antrieb für Siegfried Lenz waren, wie der bekannte, auch Schuldgefühle, nämlich den Zweiten Weltkrieg überlebt zu haben, während viele Altersgenossen auf den Schlachtfeldern bestialisch getötet wurden. Neben den Literaturnobelpreisträgern Günter Grass und Heinrich Böll zählte Siegfried Lenz zu den prägenden Schriftstellern der Nachkriegszeit. Die eigenen Erlebnisse im Dritten Reich und das als Marinesoldat erlebte Leid blieben ihm Zeit seines Lebens ein Quell seiner schriftstellerischen Arbeit und für sein politisches Zeugnis. Zu den Herzensanliegen des gebürtigen Ostpreußen gehörten die Versöhnung mit Israel und Polen.

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Der Krieg in der Ukraine ist ein Vorbote künftiger Krisen

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird klar, dass der von 1947 bis 1989 andauernde „Kalte Krieg“ wie ein gigantisches Kühlhaus wirkte, das viele der politischen Leidenschaften, die vorher in Europas Bevölkerungen vorherrschten, tiefgefroren hat. Micha Brumlik ergänzt: „Seit 1989 herrscht Tauwetter, in dem Nationalismen wie Zombies wiederauferstehen. Jeder Blick in die Medien bestätigt die Aktualität dessen, was abwertend als „Nationalismus“ und wohlwollend als „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ bezeichnet wird.“ Davon zeugen nicht nur die Euroskeptiker in den politischen Parteien, sondern vor allem die Unabhängigkeitsbewegungen der Katalanen, der Schotten, der Flamen sowie der Basken. Vor allem aber der Krieg in der Ukraine macht dies mehr als deutlich. Micha Brumlik ist emeritierter Professor für Erziehungswissenschaften in Frankfurt am Main sowie Publizist.

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Viele Menschen befinden sich auf der Flucht vor dem Eros

Das griechisch Wort Eros, das in alle europäischen Sprachen übernommen worden ist, ist für Josef Pieper weit weniger eindeutig, als es mancher Interpret behauptet. Sein Bedeutungsfeld ist reich dimensioniert. Platon zum Beispiel nennt all das folgende Eros: „Die am Leibhaftig Schönen sich entfachende Zuneigung; den rauschhaften gottgesandten Wahnsinn; den Impuls der philosophierenden Bedenkung von Welt und Existenz; die Kraft des Aufstiegs zur Schau des Göttlich-Schönen.“ Sophokles gebraucht das Wort Eros im Sinne der „leidenschaftlichen Freude“. Dabei wird hier die wesentliche Zusammengehörigkeit von Liebe und Freude in den sprachgebräuchlichen Sinn von Eros mit hineingenommen. Für die alten Lateiner wie Aristophanes, Plautus oder Terenz war Sex kein Thema. Was sie interessierte, war amor. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Arthur Schopenhauer verfügte über eine enorme Originalität

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) ist für Vittorio Hösle einer der größten Stilisten unter den deutschen Philosophen. Wo Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) nur sprachgewaltig ist, ist Arthur Schopenhauer zugleich unübertrefflich klar und elegant. Vittorio Hösle rät jedem, der deutsch zu schreiben wagt, seinen Essay „Über Schriftstellerei und Stil“ zu lesen. Vittorio Hösle fügt hinzu: „Sein phänomenologischer Blick ist durchdringend, die Fülle seiner Interessen ähnlich enzyklopädisch wie bei Hegel, sein architektonisches Talent beim Systembaubeachtlich.“ Die Originalität Arthur Schopenhauers ist enorm. Er ist es, der die seit den Griechen bestehende Logosphilosophie radikal herausgefordert hat, ohne auf die flache und ebenfalls seit der Antike vertraute Alternative des Materialismus zu verfallen. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Der eigene Wille soll ein Garant für Erfolg und Glück sein

Im neuen Philosophie Magazin 05/2014 August/September beschäftigt sich das Titelthema mit der Frage: „Woher weiß ich, was ich will?“ Was soll der menschliche Wille nicht alles sein: ein innerer Kompass und ständiger Antrieb, Garant des Erfolgs und die Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist er sich oft als Schwächling und scheint die Orientierung verloren zu haben. Es stellt sich daher die Frage, ob ein Mensch durch rationale Abwägung und Kontrolle seiner Begierden wissen kann, was er wirklich will. Oder könnte es nicht auch sein, dass sich der wahre Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Inneren des Menschen offenbart? Womöglich gibt es sogar eine dritte Möglichkeit: Was wäre, wenn die wahren Freiheit einer Person gerade in der Überwindung ihres Willens läge? Diese Fragen beantwortet das neue Philosophie Magazin.

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Glück heißt für David Hume in erster Linie Zufriedenheit

In dem Buch „Vom schwachen Trost der Philosophie“ stellt Herausgeber Jens Kulenkampff sechs Essays des schottischen Philosophen David Hume vor. Die Texte handeln vom Essayschreiben, vom Maßstab des Geschmacks, vom Epikuräer, vom Stoiker, vom Platoniker und vom Skeptiker. Im Essay über die Epikuräer schreibt David Hume: „Aber unter all den fruchtlosen Versuchen, mit Menschenkunst etwas zu schaffen, ist keiner so lächerlich wie der Versuch gestrenger Philosophen, ein künstliches Glück zu erzeugen und uns durch Regeln der Vernunft und durch Reflexion in einen Zustand des Wohlbefindens zu versetzen.“ Denn Glück heißt für David Hume Behaglichkeit, Zufriedenheit, Ruhe und Lust, nicht ängstliche Achtsamkeit, Besorgnis und Strapaze. Körperliche Gesundheit besteht seiner Meinung nach in der Mühelosigkeit, in der sich die körperlichen Vorgänge abspielen.

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Francis Bacon erkennt im Reichtum keine wirklichen Nutzen

Francis Bacon kann den Reichtum nicht besser definieren als das Gepäck der Tugend. Großer Reichtum hat für den englischen Philosophen und Staatsmann, dessen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus beitrugen, keinen wirklichen Nutzen, es sei denn man würde ihn verschenken. Ansonsten dient er seiner Meinung nach nur der eigenen Vergötterung. Francis Bacon schreibt: „Kein Mensch kann den wahren Umfang großer Reichtümer je ganz ermessen; er kann sie höchstens bewahren oder verteilen oder sich des Ruhmes freuen, die sie ihm verleihen, aber sie haben keinen praktischen Nutzen für den Eigentümer.“ Francis Bacon gibt zu, dass man einwenden könnte, der Reichtum könnte dazu dienen, Menschen aus Gefahren und Schwierigkeiten zu befreien. Für ihn allerdings gilt mit Sicherheit, dass große Reichtümer mehr Menschen versklavt als befreit haben.

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Das Verhältnis zwischen Gesetz und Moral ist sehr kompliziert

Obwohl die meisten Menschen erwarten, dass es zwischen Moral und Gesetz eine Beziehung gibt, ist es für Julian Baggini keine einfache Sache, die beiden Dinge so nahe wie möglich zusammenzubringen. Vieles, was Menschen als falsch erachten, ist nicht gesetzwidrig, und vieles, was gesetzwidrig ist, ist in sich nicht falsch. Und die meisten möchten, dass dies so bleibt. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Die Liebe ist die Sehnsucht nach dem erregenden Unterschied

In einem ersten Schritt denkt der Philosoph Josef Pieper darüber nach, was der Begriff „Liebe“ überhaupt bedeutet. Als Zentralgebot des Christentums schließt die Liebe ja auch das Verhalten zum Nächsten mit ein, der als Bild Christi wahrgenommen werden soll. Dabei muss der vielgefächert Charakter der Liebe nicht aus dem Auge gelassen werden. Joseph Pieper beschreibt in seinem Buch „Über die Liebe“ nicht nur das Erotisch-Sexuelle, sondern auch das Bedürfen und Begehren sowie die Liebe zum Kind, zum Freund, zum Schönen, zu Gott und dem eigenen Selbst. Dabei unterscheidet er sehr klar den eros, das Begehren und Habenwollen von der agape, dem Uneigennützigen, Bewundern und Seinlassen. Als dritte Spielform der Liebe nennt Josef Pieper die philia, die Freundschaft in der Spannung auf ein drittes, gemeinsames Geliebtes. Im Lateinischen heißen diese Begriffe amor, caritas und amicitia.

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Die Spinnenseide ist dünner als ein Haar und fester als Stahl

Fritz Vollrath von der britischen University of Oxford interessiert sich für das einzigartige Material, aus dem Spinnen ihre Netze bauen: „Spinnenseide ist ausgesprochen leicht, dünner als ein Haar, fester als Stahl und elastischer als Gummi. Außerdem ist sie biokompatibel und biologisch abbaubar.“ Die Proteinstränge haben sich in mehr als 350 Millionen Jahren entwickelt und zählen zu den wohl ausgereiftesten Zwirnen überhaupt. Das betrifft auch den Aufwand an Energie. Eine Spinne braucht nur ein Tausendstel der Energie, die für die Herstellung eines vergleichbaren Kunststofffadens benötigt wird. Seit vielen Jahren beschäftigen sich Forscher, Ingenieure und Unternehmen mit den außergewöhnlichen Eigenschaften der Spinnenseide. Wissenschaftler von der Medizinischen Hochschule Hannover erforschen gerade die Klebeeigenschaften der Wunderfäden. Sie erproben, wie man entlang der klebrigen Seide neue Nervenbahnen wachsen lassen könnte.

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Gottfried Wilhelm Leibniz war das letzte Universalgenie

Gottfried Wilhelm Leibniz, der von 1646 bis 1716 lebte, ist für Vittorio Hösle nicht nur der am vielseitigsten begabte Deutsche aller Zeiten gewesen, sondern war zugleich auch der letzte Universalgelehrte der Menschheit. Er war umfassend gebildet n der Logik, der Erkenntnistheorie, der Metaphysik, der Religionsphilosophie, der Mathematik, der Natur- und Ingenieurswissenschaften, der Jurisprudenz und der Historiographie. Vittorio Hösle schreibt: „Es gibt kaum einen anderen Menschen, dessen Lektüre so sehr als Gegengift gegen Stolz auf eigene, selbst bedeutende geistige Leistungen zu empfehlen ist, weil der intelligente Leser sehr bald spürt, das Leibniz` Fähigkeit, in allen Feldern einfache, wenn auch manchmal kontraintuitive Lösungen für komplexe Fragen zu finden, unerreichbar ist.“ Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor for Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).  

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Diogenes war der erste Performance-Künstler der Menschheit

Wir schreiben das Jahr 360 vor Christus. Damals wird ein Mann in Athen, der keinen Wohnsitz hat, dafür aber einen ausgeprägten Sinn für die Provokation besitzt, zur Legende. Wie hat er das geschafft? Eigentlich nur mit so guten Geschichten, die jeder gleich weitererzählen wollte. Die Rede ist von Diogenes von Sinope, dem Philosophen, der in einer Tonne aus Keramik gelebt haben soll. Bis heute gilt er als Urahn der Hippies, als der erste Aussteiger, als Prototyp eines Menschen, der die Normen der Gesellschaft ablehnt und sich über sie lustig macht. Man kann Diogenes auch als ersten Performance-Künstler betrachten, der den öffentlichen Raum für seine gesellschaftskritischen Aufführungen nutzte. Wie sehr Diogenes die Zivilisation auch kritisierte, so war er doch auf sie angewiesen.

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Die Selbstliebe ist die Voraussetzung für die Liebe zu anderen

Für den deutschen Philosophen Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, besteht das Glück der Liebenden nicht nur im Freigeben, sondern vorrangig im Habenwollen, im Gewinnen und Genießen des Geliebten. Daher ist seiner Meinung nach Lieben ohne die Intentionalität, selbst glücklich zu sein, eine misslungene Deutung. Liebe ist auch Hunger und Durst, selbst wenn sie den anderen beglücken möchte. Die Liebe ist nicht einfach selbstlos, sondern auch bedürftig und brauchend – sie ist schenkend, wertschätzend, fordert aber gerade deswegen für sich eine gleichgeartete Reaktion ein. Sie ist damit keineswegs vom Zweck erfüllt, sie ist vielmehr sinnvoll. Wenn das gesamte Selbst auf den geliebten Gegenüber ausgerichtet ist, führt dies zur Hochform von Liebe: hingerissen sein von oder leben und sterben für  jemanden – auf jeden Fall sich ergreifen lassen von einem anderen.

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Julian Baggini rät zu mehr Großzügigkeit gegenüber den Armen

Der australische Philosoph Peter Singer vertritt die Meinung, dass eigentlich die meisten Menschen zur Hilfe für Bedürftige verpflichtet sind und sehr viel mehr geben sollten, als sie dies gemeinhin tun. Sein englischer Kollege Julian Baggini teilt diese Ansicht: „Gemessen an der Tatsache, dass 50 Prozent der Menschen weltweit von weniger als 2,50 Dollar am Tag leben, gehören wir hier fast alle zu den reichsten Menschen der Welt, und die Mehrheit von uns könnte sehr viel mehr abgeben, als sie es tut und dennoch relativ reich sein und eine sehr angenehme Lebensqualität genießen.“ Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher`s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Die Bildung in der Renaissance orientierte sich an der Antike

Das Bildungswesen der Renaissance zeichnete sich durch die Abwendung vom mittelalterlichen Lehrbetrieb und die Wiederbelebung der lateinischen und griechischen Sprache aus. Das Ideal der freien Persönlichkeit, den vollkommenen Edelmann zu erreichen, ist das Ziel diverser pädagogischer Einrichtungen, die ab dem frühen 16. Jahrhundert, vor allem in Italien entstanden. Gebildete Damen aus dem Adel wie Beatrice d`Este, die Künstler wie Bramante und Leonardo da Vinci nach Mailand an ihren Hof berief oder die geistvolle Isabelle d`Este in Mantua förderten an ihren Musenhöfen ein reges kulturelles Leben. Zur höfischen Erziehung gehörten neben den geistigen Disziplinen auch der Tanz, Reiten, Fechten, höfische Zucht und gesellschaftliche Pflichten. Die Söhne des reichen Bürgertums konnten an dieser Erziehung partizipieren oder konnten Schulen besuchen, die sie ihn ähnlicher Weise auf ihre Berufe vorbereiteten.

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Thomas Rentsch erklärt die Philosophie des 20. Jahrhunderts

Thomas Rentsch erklärt in seinem Buch „Philosophie des 20. Jahrhunderts“ die Höhepunkte der modernen und gegenwärtigen Philosophie wie zum Beispiel die Sprachkritik Ludwig Wittgensteins, die Onotologiekritik Martin Heideggers, die Verdinglichungskritik Theodor W. Adornos sowie die französisch geprägte Postmoderne. Dabei zeigt er, wie sich die auf den ersten Blick gegensätzlichen Philosophierichtungen immer wieder ergänzen und so produktiv fortentwickeln. Die Philosophie des 20. Jahrhunderts ist für Thomas Rentsch ein Höhepunkt der 2500-jährigen Philosophiegeschichte: „Geprägt sowohl durch eine weitreichende Ausdifferenzierung der thematischen Schwerpunkte und Schulbindungen als auch durch eine Radikalisierung der Vernunftkritik auf allen Ebenen – vom Unbewussten über die menschliche Existenz und die Sprache bis zu Gesellschaft und Wissenschaft.“ Thomas Rentsch ist Professor für Philosophie an der TU Dresden. Er arbeitet vor allem zur Hermeneutik, zur Sprachphilosophie und zur praktischen Philosophie.

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Francis Bacon untersucht das Phänomen der Liebe

Die Liebe ist auf der Bühne für Francis Bacon eine angenehmere Erscheinung als im wirklichen Leben, da sie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stets Gegenstand von Komödien und nur hin und wieder von Tragödien sind. Im realen Leben der Menschen richtet sie seiner Meinung nach viel Unheil an. Francis Bacon erklärt: „Manchmal ist sie wie eine Sirene, manchmal wie eine Furie. Es ist beachtenswert, dass unter all den große und ehrwürdigen Geistern nicht ein einziger ist, der sich von der Liebe bis zum Wahnsinn hätte anstacheln lassen, was beweist, dass große Geister und große Taten sich von dieser schwächenden Leidenschaft fernhalten.“ Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der von 1561 bis 1626 lebte, trug mit seinen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus bei.

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Cusanus war einer der begabtesten Deutschen des Mittelalters

Nikolaus von Kues, der von 1401 bis 1464 lebte, hat vor allem Traktate und Dialoge geschrieben und dazu knapp 300 Predigten verfasst. Für Vittorio Hösle war Nikolaus von Kues der wohl am vielseitigsten begabte Deutsche des Mittelalters. Er war ein philosophischer Theologe, der auf hohem Niveau juristisch, mathematisch und naturwissenschaftlich denken konnte. Cusanus, wie er auch genannt wurde, machte eine glänzende Karriere als Kardinal, Fürstbischof von Brixen und als Berater des Papstes. Nach ihm wird man keinen vergleichbar bedeutenden Intellektuellen in hohen kirchlichen Ämtern mehr finden. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA). Sein neuestes Buch trägt den Titel “Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie und ist im C. H. Beck Verlag erschienen.

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Der Terrorismus kann in einzelnen Fällen gerechtfertigt sein

Julian Baggini stellt sich die Frage, ob es auf irgendeine Weise eine Rechtfertigung für den Terrorismus geben kann. Jegliche Verteidigung des Terrorismus provoziert sofort einen Sturm der Entrüstung. Denn etwas als Terrorismus zu bezeichnen, bedeutet faktisch, dass man es bereits verurteilt hat. Jemanden als Terroristen zu verdammen, ist eine schnelle und einfache Methode, den Angesprochenen in Verruf zu bringen. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Mythen vermitteln tiefe Einblicke in die menschliche Seele

Die neue Sonderausgabe 02/2014 des Philosophie Magazins trägt den Titel „Die griechischen Mythen. Was sie über uns verraten“. Chefredakteur Thomas Lehmkuhl erklärt im Editorial den Unterschied zwischen Literatur und Mythen: „Mythen freilich sind etwas anderes als Literatur, denn Literatur ist im Wesentlichen durch ihre sprachliche Gestalt bestimmt, wohingegen Mythen so oder so erzählt werden können und sich über die Jahrhunderte auch immer wieder verändert haben.“ Das abendländische Denken stützt sich auf die beiden Säulen Mythos und Logos. Die Mythen handeln von Helden, Göttern und Halbgöttern, von Wesen, an die die Menschen einst glaubten. Der Ägyptologe und Kulturtheoretiker Jan Assmann glaubt, dass es in Einzelfällen schon möglich sein könnte, dass Mythen einen wahren Kern enthalten. Die Wahrheit der Mythen ereignet sich seiner Meinung nach allerdings im Erzählen, in der rituellen Aufführung und im Akt der Identifikation.

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Die Goldene Regel zeichnet sich durch universelle Gültigkeit aus

Im Grunde genommen enthält jedes Moralsystem eine Variante der im Kern gleichen Goldenen Regel. Konfuzius definiert sie wie folgt: „Was du selbst nicht wünschest, das tue auch nicht anderen an.“ Der griechische Philosoph Thales von Milet beschreibt die Goldene Regel folgendermaßen: „Indem wir niemals das tun, was wir an andern tadeln.“ Und Buddha spricht: „Tue anderen nichts, was dir Schmerzen verursachte, würde es dir getan.“ Viele Dozenten der Moralphilosophie haben Julian Biaggi allerdings immer wieder versichert, dass die meisten Studenten zu Beginn ihres Studiums davon überzeugt sind, dass Moral etwas Relatives ist. Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern.

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Die Welt der Wirtschaft ist den meisten Menschen schleierhaft

Das Denken und Verhalten eines Kaufmanns richtet sich auf die Optimierung von Umsatz und Gewinn. Der Philosoph und Ökonom Thureau-Dangin vertritt sogar folgende These: „Jedes Vorhaben verwandelt sich in ein Marktangebot.“ Rotraud A. Perner bedauert, dass dies sogar auf den Auftritt politischer Parteien zutrifft. Politiker werden vermarktet, angepriesen wie auf einem Basar für Sklaven, während die Parteiprogramme nur so von Phrasen strotzen und die wahren Entscheidungen verschleiert werden. Philippe Thureau-Dangin betont: „Selbst die mächtigsten Politiker und die größten Finanzkapitäne der Welt wissen keineswegs alles, tun aber doch so, als bestimmten sie das Schicksal einer Welt, von der sie zu großen Teilen gar keine Kenntnis haben.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Ihr aktuelles Buch heißt  „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Ulrich Greiner: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes“

Wann und warum sich Menschen schämen, ist davon abhängig, in welcher Kultur und in welcher Epoche sie leben. Wie sich mit den Normvorstellungen für das Gebotene und Erlaubte auch das Schamempfinden verändert hat, zeigt Ulrich Greiner in seinem Buch „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ anhand zahlreicher literarischer Werke von Heinrich von Kleist bis Botho Strauß. Denn die Scham ist eine der stärksten Antriebskräfte von Literatur. Wenn sich jemand schämt, begegnet er sich selbst. Und eine Selbstbegegnung ist eine der Voraussetzungen für Literatur. Ulrich Greiner behauptet: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes und der Peinlichkeitsfurcht.“ Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

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Die Moderne ist von einer sträfliche Selbstbezogenheit geprägt

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 04/2014 heißt „Das Ich Syndrom. Bin ich der wichtigste Mensch in meinem Leben?“. Über 2.000 Jahre predigten die Philosophen und Weisen unserer Kultur, dass sich ein gutes Leben dadurch auszeichnet, möglichst wenig an sich selbst zu denken. Heute dagegen wird die ständige Sorge um das eigene Selbst zur Basis einer wahrhaft ethischen Existenz erklärt. Das Motto dabei lautet: „Ich zuerst!“. Laut Chefredakteur Wolfram Eilenberger leben die modernen Gesellschaften des Westens in einem Ich-Zeitalter, in einer Epoche , die das Ego zum Zentrum und Fundament aller Welterfahrung erklärte und dieses Ich darüber hinaus entschieden anspornte, sich zu erkunden, zu entwickeln und sich in seinen Sehnsüchten ernst zu nehmen. Schon seit dem Beginn der Neuzeit streiten Philosophen heftig ums „Ich“. Sollte es sich lieben oder doch eher verachten?

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Das Anderssein ist in der sozialen Wirklichkeit nicht erwünscht

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, wo die jungen, innovativen, aufbegehrenden, revolutionierenden Stimmen hingekommen sind, die heldenhaft ihr Ich gegen jede Vereinnahmung durch die Gesellschaft, die Medien und die Wirtschaft verteidigen. Der Soziologe Bernhard Heinzlmaier urteilt wie folgt über eine völlig angepasste Jugend: „Keine Mission, keine Vision, keine Revolution.“ Alles bewegt sich in der Mitte der Gesellschaft mit dem Mainstream. Wer woanders steht, weil er nicht mitkam oder nicht mitmachen will, gilt als verloren. Diese Verlorenen wieder mitzunehmen, in die Mitte zu führen und diese zu integrieren, ist dann auch das Einzige, was engagierte Pädagogen und Sozialarbeiter noch denken und wünschen können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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