Es steht schlecht um den Homo oeconomicus

Zwei unvereinbare Menschenbilder geistern durch die westliche Vorstellung dessen, was eine Gesellschaft ist. Diese Menschenbilder können zu unterschiedlichen politischen Richtungen und Bewegungen führen. Philipp Blom erläutert: „Von diesen beiden – dem Homo oeconomicus und dem irrationalen Herdentier – ist Letzteres historisch wesentlich robuster.“ Die dünne Silhouette des rationalen Menschen zerbrach an der heimtückischen Weigerung der Gesellschaften dieser Welt, nach dem Mauerfall sich der liberalen Demokratie zuzuwenden und sich einem freien Weltmarkt anzuschließen. Historische Feindschaften, hartnäckige Traditionen, brutale Diktatoren, blutrünstige Ideologien, fundamentalistische Religionen und irrationale Impulse, Dummheit, alternative Sichtweisen und kluge Einsicht in lokale Besonderheiten haben in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Modellen und sozialen Visionen geschaffen. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Der Mensch muss das Wesen seiner Existenz selbst bestimmen

Søren Kierkegaard vertritt die Ansicht, dass alle Menschen und Situationen einzigartig sind, sodass auch die Entscheidungen und Verpflichtungen ganz individuell getroffen werden müssen. Søren Kierkegaard erhebt auch den Anspruch, den Einzelnen und das Allgemeine zusammenzubringen. Die Pflicht ist für ihn nicht etwas, das sich aus den Abwägungen der Vernunft erschließt, sondern auch etwas Gefühltes, für das vor allem die Tiefe als Maßstab gilt. Søren Kierkegaard schreibt: „Und beim Ethischen kommt es ja nicht auf die Mannigfaltigkeit der Pflichten, sondern auf ihre Intensität an.“ Ludger Pfeil stellt fest: „Viele Menschen fühlen sich heute nicht mehr in gleicher Weise an Prinzipien gebunden, die ihnen von Autoritäten vorgegeben werden, sondern wollen von Fall zu Fall eigenständig entscheiden, was das Richtige in einer bestimmten Situation darstellt.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Versprechen müssen gehalten werden und Lügen ist nicht gestattet

Nach Immanuel Kant gibt es zahllose hypothetische Imperative der Form „Wenn du A willst, musst du B tun“, die eine Handlung eines Menschen auf bestimmte Absichten steuert. Kategorisch – also unabhängig von Absichten und Bedingungen und für alle ohne Wenn und Aber geltend – ist jedoch nur einer, der von allem Inhaltlichen absieht und die reine Form des Moralurteils darstellt. Ludger Pfeil erklärt: „Der gute Wille ist es, der dabei bereits fürs Werk zählt.“ Während andere eine Vielzahl konkreter Regeln als Anleitung zum Handeln aufstellen, kommt Immanuel Kant elegant mit dieser einzigen aus: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Pflichtbewusste halten sich an unverbrüchliche Grundsätze

Während Lebenskünstler und Genießer zuallererst von ihrem eigenen Wohlbefinden ausgehen beziehen Pflichtbewusste von Anfang an das Wohlergehen ihres Mitmenschen in ihre Handlungsentscheidung ein. Ludger Pfeil ergänzt: „Der andere kann dabei als abstrakte Allgemeinheit (die Gesellschaft, die Menschheit) auftreten, sich aber ebenso gut im konkreten Gegenüber manifestieren, mit dem man in enger persönlicher Beziehung steht.“ Ursprünglich soll das Wort „Pflicht“ gar nicht viel mehr als „Gemeinschaft“ bedeutet haben, aber heute hört es sich nach unliebsamen Zwang an und führt bei manchen zu allergisch anmutenden Reaktionen der Abwehr. In einem gesellschaftlichen Umfeld, das die universelle Selbstverwirklichung predigt und das Auskosten der Genüsse schätzt, ist Pflichtbewusstsein nicht sexy. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Der Mensch sollte das Leben als gut auffassen

Beim französischen Philosophen Alain (eigentlich Émile-Auguste Chartier, 1868 – 1951) war ein Glücksfinder bodenständiger Prägung. Für ihn steht am Beginn einer positiven Welterfahrung zunächst einmal der Wille, sein Wollen selbst zu bestimmen und sich zu entschließen, das Leben als gut aufzufassen. Ludger Pfeil erklärt: „Solche Eigenmächtigkeit verlangt, dass man seinen Geist umfangreiche Freiheits- und Gestaltbarkeitsgrade zugesteht und ihm Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden einräumt.“ Dem, der diese Voraussetzung mitträgt, präsentiert Alain eine reichhaltige Palette praktisch orientierter Ratschläge: „ Mimikry der guten Laune“ bedeutet, einfach mal so zu tun, als ob man fröhlich wäre – diese Idee hatte Alain lange vor der Verbreitung des Lach-Yoga. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Jeder Mensch stellt eine einzigartige Persönlichkeit dar

Die bedingungslose Ausrichtung des eigenen Leben nach Vorbildern macht erwachsene Menschen zu Marionetten, die leicht zu beeinflussen sind, jedem kontrollierenden Zugriff gehorchen, die aber niemals selbst Verantwortung übernehmen. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Nein, es kann nicht darum gehen, einem Vorbild hinterherzurennen. Es geht darum, glaubwürdig und einzigartig und echt zu sein. Es geht darum, das Vorbild in jedem Einzelnen zu entwickeln.“ Denn jeder Mensch stellt eine einzigartige Persönlichkeit dar. Jeder Mensch darf beanspruchen, in seiner Einzigartigkeit respektiert zu werden. Die Voraussetzung für eine echte Persönlichkeit ist, sich von der ständigen Außenleitung zu lösen und die Verantwortung für das Handeln selbst zu übernehmen. Außerdem sollte man aufhören, anderen um jeden Preis gefallen zu wollen. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Der Widerspruch zwischen Liebe und sozialer Pflicht hat sich aufgelöst

Die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim stellt fest: „Wen wir lieben, wie oft wir lieben, ob wir heiraten, ob wir uns trennen, all das ist nicht nur individuell, sondern stark von der Gesellschaft geprägt.“ Doch bei allen Freiheiten, die die moderne Gesellschaft bietet: Die Freizügigkeit in Sachen Liebe hat ihren Preis; erst sie sorgt für all den Liebeskampf und –krampf, mit dem sich der moderne Mensch herumschlägt. Die zeitgeschichtlichen Veränderungen in Sachen Liebe sind groß. Ulrich Schnabel erklärt: „So war die Beziehung zum anderen Geschlecht noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein durch eine Vielzahl rigoroser Verhaltensregeln und Vorschriften geregelt, was Stoff für große epische Dramen abgab. Die Romane dieser Zeit waren voll von Geschichten über den Zwiespalt zwischen Gefühl und gesellschaftlicher Pflicht.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Nur der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstbestimmung

Das Wählen ist für den Menschen eine Pflichtaufgabe. Das hat der Philosoph Jean-Paul Sartre den „Zwang zur Freiheit“ genannt. Ein Mensch wählt immer, ob er sich nun dessen bewusst ist oder nicht. Reinhard K. Sprenger betont: „Aber das bewusste Wählen ist es gerade, dass der Wahl die Würde gibt. Echte Verantwortung erwächst also aus einer bewussten Wahlentscheidung.“ Ein Weiser sagt: „Wähle, was du tust, dann tust du immer, was du gewählt hast.“ Wer sich dagegen als Opfer der Umstände erlebt, macht andere verantwortlich, lebt nicht selbstbestimmt. Dann hat das Jammern kein Ende. Dann zahlt man den höchsten Preis, den man in diesem Leben zahlen kann: den Verlust der Selbstachtung. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Friedrich Nietzsche: „Sei dir selber treu!“

Friedrich Nietzsche war der Meinung, dass Menschen ihr eigenes Leben erschaffen, aber er behauptet, dass nicht alle Lebenssinne gleichrangig seien. Wenn man eine kritische Messlatte anlegt, seien manche grundsätzlich besser als andere. Daniel Klein beschreibt, was Friedrich Nietzsche meinte: „Manche von uns haben das Potential, auf eine Weise zu leben, die weit jenseits des Gewöhnlichen liegt, und es ist unsere Pflicht, nach einem solchen Leben zu streben, uns voll und ganz auf das einzulassen, was er das „Ja zu Leben“ nannte.“ Friedrich Nietzsche nennt Menschen Schwächlinge, die das Drehbuch, das ihnen die Gesellschaft in die Hand gedrückt hat, einfach nur abnicken und nach dessen Vorgaben leben. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Institutionen sind nicht sonderlich beliebt

Heute trifft man nur noch selten einen Menschen, der große Stücke auf Institutionen hält. Die meisten Menschen stehen großen Organisationen eher misstrauisch gegenüber. David Brooks erklärt: „Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir das Versagen dieser Institutionen erlebt haben, und zum Teil darauf, dass wir dem Individuum Vorrang einräumen. Wir schätzen die Freiheit, beliebige Wege einzuschlagen, unser Leben so zu führen, wie es uns gefällt, und niemals unsere individuelle Identität zugunsten der Anpassung an eine Bürokratie oder Organisation zu unterdrücken.“ Die meisten Menschen wollen ein möglichst reichhaltiges und erfülltes Leben führen und von einer Organisation zur nächsten springen, wie es ihnen gefällt. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Philosophieren war für Hannah Arendt ein Dienst an der Demokratie

Das Philosophie Magazin hat seine neue Sonderausgabe der deutschen Philosophin Hannah Arendt gewidmet, deren Themen von bleibender Aktualität sind: die Ursprünge politischer Gewalt, die Unbegreiflichkeit des Bösen, die Menschenrechte von politisch Verfolgten und Flüchtlingen sowie den Sinn der Arbeit. Hannah Arendt vertrat leidenschaftlich die Überzeugung, dass ein vernünftiger Streit von zentraler Bedeutung für die Demokratie ist. Im öffentlichen Engagement sah sie geradezu eine staatsbürgerliche Pflicht. Philosophieren hieß für Hannah Arendt immer öffentliches Nachdenken im Dienste der Demokratie. Gleich zu Beginn des Sonderheftes erfährt der Leser alles über die wichtigsten Lebensstationen der streitbaren Philosophin. Anschließend folgt ein Ausschnitt aus dem berühmten Fernsehinterview mit Günter Gaus aus dem Jahr 1964. Im Gespräch sagte sie, dass sich nicht in den Kreis der Philosophen gehöre, sondern ihr Beruf die politische Theorie sei.

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Mitleid hat nichts mit Moral zu tun

Wenn man einem Menschen nur aus Mitleid hilft, ist dies Immanuel Kant zufolge keineswegs eine moralische Handlung. Denn Mitleid hat nichts mit Moral zu tun, nichts mit richtig oder falsch, sondern es ist Teil des menschlichen Charakters. Für Immanuel Kant betrifft die Moral oder Sittlichkeit nicht nur das, was man tut, sondern vor allem, warum man es tut. Die Menschen, die das Richtige tun, tun es nicht nur aus einem Gefühl heraus. Die Entscheidung muss auf der Grundlage der Vernunft gefällt werden, die den Menschen sagt, was ihre Pflicht ist, ungeachtet dessen, was sie fühlen. Immanuel Kant fand, dass Gefühle in moralischen Dingen nichts zu tun hätten. Ob Menschen sie besitzen oder nicht, ist in hohem Maße Glück. Einige Menschen empfinden Mitleid und Mitgefühl, andere nicht.

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Søren Kierkegaard unterscheidet drei Stadien der Existenz

Das neue Philosophie Magazin 04/2016 stellt im Titelthema die Frage: „Wo endet meine Verantwortung?“ Endet sie bei einem Menschen selbst, seiner Familie oder nie und nirgendwo? Das Dilemma ist klar: Setzt man der eigenen Verantwortung enge Grenzen, gilt man schnell als egoistisch und unsolidarisch. Begreift man sie dagegen als endlos, überfordert man sich und verliert möglicherweise jegliches Maß. In einem Gespräch mit Sonja Flaßpöhler betont Stefan Gosepath, Professor für Praktische Philosophie an der Freien Universität Berlin, dass es eine globale Hilfspflicht gibt. Hilfe in Not ist für ihn mehr als ein Akt der Barmherzigkeit. Sie ist eine moralische Pflicht. Stefan Gosepath differenziert: „Es gibt korrektive Gerechtigkeitspflichten, und es gibt Hilfspflichten. Die Gerechtigkeitspflicht resultiert aus eigener Schuld, die ich verpflichtet bin, wiedergutzumachen. Der Hilfspflicht hingegen geht keine eigene Schuld voraus.

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Tyrannenkinder sind weder böse noch wahnsinnig

Martina Leibovici-Mühlberger übt in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ herbe Kritik am bestehenden Gesellschaftssystem. Neben einer Gruppe von Kindern, die derart auffällig geworden sind, dass sie psychotherapeutisch behandelt werden müssen – jene Kinder also, die nach der langjährigen Einschätzung der Autorin nach einfach ganz, ganz laut werden müssen, um auf ihre innere Not und Verwirrung hinzuweisen –, neben dieser sichtbaren Spitze des Eisbergs gibt es eine weitere, noch viel größere und beständig wachsende Gruppe von Kindern, die gerade noch unterschwellig verhaltensauffällig sind. Aber auch sie sind in der einen oder anderen Form deutlich beeinträchtigt und geben Anlass zur Besorgnis, wenn Martina Leibovici-Mühlberger darüber nachdenkt, wie sie in Zukunft ein erwachsenes, selbstverwaltetes Leben führen und befriedigende respektvolle Beziehungen mit anderen Menschen eingehen sollen. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Die neuen Menschen sollen perfekte Wesen sein

Das 19. Philosophicum in Lech am Arlberg wagte unter dem Titel „Neue Menschen! Bilden, optimieren, perfektionieren einen kritischen Blick in die Zukunft. Thematisiert und debattiert wurden die neuesten Fortschritte in der Biomedizin und damit verbunden Visionen, aber auch Bedenken und ethische Fragesellungen. Immer mehr Menschen trainieren und modellieren ihren Körper, sorgen für die richtige Ernährung, nehmen leistungssteigernde Nahrungsergänzungsmittel zu sich und legen sich eine langfristige Anti-Aging-Strategie zurecht. Kleine Defizite und Verfallserscheinungen werden durch die Schönheitschirurgie, größere durch künstliche Implantate und intelligente Prothesen korrigiert. Im Klappentext des Buches „Neue Menschen!“ heißt es weiter: „Das Hirn wird umfassend gefördert, die Seele wird durch Psychopharmaka von allen Irritationen und durch permanente Kontrolle im Gleichgewicht gehalten. Am Ende solcher Optimierungsprozesse steht die Vision eines perfekten, transhumanen Wesens, das reibungslos funktioniert und dem alles Menschliche fremd geworden ist.“

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Das Leben nimmt den Menschen in die Pflicht

Im Zeitalter der individuellen Autonomie organisieren viele Menschen ihr Leben nach folgender Weise. Es ist eine Methode, die mit dem Selbst beginnt – der Selbsterforschung –, und mit dem Selbst endet – der Selbsterfüllung. David Brooks erklärt: „Es ist ein Leben, dass durch eine Reihe individueller Wahlentscheidungen bestimmt wird.“ Nach einer anderen Sichtweise ist ein Mensch nicht der Schöpfer seines Lebens, vielmehr nimmt ihn das Leben selbst in die Pflicht. Die wichtigsten Antworten findet man dann nicht in sich selbst, sondern um sich herum. Diese Perspektive setzt nicht im Innern des autonomen Selbst an, sondern bei den konkreten Umständen, in die man zufällig eingebettet ist. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Dauerhaftes Glück ist nicht möglich

Dem französischen Philosophen und Staatstheoretiker Charles-Louis de Montesquieu verdankt die Menschheit viele kluge Erkenntnisse über das menschliche Handeln und seine Bedingungen. Auch über das Glück hat der Baron im 18. Jahrhundert nachgedacht und dabei festgestellt, dass menschliche Grundproblem sei bar nicht das eigene fehlende Glück, sondern die Tatsache, dass man gern glücklicher als die anderen wäre – und das ist fast immer schwierig, weil man die anderen für glücklicher hält als sie sind. Dabei kannte dieser Vorläufer der Aufklärung noch gar nicht die moderne Mediengesellschaft, in der Montesquieus Analyse gleich doppelt zutrifft. Ulrich Schnabel erklärt: „Schließlich beziehen wir den Großteil unseres Wissens nicht mehr aus eigener Anschauung und Erfahrung, sondern aus der medialen Welt, in der sich ohnehin alle zufriedener geben, als sie tatsächlich sind.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Slavoj Žižek warnt vor dem Rechtspopulismus in Europa

Die größte Gefahr im gegenwärtigen Europa ist für den Philosophen Slavoj Žižek die Radikalisierung der Einheimischen, die schon längst im Gange ist. In Frankreich gibt es den Front National, in Deutschland Pegida und AfD. Auch in anderen Ländern nehmen rechtspopulistische und rechtsextremistische Tendenzen zu. Slavoj Žižek warnt: „Die radikale Rechte profitiert vom Flüchtlingschaos. Falls Le Pen und Konsorten an die Macht kommen sollten, wird es nicht mehr das Europa sein, das wir kennen und wollen.“ Slavoj Žižek meint damit das Europa des Universalismus, der Aufklärung, der Menschen- und Freiheitsrechte, der Solidarität, und des Sozialstaates. Europa darf seiner Meinung nach sehr stolz sein auf seine Errungenschaften, und es sollte diese entschieden verteidigen. Europa muss auch von den ankommenden Muslimen verlangen, dass diese die europäischen Werte respektieren.

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Die Selbstbehauptung der inneren Wahrheit zeugt von Ehre

Zur ultimativen Aufklärung zählt Rotraud A. Perner nicht nur das Nachforschen, wer aus bestimmten Aktionen und Konstellationen welchen Gewinn ziehen will und wird, sondern auch, welche Werte damit verwirklicht werden. Manche Berufe verlangen von ihren Angehörigen Eide, mit denen sie sich darauf verpflichten, darauf zu achten, keinen Schaden anzurichten, Verschwiegenheit zu bewahren oder auch sich ihren Erziehungs- oder Fürsorgeunterworfnenen nicht sexuell zu nähern. Man spricht in diesen Fällen von Ethikrichtlinien oder auch von Standesehre. Ehre oder auch Würde sind heute aber vielfach als Werte verloren gegangen. Unter Ehre versteht Rotraud A. Perner nicht bloß als Anspruch auf Ehrerbietung oder Ehrungen, sondern als Kern der Selbstachtung und Selbstbehauptung der inneren Wahrheit. Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer aktuellen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Emotionen haben in der Arbeitswelt nichts zu suchen

Emotionen am Arbeitsplatz lassen sich nicht verhindern, aber man kann sie verstehen. Grob geschichtlich betrachtet sagt Alexander Goebel, dass der Kapitalismus zu einer einseitigen Wahrnehmung der Emotionen gekommen ist und zwar aus folgenden Gründen: Der typischen Arbeiter an einen gewöhnlichen Arbeitsplatz zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat seine Arbeitsbedingungen grundsätzlich nur still erlitten, wiewohl er vielleicht innerlich wütend war. Damals gab es keine oder wenige emotionale Äußerungen, denn solche hätten zu Schwierigkeiten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt. Alexander Goebel fügt hinzu: „Die Arbeit an sich war emotional unentrinnbar mit Mühsal, Verachtung und Ungerechtigkeit verbunden. Negative Werte, die die Menschen stumm dienend solange erduldeten, bis der Leidensdruck einfach zu groß wurde und sich die aufgestauten Emotionen in Protest und Arbeitskampf entluden, zu Recht und mit Recht.“ Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Julian Baggini macht sich Gedanken über die Ethik der Präferenz

Die Vorzugsbehandlung der Familie und von Freunden mag als moralisches Problem erscheinen, sofern man eine utilitaristische Perspektive einnimmt, die besagt, dass die Interessen eines jeden Menschen gleich behandelt werden sollen, und das es jedermanns Plicht sei, die Welt zu verbessern, wann immer man sie auf welche Art auch immer optimieren kann. Doch Julian Baggini weist noch auf andere Denkweisen hin, die Moralität nicht als eine Pflicht betrachten, das Wohlergehen aller zu maximieren. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Wilhelm Schmid stellt unterschiedliche Ideen der Ehe vor

Eine aufgeklärte Idee der Ehe vertritt Adolph Freiherr Knigge in seinem 1788 erschienenen Buch „Über den Umgang mit Menschen“. Die Ehe ist seiner Meinung nach eine Beziehung der freien Wahl, zu der junge Menschen zwar mangels Erfahrung weniger gut vorbereitet sind, aber eher fähig, sich einander anzupassen. Mehr Bedeutung als die bloße Pflichterfüllung gewinnt laut Wilhelm Schmid bei ihm die Idee des Lustgewinns. Adolph Freiherr von Knigge schreibt: „Das Glück der Ehe besteht darin, sich wechselseitig das Leben süß und leicht zu machen. Unterschiede in Temperament, Neigung, Denkweise, Fähigkeit und Geschmack können, wenn sie nicht allzu groß werden, sogar mehr Glück gewähren.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

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Cicero setzt sich für das pflichtgemäße Handeln ein

Cicero rät, dass man seinen Mitmenschen gegenüber eine gewisse Rücksicht zeigen sollte, besonders gegenüber den Besten, aber auch gegen die übrigen. Er schreibt: „Denn als gleichgültig anzusehen, was ein jeder über einen denkt, verrät nicht nur einen selbstherrlichen, sondern auch einen ganz und gar bedenkenlosen Menschen.“ Cicero weist darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Taktgefühl gibt, wenn man auf seine Mitmenschen Rücksicht nimmt. Das Gebot der Gerechtigkeit ist es, Mitmenschen nicht zu verletzen, die Aufgabe des Taktgefühls ist es, kein Ärgernis zu erregen. Darin erkennt man seiner Meinung nach besonders die Bedeutung des Schicklichen.

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Das menschliche Handeln wird durch das Temperament geleitet

David Hume als vorurteilsloser Betrachter menschlichen Handelns stellt fest, dass die Menschen fast vollständig durch die Art ihres Wesens und ihr Temperament geleitet werden und dass allgemeine Maximen nur geringen Einfluss haben, wenn sie nicht den persönlichen Geschmack oder das individuelle Gefühl ansprechen. David Hume nennt ein Beispiel: „Wenn jemand moderate Leidenschaften und einen wachen Sinn für Ehre und Tugend hat, wird sein Verhalten stets den Regeln der Moral entsprechen, oder er wird, sollte er von ihnen abweichen, ohne Mühe und schnell zu ihnen zurückkehren.“ Wenn aber jemand auf der anderen Seite von Natur aus ein so pervertiertes Gemüt besitzt und von solcher Fühllosigkeit und Unempfindlichkeit ist, dass er für Tugend und Menschlichkeit keinen Geschmack hat, dass er keine Zuneigung zu seinen Mitgeschöpfen empfindet und dass er keinen Wunsch verspürt, Achtung und Beifall anderer zu finden, dann muss er als ein unheilbar Kranker gelten, für den auch die Philosophie kein Heilmittel bereithält. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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