Der Begriff „Banalität des Bösen“ machte Hannah Arendt berühmt

Den Zwängen ihrer Zeit setzte die deutsche Philosophin Hannah Arendt ein unerschrockenes und unabhängiges Denken entgegen. Sie versuchte, eine neue Form der Politik zu begründen, wobei ihr die Freiheit und die Pluralität als die Grundbedingungen des Menschseins galten. Laut Hannah Arendt ist die Verschiedenartigkeit der Menschen eine Vorraussetzung des Politischen. Wenn hingegen, wie im Totalitarismus, gewaltsam ein Monismus hergestellt wird, bedeutet dies für sie die Zerstörung des Politischen. Hannah Arendt bezeichnet die totalitären Regime als „organisierte Verlassenheit“, in denen die Prinzipien der Demokratie wie Repräsentation, der Schutz der Meinungsfreiheit und das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht mehr gelten. Stattdessen wird die Herrschaft durch die Verbreitung von Angst und Terror aufrechterhalten, wobei eine Ideologie die theoretische Legitimationsgrundlage bildet. Auf jeden kritischen Versuch der Überprüfung des geschlossenen Systems wird feindlich reagiert.

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Für Peter Scholl-Latour ist die Welt total aus den Fugen geraten

Die Weltpolitik gleicht für den Journalisten und ausgewiesenen Kenner des Nahen Ostens derzeit einem aufziehenden Gewittersturm. Ob in Lateinamerika, Arabien, dem Mittleren Osten oder Schwarzafrika, überall braut sich Unheil zusammen. Auch Europa und die Vereinigten Staaten von Amerika, Orte der Stärke und Stabiliät, werden von Krisen erschüttert wie schon lange nicht mehr. Im ersten Teil seines Buches „Die Welt aus den Fugen“ analysiert Peter Scholl-Latour die aktuelle Weltlage, angefangen von der Mongolei über China, Russland, Libyen, Syrien bis hin zu Deutschland. Der zweite Teil umfasst ältere Artikel und Interviews aus den Jahren 2008 bis 2012. Peter Scholl-Latour arbeitet seit 1950 als Journalist, unter anderem viele Jahre als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD-Studioleiter in Paris, als Fernsehdirektor der WDR, als Herausgeber des STERN. Seit 1988 ist er als freier Publizist tätig.

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Die Malerin Oda Jaune will Schreckliches in Schönheit verwandeln

Oda Jaune malt, seitdem sie denken kann. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Unerschrockenheit vor Dingen aus, bei denen die meisten anderen Maler wegschauen. Sie schaut aber nicht verbittert, sondern geradezu zärtlich auf die Abgründe dieser Welt. Seit vier Jahren lebt Oda Jaune, die in Düsseldorf an der Kunstakademie studierte, nun schon in Paris. Die gebürtige Bulgarin war von 1998 bis 2003 Meisterschülerin in der Klasse von Jörg Immendorff. Die junge Studentin und der berühmte ältere Maler wurden ein Paar. Wenige Tage nach ihrem Umzug nach Paris hatte sie schon einen Galeristen, Daniel Templon, gefunden. Dieser machte zuvor Künstler wie Roy Lichtenstein oder Richard Serra in Frankreich bekannt. Nach nur vier Monaten hatte Oda Jaune schon ihre erste große Einzelausstellung, eine weitere folgte im Jahr 2011.

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Die Rolle Deutschlands im Europa der Eurokrise

Für den Journalisten Joachim Käppner, Ressortleiter München bei der Süddeutschen Zeitung, steht Deutschland in der Eurokrise etwas ratlos da. Seiner Meinung nach steht es dort, wo es nach 1945 niemals mehr stehen wollte: als herausragende und dominierende Nation in der Mitte Europas. Joachim Käppner blickt auf das vergangene Jahrhundert zurück und schreibt: „Seine Versuche im 20. Jahrhundert, dies mit Kanonen und Panzern zu werden, endeten in Apokalypsen aus Blut und Feuer, aber eben darum gibt es dieses Deutschland nicht mehr.“ Er zitiert den Historiker Heinrich August Winkler, der die Resozialisierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg als einen Weg der demonstrativen Bescheidenheit und der Demut beschreibt.

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Tania Blixen greift die Idee paradiesischer Zustände auf

Tania Blixen behauptet, dass in der ganzen Geschichte der Menschheit kein Ideal aufgegeben wurde, weil zu hohe Hürden mit ihm verbunden waren, sondern es sind alte Ideale verworfen worden, die ihren Glanz verloren hatten und kein Mensch mehr Lust auf sie hatte oder sich wirklich von ihnen angezogen fühlte. Tania Blixen schreibt: „Es gibt keine Anstrengung, Gefahr oder Qual, die die Menschheit dauerhaft auf ihrem Wege zum Erreichen eines Ideals aufhalten kann, aber die Stunde des Ideals hat geschlagen, wenn allgemein gefragt wird: wozu soll das gut sein?“ Wenn es heutzutage keine Menschen mehr gibt, die sich um des Paradieses willen verbrennen oder sich aus der Gesellschaft verbannen lassen, hat das ihrer Meinung nach den Grund, dass die Menschen keine Lust mehr auf das Paradies haben und überhaupt nicht hineingelangen wollen, selbst wenn der Eintritt kostenlos wäre.

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Max Beckmann war besessen von seiner Malerei

Max Beckmann wurde am 12. Februar 1884 geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters siedelte sich die Familie in Braunschweig an. Im Jahr 1900 wurde er in die Großherzogliche Kunstschule von Weimar aufgenommen. Seine später unverkennbare Maltechnik erwarb er in der Antikenklasse und in der Naturklasse bei Fritjof Smith. Sechs Jahre später konnte er ein halbes Jahr lang in Florenz Malstudien betreiben, da er mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet worden war. Nach seiner Rückkehr wählte er als neue Heimat Hermsdorf bei Berlin. An Berlin liebte er die Nüchternheit und Großzügigkeit. Die Stadt blieb jahrzehntelang bestimmend für seine Gestaltung der menschlichen Komödie. Er trat der Berliner Sezession bei, die vom Impressionisten Max Liebermann geprägt wurde. Max Beckmann malte damals zahlreiche hochdramatische Bilder in großem Format.

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Der Unterschied zwischen der freien Liebe und der Ehe

Die Ehe ist für Tania Blixen eine ehrwürdige Institution, bei der der Name deshalb am längsten lebt, weil der Begriff der Ehe für die meisten Menschen mehr Bedeutung erlangt hat als die Idee, die dahinter steckt. Sie schreibt: „Dass der Inhalt ausgezehrt ist, die Schale sich aber aufrechterhalten kann, das ist bisweilen ein Zustand, der alle Teile zufrieden stellt, und ein Vorschlag, sich des Namens zu entledigen, würde vielleicht aufrührerisch wirken zu einem Zeitpunkt, an dem der Gedanke und das Ding schon verwittert sind wie Staub im Grabe.“ Klopft dagegen eine neue Idee an die Pforten der Gesellschaft, selbst wenn sie bescheiden und mit besten Erklärungen auftritt, bricht drinnen oft ein beispielloser Aufstand aus.

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Der Engländer Thomas Cook erfand den Pauschalurlaub

Der Tourismuskonzern Thomas Cook Group trägt zwar noch immer den Namen seines Gründers, aber 170 Jahre nach der Gründung ist das Unternehmen hoch verschuldet und könnte sogar Pleite gehen. Vor kurzem trat Vorstandschef Manny Fontenla-Novoa zurück, weil der Konzern seit Jahresanfang Dreiviertel seines Börsenwerts verloren hatte und rund 370 Millionen Euro an Verlusten angehäuft hatte. Einst war dieser Konzern die Keimzelle des modernen Massentourismus. Thomas Cook, der von 1808 bis 1892 lebte, war einer der ungewöhnlichsten Unternehmer des 19. Jahrhunderts. Heute ist der Vater des Pauschalurlaubs, der übrigens keine Fremdsprache sprach, fast vergessen, obwohl sein Leben einer einzigen Abenteuerreise glich.

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Montesquieu unterscheidet drei Regierungsformen

Montesquieu definiert das Wesen des Staates über seine verschiedenen Abhängigkeiten wie vom Klima, von der Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Religion. Seiner Meinung nach gibt es ein politisches Recht, dass für jede einzelne Gesellschaft verschieden ist. Die Zusammenfassung aller Rechte einer Gesellschaft nennt er Staat, der für ihn eine Verkörperung von Macht und Gesetz darstellt. Montesquieu unterscheidet drei Formen der Regierung: Republik, Monarchie und Despotie. In einer Republik ist das gesamte Volk oder ein Teil des Volkes im Besitz der souveränen Macht. Die Souveränität des Volkes in der Republik wird vor allem dadurch deutlich, dass die Gesetze, auf dem Wege der Abstimmung, allein vom Volk beschlossen werden.

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Das Unbehagen in der Gesellschaft nimmt stark zu

Die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten eines Menschen in den westlichen Industrienationen sind in den vergangen Jahrzehnten gewaltig gewachsen. Traditionelle Rollen verloren ihre Bedeutung, gesellschaftliche Bindungen zersetzten sich. Alain Ehrenberg beschreibt in seinem neuen Buch „Das Unbehagen in der Gesellschaft“ die Unfähigkeit der Menschen, diese Freiheiten und Wahlmöglichkeiten für ein sinnvolles Leben zu nutzen. Als Folge davon nehmen narzisstische Persönlichkeitsstörungen und Depressionen rapide zu. Auf der einen Seite ist die Autonomie des Individuums zum höchsten Wert an sich aufgestiegen, auf der anderen Seite kommt es mit dem Scheitern am Ideal des selbstbestimmten Lebens zu immer mehr Erkrankungen der Psyche. Der Soziologe Alain Ehrenberg erforscht diese Entwicklung an zwei groß angelegten Fallstudien in Frankreich und den USA. Alain Ehrenberg ist Leiter der Forschungsgruppe „Psychotropes, Santé mentale, Société“ am Centre National de Recherche Scientifique (CNRS) in Paris.

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Alain Ehrenberg plädiert für eine Politik der Autonomie

Der Pariser Sozialforscher Alain Ehrenberg hat im Suhrkamp Verlag sein zweites Buch veröffentlicht: „Das Unbehagen in der Gesellschaft“. Vor zwölf Jahren stellte der Autor in seinem Erstlingswerk „La fatigue d’être soi“ fest, dass die meisten westlichen Menschen sich in einem Zustand der völligen Erschöpfung befinden, nachdem sie aus den vormodernen Zwängen und Routinen befreit worden waren. Die Massen waren für Alain Ehrenberg einfach fix und fertig. Er schrieb: „Sich befreien, macht nervös, befreit sein, depressiv. Die Angst, man selbst zu sein, versteckt sich hinter der Erschöpfung, man selbst zu sein.“ Er vertrat die Meinung, dass der mündige Souverän abdankt, wenn ein Individuum bunte Pillen schlucken muss, um gut gelaunt seiner Büroarbeit nachgehen zu können. Aber ohne einen souveränen Bürger ist die Gesellschaft in Gefahr, das Gemeinwesen droht auseinanderzubrechen.

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Der Leidensweg der mexikanischen Malerin Frida Kahlo

Die Malerin Frida Kahlo wurde am 6. Juli 1907 in Coyoacán, Mexiko, geboren. Ein schwerer Schicksalsschlag führte sie zur Kunst. Bei einem Busunglück wurde sie im Alter von 18 Jahren so schwer verletzt, dass sie viele Monate in einem Korsett aus Stahl im Bett liegen musste. Um sich von ihren Schmerzen abzulenken, begann sie sich mit der Malerei zu beschäftigen. Im September 1926 malte sie ihr erstes Selbstporträt, das „Selbstbildnis mit Samtkleid“. Bei dem Verkehrsunfall wurden mehrere innere Organe und die Wirbelsäule Frida Kahlos schwer geschädigt. Sie blieb ihr ganzes Leben lang behindert und konnte keine Kinder mehr gebären. Sie lernte nach dem Unglück zwar wieder laufen, aber sie hatte in ihrem weiteren Leben mit ständigen Schmerzen und vielen Einschränkungen im Lebensablauf zu kämpfen.

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Tony Judt kritisiert den ungeregelten Kapitalismus

Für Tony Judt ist irgendetwas grundfalsch an der Art und Weise, wie die Amerikaner in der Gegenwart leben. Seit dreißig Jahren wird vor allem in den USA ein eigennütziges Gewinnstreben verherrlicht. Wenn die amerikanische Gesellschaft überhaupt ein Ziel hat, ist es seiner Meinung nach die Jagd nach dem Profit. Die Menschen wissen zwar, was die Dinge kosten, kennen aber nicht deren Wert. Wenn Gesetze erlassen oder Gerichtsurteile gesprochen werden, fragen die Menschen nicht danach, ob sie gut, gerecht und vernünftig sind. Oder ob sie vielleicht sogar zu einer besseren Gesellschaft, ja einer besseren Welt beitragen könnten. Tony Judt, der von 1948 bis 2010 lebte, studierte in Cambridge und Paris und lehrte nach Stationen in Cambridge, Oxford und Berkeley seit 1995 als Erich-Maria-Remarque-Professor für Europäische Studien in New York.

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Die Karriererollen des Hollywood-Stars Salma Hayek

Salma Hayek besitzt zwar ein Haus in Los Angeles, ist aber dort kaum anzutreffen. Mindestens die Hälfte des Jahres lebt sie in Paris. Vier Monate verbringt sie mit ihrem Mann François-Henri Pinault, dem CEO der Luxus-Konzerns PPR, auf Geschäftsreisen. Ihre dreijährige Tochter nimmt sie immer mit, da für sie das jeweilige Zuhause dort ist, wo sich ihre Familie gerade aufhält. Ihre Dreharbeiten finden seit geraumer Zeit meist in der näheren Umgebung statt. Sie dreht inzwischen mehr Filme in Europa als in Hollywood. Gerade nimmt sie einen Film in Paris auf, im Herbst wird einer in Spanien folgen. Salma Hayek erklärt: „Es ist ein wenig romantisch, Independent-Filme zu machen, kleine Filme mit kleinen Trailern, wenig Geld und wenig Zeit – aber mit ziemlich großen Themen.“

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Der Lehrmeister des Malers Camille Corot war die Natur

Bei dem Maler Camille Corot gab es kein Blendwerk, wohl aber eine unübersehbare Strenge in der Harmonie seiner Bilder. Charles Baudelaire bewunderte den Künstler wegen seiner besonderen, stillen Ausdrucksweise seines Malstils. Er lobte die träumerische, aber doch besonnene Beharrlichkeit des Malers. Seine eigenen Werke vergleicht Camille Corot mit den Bilder von Théodore Rousseau auf eine bescheidene Art und Weise wie folgt: „Der ist ein Adler, ich bin nur eine Lerche und schmettere kleine Lieder in meine grauen Wolken.“ Seine Zeitgenossen bewunderten Camille Corot vor allem als Landschaftsmaler, da er der Natur, den darin angesiedelten Bäumen, dem Wasser und dem Gestein in seinen Bildern eine ganz einzigartige Ausstrahlung angedeihen ließ.

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Okwui Enwezor wird neuer Direktor am Haus der Kunst

Okwui Enwezor, unbestritten ein Kurator von Weltrang, übernimmt ab 1.Oktober 2011 die Leitung des Münchner Hauses der Kunst und tritt die Nachfolge des bisherigen Direktors Chris Dercon an, der an die Spitze der Londoner Tate Modern wechselt. Zu den Ruhmestaten von Okwui Enwezor zählen, dass er wie vielleicht kein anderer Kurator die Gegenwartskunst in den vergangenen fünfzehn Jahren internationalisiert hat. Außerdem hat er sich radikal von der Selbstbezogenheit der Kunst verabschiedet, soziale und politische Anliegen in den Vordergrund gerückt sowie die Museen für Fotografen, Videokünstler und Meister der Installation aus Arabien, Asien und Schwarzafrika geöffnet.

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Die amerikanische Schriftstellerin Jane Bowles

Das kleine, aber doch großartige schriftstellerische Werk der Jane Bowles wurde von prominenten Kollegen hoch gelobt. Zu ihren Bewunderern zählten unter anderen Truman Capote, John Ashbery und Tennessee Williams. Jane Bowles schrieb fast ausschließlich über Frauen. Ihre Romanfiguren glichen überbelichteten Porträts, die viel Platz für die Phantasie des Lesers ließen. In dem Roman „Zwei sehr ernsthafte Damen“ beschreibt Jane Bowles die Ehefrau Frieda Copperfield wie folgt: „Für Mrs. Copperfield war das einzige Lebensziel, glücklich zu sein; Leute allerdings, die ihr Verhalten über einige Zeit hin beobachtet hatten, wären angesichts einer solchen Feststellung überrascht gewesen.“

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Das Narrenschiff der Katherine Anne Porter

Der Roman „Das Narrenschiff“ der amerikanischen Schriftstellerin Katherine Anne Porter ist ein großer Gesellschaftsroman, dessen Titel auf die gleichnamige Dichtung von Sebastian Brant aus dem 15. Jahrhundert anspielt. Die Protagonisten der Handlung sind Schiffsreisende auf der Fahrt von Veracruz in Mexiko nach Bremerhafen in Deutschland. Zu den Passagieren zählen unter anderen patriotische Deutsche, biedere Schweizer, eine Tänzergruppe aus Spanien, ein junges amerikanisches Künstlerpaar, ein Todgeweihter im Rollstuhl, eine abgetakelte Gräfin, eine Kubanerin aus der Upperclass, ein Buckliger, eine Lehrerin, deren Mann gestorben ist sowie ein jüdischer Handlungsreisender.

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Ulrich Peltzer taucht in die Welt der Roten Brigaden ein

„Die Silhouette eines Mannes zeichnet sich deutlich vor den Bildschirmen ab. Wie es im Halbdunklen scheint, hat er seinen Kopf leicht in den Nacken gelegt.“ So beginnt der spannende Roman „Teil der Lösung“ von Ulrich Peltzer. Jochen Jung von der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ behauptet von diesem Beginn, dass so große Romane anfangen. Über diese Aussage kann man sicher geteilter Meinung sein. Übereinstimmung dürfte dagegen beim Gütekriterium herrschen, dass Marcel Reich-Ranicki immer wieder anführte, wenn er einen Roman zu beurteilen hatte. Sein oberstes Gebot war, der Autor dürfe den Leser nicht langweilen.

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Die Essayistin und Schriftstellerin Susan Sontag

Susan Sontag war in Amerika ein Star, die Frau mit dem berühmtesten Intellekt ihrer Zeit. In ihrem Werk spiegelt sich ihre Leidenschaft für die europäische Kultur. Obwohl viele ihrer Essays genial waren, gab sie sich nicht mit dem Erfolg in dieser literarischen Gattung zufrieden, sondern wollte immer auch eine erfolgreiche Romanschriftstellerin werden. In ihren Schriften drückt sich der Konflikt der modernen Kunst und des modernen Denkens in größter Genialität aus. Es ist scheinbare Unvereinbarkeit zwischen Ästhetizismus und Moralismus. Manchmal betrachtete Susan Sontag in ihren Essays selbstbezogen die Welt, in den meisten Werken aber kämpfte sie gegen ihre Ungerechtigkeiten und Leiden.

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Thomas von Aquin trennt den Glauben vom Wissen

Thomas von Aquin fasste die Theologie und die Philosophie seiner Zeit zusammen. Er ist jener Dominikanermönch, der für die Nachwelt den Höhepunkt der Scholastik darstellt. Maßgebend für seine Lehre ist das Begriffspaar Wesen und Sein. In seinem Kommentar zum Buch „Über die Seele“ von Aristoteles schreibt er, dass der in der Seele angenommene Verstand, die Fähigkeit habe, in der Erkenntnis alles zu werden. Vor allem die Geistigkeit der Seele liegt ihm dabei am Herzen. Der Beginn des Seelenlebens beginnt für ihn mit der Zeugung und lebt nach dem Tod des Körpers weiter. Für Thomas von Aquin war die Seele ein Geist, der in allen Individuen identisch ist.

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Gertrude Stein zertrümmert die Regeln der Grammatik

Gertrude Stein wollte die Welt der Sprache revolutionieren, wie vor ihr die Kubisten in der Malerei die Welt des Sehens revolutioniert hatten. Das absolut neue an ihren Vorhaben war, vom Sehen der Bilder auf das Verstehen der Sprache zu schließen. Sie war entschlossen, die Techniken des Kubismus, die sie zum Beispiel auf den Bildern von Pablo Picasso und Juan Gris gesehen hatte, in ihren Satzbau einfließen zu lassen. Gertrude Stein ließ die sakrosankten Regeln der Grammatik mit Subjekt, Prädikat und Objekt hinter sich, so wie sich die Maler von der Zentralperspektive verabschiedet hatten. Dieser kubistische Schreibstil entstand nicht spontan, sondern geht auf einen Satz von Madame de Sévigné zurück, der lautete: „Alles ist zersplittert, alles ist wahr.“

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Djuna Barnes: „Jede Liebe bedeutet den Tod“

Die amerikanische Schriftstellerin Djuna Barnes hat sich mit ihrem grandiosen Buch „Nachtgewächs“ in die Weltliteratur des 20. Jahrhunderts eingereiht. Über dieses Werk schreibt Djuna Barnes 1935 an ihre Freundin Emily Coleman: „Nachtgewächs, einfach so, ein einem Wort, es klingt nach Nachtschatten, nach Gift und Nacht und Wald, und nach Zähigkeit, im fleischlichen Sinn.“ Das ist sehr harmlos umschrieben. In Wirklichkeit verbergen sich in dem Meisterwerk sexuelle Übertretungen, vom Missbrauch Minderjähriger bis zum Inzest und Abarten der Bigamie. Man kann das „Nachtgewächs“ auch als ein Sittenbild der Pariser Boheme der zwanziger Jahre betrachten.

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Rudolf Diesel erfindet den Dieselmotor

Der Dieselmotor gehört zu den Bahnbrechenden Neuerungen, die viele weitere technische Entwicklungen im 20. Jahrhundert erst möglich machten. Vor allem in Kraftwerken und Schiffen verdrängte die Erfindung Diesels völlig jede andere Antriebsform. Der Einbau der Dieselmotoren in Lastwägen und Personenautos begann erst nach dem Tod des genialen Erfinders. Rudolf Diesel hatte mit einem kleinen Team von 1893 bis 1897 seine „Wärmekraftmaschine“ entwickelt. Die Lizenzeinnahmen des Dieselmotors brachten Rudolf Diesel so viel Geld ein, dass er sich eine Villa im noblen Münchner Bogenhausen kaufen und sich einen großbürgerlichen Lebensstil leisten konnte.

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Der geniale Autopionier Gottlieb Daimler

Gottlieb Daimler, der eigentlich gelernter Büchsenmacher war, hatte am Polytechnikum in Stuttgart studiert und anschließend mehrere Jahre in Frankreich und England gearbeitet. Als er 38 Jahre alt war, erhielt er von der Gasmotorenfabrik Deutz das Angebot, den Posten des Technischen Direktors zu übernehmen. Einer der Firmeninhaber ist Nikolaus Otto, der vier Jahre nach Gottlieb Daimlers Einstieg bei Deutz das Viertakt-Prinzip erfindet. Gottlieb Daimler ist von seiner Arbeit fasziniert. Der Sohn eines Schorndorfer Bäckermeisters sieht im Bau von Motoren ein gewaltiges Potential. Er ist davon überzeugt, dass sie in der Zukunft alles antreiben werden – nicht nur die Maschinen der Industrie.

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