Ohne Freiheit ist Verantwortung nicht möglich

Ina Schmidt schreibt: „Freiheit ist sowohl eine Voraussetzung für verantwortliches Handeln als auch immer wieder ein Hindernis, klare verallgemeinerbare Regelungen im Sinne des vermeintlich Guten durchzusetzen.“ Immer wieder ist es der Verweis auf das hohe Gut der Freiheit, die so mancher ethischen Debatte oder moralischen Vorstellung den Riegel vorschiebt und andererseits die Diskussion darum überhaupt erst eröffnet. Das als gut Anerkannte gebietet möglicherweise eine bestimmte Handlungsweise. Dennoch hat jeder in vielen moralischen Fragen die Freiheit, sich auch anders zu entscheiden. Es geht bei jeder Form von Verantwortung nicht nur um den Schutz, sondern auch um den Gebrauch der eigenen Freiheit. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

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Die Corona-Krise 2020 kam nicht überraschend

So verstörend die Auswirkungen auch waren, so hätte die Corona-Krise 2020 eigentlich keine Überraschung sein dürfen. Adam Tooze stellt fest: „Es war ein Unfall, der irgendwann passieren musste. Nicht nur, dass unsere moderne Lebensweise die Mutation potenziell gefährlicher Viren beschleunigt hat, wir tragen sie auch mit der Geschwindigkeit von Düsenflugzeugen um die Welt.“ Experten wussten um die Risiken und erstellten hypothetische Pläne, wie die Menschheit reagieren könnte. Die breite Bevölkerung hat hohe Erwartungen an Kontrolle und Vorhersagbarkeit. Das ganze Leben der Menschen dreht sich um Systeme, die sehr anfällig für Massenansteckungen sind. Dennoch gab es seitens derer, die es sich hätten leisten können, keine Bereitschaft, für echte Vorsorge zu bezahlen. Adam Tooze lehrt an der Columbia University und zählt zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

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Die Globalisierung muss verbessert werden

Clemens Fuest vertritt die These, dass die Globalisierung nicht abgeschafft, sondern verbessert wird. Er erläutert: „Globalisierung ist ein Prozess, in dem die Länder der Welt durch politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zunehmend verbunden sind. Damit beeinflussen sie sich immer mehr gegenseitig.“ Die Corona-Pandemie selbst ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Welt durch Globalisierung verbunden ist. Leider im negativen Sinne. Der Flügelschlag einer Fledermaus in China hat die Weltwirtschaft in die Knie gezwungen. Zunächst muss man jedoch unterscheiden zwischen den Problemen während der Krise und den Perspektiven für die Globalisierung danach. Dass während der Coronakrise der Welthandel unterbrochen wurde, heißt nicht, dass er auch künftig gestört sein wird. Oder dass es sinnvoll ist, ihn einzuschränken. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Der Staat muss das Leben der Bürger schützen

Zu Beginn des Jahres 2020 war das Missverhältnis zwischen Pandemierisiko und den Investitionen in die globale öffentliche Gesundheit geradezu grotesk. Von „Markversagen“ zu sprechen, untertreibt freilich, worum es im Kern der Sache geht. Adam Tooze erklärt: „Was bei der Reaktion auf pandemische Bedrohungen auf dem Spiel steht, ist nicht nur ein ungeheurer wirtschaftlicher Wert. Es geht vielmehr um grundlegende Fragen der sozialen Ordnung und der politischen Legitimität.“ Denn das Versprechen das Leben seiner Bürger zu schützen, ist eine der Grundlagen des modernen Staates. Im Jahr 2020 ließ sich die Vorstellung, dass es sich bei Covid „nur um eine Grippe“ handelte, schwerer verkaufen, als es sich ihre Verfechter vorgestellt hatten. Adam Tooze lehrt an der Columbia University und zählt zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

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Freiheitsrechte sind keine Selbstverständlichkeit mehr

In seinem neuen Buch „Freiheit in Gefahr“ untersucht Hans-Jürgen Papier die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Facetten der Freiheit. Dabei bezieht er sich stets auf die Verfassung Deutschlands, deren oberster Zweck die Freiheit ist. Mit Sorge beobachtet der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts die fortschreitenden Erosionserscheinung in Deutschland. Denn die einst hart erkämpften Freiheitsrechte sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Sie sind zunehmend in Gefahr, nicht zuletzt seit der Coronapandemie. Der Autor beobachtet besorgniserregende Verschiebungen auf das, was viele Deutsche politisch als verhältnismäßig empfinden. Hans-Jürgen Papier deckt auf, was die Grundrechte bedroht, und macht deutlich, warum es jetzt gelingen muss, die bürgerlichen Freiheiten zu sichern und zu wahren. Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans-Jürgen Papier war von 2002 bis 2014 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

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Clemens Fuest analysiert die Exit-Debatte

Die aktuellen Kontaktbeschränkungen in Deutschland verstärken psychische Krankheiten Wie Depressionen. Häusliche Gewalt und andere soziale Probleme nehmen zu. Menschen, die sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sehen, werden oft krank. Clemens Fuest erläutert: „Die Kosten des Shutdowns gehen außerdem weit über den Ausfall von Produktion und Wertschöpfung im engeren Sinne hinaus.“ Durch die Schließung von Schulen und Kindergärten unterbleiben Investitionen in die Bildung. Die in Deutschland ohnehin ausgeprägte Ungleichheit der Bildungschancen verschärft sich. Zu Hause statt in der Schule zu lernen, fällt Kindern aus bildungsfernen Milieus deutlich schwerer als anderen. Darüber hinaus kann ein leistungsfähiges Gesundheitssystem mittelfristig nur auf der Basis einer funktionierenden Wirtschaft bestehen. Aus all diesen Gründen besteht die Aufgabe des Krisenmanagements in der Pandemie nicht darin, entweder der Gesundheit oder der Wirtschaft Priorität einzuräumen. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Die Deutschen müssen mit dem Covid-19-Virus leben

Die Menschen in Deutschland müssen sich darauf einstellen mit dem Covid-19-Virus zu leben und zu arbeiten. Inzwischen ist die Idee gescheitert, die Pandemie durch das zügige Schaffen einer Herdenimmunität zu überwinden. Allerdings stellt sich Clemens Fuest die Frage, was die Alternative ist, vor allem, was nach dem Shutdown kommt. Eine Strategie heißt „Hammer and Dance“. Damit ist ein Plan in zwei Phasen gemeint. In der ersten Phase kommt ein strikter Shutdown (Hammer), der mit starken wirtschaftlichen und sozialen Belastungen einhergeht. Er verhindert dafür aber, dass die Infektionszahlen exponentiell zunehmen und das man das Gesundheitssystem überfordert. In der zweiten Phase wird der Shutdown schrittweise gelockert. Man beobachtet dann, wie sich die Epidemie entwickelt, und rudert notfalls zurück (Dance). Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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So sieht gute Konjunkturpolitik aus

Irgendwann endet auch die Phase des Shutdowns und die Wirtschaftstätigkeit kann Fahrt aufnehmen. Dann können klassische Instrumente der Konjunkturpolitik zum Einsatz kommen. Clemens Fuest erläutert: „Jetzt geht es tatsächlich darum, die Wirtschaftstätigkeit zu stimulieren. Also Unternehmen und private Haushalte anzuregen, zu konsumieren und zu investieren.“ Die Lockerungen des Shutdowns und die Rückkehr zu Verhältnissen, wie sie vor der Pandemie herrschten, ziehen sich möglicherweise über einen längeren Zeitraum hin. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass es zwischenzeitlich Rückschritte gibt. Denn es könnte zu neuen Krankheitsausbrüchen kommen, eventuell regional beschränkt. In dieser Übergangszeit müssen konjunkturpolitische Instrumente zielgenau sein, damit sie wirken. Je mehr Beschränkungen die Politik aufhebt, desto breiter können konjunkturpolitische Impulse wirken. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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Wir alle sind Gefangene der Zeit

In 13 Essays zeigt Christopher Clark in seinem neuen Buch „Gefangene der Zeit“ wie sehr historische Ereignisse und Taten über die Zeiten hinweg fortwirken. An den Vorstellungen von Macht und Herrschaft hat sich bis heute wenig geändert. Die Religion, politische Macht und das Bewusstsein der Zeit sind für Christopher Clark prägende Säulen der neueren europäischen Geschichte. Die religiöse Tradition ordnet dabei das menschliche Bestreben in den größtmöglichen Kompass ein. Politische Macht verbindet Kultur, Wirtschaft und Persönlichkeit mit Entscheidungen, die eine große Anzahl von Menschen betreffen. Die Zeit schließlich wird von Narrativen, religiösen ebenso wie säkularen, konstruiert und geformt. Sie verrät, wie die Präsenz von Macht, in welcher Form auch immer, das menschliche Bewusstsein und den Sinn für Geschichte prägen. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine`s College in Cambridge.

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Clemens Fuest kennt Wege aus der Rezession

Clemens Fuest beschreibt in seinem neuen Buch „Wie wir unsere Wirtschaft retten“, was die Wirtschaft und die Politik in Deutschland gegen die Rezession während und nach der Coronaepidemie tun kann. Zudem erklärt er die Auswirkungen der Coronakrise auf die deutsche, die europäische und die globale Wirtschaft. Er zeigt, wie sich die Staatsfinanzen konsolidieren lassen, die Digitalisierung nachhaltig gelingt und welche Reformen in der Eurozone notwendig sind. Bei allen Vorhaben spielt die Bildungspolitik seiner Meinung nach eine Schlüsselrolle. Vor allem beschäftigt sich Clemens Fuest in „Wie wir die Wirtschaft retten“, ob die Coronakrise dauerhafte Veränderungen mit sich bringt und falls ja, welche das sein werden und wie sich die Menschen darauf einstellen sollten. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

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