Der Organismus ist auf Energiesparen getrimmt

Da der Homo sapiens in den Grundfunktionen noch wie ein Steinzeitmensch funktioniert, ist sein Organismus auf Energiesparen getrimmt. Franc Cerutti weiß: „Unser Gehirn will faul sein. Daher nutzt es bereits existierende Nervenverbindungen viel lieber, als sich energieaufwendig neue schaffen zu müssen.“ Vertrautes, gewohntes und alltägliches Denken gleicht dem Fahren auf einer vierspurigen Autobahn. Neues, unvertrautes und daher noch unverknüpftes Denken gleicht dahingegen eher der mühsamen Bahnung eines neuen Trampelpfads durch unwegsames Gelände. Das kostet Kraft. Das menschliche Gehirn vermeidet es lieber. Und genau das kann im Leben eines Menschen zu ausgewachsenen Problemen führen. Fast jeder kennt zum Beispiel diesen Konflikt: Man reagiert angsterfüllt, obwohl man weiß, dass es nichts zum Fürchten gibt. Franca Cerutti ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin.

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Das Gehirn besitzt 86 Milliarden Nervenzellen

Es mag naheliegen, die Vergrößerung seines Gehirns mit er Lebensweise des Menschen und seinen besonderen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu verknüpfen. Und so ist auch vielfach ein Zusammenhang insbesondere mit der Ernährung, mit der Handfertigkeit, mit Werkzeuggebrauch, Sprache, Kultur und Kunst vermutet worden. Matthias Glaubrecht betont: „Und doch ist bislang nicht überzeugend geklärt, was wirklich das Gehirn zu einem solch besonderen Organ beim Menschen gemacht hat.“ Zugleich gehört es zweifelsohne zu den erstaunlichsten Paradoxien in der Natur, dass ausgerechnet Menschen als an sich anderweitig unspezialisierte Generalisten ein sehr spezielles Organ spazieren tragen. Da es in energetischer Hinsicht alles andere als verbrauchsneutral kam, muss das menschliche Gehirn einen hohen Auslesewert gehabt haben. Immerhin dienen in ihm heute 86 Milliarden Nervenzellen der Weiterleitung und Verarbeitung von Reizen. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Das Denken ist noch immer ein Rätsel

Wie jedermann weiß, hängen die Vorgänge im Bewusstsein eines Menschen davon ab, was mit seinem Körper geschieht. Thomas Nagel nennt Beispiele: „Stößt man sich an der Zehe, so tut das weh. Schließt man die Augen, so kann man nicht sehen, was sich vor einem befindet. Haut einem jemand eins über den Kopf, so wird man ohnmächtig.“ Solche Belege zeigen, dass jeder Vorgang im Geist oder im Bewusstsein von einem entsprechenden Vorgang abhängen muss. Die Forschung weiß zwar noch immer nicht, was im Gehirn vor sich geht, wenn ein Mensch denkt. Sie ist sich jedoch ziemlich sicher, dass dort etwas geschieht. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Der Kern der Selbststeuerung eines Menschen ist die Freiheit

Der Kern der Selbststeuerung eines Menschen ist die Freiheit. Ihre Einengung durch äußere oder innere Zwänge ist ein dem freien Willen entgegengesetztes Vorhaben. Joachim Bauer erklärt: „In einer Welt, deren Freiheitsgrade ohnehin abnehmen, stoßen Moralapostel, die dem Fundus schon vorhandener Regeln noch ihre eigenen hinzufügen wollen, auf keine Sympathie.“ Joachim Bauer findet es wunderbar, in einem freien Land wie Deutschland zu leben, in dem es jedem selbst überlassen bleibt, nach seiner Fasson selig zu werden. Die Gene eines Menschen steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert. Gene sind nicht „egoistisch“, sondern Kooperatoren und Kommunikatoren. Sie stehen in einem ständigen molekularen Dialog mit Signalen, die ihnen aus ihrer Umgebung entgegenkommen. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

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Der Zweifel ist der Weisheit Anfang

Die Fähigkeit zu lernen geht nicht an einem bestimmten Punkt im Leben verloren. Selbst eingeschliffene Denkmuster kann jeder Mensch jederzeit ändern, sogar noch im hohen Alter. Anja Förster und Peter Kreuz erklären: „Neuroplastizität heißt die Fähigkeit unseres Gehirns, zwischen seinen Nervenzellen ständig neue Verknüpfungen herzustellen. Damit ist es in der Lage, sich lebenslang auf neue Anforderungen einzustellen und seinen Kurs zu verändern.“ Damit steht auch fest: Entschiedenheit kann man lernen. Dazu benötigt man allerdings Selbstreflexion, Disziplin, Mut und auch … Zweifel. Obwohl in der heutigen Zeit keine Zweifler gefragt sind, sondern eher Macher. Es herrscht die Erwartung, dass man seine Zweifel beiseiteschiebt und Gewissheit verbreitet, auch dann, wenn es nur Hoffnungen oder Erwartungen sind. Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Das Gehirn von Teenagern ist besonders anfällig für Belohnungen

Die Universität Stanford hat im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, die klar belegt: „Aus negativen Konsequenzen, also Strafen, lernt man in der Regel nicht nur besonders gut, sondern auch besonders schnell – schneller als mittels Belohnungen.“ Bei Teenagern ist es allerdings genau andersherum, wie französische Neurowissenschaftler herausgefunden haben. Im Gegensatz zu Kindern und Erwachsenen ändern sie ihr Verhalten nur dann, wenn sie dafür belohnt werden. Bestrafungen hingegen sind bei ihnen so gut wie wirkungslos. Grund dafür ist der rasante Umbau des Gehirns während der Pubertät. Wie es dazu kommt, dass Menschen aus Strafen schneller lernen, ist noch nicht abschließend geklärt. Einen Ansatz bietet das Konzept der Verlustaversion, welches von den Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky entdeckt wurde. Sie konnten zeigen, dass Menschen Verluste deutlich stärker gewichten als Gewinne.

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Schlafmangel führt zu körperlichen und seelischen Leiden

Kinder schlafen fast doppelt so viel wie Erwachsene. Kaffee und Aufputschmittel halten Menschen wach, Schlafentzug macht sie unkonzentriert. Wenn Menschen über längere Zeit nicht schlafen dürfen, holen sie das Versäumte mit einer Extraportion ganz tiefem Schlaf nach. Offenbar ist der Schlaf so lebenswichtig, so grundlegend, dass die Biologie seine Basis seit Urzeiten nicht mehr veränderte. Auch alle Tiere schlafen – selbst Fadenwürmer, Flusskrebse und Küchenschaben. Immer mehr spricht dafür, dass der Schlaf mit der Erfindung der Nervensysteme auf die Welt kam. Peter Spork erklärt: „Denn dieses System, vom simplen Nervennetz bis zum hochkomplexen Gehirn, ist nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal der Tiere. Es scheint auch in besonderer Weise vom Schlaf zu profitieren.“ Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

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Das menschliche Gehirn wird von Erfahrungen programmiert

Kurt Langbein bezeichnet das menschliche Gehirn als den selbstständigen, eigenwilligen Apotheker des Körpers. Es reguliert die Körperfunktionen und das Immunsystem. Auf seine Signale hin werden zum Beispiel Muskeln in Gang gesetzt, Hormone ausgeschüttet und Milliarden Zellen in jeweils andere, einer neuen Situation besser angepassten Zustände versetzt. Die Kommunikation funktioniert dabei in beide Richtungen. Auch die einzelnen Organe melden über die Nervenbahnen ständig ihre aktuelle Verfassung an das Gehirn. Die moderne Hirnforschung hat herausgefunden, dass sich im Gehirn ein Leben lang neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen und damit auch neue Muster bilden, wie Menschen zum Beispiel mit einem Problem umgehen. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neues Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Glücksforscherin Sonia Laszlo glaubt an die Kraft des „Nein“

Die meisten Menschen sind darauf konditioniert, ein „Ja“ eher positiv und ein „Nein“ eher negativ zu bewerten. Neinsagen bedeutet in diesem Fall immer Verlust und wird daher eher mit Unglück und Negativem in Verbindung gebracht. Sonia Laszlo erläutert: „Wenn wir den Verlust allerdings nicht als Verlust, sondern als „Ja“ für das freigewordene Potential, das durch unser „Nein erst möglich geworden ist, sehen, ist „Nein“ zu sagen eine Glücksquelle.“ Denn wenn ein Mensch „Nein“ sagt, bedeutet es auch, dass er Zeit und Energie für andere Dinge hat. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Kurt Langbein erklärt den Menschen zu einem Gesamtkunstwerk

Kurt Langbein findet es bemerkenswert, wie lange ein so komplexes Lebewesen wie der Mensch gesund bleibt und welche Belastungen es unversehrt übersteht. Der Mensch ist für ihn ein Gesamtkunstwerk, das jeden Tag milliardenfach weiterentwickelt wird. Das Prinzip Kooperation, auf dem die Menschen auf dem Pfad der Evolution so weit gekommen sind, ist auch im Inneren des Organismus am Werk. Kurt Langbein erklärt: „Es ist eine fast unvorstellbare Vernetzung von miteinander kommunizierenden Zellen und Vorgängen, die unser Leben ausmacht. Und alle diese Vorgänge reagieren auf das, was gerade war: Alles in uns lernt permanent und ist damit auch fähig, sich weiterzuentwickeln.“ Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“.

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Alzheimer ist eine schwere Gedächtnisfunktionsstörung

Demenz kann viele Auslöser haben wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen. Am häufigsten tritt die Krankheit, bei der sich der Mensch selbst vergisst, in Form von Alzheimer auf, deren Ursachen noch nicht erforscht sind. Für die Betroffenen ist jeder Tag ein mühsamer Kampf gegen das Vergessen. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit mehr als 34 Millionen Menschen an Alzheimer leiden. Ein Prominenter, der sich erst vor kurzem zu seiner Demenz bekannte, ist Rudi Assauer, der ehemalige Fußballmanager von Schalke O4. Chefarzt Friedrich Leblhuber, Leiter der Abteilung für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz, erklärt das Wesen der Krankheit: „Bei Alzheimer kommt es zu einem langsam fortschreitenden Untergehen der Nervenzellen. Vor allem jene, die mit dem Gedächtnis zusammenhängen, sind betroffen.“  

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Wolf Singer vergleicht Geldgier mit Drogensucht

Hirnforscher Wolf Singer weiß, was im Gehirn passiert, wenn ein Mensch geldgierig wird. Er kennt bestimmte Bereiche im Gehirn, die aktiv werden, wenn man gierig wird, egal wonach, das gilt nicht nur für Geld. Wolf Singer erklärt: „Dabei gibt es Überlappungen mit jenen Bereichen, die auch bei Suchtverhalten aktiv werden. Die Gier nach Geld kann durchaus vergleichbar sein mit der Sucht nach einer Droge.“ Börsenhändler, die mit mehreren Milliarden Dollar spekulieren, können bei ihren Geschäften von einer Suchtkomponente beeinflusst werden, die der Spielsucht nicht unähnlich ist. Der natürliche Trieb nach Wohlstand und Sicherheit reicht zur Erklärung der Umtriebe von Spekulanten nicht aus. Hier geht es wohl auch um die Lust am Risiko, am Spiel, die bis zur Abhängigkeit führen kann.

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