Adalbert Stifter will nicht Tugend oder Sitte predigen

In einer Vorrede zu den sechs Erzählungen, denen er nach mehrfacher Umarbeitung schließlich den programmatisch gemeinten Obertitel „Bunte Steine“ gab, erläutert Adalbert Stifter (1805 – 1869) seine literarischen Absichten und einige Grundsätze seiner Weltanschauung auf wenigen Seiten. Diese sind in Aufbau und einfacher, aber einprägsamer Gedankenführung kaum zu überbieten. Ausgehend von einer dreifachen Verneinung. Er sei kein Künstler (Dichter). Er wolle nicht Tugend oder Sitte predigen und er habe weder „Großes“ noch „Kleines“ als Ziel. Damit will Adalbert Stifter sich und seine Freunde abgrenzen gegen die alles zersetzende Außenwelt. Denn, so sagt er, er wolle nur „Geselligkeit unter Freunden“ und ein Körnchen Gutes zum Bau der Welt beitragen – und natürlich wolle er auch vor falschen Propheten schützen. Erst nach dieser fast familiären Erklärung greift Adalbert Stifter weiter aus und erläutert, was er mit dem Großen und dem Kleinen meint.

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Die Ressourcen der Erde sind begrenzt

Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche und andere schicksalshafte Katastrophen, welche die Vielfalt des Lebens dezimieren, sind jederzeit möglich. Zum Glück sind sie in naher Zukunft nicht besonders wahrscheinlich. Dirk Steffens und Fritz Habekuss warnen: „Die größte Bedrohung von uns kommt nicht von außen, sondern von innen. Wir steuern einen unheilvollen Kurs: Richtung Vermehrung und Expansion.“ Dass unbegrenztes Bevölkerungswachstum auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen irgendwann zu einem Problem wird, liegt auf der Hand. Daher lohnt es sich, einen Blick auf die Folgen unregulierter Expansion zu werden. Wie für fast alles hat die Wissenschaft auch für die Vermehrung von Pflanzen, Tieren und Menschen eine Formel entwickelt. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Der Naturmensch war schon immer eine Fiktion

Konrad Paul Liessmann stimmt der Aussage zu: „Der Naturmensch war immer schon eine Fiktion. Für den Menschen war seine eigene Natur nur das Ausgangsmaterial, das es erst zu gestalten galt.“ Eine prekäre Radikalisierung erfuhr dieser Sachverhalt durch die Überlegung, dass es nicht darum gehen sollte, den Menschen nach ethischen und ästhetischen Überlegungen zu formen, sondern zu verbessern. Dieser Gedanke hat die Einsicht in das Ungenügen des Vorhandenen ebenso zur Voraussetzung wie die normative Vorstellung, an der sich die nun einsetzenden Programme der Optimierung orientieren können. Das Konzept des „neuen Menschen“, der einen alten hinter sich lassen sollte, ist christlichen Ursprungs. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Ohne Schemata würde Chaos herrschen

Ohne Schemata wäre das Leben der Menschen, in William James` berühmten Worten, ein „blühendes, brummendes Durcheinander“. Verfügten sie nicht über Schemata für Hochzeiten, Beerdigungen oder Arztbesuche, würden sie ständig ein Chaos anrichten. Dazu gehören implizite Regeln, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Diese Generalisierung betrifft auch unsere Stereotype oder Schemata in Bezug auf bestimmte Typen oder Personen. Dazu gehören „Introvertierte“, „Feierbiest“, „Polizeibeamter“, „Elitestudentin“, „Arzt“, „Cowboy“, „Pfarrerin.“ Solche Stereotype beinhalten Regeln über die übliche Art und Weise, wie man sich gegenüber Personen, die den Stereotyp verkörpern, verhält oder verhalten sollte. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird das Wort „Stereotyp“ oft abwertend verwendet. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Die Erde bewegt sich um die Sonne

Selbst die weisesten Propheten können ihren Blick nicht über den Möglichkeitshorizont ihrer Zeit hinaus richten. Jedoch verändert sich dieser Horizont mit jeder kleinen Veränderung, wenn der menschliche Geist nach außen blickt. Entweder um dabei die Natur zu beobachten oder sich nach innen wendend, seine eigenen Gegebenheiten in Frage zu stellen. Maria Popova schreibt: „Durch das Geflecht dieser Gewissheiten, gestrafft von Natur und Kultur, sieben wir die Welt. Doch ab und zu – ob durch Zufall oder bewusste Anstrengung – lockert sich der Draht, und durch die Maschen schlüpft die Keimzelle einer Revolution.“ Johannes Kepler begeisterte sich erstmals als Student in Tübingen für das heliozentrische Modell. Das war ein halbes Jahrhundert nachdem, nachdem Nikolaus Kopernikus seine Theorie veröffentlicht hatte. Die Bulgarin Maria Popova ist eine in den USA wohnhafte Autorin, Intellektuelle und Kritikerin. Sie ist bekannt als Gründerin der Online-Plattform Brain Pickings.

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Es gibt auch positive Wege in die Zukunft

Ille C. Gebeshuber hat mit „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ ein Buch geschrieben, das die Leser schlussendlich selbst zu Ende denken müssen. Denn ihrer Meinung nach ist nicht das wertvoll, was in einem Buch geschrieben steht, sondern das, was die Menschen daraus mitnehmen. Dazu hat sie ihre Überlegungen zu einigen Aspekten niedergeschrieben, die das Geschick der Menschheit und deren Verhältnis zur Natur bestimmen. Wie wird die Zukunft der Menschheit aussehen. Rein statistisch betrachtet, steuert sie auf eine globale Katastrophe zu. Denn sie stößt an die Grenzen ihrer Entwicklung und der Belastbarkeit der Natur. Doch die Bionikerin Ille C. Gebeshuber ist davon überzeugt, dass es gute Gründe gibt, auch das Positive zu sehen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Johannes Kepler begründet die Astrophysik

Der deutsche Astronom und Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph Johannes Kepler ist für Maria Popova der vielleicht glückloseste Mann der Welt. Vielleicht war er aber auch der größte Wissenschaftler aller Zeiten. Er lebt in einer Zeit, in der Gott mächtiger ist als die Natur und der Teufel den Menschen realer und Vertrauter als das Konzept der Schwerkraft. Johannes Kepler lebte von 1571 bis 1630. Die meisten seiner Zeitgenossen glauben, dass sich die Sonne alle vierundzwanzig Stunden um die Erde dreht. Ein allmächtiger Schöpfer hat sie auf eine perfekte Kreisbahn geschickt. Nur wenige wagen es, die abtrünnige Idee zu vertreten, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht und zugleich um die Sonne. Die Bulgarin Maria Popova ist eine in den USA wohnhafte Autorin, Intellektuelle und Kritikerin. Sie ist bekannt als Gründerin der Online-Plattform Brain Pickings.

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Der Mensch ist direkt vom Wald ins Büro marschiert

Mindestens 300.000 Jahre Entwicklungsgeschichte schleppt Homo sapiens mit sich herum. Bei allen Unterschieden, die man zwischen Menschen und Gruppen finden mag, sind sie im Grunde einander doch sehr ähnlich. Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Im Jahr 2008 lebten erstmals mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Städte können effizienter und ressourenschonender sein, grundsätzlich sind sie keine schlechte Idee.“ Aber sie bringen allzu oft „müde, nervöse, überzivilisierte Menschen“ hervor, wie der amerikanische Naturschriftsteller John Muir vor über 100 Jahren festgestellt hat. Das ist nicht verwunderlich. Evolutionshistorisch betrachtet ist der Mensch vom Wald fast direkt ins Büro marschiert. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Jeder Mensch kann die Empathie in sich entdecken

In seinem neuen Buch „Fühlen, wie die Welt fühlt“ erläutert Joachim Bauer, wie die Empathie im Menschen angelegt ist. Seiner Meinung nach stellt sie die Lösung gesellschaftlicher und globaler Probleme dar. Joachim Bauer ist davon überzeugt, dass jeder diese urmenschliche Fähigkeit wiederentdecken kann. Leider ist die ursprüngliche Fähigkeit des Menschen die Natur als einen empathischen Lebensraum zu empfinden, bei vielen verschüttet. Vielleicht steht auch deshalb die Welt ökologisch auf der Kippe. Die Menschheit und die Natur verbindet eine Hunderttausende von Jahren alte, tiefe Beziehung. Die Natur überließ den Menschen ihre Flora und Fauna, ihre Gewässer und ihre Schönheit. Da sie den Menschen gibt, was sie brauchen, kann man sie als empathisch bezeichnen. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Bestsellerautor von Sachbüchern.

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Jeder Mensch sollte selber denken

Die kosmopolitische Erziehung findet laut Immanuel Kant in vier Stufen statt. Sie beginnt erstens mit einer Vorstufe, der Disziplinierung, setzt sich in zwei Hauptstufen, zweitens der Kultivierung und drittens der Zivilisierung, fort. Sie endet viertens in der entscheidenden, eben kosmopolitischen Erziehung, die auf die Moral abzielt. Otfried Höffe erklärt: „Dass Immanuel Kant die Erziehung letztlich auf die Moral ausrichtet, wird man von ihm, dem großen Moralphilosophen, erwarten. Bemerkenswerter sind daher die anderen drei Stufen. Diejenige der Erziehung will er nicht auf eine einzige Aufgabe, die Moral, verpflichten: Lediglich ein Moralwesen soll der Mensch nicht werden.“ Um Missverständnissen der zweiten Stufe zu entgehen, ist Immanuel Kants engerer Begriff der Kultivierung zu beachten. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Der Homo sapiens bedroht das Leben auf der Erde

Matthias Glaubrecht beschreibt in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ wie der angebliche Homo sapiens das gesamte Leben auf der Erde bedroht. Dabei legt er schonungslos die Fakten zur historischen Entwicklung von Ackerbau, Überbevölkerung und Urbanisierung offen. Im Zentrum seiner umfassenden Studie aber der dramatische Schwund an Biodiversität von Tieren und Planzen überall auf der Erde. Das fängt bei den großen Säugetieren wie Tiger und Elefant an, erfasst auch die heimische Vogelwelt und endet beim Sterben der Insekten. Sowohl an Land wie auch im Meer ist das drohende Aussterben von bis zu einer Million Arten bereits in vollem Gange. Mit dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier steht der Menschheit eine weltweite biologische Tragödie bevor. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Der Klimawandel betrifft alle

Freiheit ist nicht der einzige politische Wert, den man im Zusammenhang mit der ökologischen Krise und der Nachhaltigkeit diskutiert. Verschiedenste Politiker betonen immer wieder, dass Klimaschutz nicht zulasten der sozialen Gerechtigkeit gehen darf. Das zeigt sich nicht nur an der Debatte um die Zukunft von Beschäftigten und um die Benzinpreise. Sondern auch an den Diskussionen um Steuererhöhungen für bestimmte Güter oder Dienstleistungen. Katia Henriette Backhaus fügt hinzu: „Viel Aufmerksamkeit bekommt inzwischen auch die Forderung nach Gerechtigkeit zwischen den Generationen.“ So hat vor allem die „Fridays for future“-Bewegung weltweit zahlreichen Anhänger gewonnen. Die Jugendlichen argumentieren, dass ihr Leben deutlich stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird als das der Älteren. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

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Das Zeitalter der Einsamkeit hat begonnen

Homo sapiens hat in seiner grenzenlosen Arroganz das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier in Gang gesetzt. Der Biologe E. O. Wilson hat die Gegenwart schon zum „Eremozän“ ernannt – dem Zeitalter der Einsamkeit. Dirk Steffens und Fritz Haberkuss können dieser Auffassung nur zustimmen: „Tatsächlich begeben wir uns in eine doppelte Einsamkeit, indem wir massenhaft nichtmenschliches Leben ausrotten und uns gleichzeitig von den verbleibenden Arten immer weiter entfremden.“ Eine Studie hat vor ein paar Jahren gezeigt, dass Kinder heute eher das Pokémon Pikachu benennen können als einen Dachs. Britische und amerikanische Kinder halten sich nur noch halb so lange unter freiem Himmel auf wie einst ihre Eltern. In Korea sind 79 Prozent aller Kinder kurzsichtig und brauchen eine Brille, weil sie zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen.

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Ein erfülltes Leben ist möglich

Der Soziologe Hartmut Rosa beschäftigt sich mit der Frage, was man für ein erfülltes Leben braucht. Diese Frage, so Hartmut Rosa, sei konsequent in die Sphäre des Privaten verdrängt worden. Im gesellschaftlichen Diskurs sei sie beinahe völlig tabuisiert und damit entpolitisiert worden. Dirk Steffens und Fritz Habekuss ergänzen: „Die Suche danach, was glücklich macht, konzentriert sich folglich vor allem auf das Streben nach mehr Wohlstand.“ Zwischen einem gelingenden Leben und Geld existiert zwar wirklich ein Zusammenhang. Aber die Kurven des Glücks und des Wohlstands trennen sich bereits auf recht niedrigem Niveau. Denn dann müsste ja jeder, der einen Job, eine Wohnung, genug zu essen und obendrein noch Mittel für Auto und Urlaub hat, immer völlig glücklich sein. Hartmut Rosas These ist, dass es im Leben darum geht, wie man die Welt erfährt und wie man zu ihr Stellung nimmt.

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Das Zeitalter des Anthropozäns hat begonnen

Dort, wo die Natur Ressourcen anbietet, wird sie selbst von höchst bescheidenen Gesellschaften vielfältig in Dienst genommen. Zudem beutet man sie oft genug auch aus, wodurch aus der zunächst unberührten Vorgabe die mehr und mehr kultivierte Natur entsteht. Otfried Höffe erklärt: „Schon weit länger als der Atmosphärenchemiker Paul Crutzen 2002 annimmt, leben wir in jenem Erdzeitalter des Anthropozän. In diesem ist der Mensch („Anthropos“) zum stärksten Antreiber ökologischer, selbst geologischer Prozesse geworden.“ Offensichtlich ist die dabei vorgenommene Kultivierung ein Freiheitsprozess in beiden Kernbedeutungen. Als eine allerdings nie endende Überwindung von Gefahren erhöht sie die negative Freiheit. Soweit dabei Erträge gesteigert und Arbeitsvorgänge erleichtert. Überdies schafft man Arbeitsplätze, auch Annehmlichkeiten und Wohlstand geschaffen. So zeichnet sich die Indienstnahme der Natur durch einen emanzipatorischen Charakter aus. Soweit sie aber eine neuartige Lebenswelt schafft, wächst die andere, positive Freiheit. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Menschheit zerstört ihre Lebensgrundlage

Das Thema, um das sich in der neuen Sonderausgabe des Philosophie Magazins alles dreht, ist die Klimakrise. Dass die Erde sich erhitzt, wissen Menschen, die ihren Verstand gebrauchen schon lange. Was aber bei Catherine Newmark, der Chefredakteurin des Sonderhefts offene Fragen hinterlässt, ist folgendes: „Dass aus diesem Wissen allerdings seit Jahrzehnten kein Handeln folg, dass wir anscheinend nicht fähig oder willig sind, etwas an unserem Verhalten zu ändern oder global zu kooperieren, ist ein mehr als mehr als irritierender Befund.“ Extrem schwer fällt es der Menschheit, die Rechte anderer Spezies oder gar der Natur oder des Planeten als Fragen in ihr Denken miteinzubeziehen. Denn ihr Naturverhältnis konzentriert sich seit Jahrhunderten vor allem darauf, die Natur nutzbar zu machen und sich ihre Bedrohlichkeit mittels Technik vom Leib zu halten.

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Die Menschen waren das „Andere der Natur“

Es ist für Richard David Precht faszinierend zu sehen, wie das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) die Philosophie zwingt, den Menschen ganz neu zu sehen. Oder wie es der amerikanische Nobelpreisträger Herbert A. Simon bereits 1977 formulierte: „Die wahrscheinlich wichtigste Frage über den Computer ist, was er mit dem menschliche Selbstverständnis und seinem Platz im Universum getan hat und weiterhin tun wird.“ Zweieinhalbtausend Jahre lang waren die Menschen der westlichen Kultur ihrem Selbstverständnis nach das „Andere der Natur“. Beseelt vom göttlichen Logos, der ihnen Vernunft, Urteilsfähigkeit und Sprache schenkte, setzten sie sich die Pflanzen und Tiere als das Triviale entgegen. Der Logos schenkte ihnen die Teilhabe an einer höheren Sphäre des Seins. Diese ist größer als der Mensch selbst. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Das höchste Gut ist die Vernunft

„Keine Freude ohne Vernunft, keine Vernunft ohne Freude“ lautete einer der Hauptlehrsätze des Philosophen Epikur. Dieser lebte von 341 bis 271/79 v. Chr. Mit 35 Jahren gründete er seine Schule in Athen. Sie hieß Kepos, was auf Griechisch Garten heißt. Wasser und Brot im Überfluss soll eine Torinschrift seinen Schülern verheißen haben. Von Epikurs mehr als 300 Büchern sind nur drei Briefe erhalten. Dass man heute überhaupt Kunde von ihm hat, ist zwei Römern aus dem letzten vorchristlichen Jahrhundert zu danken: Cicero und Lukrez. Überliefert ist dabei auch folgender Lehrsatz: „Von allen Gütern, die die Weisheit sich zur Glückseligkeit des ganzen Lebens zu verschaffen weiß, ist bei weitem das größte die Fähigkeit, sich Freunde zu erwerben.“

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Die Natur ist gut für die Psyche

Eine Studie, die den seelischen Zustand von einer Million Dänen auswertete, zeigte: Wer als junger Mensch umgeben von Parks, Wiesen oder Wälder aufwuchs, hatte als Erwachsener eine bis zu 55 Prozent geringere Gefahr, psychisch zu erkranken. Dirk Steffens und Fritz Habekuss ergänzen: „Eine amerikanische Studie wies nach, dass Probanden eine deutlich niedrigere Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut hatten, wenn sie täglich zwanzig bis dreißig Minuten im Grünen waren. Japanische Wissenschaftler wollen sogar eine erhöhte Konzentration von Immunzellen im Blut gemessen haben, wenn Versuchspersonen eine Nacht lang Luft einatmeten, in der von Pflanzen produzierte Terpene zerstäubt wurden. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Die Menschheit führt Krieg gegen die Natur

Ein Freund von Philipp Blom sagt: „Dies ist ein Krieg. Wir erobern und okkupieren ein Territorium und beuten es aus und zerstören, was da ist.“ Niemand hält die Umweltzerstörer auf, denn die, die es verteidigen müssten, sind noch nicht geboren. Die Menschheit führt einen Krieg gegen die Zukunft. Philipp Blom bestätigt diese These: „Die Menschheit baut mehr Rohstoffe ab denn je, verbraucht jedes Jahr mehr Erdöl, produziert Jahr für jahr mehr CO2. So viel, dass die vorausgesagten Veränderungen natürlicher Systeme längst Realität geworden sind.“ Es wird heißer, die Naturkatastrophen häufen sich, das Polareis schmilzt rapider ab, die Meeresspiegel steigen an. All dies ist innerhalb kürzester Zeit geschehen. Auch ein Vergleich mit 1970 sagt schon genug. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford.

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Es gibt keine Grenze zwischen dem Mensch und der Natur

Fast jeder sagt von sich, ein Naturliebhaber zu sein. Warum sind dann aber so viele Menschen in ihrer Beziehung zur Natur so tief verunsichert, dass sie ihren eigenen Gefühlen nicht trauen? Dirk Steffens und Fritz Habekuss antworten: „Solche Fragen definieren das Verhältnis zwischen uns und der Natur. Deshalb sind sie nützlich für die Diskussion um das Artensterben und den Verlust der Biodiversität.“ Es beginnt schon mit der Frage, warum man überhaupt eine Grenze zieht, wo ja in Wahrheit gar keine ist. Schließlich sind die Menschen ein Teil der belebten Welt. Sie existieren in und nicht neben ihr. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Baruch de Spinoza lehrt den Pantheismus

Die Idee, das die Liebe weniger ein individuelles Gefühl, ein allein menschlichen Prinzip oder so sei, ist alt. Am prominentesten hat das der Philosoph Baruch de Spinoza dargestellt. Peter Trawny fasst es kurz und daher grob zusammen: „Spinoza erklärt, dass es nur eine Substanz, eine Natur, einen Gott, überhaupt nur eines geben könne. Da darum Gott und Natur, das heißt die Gesamtheit aller Dinge plus ihrem Ursprung, nicht zwei sein können, ist Gott Natur, Natur Gott.“ Man hat das dann Pantheismus genannt und als eine Lehre, dass Alles Gott und Gott Alles sei, verdammt und gefeiert. Für einen Christen des 17. Jahrhunderts war das gelinde gesagt mehr als unglaubwürdig. Peter Trawny gründete 2012 das Martin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, das er seitdem leitet.

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Die ionische Philosophie sucht nach dem Urstoff

Die erste philosophische Schule der Geschichte ist die ionische gewesen, die von Thales, Anaximander und Anaximenes. Diese Philosophen haben den „Urstoff“ aller Dinge gesucht: Bei Thales war es das Wasser, bei Anaximander das Aperion und bei Anaximenes die Luft. Carlo Rovelli fügt hinzu: „Über Thales ist nur wenig bekannt. Man weiß, dass er viel gereist ist und eine Rolle im politischen Leben von Milet spielte, wie auch Anaximander nach ihm.“ Man schreibt ihm wichtige Sätze der elementaren Geometrie zu. Vor allem soll er diese Sätze bewiesen haben. Als seine konzeptuelle Leistung gilt seine Anregung, nach dem Ursprung zu suchen. Nach dem Prinzip zu fahnden, das hinter allen natürlichen Phänomenen wirksam ist. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Der Romantiker sucht die religiöse Wahrheit in der Natur

Ironischerweise fällt die neue Empfindsamkeit für die wüste Natur in der Epoche der Romantik zeitlich mit der besseren Zugänglichkeit der Natur zusammen. Ger Groot erläutert: „Denn gerade in den unwirtlichen Alpen wird die Infrastruktur ausgebaut. Und auch die Entwicklungen in der Klettertechnik machen Fortschritte. Durch das Gebirge werden trittfeste Wege angelegt, wodurch so etwas wie „Tourismus“ möglich wird.“ Und im Jahr 1786 kommt es zur Erstbesteigung des Mont-Blanc-Gipfels. Dieses Jahr markiert den Beginn des alpinen Bergsports. Ihn prägt eine Mischung aus technischem Können und einem tief empfundenen Respekt vor den Wundern der Natur. Diese konnten dank der neuen technischen Möglichkeiten zum Objekt einer „sublimen“ Erfahrung werden. Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam und ist Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.

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Das Artensterben ist das drängendste Problem der Menschheit

In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde. Sie schreiben über das Netz des Lebens und darüber, wie alles mit allem zusammenhängt. Es ist aber auch ein Buch über die Menschen. Es schildert ihren Aufstieg zur beherrschenden Art und wie sie immer rücksichtsloser die Natur zerstören. Das Buch handelt ebenso von der Zukunft der Menschheit und wie sie gelingen könnte. Das globale, immer schneller voranschreitende Artensterben, ist für die Autoren das drängendste Problem der Gegenwart. Es bedroht den Wohlstand, die Sicherheit, die Gesundheit und gefährdet die Existenz der Menschheit. Dirk Steffens und Fritz Habekuss beschreiben, was die Wissenschaft über die Krise weiß, und zeigen Wege auf, um sie zu beenden.

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