Auch innere Impulse werden als Aggressionen bezeichnet

Als Aggression werden im Deutschen häufig nicht nur sichtbare Verhaltensweisen bezeichnet, sondern auch innere Impulse, nämlich Emotionen wie Ärger, Wut und Hass. In dieser Bedeutung wird dann meistens die Pluralform „Aggressionen“ bevorzugt: Aggressionen haben, Aggressionen ausleben, Aggressionen loswerden und so weiter. Das wäre für Hans-Peter Nolting unproblematisch, wenn aggressives Verhalten und aggressive Emotionen lediglich zwei Seiten desselben Prozesses wären. Aber das ist nicht so. Hans-Peter Nolting erklärt: „Es gibt aggressives Verhalten, dass nicht auf aggressiven Emotionen beruht, sondern zum Beispiel auf Habgier oder Angst, und umgekehrt werden aggressive Emotionen keineswegs immer in aggressives Verhalten umgesetzt.“ Daher sollte man beides auseinanderhalten. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

Weiterlesen

Die Mörder von Paris sind keine „Irren“ im volkstümlichen Sinn

Auf die Frage, ob die Mörder von Paris psychisch Kranke im klinischen Sinne sind, antwortet Nahlah Saimeh: „Nein. Zwar sind terroristische Ausbildungslager für dissoziale, psychopathische junge Männer anziehend. Diese Orte sind ein Eldorado der hemmungslosen, sadistischen Gewaltausübung. Sie können dort morden und vergewaltigen, und das noch mit Absolution.“ Außerdem entspricht Gewalt und Terror dem hypermaskulinen Rollenstereotyp von Härte und Unerschrockenheit. Aber auch diese Leute sind für Nahlah Saimeh keine „Irren“ im volkstümlichen Sinn, denn sie haben nicht den kompletten Bezug zur Realität verloren, wie es bei Psychosen oder Schizophrenien der Fall sein kann. Das gilt auch für die Mörder von Paris. Nahlah Saimeh ist Ärztliche Direktorin des LWL-Zentrums für forensische Psychiatrie in Lippstadt, Westfalen. Im Jahr 2012 erschien ihr Buch „Jeder kann zum Mörder werden“.

Weiterlesen

Tony Judt und Timothy Snyder sprechen über das 20. Jahrhundert

Tony Judt verbindet in seinem Buch „Nachdenken über das 20. Jahrhundert“, das in Zusammenarbeit mit Timothy Snyder entstand, die persönliche Erinnerung mit der kenntnisreichen und kritischen Darstellung der großen politischen Ideen der Moderne wie Kommunismus, Liberalismus und Faschismus. Im Vorwort bezeichnet Timothy Snyder das gemeinsame Werk als Geschichte, Biographie und moralphilosophische Abhandlung. Er schreibt: „Es ist eine politische Ideengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, in der es um die Themen Macht und Gerechtigkeit geht.“ Das  Buch ist zugleich die intellektuelle Biographie des Historikers und Essayisten Tony Judt. Timothy Snyder vertritt die These, dass Tony Judt der einzige war, der eine so breit angelegte Ideengeschichte schreiben konnte. Der britische Historiker Tony Judt lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Er starb 2010 in New York. Der amerikanische Historiker Timothy Snyder lehrt an der Yale University.

Weiterlesen

Die Gefahr von Amokläufen an Schulen kann gemindert werden

Die Liste von Massakern an Schulen wächst weiter, obwohl viele Bemühungen im Gange sind, diese sinnlose Gewalt zu verhindern. Namen wie Columbine, Erfurt, Virginia Tech., Jokela und Sandy Hook sind vielen Menschen noch in schmerzhafter Erinnerung. Es gibt Experten, die von einer epidemieartigen Ausbreitung von Schießereien an Schulen sprechen. Jeffrey A. Daniels ist da anderer Ansicht. Er schreibt: „Es stimmt zwar, dass tödliche Gewalt an Schulen seit den Neunzigerjahren langsam gestiegen ist, doch Amokläufe mit vielen Opfern sind statistisch gesehen selten.“ Laut Statistik ist die Schule nach wie vor der sicherste Ort für Kinder, doch natürlich ist auch für Jeffrey A. Daniels ein einziger Amoklauf einer zuviel! Jeffrey A. Daniels ist Dozent für Psychologie an der West Virginia University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Prävention tödlicher Gewalt an Schulen und die Motive von Geißelnehmern.

Weiterlesen