Das schlechte Gewissen ist die Angst vor dem Liebesverlust

Wenn sich eine Gesellschaft verändert, unterliegt auch die Gefühlskultur einem Wandel. Ulrich Greiner erklärt: „Zwar ist das Schamgefühl generell ein Merkmal menschlicher Zivilisation, doch seine Empfindlichkeit und die Anlässe seiner Erregung bleiben abhängig vom jeweiligen historischen und sozialen Umfeld.“ Die Wissenschaft hat versucht, diese Felder begrifflich zu fassen und sie einer „Schamkultur“ oder einer „Schuldkultur“ … Weiterlesen

Nur Sklaven suchen ihren Lebenssinn in der Arbeit

Das neue Philosophie Magazin 06/2015 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Macht meine Arbeit noch Sinn?“ Diese Frage scheint heut für viele drängender denn je zu sein, obwohl sie historisch gesehen relativ neu ist. Fragen nach dem Sinn der Arbeit tauchen allerdings erst dann auf, wenn die Fragen der Würde geklärt sind. Für Sigmund Freud ist nicht nur der soziale Wert ausschlaggebend für ein befriedigendes Arbeiten, sondern auch die Übersetzbarkeit bestehender und mitunter höchst selbstbezogener Triebregungen in die jeweilige Tätigkeit. Das heißt, nicht jeder Mensch findet sein Glück als humanitäre Kraft, auf welchem Gebiet auch immer. Vielmehr gibt es auch solche Menschen, die Konkurrenzdruck und einen ständigen Kampf um Macht brauchen, um in der Arbeit aufzugehen. Der Philosoph und Kulturkritiker Byung-Chul Han behauptet dagegen: „Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen.“

Weiterlesen

Jede Lebensveränderung setzt Hoffnung und Mut voraus

Die meisten Menschen haben weit mehr in sich als nach außen hin erkennbar ist. Das ureigene Bild des Menschen zeigt sich in Augenblicken des Liebens und Geliebtwerdens, in Ahnungen, Visionen und in tiefer Not. Die innere Welt eines Menschen ist keine Illusion, sondern die auf ihn wartende Wirklichkeit. Das zu begreifen ist das Schwierigste im Prozess der Selbstwerdung. Uwe Böschemeyer erklärt: „Nicht die Realität mit ihren tausendfach bekannten Bedrängnissen, Einengungen, Einschränkungen, Verletzungen ist unser primäres Problem, sondern unser bedrückender Mangel an Erfahrung dessen, was und wer wir in Wirklichkeit sind.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

Weiterlesen

Stress zerstört Partnerschaften schleichend und lange unbemerkt

Wie die Statistik belegt, wird rund die Hälfte aller Beziehungen wieder aufgelöst. Obwohl viele Faktoren in einem komplexen Zusammenspiel für eine Trennung verantwortlich sind, belegen aktuelle Studien, dass Stress dabei eine zentrale Rolle spielt. Ja, er kann sogar als einer der häufigsten Auslöser für Scheidungen betrachtet werden. Stress kann sowohl für den schleichenden Verfall verantwortlich als auch punktueller Beweggrund für eine Trennung sein. Der Paartherapeut und Psychologe Guy Bodenmann zeigt in seinem neuen Buch „Bevor der Stress uns scheidet“ die Ursachen auf und bietet konkrete Hilfestellungen für Paare, die dieser Gefahr frühzeitig oder auch in einer akuten Krisensituation begegnen möchten. Dieser Ratgeber bietet eine echte Hilfe für ein glückliches und erfülltes Leben in Partnerschaft, Ehe und Familie. Guy Bodenmann ist ordentlicher Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich.

Weiterlesen

Rudolf Eucken vergleicht die Aufstiege und Abstiege des Lebens

Jede Lebensgestaltung muss sich am Dasein des Menschen erproben. Sie tut dies, indem sie dem Einzelleben eine spannende Aufgabe stellt, ihm einen inneren Zusammenhang gibt, es den Widersprüchen entreißt, die es zu zerstören drohen. Diese Widersprüche wurzeln laut Rudolf Eucken vornehmlich darin, dass der Mensch als denkendes Wesen über die bloße Natur hinauswächst und bei ihr kein Genüge mehr findet. Der Durchschnitt seines Daseins zeigt die geistige Tätigkeit allerdings nicht stark genug, um ein neues Leben hervorzubringen. Rudolf Eucken, der im Jahr 1908 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, schreibt: „So schwebt der Mensch in unsicherer Mitte, und da die Versuche einer Hilfe sich bald als unzulänglich erweisen, so endet das ganze schließlich in trüber Resignation; das Leben erscheint, um mit Schopenhauer zu reden, als ein Geschäft, das seine Kosten nicht deckt.“

Weiterlesen

Gemeinsames Lachen verbindet und signalisiert Zugehörigkeit

David Brooks schreibt in seinem Buch „Das soziale Tier“: „Menschen lachen in Gesellschaft ungefähr 30 Mal häufiger als allein.“ Lachen ist als Mittel der Kommunikation vermutlich älter als die Sprache. Jedoch: Nur 15 Prozent der Sätze, die Gelächter auslösen, sind erkennbar witzig, schreibt David Brooks. Alexander Goebel erklärt: „Man muss kein Soziologe sein, um davon auszugehen, dass Lachen für soziale Bindung sorgt.“ Die Menschen sind darauf programmiert, Gruppen zu bilden. Denn die Gruppe hat sich von jeher, oder zumindest nach der Erfindung der Landwirtschaft, besser verteidigen und ernähren können, und die Gruppe kann gemeinsame Aufgaben und Probleme besser lösen als im Einzelkampf. Es fällt den Menschen einfach leichter, gemeinsam zu lachen, sie fühlen sich in der Gruppe sicherer. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

Weiterlesen

An amerikanischen Universitäten gibt es wieder indizierte Bücher

Die Studenten der Columbia University in New York wollen seit einiger Zeit von Ovids „Metamorphosen“ gewarnt werden. Denn die Geschichten von den liebestollen Göttern und ihren Nachstellungen laufen in der Regel auf den Tatbestand der sexuellen Nötigung hinaus. Inzwischen gibt es vieles, was bei anfälligen Studenten ungute Gefühle hervorrufen kann. Psychologen nennen das triggern. Professoren müssen das in Zukunft berücksichtigen. Die Forderungen von Studenten nach „Trigger Warnings“ sind während der letzten zwei Jahre im amerikanischen Hochschulbetrieb zu einem beherrschenden Thema geworden. Viele Universitäten haben dem Druck nachgegeben. Es gibt jetzt wieder indizierte Bücher, eigentlich sogar ganze Themenbereiche. Das Beharren darauf, dass schon die Benennung einer Verletzung wie eine semiotische Voodoopuppe selbst eine Verletzung hervorruft, führt in der Konsequenz natürlich dazu, dass im Prinzip schon Trigger-Warnungen selbst zu Triggern werden und am besten jedes Thema, bei dem sich jemand verletzt fühlen könnte, gleich ganz vermieden wird.

Weiterlesen

Wilhelm Schmid stellt unterschiedliche Ideen der Ehe vor

Eine aufgeklärte Idee der Ehe vertritt Adolph Freiherr Knigge in seinem 1788 erschienenen Buch „Über den Umgang mit Menschen“. Die Ehe ist seiner Meinung nach eine Beziehung der freien Wahl, zu der junge Menschen zwar mangels Erfahrung weniger gut vorbereitet sind, aber eher fähig, sich einander anzupassen. Mehr Bedeutung als die bloße Pflichterfüllung gewinnt laut Wilhelm Schmid bei ihm die Idee des Lustgewinns. Adolph Freiherr von Knigge schreibt: „Das Glück der Ehe besteht darin, sich wechselseitig das Leben süß und leicht zu machen. Unterschiede in Temperament, Neigung, Denkweise, Fähigkeit und Geschmack können, wenn sie nicht allzu groß werden, sogar mehr Glück gewähren.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

Weiterlesen

So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

Weiterlesen

Der Eros will die Geliebte und das Zusammensein mit ihr

Es ist das eigentlich Schlimme und Unmenschliche an dem vom Eros abgetrennten Sexkonsum, dass er genau das vereitelt, was den Sinn der Liebesbegegnung im Ganzen des Daseins gerade ausmacht: das Hinaustreten aus der eigenen Begrenzung und Ichhaftigkeit durch das Einswerden mit einer anderen Person. Für Josef Pieper, einem deutschen Philosophen, der von 1904 bis 1997 lebte, ist es der Eros, der die Geliebte will und das Zusammensein mit ihr. Sex hingegen sucht ein Neutrum, etwas Sachhaftes und Dingliches, nicht ein Du, sondern ein Es. Die bloße Sexbegegnung trägt also zu Recht einen trügerischen Charakter. Josef Pieper beschreibt diesen so: „Für den Augenblick kommt zwar eine Illusion von Einswerdung zustande; aber ohne Liebe lässt diese scheinbare Vereinigung zwei einander Fremde noch weiter voneinander entfernt zurück, als sie es vorher schon waren.“

Weiterlesen

Das Hormon Oxytocin ist für das Bindungsverhalten zuständig

Eine der Erklärungen, warum sich Familienangehörige, trotz aller Streitigkeiten, unterstützen und zueinander stehen, lautet: „Blut ist dicker als Wasser.“ Wenn zwei Menschen sich aneinander binden und nicht mehr ohne den anderen sein können, dann heißt es: „Das muss wohl Liebe sein.“ Werner Bartens stellt deshalb die Frage, was dafür verantwortlich ist, dass die Menschen zusammenblieben und sie die gegenseitige Nähe spüren lässt. Werner Bartens erklärt: „An Tieren konnte schon weitaus früher als beim Menschen gezeigt werden, wie prägend das Hormon Oxytocin für enge Bindungen ist.“ Bei Menschen ist dieses Hormon ebenfalls für elementare Muster des Bindungsverhaltens zuständig. So ist Oxytocin zum Beispiel vermehrt aktiv, wenn Mütter ihre Kinder liebkosen oder Partner einander die ewige Liebe versprechen und sich im Liebesrausch befinden. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

Weiterlesen

Die Liebe ist die schönste Form der Selbsterfahrung

Ein in Vergessenheit geratener Weg zu sich selbst ist für Uwe Böschemeyer die Begegnung mit der Welt außerhalb des eigenen Selbst. Einen solchen Weg beschreibt der Religionsphilosoph Romano Guardini wie folgt: „Wir sehen ein Ding, empfinden seine Eigenart, seine Größe, seine Schönheit, seine Not – und sofort, wie ein lebendiges Echo, antwortet darauf etwas in uns selbst, wird wach, erhebt sich, entfaltet sich. Kann man doch den Menschen geradezu jenes Wesen nennen, das fähig ist, mit seinem inneren Sein auf die Dinge der Welt zu antworten und eben darin sich selbst verwirklichen.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

Weiterlesen

Vincent van Gogh möchte mit seinen Bildern Trost spenden

Das Malergenie Vincent van Gogh, das vor 125. Jahren starb, schrieb einmal an seinen vier Jahre jüngeren Bruder Theo folgendes: „Ich fühle, dass es nichts gibt, was wirklich künstlerischer wäre, als die Menschen zu lieben.“ Dieser Liebe traute Vincent van Gogh es zu, die Menschen von all ihren geistfernen Alltagsbanalitäten zu befreien, in denen er sie wie in ein Gefängnis eingeschlossen sah. In einem weiteren Brief an Theo heißt es: „Was das Gefängnis zum Verschwinden bringt, ist jede ernste tiefe Zuneigung! Freund sein, Bruder sein, lieben. Und wo diese Liebe neu geboren wird, wird das Leben neu geboren.“ Aus ganzer Seele sehnt sich Vincent van Gogh, dieser unermüdliche Sinnsucher des Lebens, sich nach einer solchen Neugeburt. Dazu verhilft ihm die Malerei, die ihm überhaupt dazu dient, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen.

Weiterlesen

Die erotische Liebe ist die sterblichste Gestalt der Liebe

Der Eros verwirklicht das Wesen von Liebe am reinsten, solange er regiert. Denn obwohl kaum irgendwo sonst das Wort >ewig< so heimisch ist wie im Vokabular des Eros, entfaltet sich , so scheint es, die erotische Liebe nur für eine kurze Spanne Zeit zur vollen, schönen Blüte, zu Anfang vor allem, in der >ersten< Liebesbegegnung. Eros sei, so hat man gesagt, von Natur eine Vorrede. Aber diese Vorrede wird, wenn es mit glücklichen Dingen zugeht, nicht vergessen, denn sie hat einen Maßstab gesetzt und einen unaufzehrbaren Vorrat geschaffen. Josef Pieper fügt hinzu: „Andererseits ist es zweifellos nur realistisch, die erotische Liebe die notorisch >sterblichste Gestalt< der Liebe zu nennen. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

Weiterlesen

Der Geruch spielt bei Kennenlernen eine entscheidende Rolle

Dass Geruch und Anziehung eng zusammenhängen, kann für die Harmonie in Beziehungen nicht überschätzt werden. Ein guter Test darauf, ob eine Bindung zwischen Mann und Frau haltbar ist, findet bei jedem Rendezvous statt und erfolgt im Unterbewusstsein bereits in den ersten Momenten der Kontaktaufnahme. Wer sich nahekommen und es bleiben möchte, muss einander riechen können. Denn wer sich gerne riechen mag, bleibt auch länger zusammen. Werner Bartens erklärt: „Evolutionär ist dieses Auswahlkriterium äußerst sinnvoll, denn ein als attraktiv empfundener Geruch weist darauf hin, dass der potentielle Partner ein deutlich anderes Immunsystem hat.“ Werden zwei Menschen ein Paar, die sich gut riechen können, bedeutet dies, dass sich ihre Abwehrsysteme in den gemeinsamen Nachkommen mischen und diese daher widerstandsfähiger gegen diverse Keime sind. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

Weiterlesen

Ärger mit dem Partner gehört zum Alltag in einer Beziehung

Wenn Paare, der Beziehung schon sehr lange gehalten hat, immer wieder streiten, ist das noch lange kein Grund, dass sich die Partnerschaft dem Ende zuneigt, im Gegenteil. Die regelmäßige Auseinandersetzung ist vielmehr ein gutes Zeichen. Solche Ehen halten lange. Immer wieder vom Partner genervt zu sein, beweist schließlich, dass sich beide noch längst nicht gleichgültig sind. Mann und Frau empfinden immerhin noch Gefühle füreinander, auch wenn es momentan gerade ziemlich negative Emotionen sind. Es erfordert ja einen ziemlichen Aufwand, sich über den Partner zu ärgern und sich dann auch noch mit ihm auseinanderzusetzen. Wäre einem der andere egal, würde man die Energie zum Streit ja gar nicht mehr aufbringen. Die roten Alarmleuchten für eine Partnerschaft sollten also erst dann angehen, wenn aus einer lautstarken Beziehung eine leise wird und sich keiner mehr über den anderen aufregt.

Weiterlesen

Vor allem an der Schönheit entzündet sich die erotische Liebe

In seinem Buch „Über die Liebe“ beschreibt der deutsche Philosoph Josef Pieper im achten Kapitel was er unter Eros und der erotischen Liebe versteht. Seine Ausführungen beginnt er beim griechischen Denker Platon, für den die erotische Liebe etwas der dichterischen und überhaupt der musischen Begeisterung und Entrückung Verwandtes und ein Herausgenommenwerden aus der Normalität des alltäglichen Daseins. Ortega y Gasset bezeichnet die Verliebtheit dagegen als eine Anomalie der Aufmerksamkeit. Aber die Verliebtheit ist für Josef Pieper nicht schon die Liebe, sondern allenfalls der Beginn davon. Die erotische Liebe selbst ist vor allem eine Art Hingerissenheit und Entzückung, was buchstäblich so viel bedeutet wie mit Macht aus dem gewöhnlichen Zustand hinweggezogen zu sein. Die Verliebten sind einfach hin und weg. Dieses entzückte Hinaustreten aus der Normalität des werktäglichen Gleichmaßes trägt sich ferner in der Begegnung mit leibhaftiger Schönheit zu.

Weiterlesen

Rotraud A. Perner lotet die Grenzen des Schmerzes aus

Wenn Aggressionen, aus welchen Gründen auch immer, nicht kommuniziert werden kann oder darf, dann bleiben die Komponenten des Aggressionsapparats, insbesondere die Angstzentren, neurobiologisch geladen, mahnt Joachim Bauer, Psychiater, Psychotherapeut und Internist, der an der Universität Freiburg Neurobiologie lehrt. Die Genese, des von ihm als „Gesetz der Schmerzgrenze“ bezeichneten Verhaltensprogramms der Aggression wurzle daher in der Notwendigkeit, Schmerz abzuwehren, körperliche Unversehrtheit zu erhalten und lebenswichtige Ressourcen zu erhalten. Joachim Bauer erklärt: „Wenn die Schmerzgrenze eines Lebewesens tangiert wird, kommt es zur Aktivierung des Aggressionsapparats und zu aggressiven Verhalten. Bei sozial lebenden Lebewesen wie dem Menschen zählen Zugehörigkeit und Akzeptanz zu den lebenswichtigen Ressourcen. Demütigung und Ausgrenzung werden vom menschlichen Gehirn wie körperlicher Schmerz erlebt, sie tangieren die Schmerzgrenze.“ Eigentlich müsste dann der solcherart zu aggressivem Verhalten angestachelte Mensch seine Peiniger attackieren, um seinen seelische und damit neuronale Harmonie wiederherzustellen.

Weiterlesen

Bei Verliebten spielen Berührungen eine extrem wichtige Rolle

In Beziehungen kann die richtige Berührung zur rechten Zeit beeindruckende Wirkungen erzielen. Werner Bartens stellt zwei Beispiele vor: Freunde erscheint der Anstieg während einer Bergwanderung weniger steil, wenn sie dabei einander an der Hand halten. Paare tun ihrem Herz etwas Gutes und senken sogar ihren Blutdruck, wenn sie sich bei der morgendlichen oder abendlichen Begrüßung kurz in die Arme nehmen. Ob Paare zusammenbleiben und eine erfüllte Beziehung führen, hängt schließlich auch davon ab, wie innig und nah sie sich fühlen und wie intensiv sie sich voneinander berühren lassen. Werner Bartens fügt hinzu: „Sucht einer von beiden hingegen ständig Schutz und Behaglichkeit in Kissenlandschaften oder der Badewanne, ist das ein Alarmsignal.“ Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

Weiterlesen

Die Liebe jeglicher Art hat immer eine Tendenz zur Einswerdung

So verschieden die Definitionen von Liebe ausfallen und so unterschiedlich ihre vielfältigen Gestalten sind – ein Element kehrt in allen Kennzeichnungen wie auch in allen Realisierungen wieder: das Tendieren auf Einswerdung. Josef Pieper erklärt: „Was in der Liebe unter den Menschen geschieht, ist, dass aus zweien sozusagen eine Person wird.“ Allerdings setzt Einswerdung in der Liebe voraus, dass die Verschiedenheit und Selbstständigkeit der beiden Liebenden dieser neuen Einheit dennoch bestehen bleibt. Jules Michelet, ein französischer Historiker, formuliert dies wie folgt: „Um eins zu werden, muss man zwei bleiben.“ Die Einswerdung und Verschmelzung von Menschen realisiert sich auf einzigartige und unvergleichlich intensive Weise in der engeren Sinnes erotischen Liebe, da die Geschlechterliebe eine paradigmatische Form der Liebe überhaupt ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

Weiterlesen

Ohne Otto von Bismarck hätte es kein Deutsches Reich gegeben

Die große Biographie von Ernst Engelberg über Otto von Bismarck wird von vielen Historikern und Politikwissenschaftlern als ein Meisterwerk deutscher Geschichtsschreibung bezeichnet. Ernst Engelberg, einer der bedeutendsten Historiker des 20. Jahrhunderts, schuf darin das faszinierende Bild einer einzigartigen Persönlichkeit und einer herausragenden politisches Werkes, das zuletzt allerdings Züge von Tragik annahm. Zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks liegt der Klassiker nun in einer aktualisierten und gekürzten Neuausgabe im Siedler Verlag vor. In seiner Biographie über Otto von Bismarck breitet Ernst Engelberg gleichzeitig vor seinen Lesern das breite Panorama einer Epoche und ihrer widerstreitenden Kräfte aus. Er beschreibt den Lebensweg Otto von Bismarcks, der mit der Schaffung des Deutschen Reiches letztlich jenes Altpreußen aufhob, dem er mit allen Wurzeln anhing und dem seine ganze Liebe gehörte.

Weiterlesen

Die Auswahl des Essens steht unter gesellschaftlichem Druck

Im neuen Philosophie-Magazin 04/2015 setzt sich das Titelthema mit der Frage „Bin ich, was ich esse? auseinander. Dabei wird festgestellt, dass heute mehr denn je die Auswahl des Essens unter gesellschaftlichem Druck steht. Dabei bilden selbstgewählte Nahrungstabus das Zentrum der menschlichen Identität, ersetzen zunehmend religiöse und auch politische Erkenntnisse. Dr. Catherine Newmark, die am Institut für Philosophie an der Freien Universität Berlin arbeitet, schreibt: „Die damit verbundenen Haltungen pendeln zwischen lebensfroher Heilserwartung und genussferner Hypersensibilität, revolutionärer Energie und Angst vor staatlicher Überregulierung. Sie zitiert in ihrem Beitrag Friedrich Nietzsche, der einst behauptete: „Oft entscheidet ein einziger Bissen Nahrung, ob wir mit einem hohlen Auge oder hoffnungsreich in die Zukunft schauen.“ Viele Menschen sind heutzutage geradezu besessen vom Essen, und das gerade nicht, weil es so schwer zu besorgen wäre.

Weiterlesen

Glücklichsein ist keiner freien Entscheidung unterworfen

Die Liebe, das Glücksverlangen und die Freude sind sehr eng ineinandergeschlungen. Könnte es dann nicht sein, dass alle Liebe, wenn auch noch so verborgene Selbstliebe ist? Unter Eros versteht Josef Pieper das Verlangen nach der vollen Existenz, nach Daseinserhöhung, nach Glück und Glückseligkeit. Josef Pieper fährt fort: „Es ist ein Verlangen, das gar nicht außer Kurs und außer Kraft zu setzen ist und das natürlicherweise sämtliche Regungen und auch alle bewussten Entscheidungen, vor allem aber unsere liebende Zuwendung zur Welt und zu anderen Menschen beherrscht und durchwirkt.“ Das heißt, der Mensch will die Glückseligkeit naturhaft und mit Notwendigkeit. Glücklich sein wollen ist nicht die Sache einer freien Entscheidung. Josef Pieper definiert die Glückseligkeit als den Inbegriff all der Dinge, die nicht zu wollen der Wille unvermögend ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

Weiterlesen

Das Glück hat nichts mit Geld oder der Liebe zu tun

Die Liebe, ein Sechser im Lotto, ein Haus, eine Beförderung – das alles macht die Menschen nicht langfristig glücklich. Das einzige, was sie glücklich macht, sind nach Ansicht der Biologen angenehme körperliche Empfindungen. Yuval Noah Harari erklärt: „Wenn wir vor Glück tanzen, weil wir gerade im Lotto gewonnen oder uns verliebt haben, dann hat das nichts mit dem Geld oder der Liebe zu tun, sondern mit den Hormonen, die durch unser Blut rasen, und den elektrischen Stürmen in unserem Gehirn.“ Bei aller Euphorie des Verliebtseins und bei allem Schmerz über gebrochene Herzen scheint das biochemische System darauf programmiert zu sein, das Glücksniveau mehr oder weniger konstant zu halten. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

Weiterlesen

Gute Gefühle führen zwangsläufig zu einem erfolgreichen Leben

Gute Gefühle sind wesentlich für Erfolg im Privatleben und im Beruf. Das ist so, weil sich Menschen mit schlechten Gefühlen ruinieren, persönlich und unternehmerisch. Der Autor des Buchs „Gute Gefühle“, Alexander Goebel, der schon seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs ist, unterhält seine Leser mit Geschichten aus Unterhaltung, Theater und Musik. Außerdem zeigt die erstaunlichen Zusammenhänge zur normalen Welt der Arbeit und beweist über die emotionalen Themen, wie sehr die Kooperation von Kunst und Wirtschaft Sinn macht. Von dieser Zusammenarbeit profitieren nicht nur der Mensch und seine Beziehungen, sondern ebenso die Unternehmen und sogar das ganze Land. Alexander Goebel betrachtet die Emotion als eigenen Faktor, dem großes Veränderungspotential inneliegt. Der Autor macht in seinem Buch „Gute Gefühle“ neue Vorschläge, wie Menschen diese Kraft in ihrem Leben und ihrem Unternehmen berücksichtigen können.

Weiterlesen