Carol Gilligan reklamiert eine eigene weibliche Auffassung der Moral

Carol Gilligan, die in Harvard als Psychologie-Professorin lehrte, erhebt gegen die ihrer Ansicht nach männlich geprägte individualistische und rationale Moral der Gerechtigkeit „Die andere Stimme“ eines solidarischen, gemeinschaftsorientierten Entwurf einer Moral, der aus Beziehungen und Kontexten erwachsende Pflichtgefühl in den Mittelpunkt stellt. Ludger Pfeil erklärt: „Gilligan fand in ihren Untersuchungen zur Moralpsychologie heraus, dass Frauen moralische Konflikte lösen, indem sie auf bestimmte Tugenden wie Rücksichtnahme und Hilfeleistung Bezug nehmen, während sich Männer eher an Gerechtigkeitsidealen orientieren und eine damit verbundene abstraktere Perspektive einnehmen.“ Rollen- und kontextbezogene Informationen wie persönliche Bindungen sind für Frauen wichtiger, um eine Entscheidung zu treffen. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Die Tugenden geben dem Leben eines Menschen Halt

In seinem neuen Buch „Tugend“ macht sich Reimer Gronemeyer auf die Suche nach den neuen Tugenden, die imstande sein müssen, drohender Verwüstung mit Liebe zu begegnen. Tugenden, die mit kluger Selbstbegrenzung auf die entfesselte Konsumgesellschaft reagieren und die gegen alle Trends eine gerechte Lebenswelt einfordern. Für Reimer Gronemeyer sind es die Tugenden die dem Leben eines Menschen Halt geben und es individuell und gesellschaftlich glücken lassen. Reimer Gronemeyer ist ein Mensch, der mit seinem Leben und seinen Büchern für eine Welt eintritt, in der es wieder menschlicher zugehen soll. Jeder kann sich für ein Morgen entscheiden, dass allen Menschen eine lebenswerte Perspektive bietet. Reimer Gronemeyer ist seit 1975 Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er 2018 zum Ehrensenator ernannt wurde.

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Die Moderne hält das Individuum in ständiger innerer Unruhe

Als einer der ersten Soziologen hat Anthony Giddens das Wesen der emotionalen Moderne herausgearbeitet. Eva Illouz erläutert: „Er betrachtet Intimität als ultimativen Ausdruck der Freiheit des Individuums, seine Loslösung aus älteren Bezugssystemen der Religion, der kulturellen Traditionen sowie der Ehe als Rahmenbedingung des wirtschaftlichen Überlebens.“ Für Anthony Giddens besitzen Individuen die Ressourcen, um die Fähigkeit, gleichzeitig autonom und intim zu sein, aus sich selbst heraus zu gestalten. Der Preis, der dafür zu zahlen ist, besteht ihm zufolge in einem Zustand der „ontologischen Unsicherheit“, der das Individuum in ständiger innerer Unruhe hält. Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

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Die Gefühlsarbeit ist das Schmiermittel der Gesellschaft

Wer denkt, nur die Liebe stellt den Gefühlshaushalt eines Menschen auf die Probe, irrt. Auch im Arbeits- und Geschäftsleben warten heutzutage zahlreiche emotionale Herausforderungen. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „Schon das Betreten eines modernen Kaufhauses ähnelt dem Eintauchen in ein sorgfältig temperiertes Bad der Emotionen, das einen wärmend umhüllt und zielgerichtet umschmeichelt.“ Angenehm plätschernde Hintergrundmusik, appetitlich aufgebaute Waren, einladend lächelnde Mitarbeiter – die Kunden sollen sich wohl und geborgen fühlen und den Wunsch entwickeln, möglichst viel von dieser Stimmung in bezahlter Form mit nach Hause zu nehmen. Kein Geschäft kommt heute ohne Emotionen aus. Wer erfolgreich sein will, muss vielmehr das Spiel auf der Klaviatur der Gefühle beherrschen, und zwar sowohl auf der eigenen wie auf der des Gegenübers. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Im Menschen die Menschheit zu lieben ist nicht leicht

Die Menschen, so heißt es bei Jean Paul, „soll keiner belachen als einer, der sie recht herzlich liebt.“ Die Wahrheit dieser ironischen Einsicht liegt darin, dass sie auch für die ernste Beschäftigung mit dem Menschen gilt: Zumindest in einer philosophischen Betrachtung kommt man nicht umhin, den Menschen, wenn nicht zu lieben, dann doch wenigstens zu schätzen – gerade auch dann, wenn man ihn verstehen, ihm raten und auch verzeihen will. Volker Gerhardt nennt den Grund: „Man erkennt und beurteilt keinen Menschen unabhängig davon, wie man sich selbst versteht. Also kann das, was über den Menschen im Allgemeinen zu sagen ist, nicht unabhängig von dem sein, was man im Besonderen von sich selbst als Mensch zu wissen glaubt.“ Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Jeder Mensch sollte den souveränen Umgang mit der Liebe lernen

Man kann sich durchaus vorstellen, die Menschen werden in Sachen Liebe endlich vernünftig. Flexibel, tolerant und ehrlich. Matthias Horx ergänzt: „Nach all den Tränen der Eifersucht, der Enttäuschung, der Trennung, die aus nichts anderem stammen als dem unerfüllbaren, ja perversen Anspruch an den Einzigen oder die Einzige im Leben, würden wir uns endlich eines Besseren besinnen. Eine neue Liebeskultur entstünde, in der wir uns vor der komplexen Realität der Liebe verbeugen und uns die menschliche Fähigkeit, vernünftige Verträge zu schließen, ins Gedächtnis rufen.“ Die Menschen würden einsehen, dass es keinen Zweck hätte, auf Normen und Sexualkontrakten zu beharren, di ein der Steinzeit oder im 19. Jahrhundert entstanden sind. Sie akzeptieren: Es gibt ein großes, unstillbares Bedürfnis nach lebenslanger Treue, Verlässlichkeit. The one and only! Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Liebe und Freiheit gehören untrennbar zusammen

Die Liebe, das Gefühl der Verschmelzung schlechthin, beinhaltet paradoxerweise ein Fragment der ausgedehnten und komplexen Geschichte von Autonomie und Freiheit, die zumeist in politischen Begriffen erzählt wird. Eva Illouz erläutert: „Das Genre der Liebeskomödie – das mit Menander entstand, von den Römern mit den Stücken von Plautus und Terenz fortgesetzt wurde und in der Renaissance zu neuer Blüte fand – handelte vom Anspruch junger Menschen auf Freiheit gegenüber Eltern, Lehrern und alten Männern.“ Während die Liebe in Indien und China in religiös modellierten Geschichten verhandelt wurde, einen festen Bestandteil im Leben der Götter bildete und nicht an sich gegen gesellschaftliche Autoritäten aufbegehrte, löste sie sich in Westeuropa und den Vereinigten Staaten nach und nach von der religiösen Kosmologie ab. Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

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Liebe ist die Verantwortung eines Ichs für ein Du

Die Beziehung zum Du ist unmittelbar. Zwischen Ich und Du steht keine Begrifflichkeit, kein Vorwissen und keine Fantasie; und das Gedächtnis selber verwandelt sich, da es aus der Einzelung in die Ganzheit stürzt. Martin Buber ergänzt: „Zwischen Ich und Du steht kein Zweck, keine Gier und keine Vorwegnahme; und die Sehnsucht selber verwandelt sich, da sie aus dem Traum in die Erscheinung stürzt.“ Alles Mittel ist Hindernis. Nur wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht die Begegnung. Dass die unmittelbare Beziehung ein Wirken am Gegenüber einschließt, ist an folgendem offenbar: die Wesenstat der Kunst bestimmt den Vorgang, in dem die Gestalt zum Werk wird. Das Gegenüber erfüllt sich durch die Begegnung, es tritt durch sie in die Welt der Dinge ein, unendlich fortzuwirken, unendlich Es, aber auch unendlich wieder Du zu werden, beglückend und befeuernd. Martin Buber (1878 – 1965) war ein österreichisch-israelischer Religionsphilosoph.

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Keine Liebe ist frei von den Einflüssen der Gesellschaft

Menschen sind soziale Tiere, bei denen die Kinder nicht von einer einzigen Mutter versorgt und erzogen werden, sondern von der Gemeinschaft. Thomas Junker weiß: „Das hat viele Vorteile, aber den Nachteil, dass die Sexualität und die Liebe zweier Menschen zu etwas werden, was indirekt alle betrifft.“ Entsprechend fühlen sich auch alle, von den Eltern über die Freunde bis zum Rest der Gruppe, berufen, Kommentare abzugeben und Einfluss zu nehmen. Insofern wäre es eine Illusion zu glauben, dass man in der Liebe völlig frei von gesellschaftlicher Einflussnahme sein könnte. Statistisch gesehen sind Männer in Deutschland rund vier Jahre älter als ihre Ehefrauen oder Freundinnen. Extreme Altersunterschiede gibt es, aber sie sind eher selten. Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

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Die Idee der Liebe ist im Niedergang begriffen

Das Titelthema des Philosophie Magazins 03/2019 lautet: „Was weiß mein Körper?“ Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt in ihrem Editorial, dass der Mensch nicht nur einen Körper hat, der sich beobachten, vermessen, perfektionieren, instrumentalisieren lässt, sondern auch Leib ist. Durch ihn nimmt er die Welt wahr – ihre Farben, ihren Geruch, die Atmosphäre im Raum, ja sogar den Raum selbst und nicht zuletzt sich selbst. Der Leib? Nur ein Anhängsel der Seele, das dem Geist gehorcht. So lehrten es über Jahrhunderte Philosophen und Theologen. Doch birgt der Körper bei näherem Hinsehen selbst ein Wissen – ja sogar eine Weisheit. Denn ganz gleich, ob einem Menschen Gefahr droht, er sich verliebt oder Erinnerungen aufruft: Bisweilen scheinen Darm, Bauch, oder Nase etwas zu erkennen, von dem der Verstand noch nichts ahnt.

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Schönheit ist sichtbare Liebe

Frank Berzbach zeigt in seinem Buch „Die Form der Schönheit“ Wege auf, ein glücklicheres Leben zu führen, den Sinn für die Schönheit zu schärfen und ein Bewusstsein für Ästhetik zu entwickeln. Nur so kann ein Mensch die Schönheit eines Individuums, von Kleidung und Essen sowie auch die der Natur wertschätzen. Gleich auf der ersten Seite schreibt Frank Berzbach, dass man das Transzendente nie loswird, wenn es um Schönheit geht. Denn sie ist weder rational noch logisch, sie ist nicht nützlich und nicht unnütz. Sie lässt sich aber assoziativ und essayistisch umkreisen, ihr wohnt etwas Persönliches inne. Frank Berzbach glaubt an die Möglichkeit, Menschen für die Schönheit zu sensibilisieren. Dr. Frank Berzbach unterrichtet Psychologie an der ecosign Akademie für Gestaltung und Kulturpädagogik an der Technischen Hochschule Köln.

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In einem geliebten Menschen manifestiert sich die Vollkommenheit

Die westliche Kultur ist unendlich reich an Darstellungen und Geschichten, die vom wundersamen Erscheinen der Liebe im Leben der Menschen handelt – von jenem magischen Augenblick, in dem ein Mensch weiß, dass jemand für ihn bestimmt ist; vom fieberhaften Warten auf einen Anruf oder eine E-Mail; vom wohligen Schauer der Erregung, der einen beim bloßen Gedankten an die geliebte Person durchströmt. Eva Illouz weiß: „Verliebt sein heißt, zur Platonikerin zu werden: durch eine Person hindurchzusehen auf eine Idee, auf etwas im umfassenden Sinne Makelloses.“ Unzählige Romane, Gedichte und Filme lehren die Menschen, in dieser Hinsicht Platons Schüler zu werden, unterweisen sie also in der Kunst, die Vollkommenheit zu lieben, die sich in der geliebten Person manifestiert. Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

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Sicherheit gibt es in einer Liebesbeziehung nie

Liebe bringt, wie die meisten Menschen hoffentlich schon einmal erfahren haben, das ganze Leben durcheinander. Matthias Horx schreibt: „Sie ist ein gigantisches, unbezähmbares Chaos, eine Zumutung ohnegleichen. Sie fordert den Mut, uns im Kontext des anderen zu erkennen.“ Der Philosoph Odo Marquard hat darauf hingewiesen, dass es sprachgeschichtlich eine Verwandtschaft von „zwei“ und „Zweifel“ gibt. Eine Tatsache der Liebe ist, dass man durch sie nicht derjenige bleiben wird, der man ist. Der Paartherapeut Ulrich Clement beschreibt in einem Interview in „Zeit Campus“ die Unsicherheit, die mit der Liebe einhergeht: „Sicherheit gibt es in einer Liebesbeziehung nicht, nie. Menschen haben ein starkes Bedürfnis danach, eine emotionale Heimat zu finden, also das Gefühl zu haben: Hier gehöre ich hin.“ Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Uwe Böschemeyer erzählt von den hellen Farben der Seele

Unter den hellen Farben der Seele versteht Uwe Böschemeyer spezifisch menschliche Werte wie Freiheit, Verantwortlichkeit, Liebe, Mut, Hoffnung, Kreativität und Spiritualität. Sie gründen laut Viktor Frankl im „geistig Unbewussten“, kommen allerdings in den Wissenschaften, im gesellschaftlichen Leben, im konkreten Dasein der Menschen überhaupt viel zu kurz. Von den hellen Farben der Seele handelt das neue Buch von Uwe Böschemeyer. Er nennt sein Konzept Wertorientierte Persönlichkeitsbildung, die er als einen eigenständigen Entwurf, zugleich als ein logotherapeutisches Präventionskonzept versteht. Uwe Böschemeyer vertritt die These, dass die Menschheit in einer Zeit lebt, in der die Angst zu einem lebensbestimmenden Gefühl geworden ist: „Die Angst unter uns ist so groß, weil der Mangel an Sinn so groß ist.“ Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

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Die frühe Kindheit ist entscheidend für das spätere Leben

Idealerweise wird durch die Liebe zwischen Mutter und Kind der Urgrund der Liebesfähigkeit des Nachwuchses geschaffen. Andreas Salcher fügt hinzu: „Jene fundamentale Erfahrung intimer Verbundenheit entsteht durch die körperliche, emotionale und psychische Nähe. Sie weckt die Sehnsucht, später eine ähnliche intime und vertrauensvolle Beziehung zu einem Liebespartner zu finden.“ Ein Kleinkind entwickelt in den ersten drei Jahren ein Grundgefühl, welchen Situationen und Menschen es vertrauen kann und welchen nicht. Entscheidend für die Bildung jenes Urvertrauens sind die unmittelbaren Bezugspersonen, also die Eltern, primär die Mutter nach der Geburt. Die bei der Wahrnehmung der Umwelt gewonnenen positiven Erfahrungen statten ein Kind mit hohem Grundvertrauen darin aus, dass es die Welt gut mit ihm meint und es angenommen und geliebt wird. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Immer mehr Menschen lösen ihre Beziehungen auf

In ihrem neuen Buch „Warum Liebe endet“ zeigt Eva Illouz, warum mit Blick auf die sexuellen und romantischen Beziehungen vor allem eines selbstverständlich geworden ist: sich von ihnen zu verabschieden. Außerdem hat die Sozilogin anhand von zahlreichen Gesprächen und ausführlichem Quellenstudium herausgefunden, wie es um Beziehungen in Zeiten von Speed-Dating und Tinder, von Gelegenheitssex und Körperkult bestellt ist. Einer ihrer Befunde lautet: Insbesondere Frauen sind die Leidtragenden dieser gleichermaßen sexualisierten wie sexuell befreiten Kultur. Daneben beschreibt Eva Illouz, welche kulturellen und emotionalen Mechanismen Menschen dazu bringen, Beziehungen auf den Prüfstand zu stellen, aufzulösen, abzulehnen oder prinzipiell zu vermeiden. Eva Illouz ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique de la Sorbonne.

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Die Sexualität ist mit existentiellen Fragen des Lebens verbunden

Das Buch „Eros, Wollust, Sünde“ von Franz X. Eder gibt erstmals einen Überblick über die Geschichte der europäischen Sexualität von der Antike bis in die Frühe Neuzeit. Der Autor spannt anhand zahlreicher Beispiele und Quellen einen Bogen von der Politisierung und Sozialisierung des Eros in der griechischen und römischen Antike über den skeptischen Umgang mit dem Sexuellen im frühen Christentum und die ambivalente Sexualwelt des Mittelalters bis zu deren Regulierung und Disziplinierung während und nach der Reformation. Das Thema Sexualität ist unter anderem so spannend, weil es ein irritierender Teil des menschlichen Lebens ist. Viele Menschen sind davon überzeugt, eine individuelle sexuelle Begierde zu besitzen, die in den Tiefen ihres Körpers als Gene und Hormone und in den Grundstrukturen der Psyche verankert sind. Franz X. Eder ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.

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Die Weisheit ist die Kunst des Lebens

Der römische Philosoph und Staatsmann Seneca schreibt: „Liebe ist Vernunft! Diese Liebe wird die wappnen auch gegen das Härteste.“ Gleichwohl ist diese Einsicht nur die eine Seite der Weisheit. Ein Mensch muss sie auch umsetzen können. Seneca fährt fort: „Die Weisheit ist eine Kunst, eine Kunst des Lebens.“ Albert Kitzler weiß: „Erst im Laufe der Zeit verfestigt sich die Weisheit durch kontinuierliches Üben, Praktizieren und durch Erfahrungen zu einer inneren Haltung und tatsächlichen Bewältigung des Lebens, die Freude und Erfüllung verschafft und Fehlverhalten weitgehend vermeidet.“ Durch anhaltendes Üben wird das Erlernte zu einer festen Lebenspraxis und zu einem Teil des Charakters. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Martha Nussbaum erklärt den Zorn der Kinder auf ihre Eltern

Selbst erwachsene Kinder geraten manchmal in Zorn über ihre Eltern. Martha Nussbaum erläutert: „Sie stoßen sich an der elterlichen Autorität und empfinden das Bedürfnis, durch emotionale Konfrontation zur Selbstbestimmung zu gelangen.“ Zorn gehört tatsächlich eng zu dieser Beziehung, weil sich das Kind in seinem Bemühen um Unabhängigkeit schon am Dasein und an der Kompetenz des Elternteils stößt und gute Eltern fast unerträglicher sind als schlechte Eltern. Im Jugendalter ist Zorn in der Regel strategisch: Kinder nutzen ihre Emotionen, um sich loszulösen, eine Abgrenzung zu schaffen, auch wenn ihnen das selbst nicht klar ist. Bei Kindern ist dies gewöhnlich eine harmlose Strategie und eine vorübergehende Erscheinung. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Eltern formen ihre Kinder gewollt und ungewollt

Wie die meisten Erwachsenen bestätigen können, haben ihre Eltern und ihre Art der Erziehung großen Einfluss darauf, was später einmal aus einem Menschen wird. John Bargh erläutert: „Das ist auf das zurückzuführen, was sie uns bewusst und mit Absicht zuteilwerden lassen: Liebe, Führung und Bestrafung. Und ebenso auf das, was sie uns unbewusst zukommen lassen: Liebe, Führung und Bestrafung, etwa dann, wenn wir sie in Momenten beobachten und von ihnen lernen, in denen sie es nicht merken.“ Das heißt, die Eltern formen ihre Kinder sowohl auf gewollte als auch auf ungewollte Weise, vor allem wenn sie noch sehr klein und formbar sind. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Für den Sinn des Lebens gibt es keine Garantie

Das menschliche Streben nach Veränderung und Verbesserung, die Suche, ist nicht als Makel und Beweis für die Unvollkommenheit des Menschen zu verstehen, sondern als kreative und schöpferische Fähigkeit, mit Unsicherheit und Wandel umzugehen. Dabei handelt es sich um eine unerlässliche Kompetenz in jedem lebendigen Zusammenhang. Ina Schmidt erläutert: „Gerade in einer globalen, mobilen und gut vernetzten Welt, die ebenfalls den Gesetzen sozialer und organischer Zusammenhänge gehorcht, brauchen wir mehr denn je kompetente Suchende.“ Diese Überzeugung gilt auch dann, wenn man erst einmal nichts zu verstehen glaubt und sich auf folgende Einsicht des Denkers Georg Christoph Lichtenberg beschränken muss: „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Eltern wollen Erfolg und Glück für ihre Kinder

Wenn Eltern tiefe Liebe für ihre Kinder empfinden, wenn sie es gut mit ihnen meinen und keine verdrehten Vorstellungen von einer Eltern-Kind-Beziehung haben, gibt es zwei Möglichkeiten, wie sie in Zorn geraten können. Martha Nussbaum erläutert: „Die eine Möglichkeit ergibt sich aus einer stellvertretenden Investition ins eigene Ego: Das betreffende Elternteil sieht in dem Kind eine Erweiterung seiner selbst bzw. jemanden, die oder der die eigene Existenz fortsetzt. Ihm geht es darum, die eigenen Träume zu erfüllen.“ Die andere Möglichkeit ergibt sich aus der Sorge um das jetzige beziehungsweise künftige Wohl des Kindes. Beide Möglichkeiten überschneiden sich, weil Eltern häufig ein zentrales Interesse daran haben, dass ihr Kind erfolgreich und glücklich ist. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Die Liebe ist ein bevorzugter Ort der Utopie

Die ewige Macht der Liebe lässt sich, wenn auch nur teilweise, aus der Tatsache erklären, dass die Liebe ein bevorzugter Ort utopischer Erfahrung ist. Eva Illouz fügt hinzu: „In den kapitalistischen Gesellschaften enthält die Liebe eine utopische Dimension, die sich nicht einfach auf „falsches Bewusstsein“ oder auf den angeblichen Einfluss der „Ideologie“ auf die menschlichen Sehnsüchte reduzieren lässt.“ Im Gegenteil, die Sehnsucht nach einer Utopie, die den Kern romantischer Liebe bildet weist tief reichende Affinitäten zur Erfahrung des Heiligen auf. Wie Durkheim gezeigt hat, ist diese Erfahrung nicht aus der säkularen Gesellschaft verschwunden, sondern hat sich aus der Sphäre der Religion auf andere kulturelle Bereiche verlagert. Einer dieser Bereiche ist die romantische Liebe. Die Soziologin Eva Illouz ist seit dem Jahr 2006 Professorin für Soziologie an der Hebrew University in Jerusalem.

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Zorn in der Ehe rührt oftmals von ungerechtfertigten Geschlechterrollen her

Zorn in vertrauten Beziehungen resultiert häufig aus einer der zahlreichen falschen Wertvorstellungen einer Gesellschaft in Bezug auf Fehlverhalten und die Schwere, mit der es ins Gewicht fällt. Beispielsweise das Streben nach Unabhängigkeit von Kindern und selbst ihre Suche nach bloßem Vergnügen häufig äußerste Missbilligung erfahren. Martha Nussbaum nennt ein weiteres Beispiel: „So verbindet sich auch der Zorn in der Ehe in vielen Fällen mit Annahmen und Erwartungen, die maßgeblich von ungerechtfertigten Geschlechterrollen herrühren; Männer haben namentlich das Streben der Frauen nach Unabhängigkeit und Gleichheit als besonders bedrohlich empfunden.“ Es ist oft schwierig zu trennen zwischen Fällen, in denen Zorn unangebracht ist, weil die betreffende Person gegen eine schlechte gesellschaftliche Norm verstoßen, aber nichts wirklich Falsches getan hat, und Fällen, in denen ein wirkliches Unrecht geschehen ist. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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Vier Dinge zeichnen eine vertraute Beziehung aus

Was zeichnet vertraute Beziehungen im Besonderen aus? Laut Martha Nussbaum sind dies vier Dinge: „Erstens nehmen diese Beziehungen einen außergewöhnlich zentralen Platz in unseren Vorstellungen von einem gelingenden Leben ein, oder, um den Ausdruck vor Aristoteles zu verwenden, in unseren Vorstellungen von der eudaimonia.“ Die andere Person und die Beziehung selbst sind ein geschätzter Teil des eigenen guten Lebens – wobei die Beziehung wiederum weit in das Leben der durch sie Verbundenen hineinwirkt, sodass aus viele Unternehmungen gemeinsame Unternehmungen und aus Ziele geteilte Ziele werden. Eine Entzweiung bedeutet folglich in vielerlei Hinsicht einen Bruch in der eigenen Existenz. Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart.

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