Der „Werther“ war der erste moderne Roman in Deutschland

Mit Johann Wolfgang von Goethes Werk „Werther“ trat der bürgerliche Roman in Deutschland in Erscheinung. In den „Leiden des jungen Werther“ gestaltete Johann Wolfgang von Goethe den Typus des unzufriedenen bürgerlichen Intellektuellen, dessen Versuche der Integration in die ständisch gegliederte Gesellschaft an der starken Hierarchie wie auch an der eigenen hohen Selbsteinschätzung scheitern. Johann Wolfgang von Goethes Roman zeigt, dass es für das bürgerliche Individuum unmöglich ist, sich innerhalb des Feudalsystems zu definieren und seine Identität zu finden. Werthers Leiden an der Gesellschaft und sein Scheitern – Werther endet durch Selbstmord – lassen ihn als Verwandten jener bürgerlichen Dramenhelden erscheinen, die wie Karl Moor in den „Räubern“ oder Läuffer im „Hofmeister“ ebenfalls an der Gesellschaftsordnung zerbrechen. Die Wirkung von Johann Wolfang von Goethes „Werther“ war ungeheuer.

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Als Stammvater der Novelle gilt Johann Boccaccio

Der Roman als epische Großform stellte an Autor und Leserschaft gleichermaßen hohe Anforderungen. So beschäftigte zum Beispiel der „Wilhelm Meister“ Johann Wolfgang von Goethe fast fünfzig Jahre und wurde als ein äußerst durchdachtes, sorgfältig komponiertes, künstlerisch raffiniertes gearbeitetes Zeugnis der Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Identitätsproblematik nur von einer schmalen Intellektuellenschicht verstanden. Sehr wenige Autoren waren – auch finanziell – in der Lage, ihre schöpferischen Kräfte so lange an ein Werk zu binden. Hier spielte die wirtschaftliche Sicherheit Johann Wolfgang von Goethes als Berater des Herzogs von Weimar eine entscheidende Rolle. Sie bot ihm Zeit, Muße und den langen Atem für literarische Großvorhaben dieser Art. Autoren, die stärker auf den literarischen Markt, das heißt auf den Verkauf ihrer Bücher angewiesen waren, mussten notgedrungen auf die Adressatenorientierung und die Verkaufschancen ihrer Werke achten.

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Heinrich von Kleist hatte zu Lebzeiten keinen literarischen Erfolg

In der Zeit, in der Heinrich von Kleist lebte, hätte wohl kaum jemand so viel zukünftigen Ruhm und Anerkennung für ihn erwartet, am wenigsten wohl er selbst. Heinrich von Kleist kommt am 17. Oktober 1977 in Frankfurt an der Oder in einer pflichtbewussten Militärfamilie zur Welt. Er wird in eine aufregende und aufgeregte Zeit hinein geboren. Am Vorabend der Französischen Revolution steht Europa vor einer seiner größten Strukturkrisen seiner Geschichte. Während die neue Klasse des Bürgertums immer stärker wird, klammert sich der Adel an alte Konventionen und Privilegien. Auch in der Familien von Kleist herrscht die alte preußische Gefühlskultur. Die berufliche Zukunft des Sohns scheint klar vorgezeichnet. Auf eine kühle aristokratische Erziehung, weitgehend von Hauslehrern besorgt, folgt idealerweise eine Karriere beim Militär, eventuell eine Laufbahn im preußischen Beamtentum.

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Tim Crane stellt die Frage nach der Natur der Realität

Für Tim Crane ist die Frage nach der Natur der Realität oder des Seins eine der ältesten in der Philosophie des Abendlandes. Realität ist keine Eigenschaft der Dinge wie beispielsweise eine rote Farbe oder das Gewicht einer Sache. Tim Crane erklärt: „Es ist sinnlos zu behaupten, dass Realität etwas ist, dass einige Dinge besitzen und andere nicht, da die Idee etwas zu sein, schon in sich die Vorstellung der Realität enthält.“ Ähnlich schließ auch die Behauptung, etwas ist oder hat Sein, gleichfalls für Tim Crane mit Sicherheit ein, dass es real ist. Denn nichts kann Sein haben, wenn es nicht real ist. Tim Crane ist Professor für Philosophie an der University of Cambridge. Seit 1988 liegen von ihm zahlreiche Schriften zur Philosophie des Geistes vor. Sein Buch „The Mechanical Mind“ (1995) hat ihn in einer großen Leserschaft bekannt gemacht.

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Eva Illouz analysiert den Weltbestseller „Shades of Grey“

In ihrem neuen Buch „Die neue Liebesordnung – Frauen, Männer und Shades of Grey“ beschäftigt sich Eva Illouz mit der Trilogie „Fifty Shades of Grey“ von E. L. James. Im Mittelpunkt des Bestsellers steht die Sadomaso-Beziehung zwischen einem erfolgreichen Geschäftsmann und einer jungen Studentin. Eva Illouz räumt ein, dass ihr die Lektüre der drei Bände absolut kein Vergnügen bereitet hat, wobei der erste für sie definitiv erfreulicher war als die folgenden zwei. Dabei hat sie untersucht, wie sich der immense Erfolg dieser Trilogie erklären lässt. Eva Illouz stellt fest: „An den Sexszenen liegt es mit Sicherheit nicht. Sex ist heute überall ganz leicht konsumierbar.“ Die israelische Soziologin Eva Illouz lehrt an der Hebräischen Universität Jerusalem. International bekannt wurde sie durch ihre Bücher „Die Errettung der modernen Seele“ und „Warum Liebe weh tut“.

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