Die intensive Landwirtschaft verursacht irreparable Schäden

Moderne Bewässerungstechniken können buchstäblich die Wüste ergrünen lassen. Dirk Steffens und Fritz Habekuss warnen: „Aber oft führen solche Innovationen langfristig zu einer Minderung der Ökosystemleistungen.“ Zu viel Kunstdünger zerstört die Fruchtbarkeit der Böden und tötet Regenwürmer. Zu viel Bewässerung senkt den Grundwasserspiegel und fördert die Versalzung der Böden. Manchmal sind die Schäden irreparabel. Europas größte Gemüsefabrik in der spanischen Region Almeria ist ein besonders krasses Beispiel dafür. Die Gegend rund um das Örtchen El Ejido ist zu trocken, um durstige Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Avocado unter freiem Himmel anzubauen. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Regionale Lebensmittel verbrauchen weniger Wasser

Europa wendet 20 Prozent des Frischwassers für die Landwirtschaft auf. Nordamerika ist mit knapp über 40 Prozent immer noch unter dem weltweiten Durchschnitt, während Südamerika rund 70 Prozent der Frischwasserentnahmen für die Landwirtschaft verbraucht. Asien und Afrika mit 80 Prozent und Südasien mit sogar 90 Prozent liegen weit über dem weltweiten Durchschnitt. Malte Rubach stellt fest: „Auch hier erkennt man schnell. Die geografischen und klimatischen Bedingungen sind ausschlaggebend, wie viel grünes und blaues Wasser aus dem Wasserkreislauf entnommen werden muss, um ein Kilogramm Rindfleisch oder Getreide zu erzeugen.“ Wer in Deutschland regionale Lebensmittel kauft, hat damit mit Sicherheit einen geringeren Wasserfußabdruck als 15.000 Liter für ein Kilogramm Rindfleisch. Nämlich nur gut die Hälfte. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Die Landwirtschaft existiert seit 12.000 Jahren

Landwirtschaft wird seit der neolithischen Revolution systematisch betrieben. Ihre Anfänge reichen bis etwa 10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurück. Sie beruht eigentlich immer auf „Kulturpflanzen“, das heißt auf genetisch „manipulierten“ durch Züchtung und Kreuzung mit bestimmten Eigenschaften versehenen Sorten. Daniel Goeudevert erklärt: „Solche Verbesserungen zogen sich meist über viele Jahre, manchmal über Generationen hin und brachten eine Vielzahl regional ganz unterschiedlicher Sorten hervor.“ Diese waren den Bedingungen ihrer jeweiligen Umwelt – dem Klima, dem Nährstoffgehalt der Böden, dem Wasserhaushalt – zunehmend besser angepasst. Das alles war über Jahrtausende Sache der Landwirte, die ihre Felder mit den Pflanzen bebauten, die dort am besten gedeihen konnten. Und es war eine durch und durch gute Sache. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Die Fortpflanzung ist ein genetischer Zwang

Eine Spezies nutzt grundsätzlich alle für sie geeigneten Ressourcen, um zu expandieren. Vermehrung und Ausbreitung enden erst, wen die Ressourcen erschöpft sind und der Umweltwiderstand zu groß wird. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Dabei ist Fortpflanzung keine Option, sondern ein genetischer Zwang. Soweit gilt das für alle Arten. Auch für Homo sapiens.“ Die Menschen sind in Sachen Vermehrung aber sogar außergewöhnlich erfolgreich. In seinem Buch „Das Ende der Evolution“ stellt der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht fest: „Was uns von Schimpansen und Gorillas oder gar vom Orang-Utan trennt, und zwar um mehrere Größenordnungen, ist die Anzahl unseres Nachwuchses.“ In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Immer mehr Nutzpflanzen sind spezielle Züchtungen

Das vorrangige Problem der Landwirtschaft ist ihr Flächenbedarf. Denn zur Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten benötigt man Sonnenlicht. Ille C. Gebeshuber ergänzt: „Um die Nutzbarkeit des Lichts zu maximieren, werden die landwirtschaftlich genutzten Flächen von der natürlichen Konkurrenz abgeschirmt. Speziell gezüchtete Nutzpflanzen können auf diese Weise das Sonnenlicht exklusiv nutzen und bringen hohe Erträge.“ Hier hat der hohe Versorgungsdruck die Menschheit aber in die Nutzung weniger Pflanzenarten getrieben, deren Anpassungsfähigkeit und Leistung hoch war. So nutzt die Landwirtschaft von circa 6.000 verzehrbaren Pflanzenarten nur etwas weniger als 200. Davon decken fünf Pflanzenarten etwa drei Viertel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion in Tonnen. Diese sind nach Produktionsmenge gereiht: Zuckerrohr, Mais, Weizen, Reis und Kartoffeln. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Die Erde wurde durch den Menschen angepasst

Eine Feststellung, die immer häufiger Erwähnung findet, lautet etwa so: „Nicht der Mensch hat sich über Jahrtausende der Erde angepasst, sondern die Erde wurde durch den Menschen angepasst.“ Malte Rubach stellt fest: „Da ist mit Sicherheit etwas dran. Aber es ist hilfreich, auch hier einmal die globale Perspektive einzunehmen.“ Die Erde besteht nur zu knapp 30 Prozent aus Landmasse. Das verdeutlicht bereits die Dimension der überhaupt für den Menschen nutzbaren Erdflächen. Oft werden in hitzigen Debatten Sätze wie „80 Prozent der Erdoberfläche sind nötig, um tierische Lebensmittel zu produzieren“ in den Raum geworfen. Das hört sich erst einmal dramatisch an und obendrein falsch. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist gewaltig

Lebensmittel sind der wichtigste Reproduktionsfaktor der Menschheit. Sämtliche technologische Errungenschaften haben in erster Linie dazu beigetragen, mehr Lebensmittel in kürzerer Zeit und mit weniger menschlicher Arbeitskraft zu produzieren. Das hat wiederum zu einer Steigerung der menschlichen Vermehrungsrate geführt. Malte Rubach schaut sich kurz an, welchen Einfluss der Mensch auf Klima hat. Weltweit und hier in Deutschland: „Doch da ist schon das erste Problem, es geht wieder um Zahlen. Sicher, es gibt eine relativ zuverlässige Quelle für den aktuellen Ausstoß von Treibhausgasen, den Weltklimarat.“ Der Energiesektor macht 75 Prozent aller weltweiten Treibhausgase aus. Die Landwirtschaft folgt mit 12 Prozent. Industrie- und Baugewerbe sind für 9 Prozent verantwortlich. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Nutztierwirtschaft ist ein großes Verbrechen

Yuval Harari postuliert in seinem Buch „Sapiens“, dass die Erfindung der Landwirtschaft der größte Schwindel in der Menschheitsgeschichte war. Er schildert darin, warum letztlich erst die Landwirtschaft dazu geführt hat, dass die Menschheit vor den heutigen Problemen eines überbevölkerten Planeten steht. Diese Probleme sind so ziemlich alles, was Malte Rubach in den heutigen Debatten über Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesellschaft begegnet. Yuval Harari plädiert dafür, nach und nach, aber in einem stetigen Prozess auf tierische Lebensmittel zu verzichten. Denn er vertritt die Auffassung, dass die Nutztierwirtschaft das größte Verbrechen der Geschichte ist. Die Realität unterliegt ständigen Veränderungen. Und übrigens, auch die Realität von Yuval Harari sieht etwas anders aus, als es sein veganer Lebensstil es erahnen lässt. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Der Homo sapiens bedroht das Leben auf der Erde

Matthias Glaubrecht beschreibt in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ wie der angebliche Homo sapiens das gesamte Leben auf der Erde bedroht. Dabei legt er schonungslos die Fakten zur historischen Entwicklung von Ackerbau, Überbevölkerung und Urbanisierung offen. Im Zentrum seiner umfassenden Studie aber der dramatische Schwund an Biodiversität von Tieren und Planzen überall auf der Erde. Das fängt bei den großen Säugetieren wie Tiger und Elefant an, erfasst auch die heimische Vogelwelt und endet beim Sterben der Insekten. Sowohl an Land wie auch im Meer ist das drohende Aussterben von bis zu einer Million Arten bereits in vollem Gange. Mit dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier steht der Menschheit eine weltweite biologische Tragödie bevor. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Im 17. Jahrhundert wächst der internationale Handel

Die eskalierende Ausbeutung und Verpestung der Welt ist für Philipp Blom das gegenwärtige Äquivalent zu den Hexenverbrennungen des 17. Jahrhunderts. Es ist der hilflose Aktivismus einer Zivilisation, die keine Alternative sieht. Die sich jedoch im Recht weiß, die auf vergangene Erfolge zeigt, um gegenwärtiges Handeln zu rechtfertigen. Die sich immer wieder dieselben, alten Geschichten erzählt. Diese gehen ironischerweise zurück auf die Kleine Eiszeit. Es kam zu einer Krise der Landwirtschaft. Daraus resultierten politische Verwerfungen, die zu einer Stärkung von Märkten und internationalem Handel sowie zum Ausbau der Infrastruktur führten. Erfolgreich und international gesehen war ein Staat im 17. Jahrhundert aber nur, wenn er militärisch mächtig war und Kriege führen konnte. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford.

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Der Mensch ist für den Untergang der Natur verantwortlich

Das neue Ausgabe des philosophischen Wirtschaftsmagazins agora42 handelt von den vielfältigen Beziehungen zwischen Natur und Wirtschaft. Wobei festzuhalten ist, dass der Naturbegriff alles andere als eindeutig ist. Der Philosoph Hans Jonas und andere haben darauf hingewiesen, dass Menschen gut daran tun, ihre natürlichen Lebensgrundlagen und ihre gesamte Mitwelt nicht in rasantem Tempo zu zerstören, weil sie für viele, vor allem systemische Funktionen der Natur, keinen technischen Ersatz haben. Das Erschreckende ist: An jedem einzelnen Tag verschwinden auf der Erde 150 Arten – auf das Jahr gesehen sind das mehr als 58.000 Spezies. In Deutschland ist die Biomasse an Fluginsekten in den letzten 30 Jahren laut einer Studie um drei Viertel zurückgegangen. Schuld daran sind die industrielle Landwirtschaft, die Nutzung von Düngemitteln und Pestiziden sowie die Klimaveränderung.

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Der Homo sapiens tauchte vor rund 200.000 Jahren auf

Als tierische Spezies zeichnet sich der Homo sapiens hauptsächlich durch sein großes Gehirn und seine geistigen Fähigkeiten aus. Emmanuel Todd ergänzt: „Er beobachtet, sammelt Erkenntnisse und häuft Wissen an.“ Einige seiner entscheidenden Fähigkeiten, etwa der Gebrauch von Werkzeug oder die Nutzung des Feuers, waren schon unter seinen Vorgängern verbreitet. Mit dem Auftauchend des Homo sapiens vor rund 200.000 Jahren beschleunigte sich der Erwerb neuer Techniken in einer exponentiellen Größenordnung. Seine Ausbreitung über alle Kontinente, seine Sesshaftwerdung an verschiedenen Orten und die Erfindung der Landwirtschaft um 9000 v. Chr. im Nahen Osten machten es möglich, dass die Population des Homo sapiens in beachtlichem Maße anwuchs. Um 3300 v. Chr. entstanden in Mesopotamien und vor 3000 v. Chr. in Ägypten erste Formen von Schrift und erste Städte. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Die Machtzentren der Welt haben sich nicht verlagert

Die politische Ökonomie ist laut Emmanuel Todd nicht in der Lage, die gewaltigen Umwälzungen in der Welt zu erfassen. Um dies zu erkennen hält sich der französische Soziologe an die am weitesten entwickelten Länder. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten Brasiliens und Chinas räumen mit der Illusion auf, die Geschichte werde fortan maßgeblich durch die Schwellenländer geprägt. Emmanuel Todd schreibt: „Die Spielregeln der wirtschaftlichen Globalisierung wurden in den Vereinigten Staaten, Europa und Japan festgelegt. Diese „Triade“ hat seit 1980 die jüngst alphabetisierten Erwerbsbevölkerungen der Dritten Welt in Arbeit gebracht, dadurch die inländischen Arbeitseinkommen gewaltig unter Druck gesetzt und – wie man sagen muss – auf diese Art weltweit die Profitraten erhöht.“ Wohl noch besser drückt sich die Vorherrschaft der alternden entwickelten Welt in einer anderen Fähigkeit aus. Emmanuel Todd ist einer der prominentesten Soziologen Frankreichs.

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Der Unterschied zwischen den Kulturen hat ökonomische Gründe

Das Leben von Menschen, die in der westlichen Kultur aufgewachsen sind, ist durch beträchtliche Freiräume und Autonomie geprägt. Häufig können sie ihren Interessen nachgehen, ohne sich groß um die Belange anderer Personen zu kümmern. In zahlreichen anderen Kulturen ist das Leben sehr viel eingeschränkter. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Die Freiheit des Westens hat ihren Ursprung im bemerkenswerten Begriff der persönlichen Handlungsmacht (personal agency), der von den antiken Griechen geprägt wurde.“ Im Gegensatz dazu legte die ebenso alte wie hochentwickelte Zivilisation Chinas sehr viel mehr Gewicht auf Harmonie mit den Mitmenschen als auf die Freiheit individueller Handlungen. In China erforderte effektives Handeln stets die reibungslose Interaktion mit anderen – sowohl mit Vorgesetzten als auch im Gleichgestellten. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Der Staat hat für sichere Märkte zu sorgen

Märkte sicher zu machen ist eines der ältesten Probleme des Marktdesigns, das weit vor die Erfindung der Landwirtschaft zurückreicht, als Jäger Axtköpfe und Pfeilspitzen tauschten. Archäologen finden sie heute an Stellen, die Tausende von Kilometern von dem Ort ihrer Herstellung entfernt liegen. Alvin E. Roth nennt ein anderes Beispiel: „In jüngerer Vergangenheit waren Könige im mittelalterlichen Europa unter anderem dafür verantwortlich, Händlern eine sichere Passage auf den Wegen von und zu den Märkten und Messen zu gewährleisten.“ Ohne das Versprechen einer sicheren Passage hätten diese Märkte nicht funktioniert; sie wären so riskant gewesen, dass sie nicht viele Teilnehmer angelockt hätten. Und wenn diese Märkte versagt hätten, hätten die Königreiche niemals den Wohlstand erreicht, den Märkte direkt und über die Steuern, die auf sie erhoben werden, erzeugen. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

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Immobilienmärkte stehen oft im Zentrum einer Finanzkrise

Ein Markt, der bei Finanzkrisen häufig im Zentrum steht, ist der Immobilienmarkt. Ob in Spanien, Irland oder in den USA – die Immobilienblase war in diesen Ländern der Kern der Finanzkrise und hat sie ökonomisch an den Abgrund geführt. Aber auch in anderen Ländern gab es Schwierigkeiten bei der Immobilienfinanzierung. In Ungarn zum Beispiel haben Immobilienkäufer ihre Häuser über Fremdwährungen finanziert, insbesondere in Schweizer Franken. Als diese Währung in der Krise massiv aufwertete, waren ihre Kredite plötzlich extrem schwer zu bedienen. Umso mehr muss man laut Gerhard Schick aufmerken, wenn jetzt viel Kapital nach Deutschland strömt: „Viele Investoren versuchen, ihr Geld angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten in „Betongold“ sicher anzulegen.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Gemeinsames Lachen verbindet und signalisiert Zugehörigkeit

David Brooks schreibt in seinem Buch „Das soziale Tier“: „Menschen lachen in Gesellschaft ungefähr 30 Mal häufiger als allein.“ Lachen ist als Mittel der Kommunikation vermutlich älter als die Sprache. Jedoch: Nur 15 Prozent der Sätze, die Gelächter auslösen, sind erkennbar witzig, schreibt David Brooks. Alexander Goebel erklärt: „Man muss kein Soziologe sein, um davon auszugehen, dass Lachen für soziale Bindung sorgt.“ Die Menschen sind darauf programmiert, Gruppen zu bilden. Denn die Gruppe hat sich von jeher, oder zumindest nach der Erfindung der Landwirtschaft, besser verteidigen und ernähren können, und die Gruppe kann gemeinsame Aufgaben und Probleme besser lösen als im Einzelkampf. Es fällt den Menschen einfach leichter, gemeinsam zu lachen, sie fühlen sich in der Gruppe sicherer. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Das deutsche Bürgertum kritisiert die Prinzipien des Liberalismus

Der Schock der sogenannten Gründerkrise von 1873 bis 1879 führte zu einer weitreichenden Umorientierung größerer Teile des deutschen Bürgertums. Die Kritik an den Prinzipien des Liberalismus wurde lauter – sie bezog sich auf die freie, vom Staat weitgehend unabhängige Marktwirtschaft, auf den Freihandel, aber auch auf die politischen Maximen der Liberalen. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Lauter wurde vor allem der Ruf nach einem stärkeren Eingreifen des Staates in die Wirtschaft: Er sollte den nationalen Markt gegen die verstärkt zu spürende Konkurrenz aus dem Ausland schützen und die mit dem Industriekapitalismus verbundenen Risiken für die deutschen Produzenten vermindern.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Der Glaube an den Fortschritt überzeugt Yuval Noah Harari nicht

In den vergangenen fünfhundert Jahren hat die Menschheit eine schwindelerregende Abfolge von Revolutionen erlebt. Die Erde wuchs während dieser Zeit zu einer einzigen ökologischen und historischen Sphäre zusammen. Yuval Noah Harari ergänzt: „Die Wirtschaft wuchs exponentiell und die Menschheit genießt heue einen Reichtum, wie man ihn früher nur aus dem Märchen kannte. Die Wissenschaften und die Industrielle Revolution haben uns übermenschliche Kräfte und nahezu grenzenlose Energie verliehen.“ Die Gesellschaftsordnungen, die Politik, der Alltag und die menschliche Psyche – überall fanden gravierende Veränderungen statt. Aber sind die Menschen heute deswegen glücklicher? Die meisten Ideologien und politischen Programme haben sehr unausgegorene Vorstellungen vom menschlichen Glück. Nationalisten behaupten zum Beispiel, die politische Selbstbestimmung sei der Schlüssel zum menschlichen Glück. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Yuval Noah Harari bewundert das Leben der Jäger und Sammler

Das Leben der Jäger und Sammler in der Steinzeit konnte sich je nach Region und Jahreszeit ganz erheblich unterscheiden. Doch im Großen und Ganzen hat Yuval Noah Harari den Eindruck, dass sie ein sehr viel angenehmeres Leben führten als die meisten Bauern, Schäfer, Landarbeiter und Büroangestellte, die ihnen folgten. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Während die Menschen in den heutigen Wohlstandsgesellschaften zwischen 40 und 45 Stunden pro Woche arbeiten, und in den Ländern der Dritten Welt sogar zwischen 60 und 80, kommen die Wildbeuter selbst in den unwirtlichsten Gegenden der Welt – zum Beispiel in der Kalahari-Wüste – im Durchschnitt auf nur 35 bis 40 Arbeitsstunden pro Woche.“ Sie gehen höchstens jeden dritten Tag auf die Jagd und die Sammeltätigkeit nimmt pro Tag nur zwischen drei und sechs Stunden in Anspruch. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Deutschland liegt im Welthandel im Jahr 1910 mit an der Spitze

Zwischen 1870 und 1913 versechsfachte sich die industrielle Produktion in Deutschland. Vor allem das rasante Tempo der Industrialisierung rief vor allem im Ausland Staunen hervor. In den 1860er Jahren hatte der deutsche Anteil der Weltindustrieproduktion nur 4,9 Prozent betragen, während Großbritannien fast 20 Prozent erwirtschaftete. Schon im Jahr 1913 hatte Deutschland einen höheren Anteil an der Weltproduktion als Großbritannien: 14,8 zu 13,6 Prozent. Der andere große Aufsteiger dieser Jahrzehnte war die USA, die ihren Anteil bis zum Jahr 1913 auf sagenhafte 32 Prozent steigern konnten. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Auch beim Welthandel gehörte Deutschland um 1900 mit Großbritannien und den USA zu den drei führenden Nationen.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Der Homo sapiens nahm als erstes Tier den Hund bei sich auf

Vor der Erfindung der Landwirtschaft haben die allermeisten Menschen in kleinen Gruppen von einigen Dutzend bis wenigen Hundert Personen gelebt. Diesen Gemeinschaften gehörten ausschließlich Menschen an. Letzteres ist keineswegs so offensichtlich, wie es zuerst klingen mag. Denn die meisten Angehörigen von Agrar- und Industriegesellschaften sind nämlich Haustiere. Sie haben zwar nicht dieselben Rechte wie die Menschen, gehören aber zweifellos zu diesen Gesellschaften. Yuval Noah Harari nennt ein Zahlenbeispiel: „Die Bevölkerung von Neuseeland besteht beispielsweise aus 4,5 Millionen Sapiens und 50 Millionen Schafen.“ Von dieser Regel gibt es allerdings eine Ausnahme, den Hund. Er war das erste Tier, das der Homo sapiens bei sich aufnahm und zwar geschah dies lange vor der wirtschaftlichen Revolution. Die ersten sicheren Hinweise auf die Existenz von Haushunden sind rund 15000 Jahre alt.

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Francis Bacon erkennt im Reichtum keine wirklichen Nutzen

Francis Bacon kann den Reichtum nicht besser definieren als das Gepäck der Tugend. Großer Reichtum hat für den englischen Philosophen und Staatsmann, dessen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus beitrugen, keinen wirklichen Nutzen, es sei denn man würde ihn verschenken. Ansonsten dient er seiner Meinung nach nur der eigenen Vergötterung. Francis Bacon schreibt: „Kein Mensch kann den wahren Umfang großer Reichtümer je ganz ermessen; er kann sie höchstens bewahren oder verteilen oder sich des Ruhmes freuen, die sie ihm verleihen, aber sie haben keinen praktischen Nutzen für den Eigentümer.“ Francis Bacon gibt zu, dass man einwenden könnte, der Reichtum könnte dazu dienen, Menschen aus Gefahren und Schwierigkeiten zu befreien. Für ihn allerdings gilt mit Sicherheit, dass große Reichtümer mehr Menschen versklavt als befreit haben.

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Der Menschheit steht grenzenlose Energie zur Verfügung

 

Für Yuval Noah Harari ist die Industrielle Revolution im Grunde genommen nichts anderes als eine Revolution der Energieumwandlung. Dank dieser Revolution stehen der Menschheit heute nahezu grenzenlose Mengen von Energie zur Verfügung. Die einzige Grenze ist die Unwissenheit der Menschen. Alle paar Jahre wird auf der Erde eine neue Energiequelle entdeckt, sodass die Gesamtsumme der verfügbaren Energie immer weiter wächst. Ganz offensichtlich herrscht heute kein Mangel an Energie. In vielen Fällen wissen die Menschen nur noch nicht, wie sie sie umwandeln und für ihre Zwecke nutzen können. Yuval Noah Harari erklärt: „Die in den fossilen Brennstoffvorkommen der Erde gespeicherte Energiemenge ist winzig im Vergleich zu der Energie, die die Sonne jeden Tag kostenlos ins All schleudert.“ Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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