Selbstkompetenz ist wichtiger als Medienkompetenz

In seinem Buch „Digitale Hysterie“ hat Georg Milzner darauf hingewiesen, dass Selbstkompetenz heute wichtiger sein muss als Medienkompetenz. Die Angleichung an den Rhythmus der Maschinen setzt seiner Meinung nach fundamentale menschliche Prozesse außer Kraft oder blockiert, stört oder verhindert die Herausbildung dessen, was man ein „reifes Selbst“ nennt. Doch wer meint, das Fehlen von Selbstaufmerksamkeit und Selbstkompetenz lasse sich ausschließlich mit Smartphone und Co. erklären, verkennt, dass das Problem in seinen Wurzeln viel älter ist. Der Kunsthistoriker Jonathan Crary verortet den Ursprung der Probleme mit der Aufmerksamkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: „Einerseits versprach das Maschinenzeitalter neuartige Chancen der Selbstpräsentation und des schnellen Geldmachens, andererseits schuf die ständig anwachsende Summe an Möglichkeiten ein neuartige Atmosphäre der Überreizung.“ Georg Milzner ist Diplompsychologe und arbeitet in eigener Praxis als Psychotherapeut.

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Die Sehnsucht nach Stille ist weit verbreitet

Kaum irgendwann ist die Sehnsucht nach Stille größer als in der betriebsamen Weihnachtszeit. Doch viele sind ständig auf Durchzug und nur selten bei sich. Das stete Dabeisein, am besten mitten im Getümmel, ist kräfteraubend. In einer immer urbaneren Welt, in der sich Geräusche zu einem fortwährenden Grundrauschen verdichten, bleiben kaum noch Orte zum Innehalten. Wenn die Stille dann doch unverhofft einkehrt, ertragen sie viele Menschen kaum. Der Wiener Umweltmediziner Dr. Hanns Moshammer erklärt: „Manche sind so an ihr hektisches Leben angepasst, dass sie meinen, auch diese ständige zunehmende Informationsflut von außen zu benötigen, um weiterhin die nötige Stimulation zu erhalten.“ Diese Hektik führt aber langfristig zu Erschöpfung. Bis weit in das 19. Jahrhundert stammten mehr als zwei Drittel aller Geräusche aus der Natur, heute ist ein vergleichsweise großer Anteil zivilisationsbedingt.

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Andreas Salcher erklärt die Geheimnisse eines guten Rufs

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Eigenlob stinkt“. Der gute Ruf eines Menschen ergibt sich vielmehr dadurch, dass möglichst viele andere über ihn reden. Trotzdem verfallen immer wieder Menschen dem Irrglauben, dass sie sich nur oft und laut selbst beweihräuchern müssen, um eine hohe Reputation zu erwerben. Anders lässt es sich für Andreas Salcher nicht erklären, warum die Welt so voll von Ankündigungen ist.  Man muss schon eine laute Stimme haben, um sich in dem Marktgeschrei der Selbstpreisungen auch nur für kurze Zeit Gehör zu verschaffen. Andreas Salcher veröffentlichte sein erstes Buch „Der talentierte Schüler und seine Feinde“ im Jahr 2008. Davon verkaufte er 30.000 Bücher. Seither schreibt er jedes Jahr einen Bestseller. Sein erfolgreichstes Buch ist „Meine letzte Stunde“ mit mehr als 50.000 verkauften Exemplaren. Sein neuestes Werk heißt „Erkenne dich selbst und erschrick nicht“.

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Das Leben ist ein Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität

Das Leben ist bestimmten Rhythmen unterworfen. Peter Spork erklärt: „Ohne periodisches Auf und Nieder wäre Leben nicht möglich, denn nichts hassen biologische Systeme mehr als Gleichförmigkeit.“ Der Neurologe nennt Beispiele: Wenn die Augen eines Menschen so fixiert werden, dass sie immer auf den gleichen Fleck schauen müssen, wird der Betroffene in kürzester Zeit gar nichts mehr sehen. Im Dauerlärm verlieren die Ohren jegliche Sensibilität. Die Muskulatur geht zu Grunde, wenn sie sich niemals entspannen kann. Die Nerven verarbeiten keine Signale mehr, wenn sie ihre Erregung nicht mehr an die jeweilige Situation anpassen dürfen. Und auch das Gehirn muss regelmäßig vom Modus der Datenaufnahme (Wachheit) in jenen der Datenverarbeitung (Schlaf) wechseln, um leistungsfähig zu bleiben. Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

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