Vinzens Mansmann unterscheidet zwölf Phasen des Burn-out

Vinzenz Mansmann unterscheidet zwölf Phasen der Erschöpfung bei Burn-out. Zuerst einmal ist da der Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz. Der Betroffen erfüllt seine Aufgaben mit sehr großer Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei un setzt sich zu hohe Ziele. Dazu kommt eine übertriebene Leistungsbereitschaft. Vinzenz Mansmann erklärt: „Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan, den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und Arbeitsentlastung findet kaum statt.“ Drittens blendet der Betroffene seine eigenen Bedürfnisse aus. In dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu. Dr. med. Vinzenz Mansmann (*1955) ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, und Experte für Burnout-Therapie und Stressbewältigung.

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Heinrich Heine stand an der Spitze der literarischen Avantgarde

Heinrich Heine (1797 – 1856), der sich selbst den „letzten, abgedankten Fabelkönig“ der deutschen Romantik nannte, knüpft an George Gordon Byron an, dem Vertreter der liberalen westeuropäischen Romantik und aktiven Teilnehmer am griechischen Freiheitskampf. Bei George Gordon Byron schon findet sich die für die dann in den 20er Jahren gemeineuropäisch verbreitete literarische Haltung des „Weltschmerzes“ charakteristische Verbindung von radikaler Subjektivität und reflexiv gebrochenem Gefühl. Mit ihr verbunden sind die Erscheinungen der „Zerrissenheit“, der Hamlet-Gestalten und „problematischen Naturen“, die als Ausdruck einer ersten fundamentalen Krise der sozialen Identität oppositioneller Intellektueller in der Zeit der Heiligen Allianz und metternichschen Restauration gedeutet werden können. Diese mit sich selbst Zerfallenen sind zugleich resignierend und – im dialektischen Umschlag des Gefühls – revoltierend gegenüber der bestehenden Wirklichkeit, ohne dass allerdings die gesellschaftlichen Ursachen sofort ganz in den Blick geraten.

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Ulrich Herbert analysiert die Jugend in der Weimarer Republik

Drei Momente waren es vor allem, welche die Entwicklung der Jugend in der Weimarer Republik kennzeichneten; zum einen die Ausläufer der Jugendbewegung, die sich nun zwar in unzählige „Stämme“, „Bünde“ und „Meuten“ differenzierte, aber doch in gewissen Kernelementen weiterhin Gemeinsamkeiten aufwies. Ulrich Herbert nennt Beispiele: „Wandern, Natur, Großstadtkritik, Autonomie, Kameradschaftsprinzip.“ Dabei war die national orientierte Jugendbewegung die bei Weitem mitgliederstärkste Richtung, organisiert in zahlreichen großen und kleinen Gruppen, unterschieden oft nur durch die Ausrichtung auf verschiedene Anführer oder Idole, aber doch geeint in der Orientierung an Volk, Nation und Deutschtum, wobei der Bogen von den Pfadfindern und politisch neutralen Bünden bis hin zu aggressiven völkischen Jugendbünden reichte. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Bei gebildeten Personen ist die Gefahr der Anpassung groß

Wenn die Mitglieder einer Expertengruppe denselben Informationsstand haben und zudem ein Mitglied als Hauptexperte fungiert, dann ist laut Allan Guggenbühl die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Denken gleichgeschaltet wird: „Es kommt zu einer Informationskaskade.“ Dieses Phänomen ist oft bei Teamsitzungen zu beobachten: Die Mitglieder der Gruppe übernehmen die Aussagen, die zu Beginn einer Sitzung von der Leitung oder einer Alphaperson geäußert werden. Statt die Ausgangssituation zu hinterfragen, werden nur die Konsequenzen und die Implementierungen diskutiert. Es findet keine Reflexion statt, sondern eine gegenseitige Bestätigung der Annahmen, die zu Beginn vorgestellt wurden. Informationen, die die Existenzberechtigung der Gruppe oder die Definition des Themas in Frage stellen, werden ausgeblendet, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Der deutsche Realismus zeichnet sich durch Verklärung und Harmonie aus

Die Literatur in der Epoche nach der Revolution von 1848 ist schwer unter einem einheitlichen Aspekt zu beschreiben: Einerseits steht sie noch immer unter dem Leitbild Johann Wolfgang von Goethes, andererseits waren besonders Schriftsteller des liberalen Lagers schon seit 1830 nicht mehr bereit, dem „Fürstenknecht“ nachzueifern. Sie standen in deutlicher, oft auch polemischer Opposition zur idealistischen und romantischen Literaturauffassung. Der Begriff „Realismus“ wurde in Europa zwischen 1830 und 1880 als allgemeiner kunsttheoretischer Terminus für die neue Literatur und zugleich als Selbstkennzeichnung des künstlerischen Standpunkts dieser Epoche benutzt. Man ging von der Wiedergabe der zeitbezogenen Aktualität aus, glaubte alle wichtigen Zusammenhänge – soziale, ökonomische, politische – an der gesellschaftlichen und individuellen Entwicklung der Figuren eines Romans, einer Novelle oder eines Dramas darstellen und auf diese Weise „das Leben“ beschreiben zu können.

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Friedrich Nietzsche brachte den Sprengstoff in die Philosophie

Die neue Sonderausgabe des Philosophie Magazins ist dem großen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche gewidmet, der von sich selbst in „Ecce homo“ schrieb: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.“ In dem Heft sind Auszüge seiner wichtigsten Texte versammelt, die von unter anderem von Sigmund Freud, Theodor W. Adorno, Michel Foucault und Rüdiger Safranski kommentiert werden. Rüdiger Safranski bezeichnet Friedrich Nietzsche als einen Künstler des Denkens. Das Denken, das soll nach seiner Vorstellung ein reiches, lebendiges Denken sein: „Nietzsche will gewissermaßen mit dem Denken selbst musizieren. Was dabei herauskommt, ist neben vielen blitzenden Gedanken ein unnachahmlicher Stil.“ Der Nietzsche-Sound ist bisweilen von einer überwältigenden Wucht und Schönheit. Friedrich Nietzsche übte furiose Kritik an der religiösen Sklavenmoral: „Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit des Geistes; zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.“

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Im öffentlichen Diskurs wird selten kritisch debattiert

Der öffentliche Diskurs vermittelt vielen Menschen das Gefühl, die wesentlichen Herausforderungen der Gesellschaft, in der sie leben, erkannt zu haben. Doch sie können dabei auch einer Täuschung unterliegen. Vielleicht werden sie umnebelt und entfernen sich von den Realitäten des Lebens? Aufgrund des Mainstreams werden Themen selten kritisch debattiert und Widersprüche übersehen. Allan Guggenbühl ergänzt: „Debattieren hieße ja, dass es eine Vielzahl verschiedener Positionen gibt, die alle legitim und die Anlass für Auseinandersetzungen sind. Eindrücklich zeigt sich dies bei den Themen Gender und Sexualität.“ Studiert man den aktuellen öffentlichen Diskurs, dann werden Geschlechtsunterschiede im Verhalten und Denken fast ausschließlich auf die Sozialisation und Stereotypien zurückgeführt. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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In der Kunst spielt die Freiheit eine herausragende Rolle

Von vielen Theoretikern der Freiheit unterschätzt, spielen im Prozess der Moderne die Kunst und bei ihr das Prinzip der Freiheit eine herausragende Rolle. Ein Grund für das Unterschätzen liegt für Otfried Höffe auf der Hand: „Die wenigsten Freiheitstheoretiker verfügen über hinreichende Sachkenntnis für die so vielfältige wie vielseitige Kunst, reicht diese doch von der Musik über die bildenden Künste samt Architektur bis zur Dichtung, dem Theater und dem Film.“ Nicht minder vielfältig sind die freiheitstheoretischen Aspekte. Wie die frühe, später die klassische Philosophie Europas spricht auch die älteste europäische Literatur griechisch. Die ältesten Dichtungen des europäischen Kulturraums werden einem gewissen Homer zugesprochen, der die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ schuf. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Das Internet ist die größte Kloake der Weltgeschichte

Die Möglichkeiten, die eigene Meinung frei zu äußern, waren wohl noch nie so groß wie heute. Und nie gab es eine Zeit, in der sich die Übel der schranken- und hemmungslosen Rede so leicht über die Welt verbreiten konnten. Die Hälfte der Menschheit kann über Internet oder mit dem Smartphone miteinander kommunizieren. Fast jeder kann heute Verleger, Journalist oder Autor sein. Die Diskussion in Deutschland konzentriert sich für den Geschmack von Timothy Garton Ash zu sehr auf die Gefahren. Dennoch lässt sich die Zunahme der Verrohung der öffentlichen Rede nicht abstreiten. Auch Timothy Garton Ash übt harsche Kritik am Internet: „Das Internet ist die größte Kloake der Weltgeschichte. Ungeheuer viel Scheiße fließt um die Welt.“ Der britische Zeitgeschichtler Timothy Garton Ash lehrt in Oxford und an der kalifornischen Stanford University.

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Die Natur ist weder Feind noch Lehrmeister

Beim Thema „Natur“ prallen zwei Meinungen hart aufeinander. Für die einen gilt uneingeschränkt: „Macht euch die Erde untertan.“ Sie wollen den Pfad der Technik weiterbeschreiten und die Natur so vollständig wie möglich beherrschen. Bernward Gesang fügt hinzu: „Natur erleben sie vorrangig als eine Grenze. Eine Grenze unserer Freiheit und unseres Körpers, die uns Krankheiten und Tod bringt.“ Die Menschheit hat die Natur in der Geschichte der Zivilisation enorm verändert, und in der westlichen Welt, also da, wo der Mensch die Natur konsequent beherrscht, geht es fast jedem besser als je zuvor. Das ist das Fazit: Keiner muss mehr hungern, viele Seuchen sind verschwunden und die Lebenserwartung steigt stetig. Hat der Wohlstand die Menschen nicht glücklicher gemacht? Professor Dr. Bernward Gesang lehrt Philosophie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsethik in Mannheim.

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Loben ist ein Erfolgsrezept für eine gute Beziehung

Loben stärkt die Bindung eines Paares aneinander. Durch jede positive Äußerung festigt sich die Bindung, weil ein Lob dem Partner zu erkennen gibt, was man an ihm schätzt. In lebendigen Partnerschaften bestätigen sich erstens beide Partner gegenseitig ihrer Wertschätzung. Zweitens gibt es wenig Kritik und viele zugewandte Äußerungen. Dritten freuen sich beide Partner, wen sie eine Gelegenheit finden, dem anderen etwas Positives zu sagen. Christian Thiel betont: „Manch eine Partnerschaft verliert nur deshalb an Lebendigkeit, weil es die Partner nach der Verliebtheitsphase nicht mehr für nötig halten, einander zu loben.“ In jeder schwierigen oder sterbenden Beziehung finden sich ein hohes Maß an Kritik und eklatanter Mangel an positiver Zuwendung. Lob ist für eine Beziehung wie ein lebenswichtiges Vitamin. Christian Thiel ist Single- und Paarberater.

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Äsop ist das Vorbild für alle Fabeldichter

Die Fabel erlebte im 18. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer mehr als zweitausendjährigen Entwicklung. Bereits im 6. Jahrhundert vor Christus schrieb der griechische Sklave Äsop die ersten Fabeln, die Vorbild für alle nachfolgenden Fabeldichter wurden und deren Wirkung bis in die Modere reicht. Schon in ihren Anfängen war die Fabel eine literarische Kampfform. Äsop sah in ihr nach der Aussage von Phädrus, der die äsopischen Fabeln im 1. Jahrhundert nach Christus bearbeitete, „ein passendes Mittel, da auf eine versteckte Weise die Wahrheit zu sagen, wo man nicht wagen durfte, es offen zu tun“. In Deutschland wurden seit dem Mittelalter Fabeln geschrieben. Einen ersten Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte die Fabel in der Reformationszeit, wo sie insbesondere von Martin Luther als Mittel in der politisch-religiösen Auseinandersetzung eingesetzt wurde.

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Der Form nach sind alle Vorurteile falsch

Dass die Aufklärung Vorurteile zu entdecken und zu zerstören sucht, ist philosophie- und sozialhistorisch nicht zu bestreiten. Das Vorurteil ist sogar eine ihrer zentralen Kampfideen. Vorurteile werden in materialen Definitionen als falsche Urteile, Meinungen, Stellungnahmen, Thesen, geistige Einstellungen oder Annahmen verstanden. Im deutschen Sprachraum we3rden solche Definitionen, die Vorurteile als Irrtum, als falsches, unwahres Urteil ansehen, in philosophischen Logiken breit tradiert. René Descartes (1596 – 1650) band den Begriff des Vorurteils an die Dauerhaftigkeit von Meinungen, die durch einmal gefällte Urteile glaubhaft bleiben. Diese Urteile und die auf ihnen basierenden Ansichten müssen nicht falsch sein. In der deutschsprachigen Aufklärung entwickelt erstmals Georg Friedrich Meier (1718 – 1777) systematisch einen formalen Vorurteilsbegriff. Vorurteile sind bei Meier vorgefasste Meinungen, ungeprüfte Einstellungen, die nicht unbedingt auch inhaltlich falsch sind.

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Die Probleme des Partners sind immer auch die eigenen

Viele Paare trennen sich, weil ihre Beziehung im Laufe der Zeit kontinuierlich schlechter geworden ist. Sie reden seltener miteinander, interessieren sich immer weniger für das, was der andere tut und was der andere denkt. Oft aber zerfallen Partnerschaften nach ganz konkreten Ereignissen. Es sind Ereignisse, die einen der Partner nachhaltig unter Stress setzen und dadurch die Qualität der Paarbeziehung beeinträchtigen. Christian Thiel nennt Beispiele: „Ein Kind wird geboren und erfordert viel Zeit und Aufmerksamkeit. Schon fühlt sich der Partner vernachlässigt. Ein Elternteil stirbt, und die Partnerin versinkt in depressiven Gefühlen. Der Partner verliert den Arbeitsplatz und damit auch seinen Mut und seine Hoffnung.“ Die Psychologie spricht in solchen Fällen von kritischen Lebensereignissen. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Freiheit ist für den Menschen das höchste Gut

Der deutsche Philosoph Otfried Höffe verteidigt in seinem Buch „Kritik der Freiheit“ weder die Freiheit und die Moderne noch steht er ihnen ablehnend gegenüber. Vielmehr setzt er sie einer Kritik im Sinne von Immanuel Kant aus. Er sucht Argumente des Für und Wider auf und wägt sie ab. Otfried Höffe beantwortet dabei die Frage: „Welches Potential der Legitimation, welches an Limitation enthalten das Prinzip Freiheit und das Projekt der Moderne?“ Er versteht sein Buch als einen Beitrag sowohl zu einer philosophischen Anthropologie als auch zu einer kritischen Theorie der Moderne, darüber hinaus als eine kritische Rechts- und Demokratietheorie und als eine Theorie personaler Freiheit. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Im 18. Jahrhundert beginnt die moderne Zeit

Das 18. Jahrhundert ist von den Zeitgenossen und später von Historikern als eine Epochenwende und als Beginn der modernen Zeit empfunden worden. Das Deutsche Reich war seit dem Dreißigjährigen Krieg in eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Territorien zersplittert und war in seiner Form weit von einem modernen Staat entfernt. Neben über dreihundert souveränen Territorien gab es eine Fülle von halbautonomen Gebieten und Städten, die eine kaum zu entwirrende Parzellierung des Reichsgebietes bewirkt hatten. Die Reichsgewalt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation lag zwar bis zum Jahr 1806 beim deutschen Kaiser, sie war aber auf ganz wenige Rechte beschränkt und hatte eine mehr symbolische Bedeutung. Die wichtigen politischen Entscheidungen lagen bei den Territorialstaaten, die ihre Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit, Landesverteidigung, Polizeigewalt und so weiter unabhängig von der Reichsgewalt ausübten.

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Gute Gespräche verbessern die Partnerschaft

Viele Paare wenden sich einander nur zu, um über Probleme zu reden, die sie miteinander haben. Dadurch bestätigen sie sich unentwegt in ihrer Unterschiedlichkeit. Christian Thiel erklärt: „Das ist auch der Grund, warum der oft erteilte Ratschlag „Reden Sie darüber“ Paaren nicht weiterhilft, ja ihre Probleme sogar noch vergrößert. Denn das Gefühl der positiven Bestätigung entsteht bei Problemgesprächen naturgemäß nicht.“ Wer viel über seine Probleme als Paar redet, kann damit sogar seine Partnerschaft zerstören. Daher sollte man Problemgespräche meiden, aber dennoch viel miteinander reden. Paare sind glücklicher, wenn sie sich über Positives unterhalten. Sprechen Paare viel über die schönen Seiten ihrer Beziehung, dann wird die Beziehung stabiler. Eine Partnerschaft lässt sich durch gute Gespräche verbessern. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Aufklärung will die Moral reformieren

Wie auf anderen Gebieten, so versteht sich die Aufklärung auch auf dem der Moral als eine Bewegung der Reform. Unzufrieden mit der herrschenden Moralität sowohl der Individuen als auch der gesellschaftlichen Institutionen sucht sie nach Möglichkeiten der praktischen Verwirklichung eines neuen Typs von Moral. Dieser sollte naturgemäßer, vernünftiger und nützlicher sein als der überkommene. Zu diesem Zweck werden soziale, ökonomische und politische Reformprogramme ausgearbeitet, vor allem eine Vielfalt von Erziehungskonzepten, in denen die Festigung und Verbesserung der Tugend zu den zentralen Zielen gehört. Aus demselben Grund werden neue Formen bürgerlicher Gesellschaft wie das Kaffeehaus, neue Formen der Organisation wie Freimaurerlogen und patriotischen Gesellschaften sowie neue Formen der Publikation wie Zeitschriften und Enzyklopädien genutzt und entwickelt. Besonderes Augenmerk gilt der medialen Verbreitung ihrer Ideen.

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Die Kommunikation spielt in der Partnerschaft eine zentrale Rolle

Die psychologische Forschung hat an unzähligen Untersuchungen gezeigt, dass es nicht Liebe, Attraktivität, Bildung, Geld oder Status ist, die Ehen und Partnerschaften zusammenhalten, sondern die Kompetenzen der Partner bezüglich Kommunikation und das Verhalten beim Lösen von Problemen. Liebe und Zuneigung für den Partner verlieren sich in der Regel nicht einfach so, sondern werden vielmehr im Lauf der Zeit durch negative Erfahrungen im Alltag überlagert und schwächen sich ab. Guy Bodenmann fügt hinzu: „Stress führt zu weniger Zeit füreinander, zu einem Verlust der Kommunikationskultur, zu einer Abnahme des gegenseitigen Interesses und schließlich zu einem Zerfall der Liebe.“ Das geschieht nicht einfach so, sondern ist ein vom Verhalten der Partner abhängiger Prozess. Guy Bodenmann ist Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich.

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Die Aufklärung steht im Zeichen der Menschenrechte

Unter Aufklärung wird jene Epoche verstanden, in der sich in Europa beziehungsweise in den USA die Auffassung durchsetzte, dass weder die Ständeordnung noch das Gottesgnadentum der Monarchie auf Dauer durchsetzbar waren. Die Theorie der Gewaltenteilung setzte sich durch und die Menschenrechte wurden in die amerikanische Verfassung von 1776 aufgenommen. Ebenso bedeutsam war die Déclaration des droits de l´homme et du citoyen von 1789, die einer auf Freiheit, politischer Gleichheit und Selbstständigkeit der Individuen abhebende Weltsicht Platz schaffte. Die Aufklärung war sich ihrer geschichtlichen Besonderheit durchaus bewusst. Dies erhellen ihre Selbstthematisierung und die Wahl der Bildlichkeit beziehungsweise Begrifflichkeit für das eigene Tun. So beginnt beispielsweise für Alexander Pope mit Isaac Newtons wissenschaftlicher Revolution in der Physik eine Epoche des Lichts.

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Die Politik hat ihre Vorherrschaft an die Wirtschaft verloren

Die Welt erlebt nun seit einigen Jahren eine dreifache Krise. Thomas Seifert nennt sie beim Namen: „Eine Krise des Kapitalismus, die mit dem Beinahe-Kollaps der Weltwirtschaft nach dem Lehman-Pleite am 15. September 2008 offenbar geworden ist, eine Krise der westlichen (Parteien-) Demokratie, die die Probleme nicht lösen kann, und – durch die Verschiebung des Schwerpunkts des Globus von West nach Ost – eine Krise der Weltordnung, des Global Governance Systems.“ Die drei Krisen sind miteinander verwoben, bedingen und verstärken einander, und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Wirtschaft hat die zentrale Funktion der Steuerung der Gesellschaft übernommen, die Vorherrschaft der Politik ist längst verloren. Die Wähler haben verstanden, dass die Politik das Gesetz des Handelns an die Ökonomie abgetreten hat, und strafen die politischen Akteure mit Ignoranz, Misstrauen, Totalverweigerung oder Anti-Politik. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Philosophie prägt das Selbstverständnis des 18. Jahrhunderts

Schon den Zeitgenossen gilt das 18. Jahrhundert als das philosophische. Dass die Philosophie das Selbstverständnis eines Zeitalters maßgeblich prägen kann, sagt etwas über ihren wachsenden Anspruch auf öffentliche Wirksamkeit aus. Darin spiegelt sich der Versuch wider, die Gesellschaft, die Moral und das komplette Wissen der Zeit mithilfe der Vernunft rational abzusichern und sie auf vernünftigen Grundlagen neu zu entwickeln. Nicht zuletzt manifestiert sich in diesem Anspruch auch das Selbstbewusstsein einer neuen Elite von Intellektuellen, die sich aus religiösen und staatlichen Abhängigkeiten und Bevormundungen zu lösen beginnt und sich machtvoll als Vordenker und Sprachrohr dessen begreift, was sich seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert als öffentliche Meinung herausbildet. Teile der intellektuellen Eliten treten aus ihren ständischen Bindungen und aus ihren alten Funktionszusammenhängen heraus.

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Unter der Umerziehung des Partners leidet die Liebe

Kaum sind die Flitterwochen der Liebe vorbei, beginnt bei vielen Paaren das Umerziehungsprogramm: Der andere soll sich ändern und sich den eigenen Vorstellungen anpassen. Christian Thiel warnt: „Doch das funktioniert nicht. Je mehr wir am anderen herumkritisieren, desto mehr leidet die Liebe. Und ändern tut sich der andere auch nicht.“ Man sollte also seinen Partner besser so lieben, wie er ist. Wenn sich zwei Menschen lieben, bedeutet das auch, den anderen zu akzeptieren. Da gibt es kein Wenn und Aber. Sich zu lieben heißt, Ja zueinander zu sagen. Die allermeisten Menschen wollen so geliebt werden, wie sie sind: mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren Vorzügen und Fehlern, mit ihren starken und schwachen Momenten. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Slavoj Žižek warnt vor dem Rechtspopulismus in Europa

Die größte Gefahr im gegenwärtigen Europa ist für den Philosophen Slavoj Žižek die Radikalisierung der Einheimischen, die schon längst im Gange ist. In Frankreich gibt es den Front National, in Deutschland Pegida und AfD. Auch in anderen Ländern nehmen rechtspopulistische und rechtsextremistische Tendenzen zu. Slavoj Žižek warnt: „Die radikale Rechte profitiert vom Flüchtlingschaos. Falls Le Pen und Konsorten an die Macht kommen sollten, wird es nicht mehr das Europa sein, das wir kennen und wollen.“ Slavoj Žižek meint damit das Europa des Universalismus, der Aufklärung, der Menschen- und Freiheitsrechte, der Solidarität, und des Sozialstaates. Europa darf seiner Meinung nach sehr stolz sein auf seine Errungenschaften, und es sollte diese entschieden verteidigen. Europa muss auch von den ankommenden Muslimen verlangen, dass diese die europäischen Werte respektieren.

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Die Vernunft ist die Basis der Philosophie der Neuzeit

Die Epoche der philosophischen Neuzeit umfasst einen Zeitraum der etwa bei der Geburt René Descartes, der 1596 geboren wurde, beginnt und bis zum Tod von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, im Jahr 1831, dauerte. Die Philosophieepoche der neuen, der bürgerlichen Zeit dauerte also etwas mehr als 200 Jahren. Die Periode gehörte zu den produktivsten und spannendsten Episoden der Philosophiegeschichte. Kennzeichnend ist für diese Epoche, trotz ihrer Vielfalt und Gegensätzlichkeiten, eine gemeinsame Grundüberzeugung, die jeden Philosophen leitet, egal welchem Thema er sich gerade widmet und über welche Fragen er gerade nachdenkt. Die Basis der Überlegungen, die allen Philosophen der Neuzeit gemeinsam ist, ist das Prinzip der Vernunft.

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