José Ortega Y Gasset erklärt den Rationalismus

Der Relativismus ist für José Ortega Y Gasset ein zweifellos anerkennenswerter Versuch, die wundervolle Schrankenlosigkeit alles Lebendigen zu respektieren. Aber er ist ein Unterfangen, das gescheitert ist. Jeder talentierte Anfänger – sagte Johann Friedrich Herbart – ist ein Skeptiker, aber jeder Skeptiker ist nur ein Novize. Seit der Renaissance ist allerdings in der europäischen Seele eine gegenteilige Tendenz verwurzelt: der Rationalismus. Der Rationalismus verzichtet auf das Leben, um die Wahrheit zu retten. Da die Wahrheit absolut und unveränderlich ist, kann sie nicht einzelnen Menschen zukommen, da diese wankelmütig und bestechlich sind.

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Die Illusion des dauerhaften wirtschaflichen Wachstums

Hans Diefenbacher und Roland Zieschank stellen in ihrem Buch „Woran sich Wohlstand wirklich messen lässt“ aktuell diskutierte Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) vor und zeigen am Beispiel des von ihnen vorgelegten Wohlfahrtsindex Ansätze zur Entwicklung eines nachhaltigen Inlandsprodukts. Die Autoren halten das Bruttoinlandsprodukt für die heilige Kuh der herrschenden Ökonomie. Zudem misst die Politik ihre Erfolge an seinen Wachstumsraten. Er gilt seit Jahren als die Norm für die Kraft der Wirtschaft und des Wohlstands in Deutschland. Doch die Dinge, die das Leben der Deutschen bereichern, wie ehrenamtliche Leistungen, gesunde Umwelt, gerechte Verteilung der Chancen oder ein Zugang zur medizinischen Versorgung für alle, fließen nicht in das Bruttoinlandsprodukt mit ein.

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Max Frisch macht sich Gedanken über die Eifersucht

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erkennt in der Eifersucht die Angst vor dem Vergleich. Die Küsse, die zärtlichen Einfälle, die Umarmungen eines anderen könnten besser sein als die eigenen. Eine Trauer kann man teilen, eine Eifersucht nicht. Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt. Wer von Treue redet, weiß eigentlich ganz genau, dass er sich eigentlich nicht nach der Treue, sondern der Liebe des Partners sehnt. Jeder will geliebt werden. Max Frisch schreibt: „Nur in der Eifersucht vergessen wir zuweilen, dass Liebe nicht zu fordern ist, dass auch unsere eigene Liebe, oder was wir so nennen, aufhört, ernsthaft zu sein, sobald wir daraus einen Anspruch ableiten.“

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Seneca denkt über das wahrhaft glückliche Leben nach

Für Seneca ist das höchste Gut eine Gesinnung, die Zufälligkeiten verachtet, oder Freude an der Tugend findet. Er ergänzt: „Sie ist die Kraft eines ungebrochenen Geistes, mit Lebenserfahrung, voll ruhiger Tatkraft, die sich im Verkehr mit den Mitmenschen sehr umgänglich und fürsorglich zeigt.“ Ein glücklicher Mensch wäre demnach jemand, dem Gutes und Übles dasselbe bedeuten wie gute und schlechte Gesinnung, der die Ehre hochhält und den Zufälligkeiten weder übermütig noch niedergeschlagen machen. Er ist ein Mensch, der von keinem größeren Gute weiß als dem aus eigener Kraft erworbenen und dessen wahre Lust in der Verachtung der Begierden besteht.

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Aristoteles plädiert für den Weg der goldenen Mitte

Aristoteles unterscheidet zwei Arten der Tüchtigkeit: es gibt Vorzüge des Verstandes und Vorzüge des Charakters. Die ersteren gewinnen ihren Ursprung und ihr Wachstum vor allem durch die Lehre, weshalb sie auf Erfahrung und Zeit angewiesen sind, während die Letzteren das Ergebnis von Erfahrung sind. Die sittlichen Vorzüge des Menschen entstehen weder mit Naturzwang noch gegen die Natur, sondern es ist in der Natur des Menschen, fähig zu sein sie aufzunehmen und sich dem vollkommenen Zustande durch Gewöhnung zu nähern. Was von der Natur im Menschen anwesend ist, davon bringt er laut Aristoteles nur die Anlage mit und lässt dies dann erst später aktiv in Erscheinung treten.

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Der Lehrmeister des Malers Camille Corot war die Natur

Bei dem Maler Camille Corot gab es kein Blendwerk, wohl aber eine unübersehbare Strenge in der Harmonie seiner Bilder. Charles Baudelaire bewunderte den Künstler wegen seiner besonderen, stillen Ausdrucksweise seines Malstils. Er lobte die träumerische, aber doch besonnene Beharrlichkeit des Malers. Seine eigenen Werke vergleicht Camille Corot mit den Bilder von Théodore Rousseau auf eine bescheidene Art und Weise wie folgt: „Der ist ein Adler, ich bin nur eine Lerche und schmettere kleine Lieder in meine grauen Wolken.“ Seine Zeitgenossen bewunderten Camille Corot vor allem als Landschaftsmaler, da er der Natur, den darin angesiedelten Bäumen, dem Wasser und dem Gestein in seinen Bildern eine ganz einzigartige Ausstrahlung angedeihen ließ.

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Kein Staat entsteht durch freiwillige Verträge

Der Kultur- und Kunstgeschichtler Jacob Burckhardt vertritt die These, dass noch kein Staat durch einen wahren, von allen Seiten freiwilligen Kontrakt entstanden ist. Denn Abtretungen und Ausgleichungen zwischen rivalisierenden Völkern sind keine Kontrakte. Er schließt daraus, dass auch künftig kein Staat auf diese Weise entstehen wird. Auch der optimistischen Ansicht, wonach der Staat zum Schutz der Gesellschaft entstanden wäre, als ihre negative, abwehrende, verteidigende Seite, so dass der Staat und das Strafrecht identischen Ursprung hätten, kann sich Jacob Burckhardt nicht anschließen. Eher sieht Jacob Burckhardt den Ursprung des Staates durch die Gewalt gegeben, da diese durch die Ungleichheit der menschlichen Anlagen von selbst entsteht.

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"Der Herr der Ringe" macht J.R.R. Tolkien zum Kult

„Der Herr der Ringe“ handelt von Hobbits, Elfen und Zwergen, von Unholden, Verdammten und Zauberern. Geschrieben hat den Fantasy-Bestseller der Oxford-Professor J.R.R. Tolkien. Sein Hauptwerk wurde mittlerweile in 43 Sprachen übersetzt und hat eine sagenhafte Auflage von 150 Millionen Stück erreicht. Der Autor hat sich weltweit als eine Kultfigur etabliert. Wie bei Fußballvereinen gibt es für den Schriftsteller in vielen Ländern zahlreiche Fanclubs. Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen rätseln noch immer über den literarischen Erfolg des Buches und über die fast schon religiöse Verehrung, die J.R.R. Tolkien bei seinen Anhängern genießt.

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Deepak Chopra schwört auf die Kraft der Meditation

Deepak Chopra hält gerne einen Sensor in der Hand, ein so genanntes Fitbit, der misst, ob er sein tägliches Sportpensum von einer Stunde Dauer erfüllt. Außerdem kann er auf dem Gerät ablesen, wie viele Schritte er geht, wie viele Kalorien er aufnimmt und wie lange er schläft. In der Nacht trägt er sogar ein Stirnband, das seine Träume und die Phasen seines Tiefschlafs aufzeichnet. Die menschliche Biologie strahlt auf Deepak Chopra eine ungeheuere Faszination aus. Er selbst wird von den Stars als Guru umschwärmt. Für Lady Gaga ist er der einflussreichste Mensch in ihrem Leben, mit Michel Jackson war er mehr als 20 Jahre befreundet.

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Werner Kieser: "Ein starker Körper stärkt den Geist"

Eine der Lebensweisheiten des Unternehmers Werner Kieser lautet: „Wer Kraft hat, geht leichter durchs Leben.“ Seit mehr als 40 Jahren will er seine Mitmenschen davon überzeugen, dass ein starker Körper auch den Geist stärkt. Der Schweizer hat in seiner Karriere eine Kette von Fitness-Studios aufgebaut, die sich inzwischen über 153 Standorte erstrecken. Mit seinem speziellen Kieser-Training sollen die Menschen nicht nur ihre Muskeln aufbauen, sondern sich auch mit seinen Ideen und Philosophien auseinandersetzen. Werner Kieser ist im wahrsten Worte ein Self-Made-Man, der sich fast alles in seinem Leben selbst beigebracht hat.

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Johannes Duns Scotus propagiert die Individualität

Johannes Duns Scotus stammte aus Schottland und wurde um 1266 wahrscheinlich in Duns in der Grafschaft Berwick geboren. Er trat dem Franziskanerorden bei, studierte in Oxford und Cambridge und wurde 1291 zum Priester geweiht. 1305 erwarb er die Magisterwürde. 1307 kam er als Lector der Franziskaner nach Köln und ist dort am 8. November 1308 gestorben. Johannes Duns Scotus gilt als der Philosoph der Individualität. Er unterstreicht das Positive des Individuellen, die als Prinzip eine positive Seinsbestimmung verlangt, woraus er später den berühmten Begriff der „Diesheit“ entwickelt. Im Primat des Willens sieht der bedeutende Denker der Scholastik die ursprüngliche Freiheit. An erster Stelle platziert er dabei aber nicht den Menschen, sondern die Freiheit Gottes und seinen allmächtigen Willen.

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Paul Newman bleibt in Hollywood unvergessen

Paul Newman wurde zu einem der größten Stars Hollywoods, weil nicht nur die Frauen sein umwerfend gutes Aussehen bewunderten, sondern auch die Männer und Kritiker an seinem Schwung und seiner Energie Gefallen fanden. Sein Lächeln und seine berühmten blauen Augen strahlten auf der einen Seite Respektlosigkeit und auf der anderen Seite eine sehr sympathisch machende Selbstironie aus. Paul Newman begann zwar schon Ende der 50iger Jahre Filme zu drehen, doch einen größeren Erfolg hatte er erst mit dem Film „Zwei Banditen“, in dem er zusammen mit Robert Redford ein liebenswertes Paar von Strolchen spielte, deren Freundschaft mit dem Tod der beiden Haudegen endet.

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Joseph Pulitzer: "Die Leser wollen sex and crime"

Joseph Pulitzer, ein gebürtiger Ungar, der nach Amerika ausgewandert war, machte in St. Louis bei der „Westlichen Post“ erste journalistische Erfahrungen und erkannte dabei, dass eine Zeitung nicht nur belehren müsse, sondern auch unterhalten könne. Als er mit 31 Jahren selbst Zeitungsbesitzer der „Post and Dispatch“ geworden war, manifestierte sich die zweite Säule des „Pulitzer-Stils“ Enthüllung und Angriff. In einer der ersten Ausgaben seiner Zeitung schrieb er: „Post and Dispatch wird allen Betrug und allen Schwindel bekämpfen, wo immer und wie immer sie sich zeigen.“

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Der moderne Mensch braucht Lebensberatung

In der heutigen Zeit wimmelt es laut Martin Seel vor nichts so sehr als von Therapeuten, die ihren Lesern mit erbaulichen Büchern zu einem besseren Leben verhelfen wollen. Martin Seel, der Professor für Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ist, verwendet als Beispiel das Buch „Glück kommt selten allein …“ von Eckart von Hirschhausen, das sich seit Wochen auf dem ersten Platz der Bestsellerliste des Spiegels befindet. Für Martin Seel ist das Buch ein kabarettistisch angehauchtes, mit der obligatorischen Gehirnforschung und anderen wissenschaftlichen Weisheiten garniertes sowie mit reichlich Bildern und Bildchen ausgestattetes Werk über nahezu alle Höhen und Tiefen des Themas.

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Ernest Hemingway: "Der Mensch darf nicht aufgeben"

Ernest Hemingway gehört zu den größten Autoren von Kurzgeschichten in der Literaturgeschichte. Der Autor wuchs in einem Vorort von Chicago auf. Anstatt ein College zu besuchen arbeitete Ernest Hemingway zuerst als Reporter und wollte eigentlich in die US-Army gehen, die ihn allerdings wegen seiner Kurzsichtigkeit ablehnte. Darauf hin meldete er sich als Freiwilliger beim Roten Kreuz und wurde 1918 als Lieutenant an die italienische Front geschickt, wo er schwere Verwundung erlitt. Seine Kriegserlebnisse verarbeitete er in dem 1929 erschienen Buch „In einem anderen Land“. Nach dem Krieg übersiedelte Ernest Hemingway nach Paris und verkehrte dort mit berühmten Literaten wie Gertrude Stein, Esra Pound und James Joyce.

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Die geheimnisvolle Welt der Märchen

Es gibt Märchen, die einfältig erscheinen, weil sie an die Moral appellieren, aber auch subversive, die von der Veränderbarkeit der Welt erzählen. Hier geschieht manchmal das Unglaubliche, dass die Schwachen die Starken besiegen. Immer wieder tauchen in den Märchen gewaltsame Akte der Befreiung auf. In drastischen Szenen schildert das Märchen Modelle einer essentiellen Erfahrung der Menschen – das Böse ist besiegbar, aber nicht im Guten, sondern mit Gewalt. Es gibt wesentliche Märchenelemente, die von den verschiedensten Erzählern immer wieder aufgegriffen wurden. Dazu zählen die Unbotmäßigkeit und die Phantasie. Zweitgenannte steht für die Kreativität und die Kraft der Verwandlung als ursprüngliche Anlagen, die der Menschen in den Zeiten der Moderne verliert, wenn er sich von deren Rationalismus unterjochen lässt.

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Der Philosoph Boris Groys definiert die Elite

Boris Groys glaubt nicht daran, dass die Zugehörigkeit zu einer Elite überhaupt etwas mit Bildung zu tun hat. Die Entstehung von Eliten ist für den Philosophen ein gesellschaftlicher Prozess, der mal eine Gruppe von Menschen, mal eine andere Gruppe von Menschen nach oben treibt. Diesen Prozess kann man nicht vorhersehen und steuern, auch nicht über die Bildung. Das Problem aller totalitären Systeme besteht seiner Meinung nach darin, dass man glaubt, entscheiden zu können, wer unter welchen historischen Bedingungen Erfolg haben soll. Dass die Gebildeten zur Elite gehören sollen, ist für Boris Groys einfach nur falsch.

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Zum Tod des Ethnologen Claude Levi-Strauss

Seinen Weltruhm begründete der Ethnologe Claude Levi-Strauss mit dem Buch „Traurige Tropen“. Er beschrieb darin die Erinnerungen an seine Jahre in Brasilien, in das er 1935 aufgebrochen war, um die Indianerkulturen des südamerikanischen Landes zu erforschen. Großen Einfluss auf die Bewegung des Strukturalismus hatte die Veröffentlichung  von „Das Ende des Totemismus“ und „Wildes Denken“. Eine These zieht sich wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk von Claude Levi-Strauss – dass der Mensch in seinem Unterbewusstsein Systemen mit Struktur unterworfen sei. Skeptisch beobachtete Claude Levi-Strauss während seines ganzen Lebens den Fortschrittsglauben des Westens.

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