Im Traumschlaf denkt das Gehirn besonders heftig nach

Durch Schlafentzug wird ein Mensch nicht unbedingt psychotisch, wie das manchmal behauptet wird, aber irgendwann so müde, dass er buchstäblich im Stehen einschläft beziehungsweise einfach nicht mehr wach bleiben kann. Die Schlafforschung hat laut Manfred Spitzer herausgefunden, dass Schlaf ein vom Gehirn aktiv herbeigeführter Zustand ist, der zwar das menschliche Erleben aber keineswegs das Gehirn passiv überfällt und noch dazu nicht mit einer Verminderung der Gehirnaktivität einhergeht. Manfred Spitzer ergänzt: „Unser Gehirn ruht sich nicht aus, schon gar nicht im Schlaf.“ Der menschliche Körper käme vielleicht ohne Schlaf aus, das Gehirn nicht. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Lernen“ und „Vorsicht Bildschirm!“.

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Hans-Werner Sinn erinnert an die Einführung des Euro

Mit dem Euro verfolgten die Gründungsväter der europäischen Währungsunion nicht nur wirtschaftliche Ziele. Altbundeskanzler Helmut Kohl begründete die Geburt des Euro gegenüber dem Deutschen Bundestag zum Beispiel am 23. April 1998 unter anderem damit, dass der Euro die Europäische Union als Garanten für Frieden und Freiheit stärke. Zudem war sich der CDU-Politiker ganz sicher, dass diejenigen, die heute Nein zum Euro sagen, schon in wenigen Jahren leugnen würden, jemals eine solche Meinung vertreten zu haben. Laut Hans-Werner Sinn hat der Euro diese Erwartungen leider nicht erfüllt, da die ökonomische Not der Krisenländer und die Angst der Kapitalmärkte an den Nerven aller Beteiligten zehren und beginnen, die Eintracht im Euroraum zu zerstören. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.

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Der Euro ist ein Unglück und könnte bald zerbrechen

Der Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf warnte noch vor der Einführung des Euros, dass sich diese Währungsunion als eine der kürzesten der Geschichte herausstellen könnte. Dabei verfügt Felix Zulauf keineswegs über hellseherische Fähigkeiten, sondern vielmehr über gute Kenntnisse in Wirtschaftsgeschichte. Der Anlagestratege kritisiert die Politiker, die sich bei der Einführung des Euro einer großen Fantasterei hingegeben hätten, anstatt die Geschichte der Währungsunionen zu studieren. Felix Zulauf sagt: „Wirtschaftliche und kulturelle Unterschiede haben in der Vergangenheit noch jede Währungsunion zu Fall gebracht.“ Felix Zulauf erwartet, dass der Druck auf den Euro in den nächsten zwei Jahren deutlich zunimmt. Im Jahr 1990 gründete Felix Zulauf seine eigene Vermögensverwaltung. Er zählt weltweit zu den angesehensten Geldprofis.

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Theodor W. Adorno macht sich Gedanken über den Fortschritt

Theodor W. Adorno ist fest davon überzeugt, dass man den Begriff Fortschritt gar nicht grob genug verwenden kann. Denn Pedanterie in seinem Gebrauch betrügt seiner Meinung nach nur um das, was er verheißt, Antwort auf den Zweifel und die Hoffnung, dass es endlich besser werde, dass die Menschen einmal aufatmen dürfen. Theodor W. Adorno schreibt: „Schon darum lässt nicht genau sich sagen, was sie unter Fortschritt sich vorstellen sollen, weil es die Not des Zustandes ist, dass jeder diese fühlt, während das lösende Wort fehlt. Wahrheit haben nur solche Reflexionen über den Fortschritt, die in ihn sich versenken und doch Distanz halten, zurücktreten von lähmenden Fakten und Spezialbedeutungen.“ Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

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Jazzprofessor Joe Viera hat die Burghauser Jazzwoche gegründet

An den Ruhestand denkt Jazzprofessor Joe Viera, der heute 80. Jahre alt wird, noch lange nicht. In Burghausen hat er gerade seinen 516. Jazzkurs geleitet. Die Arbeit macht ihm nach wie vor einen Riesenspaß. Joe Viera, der auch für seinen trockenen Humor bekannt ist, ist davon überzeugt, dass der Jazz diese Eigenschaft fördere. Er sagt: „Weil es bei der Improvisation auf das schnelle Erfassen von Situationen ankommt, auf das spontane Reagieren. Aus dem Grund gib es so viele witzige Typen unter den Jazzmusikern.“ In den letzten Jahren ist daraus bei Joe Viera sogar eine kabarettistische Ader entstanden. Seine Liebe zur Komik ist dabei immer stärker geworden und die gehört seiner Meinung nach zum Jazz mit dazu.

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Güte und Gutmütigkeit sind die größten Tugenden

Unter Güte versteht Francis Bacon diejenige Eigenschaft, die das Wohl der Menschheit erstrebt und die von den Griechen „Philanthropia“ genannt wird. Der Begriff der Menschlichkeit ist seiner Meinung nach ein wenig schwach, um die Bedeutung im rechten Maße zu erfassen. Güte ist für Francis Bacon eine Charaktereigenschaft und Gutmütigkeit eine Neigung. Der englische Philosoph und Staatsmann fügt hinzu: „Dies ist unter allen Geistestugenden die Größte, denn sie frommt (entspricht) dem Charakter einer Gottheit, und ohne sie ist der Mensch ein hektisches, bösartiges, elendes Wesen und kaum besser als ein Wurm.“ Die Güte entspricht laut Francis Bacon der theologischen Tugend der Mildtätigkeit und kennt kein Übermaß, sondern höchstens den Irrtum.

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Die Systeme des Empirismus und des Rationalismus

Die englische und französische Philosophie der Aufklärung war laut Herbert Schnädelbach, der vor seiner Emeritierung Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin war, wesentlich durch den Empirismus geprägt, das heißt durch die Überzeugung, dass ausschließlich unsere sinnliche Erfahrung die Grundlage und den Inhalt des Wissens bereitstellt. Herbert Schnädelbach fügt hinzu: „Dies richtete sich gegen den Rationalismus der Cartesianer, die in den erfahrungsabhängigen, „eingeborenen“ Vorstellungen der Vernunft das Fundament aufzufinden meinten, auf dem man ein System des Wissens nach dem Vorbild der euklidischen Geometrie aufbauen könne.“ Dass dieses Vorhaben auf empirischer Basis nicht umsetzbar war, darin stimmten Rationalisten und Empiristen überein.

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Ferdinand von Schirach warnt vor direkter Demokratie

Der Bestsellerautor Ferdinand von Schirach glaubt, dass die repräsentativen Demokratien zwar Nachteile haben mögen, weil ihre Entscheidungsprozesse oft kompliziert sind und der Ausgleich von Interessen teilweise mit großen Mühen verbunden ist. Der Staat wirkt manchmal träge. Dennoch gibt es für Ferdinand von Schirach keine bessere Staatsform. Er schreibt: „Dennoch funktionieren sie besser als jede andere Staatsform, die wir kennen. Ihr Fundament ist es, dass die Repräsentanten für ihr Handeln einstehen müssen, sie sind uns verantwortlich. Die meisten Politiker nehmen das ernst, das Gewissen des Abgeordneten ist noch kein leerer Begriff.“ Gar nichts hält Ferdinand von Schirach vom Politikansatz der Piratenpartei, die seiner Meinung nach im Grunde eine andere Staatsform in Deutschland einführen möchte.

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Die Individualität ist der wahre Schlüssel zum Erfolg

Für Markus Hengstschläger ist es weitsichtig, innovativ und vorsorgend, wenn sich Menschen mit den Problemen der Zukunft beschäftigen. Er weist darauf hin, wie wenig präsent im menschlichen Denken die Beschäftigung mit der Zukunft ist. Seiner Meinung nach ist es allerdings das Wesentlichste, was ein Mensch tun kann – sei es zum eigenen Wohle, dem seiner Kinder oder aller künftigen Generationen. Als Lösungsvorschlag für alle künftigen Probleme der Welt nennt Markus Hengstschläger die Individualität. Eine Hauptthese seines Buches „Die Durchschnittsfalle“ lautet daher auch, dass anders zu sein auch besser ist. Markus Hengstschläger zitiert in diesem Zusammenhang den Zoologen Josef Reichholf, der schreibt: „Wer immer nur das Gleiche lernt und auf althergebrachte Weise denkt, wird nicht weiterkommen – persönlich nicht, aber auch nicht im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit von Gesellschaften.“ Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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Erfolgreiche Dilettanten sind Meister der Blendung

Heute, da scheinbar jedermann zum Superstar aufsteigen kann, sieht es so aus, als wäre der Dilettant zum modernen Charakter par excellance geworden. Das ist eine der Thesen, die Thomas Rietzschel in seinem neune Buch „Die Stunde der Dilettanten“ vertritt. Thomas Rietzschel stellt fest: „Die Dilettanten sind die Heroen unserer Tage, die Helden einer leistungsmüden Gesellschaft. Als Beispiel nennt der Autor Karl-Theodor von Guttenberg, der vor allem vom Gefühl der eigenen Bedeutung durchdrungen schien. Deshalb konnte er die Bürger überzeugen wie andere Demagogen vor ihm. Keiner fragte mehr nach seiner eigentlichen, fachlichen und geistig-moralischen Qualifikation für politische Ämter. Thomas Rietzschel war Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und lebt heute als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

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Frauen und Männer sollten nicht gemeinsam einkaufen

Der Däne Martin Lindstrom, Marketingexperte und Buchautor, kennt alle Tricks, mit denen Markenhersteller ihre Kunden verführen. Dumm sind die Käufer seiner Meinung allerdings nur, wenn sie denken, alle Tricks zu kennen. Martin Lindstrom ergänzt: „Wenn wir meinen, dass wir immun gegen die Dinge sind, die sich die Branche einfallen lässt – das ist tatsächlich dumm.“ Zu den gemeinsten Tricks zählt Martin Lindstrom die Kundenkarten. Jeder, der eine Kundenkarte besitzt, glaubt damit billiger einzukaufen, da er ja Rabatt bekommt. Aber die Sache hat einen gewaltigen Nachteil. Martin Lindstrom erklärt: „Aber so sammeln die Händler enorme Daten über uns, für immer gezieltere Werbung. Die kommt nicht nur per Post und E-Mail, auch wenn wir Suchmaschinen benutzen.“

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Die Essays von Francis Bacon funkeln vor Brillanz

Das Buch „Essays“ von Francis Bacon enthält 58 Abhandlungen, sprich Essays und ein Fragment einer Abhandlung, in der er über die Gerüchte philosophiert. Die Essays handeln unter anderem von der Schönheit, vom Glück, vom Ehrgeiz, vom Reichtum, von der Wahrheit, vom Tod, von der Liebe und der Freundschaft. Francis Bacon beantwortet in seinen Abhandlungen zum Beispiel die Fragen: „Warum haben unverheiratete Männer einen größeren gesellschaftlichen Nutzen als verheiratete?, Welche Vorteile bieten Verstellung und Heuchelei? und „Warum faszinieren uns Liebe und Neid mehr als alle anderen Empfindungen.“ Nicht nur diese Fragen, sondern viele der anderen die er auch in seinen Essays stellt, sind knapp 400 Jahre nach dem Tod von Francis Bacon immer noch hochaktuell.

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Andreas Salcher plädiert für Mut und Engagement

Um die Frage „Was für eine Welt übergeben wir der nächsten Generation?“ zu beantworten ist Andreas Salcher weit gereist und hat viele Interviews geführt. Seine Ergebnisse hat er in dem Buch „Ich habe es nicht gewusst“ zusammengefasst. Die beste Nachricht, die Andreas Sacher seinen Mitmenschen übermitteln kann, ist, dass sie sich nicht der Ohnmacht ergeben müssen. Er sagt: „Du kannst in deinem Leben viel bewegen. Und das Schöne dabei ist: Wenn du einen Schritt in die richtige Richtung machst, wirst du wie an einem Gummiband weitergezogen.“ Andreas Salcher fordert die Menschen auf, irgendwann Widerstand zu leisten, da sie sonst zu gedankenlosen Mitläufern würden.

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Dr. David Agus verkündet das Ende der Krankheit

Dr. David Agus hat ein Buch „Das Ende der Krankheit“ veröffentlicht, das seit Wochen auf dem ersten Platz der amerikanischen Bestsellerliste steht. Der Experte für Krebskrankheiten schränkt allerdings ein, dass Krankheiten nie vollständig ausgerottet werden können. Der aggressive Titel seines Buches soll laut Dr. David Agus aber eine Debatte darüber anstoßen, wie Menschen Krankheiten vermeiden oder wenigstens bis zum 90. Geburtstag hinauszögern können. Dr. David Agus sagt: „In diesem Alter haben wir dann so etwas wie einen technischen Zusammenbruch im Körper. Aber die meisten Krankheiten, die wir kennen, können wir aufschieben und effektiv behandeln.“ Der Schlüssel zur Vermeidung fast aller Krankheiten ist seiner Meinung nach die Vorsorge und Vorbeugung. Dr. David Agus ist Arzt und Professor der Medizin und Ingenieurwissenschaften an der University of Southern California (USC). Er gilt als Erneuerer auf dem Gebiet der Personal Genomics.

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Hermann Hesses Ansichten über Krieg und Frieden

Hermann Hesse stimmt jenen zu, die den Krieg den natürlichen Urzustand nennen. Da der Mensch ein Tier ist, lebt er durch den Kampf, auf Kosten anderer und fürchtet und hasst seine Mitmenschen. Leben ist also Krieg. Der Friede ist laut Hermann Hesse viel schwerer zu definieren. Der Friede ist seiner Meinung nach weder ein paradiesischer Urzustand, noch eine Form des geregelten Zusammenlebens, über das sich die Menschen verständigt haben. Hermann Hesse schreibt: „Friede ist etwas, was wir nicht kennen, was wir nur suchen und ahnen. Friede ist ein Ideal. Er ist etwas unsäglich Kompliziertes, Labiles, Bedrohtes – ein Hauch genügt, um ihn zu zerstören.

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Tomas Tranströmer verwandelt Alltag in Meditation

Der Schwede Tomas Tranströmer, ein Lyriker, der eine Poesie ohne Pose entwirft, ist in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Literaturkritiker bezeichnen ihn zwar als strengen Modernisten, aber auch als freundlichen Mystiker. Für mache ist er sogar ein Weltdichter. Seit dem Gedichtband „17 Gedichte“ des jungen Tomas Tranströmer aus dem Jahr 1954 ist der Dichter aus der schwedischen Lyrik nicht mehr wegzudenken. Understatement, das mit einer Menge Selbstbewusstsein daherkam, wurde zu seinem lyrischen Programm. Tomas Tranströmer, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, hat seither in seinen Gedichten immer mit dem kleinsten Aufwand die größtmögliche Wirkung erzielt. Diese Fähigkeit hat er nahezu bis zur Vollendung ausgedehnt.  

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Max Frisch beschreibt die Phänomene der Liebe

Für Max Frisch ist es eine bemerkenswerte Tatsache, dass ein Liebender über den Menschen den er liebt, am wenigsten aussagen kann, wie er in Wirklichkeit ist. Er schreibt: „Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen, in allen seinen möglichen Entfaltungen.“ Der Liebende weiß, dass der Mensch, den er liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass sich auch ihm selbst alles entfaltet, sogar das Nächste, das lange Bekannte. Vieles erblickt er wie zum ersten Male.

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Rebekka Reinhard findet die Orientierung im Chaos

Orientierung haben bedeutet für die Philosophin Rebekka Reinhard, sich in wechselnden Situationen zurechtzufinden, ob auf Reisen oder im Leben überhaupt. Sich orientieren heißt, sich in einer unübersichtlichen Sphäre zu bewegen, in dem der Mensch ein bestimmtes Ziel anvisiert. Auf diese Weise versucht er innerhalb der Unübersichtlichkeit eine gewissen Ordnung herzustellen. Die einmal errichtete Ordnung ist allerdings nie von Dauer, da der Mensch immer wieder neue Ziele anstrebt. Mit jeder Umorientierung verändern sich die Perspektiven, die Sichtweisen werden neu geordnet. Dabei können auch Schwierigkeiten eintreten. Rebekka Reinhard erklärt: „Wenn wir die alte Orientierung verlieren und eine neue noch nicht gegeben ist, fangen wir an zu irren. Es kann sein, dass die Verbindung zwischen uns und dem von uns angepeilten Ziel einfach abreißt.“

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Max Frisch macht sich Gedanken über die Eifersucht

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erkennt in der Eifersucht die Angst vor dem Vergleich. Die Küsse, die zärtlichen Einfälle, die Umarmungen eines anderen könnten besser sein als die eigenen. Eine Trauer kann man teilen, eine Eifersucht nicht. Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt. Wer von Treue redet, weiß eigentlich ganz genau, dass er sich eigentlich nicht nach der Treue, sondern der Liebe des Partners sehnt. Jeder will geliebt werden. Max Frisch schreibt: „Nur in der Eifersucht vergessen wir zuweilen, dass Liebe nicht zu fordern ist, dass auch unsere eigene Liebe, oder was wir so nennen, aufhört, ernsthaft zu sein, sobald wir daraus einen Anspruch ableiten.“

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Durch Weisheit entsteht gleichbleibende Freude

Der Weise ist laut Seneca voller Freude, heiter, zufrieden und lebt unerschütterlich mit den Göttern auf gleichem Fuß. Wer niemals niedergeschlagen ist, nie voll banger Hoffnung die Zukunft erwartet, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit vollkommener Ausgeglichenheit erfreut, der hat seiner Meinung nach die höchste Stufe des menschlichen Glücks erreicht. Menschen, die dagegen überall Vergnügungen suchen und noch dazu keine davon auslassen können, sind gleichweit sowohl von der Freude als auch von der Weisheit entfernt. Die Quelle des Genusses und der guten Laune ist auch die des Kummers. Seneca schreibt: „Freude ist jedermanns Losungswort; soll sie jedoch unwandelbar und erhaben sein, findet keiner den Weg zu ihr.“

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