Gedanken sind in Wahrnehmungen oder Ideen verankert

„Denken“ wird nur selten als Fachterminus oder philosophischer Begriff benutzt. Intuitiv hat er laut David Gelernter aber eine klare Bedeutung: „Wir meinen damit die bewusste, absichtliche Handhabung mentaler Zustände, mit der wir, von den gegebenen Rohmaterialien ausgehend, ein Ziel erreichen wollen. Das Musterbeispiel ist die Vernunft.“ Man geht von bestimmten Voraussetzungen aus und hat ein Ziel. Darauf begibt man sich auf einen logischen Weg, der einen von den Voraussetzungen zum Ziel führt; es ist ein mentaler Weg, ein Gedankenweg. Damit dieser Gedankengang in eine Handlung umgesetzt wird, ist unter Umständen eine weitere Runde des vernünftigen Denkens notwendig. Das it mentale Manipulation, mentales Tun, die Anwendung des Geistes auf die Realität. David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Nur Selbsterkenntnis kann zur Weisheit führen

„Mensch“ beziehungsweise in diesem Zusammenhang besser „homo sapiens“ ist unter anderem ein Name für eine bestimmte Tierart. Carl von Linné (1707 – 1778), der den bis heue verbreiteten Artnamen „homo sapiens“ in seinem System der Natur eingeführt hat, führt als Merkmal des Menschen das antike Gebot an: „Erkenne Dich selbst.“ Markus Gabriel erklärt: „Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis, die durch dieses Gebot angesprochen wird, ist Carl von Linné zufolge genau dasjenige, was uns zu einem „sapiens“, einem Lebewesen macht, das der Weisheit fähig ist.“ Dafür gibt es eine wichtige Vorgeschichte. In der berühmten, von Platon verfassten Verteidigungsrede des Sokrates vor dem athenischen Volksgericht, berichtet der Angeklagte, das delphische Orakel habe ihn als den weisesten aller Menschen bezeichnet. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die empirische Psychologie entwickelt sich

Der Begriff der „Erfahrung“ ist systematisch mehrdeutig. Er wird beispielsweise gebraucht, um eine Quelle von Vorstellungen und Ideen sprachlich auszudrücken oder das zugehörige rezeptive Vermögen einen besonderen geistigen Akt beziehungsweise ein besonderes geistiges Widerfahrnis darzustellen. Schließlich bezeichnet er das Erfahrene, das im Geiste gefällte Erfahrungsurteil und schließlich Sätze, die dieses Erfahrungsurteil sprachlich ausdrücken und so die Erfahrung protokollieren. Die Erfahrung gliedert sich auch nach dem Grad ihrer Intentionalität. Neben der gemeinen Erfahrung, die sich bleiläufig, ohne weiteres Zutun einstellt, gibt es die mit Vorsatz, Überlegung und erhöhter Aufmerksamkeit durchgeführte Beobachtung, die in einer ausführlichen Beschreibung protokolliert werden sollte, und das planmäßig vorbereitete und instrumentell-apparativ gestützte Experiment. Sofern die Erfahrung von gewissen Kunstmitteln und Instrumenten Gebrauch macht, kann man auch von künstlicher Erfahrung sprechen.

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John Searles sieht sich die Konstruktion der Gesellschaft ganz genau an

Nur der Mensch verfügt über die Fähigkeit Personen oder Dingen Funktionen zuzuweisen. Die Natur dagegen weiß nichts von Funktionen. Einige Gegenstände stellen Unternehmen direkt für spezifische Funktionen her. John Searle, Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley, nennt dafür als Beispiele die Badewanne, den Schraubenzieher oder den Computer. Andere natürliche Dinge kann der Mensch sozusagen zweckentfremden – beispielsweise einen Baumstamm als Bank, einen Stein als Briefbeschwerer oder einen Ast als Hebelwerkzeug. John Searle erklärt: „Um eine Funktion auszuführen, muss einem Objekt und namentlich einer Person ein Status zugeschrieben werden.“ Er nennt als Beispiele den Präsidenten, den Ehepartner oder den Bürger. Alle institutionellen Tatsachen verdanken ihre Existenz performativen Sprechakten, nämlich Deklarationen: „Wir ernennen X zum Vorsitzenden“; „Hiermit ist der Krieg erklärt“, „Wir verurteilen sie zu …“.

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Der Mensch kann zwischen gut und böse unterscheiden

Für den Sozialphilosophen Hans Joas ist der erste Wert, der mit dem Begriff Bildung verknüpft ist, die Selbstverwirklichung. Er sagt: „Bildung soll jemanden nicht auf ein von anderen gestecktes Ziel hin entwickeln, sondern auf eines, das dieser Mensch in sich selbst entdecken muss.“ Seiner Meinung nach kann die Entdeckung eines individuellen Ziels und die Annäherung daran nur durch Eigenständigkeit funktionieren. Hans Joas glaubt nicht, dass Bildung hauptsächlich im Bereich außerhalb von Institutionen stattfindet. Denn das würde bedeuten in den Schulen und Universitäten würde Ausbildung gelehrt, während die wahre Bildung in der Freizeit stattfinden müsste. Hans Joas behauptet: „Das Spannungsverhältnis zwischen Bildung und Ausbildung ist für die deutsche Universitätsgeschichte charakteristisch.“ Hans Joas ist Fellow am Freiburg Institute for advanced studies (FRIAS) und assoziiertes Mitglied des Max-Weber-Kollegs.

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