Deutschland braucht gut ausgebildete Wirtschaftsflüchtlinge

Zu den beeindruckenden Fortschritten der Bundesrepublik Deutschland gehört, dass die allermeisten Einheimischen die vielen Flüchtlinge trotz aller Krisengefühle willkommen heißen. Deutschland lernt sich in der Flüchtlingskrise gerade selber kennen. Dabei werden teils widersprüchliche, teils auch komplementäre Erfahrungen gemacht. Armin Nassehi erklärt: „Wir sehen brennende Flüchtlingsheime, und wir sehen ein charismatische Entgegenkommen, eine – wie man etwa am Münchner Bahnhof erleben konnte – wahrlich herzergreifende Willkommenskultur. Aber ohne die radikalen Proteste gäbe es diese besondere Freundlichkeit vermutlich nicht.“ Viellicht sind beide Formen der Reaktion allzu starke Vereinfachungen: Die rechten Asylkritiker tun so, als sei eine ethisch und kulturell homogene Gesellschaft leichter zu steuern. Die charismatische Hilfsbereitschaft entdeckt die konkrete Notsituation, hat dabei aber die Probleme der Integration noch gar nicht im Fokus. Armin Nassehi ist Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Herausgeber des Kursbuches.

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Nigel Kennedy tüftelt immer noch an Bogentechniken herum

Der britische Geigen-Rebell Nigel Kennedy regt sich dieser Tage darüber auf, dass viele Menschen in letzter Zeit furchtbar von sich selbst besessen sind. Wenn immer mehr Leute glauben, sie könnten per Internet und Skype wirklich miteinander diskutieren, bedeutet das, dass sie in Wirklichkeit immer weniger echten Umgang miteinander pflegen. Überall schließen in England die Pubs, während viele Menschen nur noch sich und ihr Geld im Blickfeld haben. Der Einzelne beschäftigt sich nur noch mit digitalen Geräten, bei den Staaten zählen nur noch ihre eigenen Interessen. Die Angst vor Zuwanderung geht weltweit um. Über seine Heimat sagt er folgendes: „In England passiert viel Mist. Stichwort UKIP.“ Die United Kingdom Independence Party ist eine rechtspopulistische Partei, die die Europäische Union und den Euro strikt ablehnt.

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Carlos Cazalis zeigt São Paulo in ungwöhnlichen Ansichten

In den Jahren 2005 bis 2008 fotografierte Carlos Cazalis für seinen außergewöhnlichen Bildband „Occupy São Paulo“ verschiede Stadtviertel der brasilianischen Megacity São Paulo. Inzwischen leben mehr als 20 Millionen Einwohnern in São Paulo. Das verursacht bei vielen Bewohnern der Stadt einen großen Stress, besonders wenn es darum geht für sich und seine Familien einen geeigneten Lebensraum zu ergattern. Ein passendes Zuhause zu finden, gehört zu den größten ökonomischen Herausforderungen der Menschen. Für die Ärmsten von São Paulo ist ein Heim gleichbedeutend mit ewiger Improvisation: einer Mauer folgt die nächste, einer Etage ein zweites Stockwerk, als Krönung sozusagen das Dach. Die Superreichen von São Paulo wohnen dagegen in luxuriösen Dachwohnungen, oder in großzügigen Villen. Diese Menschen geben viel Geld für ihre Sicherheit aus, verlassen ihre fürstlichen Heime nur in gepanzerten Limousinen und fliegen mit dem Hubschrauber zur Arbeit. Carlos Cazalis zeigt den krassen Gegensatz von Reichtum und Armut in São Paulo.  

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Jazzprofessor Joe Viera hat die Burghauser Jazzwoche gegründet

An den Ruhestand denkt Jazzprofessor Joe Viera, der heute 80. Jahre alt wird, noch lange nicht. In Burghausen hat er gerade seinen 516. Jazzkurs geleitet. Die Arbeit macht ihm nach wie vor einen Riesenspaß. Joe Viera, der auch für seinen trockenen Humor bekannt ist, ist davon überzeugt, dass der Jazz diese Eigenschaft fördere. Er sagt: „Weil es bei der Improvisation auf das schnelle Erfassen von Situationen ankommt, auf das spontane Reagieren. Aus dem Grund gib es so viele witzige Typen unter den Jazzmusikern.“ In den letzten Jahren ist daraus bei Joe Viera sogar eine kabarettistische Ader entstanden. Seine Liebe zur Komik ist dabei immer stärker geworden und die gehört seiner Meinung nach zum Jazz mit dazu.

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Der Jazz-Saxophonist Joe Lovano spielt "Bird Songs"

Joe Lovano gehört zu den vielseitigsten Saxophonisten des Jazz. Der 58-jährige Amerikaner hat seine neue CD „Bird Songs“ Charlie Parker gewidmet. Er begründet dies damit, dass ihm sein Vater das Saxophonspiel mit der Musik Charlie Parkers beigebracht hat. Joe Lovano erzählt: „Viele Lehrstunden bei meinem Dad bestanden darin, dass wir Parkers Melodien und Soli unisono gespielt haben. Mein Vater sprach ein Leben lang davon, was für ein Genie der gewesen sei.“ Anfang der fünfziger Jahre hatte sein Vater Charlie Parker sogar einmal live erlebt, wobei der ganze Saal vibriert habe. Charlie Parkers Ton und Phrasierung seien ungemein klar und intensiv gewesen. Die Schallplattenaufnahmen konnten diese Technik und Stimmung bei weitem nicht wiedergeben.

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Die Märchen des Hans Christian Andersen

Das Geheimnis des Erfolges von Hans Christian Andersen beruhte auf seiner blühenden Phantasie, mit der er alle bezauberte, weil er alles verzauberte, und selbst tote Gegenstände, Pflanzen und Tiere sprechen ließ. Hans Christian Andersen war allerdings nicht nur ein liebenswürdiger Märchenerzähler, sondern auch ein witziger Satiriker und aggressiver Gesellschaftskritiker. In seinen Erzählungen und Märchen hat Hans Christian Andersen immer wieder das Motiv des aus kleinen Verhältnissen aufsteigenden Dichters, Bildhauers oder Malers aufgenommen. Aus eigener bitterer Erfahrung schildert er immer wieder den Kampf genialer Menschen, die durch äußere Umstände benachteiligt sind und sich ihren Erfolg im Leben hart erkämpfen müssen.

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