Toleranz muss zur Anerkennung führen

Zu den massivsten und erfolgreichsten Kampagnen der Aufklärung zielt auf Religionsfreiheit und Toleranz. Religiöse Toleranz ist als Postulat und als Praxis nicht auf die Frühe Neuzeit und die Moderne und nicht auf Europa und Nordamerika beschränkt, wie eine eurozentrierte Aufklärungshistorie oft unterstellt. Gleichwohl findet sich hier ihre ausdifferenzierteste Form. Die Toleranzdebatte zielt auf religiöse Freiheit sowie auf individuelle Freiheits- und Menschenrechte, ganz im Sinne des französischen Philosophen und Theologen Sebastians Castellios (1515 – 1563), der gegen die Intoleranz geltend gemacht hatte: „Einen Menschen töten heißt nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.“ Sie verschränkt naturrechtliche, vertragstheoretisch akzentuierte, oft skeptisch getönte, und pragmatische oft ökonomische Überlegungen und richtet sich gegen die Vertreter religiöser Orthodoxie, die eine auf Einheit gerichtete Autorität im kirchlichen und staatlichen Bereich durchsetzen wollen.

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Aggression schließt Gewalt und das Böse mit ein

Hans-Peter Nolting stellt in seinem Buch „Psychologie der Aggression“ die Frage nach den Gemeinsamkeiten von Aggression, Gewalt und dem Bösen. Er stellt fest, dass es keine Instanz gibt, die verbindliche Definitionen verordnen kann, und dass es faktisch kein ganz einheitliches Begriffsverständnis von Aggression oder Gewalt gibt, nicht in der Öffentlichkeit und zum Teil nicht einmal in der Wissenschaft. Unter dem Begriff „Aggression“ versteht Hans-Peter Nolting den Oberbegriff für das gesamte Themenfeld. Er schließt „Gewalt“, „Grausamkeit“ und „das Böse“ mit ein. Hans-Peter Nolting erklärt: „Aggression ist ein Verhalten, das darauf gerichtet ist, andere Individuen zu schädigen. So etwa lauten typische Kurzdefinitionen in der Psychologie. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Eine beglückende Begegnung zwischen Literatur und Philosphie

Der Schriftsteller Michael Köhlmeier erzählt eine Geschichte, der Philosoph Konrad Paul Liessmann erklärt, welche Grundfragen des menschlichen Leben sin ihr verborgen ist. Die beiden Denker führen einen meisterhaften Dialog über zwölf Begriffe, die die meisten Menschen bewegen. Sie lauten: „Neugier, Arbeit, Gewalt, Rache, Lust, Geheimnis, Ich, Schönheit, Meisterschaft, Macht, Grenze, Schicksal.“ Zu seinen Geschichten wurde Michael Köhlmeier von antiken Sagen und Volksmärchen inspiriert. Anschließend zeigt Konrad Paul Liessmann in seiner Interpretation, was er aus diesen Geschichten über die Spielregeln und Möglichkeiten der Welt herausliest. Das erste Kapitel über die Neugier handelt vom Paradies und davon, dass Gott Adam und Eva verflucht hat, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Michael Köhlmeier lebt als Schriftsteller in Hohenems / Vorarlberg und Wien. Paul Konrad Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien.

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Die Wähler sind unberechenbar geworden

Ein Phänomen erobert gerade die westlichen Demokratien: die Wutwähler. Die Wut richtet sich gegen die Eliten in der Politik und der Wirtschaft, gegen die etablierten Parteien, die Mainstream-Medien, gegen Freihandel und natürlich gegen Einwanderung. Viele Brexiteers in Großbritannien, Anhänger von Donald Trump in den USA oder Wähler von Marie Le Pen in Frankreich. „Take back control“, die Kontrolle zurückgewinnen, war die Parole der Befürworter des Brexits. Es könnte der Hilferuf aller Wutwähler weltweit sein. In einer Zeit, in der zunehmend komplexe Freihandelsverträge oder unbekannte EU-Kommissare über die eigenen Lebensbedingungen bestimmen, sehnen sie sich wieder nach Grenzen, nach nationaler Gesetzgebung, einer abgeschotteten Wirtschaft. Es gibt dieses Phänomen nicht erst seit gestern. Aber die Wut hat in diesem Jahr einen Siedepunkt erreicht, befeuert von der Finanzkrise und der Eurokrise, von der Destabilisierung des Nahen Ostens und den daraus folgenden Flüchtlingsströmen, vom Aufstieg Chinas und der Deindustrialisierung der vergangenen Jahrzehnte.

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Die AfD wird nicht mehr so schnell verschwinden

Die Alternative für Deutschland (AfD) hinterlässt zurzeit nicht den stärksten Eindruck. Die Führungsspitze der Partei scheint sich gerade selbst zerlegen zu wollen, die Fraktion in Baden-Württemberg hat sich, kaum in den Landtag eingezogen, gespalten, wichtige Repräsentanten blamieren sich öffentlich. Trotzdem steht die AfD vor einem weiteren Erfolg: Am 4. September wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt, die Partei steht in Umfragen bei 19 Prozent. Im fernen Amerika redet sich Donald Trump um Kopf und Kragen und ist doch der Präsidentschaftskandidat der Republikaner geworden. Marine Le Pen und Nigel Farage sind die Helden ihrer wachsenden Anhängerschaft, egal, wie sehr sie sich daneben benehmen. Mit der AfD ist eine Bewegung entstanden, die nicht mehr so schnell verschwinden wird. Sie ist rechts, jenseits der historischen Rechten – auch wenn es Berührungen gibt, personell wie ideologisch.

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Vierzig Prozent aller Männer waren ihren Frauen schon untreu

In praktisch allen Beziehungen gibt es Affären. Rund 25 Prozent aller Frauen und 40 Prozent aller Männer sind ihrem Partner schon untreu gewesen. Besonders der Arbeitsplatz und das Internet schaffen Gelegenheit für Freundschaften, die sich langsam und unaufhaltsam zu Liebesaffären entwickeln. Das Buch „Die Psychologie“ von Shirley P. Glass und Koautorin Jean Coppock Staeheli ist ein Ratgeber für alle, die einen Seitensprung oder Ehebruch hinter sich haben, die wissen wollen, wie sie einem Seitensprung keine Chance geben, die ihre Beziehung wieder kitten wollen, die ihren Partner verlassen haben oder verlassen wurden oder die der Grund waren, warum der neue Partner seine alte Beziehung aufgegeben hat. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Freundlichkeit ist nicht mit Nachgiebigkeit gleichzusetzen

Tanja Baum beschreibt in ihrem Buch „Die Kunst, freundlich Nein zu sagen“ wie man bestimmt, selbstbewusst und souverän nein sagen kann, ohne die Gefühle des Gegenübers zu verletzen. Denn wer stets Ja sagt, bürdet sich mehr Arbeit auf, als er selbst bewältigen kann und bringt sich so unnötig in Stresssituationen. Tanja Baum weist darauf hin, dass es ein Trugschluss ist, Freundlichkeit immer mit Nachgiebigkeit gleichzusetzen. Ein souveränes Nein kann zugleich nachvollziehbar und trotzdem verbindlich sein. Die Autorin zeigt in der Neuauflage ihres Klassikers anhand vieler Beispiele und Anleitungen, wie man eine solche konsequente Strategie der Freundlichkeit entwickeln kann. Tanja Baum, systemische Organisationsberaterin und Coach, gründete 1999 in Köln die Agentur für Freundlichkeit mit den Arbeitsschwerpunkten Beratung, Coaching, Training und Meditation.

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Das Latium wartet auf seine Wiederentdeckung

Die italienische Region Latium wird oft als das vergessene Umland im Schatten Roms bezeichnet. Georg Henke und Frank Schwarz stellen in ihrem Reiseführer „Latium mit Rom“ fest, dass es sich lohnt Latium wiederzuentdecken. Denn die Gegend rund um Rom fasziniert nicht nur durch die Fülle an hochinteressanter Kunst und Architektur, sondern auch durch vielfältige Naturlandschaften, die zahlreichen historisch gewachsenen Orte und eine lebendige wie traditionsbewusste Alltagskultur. Georg Henke und Frank Schwarz schreiben: „Die sanft hügelige Vulkanlandschaft im Norden um den Bolsena-See und die Olivenhügel des Sabinerlandes wirken mittelitalienisch harmonisch wie die Toskana oder Umbrien.“ An der Grenze zu Kampanien erwarten Touristen südlich-mediterrane Küstenlandschaften mit Sandstränden und eine subtropische Vegetation mit Palmen und Orangenbäumen. Daneben bietet Latium seinen Besuchern geheimnisvolle etruskische Totenstädte, Klöster, Kirchen, malerisch verwinkelte Dörfer aus dem Mittelalter und prächtige Adelsvillen im Stil des Manierismus.

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Freiheit und Liebe sind in der Kultur aufs Engste verwoben

„Romeo und Julia“ von William Shakespeare gilt als literarisches Fanal einer Liebe, die nichts zerbrechen kann: nicht der Straßenkrieg zweier Clans aus Verona, keine Verbannung, keine versuchte Zwangshochzeit und nicht einmal der Tod. Nach den Gesetzen der Literatur gibt der Tod ihrer Liebe nur etwas Endgültiges, er zerstört sie nicht. Romeo und Julia bleiben mit ihrer unsterblichen Liebe nicht allein, ihnen folgten Liebespaare im Theater, in Romanen und Filmen. Die Liebe der beiden setzt Maßstäbe dafür, was die meisten Menschen für eine gute Liebesgeschichte halten. Rupert M. Scheule erklärt: „Wir suchen die Liebe, die alle Ausdrucksweisen der Lebendigkeit noch einmal steigert, eine Liebe als Hingabe, die ohne Gegenrechnung erwidert wird; als Anziehung, die alles andere als zweitrangig erscheinen lässt.“ Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Große räumliche Distanzen hält nicht jede Partnerschaft aus

Sich vertragen heißt Verträge schließen, und: Verträge sind einzuhalten. Ein Vertragsbruch ist unehrenhaft. Vertragstreue auch unter widrigen Bedingungen ist hoch ehrenvoll. Kinder brauchen Sicherheit, Bindung, Stabilität, personell, aber auch räumlich. Auch Partnerschaften brauchen genau das, allerdings sind sie modifizierbar. Rotraud A. Perner ergänzt: „Nur hält nicht jede Beziehung große räumliche und zeitliche Distanzen aus; je größer der Abstand wird, desto eher kann sich etwas Fremdes dazwischenschieben und Ursprüngliches verdrängen oder zerstören.“ Was eine Partnerschaft aber gar nicht aushält, ist das Auseinanderdriften von Wertvorstellungen. Zum Beispiel bei der Frage: „Wo läuft die Grenze zwischen der Treue zu sich und Treue zu anderen.“ Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer zahlreichen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Deutschland war im Mittelalter in allen Bereichen unterentwickelt

Germanien, die Bezeichnung der einstigen römischen Provinz, ist zu Beginn des Mittelalters in seiner politischen und kulturellen Entwicklung weit zurück und befindet sich auf dem Niveau von heidnischen Stammesfürstentümern. Dieses Germanien it zu diesem Zeitpunkt noch nicht in die Geschichte des zukünftigen Heiligen Römischen Reichs eingetreten. Dieses setzt als bestimmende politische und kulturelle Großformation, als Nachfolge des antiken Römischen Reichs, unter Karl dem Großen ein. Und wird anschließend in zahlreichen Auseinandersetzungen der kirchlichen, der weltlichen, der territorialen Mächte und des Kaisertums im Verlauf des 15. Und 16. Jahrhunderts zu einer auf das deutsche Reichsvolk bezogenen imperialen Institution. Es zerbricht schließlich 1806 im Kampf gegen den französischen Kaiser Napoléon, den selbsternannten Neuordner Europas. Begrifflich unterscheiden die ersten europäischen – niederländischen – Humanisten des 14. Und 15. Jahrhunderts die Antike, das Mittelalter und ihre gegenwärtige Neuzeit in Bezug auf Literatur, Philosophie und Sprache.

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Cicero setzt sich für das pflichtgemäße Handeln ein

Cicero rät, dass man seinen Mitmenschen gegenüber eine gewisse Rücksicht zeigen sollte, besonders gegenüber den Besten, aber auch gegen die übrigen. Er schreibt: „Denn als gleichgültig anzusehen, was ein jeder über einen denkt, verrät nicht nur einen selbstherrlichen, sondern auch einen ganz und gar bedenkenlosen Menschen.“ Cicero weist darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Taktgefühl gibt, wenn man auf seine Mitmenschen Rücksicht nimmt. Das Gebot der Gerechtigkeit ist es, Mitmenschen nicht zu verletzen, die Aufgabe des Taktgefühls ist es, kein Ärgernis zu erregen. Darin erkennt man seiner Meinung nach besonders die Bedeutung des Schicklichen.

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Durch Morgenrituale tanken die Menschen Kraft für den Tag

Gewohnheiten sind eine alltägliche Übung, die jedem Tag eine Struktur verleiht. Viele Menschen setzen sich gerne an denselben Platz an einem Ort, den sie öfter besuchen und bestellen sich vorzugsweise das Gleiche in einem Restaurant. Sie sind froh, wenn sie die gleichen Dinge immer wieder tun können. Die meisten Menschen haben Morgenrituale, mit denen sie den Tag beginnen. Durch sie tanken Sie Kraft für einen langen Tag. Denn aufgepasst, ein Tag kann sich wirklich ganz schön in die Länge ziehen. Der Philosoph Clemens Sedmak, der unter anderem eine Professur am Londoner King´s College innehat, erklärt: „Am Anfang eines Tages liegt ein weißes Blatt vor einem Menschen, der dieses Papier dann Stunde um Stunde füllt.“ Jeder Tag ist eine Welt für sich. „Jeder Tag hat seine eigene Plage“, heißt es in der Bergpredigt.

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Peter Bieri philosophiert über Formen der intimen Begegnungen

Manchmal haben Menschen das Bedürfnis, anderen den intimen Raum zu öffnen, in dem sie leben. Sie lassen sie ihre Räume betreten und teilweise sogar darin wohnen. Sie dürfen die Bücher und Bilder betrachten, das Bad benutzen und in der Küche kochen. Umgekehrt gilt das genauso. Peter Bieri erklärt: „Dadurch entstehen Beziehungen, die wir intime Beziehungen nennen. Für die geteilte Intimität gibt es Abstufungen. Es ist eine Frage, wie weit wir uns öffnen und wie viel wir von uns sichtbar werden lassen.“ Die Intimität wächst seiner Meinung nach in dem Maße, in dem Menschen über den intimen Raum hinaus auch Einblick in ihre Innenwelt gewähren, in den innersten Bezirk ihres Denkens, Fühlens und Wünschens. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Erich Fromm begibt sich auf die Spur des Menschen

Erich Fromm stellt sich die Frage, was die Menschen tun können, um eine technologische Gesellschaft zu humanisieren. Um eine Antwort zu finden, muss man sich zuerst allerdings damit beschäftigen, was es eigentlich heißt, menschlich zu sein. Der Mensch war, und ist es noch immer, leicht dazu zu verleiten, eine bestimmte Form des Menschseins als dessen Wesen anzusehen. Erich Fromm schreibt: „In dem Maß, wie dies der Fall ist, definiert der Mensch sein Menschsein entsprechend der Gesellschaft, mit der er sich identifiziert.“ Aber es hat in der Geschichte der Menschheit immer wieder Menschen gegeben, die genügend Kühnheit und Fantasie hatten, um über die Grenzen der eigenen gesellschaftlichen Existenz hinauszublicken. Erich Fromm stellt einige Definitionen vor, die das spezifisch Menschliche in einem einzigen Begriff zu erfassen versuchten.

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Andreas Salcher gibt Denkanstöße zur Selbstverwirklichung

Vergnügen und Lust sind wichtige Bestandteile des menschlichen Lebens. Ein Sprichwort lautet: „Lachen ist die beste Medizin.“ Wie trostlos wäre die Welt, wenn sich die Menschen nur mit schwergeistigen Dingen auseinandersetzen würden. Andreas Salcher stellt sich die Frage, warum nicht jeder auch eine kindliche, lustbetonte und triviale Seite haben sollte. Vergnügen und Lust dürfen aber die übergeordnete Rolle im Leben spielen. Denn die Freude daran nimmt ab einer bestimmten Grenze ab und nicht mehr zu. Lebenskunst heißt auch immer, die richtige Balance zwischen Vergnügen und ernster Tätigkeit zu finden. Andreas Salcher veröffentlichte sein erstes Buch „Der talentierte Schüler und seine Feinde“ im Jahr 2008. Davon verkaufte er 30.000 Bücher. Seither schreibt er jedes Jahr einen Bestseller. Sein erfolgreichstes Buch ist „Meine letzte Stunde“ mit mehr als 50.000 verkauften Exemplaren. Sein aktuelles Buch heißt „Erkenne dich selbst und erschrick nicht“.

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Die Krisen an Europas Grenzen häufen sich besorgniserregend

Beobachter aus dem Westen hat das Kriegsgebahren Wladimir Putins in der Ukraine ziemlich verwirrt. Ob es nun hybrid genannt wird, mehrdeutig oder getarnt, spielt dabei keine Rolle. Jean-Marie Guéhenno, Präsident der International Crisis Group, erklärt: „Unerklärte Konflikte sind ein wichtiger Bestandteil heutiger Kriege. Diese Konflikte fordern Europa heraus. Wie verteidigt man sich politisch und rechtlich gegen verdeckte Aggression?“ Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Kalten Krieges ist Europa plötzlich mit einer ganzen Reihe neuer Bedrohungen konfrontiert. Die Destabilisierung durch Russland an der Ostgrenze ist nur eine davon, wenn auch eine spektakuläre. Höchste Bedeutung geben Sicherheitsexperten der Bedrohung durch Cyber-Angriffe, weil auch hier viele neue Probleme des internationalen Rechts, in den Freiheitsrechten der Bürger und im technologischen Wettlauf um Sicherheit und Vorherrschaft aufgeworfen werden.

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Keine menschliche Existenz verläuft ohne Sinnkrisen

Das aktuelle Philosophie Magazin 02/2015 beschäftigt sich in seinem Titelthema mit der Frage: „Machen uns Krisen stärker?“ Krisen sind immer Wendepunkte im Leben eines Menschen. Das Philosophie Magazin beantwortet die Frage, woran es sich entscheidet, ob ein Individuum an ihnen zerbricht oder wächst. Friedrich Nietzsche behauptet: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ Seiner Meinung nach besteht jede existenzbedrohende Krise aus einem Konflikt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Chefredakteur Wolfram Eilenberger erläutert, wie man existentielle Krisen nicht nur überleben, sondern sogar für sich nutzen kann. Ariadne von Schirach dagegen betrachtet den Menschen als ewiges Mangelwesen und meint: und das ist gut so. In einem Dialog suchen der Kulturtheoretiker Thomas Macho und der Autor und Fernsehmann Roger Willemsen nach dem Gleichgewicht zwischen einer beschädigten Existenz und der Liebe zur Welt.

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Ständiges Wachstum macht die Menschen nicht zufriedener

Gerhard Schick stellt sich die Frage, ob die Menschen nicht immer mehr eingespannt sind in ein Hamsterrad wirtschaftlicher Entwicklung, das zwar mehr produziert, aber den Wohlstand des Einzelnen nicht mehrt, ihn nicht glücklicher macht, sondern ihm sogar schadet. In den letzten Jahrzehnten wurde den Menschen immer wieder eingebläut: „Wachstum schafft Wohlstand.“ Die meisten Deutschen konzentrieren sich voll auf Wachstum, Wachstum und noch einmal Wachstum und erheben damit ein Mittel zum Zweck. Gerhard Schick kritisiert: „Unsere Gesellschaft hat sich die Debatte über das „gute Leben“, die so alt ist wie die menschliche Philosophie, abgewöhnt. Diese Debatte schien irgendwann entbehrlich zu sein, weil bei wachsendem Wohlstand jeder auf seine Façon glücklicher werden kann.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Der Menschheit steht grenzenlose Energie zur Verfügung

 

Für Yuval Noah Harari ist die Industrielle Revolution im Grunde genommen nichts anderes als eine Revolution der Energieumwandlung. Dank dieser Revolution stehen der Menschheit heute nahezu grenzenlose Mengen von Energie zur Verfügung. Die einzige Grenze ist die Unwissenheit der Menschen. Alle paar Jahre wird auf der Erde eine neue Energiequelle entdeckt, sodass die Gesamtsumme der verfügbaren Energie immer weiter wächst. Ganz offensichtlich herrscht heute kein Mangel an Energie. In vielen Fällen wissen die Menschen nur noch nicht, wie sie sie umwandeln und für ihre Zwecke nutzen können. Yuval Noah Harari erklärt: „Die in den fossilen Brennstoffvorkommen der Erde gespeicherte Energiemenge ist winzig im Vergleich zu der Energie, die die Sonne jeden Tag kostenlos ins All schleudert.“ Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Die ruhigen Momente im Leben weisen den Weg zum Selbst

Die deutsche Philosophin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin Svenja Flaßpöhler vertritt die These, dass der technische Forschritt, eine Steigerungslogik und ständig wachsende Leistungsanforderungen den Tagesablauf der meisten Menschen takten. Svenja Flaßpöhler stellt sich die Frage, ob es wirklich nur soziale Mechanismen sind, die Effizienz und Beschleunigung fordern, oder ob die Gründe dafür vielleicht doch beim Menschen selbst verortet sind. Sie schreibt: „Obwohl allenthalben mehr Muße eingeklagt wird, scheinen wir tatsächlich kaum fähig, Zeit überhaupt auszuhalten.“ Jedes sich öffnende Zeitfenster weckt bei vielen Menschen die Neigung, es sogleich zu takten und zu füllen. Dabei könnten es gerade die ruhigen Momente im Leben sein, die den Weg zum Selbst weisen, vor allem wegen ihrer Eigenart, sich in ihnen dem Nichts ausgeliefert zu fühlen. Sinn bekommt das Sein für Svenja Flaßpöhler erst durch die Konfrontation mit dem Nichtsein.

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Friedrich Wilhelm Joseph Schelling ist der Philosoph der Natur

Vittorio Hösle sagt über Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775 – 1854), dass man seine Eigenart am treffendsten damit bezeichnet, dass dieser die vielleicht produktivste Phase seines Denkens bereits im Alter von 25 Jahren beendet hatte. Sein letztes wichtiges Buch veröffentlichte er mit 34. Doch noch bis zu seinem Tod hielt er bedeutende Vorlesungen. Dabei erkennt man immer mehr Kontinuitäten in seiner Entwicklung, auch wenn die sprunghafte Veränderung seiner Interessen und der Wandel seiner Positionen, von einem jugendlichen Pantheismus zu einer Form des Christentums, die der traditionellen Christologie eher entgegenkommt, unübersehbar ist. Vittorio Hösle erklärt: „Der Mythos faszinierte schon den Teenager, und die Spätphilosophie will die frühen Systementwürfe nur ergänzen, nicht ersetzen, Freiheit bleibt das Leben lang ein Hauptthema.“ Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Das Verhältnis des Menschen zum Tier ist höchst differenziert

Konrad Paul Liessmann macht darauf aufmerksam, was das Tier für den Menschen schon alles gewesen ist: „Spiegelbild und Gegenbild, Figur der Sehnsucht und des Grauens, Ausdruck von Angst und Herrschsucht, Beute und Bestie, und immer wieder: Natur, Natur, Natur – in all ihrer Wildheit und Schönheit und im Wissen, dass diese Natur das Andere des Menschen und doch er selbst sein kann.“ Die Verbindung von Mensch und Tier hat eine lange, wechselvolle und ist zugleich eine Geschichte der Widersprüche. Dabei ist manchmal alles andere als klar gewesen, ob die Menschen Tiere sind oder Tieren auch Menschliches zugeschrieben werden könnte. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie der Universität Wien. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Die Theorie der Unbildung“ und „Das Universum der Dinge.“

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Lady Gaga ist der erfolgreichste Popstar der Gegenwart

Keine jüngere Popkünstlerin unserer Zeit hat in einem Jahr mehr verdient als Lady Gaga. Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes hat sie zwischen Juni 2012 und 2013 rund 80 Millionen Dollar eingenommen. Seit sie zwei Kunststars als Helfer bei ihren Inszenierungen hat, redet sie in Interviews immer häufiger über den Begriff der Kunstreligion. Lady Gaga sagt: „Was ich von Jeff Koons und Marina Abramović gelernt habe, ist, dass Kunst für manche für uns Gott ist. Man erschafft sich seinen eigenen Glauben. Man bringt etwas zur Welt, das mehr bedeutet als alles andere um einen herum. Wie ist es nur möglich, dass man etwas mit seinen eigenen Händen und Ideen erschafft, das so groß ist und das man anfassen kann? Aber niemand traut sich das. Es wäre ja auch ein Sakrileg. Es wäre grundfalsch, eine Skulptur von Jeff Koons anzufassen.“  

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