Jede Art des Gehens entspricht einer philosophischen Erfahrung

Die neue Sonderausgabe der Philosophie Magazins hat sich Gedanken zum Thema „Wandern“ gemacht. Und ist dabei unterwegs mit Thea Dorn, Michel Serres, Frédéric Gros, Gerd Kempermann und vielen anderen. Der Leser geht spazieren mit Henry David Thoreau, flaniert mit Walter Benjamin und schweift umher mit Jean-Jacques Rousseau. Im Gespräch mit Catherine Newmark erklärt Kurt Bayertz, Seniorprofessor für Philosophie an der Universität Münster, welche Bedeutung das aufrechte Gehen in der Philosophiegeschichte hat: „Eine Gemeinsamkeit, die sich durch die ganze Ideengeschichte zieht, besteht darin, dass der aufrechte Gang niemals nur als ein bloß zufälliges Faktum angesehen, sondern immer mit dem Wesen des Menschen in Verbindung gebracht wurde.“ In der Antike ist vor allem das Denken, dass als menschliches Alleinstellungsmerkmal aufgefasst und mit dem der aufrechte Gang in Verbindung gebracht wird.

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Gehen ist ein Transportmittel zur Reise in das Land des Geistes

Schon in der Philosophie der Antike gilt das Gehen als Methode des Philosophierens. Platon hat beispielsweise im Dialog „Phaidros“ das Gehen mit der lebendigen Rede verglichen. Die Schüler des Aristoteles werden Spaziergänger genannt, weil sie mit ihrem Meister philosophierend umherwandelten. Und noch Karl Marx ging in seinem Arbeitszimmer so exakt auf und ab, dass der Teppich in einer Linie abgenützt war. Wilhelm Berger schreibt: „Gehen und Denken zusammenzudenken, ist ein kulturhistorisches Grundmotiv, das Paul Nizon in seinem Text „Am Schreiben gehen (1985) ausführlich skizziert hat.“ Das Gehen ist in den genannten Beispielen ein Mittel zum Zweck, und der Zweck ist so auf den Gehenden selbst bezogen, dass kaum ein Blick auf die Umgebung möglich wird. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Das Gehen bringt den Menschen viele gesundheitliche Vorteile

„Gehen ist jene Bewegungsform, die für den Menschen gemacht ist. Leider sind viele von uns zu Bewegungsmuffeln geworden. Wir sitzen zu viel, obwohl unser Körper dafür nicht geeignet ist“, erklärt Daniela Gattringer, Chefärztin für Physikalische Medizin und Rehabilitation bei den Barmherzigen Schwestern in Linz. Sie fügt hinzu: „Unser sitzender Lebensstil schwächt Gelenke, Knochen und die Muskulatur. Außerdem lässt das Koordinationsvermögen nach.“ Britische Forscher haben herausgefunden, dass die Menschen im Durchschnitt 50 bis 70 Prozent des Tages im Sitzen verbringen. Das ist nicht nur schlecht für den Rücken, sondern erhöht auch das Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten. Amerikanischen Wissenschaftler wollen den Zusammenhang zwischen Sitzen und der Lebenserwartung entschlüsselt haben: sie vermuten, dass zu langes Sitzen die Lebenserwartung von Männer um mindestens 20 Prozent verringert.

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