Die Freiheit ermöglicht ein menschenwürdiges Leben

Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler meint in ihrem Editorial, dass die Titelfrage des neuen Philosophe Magazins 06/2021 provokant sei. Sie lautet: „Muss die Freiheit sterben, damit wir leben können?“ Denn immerhin hat die philosophische Strömung des Liberalismus vollkommen zur Recht darauf gepocht, dass gerade die Freiheit es ist, die Leben – wahres, menschenwürdiges Leben – überhaupt erst ermöglicht. Viele Menschen betrachten die Selbstbestimmung als den Kern der Freiheit. Freiheit ist das Gegenteil von Zwang. Ein freier Mensch verfügt über sich und entscheidet selbst. Er ordnet sich nicht unter, sondern gibt sich selbst ein Gesetz. Die Freiheit muss verteidigt werden. Darin sind sich Aufklärer wie Immanuel Kant, Liberale wie John Stuart Mill und Individualisten wie Friedrich Nietzsche einig. Die Freiheit muss geschützt werden vor der Macht des Staates, vor der herrschenden Moral und vor dem Druck der Mehrheit.

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Die Erotik stellt das Böse und das Diabolische dar

Die Bindung des Lebens an den Tod hat zahlreiche Aspekte. Sie ist in der sexuellen und in der mystischen Erfahrung gleichermaßen wahrzunehmen. Georges Bataille erläutert: „Aber wie immer man sie auch versteht, die menschliche Sexualität wird stets nur in Grenzen zugelassen, über die hinaus sie verboten ist.“ Schließlich tritt überall in der Sexualität eine Regung auf, die den Schmutz einbezieht. Von da an handelt es sich nicht mehr um „gottgewollte“, wohltuende Sexualität, sondern um Verfluchtsein und Tod. Die wohltunende Sexualität steht der animalischen Sexualität nahe. Den Gegensatz dazu bildet die Erotik, die spezifisch menschlich ist und nur im Ursprung mit der Geschlechtlichkeit zu tun hat. Die Erotik, die im Prinzip unfruchtbar ist, stellt das Böse und das Diabolische dar. Der Franzose Georges Bataille (1897 – 1962) gehört zu den kontroversesten Philosophen und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.

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Die Liebe hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen

Es gibt Menschen, die pflegen eine Liebe zur Philosophie, andere lieben die Künste, viele „schwärmen“ gerne, und dieses Schwärmen ist ein Echo ihrer Liebesfähigkeit. Matthias Horx nennt Beispiele: „Wir „lieben“ Wiener Schnitzel oder Sonnenuntergänge am Meer, unsere Fußball-Lieblingsmannschaft oder echte Spaghetti Bolognese, die von Tim Mälzer.“ In allen Aspekten von Resonanz, die Menschen zu ihrer Umwelt entwickeln, kann sich Liebe zeigen. Menschliche Liebe und Verbundenheit hat unzählige Facetten und kulturelle Ausformungen. Das griechische Wort „Eros“ zum Beispiel steht für die Anziehung, die Lust, das Begehren. In der griechischen „Liebesphilosophie“ ist Eros das kosmische Elementarprinzip – als Kraft und Quelle alles Lebenden und Lebendigkeit. Oder Mania, die Besessenheit, die Abhängigkeit, die Unbedingtheit, die bis zur Enthemmung geht: Wenn Liebe zur – meist einseitigen – Obsession wird, zerstört sie sich selbst. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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„Shape of Water“ von Guillermo del Toro ist für dreizehn Oscars nominiert

Guillermo del Toros neuer Film „Shape of Water“ – Das Flüstern des Wassers – gilt mit dreizehn Nominierungen als Favorit bei der Verleihung der diesjährigen Oscars. Schon längst ist der mexikanische Regisseur kein Geheimtipp mehr. Gemeinsam mit seinen Landsleuten Gonzáles Iñárritu und Alfonso Cuarón zählt Guillermo del Toro zu den Star-Regisseuren in Hollywood. Spezialisiert auf Fantasy und Horror, begeisterte er ein globales Publikum mit so unterschiedlichen Filmen wie dem rot-gehörten Superhelden „Hellboy“ (2004), dem Märchendrama „Pans Labyrinth“ (2006) und dem Actionfilm „Pacific Rim“ (2013). Der 53-jährige Regisseur sagt über sich selbst: „Ich kann in jedem Format meine Filme drehen, solange ich meine eigenen Geschichten erzähle. Manchmal mache ich einen Film für eine Million Dollar, manchmal für 195 Millionen Dollar – aber ich wechsle ab. Sonst werde ich süchtig.“

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Sex hat als Machtmittel weitgehend ausgedient

Die patriarchale Autorität dominiert die Sexualität. In einer patriarchalischen Gesellschaft wird die Erotik als schlecht, unmoralisch und verwerflich gebrandmarkt, und die Frau gleich mit dazu, weil sie die Begierden aus dem Mann herauskitzelt. Paul Verhaeghe weiß: „Mit dieser Rollenverteilung wies das Patriarchat der Frau unbeabsichtigt eine ordentliche Portion Macht zu, von der „femme fatale“ bis zum „Schatz, heute nicht, ich habe Kopfschmerzen“. Und diese Macht wiederum erklärt die männliche Aggression gegen die Frau.“ Sex kann auch als Waffe eingesetzt werden, auch wenn dies mittlerweile aus der Mode gekommen ist, weil sie die moderne Haltung zur Sexualität dank Emanzipation und Pille völlig verändert hat. In der Menschheitsgeschichte jedoch kann eine Frau erst seit einem halben Jahrhundert unbekümmert Sex genießen und somit auch unmissverständlich danach verlangen. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

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Der Pragmatismus verabscheut Ideologien und Doktrinen

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 06/2017 ist der philosophischen Strömung des Pragmatismus gewidmet. Pragmatiker haben heutzutage bei vielen Menschen nicht einen besonders guten Ruf, da sie ihnen Prinzipienlosigkeit und Ideenarmut unterstellen. Besonders in Deutschland besitzt die aus den USA stammende Denktradition ein zweifelhaftes Image, da sie hierzulande als rein zweckorientiert, theoriefern und marktkonform gilt. Es könnte sein, dass man dem Pragmatismus damit unrecht tut. Denn einst strebten die führenden Pragmatiker wie Charles Sanders Peirce, William James und John Dewey nach nicht mehr und nicht weniger als einer radikalen Erneuerung der Demokratie. Am Anfang des Pragmatismus steht der Gedanke, dass sich Theorien nicht durch logischen Konsistenz oder ihre Übereinstimmung mit dem Wesen der Dinge, sondern an ihren praktischen Folgen bewähren.

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Die Momente des Innehaltens sind die intensivsten des Liebesspiels

Der amerikanische Philosoph Robert Nozick (1938 – 2002), ein Kollege Thomas Nagels, widerspricht dem Klischee des prüden Amerikaners mit den Worten des Kenners, indem er sinnfällig die Erregung beschreibt, die nur das Zwischenmenschliche bieten kann: „Manchmal konzentrieren wir uns beim Liebesakt auf die winzigsten Bewegungen, das zarteste Streifen eines Haars, das langsame Wandern der Fingerspitzen oder der Nägel oder der Zunge über die Haut, die geringste Veränderung oder das Einhalten an einem Punkt.“ Die Momente des Innehaltens sind für ihn die intensivsten des Liebesspiels. Ludger Pfeil ergänzt: „Das Warten auf das, was als Nächstes geschieht, schärft die Wahrnehmung aufs äußerste. Das gegenseitige Wissen um die Spannung und die Fokussierung auf die Empfindungen des anderen erhöhen den Reiz weiter.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Sexuelle Flauten im Bett sind normal

Nach sechs, vielleicht zwölf Monaten hat die Leidenschaft deutscher Paare im Vergleich zu den ersten gemeinsamen Wochen schon deutlich nachgelassen. Das zeigt eine aktuelle, im Fachblatt „Social Science Research“ veröffentlichte Studie. Und es geht weiter rapide abwärts, wie die Forscherinnen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München schreiben: Nach sechs bis acht Jahren hat das sexuelle Verlangen in Liebesbeziehungen seinen Tiefpunkt erreicht. Danach kann es nur noch wieder besser werden. Das kommt sogar vor, ist aber laut der Studie eher die Ausnahme als die Regel. Das klingt deprimierend, muss es aber nicht sein. Im Gegenteil. Weniger und langweiliger Sex können aus Sicht von Sexualwissenschaftlern sogar ein Indiz für eine stabile Beziehung sein. Probleme bereiten jedoch oft die eigene Erwartungshaltung an Sex.

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Javier Marías findet Sexszenen in Romanen furchtbar

Auf die Frage, was schwieriger zu beschreiben ist, Glück oder Unglück, antwortet der spanische Schriftsteller Javier Marías: „Mir fällt es leichter, Unglück zu beschreiben. In meinem Roman „Die sterblich Verliebten“ wird von einem sogenannten perfekten Paar erzählt. Kurz danach wird einer von beiden auf absurde Weise umgebracht.“ Im wahren Leben dauert das Glück manchmal Jahre. Das ist wunderbar, wenn es einem selbst passiert, aber dann hat man keine Geschichte. Die Wirklichkeit ist für Javier Marías ein schlechter Romancier. Auch deshalb, weil es Zufälle gibt und absolut unglaubliche Dinge. In einem Roman würde man viele Dinge nicht akzeptieren, die im wahren Leben passieren. Am schwersten zu schildern ist für den Bestsellerautor nicht ein bestimmtes Gefühl, sondern die Sexualität. Im Allgemeinen findet er Sexszenen in Romanen furchtbar.

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Die antike Tradition begriff das Denken selbst noch als Begehren

Für Sokrates war Denken ein Akt der Zeugung, vollzogen im gemeinsamen, lebendigen Gespräch. Svenja Flaßpöhler, Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins, stellt die Frage, was aus dem Eros im digitalen Informationszeitalter wird. Der Eros wird im Deutschen mit Liebe oder Verlangen gleichgesetzt und dadurch charakterisiert, dass der erotisch Liebende mit großer Heftigkeit für sich die Erlangung des Liebesobjekts oder die Vereinigung mit diesem anstrebt. Bei dem Objekt des Eros muss es sich nicht um einen Menschen handeln – es kann beispielsweise für einen Philosophen auch etwas rein Geistiges wie eine Idee oder Tugend sein. Die Unterstützung und auch der Ersatz der eigenen Denkkraft durch Daten bedeutet für Sonja Flaßpöhler durchaus nicht einfach Fortschritt im Sinne einer wundervollen Optimierung von Denkprozessen. Diese Veränderung ist ihrer Meinung nach viel grundsätzlicher und auch bedenklicher.

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Georg Pfau verrät die Erfolgsgeheimnisse des guten Flirtens

Das Hormon Testosteron ist für die Extrovertiertheit zuständig, es spielt bei der Sexualität eine große Rolle und macht sich ganz besonders bei der Anbahnung sexueller Kontakte bemerkbar. Flirten ist für Georg Pfau eine hocherotische Angelegenheit, wenn nicht die erotischste überhaupt, denn meistens sind die Beteiligten sich vorher noch nie begegnet. Georg Pfau erklärt: „Das ist das Terrain des Mannes, der Reiz des Neuen, Jagd pur, der Mann wirft seine Blicke in die Runde, trifft seine Wahl und entscheidet sich dann für die Eine, noch lange bevor sie das überhaupt erahnt.“ Es ist eine Frage von Zehntelsekunden und der Mann weiß, wo seine Chancen liegen, ohne natürlich auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, wie ein solcher Flirt dann enden wird. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

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In der Erotik bestimmen individuelle Vorlieben die Schönheit

Der große Denker Immanuel Kant schrieb über die Schönheit folgenden Satz: „Ein jeder muss eingestehen, dass dasjenige Urteil über Schönheit, worin sich das mindeste Interesse mengt, sehr parteilich und kein reines Geschmacksurteil sei.“ Triebhaftigkeit hat bei ihm keinen Platz. Für Rebekka Reinhard ist das Motiv dafür klar. Ihrer Meinung nach bringt nichts die Herrschaft des kühl urteilenden Verstandes schneller zu Fall als der animalische Drang nach Schönheit. Rebekka Reinhard fügt hinzu: „Liebe ist aufgrund des ihr eigenen erotischen Trachtens die natürliche Feindin zweckfreier Kontemplation.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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In der Sexualität und der Erotik ziehen sich die Gegensätze an

Das wichtigste Sexualorgan ist und bleibt für Georg Pfau das Gehirn, weil sich dort die wichtigsten Sexualzentren befinden. Alle sexuellen Verhaltensmuster sind in ihnen abgespeichert, viele davon haben nicht die geringste Chance, sich zu verändern. Georg Pfau erklärt: „Die sexuellen Vorlieben, die Geschlechtsrolle, die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung gelten als unveränderbar.“ Das bedeutet allerdings nicht, dass die Menschen ihnen willenlos ausgeliefert wären. Denn für die Umsetzung sexueller Vorlieben gibt es Haupt- und Nebenströmungen. Georg Pfau vertritt die These, dass fehlendes Wissen um die kleinen oder doch großen Unterschiede zwischen Frauen und Männern nicht nur in der Gesellschaft zu verzichtbaren Dissonanzen wie dem Geschlechterkampf führen. Auch innerhalb einer Beziehung ist es häufig die Grundlage für Missverständnisse und Streit. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

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Das Ideal liebender Zweisamkeit scheint unzerstörbar zu sein

Im Titelthema der neuen Ausgabe beschäftigt sich das Philosophie Magazin Nr.3/2013 mit der Frage, ob der Mensch dazu geschaffen ist, in einer Paarbeziehung zu leben. Scheinbar gibt es keine tiefere menschliche Sehnsucht als die große Liebe seines Lebens zu finden, auch in modernen Gesellschaften gehört dieses Ziel immer noch zu den großen Idealen. Denn je mehr Freiheiten die Menschen besitzen, desto drängender werden ihre Wünsche nach Wärme und Geborgenheit in einer glücklichen Partnerschaft. Gleichzeitig lassen sich aber immer mehr Paare scheiden – das Dasein als Single wird vor allem in den Großstädten zur Normalität. Chefredakteur Wolfram Eilenberger stellt dennoch in der zeitgenössischen Philosophie einen affirmativen Umschwung zugunsten des Paarmodells fest. Er schreibt: „Anstatt wie noch vor zehn Jahren den Willen zur festen Partnerschaft im Sinne einer „neuen Bürgerlichkeit“ anzuprangern, wird der Wille zur exklusiven Zweisamkeit derzeit als progressives Widerstandsmoment gegen den neoliberalen Konsumzwang gepriesen.“

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Rudolph Valentino war der Schwarm aller Frauen

Noch Jahrzehnte nach seinem frühen Tod war Rudolph Valentinos Name ein Symbol für die schwüle und exotische Leidenschaft, und er blieb ein erotisches Rätsel, an dem sich seine Nachfolger unweigerlich messen lassen mussten. Heute wird sein Einfluss, den er auf das Publikum seiner Zeit hatte, leicht unterschätzt, da seine Schauspielkunst dem Stummfilm entsprach und auf den heutigen Betrachter leicht lächerlich wirken kann. Die gewaltige Anziehungskraft des Schauspielers Rudolph Valentino bestand in seiner einzigartigen Fähigkeit, spannungsgeladene Erotik mit einer unterschwelligen Höflichkeit gegenüber den Frauen zu vereinen.

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Max Frisch reflektiert über den Beruf des Schauspielers

Für Max Frisch ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Schauspieler, im Gegensatz zu jedem anderen Künstler, kein anderes Instrument hat als sich selbst, seine eigene leibliche Persönlichkeit. Auch die Maler, die Bildhauer, die Schriftsteller und die Musiker sind eitel. Aber in einer Gesellschaft treten sie immer ohne ihre Werkzeuge auf, das heißt sie kommen ohne Palette, ohne Meißel, ohne Computer und ohne Kontrabass. Der Schauspieler dagegen, ob er will oder nicht, kann sein Instrument nicht zu Hause lassen. Max Frisch schreibt: „So kommt der Schauspieler, wenn nicht gerade ein Haus einstürzt, nie ganz aus seiner Begabung heraus; das ist sein Fluch, sein Gehäuse, seine besondere Wirkung, die verblüfft und später langweilt, je mehr er nämlich, kraft seiner immer gegenwärtigen Mittel, die Gesellschaft dominiert.“

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Maurice Merleau-Pontys Philosophie der Leiblichkeit

Den Leib, über den er philosophiert, fasst Maurice Merleau-Ponty als ein Subjekt auf, der dem Menschen die Dinglichkeit und die Mitmenschen erschließt. Er ist so stark zu allem und jenem geöffnet, dass er durch seine Haut nur scheinbar begrenzt wird. In Wirklichkeit reicht er bis zum Horizont, wo die Sicht und die Gefühle enden. Wo Menschen kooperieren, verstehen sie sich gleichsam von Leib zu Leib. In dieser wechselseitigen Berührung der Seelen im Verständigungsprozess schwingt nicht selten ein erotischer Moment mit. Die Erotik ist laut Maurice Merleau-Ponty die dem Menschen gegebene Möglichkeit, sich mit einem Du ohne Sprache zu einigen, wobei jeder dem anderen dazu verhilft, das Wohnen im Leibe und damit in der Welt zu verwirklichen.

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Die Phantasiewelt der Dichterin Else Lasker-Schüler

Die Dichterin Else Lasker-Schüler war eine leidenschaftlich Liebende, die sich immer wieder aufs Neue verliebte, funkelnd und glühend. Die Liebe zu einem Menschen, wie beispielsweise zu dem Maler Franz Marc, war für sie ein Rauschzustand, aber viel überwältigender als dieser, ihr Gefühl des Glücks im Zentrum ihrer Dichtkunst. Sie war die berühmte Kaffeehausliteratin Berlins, die gerne ihren Kaffee oder Wein im „Romanischen Café“ oder dem „Café des Westens“ genoss. In der Phantasie von Else Lasker-Schüler war nichts unmöglich. Sie beschrieb sich einmal selbst in einer Kurzbiographie mit folgenden Worten: „Ich bin in Theben (Ägypten) geboren, wenn ich auch in Elberfeld zur Welt kam im Rheinland. Ich ging bis 11 Jahre zur Schule, wurde Robinson, lebte fünf Jahre im Morgenlande und seitdem vegetiere ich.“

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Jim Morrisson war das rebellische Idol der 60iger Jahre

Vor 40 Jahren starb Jim Morrisson, der legendäre Sänger der Supergroup „The Doors“. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht aufgeklärt. Der Musiker lebte einen exzessiven Lebensstil, den andere nur propagierten. 1967 veröffentlichten „The Doors“ ihren Song „Light my Fire“, der ein Welthit wurde und die Band schlagartig berühmt machte. 1968 schrieb ein Musikkritiker über Jim Morrisson: „Seit Marlon Brando fett geworden ist, hat es in Amerika kein männliches Sexsymbol mehr gegeben. Jetzt haben wir Jim Morrisson von den Doors. Er spricht die Frauen an und befriedigt, mit seiner politischen und surrealistischen Poesie die Intellektuellen.“ Jim Morrisson dichtete Passagen wie die folgende: „Aus der Luft fingen wir Götter, mit der Götter allwissenden starren Blick, aber ohne ihre Macht im Geist und in den Städten zu sein, sobald sie darüber fliegen.“

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Überraschende Entdeckungen über Liebe und Lust

In seinem Buch „Intimität und Verlangen“ erklärt der Klinische Psychologe und Sexualtherapeut David Schnarch, wie die Menschen ihre sexuelle Leidenschaft wieder neu erwecken können. Es geht dem Autor dabei nicht um eine Verbesserung der sexuellen Praktiken, sondern um die Weiterentwicklung einer Liebesbeziehung. Gleichzeitig rät er seinen Lesern, ihr eigenes, ganz persönliches Selbst weiterzuentwickeln, denn das ist seiner Meinung nach die Voraussetzung für eine gute, innige und leidenschaftliche Beziehung. David Schnarch gelingt es fabelhaft, einmalige und tiefgehende Fallbeispiele aus der Praxis zu schildern und den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dr. David Schnarch ist Direktor des Crucible Institute, Marriage und Family Center, in Colorado, USA. Bei Klett-Cotta ist auch sein Buch „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ erschienen.

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Michel Houellebecq liebt das glückliche Liebesleben

Eine glückliche Sexualität löst für Michel Houellebecq einen großen Teil der seelischen Leiden. In seinem Leben funktioniert das und mildert seine Sorgen. Er sagt: „Je mehr Sex man hat, desto mehr Lust hat man darauf.“ Er hat Zeiten ohne jegliche Sexualität erlebt und Zeiten in denen sein Liebesleben sehr glücklich war. Die erotische Zufriedenheit hat für ihn eine ähnliche Wirkung wie Morphium. Aber an Morphium gewöhnt sich der Mensch, an Sex nicht. Michel Houellebecq macht es Angst, zu wissen, dass er im fortgeschrittenen Alter viele Dinge nicht mehr wird machen können. Das ist eine quälende Vorstellung für ihn, dass er den Sex irgendwann einfach aufgeben muss. Er sagt: „Dann bleibt nur noch das Morphium. So ist das. Leben ist Leiden.“

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Rebekka Reinhard zeigt die Vielfalt des Fremden

Überall wo der Mensch die Erfahrung macht, sich nicht auszukennen, begegnet er laut Rebekka Reinhard dem Fremden. Doch es gibt Unterschiede zwischen fremd und fremd. Zuerst ist fremd einmal alles, was neu ist. Dann ist fremd auch, was sich der unmittelbaren Wahrnehmung und dem Erfahrungshorizont des Menschen entzieht. Es gibt noch weitere Varianten des Fremden. Die Philosophin schreibt: „Fremd ist, was nicht normal ist: Ausnahmezustände wie Krieg, Naturkatastrophen oder Krankheit. Fremd ist schließlich auch die absolut andere menschliche Existenz und Identität, das ewig Unbegreifliche Unerklärliche: der Tod, der Kosmos, das Göttliche.“

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Die Essayistin und Schriftstellerin Susan Sontag

Susan Sontag war in Amerika ein Star, die Frau mit dem berühmtesten Intellekt ihrer Zeit. In ihrem Werk spiegelt sich ihre Leidenschaft für die europäische Kultur. Obwohl viele ihrer Essays genial waren, gab sie sich nicht mit dem Erfolg in dieser literarischen Gattung zufrieden, sondern wollte immer auch eine erfolgreiche Romanschriftstellerin werden. In ihren Schriften drückt sich der Konflikt der modernen Kunst und des modernen Denkens in größter Genialität aus. Es ist scheinbare Unvereinbarkeit zwischen Ästhetizismus und Moralismus. Manchmal betrachtete Susan Sontag in ihren Essays selbstbezogen die Welt, in den meisten Werken aber kämpfte sie gegen ihre Ungerechtigkeiten und Leiden.

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Sean Connery: "Sexiest Man of the Century"

Am 25. August 2010 ist Jean Connery 80 Jahre alt geworden. Vor elf Jahren wählte ihn das People Magazin zum „Sexiest Man of the Century“. Der schottische Schauspieler, der mit seiner Rolle als James Bond zu Weltruhm kam, wurde für seine Darstellung eines irischen Cop in dem Film „Die Unbestechlichen“, unter der Regie von Brian de Palma, mit einem Oscar ausgezeichnet. Jean Connery ist Schotte durch und durch. Er hat sein ganzes Leben für die Unabhängigkeit der Schotten von England gekämpft. Im August 2008 erschien sein Buch „Beeing a Scot“. Da er sich so sehr für seine schottische Heimat eingesetzt hat, nehmen es ihm seine Landsleute auch nicht übel, dass er die meiste Zeit des Jahres auf den Bahamas lebt.

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Simone de Beauvoir schrieb die Bibel des Feminismus

Das zentrale Thema in den Werken der französischen Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir ist die Eifersucht. Das ist erstaunlich, denn sie ging als Vorreiterin des freien weiblichen Lebens und Denkens in die Literaturgeschichte ein. Mit dem Roman „Sie kam und blieb“, der im Jahr 1943 erscheint, wurde Simone de Beauvoir berühmt. Die Geschichte handelt von einer Dreiecksgeschichte zwischen einem Paar und einer jungen Frau. Die Story ist liberal, kühl und analytisch geschrieben, aber zwischen den Zeilen brodelt es wie in einem Vulkan. Auch in der Titelgeschichte ihres Erzählbandes „Eine gebrochene Frau“ spielt die Eifersucht die Hauptrolle.

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