In Narrationen teilt man die Erfahrungen anderer

Warum verbringen Menschen so viel Zeit mit Narrationen? Damit meint Fritz Breithaupt nicht nur die Filme, die man sich reinzieht, und die Bücher, die man liest. Sondern er zählt auch die vielen Unterhaltungen dazu, die Menschen darüber führen, wer was mit wem gemacht hat, die Posts in den sozialen Medien sowie die eigenen Gedanken dazu. Die Antwort auf diese erste Frage ist für Fritz Breithaupt einfach: „In Narrationen erleben wir die Erlebnisse von anderen mit und teilen ihre Erfahrungen. Das ist möglich, weil wir uns in Narrationen ja an die Stelle von anderen versetzen können und dann tatsächlich „ihre“ Erfahrungen selbst machen.“ Und zugleich kommt man durch Narrationen in den Genuss, auch das Verbotene einmal zu erproben. Fritz Breithaupt ist Professor für Kognitionswissenschaften und Germanistik an der Indiana University in Bloomington.

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Thomas Nagel stellt den Skeptizismus vor

Man kann auf der Grundlage der Inhalte des eigenen Bewusstseins nicht wissen, dass es außerhalb seiner eigenen keine andere Welt gibt. Vielleicht ist die richtige Schlussfolgerung eine bescheidenere. Nämlich dass man über seine Eindrücke und Erlebnisse hinaus nichts weiß. Es mag eine Außenwelt geben oder auch nicht geben. Und wenn es eine solche gibt, so mag sie völlig anders sein als sie einem erscheint – oder wiederum auch nicht. Thomas Nagel stellt fest: „Wir können dies in keiner Weise entscheiden. Diese Auffassung nennt man „Skeptizismus“ in Bezug auf die Außenwelt.“ Selbst eine stärkere Form des Skeptizismus ist möglich. Ähnliche Argumente scheinen zu zeigen, dass man nichts über seine Existenz und seine Erlebnisse in der Vergangenheit weiß. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Sicher ist nur das eigene Bewusstsein

Thomas Nagel erläutert: „Wenn man recht darüber nachdenkt, so kann man sich nur über das Innere seines eigenen Bewusstseins ganz sicher sein.“ Was auch immer man glaubt, es gründet sich auf die eigenen Erlebnisse und Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke. Das ist alles, wonach man sich unmittelbar richtet. Alles andere ist weiter von einem Menschen weg als seine inneren Erlebnisse und Gedanken und erreicht ihn nur durch sie. Für gewöhnlich zweifelt man nicht an der Existenz des Bodens unter den eigenen Füßen oder des Baumes draußen vor dem Fenster. Ja, die meiste Zeit denkt man nicht einmal an die psychischen Zustände, die einen diese Dinge wahrnehmen lassen. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Markus Gabriel verteidigt die geistige Freiheit

Markus Gabriel zählt zu den Verteidigern des Begriffs „geistiger Freiheit“. Zu diesem gehört, dass Menschen sich täuschen und irrational sein können. Zu dem gehört aber auch, dass Menschen imstande sind, herauszufinden, was der Fall ist. In der Philosophie ist es wie in jeder anderen Wissenschaft auch: Wissenschaftler formulieren Theorien, geben Gründe für diese, berufen sich auf Tatsachen, die man erkennen und in einem bestimmten Licht verstehen sollte und so weiter. Markus Gabriel erklärt: „Eine Theorie besteht aus Überlegungen, die wahr oder falsch sein können. Infallibel ist niemand, auch und vor allem nicht auf dem Gebiet der Selbsterkenntnis. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Tätigkeit des Verstehens hat einen ambivalenten Charakter

Mit dem Wunsch, verstanden zu werden, ist immer das Verlangen nach Einverständnis, manchmal nach Verzeihen verbunden. „Ich verstehe Dich!“, „Ich habe Verständnis für Dich!“ Wer diese Sätze hört, muss laut Wilhelm Berger allerdings oft einen hohen Preis dafür bezahlen, nämlich den Preis der Abhängigkeit und der Unterwerfung. Die Tätigkeit des Verstehens steht seiner Meinung nach auch theoretisch in einer tiefen Ambivalenz. Prinzipiell gilt das Verstehen im Verhältnis zum Beschreiben als tief und im Verhältnis zum Erklären als weich. Wilhelm Berger erläutert: „Während das Erklären seinen Gegenstand als Objekt sieht und zu einem sicheren, definitiven Ergebnis kommen will, scheint das Verstehen von Zuwendung und gutem Willen getragen zu sein.“ Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Den Sinn in einer Organisation darf man nicht ignorieren

Alexander Goebel schreibt: „Die tragenden Säulen zukünftiger Organisationsstrukturen werden unter anderem Innovation, Kooperation und Resilienz sein, also hoch emotionale Werte, die Zeit, Energie und Ressourcen brauchen, um ihre Kraft zu entfalten.“ Ein entwicklungsorientiertes Unternehmen kann es sich seiner Meinung nach schlichtweg nicht mehr leisten, die Emotionen und den Sinn in der Organisation zu ignorieren oder diese als Selbstversorger zu betrachten. Irgendwann fiel allen auf, dass es einen Wert gibt, der immens wichtig und einflussreich bei der Pflege unternehmerischer Gesundheit wirkt, der die Schaffenskraft unterstützt und Krisenprävention einleitet: der sogenannte Spirit. Der Spirit ist ein Supra-Wert, einer, der über allem liegt, in allem wirkt, aber im Gegensatz zum Sinn nie das Zentrum oder die Urkraft sein kann. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Hermann Hesse macht sich Gedanken über das Alter

Das Greisenalter ist für den Schriftsteller Hermann Hesse eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöte. Auch die Alten haben ihre Aufgaben, die ihrem Dasein einen Sinn verleiht, selbst ein Todkranker und Sterbender hat noch Wichtiges und Notwendiges zu erfüllen. Hermann Hesse schreibt: „Altsein ist eine ebenso schöne und heilige Aufgabe wie Jungsein, Sterbenlernen und Sterben ist eine ebenso wertvolle Funktion wie jede andre – vorausgesetzt, dass sie mit Ehrfurcht vor dem Sinn und der Heiligkeit allen Lebens vollzogen wird.“ Ein Alter, der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.

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Der russische Schriftsteller Konstantin Paustowskij

Konstantin Paustowskij, der am 31. Mai 1892 in Moskau geboren wurde, verdankt seinen literarischen Ruhm seinem anschaulichen, tief menschlichen Erzählstil. Er steht in der Tradition des Epikers Lew Nikolajewitsch Tolstoi und des Meisters der russischen Kurzgeschichte, Anton Pawlowitsch Tschechow. Vor allem ist Konstantin Paustowskij ein Schriftsteller, der in besonderer Weise dem irdischen Leben zugewandt ist. Er schreibt über Dinge, die dem flüchtigen Blick der Menschen normalerweise entgehen, will ihn zum Verweilen einladen. Vor allem die Schönheit der Natur versteht er in genialer Weise in Sprache zu verwandeln. Aber allem seinem Schreiben liegt immer die sorgsame Beobachtung des Lebens zugrunde, sei es, wenn er seelische Regungen im Menschen andeutet oder das Schicksalhafte hinter menschlichten Begegnungen deutet.

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Überraschende Entdeckungen über Liebe und Lust

In seinem Buch „Intimität und Verlangen“ erklärt der Klinische Psychologe und Sexualtherapeut David Schnarch, wie die Menschen ihre sexuelle Leidenschaft wieder neu erwecken können. Es geht dem Autor dabei nicht um eine Verbesserung der sexuellen Praktiken, sondern um die Weiterentwicklung einer Liebesbeziehung. Gleichzeitig rät er seinen Lesern, ihr eigenes, ganz persönliches Selbst weiterzuentwickeln, denn das ist seiner Meinung nach die Voraussetzung für eine gute, innige und leidenschaftliche Beziehung. David Schnarch gelingt es fabelhaft, einmalige und tiefgehende Fallbeispiele aus der Praxis zu schildern und den Leser in seinen Bann zu ziehen. Dr. David Schnarch ist Direktor des Crucible Institute, Marriage und Family Center, in Colorado, USA. Bei Klett-Cotta ist auch sein Buch „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ erschienen.

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Bertrand Russell preist die Methode des Zweifelns

Bertrand Russell schätzt René Descartes, da dieser die Methode des Zweifels erfand und zeigte, dass im Subjektiven die größte Gewissheit zu finden ist, wodurch er der Philosophie einen großen Dienst erwies. René Descartes entschloss sich, nichts zu glauben, dessen Wahrheit er nicht klar und deutlich einsähe. Was sich bezweifeln ließ, wollte er bezweifeln, solange er keinen Grund fand, nicht mehr daran zu zweifeln. Bertrand Russell erklärt: „Durch Anwendung dieser Methode kam er nach und nach darauf, dass das einzige, dessen Existenz ihm ganz gewiss war, er selber wäre.“ Da er zweifelte musste er existieren, wenn er überhaupt etwas erlebte ebenso. Seine eigenen Existenz stand für René Descartes absolut fest und gipfelte in dem weltberühmten Spruch: „Ich denke, darum bin ich“.

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