Chefvolkswirt Jürgen Stark warnt vor der Inflation

Chefvolkswirt Jürgen Stark, der die Europäische Zentralbank (EZB) verlässt, begründet, warum es so schlimm ist, wenn die EZB den Staaten hilft. Seiner Meinung nach muss es eine klare Aufgabentrennung zwischen der Zentralbank und den Regierungen geben. Er sagt: „Die Zentralbank hat für Preisstabilität zu sorgen. Und es liegt in der Verantwortung der Regierungen, für angemessene Bedingungen für die Finanzierung ihrer Staatsausgaben zu sorgen.“ Er ist allerdings davon überzeugt, dass es die Aufgabe der Notenbank ist, in Zeiten, in denen die Märkte sensibler auf die Verschuldung der Staaten reagieren und deshalb höhere Zinsen verlangen, dies zu korrigieren. Gar nichts hält er von der Idee die Notenpresse anzuwerfen, um die Schulden in der Eurozone zu verringern.

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Ralf Dahrendorf erforscht den Aufstieg der Bürgerrechte

Menschen haben nach Ralf Dahrendorf ein feines Gespür für Unrecht und auch für Vorrechte, lange bevor sich das öffentlich kundtut. Sie handeln aus ihrer grundeigenen Interessenlage, wobei es gleichgültig ist, ob es Parteien zu deren Organisation gibt oder nicht. Ralf Dahrendorf erklärt: „Soziale Kräfte sind also mehr als eine Erfindung der soziologischen Phantasie. Aber sie werden erst dann sichtbar, greifbar und vor allem wirksam, wenn sie in politischen Auseinandersetzungen und Entscheidungen ihren Ausdruck finden.“ Im gleichen Moment treffen sie dann auch auf andere Kräfte und Einflüsse, die die Lage unübersichtlich machen. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse ist dabei für Ralf Dahrendorf nie die einzige Grundlage politischer Interessen.

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Tim Jackson stellt seine Vorstellung vom Wohlstand vor

Die Grundlage für die Vorstellung von Wohlstand ist laut Tim Jackson die Fähigkeit des Menschen zu gedeihen, und zwar innerhalb der ökologischen Grenzen eines endlichen Planeten Erde. Er gibt zu, dass diese Vorstellung zweifellos materielle Aspekte beinhaltet. Denn es wäre seiner Meinung nach absurd zu behaupten, alles sei bestens, wenn es an Essen und Obdach mangelt. Milliarden von Menschen in den Entwicklungsländern müssen immer noch auf diese Grundbedürfnisse verzichten. Zugleich ist für Tim Jackson unschwer zu erkennen, dass die einfache Gleichsetzung von Quantität mit Qualität, von mehr ist besser, grundsätzlich falsch ist. Er schreibt: „Dinge allein lassen uns nicht gedeihen. Manchmal stehen sie uns dabei sogar im Weg.“ Tim Jackson ist Professor für Nachhaltige Entwicklung am Zentrum für Umweltstrategien der Universität Surrey.

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Max Frisch erörtert die hohe Kunst der Rezension

Max Frisch zitiert Johann Wolfgang von Goethe, der den Rat gab, ein Schriftsteller solle einem Rezensenten niemals antworten, es sein denn, er behaupte in seiner Rezension, man habe zwölf silberne Löffel gestohlen. Es bleibt also nach Max Frisch nur eins übrig: zu schweigen und weiterzumachen, solange man Lust dazu hat. Der Schriftsteller kann nur dankbar sein, wenn eine Rezension, ob lobend oder tadelnd, ernsthaft und anständig ist, indem sie annimmt, dass der Verfasser selber keine Bedenken und Einwände gegen sein eigenes Werk hegt. Max Frisch gibt allerdings zu, dass das Unbehagen, das einen Rezensenten befällt, irgendwo berechtigt ist.

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Hermann Hesse macht sich Gedanken über das Alter

Das Greisenalter ist für den Schriftsteller Hermann Hesse eine Stufe des menschlichen Lebens und hat wie alle anderen Lebensphasen ein eigenes Gesicht, eine eigene Atmosphäre und Temperatur sowie eigenen Freuden und Nöte. Auch die Alten haben ihre Aufgaben, die ihrem Dasein einen Sinn verleiht, selbst ein Todkranker und Sterbender hat noch Wichtiges und Notwendiges zu erfüllen. Hermann Hesse schreibt: „Altsein ist eine ebenso schöne und heilige Aufgabe wie Jungsein, Sterbenlernen und Sterben ist eine ebenso wertvolle Funktion wie jede andre – vorausgesetzt, dass sie mit Ehrfurcht vor dem Sinn und der Heiligkeit allen Lebens vollzogen wird.“ Ein Alter, der sein Altsein und die Todesnähe hasst oder fürchtet, ist seiner Meinung nach kein würdiger Vertreter seiner Lebensstufe.

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Bürgerliches Engangement kann die Welt verändern

Die Autoren der 50 Kapitel des Buchs „50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern“ fordern die Menschen auf, die Dinge wieder selbst in die Hand zu nehmen und demonstrieren, was getan werden kann, um die zivilgesellschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung in Deutschland voranzutreiben und das Gemeinwohl wieder in den Mittelpunkt der Politik zu stellen. Die Beiträge stammen unter anderen vom Europaparlamentarier Dany Cohn-Bendit, der ehemalige Berliner Kultur- und Wissenschaftssenatorin Adrienne Goehler, dem Diplom-Agraringenieur Haiko Pieplow und dem Historiker Michael Sontheimer. Die Herausgeberin des Buchs, die studierte Germanistin Ines Pohl, ist seit 2009 Chefredakteurin der taz.

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Bertrand Russell trennt Erscheinung und Wirklichkeit

Der Unterschied zwischen Erscheinung und Wirklichkeit spielt für Bertrand Russell in der Philosophie eine große Rolle. Also der Unterscheidung zwischen dem, was die Dinge zu sein scheinen, und dem, was sie sind. Der Maler will wissen, wie die Dinge erscheinen; der Praktiker und der Philosoph wollen wissen, was sie sind. Bertrand Russell schreibt: „Dabei ist der Erkenntnisdrang des Philosophen stärker als der des Praktikers, und überdies hat der Philosoph ein lebhafteres Bewusstsein von den Schwierigkeiten, die der Erfüllung seines Wunsches im Wege stehen.“

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Ulrich Schnabel spekuliert über den Reiz des Neuen

Für Ulrich Schnabel ist ein gewisser Wohlstand für die Zufriedenheit im Leben durchaus wichtig. Wer seine Grundbedürfnisse nicht befriedigen kann, fühlt sich selten glücklich. Zudem hängt das Glück von anderen Faktoren wie dem sozialen und familiären Umfeld, von der Zahl der Freunde und der Stabilität der Gesellschaft ab, in der eine Person lebt. Die Menschen in den modernen Industrienationen geraten auch deswegen unter Stress und in Zeitnot, weil sie mit dem Überangebot an Waren und den unzähligen Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten, nicht mehr zurechtkommen. Ulrich Schnabel schreibt: „Das erklärt auch das Paradox, dass die Menschen im Allgemeinen umso mehr unter knapper Zeit leiden, je reicher sie sind.“ Ulrich Schnabel studierte Physik und Publizistik und arbeitet als Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“.

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Max Frisch macht sich Gedanken über die Eifersucht

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erkennt in der Eifersucht die Angst vor dem Vergleich. Die Küsse, die zärtlichen Einfälle, die Umarmungen eines anderen könnten besser sein als die eigenen. Eine Trauer kann man teilen, eine Eifersucht nicht. Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt. Wer von Treue redet, weiß eigentlich ganz genau, dass er sich eigentlich nicht nach der Treue, sondern der Liebe des Partners sehnt. Jeder will geliebt werden. Max Frisch schreibt: „Nur in der Eifersucht vergessen wir zuweilen, dass Liebe nicht zu fordern ist, dass auch unsere eigene Liebe, oder was wir so nennen, aufhört, ernsthaft zu sein, sobald wir daraus einen Anspruch ableiten.“

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In vielen Teilen der Welt sterben immer mehr Bienen

Noch immer rätseln Wissenschaftler, welche Faktoren für den weltweiten Massentod von Honigbienen verantwortlich sind. Im Verdacht stehen eingeschleppte Parasiten, der Klimawandel und die voranschreitende Zerstörung der Natur. Allein in den europäischen Ländern ist in der vergangenen Dekade die Bienepopulation zwischen zehn und 30 Prozent zurückgegangen. In Amerika ist sie um 30 Prozent und im Nahen Osten sogar um 85 Prozent geschrumpft. Das sind die Ergebnisse eines Berichts, den Wissenschaftler der Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen vor kurzem in Genf vorstellten. Auch in Ägypten, Japan und China sterben immer mehr Honigbienen.

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Karl Jaspers erklärt die philosophische Lebensführung

Karl Jaspers vertritt die Auffassung, dass sich das Leben in einer Ordnung finden muss, wenn es nicht in Zerstreuung verloren gehen soll. Es muss im Alltag von einem Umfassenden getragen sein, Zusammenhang gewinnen im Aufbau von Arbeit, Erfüllung und hohen Momenten, sich vertiefen in der Wiederholung. Nur dann ist der Mensch geborgen in einem Welt- und Selbstbewusstsein, steht auf dem Boden der Geschichte, der er angehört und im eigenen Leben durch Erinnerung und Treue. Laut Karl Jaspers sucht der Mensch in der philosophischen Lebensführung aus eigenen Kräften sich aufzubauen, was die Umwelt ihm nicht mehr bringt.

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Seneca: "Der Mensch soll über sich selbst bestimmen"

Laut Seneca sollte es das oberste Ziel eines Menschen sein, durch innere Gelassenheit glücklich zu sein. Um diesen Zustand zu erreichen, muss man die eigene Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen bewahren und gegenüber Versuchungen wie Besitz und Macht immun sein. Starken Einfluss auf Seneca übte die Lehre der griechische Stoiker aus, deren prominentester Vertreter er im Laufe seines Lebens wurde. Die Grundtugenden der Stoiker waren Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Mut. Alle literarischen Schriften Senecas haben eines gemeinsam, ihren lehrhaften Zweck: sie wollen mahnen, warnen und erziehen.

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Epikur lehrt das gute Leben und die Lust

Das gute Leben und das Glück ist für den Philosophen Epikur (341 – 271/70 v. Chr.) das Ziel allen menschlichen Handelns. Zum guten Leben gehört für ihn ohne jeden Zweifel die Lust, während der Schmerz zu meiden ist. Epikur versteht unter Lust allerdings keineswegs nur die Erfüllung der leiblichen Bedürfnisse. Der Zustand der Lust ist für ihn erreicht, wenn ein Mensch frei ohne körperlichen Schmerz und ohne Verwirrung des Geistes leben kann. Er ist davon überzeugt, dass eine schmerzfreie Person Freude empfindet. Ein Mensch wird entweder von Schmerzen gepeinigt oder befindet sich in einem himmlischen Zustand der Lust. Einen mittleren neutralen Zustand, in dem sich Lust und Unlust die Waage halten, gibt es für Epikur nicht.

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Julian Baggini: "Ist Altruismus ein Mittel zur Selbsthilfe?"

Der Motivationstrainer Zig Ziglar prägte den Ausspruch, dass der Mensch alles im Leben erreichen kann, was er will, wer er nur genügend anderen Leuten hilft zu erreichen, was diese haben wollen. Indem der Mensch anderen Menschen hilft, kann er seine eigenen Sorgen, die seine Existenz einengen, vorübergehend vergessen und hat zusätzlich an einem größeren Wohl teil. Wenn also die Hilfe für andere primär dem eigenen Leben einen Sinn verleiht, ist sie dann nicht lediglich ein Mittel zur Selbsthilfe? Das ist die Frage, die der Philosoph Julian Baggini sich stellt. Viele Menschen haben also das Gefühl, dass ihr Leben sinnvoll ist, wenn sie anderen Menschen helfen.

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Khalil Gibran versöhnt den Islam mit dem Christentum

Für die moderne arabische Literatur, die sich langsam am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte, war die frühe Prosa des Libanesen Khalin Gibrans ein Vorbild, an dem sie sich orientieren konnte. Der Roman „Der Prophet“ von Khalil Gibran erreichte in Europa die höchste Auflage eines arabischen Buches. Nach dessen Veröffentlichung wurde Khalin Gibran als Weiser verehrt, was er im Innersten auch sein wollte und deshalb nach außen hin nach Kräften förderte. Durch das gesamte Werk des Dichters durchzieht sich ein Schmerz, der durch die unvermeidliche Trennung des Individuums von der Welt und zwischen Gott und Erde ausgelöst wird. Khalil Gibran sehnt sich nach einer Synthese des Getrennten und hofft auf deren Erfüllung.

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Viktor Frankl: "Der Mensch sucht einen Sinn im Leben"

Viktor Frankl definiert den Menschen als ein Wesen, das letztlich und eigentlich auf der Suche nach Sinn ist. Der Mensch ist seiner Meinung nach schon immer auf etwas ausgerichtet, das nicht wieder er selbst ist, sei es eben ein Sinn, den er erfüllt, oder auf einen anderen Menschen, der ihm begegnet. Die Essenz der menschlichen Existenz ist die Transzendenz ihrer selbst. Für Viktor Frankl strebt der Mensch nicht das Glücklichsein an sich an, sondern den Grund zum Glücklichsein. Sobald dieser gefunden ist, stellt sich das Glück von selber ein. Frankl ist fest davon überzeugt, dass der Mensch nicht zuerst und zuletzt vom Willen zur Macht oder zur Lust durchdrungen ist, sondern vom Willen zum Sinn.

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