Das Internet gilt als Klimakiller

Wenn das Internet ein Land wäre, gehörte es zu den Top Ten der Energieverbraucher, in einer Liga mit Staaten wie den USA, China, Indien, Russland, Japan oder Deutschland. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Und während in vielen Wirtschaftsbereichen langsam – zu langsam! – der Energiebedarf zu sinken beginnt, wächst der Energiehunger der digitalen Welt um neun Prozent pro Jahr.“ Allein die Streamingdienste sind für etwa 300 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich. Das entspricht immerhin fast einem Drittel der Emissionen des globalen Luftverkehrs. So gesehen sind Katzenvideos fast so klimaschädlich wie Flugreisen. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Vaclav Smil weiß wie die Welt wirklich funktioniert

Vaclav Smil vertritt in seinem neuen Buch „Wie die Welt wirklich funktioniert“, dass bei den meisten Menschen ein hochgradiges Unverständnis für die grundlegende Funktionsweise der modernen Welt besteht. Zwei wichtige Ursachen für dieses auf Ignoranz zustrebende Verständnisdefizit heißen Verstädterung und Mechanisierung. Die meisten heutigen Stadtbewohner haben jeden persönlichen Bezug nicht nur zur Erzeugung von Lebensmitteln verloren, sondern auch zu der Art und Weise, wie man Maschinen und Geräte baut. Es gibt einen zweiten Hauptgrund für das schwache und weiter nachlassende Verständnis, mit denen man Energie und Baumaterialien erzeugt. Sie haben das Image bekommen, unmodern, wenn nicht sogar obsolet geworden zu sein. Jedenfalls ausgesprochen uncool im Vergleich zur Welt der Medien, Informationen, Daten und Bildern. Vaclav Smil ist Professor Emeritus für Umweltwissenschaften an der University of Manitoba. Er hat unter anderem das Grundlagenwerk „Energy and Civilization“ geschrieben.

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Ulrich Grober spricht die Sprache der Zuversicht

Ulrich Grober nimmt in seinem neuen Buch „Die Sprache der Zuversicht“ zwei Setzungen vor: „Die Erde ist der schönste Stern am Firmament. Und: Das Leben ist gut.“ Das ist der Rahmen, den dieses Buch vorschlägt. Es ist – unhintergehbar, nicht zu beweisen – der Nullpunkt, den es fruchtbar machen will. In diesen Grundannahmen und diesem Grundvertrauen, denkt Ulrich Grober, liegen die Quellen aller positiver Energien. Die anderen Fragen schließen sich an: Was macht das Leben nachhaltig, verleiht ihm Bedeutung? Was gibt Zuversicht? Die Überzeugung von der Wirksamkeit des eigenen Tuns ist für Ulrich Grober jedenfalls ein wichtiger Faktor. Eine alte Erfahrung lautet: „Erfolgreich kämpfst du nur für etwas, nicht bloß gegen etwas.“ Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

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Das Leben ist ohne Energie nicht möglich

Der Fortschritt der Menschheit brachte neben Problemen, die mit dem Erfolg der Menschheit einhergingen, auch andere Probleme mit sich. Eines davon war, dass die Prozesse des Lebens auch in der menschlichen Gesellschaft gültig blieben. Ille C. Gebeshuber weiß, dass sich das Leben in einer günstigen Umgebung formte, welche die Bildung von Strukturen zuließ. Im Prinzip schuf das Leben Ordnung und bezog aus dieser Ordnung einen Mehrwert in Form von Energie. Ille C. Gebeshuber fügt hinzu: „Diese Energie wurde für den Selbsterhalt und die Fortpflanzung genutzt. Im Wettbewerb der Organismen miteinander gewannen in der Regel jene, deren Prozesse leistungsfähiger waren als die der anderen.“ So ist es auch in der Wirtschaft, nur konkurrieren hier keine Organismen, sondern Unternehmen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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Grüne Pflanzen ermöglichen das Leben

Nahezu alles Leben auf der Erde kann nur leben, weil es grüne Pflanzen gibt. Diese erzeugen über die Fotosynthese aus den rein chemischen Grundstoffen Kohlendioxid und Wasser mithilfe der Energie des Sonnenlichts organische Stoffe und setzen dabei Sauerstoff frei. Josef H. Reichholf ergänzt: „Diese organischen Stoffe sind in der Anfangsproduktion der Fotosynthese nichts anderes als Zucker. Wir können sie als in Kohlenstoffverbindungen gespeicherte Energie betrachten.“ Lebewesen bestehen jedoch nicht nur aus Zucker, sondern vornehmlich aus Eiweißstoffen und anderen komplexen organischen Substanzen. An diesen hängt das Leben. Die Fotosynthese ist lediglich eine von mehreren und tatsächlich existierenden chemischen Möglichkeiten, Energie zu speichern in einer für weitere Prozesse nutzbaren Form. Josef H. Reichholf lehrte an der Technischen Universität München 30 Jahre lang Gewässerökologie und Naturschutz.

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James Suzman kennt die Geschichte des Lebens

Die lange Geschichte des Lebens auf der Erde beruht nach heutiger Auffassung auf der Fähigkeit des Lebens, Energie aus fortschreitend neuen Quellen zu gewinnen. James Suzman erläutert: „Zuerst aus der Wärme des Erdmantels, dann aus dem Sonnenlicht, dann aus Sauerstoff und schließlich auch aus dem Fleisch anderer Lebewesen.“ Parallel dazu entwickelten sich zunehmend komplexere, energiehungrigere und mehr Arbeit im physikalischen Sinn leistende Lebensformen. Die ersten Lebewesen auf dem Planeten Erde waren mit großer Sicherheit einfache einzellige Organismen. Diese besaßen, wie die Bakterien, weder einen Zellkern noch Mitochondrien. Sie „ernährten“ sich wahrscheinlich von der durch biochemische Reaktionen zwischen Wasser und Gestein freigesetzten Energie. Dabei lernten sie diese Energie auf ein hochspezialisiertes Molekül zu übertragen. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

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Leben heißt arbeiten

Der physikalische Begriff „Arbeit“ bezeichnet heute alle Prozesse, bei denen man Energie überträgt. Sei es auf kosmischer Ebene bei der Entstehung von Galaxien oder Sternen oder sei es im subatomaren Bereich. James Suzman fügt hinzu: „Naturwissenschaftlich betrachtet, wurde bei der Entstehung des Universums Arbeit in ungeheurer Größenordnung geleistet.“ Das Leben ist ein erstaunliches Phänomen und alles Lebendige unterscheidet sich fundamental von toter Materie. Denn es ist die Vielfalt höchst ungewöhnlicher Arten von Arbeit, die lebende Organismen leisten. Lebende Dinge besitzen eine Reihe spezieller Merkmale, die man bei toter Materie nicht findet. Das offenkundigste und wichtigste dieser Merkmale ist, dass lebende Dings selbsttätig Energie zapfen. James Suzman ist Sozialanthropologe und Autor des Buches „Wohlstand ohne Überfluss“. In diesem Werk porträtierte er die Gesellschaften der Jäger und Sammler als erste Wohlstandsgesellschaften.

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Energie kann unterschiedliche Formen annehmen

Die industrielle Revolution und die schon einige tausend Jahre zuvor erfolgte landwirtschaftliche Revolution haben vor allem eines bewirkt: eine Bevölkerungsexplosion! Sie haben auch dazu geführt, dass heute sogar mehr Menschen von einem Landwirt ernährt werden können. Zudem liegt der Lebensstandard von Millionen Menschen heutzutage höher als vor dem Industriezeitalter. Malte Rubach erläutert: „Zu welchem Preis wir diesen Lebensstandard erkaufen, wissen wir auch. Dass Ressourcen endlich sind, selbst wenn sie sich regenerieren können, ist ein Naturgesetz, das bereits bei der Energie beginnt.“ Physiker kennen den Energieerhaltungssatz, der alles andere als Esoterik ist. Der Energieerhaltungssatz besagt, dass Energie zwar innerhalb eines Systems, auch des Erdsystems, unterschiedliche Formen annehmen kann. Aber die gesamte Energie im System strebt immer zu einem Gleichgewicht. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Der Urwald dient als Klimaanlage für die Erde

In den Wolken über dem Kronendach von Urwaldriesen sammelt sich eine unvorstellbare Menge Wasser. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Der Wolkenschirm blockt Sonnenstrahlen ab, verhindert, dass der Boden austrocknet, und wirkt als Klimaanlage für die ganze Erde. Er beeinflusst den interkontinentalen Wolkenstrom und auch jeden Niederschlag, der woanders auf dem Planeten fällt.“ Zum Beispiel ganz im Süden der Erdkugel, in der Antarktis. Hier kommt er als Schnee vom Himmel. Er lässt über Hunderttausende Jahre hinweg kilometerdicke Eispanzer wachsen. Langsam fließen sie zur Küste und laden dort ihre Staub- und Geröllfracht ins Meer ab. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.

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Der Fortschritt prägt die Politik und die Kultur

Momentan herrscht unter vielen Menschen die Hybris, alles kontrollieren und beherrschen zu wollen. Es herrscht ein Hang zur Vereinheitlichung, zur Vereindeutigung und zur Monokultur. Dies hat viel mit dem Verhältnis der Menschen zu Raum und Zeit zu tun. Daniel Goeudevert fügt hinzu: „Und dieses Verhältnis ist einem permanenten Wandel unterworfen, den wir selbst, nicht zuletzt eben durch die von uns geformten Werkzeugen, stets aufs Neue antreiben.“ Denn der Fortschritt, den die Menschheit anstrebt – und dann nicht selten beklagt – ist nicht nur ingeniöser, technischer Natur. Er macht etwas mit den Menschen, er prägt die Gesellschaft, die Politik und die Kultur. Die Menschen sind aufgefordert, sich diesen Prägungen bewusst zu werden und die eigenen Verantwortlichkeiten und Gestaltungsmacht besser zu erkennen. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Die industrielle Revolution verstärkte den Konsum

Konsum als Lebensmodell hat, so seine Befürworter, die beste aller Welten geschaffen. Je mehr Gesellschaften konsumieren, desto innovativer sind sie, desto wohlhabender, sicherer, friedlicher. Und nicht nur das: Durch die Massenproduktion wurde es möglich das Los aller Menschen zu verbessern. Philipp Blom nennt Beispiele: „Nie waren so wenige Menschen hungrig wie heute, nie konnten mehr Menschen lesen und schreiben. Nie war die Kindersterblichkeit niedriger, nie lebten mehr Menschen in Demokratien oder in stabilen Staaten mit demokratischen Zügen.“ Ohne Konsumkonjunktur und ohne die fossilen Brennstoffe, die sie schufen, wäre nichts von alledem möglich gewesen. Richtig, sagen die Kritiker. Unsicher ist allerdings, ob dieses Modell eine Zukunft hat. Fraglich ist auch wie lange es durchgehalten werden kann, bevor die Risiken, die es geschaffen hat, erdrückend werden. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist gewaltig

Lebensmittel sind der wichtigste Reproduktionsfaktor der Menschheit. Sämtliche technologische Errungenschaften haben in erster Linie dazu beigetragen, mehr Lebensmittel in kürzerer Zeit und mit weniger menschlicher Arbeitskraft zu produzieren. Das hat wiederum zu einer Steigerung der menschlichen Vermehrungsrate geführt. Malte Rubach schaut sich kurz an, welchen Einfluss der Mensch auf Klima hat. Weltweit und hier in Deutschland: „Doch da ist schon das erste Problem, es geht wieder um Zahlen. Sicher, es gibt eine relativ zuverlässige Quelle für den aktuellen Ausstoß von Treibhausgasen, den Weltklimarat.“ Der Energiesektor macht 75 Prozent aller weltweiten Treibhausgase aus. Die Landwirtschaft folgt mit 12 Prozent. Industrie- und Baugewerbe sind für 9 Prozent verantwortlich. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Im Beruf sind Luxusaufgaben selten

Das „Bloß nicht arbeiten!“-Phänomen zieht sich durch alle Altersschichten und Hierarchieebenen, Branchen, Berufsgruppen, Unternehmen, Verbände, Vereine und Familien: Einige sind voll dabei, übernehmen Verantwortung und Aufgaben und bringen Leistung, während andere gerade einmal das Nötigste erledigen. Wohlgemerkt: Nicht, weil sie nicht könnten, am Ende ihrer Kräfte oder dem Burn-out nahe sind. Nein, wer objektiv nicht kann oder überfordert ist, den und die nimmt Evi Hartmann ausdrücklich von jedem Vorwurf aus: „Ich meine vielmehr jene, die von ihren Voraussetzungen, Qualifikationen und Fähigkeiten durchaus in der Lage sind, die gesellschaftlichen Aufgaben zu erledigen. Sie tun es bloß nicht. Und sie leiden auch nicht darunter, dass sie es nicht tun.“ Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

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Optimisten machen das Beste aus ihrem Leben

Jens Weidner unterscheidet fünf Typen bei den Optimisten: den Zweckoptimisten, den naiven Optimisten, den heimlichen Optimisten, den altruistischen Optimisten und den Best-of-Optimisten. Einen Zweckoptimisten definiert er wie folgt: „Zweckoptimisten sind feine Menschen mit einem sehr langem Atem, wenn es darum geht, sich auf die positiven Aspekte einer schwierigen beruflichen Aufgabe zu konzentrieren.“ Zweckoptimismus ist besonders in sozialen Berufen oder auch in Veränderungsprozessen gefragt, wenn es notwendig wird, dem Unangenehmen positive Seiten abzugewinnen, selbst wenn die Umstände kaum veränderbar sind, weil sie durch Krankheiten oder Alterungsprozesse ausgelöst sind. Zweckoptimisten demonstrieren Durchhaltevermögen und wünschen sich heimlich, dafür auch etwas Bewunderung zu ernten. Sie sind kämpferisch, auch bei eher geringen Erfolgsaussichten, weil sie Unveränderbares akzeptieren können und sich trotzdem engagieren. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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Innere Einstellungen lassen sich nicht messen

Das Gehirn bildet nicht nur übergeordnete Handlungsmuster zur Steuerung einer Vielzahl von Einzelbewegungen heraus, sondern macht dies auch, um das Verhalten eines Menschen möglichst energiesparend zu lenken. Gerald Hüther erklärt: „Die dafür im Gehirn herausgeformten übergeordneten Muster bezeichnen wir im Deutschen als innere Einstellungen und Haltungen. Herausgebildet werden diese Haltungen anhand der von einer Person in ihrem bisherigen Leben gemachten Erfahrungen.“ Diese im Frontalhirn als komplexe Netzwerke verankerten Haltungen und Einstellungen sind entscheidend dafür, wie sich die betreffende Person in einer bestimmten Situation verhält, was sie sagt und tut, worum sie sich kümmert und was sie links liegen lässt, was ihr also wichtig ist und was ihr gleichgültig bleibt. Das funktioniert alles fast automatisch und verbraucht weniger Energie, als jedes Mal darüber nachzudenken, welche Verhaltensweisen in bestimmten Situationen angemessen und zielführend sind. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Alle Lebewesen müssen möglichst sparsam mit ihrer Energie umgehen

Es klingt auf den ersten Blick ziemlich weit hergeholt, aber indem die Menschen eine Vorstellung von einem würdevollen Leben entwickeln und sie zur Grundlage der Gestaltung ihres Lebens und der Steuerung ihres Verhaltens machen, folgen sie eigentlich nur den Gesetzmäßigkeiten, die sich aus dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik ergeben. Gerald Hüther erläutert: „Der besagt, dass alle natürlichen Prozesse auf die gleichmäßige Verteilung von Energie ausgerichtet sind. Alle Lebewesen müssen deshalb über die Fähigkeit verfügen, eine innere Ordnung aufzubauen, die dieser Tendenz entgegenwirkt.“ Je besser ihnen das gelingt, desto wahrscheinlicher wird ihre Überlebensfähigkeit. Je weniger Energie sie für die Aufrechterhaltung ihrer inneren Ordnung verbrauchen, desto besser sind sie in der Lage, ihrer eigenen Auflösung zu widerstehen. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Fehlende Balance der Identität führt zu Gereiztheit

Wer an mangelnder Balance seiner Identität leidet, kann nicht im rechten Augenblick das richtige tun. Dieser Mangel entsteht zum Beispiel, wenn Wunschkarriere und sozialer Status auseinanderklaffen, wenn man sich hohe Ziele steckt, bar nur niedrige erreicht. Jens Weidner erläutert: „Diese Dissonanz führt zu übertriebener Gereiztheit, sei es gegenüber der fürsorglichen Partnerin oder gegenüber vermeintlichen Kritikern. Denn deren Kritik streut Salz in die Wunde.“ Es schmerzt ja ohnehin, selbst gesteckte Ziele nicht gepackt zu haben, und um den Schmerz zu überspielen, schlägt man übertrieben zurück. Mangelnde Balance der Identität verführt auch schnell dazu, andere im Team klein zu machen, um sich selbst zu überhöhen. Sogar auf Kosten besserer Ideen der anderen. „Splendid Isolation“ heißt diese psychologische Mechanismus. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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Der Geist ist auf einen Körper angewiesen

Über das mentale Leben – über Wahrnehmungen, Gefühle und Ideen, über die Erinnerungen, durch die Wahrnehmungen und Ideen festgehalten werden, über Fantasie und Vernunft, über die Worte, in die innere Narrative oder Erfindungen übersetzt werden und so weiter – wird häufig so berichtet, als wären sie ausschließlich Produkte des Gehirns. Antonio Damasio erläutert: „In solchen Berichten ist das Nervensystem von Anfang bis Ende der große Held, aber das ist eine grobe, übermäßige Vereinfachung und ein Missverständnis. Es hört sich so an, als wäre der Körper nur ein Zaungast, ein Gerüst für das Nervensystem, das Gefäß, in dem das Gehirn liegt.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Das Leben ist ein lebenslanger Lernprozess

In seinem Buch „Leben lernen – ein Leben lang“ erläutert Albert Kitzler, um was es im Leben geht, nämlich es nachhaltig und sinnvoll so zu gestalten, dass man es jeden Tag neu lieben und genießen kann. Der Autor gibt zu, dass dies nicht einfach ist, da nur wenige Menschen diese Kunst beherrschen. Denn die Lebensfreude der meisten Menschen ist getrübt von Sorgen, inneren Konflikten, Ängsten, Unruhe, Rastlosigkeit, Enttäuschungen, Sinnzweifeln und unerfüllten Sehnsüchten. Gerade um solchen Belastungen abzubauen, ist eine Weiterbildung in philosophischer Lebensbewältigung äußerst hilfreich, denn sie sorgt für Freude und neue Energie. Denn Glück und Unglück liegen in der eigenen Seele – das war die einhellige Überzeugung der großen Denker in der Antike. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Ein innerer Kompass schirmt gegen Verlockungen und Heilsversprechen ab

Jeder Mensch entwickelt im Verlauf seines Lebens so etwas wie einen inneren Kompass, der ihm hilft, sich nicht in der Vielfalt der von außen an ihn herangetragenen oder auf ihn einstürmenden Anforderungen und Angebote zu verlieren. Gerald Hüther nennt Beispiele: „Dazu zählen nicht nur die vielen Verlockungen und Heilsversprechungen, die ihm von anderen gemacht werden, sondern auch all das, was jemand als Notwendigkeiten und unabwendbare Gegebenheiten betrachtet, denen er sich, wie er meint, fügen müsse und die er, wie alle anderen auch, zu akzeptieren habe.“ Aus neurobiologischer Sicht handelt es sich bei dem inneren Kompass um ein inneres Bild, also um ein in einer bestimmten Situation aktiv werdendes neuronales Verschaltungsmuster, das sehr eng an die Vorstellungen der eigenen Identität gekoppelt und damit zwangsläufig auch sehr stark mit emotionalen Netzwerken verknüpft ist. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Das Gehirn benötigt bei Problemen extrem viel Energie

Wenn das Durcheinander in einer Gesellschaft und in den Köpfen der Menschen immer größer wird, hält das irgendwann auch das beste Gehirn nicht aus. Schon im Ruhezustand, also immer dann, wenn man flach auf dem Rücken liegt und gar nichts denkt, saugt das Gehirn etwa 20 Prozent der vom Körper bereitgestellten Energie in Form von Glukose weg. Gerald Hüther fügt hinzu: „Sobald wir die Augen öffnen, zu denken anfangen oder gar ein Problem haben, steigt dieser Energiebedarf massiv an.“ Und wenn es womöglich gar viele Probleme sind, die sich kaum noch lösen lassen, bricht die normalerweise im Gehirn herrschende Ordnung schnell zusammen. Dann funkt dort alles kreuz und quer, und der Energieverbrauch steigt so stark an, dass das nun auch im Körper als unangenehmes Gefühl spürbar wird. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Veränderungen im Leben sind jederzeit möglich

Wer zu viel erwartet, was künftig sein soll, der übersieht, was an Gutem schon da ist. Er macht sich permanent unglücklich, weil er die Gegenwart als unzureichend erlebt. Oder anders gesagt: „Anspruch ist Ablehnung“. Für Reinhard K. Sprenger ist es Selbstbetrug, sein Leben in das aufzuteilen, was ist, und das, was sein sollte. Für ein glückliches Leben ist es sehr praktisch, zu sehen, dass es für das Erleben streng genommen nur den Schwebepunkt der Gegenwart gibt. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Der Augenblick stellt den einzigen Berührungspunkt mit der Wirklichkeit dar, ja er ist die gesamte Wirklichkeit. Die Vergangenheit ist vergangen, und Zukunft wird es im bewussten Erleben des Einzelnen nie geben.“ Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Das Unbehagen am Kapitalismus ist weit verbreitet

Das unbestreitbar Neue am modernen Kapitalismus, wie er seit knapp zwei Jahrhunderten die westliche Wirtschaft formt, ist seine Dynamik. Sie entsteht, weil Unternehmen ihre Gewinne nicht anhäufen, sondern gleich wieder investieren, vorzugsweise in neue Technik, die dazu führt, dass noch mehr und noch billiger produziert und noch mehr Geld verdient wird. Und so weiter. Auf diese Weise wuchs das Vermögen, vermehrte sich die Masse der Konsumgüter, wuchs die Wirtschaft in einem bisher nie gekannten Maße. Allerdings kam es dadurch auch zu einer völlig neuen Ballung ökonomischer Macht. Heute benutzen den Begriff „Kapitalismus“ fast nur noch seine Kritiker. Vor allem bündelt der Begriff das Unbehagen am aktuellen Wirtschaftssystem. An der Tendenz, allem einen Preis zu geben. An dem Trend, für den wirtschaftlichen Vorteil jede Moral beiseite zu stellen.

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Antonio Damasio erforscht die Entstehung des Lebens

Das Leben – zumindest in der Form, von der die Menschen abstammen – nahm seinen Anfang offenbar vor ungefähr 3,8 Milliarden Jahren und damit lange nach dem berühmten Urknall. Antonio Damasio ergänzt: „Es geschah in aller Stille auf dem Planeten Erde unter dem Schutz der Sonne in der großen Region der Milchstraße.“ Vorhanden waren bereits die Kruste der Erde, ihre Ozeane, ihre Atmosphäre, besondere Umweltbedingungen wie eine geeignete Temperatur und bestimmte lebenswichtige Elemente: Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel. Von einer Membranumhüllung geschützt, entwickelten sich mehrere Prozesse innerhalb einer abgegrenzten Region der Ungleichheit, die man als Zelle bezeichnet. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Der Optimismus der Menschen vor 1914 war schier grenzenlos

Karl Marx und andere progressive Denker haben ein Geschichtsbild geformt, in dem der Fortschritt zentral ist und alle historischen Hindernisse überwunden werden können. Philipp Blom erläutert: „Im 19. Jahrhundert war dieser Gedanke mehr als verständlich. Wissenschaft und Industrie schienen täglich neue Wunder zu vollbringen, und im Laufe der Jahrzehnte wurden Armut und Krankheiten immer weiter zurückgedrängt.“ Es schien, als sei die Zivilisation tatsächlich imstande, ein Neues Jerusalem zu bauen und Hunger, Armut, Unwissenheit und Krieg völlig auszurotten. Es ist heute schwer nachzuvollziehen, von welchem Optimismus viele Menschen in den westlichen Ländern vor 1914 getragen waren. Alles schien lösbar, alles schien möglich, die Kraft der Zivilisation schien unbegrenzt. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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