Früher hatten allein die Medien das Sagen

In der frühen Vorstellung der Medienwissenschaft war das Massenmedium eines, das waffenähnlich funktionierte. Es folgte einem simplen Stimulus-Response-Modell, bei dem die kommunikative Einbahnstraße auch eine Hierarchie betonierte. Ulf Poschardt erklärt: „Hier der Sender, dort der Empfänger und dazwischen das Medium, das nicht nur Gatekeeper war, sondern auch Pacemaker oder Deeskalierer.“ Der Konsument war eine leere Leinwand, die ganz in der Intension des Senders und der Medien bekritzelt und bemalt werden konnte. Die Medien hatten das Sagen, der Nutzer und Konsument das Nachsehen. Diese Idee selbst hatte einen idealistischen Unterbau. Die Sehnsucht der Massenmedien war auch mit der Vorstellung einer Demokratisierung der freien Gesellschaft verbunden. Seit 2016 ist Ulf Poschardt Chefredakteur der „Welt-Gruppe“ (Die Welt, Welt am Sonntag, Welt TV).

Weiterlesen

Ausgeglichene Beziehungen fördern die Zufriedenheit

Ungerechte Beziehungen können entstehen, wenn ein Partner mehr gibt, als er bekommt, oder wenn ein Partner eine machtvollere Position hat als der andere. Der Mangel an Ausgeglichenheit in der Ehe kann jeden der beiden Partner dazu bringen, nach einer ausgewogeneren Beziehung Ausschau zu halten. Shirley P. Glass erklärt: „Es ist eine gängige Annahme, dass ein Mensch, der eine Affäre hat, zuhause möglicherweise „nicht genug bekommt“. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass er oder sie möglicherweise nicht genug gibt.“ Entgegen dem Volksglauben sind Menschen in Beziehungen, in denen sie „übermäßige Vorteile genießen“, nicht so zufrieden wie in Beziehungen, in denen mehr Gerechtigkeit herrscht. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

Weiterlesen

Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien

Die menschliche Sprache ist Mittel zum Ausdruck und zum Austausch. Durch sie wird Wissen festgehalten und Information fixiert. Holger Volland fügt hinzu: „Sprache wird vor allem durch komplexe Lautfolgen, aber auch mittels Mimik, Gestik oder Zeichen und Schriften umgesetzt. Diese Art der Kommunikation unterscheidet uns von allen anderen Tieren.“ Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien, die bislang nicht alle vollständig widerlegt oder bewiesen werden konnten. Sicher ist aber: Die gesprochene Sprache besteht zunächst einmal aus Schallwellen, die man auch über weite Distanzen senden und empfangen kann. Deshalb spielen die Ohren für die Verwendung von Sprache eine zentrale Rolle. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

Weiterlesen

Emotionen bestimmen die sozialen Interaktionen im Alltagsleben

Menschen verstehen, was andere fühlen, indem sie aufmerksam ihren Emotionen folgen, die die sozialen Interaktionen im Alltagsleben bestimmen. Eine Person drückt ihre Emotionen aus, indem sie ihre Gesichtsmuskeln zusammenzieht, den Ton wechselt, die Körperhaltung ändert, den Kopf hebt oder senkt, bestimmte Gesten macht oder den Blick und die Berührungen ein wenig variiert. Dacher Keltner ergänzt: „Diese emotionalen Signale dauern gewöhnlich nur ein paar Sekunden, bilden aber die Grundlage dafür, wie sich die Menschen miteinander verbinden. Die Emotionen geben uns Informationen über den Gemütszustand der Menschen, über ihre Absichten und ihre moralische Haltung in der jeweiligen Situation.“ Die eigenen Emotionen lösen bei anderen Menschen ganz bestimmte Reaktionen aus. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

Weiterlesen

Durch den Schmerz kann eine Schuld beglichen werden

Das innerste Prinzip der Rache ist die Zurückzahlung: Wie du mir, so ich dir. Und auch dem tiefen Wunsch nach Reue, den der oder die Verzeihende hegen mag, wohnt eine derartige Logik der Vergeltung inne. Svenja Flaßpöhler erklärt: „Wenn ich schon auf Rache verzichte, dir deine Schulden erlasse, zeig dich wenigstens erkenntlich. Beweise deine Demut! Deine Dankbarkeit! Dein schlechtes Gewissen! Gib mir irgendetwas zurück!“ Diese Erwartungshaltung, dass eine Gabe mit einer Gegengabe entgolten werden muss, ist keineswegs erst ein Resultat kapitalistischer Tauschwertlogik, sondern bereits in archaischen Gesellschaften zu finden und also tief im Menschen verwurzelt. Diese Verwurzelung zeigt sich heutzutage an jedem Geburtstag. In dem Geschenk, das man von einem Freund empfängt, ist auch der Freud auf eigentümliche Weise anwesend. Dr. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

Weiterlesen

Auktionen sind Matching-Märkte

Auf Stellenmärkten wie der der Paarvermittlung können Menschen ihr Interesse auf vielfältige Art und Weise signalisieren. Das Internet hat einige neue Möglichkeiten eröffnet, aber Menschen haben auch Zehntausende von Jahren damit verbracht, Mittel und Wege zu ersinnen, um leicht zu verstehende Signale des Interesses zu senden. Alvin E. Roth ergänzt: „Interessanterweise sind viele Signale, die sich am leichtesten interpretieren lassen, zugleich diejenigen, deren Sendung, in einem gewissen Sinne, auf aufwendigsten, am kostspieligsten sind.“ Auf Arbeitsmärkten kann ein Motivationsschreiben im Rahmen einer Stellenbewerbung ein starkes Signal des Interesses vermitteln. Es zeigt, dass der Bewerber sich die Zeit genommen hat, sich genauer über die Stelle zu informieren, für die er sich bewirbt. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

Weiterlesen

Philosophische Texte wollen interpretiert werden

Die praktische Erfahrung beim Lesen philosophischer Bücher ist gleichermaßen faszinierend wie potentiell frustrierend. Wilhelm Berger erklärt: „Wer zu lesen beginnt, tritt in einen ungeheuren historischen und aktuellen Fundus ein, der sich noch dazu in alle möglichen Richtungen öffnet, zur Literatur hin genauso wie zum Beispiel zur Geschichtswissenschaft. Jedes einzelne philosophische Buch ist lesenswert, wenn es diese Öffnung ermöglicht.“ Das Wort Text kommt vom lateinischen textus, das bedeutet Geflecht oder Gewebe. Ein Text gehört also der Ordnung einer Kultur an, die er als dieses Gewebe zugleich reproduziert und erweitert. Auf dieser Ebene geht es um Verweise, um die offensichtlichen oder hintergründigen Beziehungen zwischen einzelnen Texten. Wenn er gelungen ist, wirkt ein Text oft wie ein Stein, der in einen Teich von Begriffen und Problemen fällt. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weiterlesen

Hartz IV soll ein menschenwürdiges Leben sichern

Der kommissarische Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, fordert, dass Politiker damit aufhören müssen, Hilfsbedürftige, die von Hartz IV leben, pauschal zu verdächtigen. Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Hartz IV geht hervor, dass der Sozialstaat eine Grundsicherung für alle Bürgerinnen und Bürger zu organisieren habe, sodass ihnen ein menschenwürdiges Existenzminimum garantiert ist. Für Nikolaus Schneider ist die Menschenwürde der zentrale Orientierungsgedanke für alles rechtliche und staatliche Handeln in Deutschland. Zur Garantie eines menschenwürdigen Existenzminimums ist eine materielle Basis notwendig.

Weiterlesen