Nichts bewegt sich schneller als das Licht

Die vom Menschen vorgenommene Einteilung der Natur in sichtbare und unsichtbare Vorgänge hängt davon ab, dass Menschen ein Wissen um ihre Erlebnisse haben, ohne welches sie die Natur gar nicht auf diese Weise einteilen würden. Markus Gabriel erklärt: „Die physikalischen Einteilungen sind deswegen auch weit davon entfernt, auch nur annähernd so objektiv und vom menschlichen Subjekt unabhängig zu sein, wie uns dies oft weisgemacht wird. Vielmehr spiegelt die Sprache der Physik unsere menschlichen Erkenntnisinteressen.“ Man muss sich nur klarmachen, dass das gegenwärtige physikalische Weltbild auf der gut belegten Annahme aufbaut, dass sich innerhalb des kosmischen Horizonts, also innerhalb der vom Menschen beobachtbaren Natur, nichts in der Raumzeit schneller bewegt als das Licht. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die letzte Form des Geistes ist für Hegel die Philosophie

Die umfassendste Dreieinigkeit des Gedankensystems von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) ist die Einteilung in Logik, Natur und Geist. Die Logik behandelt dabei im wesentlichen Begriffe, die sich selbst anordnen: der Begriff des Seins ist, während der Begriff des Raums, der erste der Naturphilosophie, selbst nicht räumlich ist. Daher nennt Georg Wilhelm Friedrich Hegel die Natur das Außersichsein der Idee. Doch sie ist auf zunehmende Verinnerlichung angelegt, die in der besonderen Seinsart des Organischen gipfelt, in dem die Teile um des Ganzen willen da sind und in dem schließlich sich so etwas wie Gefühl entwickelt. Vittorio Hösle ergänzt: „Der Geist schließlich entstammt zwar der Natur, transzendiert sie aber zugleich als Rückkehr zur Logik. Damit wird Hegel der doppelten Natur des Menschen gerecht, der einerseits zur realen Welt gehört, andererseits normative Geltungsansprüche erhebt, ohne doch deswegen den Dualismus Kants weiterzuführen. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Markus Gabriel seziert die Schwächen des Konstruktivismus

Die Menschheit befindet sich über ziemlich viele Dinge im Irrtum. Die Wissenschaft kann nicht einmal ermessen, wie weit das menschliche Nichtwissen reicht, da der Mensch in vielen Fällen überhaupt keine Ahnung davon hat, was er alles nicht weiß. Doch daraus folgt für Markus Gabriel nicht, dass alle Gegenstandsbereiche nur menschliche Projektionen, nützliche Einteilungen einer im Übrigen von der Erkenntnis weitgehend unabhängigen, homogenen Wirklichkeit sind. Friedrich Nietzsche hat zu diesem Thema eine berühmte Aussage gemacht: „Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen. Wir können kein Faktum an sich feststellen: vielleicht ist es ein Unsinn, so etwas zu wollen.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Seneca unterscheidet die Weisheit von der Philosophie

Wer den Wunsch hat Weisheit zu erlangen, muss laut Seneca auf etwas ganz Notwendiges achten. Und zwar auf die Einteilung der Philosophie und die Gliederung ihres umfangreichen Ganzen nach Teilbereichen. Seneca schreibt: „Die Umwege über diese Teilbereiche erleichtern uns nämlich den Zugang zum Ganzen. So wie sich unseren Blicken ein Gesamtbild des Weltgebäudes erschließt, so müsste auch eine Begegnung mit der Philosophie als Ganzes möglich werden.“ Dieser Anblick wäre seiner Meinung nach nur mit dem Anblick des Weltalls vergleichbar. Nützlich ist allerdings nur die Gliederung der Philosophie, nicht deren Zerstückelung. Lässt sich doch Übergroßes ebenso schwer begreifen wie übermäßig Kleines.

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