Der Gesichtsausdruck ist eines der stärksten Signale

Die äußere Erscheinung kann täuschen. Es ist das Verhalten einer Person, das zählt, nicht ihr Gesicht. John Bargh gibt zu: „Verstandesmäßig wissen wir das natürlich alle, aber es ist sehr schwierig, über den Eindruck hinwegzukommen, den uns das Gesicht einer anderen Person vermittelt, vor allem über unseren ersten Eindruck.“ Es ist nicht so, als würden die Menschen denken, sie könnten jemand anderem allein schon am Gesicht ablesen, wie er ist. Vielmehr sind sie sich vom Gefühl her absolut sicher, recht zu haben in dem, was sie über den anderen denken. Manchmal tun sie so, als wäre das Gesicht eines anderen ein Fenster zu seinem emotionalen Zustand. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Selbstkontrolle macht einen Menschen handlungsfähig

Selbststeuerung ist möglich, wenn ein Mensch seine Denkprozesse automatisch leitet. Wenn er Situationen erlebt, interpretiert und Schlüsse zieht, versucht sein Bewusstsein, die Übersicht zu behalten und alles zu durchleuchten, was im Inneren auftaucht. Allan Guggenbühl fügt hinzu: „Wie wir unser inneres Geschehen wie auch Außenwahrnehmung gewichten und ordnen, hängt von unseren Erfahrungen und unserem Persönlichkeitstyp ab.“ Doch unabhängig davon, ob man sich als Denk-, Empfindungs-, Gefühls- oder intuitiven Typ versteht, diszipliniert man als Individuum den inneren Zirkus. Der Mensch spult nicht einfach ein genetisches Programm ab oder wird durch neurologische Prozesse bestimmt, sondern das Kommando hat das Ich. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Markus Gabriel befasst sich mit der Erklärung von Handlungen

Jeder kennt von sich selbst und seinen Begegnungen mit anderen Menschen den Eindruck, dass man sich manchmal nicht sicher ist, was wirklich die Motive des eigenen Handelns sind. Deswegen suchen Menschen nach Handlungserklärungen, also nach Erklärungen, die sie verstehen lassen, warum jemand etwas Bestimmtes tut. Markus Gabriel erklärt: „Dabei können wir entweder Wohlwollen oder Hintergedanken vermuten.“ Ersteres verbirgt sich hinter den freundlichen Listen: Man unterstellt jemandem Freiheit, was eine wohlwollende Deutung eines allem Anschein nach erfreulichen Ereignisses ist. Fiese Listen ersetzen den Anschein des Wohlwollens entweder durch Hintergedanken oder durch Erklärungen, die es erlauben, eine Person von den Zumutungen der Freiheit zu entlasten. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Der Kern der Selbststeuerung eines Menschen ist die Freiheit

Der Kern der Selbststeuerung eines Menschen ist die Freiheit. Ihre Einengung durch äußere oder innere Zwänge ist ein dem freien Willen entgegengesetztes Vorhaben. Joachim Bauer erklärt: „In einer Welt, deren Freiheitsgrade ohnehin abnehmen, stoßen Moralapostel, die dem Fundus schon vorhandener Regeln noch ihre eigenen hinzufügen wollen, auf keine Sympathie.“ Joachim Bauer findet es wunderbar, in einem freien Land wie Deutschland zu leben, in dem es jedem selbst überlassen bleibt, nach seiner Fasson selig zu werden. Die Gene eines Menschen steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert. Gene sind nicht „egoistisch“, sondern Kooperatoren und Kommunikatoren. Sie stehen in einem ständigen molekularen Dialog mit Signalen, die ihnen aus ihrer Umgebung entgegenkommen. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

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Betrogene Partner neigen nach einer Affäre zur Besessenheit

Betrogene Partner scheinen ihre Besessenheit von einer Affäre nicht ablegen zu können, bis sie im Besitz aller Antworten sind – was Monate dauern kann. Sie wälzen die Lügen und unbeantworteten Fragen ständig in ihrem Kopf. Shirley P. Glass fügt hinzu: „Sie entwickeln Fixierungen auf visuelle Eindrücke, Gesprächsschnipsel oder verwirrende Erinnerungen, deren Sinn sie nicht verstehen. Sie investieren eine Menge Energie, um die Wahrheit über frühere Lügen herauszufinden.“ Der betrogene Partner beginnt, frühere Lügen wie Puzzleteile zu einem Gesamtbild der Täuschung zusammenzufügen. Etwas zu vergessen, wäre fatal. Vor dem Hintergrund der zerstörten Erwartungen wird die gesamte Geschichte der Ehe durchgegangen. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Eine Lüge kann durch viele Gefühle oder Intentionen motiviert sein

Eine Frage, die Shirley P. Glass oft in ihrer Praxis gestellt wird, ist die, ob Menschen, die Affären haben, Lügner sind. Ihre Antwort lautet: „Natürlich sind sie das.“ Denn per definitionem ist jeder, der sich auf eine heimliche, verbotene Beziehung eingelassen hat, auch in Lügen verstrickt, große und kleine. Wenn Menschen bezüglich ihrer Untreue die Wahrheit sagen würden, hätten sie entweder eine offene Beziehung oder es käme zur Scheidung. Lügen sind keine simple Angelegenheit. Eine Lüge kann durch viele Gefühle und Intentionen motiviert sein, von Böswilligkeit bis hin zur Güte. Es kommt immer auf den Zusammenhang an. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Das Leib-Seele-Problem ist noch immer nicht gelöst

Auf die Frage „Was ist Schmerz?“ kann man zwei Antworten geben. Erstens: „Schmerz ist, wenn es weh tut“, zweitens: „Schmerz ist ein Zustand, der von Gewebeverletzungen verursacht wird und der seinerseits Schmerzverhalten wie Schreien verursacht.“ Philipp Hübl erklärt: „Die erste Antwort nennt das subjektive Erleben von Schmerz aus der Innenperspektive, die zweite die objektive, von außen beschreibbare Ebene der kausalen Prozesse.“ Die Geschichte der Philosophie kennt zahlreiche Lösungsvorschläge des Leib-Seele-Problems. Doch die meisten verkennen den schwierigen Forschungsgegenstand, nämlich das phänomenale Bewusstsein. So sagen zum Beispiel die Computer-Funktionalisten, der menschliche Geist verhält sich zum Gehirn wie eine Software zu einer Hardware. Wenn man den Geist als ein Computerprogramm auffasst, kann man die Verarbeitung von Informationen im Gehirn gut veranschaulichen. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Hans-Peter Nolting sucht nach den Wurzeln der Gewalt

Die Suche nach einer gemeinsamen Wurzel von menschlicher Aggression und Gewalt weckt immer großes Interesse. Es ist faszinierend, wenn man eine breite Vielfalt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen kann. Von solchen Bemühungen war auch die Aggressionspsychologie lange Zeit geprägt. Hans-Peter Nolting erklärt: „Ein angeborener Aggressionstrieb, Aggression als Reaktion Frustrationen oder Aggression als erlerntes Verhalten – das sind drei Grundideen von bekannten Theorien.“ Inzwischen hat sich die wissenschaftliche Debatte von der Suche nach einer generellen Aggressionserklärung für die Gattung Mensch weitgehend verabschiedet und sich stattdessen vielfältigen Ausschnitten aus dem breiten Spektrum zugewandt. „Ausschnitte“ können vor allem sein: spezielle Erscheinungsformen oder Typen hochaggressiver Menschen oder einzelne Kontextbereiche wie die Familie, die Arbeitswelt, der Sport, die Politik und so weiter. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Philipp Hübel weist auf die Tücken der Selbstbeobachtung hin

Menschen schmecken hauptsächlich mit ihrer Nase. Der Geruchssinn gehört evolutionär zu den ältesten Sinnesorganen. Die Verarbeitung olfaktorischer Reize ist dabei zehnmal langsamer als bei visuellen. Philipp Hübl erklärt: „Gut möglich, dass der Geschmack deshalb so leicht von unserem dominanten Sinn, dem Sehen, überschrieben wird.“ Für die Selbstbeobachtung sind das schlechte Nachrichten. Ein Mensch kann seinen primären Eindrücken nicht trauen, weil sie sofort von anderen Sinnen und seinem Vorwissen überlagert, verzerrt und ersetzt wird. Es kann deshalb gut sein dass man das reine Schmecken, genauer das Riechen, niemals von den umgebenden Eindrücken, Gedanken und Erinnerungen trennen kann. Die vielen Täuschungen zeigen allerdings nicht, dass man überhaupt keine Geschmacksunterschiede wahrnehmen kann. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Die Innenschau ist der Königsweg zum menschlichen Geist

Der österreichisch-deutsche Philosoph Edmund Husserl begründete Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Phänomenologie eine eigene philosophische Strömung, di das Fundament der Philosophie im menschlichen Bewusstsein sah. Philipp Hübl erläutert: „Er beginnt mit der Beobachtung, dass man manchmal zwischen Wahrnehmung und Halluzination nicht unterschieden kann.“ Wenn man in sich hineinschaut, muss man eine Enthaltung eines Urteils praktizieren, also eine Distanz zu allem einnehmen, was man über die Welt glaubt, vor allem, indem man die Existenz von Dingen gleichsam einklammert. Die natürliche Einstellung eines Menschen ist nämlich, dass Dinge unabhängig von ihm existieren. Doch die Dinge in der Welt, also etwa eine Blume, muss man klar von den eigenen Eindrücken, also dem Blumenerlebnis im Bewusstsein, unterscheiden. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Markus Gabriel erklärt den Epiphänomenalismus

Der Epiphänomenalismus ist die These, dass geistige Zustände und Vorgänge insgesamt keine Auswirkungen auf Vorgänge im Universum haben. Markus Gabriel ergänzt: „Ein Epiphänomenalist hält geistige Zustände für reine Begleiterscheinungen.“ Der US-amerikanische Philosoph John Searle, der den Epiphänomenalismus offensichtlich ablehnt, spitzt ihn durch den Vergleich zu, dass man sich vorstellen solle, „das Gehirn wäre nichts weiter als ein völlig mechanischer Haufen Schrott, wie ein Automotor, nur feuchter, und es würde durch absolut eindeutige mechanische Verbindungen funktionieren.“ Im Grunde führt die Denkweise des Epiphänomenalismus dazu, dass im ganzen Universum eine Ereigniskette abläuft, die alternativlos und zwingend von einer Ursache zu einer Wirkung führen soll, die wiederum eine Ursache einer Wirkung ist und so weiter. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Erinnerung kann sehr gründlich trügen

Erstaunlich leicht gelingt es, Menschen falsche Erinnerungen einzupflanzen wie beeindruckende Experiment der Londoner Psychologin Julia Shaw bewiesen haben. Die Versuchspersonen erinnerten sich sogar an Straftaten, die sie in Wahrheit aber nie begangen haben. Immer neue Studien belegen, wie gründlich die Erinnerung trügen kann. Erinnerungen, so zeigt sich, unterliegen einem steten Wandel und die Mitmenschen haben darauf großen Einfluss: Fast jede Unterhaltung über die Vergangenheit verändert den Inhalt des Gedächtnisses der Beteiligten. Und Menschen reden ständig über Selbsterlebtes, anderswo Gehörtes und die die sogenannten guten alten Zeiten. Erinnerungen sind unter anderem zum Teilen da, woraus soziale Netzwerke wie Facebook ihr enormes Wachstum daraus ziehen. Erstaunlich leicht schleichen sich dabei mit der Zeit auch Fehler ein: Menschen beschönigen, verdrängen, denken sich was aus und glauben bald selbst daran.

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Dauerhaftes Glück ist nicht möglich

Dem französischen Philosophen und Staatstheoretiker Charles-Louis de Montesquieu verdankt die Menschheit viele kluge Erkenntnisse über das menschliche Handeln und seine Bedingungen. Auch über das Glück hat der Baron im 18. Jahrhundert nachgedacht und dabei festgestellt, dass menschliche Grundproblem sei bar nicht das eigene fehlende Glück, sondern die Tatsache, dass man gern glücklicher als die anderen wäre – und das ist fast immer schwierig, weil man die anderen für glücklicher hält als sie sind. Dabei kannte dieser Vorläufer der Aufklärung noch gar nicht die moderne Mediengesellschaft, in der Montesquieus Analyse gleich doppelt zutrifft. Ulrich Schnabel erklärt: „Schließlich beziehen wir den Großteil unseres Wissens nicht mehr aus eigener Anschauung und Erfahrung, sondern aus der medialen Welt, in der sich ohnehin alle zufriedener geben, als sie tatsächlich sind.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Der Mensch ist in erster Linie ein soziales Wesen

Dass sich Menschen sehr stark an ihren Mitmenschen orientieren und sich von ihnen beeinflussen lassen, liegt in der Natur des Menschseins. Denn Menschen sind in erster Linie soziale Wesen, die darauf ausgerichtet sind, miteinander zu leben, zu kooperieren, Gedanken und Gefühle zu teilen. Ulrich Schnabel erklärt: „Diese Fähigkeit zum Miteinander ist das, was uns gegenüber allen anderen Primaten auszeichnet. Verhaltensforscher beschreiben uns auch als „ultrasoziale“ Spezies, die dadurch charakterisiert sei, dass wir uns ineinander einfühlen und nicht nur unsere eigene Perspektive, sondern auch die des Gegenübers einnehmen können. Wir sind das Tier, das „Wir“ sagt.“ Menschen sind Meister darin, die subtilsten Hinweise auf die Gedanken und Gefühle unserer Artgenossen zu analysieren und uns ganz ohne Worte ein Bild vom Gegenüber zu machen. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Ulrich Herbert beleuchtet die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

In der europäischen Außenpolitik hatte sich seit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein Paradigmenwechsel ergebe. Durch den Bau der Flotte und der Propagierung der deutschen Weltpolitik hatte sich das Deutsche Reich in einen Gegensatz zu der einzigen tatsächlichen Weltmacht der Zeit, Großbritannien, gesetzt, ohne ein starkes Bündnis aus seiner Seite zu haben. Ulrich Herbert ergänzt: „Dieser Gegensatz dominierte in den folgenden Jahren die Entwicklung in Europa.“ In Reaktion auf die Herausforderung Deutschlands legte Großbritannien seine Konflikte mit Russland und Frankreich bei und baute die Verbindungen zu beiden Mächten in weniger als fünf Jahren zu einem so festen, wenngleich informellen Bündnis aus, dass Deutschland dadurch in jene Isolation geriet, die es zuvor selbst mit in Gang gebracht hatte und nun als Einkreisung wahrnahm. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die kleine Zärtlichkeit zwischendurch ist ein großer Segen

Die Art und Weise, wie ein Mensch nach getaner Arbeit zu Hause empfangen wird, hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Kardiologen aus Toronto konnten beweisen, dass eine herzliche oder besser ein zärtliche Begrüßung durch den Partner den Blutdruck senkt und auch etliche weitere segensreiche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Dies gilt gleichermaßen für Mann und Frau. „Die Belastung am Arbeitsplatz hat erheblichen Einfluss auf den Blutdruck,“ erklärt Sheldon Tobe, der die Studie geleitet hat. Wer einen Partner gefunden hat und lange mit ihm zusammenbleiben möchte, sollte laut Werner Bartens auch den beiläufigen Körperkontakt und die kleine Zärtlichkeit zwischendurch auf keinen Fall vernachlässigen. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Im Schlaf verjüngt sich der Mensch rundum

Anti-Aging ist in den reichen Gesellschaften des Westens einer der Trends der Gegenwart. Peter Spork schreibt: „Sich Zeit fürs aktive Jungbleiben zu nehmen, ist längst ein Statussymbol: Manager plauschen beim gesund und kalorienarm zusammengestellten Abendessen über neue Joggingrouten. Einige gehen sogar zum Anti-Aging-Mediziner und schwören auf den Personal Trainer.“ Doch das natürlichste Programm zur Verjüngung, das der eigene Körper jedem regelmäßig und freiwillig zur Verfügung stellt, ignorieren gerade die Leistungsträger. Wer besonders viel arbeiten muss, opfert auch besonders viel Schlaf. In Vorständen und Aufsichtsräten – übrigens genau wie bei den meisten Politikern – sogar weiterhin als Beleg für hohe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, mit möglichst wenig Schlaf auszukommen. Das ist für Peter Spork so erschreckend kurzsichtig, dass man vielen Entscheidern lieber gar keine Entscheidungen mehr überlassen möchte. Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

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Die Würde hat in den meisten Fällen sehr viel mit Mut zu tun

Es gibt Situationen im Leben, in denen Menschen eine Würde ausstrahlen, die sie ihrer Aufrichtigkeit und dem Mut verdanken, zu sich selbst zu stehen, auch vor anderen. Erfahrungen der Würde durch Aufrichtigkeit macht man nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im Privatbereich. Peter Bieri nennt Beispiele: „Nach langer Zeit und heftigem Widerstand bringen wir den Mut auf, uns schwierige Dinge einzugestehen: die Erleichterung bei einem Tod oder einer Trennung; das Bedürfnis nach Vergeltung bei einer Kränkung; die Kränkung selbst; eine Wut eine Eifersucht.“ Und auch noch etwas anderes gibt es: sich einzugestehen, dass man ein Gefühl nicht besitzt, beispielsweise Zuneigung oder Mitleid. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Rudolf Eucken erklärt die Außenwelt und die Innenwelt

Nichts treibt den Menschen laut Rudolf Eucken mit so zwingender Kraft zur Philosophie als ein Widerspruch, der sich bei ihm selbst eröffnet und ihm sein eigenes Wesen und Leben unsicher macht. Der Mensch begreift sich zunächst als sinnliches Wesen, als ein Bestandteil einer sichtbaren Welt, die ihn mit unablässigen Eindrücken und Forderungen umgibt. Zugleich lehrt den Menschen aber jede Selbstbesinnung, dass er direkt nie Dinge draußen, sondern stets nur seinen eigenen Zustand erleben, dass daher was sich ihm als eine jenseitige Wirklichkeit darstellt, von innen her entwickelt sein muss. Rudolf Eucken erklärt: „So entstehen zwei Reiche und Welten, die sich nicht unmittelbar zusammenfügen lassen, deren eine die andere unter sich zu bringen, ja möglichst ganz in sich aufzunehmen beflissen ist: die sinnliche Welt behandelt das Seelenleben als ein natürliches Erzeugnis oder auch als ein bloßes Spiegel- und Schattenbild, die seelische möchte umgekehrt die sinnliche zu einer bloßen Erscheinung herabsetzen, die den Kreis des Inneren nicht überschreitet.“

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Positive Veränderungen beginnen stets bei uns selbst

Schwierige Beziehungen sind für die meisten Menschen Alltag. Sie wissen zwar, was ihnen und den Mitmenschen guttut, fühlen sich dennoch immer wieder nicht verstanden und geraten oft ungewollt in Konflikte. Denn das Denken und Verhalten wird laut Jens Corssen und Christiane Tramitz von heimlichen Begleitern beeinflusst, die unterschwellig die Beziehung zu anderen Menschen erschweren. Das Autorenduo kommt in ihrem neuen Buch „Ich und die anderen“ diesen heimlichen Begleitern auf die Spur und zeigt, wie Menschen ihre negativen Einflüsse begrenzen und ihre kreativen Potentiale für ein stabiles und respektvolles Miteinander nutzen können. Detailliert beleuchten Jens Corssen und Christiane Tramitz alle Stadien einer Beziehung. Außerdem liefern sie wertvolle Anregungen für eine dauerhafte Verbesserung der Beziehungen, sei es zum Partner, zu den Kinder oder Eltern, zu Vorgesetzten und Mitarbeitern, zu Freunden und Bekannten. Jens Corssen ist Diplompsychologe, Verhaltenstherapeut und Berater. Er zählt zu den erfolgreichsten Trainern für Persönlichkeitsentwicklung und Zielerreichung. Christiane Tramitz ist promovierte Verhaltensforscherin und beschäftigt sich vor allem mit den biologischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens.

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Das Haus der Kunst ist weltweit einzigartig und innovativ

Seit 2011 ist Okwui Enwezor Direktor des Hauses der Kunst in München, das unter seiner Leitung nach wie vor eine sehr stabile Institution darstellt. Zusammen mit seinem Team arbeitet er sehr präzise an der Aufgabe, das Haus der Kunst als ein Zentrum für zeitgenössische Kunst ständig weiterzuentwickeln. Okwui Enwezor erklärt: „Diese Aufgabe erstreckt sich über die reine Ausstellungstätigkeit hinaus und reicht bis zu einem breit gefächerten Vermittlungsprogramm – angefangen bei Kindern über Jugendliche bis hin zu Studenten und Erwachsenen.“ Abgesehen davon entwickelt das Haus der Kunst mit Unterstützung von Stipendiaten den Forschungsbereich weiter. Das alles zusammengenommen macht das Haus der Kunst zu einer großartigen Institution. Okwui Enwezor weist darauf hin, dass eine Organisation wie das Haus der Kunst sehr komplex ist, aber deswegen nicht unbedingt kompliziert.

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Das Anderssein ist in der sozialen Wirklichkeit nicht erwünscht

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, wo die jungen, innovativen, aufbegehrenden, revolutionierenden Stimmen hingekommen sind, die heldenhaft ihr Ich gegen jede Vereinnahmung durch die Gesellschaft, die Medien und die Wirtschaft verteidigen. Der Soziologe Bernhard Heinzlmaier urteilt wie folgt über eine völlig angepasste Jugend: „Keine Mission, keine Vision, keine Revolution.“ Alles bewegt sich in der Mitte der Gesellschaft mit dem Mainstream. Wer woanders steht, weil er nicht mitkam oder nicht mitmachen will, gilt als verloren. Diese Verlorenen wieder mitzunehmen, in die Mitte zu führen und diese zu integrieren, ist dann auch das Einzige, was engagierte Pädagogen und Sozialarbeiter noch denken und wünschen können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Das Verlangen nach Schönheit zählt zu den Grundbedürfnissen

Durch die Verbesserung ihres Aussehens hoffen viele Menschen nicht nur, den Anschein von großer Disziplin zu erwecken. Sie wollen laut Rebekka Reinhard auf diese Art und Weise ganz generell ihren Wert als gute, liebenswerte und von unerschöpflichen Möglichkeiten nur so strotzenden Menschen zur Geltung bringen. Was nur natürlich zu sein scheint, in einer Zeit, in der Individuen gesehen und bewundert werden möchten, da dies als unverzichtbare Bedingung für Ansehen und Anerkennung gilt. Wenn sich eine Frau zum Beispiel Botox spritzen lässt, geht es ihr nicht nur um eine faltenlose Stirn, sondern auch um eine existentielle Selbstvergewisserung. Sie denkt sich: „Ich sorge mich um meinen Körper, also bin ich.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Es gibt Parallelen zwischen der Juli-Krise 1914 und der Gegenwart

Die Juli-Krise des Jahres 1914 jährt sich bald zum hundertsten Male. Es lohnt sich laut Dominik Geppert sie näher zu betrachten, auch wenn die Staaten der Gegenwart kaum noch etwas mit jener Welt der halbautokratischen Monarchien und Großmachtrivalitäten verbindet, die damals gleichsam unaufhaltsam dem Ersten Weltkrieg entgegentaumelten. Die Staaten Europas haben inzwischen dem Wettlauf der Aufrüstung ihrer Flotten und Heere abgeschworen. Der Glaube an den Krieg als ultimativer Test für die Standortbestimmung von Nationen in der internationalen Politik ist den europäischen Gesellschaften fremd geworden. Dominik Geppert fügt hinzu: „In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, so könnte man sagen, existierten die europäischen Staaten durch den Krieg und für den Krieg. In der zweiten Jahrhunderthälfte wurden sie durch und durch für den Frieden umgebildet.“ Dominik Geppert ist seit 2010 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.  

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Für den Maler Théodore Géricault ist das Leben ein ewiger Kampf

Der französische Maler und Romantiker Théodore Géricault, der von 1991 bis 1824 lebte, hat eines der bedeutendsten Schlüsselbilder des 19. Jahrhundert gemalt: „Das Floß der Medusa“. Das Werk wird zu den größten Kunstwerken Frankreichs gezählt und gehört ohne Zweifel auch zu den meistbewunderten Gemälden der französischen Kunst. Es beeindruckt den Betrachter durch seine visionäre Malerei, die ins Kosmische und Endzeitliche vorzudringen scheint und durch den dramatischen Furor, mit dem im Bild Hoffnung und Verzweiflung aufeinanderprallen. Nicht nur in diesem berühmten Bild ist für den Maler Théodore Géricault das Leben ein ewiger Kampf, sondern generell eine einzige physische wie psychische Bedrohung. Körper, Geist und Psyche sind immer von Angriffen bedroht, von Schlägen des Schicksals, die schwere Traumata hinterlassen, ja zu langem Leiden oder zum plötzlichen Tode führen können.

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