Ein Sammler ist der ideale Besitzer

Der Besitzt ist, so Walter Benjamin, „das allertiefste Verhältnis, das man zu Dingen überhaupt haben kann“. Byung-Chul Han ergänzt: „Der Sammler ist der ideale Besitzer der Dinge.“ Walter Benjamin erhebt den Sammler zu einer utopischen Figur, zu einem künftigen Retter der Dinge. Er macht sie die „Verklärung der Dinge“ zur Aufgabe. Er „träumt sich nicht nur in eine ferne oder vergangene Welt, sondern zugleich in eine bessere“. In dieser Welt sind die Menschen zwar ebenso wenig mit dem versehen, was sie brauchen. Aber die Dinge sind von der Fron befreit, nützlich zu sein. In jener utopischen Zukunft macht der Mensch einen ganz anderen Gebrauch von den Dingen, der kein Verbraucher mehr ist. Die Bücher des Philosophen Byung-Chul Han wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Weiterlesen

Das Erleben ist eine Form des Seins

Erleben heißt, abstrakt formuliert, Informationen konsumieren. Byung-Chul Han erklärt: „Wir wollen heute mehr erleben als besitzen, mehr sein als haben. Das Erleben ist eine Form des Seins.“ So schreibt Erich Fromm in „Haben oder Sein“: „Haben bezieht sich auf Dinge […]. Sein bezieht sich auf Erlebnisse […]. Erich Fromms Kritik, die moderne Gesellschaft orientiere sich mehr am Haben als am Sein, greift heute nicht ganz. Denn viele Menschen leben heutzutage ein einer Erlebnis- und Kommunikationsgesellschaft, die das Sein dem Haben vorzieht. Für sie gilt nicht mehr die alte Maxime des Habens: „Ich bin umso mehr, je mehr ich habe. Die neue Maxime des Erlebens lautet: Ich bin umso mehr, je mehr ich erlebe.“ Die Bücher des Philosophen Byung-Chul Han wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt

Weiterlesen

Dinge stabilisieren das menschliche Leben

Die terrane Ordnung, die Ordnung der Erde, besteht aus Dingen. Diese nehmen eine dauerhafte Form an und bilden eine stabile Umgebung für das Wohnen. Sie sind jene „Weltdinge“ im Sinne von Hannah Arendt, denen die Aufgabe zukommt, „menschliches Leben zu stabilisieren“. Byung-Chul Han stellt fest: „Sie geben ihm einen Halt. Die terrane Ordnung wird heute durch die digitale Ordnung abgelöst. Die digitale Ordnung entdinglicht die Welt, indem sie sie informatisiert.“ Schon vor Jahrzehnten bemerkte der Medientheoretiker Vilém Flusser: „Undingen dringen gegenwärtig von allen Seiten in unsere Umwelt, und sie verdrängen die Dinge. Man nennt diese Undinge Informationen.“ Die Menschen befinden sich heute im Übergang vom Zeitalter der Dinge zum Zeitalter der Undinge. Byung-Chul Han ist ein koreanisch-deutscher Philosoph, Kulturwissenschaftler und Autor. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Weiterlesen

Die Welt und ihre Dinge sind Erscheinungen

Die Welt ist nicht wesentlich phänomenologisch. Die Dinge sind nicht das Sinnliche. Sie müssen erst sichtbar, hörbar, tastbar werden, und das tun sie nur immer außerhalb von sich selbst. Die Welt und ihre Dinge entstehen und sind Erscheinungen. Dies geschieht immer nur anderswo als am Ort ihrer Existenz und in einer anderen Materie als jener, der sie ihre Existenz verdanken. Dieser Ort, an dem die Realität erkennbar und phänomenal wird, ist der nichtdingliche, aber auch nicht notwendige psychologische Raum. Emanuele Coccia erklärt: „Nur in den Medien und dank der Medien wird die Welt zum Phänomen. Wenn das wahr ist, sollte das Projekt der Phänomenologie, das die Philosophie so lange beschäftigt hat, sofort abgebrochen werden.“ Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Die Digitalisierung beendet das Ding-Paradigma

Die industrielle Revolution verfestigt und erweitert die Dingsphäre. Sie entfernt die Menschen von der Natur und vom Handwerk. Byung-Chul Han betont: „Erst die Digitalisierung beendet das Ding-Paradigma. Sie unterwirft die Dinge den Informationen. Hardwares sind devote Unterlagen der Softwares. Sie sind sekundär gegenüber Informationen. Ihre Miniaturisierung lässt sie immer weiter schrumpfen.“ Das Internet der Dinge macht diese zu Informationsterminals. Der 3D-Drucker erweitert die Dinge in ihrem Sein. Sie werden zu materiellen Derivaten der Information degradiert. Was wird aus Dingen, wenn sie von Informationen durchdrungen werden? Die Informatisierung macht aus Dingen „Infomate“, nämlich Akteure, die Informationen verarbeiten. Das Auto der Zukunft wird kein Ding mehr sein, mit dem sich Phantasmen von Macht und Besitz verbinden. Byung-Chul Han ist ein koreanisch-deutscher Philosoph, Kulturwissenschaftler und Autor. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Weiterlesen

Das kreative Leben ist Sinnenleben

Das „höhere Leben“ des Menschen lässt sich mitnichten auf abstrakte Weise über Arbeit, Aktivität oder Kommunikation definieren. Emanuele Coccia erklärt: „Nicht das Lebendige wirkt auf Dinge ein, weil jeder Naturgegenstand sich unmittelbar auf die Dinge auswirkt. Das kreatürliche Leben ist in erster Linie weder Arbeit noch Aktivität, sondern Sinnenleben.“ Was das Lebendige am Menschen ausmacht, ist somit seine Fähigkeit, Bilder von Dingen zu erzeugen. Nicht als Praxis, auch nicht als Poiesis, sondern als Zwischensphäre des Umgangs mit und der Erzeugung von Sinnlichem. Dabei geht es nicht um die Fähigkeit, Formen in Objekten zu verkörpern. Sondern es geht um das Vermögen, diese für eine Weile außerhalb der Dinge und außerhalb des Subjekts am Leben zu erhalten. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Drei Segmente prägen die traditionelle Kultur

Es hat immer wieder Versuche gegeben, den Kern der traditionellen Kultursphäre in jeweils einen der drei Segmente der Kultur auszumachen. In der Religion etwa bei Max Weber, in der höfischen Gesellschaft bei Norbert Elias oder in der Volkskultur bei Michail Bachtin. Tatsächlich scheint aber gerade die Koexistenz aller drei Segmente für die traditionelle Kultursphäre charakteristisch zu sein. Andreas Reckwitz erläutert: „Sie ist durch eine Kombination aus Singularisierung und Wiederholung gekennzeichnet.“ In dieser Gesellschaftsform wird deutlich, dass Singularität und Innovation beziehungsweise Kreativität nicht zusammenfallen müssen. Die traditionelle Kultursphäre ist vielmehr an solchen kulturellen Elementen orientiert, die nicht einem Regime des Neuen unterworfen, sondern als wertvoll anerkannter Gegenstand der Wiederholung sind. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

Weiterlesen

Wahr und falsch sind kaum mehr zu unterscheiden

In seinem neuen Buch „Undinge“ vertritt Byung-Chul Han die These, dass die rapide steigende Informationsflut die Menschen in eine postfaktische Gesellschaft stürzt. In vielen Fällen ist sogar die Unterscheidung zwischen wahr und falsch aufgehoben. Informationen zirkulieren nun ohne jeden Realitätsbezug in einem hyperrealen Raum. Byung-Chul Han stellt fest: „Die Welt wird zusehends unfassbarer, wolkiger und gespenstischer.“ Schon vor Jahrzehnten stellte der Medientheoretiker Vilém Flusser fest, dass Undinge von allen Seiten in die Umwelt der Menschen eindringen. Weil sie die Dinge verdrängen, nennt man sie Undinge. Byung-Chul Han entwickelt in „Undinge“ sowohl eine Philosophie des Smartphones als auch eine Kritik der künstlichen Intelligenz aus ungewohnter Perspektive. Byung-Chul Han ist ein koreanisch-deutscher Philosoph, Kulturwissenschaftler und Autor. Seine Bücher wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Weiterlesen

Nur der Mensch produziert Abfall

Der Abfall ist eine Sache des Menschen. Die Natur kennt keinen Abfall. Konrad Paul Liessmann erläutert: „Was im Kreislauf der Natur entsteht und vergeht, wird in diesen immer wieder eingespeist und verwandelt. Es ändert seine Gestalt, Form und Funktion, aber wird nicht als Abfall entsorgt.“ Nur der Mensch produziert Abfall. Nur aus der Perspektive des Menschen erscheinen bestimmte Dinge als Abfall. Für den Menschen gibt es drei Arten von Dingen: dauerhafte, vergängliche und den Abfall. Abfall ist all das, was eigentlich aus dem Blickfeld der Menschen entfernt werden soll. Abfall ist das, was noch da ist, aber schon weg sein sollte. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

Weiterlesen

Viele Menschen geben mit Statussymbolen an

Viele Menschen besitzen einige Dinge allein deshalb, um andere Menschen damit zu beeindrucken. Denn natürlich macht sich fast jeder Gedanken darüber, wie die Umwelt ihn wahrnimmt. Fumio Sasaki nennt Beispiele: „Es macht Spaß, mit den schönen Dingen anzugeben, die man sich leisten kann: einer schicken Küche, hübschen Möbeln, einem coolen Auto und einer teuren Uhr.“ Oder man spielt den kreativen Ästheten und umgibt sich mit Kunst und Musikinstrumenten. Viele Menschen strengen sich unheimlich an, ihr Image zu pflegen. Was einem Menschen aber wirklich Freude bereitet, sind oft genutzte Dinge, die man nicht großartig pflegen muss. Auch wenn es verlockend ist, sich mit Statussymbolen zu schmücken, rät Fumio Sasaki, sich von allen Dingen zu trennen, mit denen man anderen Menschen lediglich imponieren möchte. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Dinge sind per se nicht wahrnehmbar

Das Sinnliche, das Sein des Bildes, hat keine ausschließlich psychische oder geistige Konsistenz. Denn wenn dem so wäre, bräuchten die Menschen nur die Augen zu schließen, um die Welt zu sehen, zu hören, zu schmecken. Emanuele Coccia fügt hinzu: „Wir bräuchten keine Geräusche, um zu hören. Und müssten uns auch nicht Haut an Haut unter die Gegenstände mischen, um ihre Oberfläche wahrnehmen zu können.“ Es wäre dann auch unnütz, Speisen auf die Zunge zu legen, um sie zu schmecken. Die Farbe der Dinge ist nicht das Licht, das am Grund des menschlichen Auges existiert. Und der Schimmer, den man beim Einschlafen stets wahrnimmt, erhellt nicht die Welt. Dieses Licht ist anderer Natur. Es stammt von außerhalb des eigenen Selbst. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Eigenständiges Denken führt zu Anfeindungen

Die neue Sonderausgabe des Philosophie Magazins über Platon eignet sich hervorragend dafür, in die Welt der Ideen des griechischen Meisterdenkers einzutauchen. Laut Chefredakteurin Catherine Newmark gehört Platon eindeutig nicht zu den trockenen Denkern der Philosophiegeschichte: „Was er immer wieder lebhaft darstellt, ist nicht so sehr eine bestimmte Erkenntnis als vielmehr der Prozess des Suchens und Findens von Erkenntnis.“ Für Platon ist das philosophische Gespräch weniger ein Kampf um das siegreiche Argument als vielmehr eine gemeinsame Suchbewegung. Seine Themen haben auch nach mehr als zwei Jahrtausenden nichts an Aktualität eingebüßt. Die Frage nach der ethischen Gerechtigkeit treibt ihn ebenso um wie die Gefahr des politischen Populismus. In seinem berühmten Höhlengleichnis entwirft Platon eine anspruchsvolle Ethik des Denkens. Es bedarf der Ausdauer und Anstrengung – und wer sich von gängigen Meinungen löst, muss mit Anfeindungen rechnen.

Weiterlesen

Emanuele Coccia entwirft eine Philosophie des Sinnenlebens

Emanuele Coccia widmet sich in seinem neuen Buch „Sinnenleben“ dem Sinnlichen, da das menschliche Leben wesentlich im Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen und Ertasten der Welt besteht. In Auseinandersetzung mit der Geistesgeschichte von Aristoteles bis Merleau-Ponty, von Averroes bis zur Anthropologie Helmuth Plessners entwirft er die Grundzüge einer neuen Philosophie des Sinnlichen. Nach einer kurzen Einführung ins Thema gliedert der Autor sein Werk in zwei große Blöcke. Der erste Teil handelt von der Physik des Sinnlichen. Der zweite Teil besteht aus einer Anthropologie des Sinnenlebens. Emanuele Coccia schreibt: „Wir wissen, wir können nur durch das Sinnliche leben, aber nicht nur, weil wir (er)kennen müssen, was uns umgibt: Das Sinnenvermögen ist mehr als ein Erkenntnisvermögen.“ Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.

Weiterlesen

Eine gewisse Dosis von Minimalismus hilft fast jedem

Anfänglich gerät man beim Ausmisten leicht in einen Rausch. Fumio Sasaki weiß: „Hat einen der Minimalismus erst einmal in seinen Bann gezogen, wird die Trennung von Besitz zur obersten Direktive.“ Man ist stolz auf seine Erfolge – und fängt an, auf Leute herabzusehen, die eine Menge Krempel besitzen. Sowohl das Ausmisten als auch das Einkaufen erzeugt Reize in einem Menschen und man sollte beides nicht übertreiben. Beim Entrümpeln muss man sich fragen: „Brauche ich diesen Gegenstand wirklich?“ Gleichzeitig sollte man sich auch fragen: „Soll ich mich wirklich von diesem Gegenstand trennen? Will ich ihn nur los sein, um meinen Besitz weiter zu reduzieren?“ Auch wenn Fumio Sasaki vor den Gefahren eines übertriebenen Minimalismus warnt, betont er doch, dass eine gewisse Dosis von Minimalismus fast jedem hilft. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Minimalismus bedeutet Freiheit

Ein Großteil des eigenen Besitzes hat rein persönlichen Wert: Reiseandenken, geliebte, vom vielen Lesen zerfledderte Bücher, Briefe von teuren Menschen, Fotos unvergesslicher Momente. Fumio Sasaki ergänzt: „Die Mühe, die es uns gekostet hat, ein bestimmtes Ding zu bekommen, der Preis, den wir bezahlt haben, um es zu erwerben, die Geschichte drumherum – all das steigert den Wert, den wir einem Ding beimessen.“ Doch egal wie teuer einem Menschen ein Gegenstand ist, egal wie wunderbar man ihn findet: Andere Menschen werden ihn nicht so hoch schätzen, in ihren Augen handelt es sich einfach um einen beliebigen Gegenstand. Diese Erkenntnis kam Fumio Sasaki, al er darüber nachdachte, was nach seinem Tod passieren würde. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Der Minimalismus steigert die Zufriedenheit

Funktionstüchtige Dinge wegzuwerfen, ist eine Verschwendung. Fumio Sasaki widerstrebt es, Dinge einfach in den Müll zu schmeißen, und er versucht, sein Zeug so loszuwerden, dass jemand anderes noch etwas davon hat. Fumio Sasaki erläutert: „Die wahre Verschwendung aber liegt in dem seelischen Schaden, den man nimmt, wenn man sich an nutzlose Dinge klammert.“ Ständig fühlt man sich schuldig – beim Betrachten unnützer Geschenke oder überflüssiger Einkäufe. Sich von Dingen zu trennen, heißt allerdings nicht, seine Erinnerungen wegzuwerfen. Manchmal sorgt genau dieser Akt des Verabschiedens dafür, dass sich bestimmte Erinnerungen für die Ewigkeit einbrennen. Der amerikanische Dichter Allen Ginsberg sagte einmal, einem Teppich doppelt so viel Aufmerksamkeit zu schenken, sei gleichbedeutend damit, zwei Teppiche zu besitzen. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

So sieht ein perfekter Minimalist aus

Es ist ebenso müßig, für die Zukunft vorsorgen zu wollen wie sich an die Vergangenheit zu klammern. Erinnerungen sind zwar etwas Wunderbares, doch wer zu sehr in der Vergangenheit verharrt, dem bleibt kein Raum mehr für seine persönliche Weiterentwicklung. Fumio Sasaki rät: „Lösen Sie einige der alten Bande, um sich mehr auf das Hier und Heute konzentrieren zu können.“ Wer sich an Erinnerungsstücke klammert, hängt einem vergangenen Bild seiner selbst nach. Jeder sollte nur die Dinge behalten, die er wirklich braucht, um sich in Zukunft weiterzuentwickeln. Laut Fumio Sasaki sollte ein perfekter Minimalist alle Gegenstände in seinem Besitz aufzählen können. Er besitzt nur noch Dinge, die er regelmäßig verwendet. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Der Minimalismus sorgt für ein ruhigeres Leben

Viele Menschen bilden sich ein, sie könnten erst dann Minimalisten werden, wenn in ihr Leben ein wenig Ruhe eingekehrt ist. Doch genau anders herum wird ein Schuh daraus: Das Leben beruhigt sich, sobald eine Person minimalistisch lebt. All die Zeit, die man so dringend braucht, liegt in Griffweite. Doch man muss sie sich nehmen, indem man sich von all dem unnötigen Krempel verabschiedet. Fumio Sasaki rät: „Deswegen sollten sie augenblicklich damit anfangen. Machen Sie es zu ihrer obersten Priorität. Wegwerfen will gelernt sein, aber Sie müssen die Kunst ja nicht perfekt beherrschen, bevor Sie loslegen.“ Wer jetzt beginnt, kann immer durch Übung hinzulernen. Wer dagegen wartet, bis er Zeit dafür hat, wird die Zeit nie haben. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Philosophie ist kein absolutes Wissen

Wer die Philosophie als Lehrerin für sein Leben wählt, darf nicht erwarten, sie sage einem mit allgemeiner Gültigkeit, was zu tun und zu lassen ist. Das wäre nach Seneca ein großes Missverständnis. Albert Kitzler erläutert: „Zwar geht es ihr um Erkenntnis, Einsicht, Schärfung der Begriffe, Unterscheidung, um Wahrheit und Irrtum. Aber unser Leben, das wir zu bewältigen haben, ist immer einmalig, jeder von uns ist einmalig.“ Es ist noch eine Kluft zu überbrücken, die sich immer und unvermeidlich zwischen einer Erkenntnis und allgemeinen Weisheitsregeln einerseits und den individuellen Umständen einer konkreten Lebenssituation andererseits auftut. Dies kann dazu führen, dass eine Weisheit modifiziert werden und hinter einer anderen zurücktreten muss. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

Weiterlesen

Der praktische Nutzen spielt beim Besitz kaum noch eine Rolle

Bei immer mehr Gegenständen, die ein Mensch besitzt, spielt der praktische Nutzen kaum noch eine Rolle. Allein die Pflege dieser Gegenstände kostet eine Menge Zeit und Geld. Darin unterscheiden sie sich von den Faustkeilen der Steinzeit, die ihren Nutzern treu dienten. Fumio Sasaki stellt fest: „Unser Besitz hat sich gegen uns erhoben, er beherrscht uns und wir merken es nicht einmal.“ Warum besitzt man so viel Zeug, das man nicht braucht? Welchem Zweck dient es? Für Fumio Sasaki liegt die Antwort auf der Hand: „Wir versuchen verzweifelt, unsere Umgebung zu beeindrucken. Über Dinge versuchen wir, anderen Menschen zu zeigen, wie wertvoll sie sind.“ Wenn man das Ganze von Anfang an betrachtet, wird man feststellen, dass die Evolution den Menschen zu einem sozialen Wesen geformt hat. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Beim Ich könnte es sich um eine Illusion handeln

„Das Ich“ ist ein ominöser Begriff, der heute neben „dem Selbst“ vage als Name für die Schaltzentrale des Denkens, Fühlens und Wollens verwendet wird. Neurozentriker argumentieren üblicherweise dafür, dass es kein Ich oder Selbst gibt, da es sich im Gehirn nicht nachweisen lässt. Markus Gabriel erklärt: „Es ist völlig richtig, dass das Ich oder das Selbst kein Ding unter Dingen ist. Es existiert nicht in derselben Ordnung der Dinge neben Ratten, Katzen oder Matratzen. Wer dies meint, täuscht sich in der Tat.“ Es ist nämlich die Philosophie, den Ichbegriff entwickelt hat. Dass es sich beim Ich um eine Illusion handeln könnte, ist ein alter Verdacht, für den prominent Buddha, David Hume und Friedrich Nietzsche stehen. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Weiterlesen

Das Unbewusste entsteht vor dem Bewussten

Innerhalb des Rahmens der kognitiven Psychologie mit ihrem Primat des Bewusstseins konnte es einen unbewussten Prozess nur dann geben, wenn er zuerst bewusst und vorsätzlich wäre; erst nach beträchtlicher Erfahrung konnte dieser Prozess so reibungslos und effizient verlaufen – in der Psychologie benutzt man dafür den Begriff „automatisiert“ –, dass es keiner großen bewussten Steuerung mehr bedürfte. Bis zur Jahrtausendwende gingen John Bargh und seine Kollegen davon aus, dass dies die einzige Möglichkeit der Entstehung unbewusster mentaler Prozesse sei: Zu Beginn bewusst und aufwendig, gewinnen sie erst durch Erfahrung und Übung die Fähigkeit, unbewusst abzulaufen. Doch sie lagen falsch oder zeichneten zumindest ein unvollständiges Bild. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

Weiterlesen

Ohne Veränderung langweilen sich die meisten Menschen rasch

Die Verdrahtung des menschlichen Gehirns ist schuld daran, dass vertraute Dinge einen Menschen schnell langweilen. Nur Veränderungen versetzen die neuronalen Netzwerke in Aktion. Fumio Sasaki schreibt: „Veränderungen lösen in unserem Gehirn Reize aus. Deswegen schwindet unser Glücksgefühl, wenn wir etwas schon länger besitzen.“ Früher sehnte man sich nach diesem Gegenstand, doch sobald man ihn hat, registriert das Gehirn, dass sich nichts mehr ändert, die Gewöhnung setzt ein. Der Reiz lässt nach, man nimmt den Gegenstand als selbstverständlichen Teil seines Lebens hin. Ohne Veränderung, ohne einen neuen Stimulus, beginnen die meisten Menschen rasch, sich zu langweilen. Dieser außerordentlich starke Effekt, kann einem das schönste Leben verderben. Er sorgt zum Beispiel dafür, dass man Kleidung, die man im Geschäft sah und hefig begehrte, später grässlich findet. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Der Minimalismus beschränkt sich nicht nur auf Gegenstände

Das Wegwerfen von Dingen ist kein Ziel an sich. Fumio Sasaki hält Minimalismus für eine Methode, um herauszufinden, was einem wirklich etwas bedeutet. Minimalismus ist seiner Meinung nach nur der Prolog einer ganz persönlichen Geschichte, die jeder selbst schreiben muss. Übrigens beschränkt sich der Minimalismus nicht nur auf Gegenstände. In der hektischen Welt der Gegenwart ist alles derart kompliziert, dass sich der Minimalismus inzwischen auch auf weitere Gebiete ausbreitet. Fumio Sasaki schreibt: „Minimalismus ist der Versuch, das Nicht-Essenzielle zur Seite zu schieben, um das wirklich Wichtige besser würdigen können. Diese einfache Idee lässt sich auf alle Facetten des Lebens anwenden.“ Steve Jobs hält Fumio Sasaki für das Musterexemplar eines Minimalisten. Mutter Teresa ebenfalls. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen

Die japanische Kultur war früher minimalistisch

Alle Menschen werden als Minimalisten geboren und früher lebten die Japaner auch im Erwachsenenalter auch minimalistisch. Fremde, die vor der Industrialisierung nach Japan kamen, waren schockiert. Fumio Sasaki ergänzt: „Heute kann man sich das kaum mehr vorstellen, doch früher bestand die gesamte Garderobe der meisten Menschen aus zwei, drei Kimonos, die sie immer frisch und sauber hielten.“ Die Menschen hatten kaum Gepäck, dafür aber starke Beine, sodass sie jedes gewünschte Ziel zu Fuß erreichen konnten. Häuser waren ganz einfache Gebilde, die sich schnell wieder aufbauen ließen, und die Leute neigten nicht dazu, ihr ganzes Leben an einem Ort zu verbringen. Die japanische Kultur war eine minimalistische Kultur. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

Weiterlesen