Frauen sind wesentlich unzufriedener mit ihrer Ehe als ihre Männer

Man kann laut Shirley P. Glass eine Menge lernen, wenn man monogame Beziehungen mit nicht monogamen vergleicht. Eine Neigung zur Untreue verstärkt sich ihrer Meinung nach oft nach der Desillusionierung, die sich entwickelt, wenn die Ehe nicht den Erwartungen entspricht. Menschen mit hohen Erwartungen werden leicht unzufrieden, denn sie erwarten mehr, als eine Beziehung bieten kann. Unrealistisch hohe Erwartungen können, genau wie unleugbar schlechte Ehen, zu Affären führen. Da Frauen höhere Erwartungen an eine Partnerschaft zu haben scheinen, sind sowohl treue als auch untreue Frauen wesentlich unzufriedener mit ihrer Ehe als ihre Männer. Emotionale Affären können die Folge emotionalen Mangels in der Ehe sein oder aber die Quelle abnehmender emotionaler Nähe. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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In den reichen Gesellschaften wird die Arbeit knapper

Wirtschaftswachstum, das auf Ausbeutung beruht – dieses Geschäftsmodell ist längst an seine Grenzen gelangt. Der Planet Erde, auf dessen äußerster Kruste die Menschheit ihre Existenz beschreitet, scheint nicht mehr willens zu sein, die Kapriolen der Menschen zu ertragen. Phillip Blom schreibt: „Smartphones und Internet haben Informationen, Gerüchte und Propaganda globalisiert, riesige Menschenströme sind auf der Flucht vor dem Tod und auf der Suche nach einem Leben.“ In den reichen Gesellschaften selbst wird die Arbeit knapper. Das wird nur deswegen noch nicht deutlicher sichtbar, weil noch genug Geld da ist, es zu verbergen. Arbeitslose werden umdeklariert oder nicht gezählt, aber ihre Zahl wächst stetig, und wer einen neuen Job findet, das der Arbeitsplatz morgen schon wieder verschwunden sein kann. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford und lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien.

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Die Entfremdung ist ein durchgängiges Motiv in Friedrich Hölderlins Dichtung

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843) gehört, wie der früh verstorbene Novalis, zu den Autoren, deren Leben und Werk zum Mythos geworden ist. Seine Gedichte beeindrucken durch große sprachliche Dichte, Reichtum der Gedanken, Füllen an Bildern und Symbolkraft. Sensibilität uns Schwermut verbinden sich mit der Hoffnung auf Wiederherstellung der zerstörten menschlichen und gesellschaftlichen Harmonie zu einer Form des politischen Gedichts, dem alles Agitatorische fehlt, das aber durch die Tiefe der Empfindung, der Moralität und politischen Integrität, sprachlichen Gestus und ästhetischer Formung überzeugt. Im idealisierten Griechenland fand Friedrich Hölderlin den Orientierungspunkt für seine Konzeption der Humanität. Die Verwendung antiker Strophenformen war keine äußerliche Übernahme tradierter Formen, sondern Ausdruck inniger Verbundenheit mit der Antike und deren rückerinnernden Aktualisierung. Neben den strengen antiken Versformen stehen die späten, zu freien Rhythmen übergehenden Hymnen und Elegien, in denen die Sehnsucht nach dem verlorenen Griechenland zum Ausdruck kommt. Beispiele sind „Archipelagos“, „Mnemosyne“ und „Patmos“.

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Ein liebendes Herz kann keinen Menschen hassen

Der geniale griechische Philosoph Aristoteles definiert die Liebe wie folgt: „Lieben bedeutet einem anderen alles wünschen, was man für gut hält, und zwar um jenes anderen, nicht um seiner selbst willen.“ Jemanden lieben ist für Josef Pieper, schon seiner Natur nach, ein spontaner Akt, bei dem, sofern man ihn nicht einfach frei nennen will, jedenfalls die Freiheit mit im Spiel ist. Das ist übrigens mit ein Grund dafür, dass die Liebe auf besondere Weise undurchschaubar und dem Geheimnis benachbart und verwandt ist. Dabei existiert allerdings einer unerlässliche Vorbedingung: der Mensch muss erkannt haben, dass jemand glaubwürdig und liebenswert ist. Man muss es erfahren und gesehen haben, dass wirklich der andere wie auch sein Dasein in der Welt etwas Gutes und Wunderbares ist, bevor der Willensimpuls möglich wird: Gut, dass es dich gibt! Josef Pieper war ein deutscher Philosoph, der von 1904 bis 1997 lebte.

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