Freiheit ist der Anspruch auf ein Leben in Eigenverantwortung

Die Freiheit der Menschen bestimmt die Grenzen des legitimen staatlichen Handelns wie Wilhelm von Humboldt 1792 in seiner Schrift „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen“ schreibt. Programme, die den Wohlstand mehren sollen, gleichgültig, ob es sich dabei um das materielle oder um das moralisch-sittliche Wohl handelt, sind dabei immer Feinde der Freiheit. Sie drängen das Individuum durch eine Politik der Umverteilung oder durch sittliche Beaufsichtigung aus seiner Selbstverantwortung. Freiheit heißt in der Zeit des bürgerlichen Aufbruchs für Wolfgang Kersting Selbstbestimmung, Selbstbeanspruchung und Selbstständigkeit. Freiheit ist dabei ethische Autarkie und die Herausbildung einer eigenverantwortlichen Kompetenz der Lebensführung. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Das Ideal liebender Zweisamkeit scheint unzerstörbar zu sein

Im Titelthema der neuen Ausgabe beschäftigt sich das Philosophie Magazin Nr.3/2013 mit der Frage, ob der Mensch dazu geschaffen ist, in einer Paarbeziehung zu leben. Scheinbar gibt es keine tiefere menschliche Sehnsucht als die große Liebe seines Lebens zu finden, auch in modernen Gesellschaften gehört dieses Ziel immer noch zu den großen Idealen. Denn je mehr Freiheiten die Menschen besitzen, desto drängender werden ihre Wünsche nach Wärme und Geborgenheit in einer glücklichen Partnerschaft. Gleichzeitig lassen sich aber immer mehr Paare scheiden – das Dasein als Single wird vor allem in den Großstädten zur Normalität. Chefredakteur Wolfram Eilenberger stellt dennoch in der zeitgenössischen Philosophie einen affirmativen Umschwung zugunsten des Paarmodells fest. Er schreibt: „Anstatt wie noch vor zehn Jahren den Willen zur festen Partnerschaft im Sinne einer „neuen Bürgerlichkeit“ anzuprangern, wird der Wille zur exklusiven Zweisamkeit derzeit als progressives Widerstandsmoment gegen den neoliberalen Konsumzwang gepriesen.“

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Die Liebe verlangt Ausschließlichkeit

Die Idee der Liebe fordert die individuelle Überwindung der menschlichen Isoliertheit. Sie will laut Herbert Marcuse die erfüllende Hingabe der Individualität in der unbedingten Solidarität von Person zu Person. Diese Hingabe erscheint einer Gesellschaft, in der das gegeneinander der Interessen und die Individualität des Einzelnen die obersten Prinzipien darstellen, rein nur im Tode. Herbert Marcuse erklärt: „Denn nur der Tod beseitigt alle jene äußerlichen, eine dauernde Solidarität zerstörenden Bedingtheiten, im Kampf mit denen die Individuen sich aufreiben. Er erscheint nicht als das Aufhören des Daseins im Nichts, vielmehr als die einzige mögliche Vollendung der Liebe und so gerade als ihr tiefster Sinn.“ Während die Liebe in der Kunst zur Tragödie erhöht wird, droht sie im Alltag der Bürger zur bloßen Pflicht und Gewohnheit zu verkommen.

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Byung-Chul Han geißtelt die totalitären Züge der Transparenz

Die Medien, Politiker, die Kirchen und viele andere gesellschaftliche Gruppen fordern neuerdings immer und überall Transparenz. Byung-Chul Han, Professor für Philosophie und Kulturwissenschaften an der Universität der Künste in Berlin, ist wegen dieser allgegenwärtigen Forderung sehr beunruhigt, da sie inzwischen seiner Meinung nach totalitäre Züge annimmt. Für ihn klingt „transparent machen“ so, als würde man gnadenlos aus- und durchgeleuchtet wie mit einem Nacktscanner. Ihn interessiert vor allem die Dimension der Gewalt, die in dem Phänomen der Transparenz innewohnt. Byung-Chul Han bestreitet nicht, dass Transparenz Machtmissbrauch, Vetternwirtschaft und Korruption verhindern kann, beklagt aber, dass sich die Forderung nach Transparenz inzwischen gegen jede Form der Macht wendet. Seiner Meinung nach darf man Macht nicht auf die Möglichkeit des Missbrauchs reduzieren.

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Rudolf Eucken philosophiert über die Macht des Schicksals

Das Schicksal der Menschen ist so unterschiedlich, dass daraus unvermeidlich viel Verstimmung, Missmut und Zweifel entspringt. Das menschliche Handeln und Ergehen hat laut Rudolf Eucken bestimmte Voraussetzungen, da es durch seine Umgebung bedingt und in festen Zusammenhängen steht. Versucht ein Mensch solche Bindungen abzuschütteln und sich lediglich auf sich selbst zu konzentrieren, führt sein Leben ins Leere und in die Vereinsamung. Mit der Abhängigkeit scheint der Mensch unter die Macht eines dunklen Schicksals, ja eines blinden Zufalls zu geraten, der dem einem freundlich, dem anderen feindlich gesinnt ist. Den ersten treffen vernichtende Schicksalsschläge, dem anderen erfüllt sich alles nach seinen Wünschen. Der eine muss schmerzlich auf das verzichten, was dem anderen in Überfluss zufällt. In dem allen spielen kleine Dinge, scheinbare Zufälle eine große Rolle und entscheiden über wichtigste Fragen des Lebens.

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Die Vernunft setzt sich gegen das Glück der Menschen durch

Die idealistische Philosophie der bürgerlichen Epoche hatte das Allgemeine, das sich in den isolierten Menschen durchsetzen sollte, unter dem Titel der Vernunft zu verstehen versucht. Der Mensch erscheint als ein gegen die anderen in seinen Trieben, Gedanken und Interessen vereinzeltes Ich. Die Überwindung dieser Vereinzelung, der Aufbau einer gemeinsamen Welt geschieht laut Herbert Marcuse durch die Reduktion der konkreten Individualität auf das Subjekt des bloßen Denkens, das vernünftige Ich. Herbert Marcuse erklärt: „Die Gesetze der Vernunft bringen unter Menschen, deren jeder zunächst nur seinem besonderen Interesse folgt, schließlich eine Gemeinsamkeit zustande.“ Dabei können einige Formen der Anschauung und des Denkens als allgemeingültig sichergestellt werden. Aus der Vernünftigkeit eines Individuums lassen sich gewisse allgemeine Maximen des Handelns gewinnen.

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In der Neuzeit herrschen Intellektualismus und Naturalismus

Als den hervorstechendsten Zug, ja als die herrschende Macht des Ganzen in der Neuzeit, bezeichnet Rudolf Eucken das Zusammenwirken von Intellektualismus und Naturalismus, die sich einander sowohl widersprechen als auch ergänzen. Es herrscht bei beiden Einigkeit darüber, sich zu einer unpersönlichen Fassung des Lebens zu bekennen. Rudolf Eucken definiert: „Unpersönlich ist hier die geistige Tätigkeit, indem sie durch einen logischen Prozess getrieben wird, unpersönlich ist auch die Natur in ihrer Kraftentfaltung. Alles, was außerhalb des Bereiches dieses Zusammenwirkens der Intellektualkultur und der Naturalkultur liegt, das scheint hier der bloßen Meinung und dem bloßen Wahn anzugehören.“ Rudolf Eucken gibt allerdings zu, dass keineswegs das gesamte moderne Leben in dieses Maß eingeht, sondern bedeutende Züge entwickelt, die die gesetzten Grenzen durchbrechen, was in zwei Hauptrichtungen geschieht: durch eine moderne künstlerische Kultur und durch das Fortwirken der christlichreligiösen Lebensordnung.

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Die Welt ist eine Unendlichkeit von Möglichkeiten

Die meisten Menschen glauben, die Angst sei bloß ein unangenehmes Gefühl, das man verhindern und ausschalten kann. Etwa durch den Kauf von Goldbarren, durch die Einnahme von Ernährungsergänzungsmittel oder durch eine Psychotherapie. Für die Philosophin Rebekka Reinhard ist die Angst aber viel mehr. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz. Durch sie erfährt das Individuum die Unbestimmtheit seines Schicksals. Sie folgt damit den Spuren des großen deutschen Philosophen Martin Heideggers, der die Angst eine Grundbefindlichkeit des Menschen genannt hat. In der Angst ist den Menschen unheimlich, da sie sich in einem Zustand des Nichts und des Nirgends befinden. Die alltägliche Vertrautheit ist verloren gegangen.

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Rudolf Eucken philosophiert über Ordnung und Freiheit

Die Natur, wie sie den Menschen als Dasein umgibt, zeigt ein bloßes Nebeneinander der Elemente. Dennoch gibt es dort einen inneren Zusammenhang, da das Leben hier in lauter gegenseitigen Beziehungen verläuft. Beim Menschen ist das anders. Rudolf Eucken, der 1908 den Nobelpreis für Literatur erhielt, erklärt: „Wo immer dagegen geistiges Leben sich regt, da entsteht das Verlangen nach einer Überwindung jenes Nebeneinander und nach Herstellung eines inneren Zusammenhanges, ja nach einem Ganzen des Lebens; alle einzelnen Hauptrichtungen der geistigen Arbeit enthalten ein Hinausstreben über einen Gegensatz und fordern irgendwelche Einigung.“ Das Streben nach Wahrheit will die Trennung von Mensch und Ding, von Subjekt und Objekt, von Denken und Sein überwinden.

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Die philosophische Erkenntnis soll das höchste Glück gewähren

Die Lehre, dass alle menschliche Erkenntnis ihrem Sinn nach auf die Praxis bezogen sei, gehörte zum Kernbereich der antiken griechischen Philosophie. Aristoteles vertrat die These, dass die erkannten Wahrheiten die Praxis leiten sollten, sowohl in den Erfahrungen des Alltags als auch in den Wissenschaften und Künsten. Die Menschen brauchen in ihrem Daseinskampf die Anstrengung der Erkenntnis, das Suchen nach der Wahrheit, weil ihnen nicht unmittelbar zugänglich ist, was das für sie Gute, Zuträgliche und Richtige ist. Aristoteles vertritt die Auffassung, dass alle Berufsgruppen in ihrem Sachgebiet über das rechte Wissen verfügen müssen, um so handeln zu können, wie es die jeweils wechselnde Situation erfordert. Aristoteles betont so den praktischen Charakter jeder Erkenntnis, macht aber laut Herbert Marcuse einen bedeutenden Unterschied zwischen den verschiedenen Erkenntnissen.

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Die Wendung des Menschen zu sich selbst verleiht ihm Sinn

Wenn der Mensch an der Existenz Gottes zu zweifeln beginnt, wenn die Weltvernunft ihm verblasst, ihm selbst die Natur bei aller äußeren Annäherung ihm innerlich fremd bleibt und in seinem Leben eine innere Leere zurücklässt, bleibt ihm laut Rudolf Eucken nur noch ein einziger Weg übrig, um seinem Dasein einen Sinn und Wert zu verleihen: die Wendung des Menschen zu sich selbst, die Durchbildung seines eigenen Kreises zur Betätigung aller Kraft und zu möglichst großem Glück. Das eröffnet dem Menschen eine neue Art von Leben und Sein. Denn von jetzt an wird er ganz und gar in das sichtbare Dasein gestellt, jetzt kann er unbeschränkt die hier vorhandenen Kräfte entfalten und ungehemmt alle Wege gehen. Der deutsche Philosoph Rudolf Eucken, der von 1846 bis 1926 lebte, wurde im Jahr 1908 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

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Rudolf Eucken stellt die Lebensordnung des Naturalismus vor

Eine Lebensordnung des Naturalismus konnte nach der Auffassung von Rudolf Eucken nicht eher entstehen und sich in voller Klarheit zeigen, bevor das Bild der Natur alle Zutat seelischen Lebens verbannte. Zum Hauptziel der Forschung wird, seit dem Beginn der Neuzeit, die Natur in ihrer reinen Tatsächlichkeit zu erfassen. Alle innere Eigenschaft und seelenartiges Streben wird als eine Verfälschung aus ihr entfernt. Die Natur wird in ein Reich unbesselter Massen und Bewegungen umgewandelt, worin alles in einfachen und durchgehenden Formen, nach unveränderlichen Gesetzen geschieht. Dies vollzieht sich aus eigener Notwendigkeit, wobei die Sorge um das Wohl des Menschen ausgeklammert bleibt. Rudolf Eucken schreibt: „Von Anfang an bestand viel Neigung, dies Reich der Natur für das Ganze der Wirklichkeit auszugeben und zugleich alle Wissenschaft nach Art der Naturwissenschaft zu gestalten.“

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Den Menschen ist ihre Unfreiheit in der Freizeit nicht bewusst

Das Wort Freizeit ist relativ jüngeren Ursprungs. Früher sagte man Muße, die ein Privileg unbeengten Lebens bezeichnete. Sie war laut Theodor W. Adorno deshalb auch dem Inhalt nach wohl etwas qualitativ anderes, etwas Glückvolleres. Der Begriff Freizeit dagegen weist auf eine spezifische Differenz hin, auf die von der nicht freien Zeit, die von Arbeit ausgefüllt ist, und zwar, fügt Theodor W. Adorno hinzu, der fremdbestimmten. Freizeit ist also an den Gegensatz von Arbeit gekettet. Dieser Gegensatz prägt ihr selbst ganz wesentliche Züge ein. Ganz prinzipiell darüber hinaus hängt die Freizeit auch sehr vom gesellschaftlichen Gesamtzustand ab. Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

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Kunst und Wissenschaft eröffnen dem Menschen die Tiefe der Welt

Ein der Welt zugewandter Idealismus glaubt den Verwicklungen der Religion entrinnen zu können, ohne den Tiefengehalt des Lebens dabei einzuschränken. Es handelt sich dabei laut Rudolf Eucken um einen immanenten Idealismus, der mit seiner Entfaltung einer Geisteskultur seit Jahrtausenden die Religion begleitet, meist in wohlwollender Ergänzung, manchmal aber auch mit harten Angriffen. Auch dieser Idealismus verfrachtet das Leben in eine unsichtbare Welt, aber er versteht diese nicht als ein neben dem sinnlichen Dasein befindliches und von ihm abgelöstes Reich, sondern als seinen tragenden Grund, seine Tiefe und Seele. Dass das Universum eine solche, dem äußeren Auge verborgene Tiefe besitze, dass es in ihr ein Ganzes bilde und ein inneres Leben führe, mit der diese Ordnung des Lebens steht und fällt.

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Das Streben nach Wahrheit führt zum Leben in der Unendlichkeit

Wahrheit und Glück erscheinen Rudolf Eucken unter menschlichen Verhältnissen oft als unversöhnliche Gegner. In der Sehnsucht nach Wahrheit empfindet der Mensch sein unmittelbares Dasein als zu klein und zu eng. Er möchte solcher Einengung entfliehen und ein Leben mit der ganzen Weite der Unendlichkeit führen. Hier scheint für ihn die größte aller Befreiungen zu wirken. Rudolf Eucken ergänzt: „Die Befreiung von allen Niederungen der Selbstsucht und von der Zufälligkeit einer besonderen Art; ein reineres, edleres, unendliches Leben steigt damit auf, ein Leben, das selbst ein so maßvoller Denker wie Aristoteles für mehr göttlich als menschlich erklären konnte.“ Von so hohem Streben ergriffen, scheint der Mensch laut Rudolf Eucken sein eigenes Befinden gänzlich zurückzustellen, ja es willig aufopfern zu müssen, wenn es der Dienst der Wahrheit verlangt.

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Max Frisch reflektiert über den Beruf des Schauspielers

Für Max Frisch ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Schauspieler, im Gegensatz zu jedem anderen Künstler, kein anderes Instrument hat als sich selbst, seine eigene leibliche Persönlichkeit. Auch die Maler, die Bildhauer, die Schriftsteller und die Musiker sind eitel. Aber in einer Gesellschaft treten sie immer ohne ihre Werkzeuge auf, das heißt sie kommen ohne Palette, ohne Meißel, ohne Computer und ohne Kontrabass. Der Schauspieler dagegen, ob er will oder nicht, kann sein Instrument nicht zu Hause lassen. Max Frisch schreibt: „So kommt der Schauspieler, wenn nicht gerade ein Haus einstürzt, nie ganz aus seiner Begabung heraus; das ist sein Fluch, sein Gehäuse, seine besondere Wirkung, die verblüfft und später langweilt, je mehr er nämlich, kraft seiner immer gegenwärtigen Mittel, die Gesellschaft dominiert.“

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Hermann Hesse liebt das Wort Glück seit Knabentagen

Für Hermann Hesse ist der Mensch mit einem Organ für das Schöne geboren, das ihm die Fähigkeit verleiht, sich an Dingen zu freuen, auch wenn sie ihm nicht nützen. An der Freude des Menschen am Schönen sind seiner Meinung nach stets der Geist und die Sinne im gleichen Maß beteiligt. Solange die Menschen dazu fähig sind, sich mitten in den Drangsalen und Gefährdungen ihres Lebens, sich an scheinbar Nebensächlichem zu erfreuen, wird er seinem Dasein immer wieder einen Sinn zuschreiben können. Hermann Hesse zählt zu diesen Dingen beispielsweise ein Farbenspiel in der Natur, das Kopfdrehen einer spielenden jungen Katze oder das Variationenspiel einer Sonate.

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Die Philosophie kann das Leben wesentlich erhöhen

Wenn die Philosophie aus einem schaffenden Leben schöpft und damit allein eine Selbstständigkeit gewinnt, so hat sie laut Rudolf Eucken die große Aufgabe, den Menschen dieses Leben zu vermitteln und damit den Stand der Individuen wesentlich zu erhöhen. Rudolf Eucken, der den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1908 erhielt, schreibt: „Sie ist keineswegs eine Sache des bloßen Intellekts, sondern nur mit Hilfe des Intellekts vollzieht sich eine Erhöhung des Lebens. Sie steht nicht als eine kühle Betrachtung neben dem Leben, das unabhängig von ihr verläuft und erst nachträglich von ihr betrachtet wird, sondern sie selbst hilft das Leben bilden und weiterführen, sie wird von seiner Bewegung getragen und getrieben.“

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Rebekka Reinhard fordert eine Erneuerung der Ethik

Rebekka Reinhard glaubt, dass das Leben aus einem Menschen einen Philosophen machen kann. Dies geschieht immer dann, wenn der Lebensweg besonders kompliziert, aussichtslos, unübersichtlich oder verwirrend geworden ist. Dann stellen viele Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens oder der Bedeutung des eigenen Ichs. Rebekka Reinhard schreibt: „Der Unterschied zwischen uns und den klassischen Philosophen besteht hauptsächlich darin, dass wir irgendwann meinen, eine endgültige Antwort auf unsere Fragen gefunden zu haben. Der klassische Philosoph dagegen nimmt jede Antwort zum Anlass, eine neue Frage zu stellen.“ Er weiß, dass das menschliche Dasein voller Irrtümer ist. Dennoch hofft er eines Tages die ganze Wahrheit erkennen zu können.

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Martin Walser ringt in seinen Romanen um die Wahrheit

Vor zehn Jahren hat der berühmte Schriftsteller Martin Walser in sein Tagebuch folgende Worte geschrieben: „Die Kriege sind vorbei, die Kämpfe haben erst begonnen.“ In jenem Frühjahr erschien sein Buch „Tod eines Kritikers“. Martin Walser ist am 24. März dieses Jahres 85. Jahre alt geworden und sprüht immer noch voller Tatendrang. Seit seinem 75. Geburtstag sind nicht weniger als vier Romane von ihm veröffentlicht worden. Sie heißen „Der Augenblick der Liebe“, Angstblüte“, „Ein liebender Mann“ und „Muttersohn“. Nebenbei hat er die Novelle „Mein Jenseits“, drei umfangreiche Tagebuchbände sowie 39 Balladen und mehrere Essays geschrieben. Die schriftstellerische Produktivität Martin Walsers ist beeindruckend. Seine Themen dringen immer mehr in das Existenzielle eines Menschenlebens vor – immer tiefer, immer kräftiger dringt er in die unergründlichen Tiefen des Daseins ein.

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Rudolf Eucken beschreibt die Aufgaben der Philosophie

Für Rudolf Eucken, der im Jahr 1908 den Nobelpreis für Literatur erhielt, ist die Philosophie nicht nur voller Probleme, sondern auch als Ganzes ein Problem und wird es in Zukunft auch bleiben, was sich an ihrer verschiedenartigen Einschätzung und umstrittenen Stellung zeigt, die ihr das menschliche Leben gibt. Rudolf Eucken schreibt: „Einerseits heißt sie die Königin der Wissenschaften, und ein ihr geweihtes Leben dünkt die Höhe des menschlichen Daseins, Geister allerersten Ranges bemühten sich, ihr zu dienen, und in den Gesamtstand der Menschheit griff sie oft mit mächtiger Wirkung ein.“ Rudolf Eucken betont, dass dabei dies Wirken die vielfältigsten Verzweigungen einging.

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Friedrich Nietzsche sucht nach dem Sinn des Lebens

Auch im vielfältigen, sprunghaften und teilweise widersprüchlichen Denken Friedrich Nietzsches lassen sich immer wiederkehrende Motive und dominierende Fragen erkennen. So steht beispielsweise die erste Phase seines philosophischen Denkens, die mit den ersten „Baseler Vorträgen“ beginnt und mit der „Morgenröthe“ endet, unter der Leitfrage nach dem Wert und Sinn der menschlichen Existenz. Im 9. Abschnitt seiner zweiten „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ zieht er die metaphysische Reichweite der Frage nach der Welt auf den Punkt einer existentiellen Frage nach dem Sinn des Lebens eines einzelnen Individuums zusammen. Er schreibt: „Wozu die Welt da ist, wozu die Menschheit da ist, soll uns einstweilen gar nicht kümmern, … aber wozu du Einzelner da bist, das frage dich.“

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Joyce Carol Oates fühlt sich der Wahrheit verpflichtet

Die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates hat mehr als sechzig Romane geschrieben, ein wildes Sammelsurium aus Liebesgeschichten, Familiendramen, Romanzen, Psychothrillern, Schauerromanen und Geistergeschichten. Die Initialzündung für ihre beeindruckende Schriftstellerinnenkarriere war eine illustrierte Ausgabe des Buchs „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, das ihr ihre Großmutter zum achten Geburtstag schenkte. Joyce Carol Oates verliebte sich in Alice auf den ersten Blick. Von diesem Zeitpunkt an wollte sie genauso neugierig und unfassbar mutig werden wie Alice. Im Erwachsenenalter analysiert die Schriftstellerin in ihren Geschichten familiäre Neurosen und gesellschaftliche Strukturen, die sie in zwei ihr sehr gut bekannten Milieus findet – in der Welt der Armen und im Elfenbeinturm der Universitätsdozenten.

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Die Gefühle sind weder zufällig noch genetisch bedingt

Barbara L. Fredrickson verspricht in ihrem neuen Buch „Die Macht der Gefühle“ dem Leser, dass er die Wirkung positiver Gefühle verstehen und schätzen lernen wird. Mit dem neuen Wissen über die eigenen Emotionen kann man den Alltag besser bewältigen, da man mehr über sich selbst erfährt und sein vorhandenes Potential besser ausschöpfen kann. Eine positive Grundeinstellung umfasst laut Barbara L. Fredrickson eine Vielzahl positiver Gefühle wie Wertschätzung, Liebe, Vergnügen, tief empfundene Freude, Hoffnung, Dankbarkeit und vieles mehr. Barbara L. Fredrickson ist Professorin für Psychologie an der University of North Carolina in Chapel Hill und hat die Entwicklung der Positiven Psychologie durch ihre Erkenntnisse maßgeblich beeinflusst. Für die von ihr entwickelte „Broaden-and-Build-Theorie“ wurde sie mit zahlreichen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet.

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Für Karl Jaspers gibt es keine absolute Unabhängigkeit

Der deutsche Philosoph Karl Jaspers vertritt die These, dass die Unabhängigkeit des Menschen scheinbar lautlos verloren geht, in einer Welt, in der das Dasein durch das Typische, die Gewohnheiten des Alltags und die ungefragten sich wiederholenden Selbstverständlichkeiten überflutet wird. Dieser um sich greifenden Tendenz setzt er das Philosophieren entgegen, in der der denkende Mensch unter allen Bedingungen um seine innere Unabhängigkeit ringt. Denn das Bild des Philosophen wird seit der Antike von seiner Unabhängigkeit geprägt, weil er sich der Welt der Güter entsagt, von der animalischen Herrschaft der Triebe befreit und wie ein Asket befürfnislos lebt.

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