Die Diners mit Gala sind ein Feenmärchen von dionysischem Jubel

Die „Gala-Diners“ von Salvador Dalí sind in Bild und Wort einzig den Freuden des Gaumens gewidmet. Im dritten von zwölf Kapitel geht es um Vorspeisen, die das spanische Malergenie als „Große Köstlichkeiten aus Winzigem“ bezeichnet. Dazu zählt Salvador Dalí beispielsweise „Blutwurstsoufflé mit Maronen“, „Rinderhirn in Speck“ oder „Gegrillter Hammelkopf“. Jedes Rezept ist detailliert beschrieben und mit einer Zutatenliste versehen. Zu den einzelnen Kapiteln hat Salvador Dalí eigens zwölf Tafeln entworfen und signiert. Das Buch enthält außerdem sechsundfünfzig farbig illustrierte Rezepte, darunter einundzwanzig von den ungekrönten Königen der französischen Gastronomie: Lasserre, La Tour d`Argent, Maxim`s und Le Buffet de la Gare de Lyon. Fleisch ist für Salvador Dalí nichts anderes als sodomisierte Zwischengerichte. Das Bahnhofsrestaurant in Lyon steuert für dieses Kapitel sein Rezept „Roastbeef im Gemüsekranz“ bei.

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Kurt Tucholsky hält den Deutschen einen Spiegel vor (9.Teil)

Im Jahr 1929 schrieb Kurt Tucholsky das Buch „Deutschland, Deutschland über alles“. Darin lieferte er eine Art Bericht zur Lage der Nation und hielt den Deutschen einen Spiegel vor. Das Werk ist ein Rückblick auf zehn Jahre Republik, die sich beharrlich weigerte, wirklich demokratisch zu werden. In einem großen Rundumschlag rechnete er noch einmal mit jenem „Teutschland“ ab, das er hasste und stets bekämpft hatte. Das Buch stellt eine wütende Attacke gegen den Staat dar, der nur zufällig Republik ist, gegen diese negative Monarchie, in der immer noch der alte wilhelminische Geist herrscht und sowohl die reaktionäre Justiz als auch das revanchelüsterne Militär weiterhin überragende Machtfaktoren verkörperten. Kurt Tucholsky übergoss die deutschen Spießbürger und Moralapostel mit Hohn und Spott und sparte nicht mit Seitenhieben auf fast alle „heiligsten Güter“ des Bürgertums.

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Das Streben nach Wahrheit führt zum Leben in der Unendlichkeit

Wahrheit und Glück erscheinen Rudolf Eucken unter menschlichen Verhältnissen oft als unversöhnliche Gegner. In der Sehnsucht nach Wahrheit empfindet der Mensch sein unmittelbares Dasein als zu klein und zu eng. Er möchte solcher Einengung entfliehen und ein Leben mit der ganzen Weite der Unendlichkeit führen. Hier scheint für ihn die größte aller Befreiungen zu wirken. Rudolf Eucken ergänzt: „Die Befreiung von allen Niederungen der Selbstsucht und von der Zufälligkeit einer besonderen Art; ein reineres, edleres, unendliches Leben steigt damit auf, ein Leben, das selbst ein so maßvoller Denker wie Aristoteles für mehr göttlich als menschlich erklären konnte.“ Von so hohem Streben ergriffen, scheint der Mensch laut Rudolf Eucken sein eigenes Befinden gänzlich zurückzustellen, ja es willig aufopfern zu müssen, wenn es der Dienst der Wahrheit verlangt.

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David Brooks stellt ein umfassendes Bild vom Menschen auf

Der amerikanische Journalist, der für die New York Times schreibt und ein Buch mit dem Titel „Das soziale Tier“ veröffentlicht hat, ist davon überzeugt, das Menschen viel besser durch Geschichten lernen als durch Argumente. Eine große Rolle spielt dabei auch die Macht und die Wichtigkeit von Emotionen. Bei seinen Recherchen war er geschockt darüber, wie massiv das Unterbewusstsein die Meinungen und Entscheidungen eines Menschen beeinflusst, da er seinen Geist nicht direkt kontrollieren kann. Aber ein Individuum hat die Möglichkeit, seine Umwelt zu beeinflussen und darüber dann auch sein Denken. David Brooks erklärt: „Ich meine, dass die Menschen über die Jahrhunderte gelernt haben, ihr Umfeld zu strukturieren und ihr Unbewusstes dadurch auch zu beeinflussen. Durch Manieren, durch Regeln, durch gesellschaftlich geteilte Erziehungsideale.“

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Der Journalismus der Boulevardzeitungen

Boulevardzeitungen wie die BILD, tz, AZ oder der Kölner Expresss, zeichnen sich durch eine schrille Schlagzeile und ein schräges Layout aus. Die Sprache ist klar und einfach, für den Mann von der Straße, in leicht konsumierbare Portionen verpackt. Nicht das Gehirn des Lesers soll angesprochen werden, sondern sein Auge und seine niedrigen Gefühle. Komplizierte Sachverhalte werden vermieden, Losungen und Schlagworte dominieren. Der Boulevard ist die Bühne der Stars und Sternchen, der politischen Skandale sowie der Laufsteg von Sex and Crime. Sensationen und Emotionen marschieren im Gleichschritt. Bis zu 20 Millionen Deutsche lesen täglich eine Boulevardzeitung.

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Günther Uecker macht aus Nägeln Kunst

Ein Nagel wird zum bedeutenden Kunstgegenstand. Für den Künstler Günther Uecker, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wurde, ist dieses Stück Eisen zunächst nur ein Material für seine Arbeit. Für ihn sei der Nagel nichts weiter als ein Zeichenstift. Für ihn ist der Nagel das beste Produkt, um seine Vorstellungen von Kunst in das Holz oder in die Leinwand zu hämmern. Wenn er seine Nägel in die Farbe Weiß taucht, strahlen seine Kunstwerke eine unerwartete Leichtigkeit aus. Günther Uecker arbeitet deshalb so gerne mit einfachen Materialien, weil er seine Kindheit nicht vergessen hat, die er in einer Bauernfamilie in Mecklenburg verbracht hat.

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Axel Springer gründet die BILD-Zeitung

Die Bild-Zeitung orientierte sich bei ihrer Gründung im Jahr 1952 an den britischen Boulevardzeitungen. Der Zeitungsverleger Axel Springer hatte die Blätter während der englischen Besatzungszeit in Hamburg kennen und schätzen gelernt. Er gestaltet das Layout und erfindet den Namen BILD für eine Zeitung, die es in dieser Form vorher noch nicht in Deutschland gegeben hatte. Die erste BILD wird am 24. Juni 1952 kostenlos verteilt, danach für 10 Pfennig verkauft. Als Zeitung, die nur im Straßenverkauf angeboten wird, muss sie vor allem durch ihre Schlagzeile beim Leser Neugier und Interesse wecken. Die Schlagzeilen verfehlen ihre Wirkung nicht. Schon ein Jahr nach der Gründung werden täglich mehr als 1 Million Exemplare von der Bild-Zeitung verkauft. 1962 sind es bereits vier Millionen. Ein kometenhafter Aufstieg.

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